Fördert Einsamkeit Depression?

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victoriablue23
Beiträge: 1
Registriert: 8. Mär 2018, 18:33

Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von victoriablue23 »

Hallo an alle,

bin neu hier und ich kann nicht sicher sagen, ob ich wirklich Depressionen habe, aber ich habe und hatte sicher schon einige depressive Episoden(also offiziell vom Doc bestätigt) bzw. depressive Tage, wenn das jmd kennt...

Und seit längerem beschäftigt mich eben auch, ob Einsamkeit bei mir ein Faktor ist, der alles schlimmer macht oder ob auch Gemeinschaft alles „verschlimmern“ kann oder nicht, habe nämlich beides erlebt.

Ich bin vor fast 4 Jahren umgezogen in eine andere Stadt zwecks Ausbildung/Studium und mir fällt es schwer Freunde zu finden. Es gab/gibt viele Bekannte und auch mittlerweile eine sehr gute Freundin, aber auch immernoch viele Abende alleine und das zieht mich runter, wenn ich eigentlich Ablenkung bräuchte.

Andererseits war ich vor einiger Zeit mit meinen Geschwistern in einem 2-wöchigen Urlaub und da hatte ich auch 2 Tage ein richtiges Tief, an einem der Tage konnte ich nur weinend im Bett liegen. Die Anlässe waren meistens, dass ich mich etwas verletzt hat, was eine meiner Schwestern gesagt hat oder Minderwertigkeitsgefühle die entstanden durch das sich mit den anderen vergleichen. Auch war ich schon zu Besuch bei Leuten in der Heimat und trotz schöner Gespräche und Spaß gab es auch da Momente der inneren Leere oder Trauer.

Kennt ihr das auch, dass ihr in beiden Situationen schlechte Momente habt oder erlebt ihr diese z.B. nur in Einsamkeit?

Würde mich freuen, wenn ihr von euren Erfahrungen berichten könntet.
Katerle
Beiträge: 11265
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von Katerle »

Hallo viktoriablue,

bin gerne mal alleine und auch in Gemeinschaft. Was mir nicht gutgetan hatte war, als ich mich einsam gefühlt hatte über längere Zeit, was ich so nicht kannte. Bin ja mit mehreren Geschwistern aufgewachsen und da war ich auch nie allein oder hatte mich einsam gefühlt. Bei uns war immer Stimmung, selbst als wir abends alle in den Betten lagen, gab es immer ein Gesprächsthema vor dem Einschlafen und wir hatten auch alle ein gemeinsames Zimmer damals. Heute hat ja fast jedes Kind sein eigenes Zimmer und da fehlt dann abends auch die Unterhaltung. Ist nur eine Feststellung. Andererseits hatte man nie mal eine Rückzugsmöglichkeit für sich alleine.
Zuviel an Gemeinschaft tat mir auch nicht gut, es muss schon alles die Waage halten.

Einsamkeit in der Beziehung war für mich sehr belastend. Ist aber nicht mehr so, es hat sich einiges zum Positiven gewendet.
Ansonsten gehe ich unter Menschen oder treffe mich mal mit jemanden und brauche ich meine Ruhe, dann ziehe ich mich auch gerne mal zurück.

Liebe Grüße
Katerle
Dirk72
Beiträge: 96
Registriert: 18. Mär 2018, 20:48

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von Dirk72 »

Hallo victoriablue,
Meiner Meinung nach wird Depression ganz eindeutig durch Einsamkeit gefördert. Ich bin durch mehrere Umzüge einsam. Ab einem bestimmten Alter ist es schwer, in einer fremden Gegend Anschluss zu finden.
Habe kürzlich gelesen, dass Einsamkeit auch viele weitere Krankheiten fördert. Leider leben in unserer Gesellschaft immer mehr Menschen alleine
Schöne Grüße
Dirk
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Victoriablue
Bei sehr vielen Menschen fördert Einsamkeit Depressionen, auch bei mir. Ich bin aber auch sehr gerne allein, und höre meine Opern. Sie ziehen mich fast immer aus dem tiefen Loch der Traurigkeit heraus. Wie du bestimmt weisst, kann man auch in einer größeren Menschenmenge einsam sein. Unsere Krankheit ist sehr Facettenreich, und kann bei jedem Patienten andere Symptome zeigen. Ob du Depressionen hast, kann dir am Besten ein Psychiater sagen. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute !

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
DracheSunwar
Beiträge: 92
Registriert: 21. Feb 2017, 20:03

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von DracheSunwar »

Rückzug von sozialen Kontakten kommt bei Depressionen sehr häufig vor, insofern gibt es einen Zusammenhang zwischen Depressionen und alleine sein (Einsamkeit ist ja eine Bewertung des alleine Seins).
"Glaube nicht alles, was im Internet steht." (Albert Einstein)
gvman
Beiträge: 287
Registriert: 20. Okt 2015, 10:35

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von gvman »

Bei mir fördern meine körperlichen Beschwerden den Rückzug. Mit permanenter Übelkeit (mein Hausarzt möchte mir wieder eine Magenspiegelung nahelegen) unternimmt man einfach nicht mehr viel, obwohl ich es eigentlich sofort machen würde. Klassische Musik höre ich nur noch selten, weil ich selber musikalisch aktiv war und es mich verbittert, eben nicht mehr aktiv sein zu können. Trotzdem zwinge ich mich derzeit immer häufiger raus. Es bewegt sich in meinem Leben auch etwas , ob es aber Erfolg verspricht,wird sich zeigen..Hatte gestern leider auch zwei negative Erlebnisse, aber dazu an anderer Stelle vielleicht einmal mehr. LGrüße
Max_
Beiträge: 583
Registriert: 19. Jan 2018, 11:46

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von Max_ »

Hallo victoriablue,

ich glaube auch, dass das Gefühl von Einsamkeit die Depression (stark) ankurbelt.

Einsamkeit impliziert für mich vorallem das Gefühl von Abgeschnittensein... von den Anderen, einem guten Leben, usw. Begriffe wie "das Leben zieht an mir vorbei" können auch daraus resultieren.

Viele Grüße,
Max
FubarFlip
Beiträge: 8
Registriert: 7. Mai 2018, 22:51

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von FubarFlip »

Hallo victoriablue23!

Ich denke, es ist wichtig zu differenzieren, sowohl bei Einsamkeit als auch bei Gesellschaft.
Du kannst sicherlich positives aus (temporärer) Einsamkeit ziehen, wenn du eine kurze Asuzeit nimmst, dir eine Pause gönnst und auch dabei in der Lage bist, die Ruhe wirklich zu genießen. Leider ist das für Menschen mit depressiven Tendenzen oder Denkmustern oftmals schwierig, weil eben diese Pausen dann unendlich lang werden können, während der Betroffene nicht mehr aus dem eigenen Gedankenkarussell auszusteigen vermag. Dann ziehen wir uns meistens komplett zurück, weil der Weg zurück in die Gesellschaft als Unsicherheitsfaktor betrachtet wird und überhaupt sinnlos erscheint.
Daher würde ich ebenfalls Gesellschaft empfehlen, aber eben nicht um jeden Preis. Ein feindliches Umfeld zu akzeptieren, damit man nicht allein ist, ist eben auch keine Lösung, wie ich finde. Daher ist es wichtig, sich mit gleichgepolten Menschen zu umgeben, und wenn das nur einer ist, völlig egal. Die Menschen um dich sollten dich verstehen und nicht kaputt machen.
Die Antwort auf deine Frage hast du im Grunde schon selbst beantwortet, denn du suchst hier ja auch Gesellschaft, Menschen sind eben soziale Wesen. Versuch dich nicht zurückzuziehen, glaub mir, beschissene Idee.
Es mag Kraft, Mut und eine Menge Überwindung kosten, aber es lohnt sich, wenn du dich ein wenig mehr mit Menschen umgibst. Falls es dir sonst an Ablenkung mangelt: Bücher, Sport (wirkt teils wie ein Antidepressivum), eventuell eine Selbsthilfegruppe, in der du alles loswirst.
Bis dahin bleib dran und sei versichert: Es wird irgednwann wieder besser!

LG Flip
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von Bittchen »

Hallo victoriablue,

du hast ja schon richtige Antwort und Meinungen mitgeteilt bekommen..
Noch ein kleiner Tipp,wenn du im Netz "Positive Aktivitäten googelst"wirst du überrascht sein, was du in kleinen Schritten alles so unternehmen kannst,so dass es dir auch wieder besser gehen kann.
Wenn du unsicher bist und deine "schlechten Tage" zu oft kommen oder auch sogar Wochen daraus werden,dann würde ich dir empfehlen Mal eine Therapie zu machen.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Fördert Einsamkeit Depression?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo alle,

ich würde hier unterscheiden zwischen Einsamkeit und Alleinsein.
Einsamkeit würde ich einordnen unter "Lebensgefühl". Einsamkeit kann man teils wählen (Rückzug). Man kann sich aber auch unter Menschen sehr einsam fühlen (geht in Richtung "nicht verstanden werden, überwiegend unter Menschen sein wo es nicht passen kann)".
Einsamkeit kann man auch teils wählen, um zur Ruhe zu kommen.

Alleinsein ist für mich, wenn man nicht unter Menschen geht, oder sein Ding so alleine durchziehen muss, dass es (fast) keine Verbündeten/Mitstreiter geben kann.
Einsamkeit lässt sich für viele Leute trotz "nicht alleinsein" nicht vermeiden.

Beides kann sehr hinderlich sein, manchmal sehr hilfreich.
Und es gibt ja die geselligen und weniger geselligen Menschen, die ein unterschiedliches Maß an Alleinsein brauchen.

Oft habe ich den Eindruck, wenn von Einsamkeit gesprochen wird, dass eigentlich Alleinsein gemeint ist.

Einsamkeit müssen viele Menschen sogar in größerem Ausmaß hinnehmen (auch viele, die mit einigen Eigenschaften/Aufgaben konfrontiert sind, die weit ab der Norm sind, oder wenn sei manche Berufe ausüben), schlimm finde ich zuviel alleinsein.

Krankheitsfördernd kann beides sein.
So sehe ich das.

LG Gertrud
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