Keine Vertrauensperson - keine Chance

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LillyEvans
Beiträge: 7
Registriert: 30. Mär 2018, 22:15

Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von LillyEvans »

Hallo ihr Lieben!

Erstmal zu mir: Ich bin 14 und leide wahrscheinlich an Depressionen und hochsensibilität. Dies haben zahlreiche Online-Tests ergeben.

Fangen wir ganz vorne an:
Mit einem Jahr wurde mir Neurodermitis(eine Hautkrankheit) nachgewiesen. Meine Mutter fing an, sich damit zu beschäftigen. Mit der Zeit wurde sie ein richtiger Öko-Freak und hasst Ärzte.
Doch durch ihre Hilfe bin ich wieder ziemlich gesund; dafür liebe ich sie.
Meine Eltern lieben sich und mich von ganzem Herzen.
Ende der 6.Klasse hatte ich meinen ersten Nervenzusammenbruch, der einzige von dem irgendjemand anders als ich weiß.
In der 7.Klasse wurde der Druck immer höher, ich hatte kaum mehr Freizeit und ich hatte immer öfter -mindestens einmal monatlich- Nervenzusammenbrüche. Ich weinte oft die ganze Nacht durch, ich trauerte meinem alten ich -der fröhlichen Lilly- hinterher. Ich war oft tagelang schlecht gelaunt, habe es jedoch stets hinter einem Lachen verborgen. Wegen meinem Bruder gab es in der Familie immer mehr Streit, ich konnte ihnen jetzt nicht noch meine Probleme aufbürden.
In der 8.Klasse wurde es schlimmer: Pausen weinend auf dem Klo, Nervenzusammenbrüche alle 2 Wochen, weitere schlaflose Nächte. Und dann diese Leere ständig in mir. Es wurde immer anstrengender, meine Maske aufrecht zu erhalten.
Vor ca. 2,5 Monaten hatte ich dann einen relativ starken Grippeanfall - seitdem verspüre ich keinen Hunger mehr. Essen tue ich nur noch aus Vernunft und um Niemanden zu beunruhigen. meine Mutter weiß aber davon.
Seitdem verliere ich mit jedem Tag an (Leben-)Energie.

Ich kann meiner Mutter nicht von alldem erzählen, weil sie mich selbst behandeln wollen würde, und das halte ich nicht aus.
Ich habe auch keine beste Freundin der ich so sehr vertrauen könnte.

Gruß Lilly
Wenn das Leben nicht mehr Lebenswert ist, hasst es dich nicht: Es prüft, ob du stark genug bist um dafür zu kämpfen.
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Lilly,

du musst diese Bürde nicht allein tragen. Was ist mit deinem Vater, nahen Verwandten. Ich habe meinen Töchtern immer gesagt, in solchen Fällen, wenn mit den Eltern nichts mehr geht ... geht zu einem Taufpaten. Also jemand, dem beide vertrauen. Über kurz oder lang wirst du deine Mutter mit ins Boot holen müssen, aber ebenso wird sich deine Mutter deine Bedenken wegen der Eigenbehandlung anhören müssen.

Es gibt Organisationen, bei denen du anrufen kannst und die dir Tipps geben. Auch die kirchlichen Einrichtungen haben ein offenes Ohr. Viele Schulen haben Vertrauenslehrer ... und Ärzte sind ebenfalls an Schweigepflichten gebunden. Auch das Jugendamt würde dir weiterhelfen und vermittelnd eingreifen. All das wird aber einen Einfluss auf das Verhältnis zu deiner Mutter haben, daher überleg dir, ob du nicht noch einen Versuch unternehmen möchtest, mit ihr zuerst zu sprechen.
LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von Bittchen »

Liebe Lilly,

Lavendel hat die schon viele hilfreiche Tipps gegeben und ich kann da wenig ergänzen.
Das Einzige was ich dir sehr ans Herz legen möchte ist,vertraue dich deiner Mutter an.
So wie du euer Verhältnis schilderst wird sie sich schon Sorgen machen.
Ich habe sofort gespürt ,wenn bei meinen Töchtern was nicht stimmte.
Aber wenn du ihr nichts sagst,kann sie dir auch nicht helfen.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
LillyEvans
Beiträge: 7
Registriert: 30. Mär 2018, 22:15

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von LillyEvans »

Danke erst einmal für eure Antwort!
Ich würde meiner Mutter gerne davon erzählen, doch mir fällt das sehr schwer, da ich das Gefühl habe meine Familie könnte daran zerbrechen.
Ich fasse nicht besonders Vertrauen, schon gar nicht in diesem Maße. Ich stehe keinem meiner Verwandten wirklich nahe.
Die einzige Person, der ich das anvertrauen könnte ist meine ehemalige beste Freundin. Doch sie geht auf ein anderes Gymnasium.

Ich hoffe ich werde es schaffen, mich meiner Mutter mitzuteilen.

Gruß Lilly
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Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von Bittchen »

Liebe Lilly,

ich lege dir sehr ans Herz deiner Mutter zu vertrauen..
Glaube mir bitte,es zerbricht keine Familie daran, wenn Kinder Schwierigkeiten haben.
Da wird alles gemacht ,um zu helfen.

LG Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
LillyEvans
Beiträge: 7
Registriert: 30. Mär 2018, 22:15

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von LillyEvans »

Liebe Bittchen,

Wie kann ich ihr erklären dass ich Depressionen habe?
Ich kann nicht einfach auf sie zugehen und sagen: "Hey, Mama, ich habe Depressionen und würde gerne zu einem Psychologen."

Ich weiß echt nicht wie ich das tun könnte.

Gruß Lilly
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anna1967
Beiträge: 60
Registriert: 16. Mär 2018, 19:04

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von anna1967 »

Hallo Lilly,

ja du kannst deiner Mutter sagen du möchtest ihre Hilfe.
Warte bitte nicht mehr.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen es wird dann besser.

L.G. Anna
LillyEvans
Beiträge: 7
Registriert: 30. Mär 2018, 22:15

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von LillyEvans »

Danke nochmal an Alle!
Es fühlt sich gut an, nicht mehr allein zu sein.
Ich werde es meiner Mutter sagen...aber erst in ein paar Tagen.
Ich brauche Zeit, mir selbst darüber klar zu werden dass ich das tue.
Noch vor ein paar Tagen hätte ich das komplett abgewehrt!
Es ist gut, auch mal eine Einschätzung von der anderen Seite zu hören.
Es wird nicht leicht...und ich habe Angst davor.
Ich hoffe dass ich das mit eurer Hilfe schaffen kann!

Gruß Lilly
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ßßßß

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von ßßßß »

@lillyevens

hier sind die älteren Semester unterwegs. Evtl wäre ja http://www.fideo.de" onclick="window.open(this.href);return false; die bessere Anlaufstelle. Link auch auf der ersten Seite hier.

wenn ich das richtig sehe hast du doch deine eigene Gesundheitskarte. Damit kannst du zu einem Kinder und Jugendtherapeuten/in gehen. Die müssen seit neuesten auch Sprechstunden anbieten. Da kann dann evtl auch schon abgeklärt werden was los ist. Und wenn alles klappt hast du schon mal jemanden auf deiner Seite.
leighanne
Beiträge: 26
Registriert: 6. Mär 2018, 15:07

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von leighanne »

Hallo,
ich möchte dir noch einen weiteren Tipp mit auf den Weg geben: Gibt es eine Lehrerin/einem Lehrer, der/dem du vertraust? Weißt du, du liest dich für mich sehr erwachsen und reflektiert. Und ich glaube, dass du generell immer alles mit dir alleine ausmachst. Das musst du aber nicht. Ein Lehrer deines Vertrauens kann deine Probleme nicht für dich lösen. Er kann dir aber zur Seite stehen, dir Tipps geben, mit dir anschauen, wie dein Weg verläuft und dir einfach zeigen, dass du nicht alleine bist. Es geht ja auch ein bisschen darum, dass du zu dir und deinen Gefühlen stehen lernst. Und da hilft es, wenn einem jemand ab und zu auf die Schulter klopft und signalisiert, dass er dich begleitet, dass er Interesse an dir hat und dich ermutigt. Einfach eine Idee. So ein "Frau/Herr.. hätten Sie mal fünf Minuten Zeit für mich, könnte ich mal mit Ihnen reden?" ist manchmal der Einstieg in ein gutes Gespräch. Oder vielleicht steht ja eine Klassenfahrt bzw. ein Wandertag an. Und glaub mir, Lehrer freuen sich, wenn Schüler ihnen vertrauen ;-)
Lavendel64
Beiträge: 549
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Lilly,
Ich möchte Bittchen beipflichten. Hier wurde zwar richtig angemerkt, dass hier "ältere Semester" unterwegs sind, aber das hat den Vorteil, wir sind Mütter. Auch ich möchte dir sagen, dass die Sorgen und Nöte der eigenen Kinder für die Mutter immer oberste Priorität haben. Wichtig ist, für ein solches Gespräch eine ruhige und unabgelenkte Atmosphäre zu haben.

Deine Mutter hat vermutlich deine Veränderung bemerkt und macht sich Sorgen. Das Problem, das ich bei meinen Töchtern hatte war, dass Nachfragen meist zur Folge hatten, dass sie sich noch mehr zurückzogen. Als Kind möchte man gerne vieles allein mit sich abmachen, einige Dinge sind uns Müttern völlig fremd und neu. So ist dieses Mobbingthema bzw was in den Schulen heutzutage abläuft, weitaus heftiger als das, was ich aus meiner Jugend kenne. Meine Tochter hatte damit massiv zu tun - sie hat die Schule am Ende verlassen. Die Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes muss IMMER im Vordergrund stehen, nicht die guten Noten oder die Karriere. Denn letzteres lässt sich unter Druck nicht erreichen.

Was man oft unterschätzt, ist der tatsächliche Leidensdruck. Meine Tochter sagte mal zu mir: "Das kannst du dir gar nicht vorstellen" - die Art, wie sie das sagte, hat mich überzeugt.

Insofern finde ich es gut, dass du den Weg gehen möchtest und mit deiner Mutter sprechen. Dass das einige Tage dauert, bis du Mut und die richtigen Worte gesammelt hast, ist völlig klar. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich wünsche dir, dass diene Mutter das als den Vertrauensbeweis sieht, der es ist und dich unterstützt.

Auch deine Freundin kann dich doch unterstützen, selbst wenn sie eine andere Schule besucht.

Liebe Grüsse Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
lovely girl
Beiträge: 2
Registriert: 6. Apr 2018, 19:15

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von lovely girl »

Hallo Lilly,
ich weiß wie du dich fühlst, mir ging es vor etwa zwei Jahren auch so...

Heute bin ich fast 16 und habe den Kampf gegen die Depression und die Angststörung überlebt. Ich sage bewusst überlebt, da ich glaube das Einiges anders gelaufen wäre wenn ich nicht diese eine Entscheidung getroffen hätte, die Entscheidung meinen Eltern alles zu sagen!
Leider können wir das meiste noch nicht selbst entscheiden und brauchen unsere Eltern.
Weißt du, meine Eltern haben bei anderen psychisch labilen Leuten gesagt:,, ach die ist nicht krank, die hat nur kein Bock zu arbeiten..."
Das hat mir Angst gemacht und irgendwie war es mir peinlich mich zu outen.
Ich habe mich der Mutter meiner Bestenfreundin anvertraut, die an Burnout leidet. Sie war dabei als ich meinen Eltern alles gesagt habe, dass hat mir meine Angst ein wenig genommen.
Das erste was meine Eltern taten , war mir Vorwürfe zu machen, wieso ich nicht direkt zu ihnen gegangen wäre. Dazu muss ich sagen, dass das Verhältnis zu meinen Eltern und mir nicht immer das Beste war.
Was ich damit sagen will ist, dass ich dadurch eine Therapie begonnen hab, ich war in einer Klinik, aber mir geht es gut und das ist was zählt und das ist das was Eltern für ihr Kind wollen. Also geh diesen Schritt und rede mit ihnen es wird dir besser gehen. Und wenn du willst kann ich dir auch gern helfen wenn du eine Frage, eine Anliegen oder was anderes hast :)

Lg
LillyEvans
Beiträge: 7
Registriert: 30. Mär 2018, 22:15

Re: Keine Vertrauensperson - keine Chance

Beitrag von LillyEvans »

Danke!
Ihr habt mir wieder ein wenig Hoffnung gegeben.
Ich wollte wirklich mit meiner Mutter reden, hatte aber letztendlich nicht den Mut dazu, es ihr zu sagen. Nach mehreren Versuchen, die ich jedes mal abgebrochen habe, hatte ich keine Kraft mehr. Es kostet mich soviel Überwindung und Kraft.
Die Idee einen Lehrer anzusprechen, ist für mich machbarer. Ich könnte ihn/sie bitten mit meinen Eltern zu reden, denn ich glaube nicht, dass ich das allein schaffe.

Gruß Lilly
Wenn das Leben nicht mehr Lebenswert ist, hasst es dich nicht: Es prüft, ob du stark genug bist um dafür zu kämpfen.
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