Ich brauche einen neutralen Rat

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Baker123
Beiträge: 3
Registriert: 2. Apr 2018, 16:14

Ich brauche einen neutralen Rat

Beitrag von Baker123 »

Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier und brauche eure Hilfe.

Ich hab schon seit einigen Jahren immer wieder mit depressiven Episoden zu kämpfen. Mal sind sie stärker ausgeprägt und mal weniger stark.
Auch die Ursachen sind immer unterschiedlich, mal ist es eine Trennung, mal ist es Stress und manchmal einfach Situationen aus denen ich keinen Ausweg weiß.

Vor einigen Jahren habe ich mal eine sehr schlecht sexuelle Erfahrung gemacht, die mich bisher immer noch prägt. Daher ist Sex für mich immer etwas total persönliches wofür ich mir eigentlich sehr viel Zeit nehme.

So kommen wir auch zu meinem aktuellen "Problem" das mit total den Boden unter den Füßen bröckelig gemacht hat.

Vor ein paar Wochen habe ich einen Mann kennengelernt. Ich bin jetzt seit 2 Jahren single. Die letzte Beziehung war von sehr viel psychischer Unterdrückung und auch Fremdgehen seinerseits geprägt, sodass ich auch erst gegen Anfang diesen Jahres richtig über ihn hinweg gekommen bin. Nun ist da also dieser neue Kerl. Jemanden den ich im echten Leben und nicht über irgendwelche Apps kennengelernt hab. Bei den Apps habe ich übrigens auch sehr schnell gemerkt, dass es den Männern hauptsächlich um schnellen und belanglosen Sex geht (also den meisten zumindest...oder zumindest allen mit denen ich Kontakt hatte...).
Danach hat sich besagter neuer Mann auch relativ viel Mühe gegeben. Ich bin 23 und er 26 also kein großer Unterschied. Wir haben zwar nicht viel aber immerhin recht regelmäßig gechattet. Bei unserem zweiten Treffen war ich bei ihm zu Hause und er hat bereits Anstalten gemacht mich zu küssen etc. Da habe ich aber ganz klar gesagt, dass mir das zu viel ist und ich das noch nicht möchte. Hat er, zum Glück, auch so akzeptiert. Er durfte mich sogar am Bauch ein bisschen anfassen. Ich bin auch bei Berührungen durch Fremde immer sehr schnell panisch, durch eben vorher erwähntes Erlebnis aus der Vergangenheit.
Danach war er recht lange von der Arbeit aus unterwegs und auch der Kontakt hat ein bisschen abgenommen. Ich habe mir dann ein Herz gefasst und ihn nochmal gefragt, ob er noch Interesse hat und daraufhin hat er sich auch direkt gemeldet und wir haben uns ein paar Tage später wieder bei ihm getroffen. Ich sollte dort schlafen und direkt am nächsten Tag zur Arbeit gehen. Wir haben uns dann sehr viel unterhalten und er hat mir immer wieder Komplimente gemacht und Sachen aus seinem Leben erzählt. Dann haben wir uns zum ersten Mal geküsst. Ich habe auch ausnahmsweise nicht drüber nachgedacht, dass er mich doch scheiße finden könnte. Oder das küssen schlecht sein könnte. Oder ich mich doof anstellen könnte. Oder, dass er mich nur benutzen könnte. Es hat sich richtig angefühlt. Ich hatte keine Angst vor seinen Berührungen und auch nicht vor der plötzlichen Nähe mit einem "Fremden". Schlussendlich ist es dann dazu gekommen, dass wir Sex hatten. Erst wollte ich es nicht. Ich wollte nichts falsch machen, schließlich hatte ich seit knapp 2 Jahren keinen mehr gehabt. Ich wollte nicht, dass er schlecht von mir denkt, falls er mich nackt doch nicht mehr attraktiv findet. Das habe ich ihm auch gesagt, dass ich Angst habe, dass wenn wir Sex haben, er mich dann nur deswegen mögen könnte. Klar es war in der Situation und er wollte wahrscheinlich einfach nur loslegen aber er hat mir versichert, dass ich mir keine Gedanken machen muss. Also habe ich ihm auch diesen Teil noch gegeben. Ein riesiger Vertrauensvorschuss meinerseits. Gut das konnte er natürlich nicht wissen. Aber ich hab mich auch nicht schlecht gefühlt. Es war "ungewohnt". Schön aber auch eine Hürde jemanden so nah an sich heran zu lassen den man nicht richtig kennt.

Am nächsten Morgen bin ich dann zur Arbeit gegangen als er noch geschlafen hat. Nachmittags haben wir wieder geschrieben und er wollte, dass ich nochmal zu ihm komme, da wir uns danach, bedingt durch seine Arbeit und seinen zweiwöchigen Urlaub, lange nicht mehr gesehen hätten. Wahrscheinlich noch "high" von den Glücksgefühlen habe ich auf meinen ersten Impuls vertraut und bin nochmal zu ihm gefahren. Auch an diesem Abend verlief es gut. Er war zwar anders als am Vortag, also irgendwie "aufgedrehter" aber wir hatten viel Spaß. Haben Musik gehört und auf dem Sofa gekuschelt. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich auch, zumindest kurz, fallen lassen kann und den Moment genießen. Keine Gedanken was alles schief gehen könnte. Also wir dann im Bett lagen hat er mir versichert, dass ich ihn bereits "emotional habe" und "um den Finger gewickelt". Alle Stimmen der Vernunft habe offenbar bei mir ausgesetzt. Ich war einfach nur froh, diesen Moment ohne die unterschwellige Angst genießen zu können. Wir hatten also im Anschluss wieder Sex. Hier war ich eher der aktivere Part. Hat mich jedoch nicht sonderlich gestört. Danach hat er mir versprochen, dass ich "bei nächsten Mal" dran wäre (also sexuell gesehen).

Ich bin also am nächsten Morgen wieder zur Arbeit. Da ich ihn nicht wecken wollte habe ich einen "Guten Morgen, hoffe du hast gut geschlafen und bis bald"-Zettel geschrieben. Darauf kam dann NICHTS mehr von ihm. Ich habe mich nochmal erkundigt, wie es auf der Geschäftsreise ist. Nur abgehackte Nachrichten ohne Gegenfragen bzw. einfach gar keine Antworten mehr auf z.B. meine Aussage, dass ich hoffe dass er abends mal an mich denkt. Da fing bei mir die Panik schon wieder an. Also war es doch nur Sex? Mit leeren Worten? Ich habe ihn vor seinem Urlaub nochmal drauf angesprochen, dass ich mich wundere, wie man so wenig Kontakt haben kann und wie ich es deuten darf. Daraufhin wurde er total pampig, dass er super viel zu tun hat und keine Zeit groß zum Schreiben und ich Druck aufbauen würde. Das war absolut nicht meine Absicht. Direkt bin ich wieder in die Schutzhaltung gegangen und habe ihm gesagt er solle sich nicht stören lassen und Streit und Stress sind nicht was ich im Sinn habe. Und das ist die absolute Wahrheit. Ich wollte nur Klarheit.

Seitdem habe ich auch nichts mehr von ihm gehört. Er war im Urlaub aber auch nach Rückkehr kam nichts mehr. Ich fühle mich total wertlos und ekel mich vor mir selbst wie ich mich selbst habe in solch eine Situation bringen können. So offenbart und verwundbar gemacht. Doch ich kann nicht interpretieren wie er es meint. Dafür kenne ich ihn zu schlecht. Ggf. steiger ich mich da auch rein. Oder er wollte mich tatsächlich genauso benutzen wie die Männer die ich vorher bereits kennengelernt habe.

Jetzt ist allerdings meine Situation, dass ich weiß ich benötige Klarheit. Einen Schlussstrich muss ich selber ziehen. Aber das lässt mein Gefühl derzeit nicht zu. Ich springe zwischen tieftraurig, optimistisch, gleichgültig und Selbsthass hin und her. Ich kann keinen klaren Gedanken sowohl über diese Thema als auch über alle anderen alltäglichen Dinge mehr fassen. Es ist, als ob mein Fokus nicht mehr funktionieren will. Auch die Emotionen habe ich nicht mehr im Griff. In einem Moment bin ich glücklich und nur eine Minute später muss ich auf der Arbeit auf die Toilette gehen weil ich kurz vor einem Heulkrampf stehe. Ich weiß, dass es alles in meinem Kopf passiert. Ich weiß auch, dass er es wahrscheinlich nicht wert ist und ich mir Dinge ausmale aber ich komme von den Gedanken nicht mehr los.

Nun überlege ich, ob ich ihm noch ein letztes Mal schreiben soll. In der Hoffnung, dass er mir dann mit einem klaren "nein" antworten kann. Dieses Schweigen stellt für mich kein klar genug definiertes Ende dar. Ich würde morgen nochmal fragen, ob er es nun weiter verfolgen will mit uns oder nicht. Ja, auch dabei mache ich mich wieder komplett verwundbar und wahrscheinlich auch zur Lachnummer...aber ich brauche ein Ende. Ich zieh mich selber immer weiter tiefer in den Strudel.
Ich hatte schon öfter so starke depressive Phasen wo ich morgens nicht mehr aufstehen konnte, keinen Schlaf gefunden habe, keine Sozialkontakte mehr gepflegt und sehr wenig gegessen habe aber da hatte ich immer die klare Definition woher es kam bzw. wohin ich gehen musste. Das fehlt mir hier komplett. Ich bin selbst entsetzt wie ein so kurzer Kontakt zu einem Fremden mich wieder so aus der Bahn werfen konnte. Seit letztem August war ich eigentlich wieder auf einem aufsteigenden Weg. Nicht mal an Weihnachten gab es Zwischenfälle. Doch jetzt geht es wieder tiefer und tiefer.

Habt ihr eine Idee wie ich ansonsten verfahren soll? Soll ich ihm nochmal schreiben? Ich bin wirklich völlig überfordert mit all den Gefühlen die sich in mir hochbauschen. Tut mir auch leid, dass ich hier so "kindische" Probleme poste...aber manchmal können außenstehende doch noch ein guten Input geben. Meine Freunden sagen ich muss ihn einfach vergessen. Auch so "einfach" kann ich das nicht.

Über Unterstützung würde ich mich echt freuen...Danke schon mal.
Dirk72
Beiträge: 96
Registriert: 18. Mär 2018, 20:48

Re: Ich brauche einen neutralen Rat

Beitrag von Dirk72 »

Hallo Baker123, auch wenn es schmerzhaft ist: es liest sich so, als hätte er bekommen was er wollte. Du bist leider viel zu früh mit ihm intim gewesen.
Wir Depressiven sind für das Gefühl von Liebe sehr empfänglich. Aber das birgt auch die Gefahr von anderen Menschen ausgenutzt zu werden.
Ich habe mich aus gutem gutem Grund entschieden, keine Beziehung mehr einzugehen.
Du wirst die Phase der Traurigkeit überstehen - ganz sicher. Aber bitte tue Dir selbst einen Gefallen und melde Dich nicht bei ihm. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass man sich damit selbst noch kleiner macht.
Wünsche Dir viel Kraft
Dirk
Simone80
Beiträge: 121
Registriert: 1. Apr 2018, 20:54

Re: Ich brauche einen neutralen Rat

Beitrag von Simone80 »

Hallo,

ich bin ganz neu in diesem Forum, habe soeben mein Benutzerkonto freigeschaltet bekommen und überlege, wie mein erster Beitrag aussehen soll. Und nun las ich gerade Deinen Beitrag und fühlte mich spontan angesprochen.

Obwohl meine Lebenssituation ein völlig andere ist als Deine, hat meine aktuelle Krise auch mit Liebeskummer zu tun. Und als ich ungefähr in Deinem Alter war, war ich auch immer sehr unsicher und verletzlich was Beziehungen zu Männern betraf. Ich überlege gerade, inwieweit sich das verändert hat. Obwohl ich 37 Jahre alt bin, habe auch ich gerade Liebeskummer, der sich total kindisch anfühlt. Ich habe aber mittlerweile gelernt, über so etwas zu sprechen bzw. demjenigen klar meine Gefühle und Gedanken mitzuteilen. Und vor allem spüre ich dabei, dass ich nicht die Verletzliche bin in solch einer Situation, sondern die Starke. Weil ich die Dinge klar und ehrlich zur Sprache bringe. Wer das nicht kann, sich versteckt, sich nicht zur Sache äussert oder sich einfach nicht mehr meldet (wie es anscheinend bei deiner Männerbekanntschaft gerade ist), ist eindeutig er der Schwache, finde ich zumindest.

Ich weiss nicht, ob dieser Rat hilfreich für Dich ist, aber ich finde Deinen Gedanken gut, ihn nochmal zu fragen, ob er noch Interesse hat. Das ist ja schliesslich eine neutrale Frage, auf die er wirklich nur mit "ja" oder "nein" zu antworten braucht. Egal wie er antwortet, die Antwort wird auf jeden Fall starke Gefühle in Dir hervorrufen, in welche Richtung auch immer. Das wird nicht zu verhindern sein. Wichtig ist nur, wie Du mit den Gefühlen umgehst. Falls er klar mit "nein" antwortet ist es, denke ich, für Dich wichtig, einen klaren Schlussstrich zu ziehen. Das ist schwer und dauert wohl eine Weile, aber es wird gelingen. Und Du kannst Deine Freunde darum bitten, dass sie Dir einfach nur zuhören, da man bei Liebeskummer einfach einen immensen Bedarf hat, darüber zu sprechen. Und einfache Lösungen gibt es da nicht, man muss es aussitzen, sich ablenken, darüber nachgrübeln und dann aber auch Pausen einlegen. So empfinde ich das zumindest.

Ich hoffe, dass Du etwas mit meinen Gedanken anfangen kannst. Wäre zumindest schön, Deine Meinung zu hören bzw. wie es bei Dir weitergegangen ist :) Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute!
Baker123
Beiträge: 3
Registriert: 2. Apr 2018, 16:14

Re: Ich brauche einen neutralen Rat

Beitrag von Baker123 »

Hallo Dirk72, Hallo Simone80,

ganz ganz lieben Dank für eure schnellen Rückmeldungen.

Ich glaub ich muss mir da heute Nacht wirklich nochmal Gedanken drüber machen wie ich die Situation am besten bewältigen kann. Liebeskummer ist immer hart...
Generell bin ich auch eher der Typ der nur noch schwerer dran zu kauen hat, wenn er alles runterschluckt...

Simone80 magst du erzählen was bei dir los ist? Ich hab mir wirklich total über die lange Antwort gefreut.
Und es hat auch schon mal, zumindest für den Moment, total gut getan sich das einfach "von der Seele zu schreiben".
Dirk72
Beiträge: 96
Registriert: 18. Mär 2018, 20:48

Re: Ich brauche einen neutralen Rat

Beitrag von Dirk72 »

@ baker123
Es ist gut, wenn man hier in Forum unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen vor Augen geführt bekommt.
Den einen Königsweg gibt es selten.
Simone80
Beiträge: 121
Registriert: 1. Apr 2018, 20:54

Re: Ich brauche einen neutralen Rat

Beitrag von Simone80 »

@baker123
Habe gerade meinen ersten Beitrag unter der Überschrift "In Herzensangelegenheiten" erstellt. Zu meinem Liebeskummer komme ich noch, wird ein längerer Text werden :)
DieNeue
Beiträge: 5829
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Ich brauche einen neutralen Rat

Beitrag von DieNeue »

Hallo Baker123,

ich habe deinen Beitrag auch vorhin gelesen und bis ich jetzt den Computer angeschmissen habe, hattest du schon zwei Lösungsvorschläge. Aber ich schreib dir trotzdem noch, ich hätte nämlich noch einen dritten Lösungsvorschlag ;)

Ich kann sehr gut verstehen, dass du nicht mit der ganzen Geschichte abschließen kannst, wenn du von ihm keine klare Antwort hast. Ich ticke da ähnlich wie du. Ich brauche auch Klarheit und wenn sich Geschichten ewig hinziehen, ohne dass mal klar gesagt wird, was jetzt ist, dann kann ich damit auch nicht abschließen und es beschäftigt mich Jahre später noch. Ich hatte so eine Situation letztes Jahr mit meiner früheren besten Freundin. Wir hatte eine Meinungsverschiedenheit (glaube, zum ersten Mal in unserer Freundschaft) und sie hat sich daraufhin zurückgezogen. Das ging auch länger als ein Jahr. Ich wollte ihr Zeit lassen, und hatte auch noch andere Dinge zu tun, aber das Ganze hat mich nicht losgelassen. Es kam immer wieder hoch und hat mich geärgert. Ich hab sie dann irgendwann angeschrieben und nachgefragt, warum sie sich nicht mehr meldet. Da kam als Antwort, dass sie den Kontakt komplett abgerochen hat. Und ich dachte immer, da kommt irgendwann noch was von ihr, wenn sie alles verdaut hat. Ich kann sowas auch nicht einfach vergessen. Jetzt habe ich die Klarheit und es ist gut so. Es ärgert mich manchmal noch, dass sie mich so lange im Unklaren gelassen hat, aber es ist auf jeden Fall besser als vorher.

Ich würde ihn auch anschreiben, damit du wirklich selber Klarheit bekommst. Selbst wenn er sich gar nicht mehr meldet, dann ist das auch eine Antwort.
Baker123 hat geschrieben:Ja, auch dabei mache ich mich wieder komplett verwundbar und wahrscheinlich auch zur Lachnummer...aber ich brauche ein Ende.

Ich finde aber, wichtig wäre, dass du nicht unterwürfig ankommst unud es so aussieht, als würdest du ihm hinterherlaufen. Und ich finde es wichtig, dass du, falls das Ganze endet, mit erhobenem Haupt aus der Sache rausgehen kannst. Deshalb würde ich das ganze auch schriftlich machen und nicht am Telefon.
Als ich deinen Beitrag gelesen habe, habe ich spontan gedacht, ich würde es nicht ihm überlassen zu entscheiden, ob es mit dir und ihm weitergeht! Damit gibst du ihm viel Macht über dich und im Prinzip kann er dann mit dir wieder machen, was er will. So wie ich es aus deinem Text rauslese, möchtest du eigentlich, dass die Sache zu Ende ist, oder verstehe ich das falsch?
Ich würde ihm schreiben, dass du die Sache mit dir und ihm beendest, ganz egal, ob du eigentlich eine Beziehung möchtest oder nicht. Damit zeigst du, dass du ihm nicht hinterher rennst. Er hätte dann mehrere Möglichkeiten zu antworten: Wenn er gar nicht antwortet, dann kannst du ihn echt vergessen. Wenn er antwortet, die Sache auch so sieht und sich verabschiedet, dann kannst du ihn auch vergessen, hast aber trotzdem ein respektvolles Ende. Aber wenn er dich wirklich will, dann hat er im Prinzip trotzdem die Chance, nachzufragen, warum und weshalb und ihr könntet die Sache klären. Und vielleicht würde er sich etwas mehr für dich ins Zeug legen! Ob mein Vorschlag praxistauglich ist, weiß ich nicht, hab ihn noch nicht ausprobiert ;) Aber vielleicht wäre es eine Möglichkeit, aus der Situation rauszugehen, ohne sich groß verwundbar zu machen und trotzdem einen Abschluss zu haben. Und so von außen, von dem, wie du ihn beschreibst, klingt es für mich nicht so, als wäre er gerade total verliebt.
Simone80 hat geschrieben:Ich habe aber mittlerweile gelernt, über so etwas zu sprechen bzw. demjenigen klar meine Gefühle und Gedanken mitzuteilen. Und vor allem spüre ich dabei, dass ich nicht die Verletzliche bin in solch einer Situation, sondern die Starke. Weil ich die Dinge klar und ehrlich zur Sprache bringe. Wer das nicht kann, sich versteckt, sich nicht zur Sache äussert oder sich einfach nicht mehr meldet (wie es anscheinend bei deiner Männerbekanntschaft gerade ist), ist eindeutig er der Schwache, finde ich zumindest.
So sehe ich das auch so. Es ist natürlich schwer, zu jemandem zu gehen und zu sagen "Ich möchte keinen Kontakt mehr mit dir", aber sich einfach gar nicht mehr melden, ist auch nicht fair. Auf die Antwort meiner damaligen Freundin hätte ich am liebsten angefangen, alles mit ihr auszudiskutieren, um das für mich abzuschließen. Aber ich habe dann mit meiner Betreuerin vom Ambulant betreuten Wohnen geredet und sie hat mir den Rat gegeben, dass ich ihr genauso sachlich zurückschreiben soll wie sie mir geschrieben hat und ich nicht anfangen soll, sie weiter Sachen zu fragen etc. Ich würde keine Antwort bekommen, da sie damit abgeschloßen hat. Aber ich würde damit zeigen, dass mir das alles noch sehr nahgeht und mich damit auch verwundbar machen. Wenn ich meine Verletzung preisgeben würde, dann würden wir nicht auf Augenhöhe stehen und ich würde mich immer schlechter fühlen als sie. Für mich war das sehr schwer, das zu akzeptieren, weil ich eigentlich alles geklärt haben will, aber ich hab dann wirklich sachlich geantwortet und es kam auch nichts mehr zurück. Dafür habe ich mein Gesicht gewahrt. Und mir geht es wie Simone, ich fühle mich dadurch auch stärker.
Baker123 hat geschrieben:Ich fühle mich total wertlos und ekel mich vor mir selbst wie ich mich selbst habe in solch eine Situation bringen können. So offenbart und verwundbar gemacht. Doch ich kann nicht interpretieren wie er es meint. Dafür kenne ich ihn zu schlecht. Ggf. steiger ich mich da auch rein.
Nein, ich finde nicht, dass du dich da reinsteigerst! Für mich ist Sex auch etwas sehr persönliches, das ich nicht mit jedem teilen will und nur dafür benutzt zu werden, oder auch nur das Gefühl zu haben, vielleicht dafür benutzt worden zu sein, fände ich furchtbar. Vor allem, wenn man vorher schon schlechte Erfahrungen gemacht hat, ist das ja nochmal ein ganz anderes Thema.
Und kindisch finde ich das Problem auch nicht! Geht ja nicht darum, dass er dir mal an den Haaren gezogen hat oder dir deine Lieblingspuppe geklaut hat. ;)
Vielleicht kannst du die Situation auch ein bisschen als "Lernerfahrung" ansehen. Wenn du stark und mit erhobenem Haupt (muss ja nicht gleich arrogant sein ;) ) aus der Situation rausgehst, dann hast du eine schwierige Situation gemeistert und kannst wieder stärker und sicherer werden. Du schreibst ja, dass du in deiner letzten Beziehung viel psychische Unterdrückung erlebt hast. Ich denke, du hast jetzt die Gelegenheit anders damit umgehen zu lernen.
Baker123 hat geschrieben:Ich hatte schon öfter so starke depressive Phasen wo ich morgens nicht mehr aufstehen konnte, keinen Schlaf gefunden habe, keine Sozialkontakte mehr gepflegt und sehr wenig gegessen habe aber da hatte ich immer die klare Definition woher es kam bzw. wohin ich gehen musste. Das fehlt mir hier komplett.
Ernsthaft? Ich finde, alles was du geschrieben hast, ist schon Grund genug, wieder in eine depressive Phase zu rutschen! Es ist doch unterbewusst Stress pur, wenn du dich wieder auf jemand Neuen einlassen sollst, mit der Gefahr, dass es wieder so läuft wie früher, dir ständig Gedanken machst, wie weit du gehst, wie weit du ihn gehen lässt, deine permanenten Ängste, ob du auch okay bist, die Fragen, warum er sich nicht meldet oder wie du damit umgehst, wenn er patzig wird... Ich finde das reicht schon ;) Und von daher macht es auch wirklich Sinn, ihn zu fragen und dir Klarheit zu verschaffen. Ich habe auch nicht geglaubt, wieviel Kraft mich die Geschichte mit meiner Freundin gekostet hat. Aber mir ist SOOO ein Stein vom Herzen gefallen, als ich endlich beschlossen hatte, nachzufragen. Ich war soooo erleichtert. Das war wirklich Wahnsinn zu fühlen, wie sehr mich diese eine Geschichte niedergedrückt hat.
Baker123 hat geschrieben:Bei unserem zweiten Treffen war ich bei ihm zu Hause und er hat bereits Anstalten gemacht mich zu küssen etc. Da habe ich aber ganz klar gesagt, dass mir das zu viel ist und ich das noch nicht möchte. Hat er, zum Glück, auch so akzeptiert. Er durfte mich sogar am Bauch ein bisschen anfassen. Ich bin auch bei Berührungen durch Fremde immer sehr schnell panisch, durch eben vorher erwähntes Erlebnis aus der Vergangenheit.
Ganz andere Frage: Warum übernachtest du gleich beim dritten Treffen bei ihm, wenn du beim zweiten Treffen noch nicht mal wolltest, dass er dich küsst? Das ist jetzt keine Kritik an dir, sondern nur eine Anregung zum Nachdenken... Ich denke, wenn ich jemanden möchte, der mich nicht nur für schnellen Sex benutzen und mich danach wieder fallen lassen will, dann wäre es gut, auch mein Verhalten danach auszurichten. Also nicht nur dem Anderen in der Situation Grenzen setzen, je nachdem, was sich gerade gut oder nicht gut anfühlt, sondern sich auch vorher selber Grenzen setzen und sich "Hilfsmittel" schaffen, die Grenzen einzuhalten. Also, wenn du nicht mit ihm schlafen willst, solange du nicht sicher bist, ob er dich nur benutzt oder nicht, übernachte nicht bei ihm. Sobald man nämlich in der Situation bist, knickt man schnell ein, v.a. wenn es um Gefühle und Verlangen geht, und man sagt schneller ja zu etwas, was man eigentlich nicht möchte.
Das ist im Prinzip so ähnlich wie wenn ich abnehmen will und ich Schokolade zu Hause liegen habe, die mich immer anlächelt und zu mir sagt "Iss miiiiiich!", und ich immer wieder an ihr vorbei laufe oder dran denke und ich jedes Mal entscheiden muss, ob ich sie jetzt esse oder nicht. Einfacher wäre es, zu entscheiden, "einfach" keine Schokolade mehr zu kaufen. Dann liegt keine mehr zu Hause rum und ich steh nicht ständig in der Versuchung sie doch zu essen (am besten noch auf einmal :roll: ). Dass es schwer ist, die Schokolade im Supermarkt im Regal liegen zu lassen, weiß ich. Das versuche ich immer, um mein Gewicht in den Griff zu kriegen und manchmal stehe ich da lange davor ;) Meistens klappt es, manchmal nicht.

Was mir noch eingefallen ist, was dir vielleicht helfen könnte im Bezug darauf, dass du bei Männern schnell nachgibst, ist das Buch "Die fünf Sprachen der Liebe". Darin geht es darum, dass jeder Mensch eine Art ("Sprache") hat, seine Liebe zu zeigen und auch sich am meisten geliebt zu fühlen. Manche Menschen fühlen sich am meisten geliebt, wenn sie Anerkennung bekommen, andere Menschen, wenn sie Geschenke bekommen oder ihnen jemand hilft. Eigentlich ist das Konzept eher dafür gedacht, rauszufinden, was man selber und der Partner/das Kind/etc. für eine Sprache der Liebe besitzt, so dass man sich seine Liebe gegenseitig besser zeigen kann und der andere sie auch versteht. Mir ist aber auch aufgefallen, wenn ich meine eigene Sprache der Liebe kenne, dann merke ich auch eher, wenn ich gefühlsmäßig auf jemanden reagiere, mit dem ich z.B. verstandesmäßig überhaupt nicht zusammen sein will. Also ich weiß mittlerweile, wo bei mir die Hebel sind, die man verstellen muss, damit ich "schwach werde".
Wenn man also z.B. schwach wird, wenn jemand einem Komplimente macht, dann weiß man, dass man an der Stelle aufpassen muss, dass man nicht genau darauf reinfällt. Denn sobald jemand anfängt, einem haufenweise Komplimente zu machen, schaltet sich ja der Kopf aus und die Schmetterlinge im Bauch an, weil man sich geliebt fühlt. Aber wenn man da dann weiß, dass man bei Komplimenten schnell schwach wird, dann bleibt vielleicht noch eine kleine helle Lampe im Kopf an und man passt besser auf, dass man nicht Sachen macht, die man eigentlich nicht will. Wenn man sich schützen will, dann sind diese Punkte, wo man schwach wird, genau die Punkte, wo man genauer aufpassen sollte und evtl. besser Grenzen setzen sollte. Das soll jetzt nicht heißen, dass man gleich voll mauern soll, wenn einem jemand ein Kompliment macht, denn das ist ja an sich etwas positives. Aber wenn ich die Absichten einer Person noch nicht kenne, dann wären das Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen und habe dich nicht noch mehr durcheinander gebracht. Aber ich wünsch dir wirlkich den Mut, dir Klarheit zu holen. Das darfst du dir wert sein!

Liebe Grüße,
DieNeue

Edit: Hier noch der Link zu dem Buch: https://www.amazon.de/Die-f%C3%BCnf-Spr ... +der+liebe" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Das gibts nicht nur für Ehepaare, sondern auch für Kinder, Singles, Famlilien usw. Ist im Prinzip auf jeden anwendbar ;)
Baker123
Beiträge: 3
Registriert: 2. Apr 2018, 16:14

Re: Ich brauche einen neutralen Rat

Beitrag von Baker123 »

Hallo ihr Lieben,

hier kommt mein Update:

Erstmal darf ich mich nochmal ganz herzlich bei euch allen für die Unterstützung und eure Gedanken bedanken!

Ich habe mir das alles sehr zu Herzen genommen und es hat gut getan so ehrliche Hilfe zu bekommen.

Ich habe ihm also gestern nochmal eine Nachricht geschickt. Wie ich finde, sehr nett aber auch sehr direkt formuliert. Habe gesagt dass ich hoffe dass sein Urlaub erholsam war und wissen will ob ich in die Sache mit "uns" noch Energie investieren soll oder nicht.
Geschickt habe ich die Nachricht um ca. halb 6 abends, gelesen hat er sie um halb 9 und danach kam nichts zurück.
Das ist jetzt auch das endgültige Zeichen für mich. Keine Antwort ist auch eine Antwort und wer so wenig Empathie, Anstand und gute Kinderstube hat....da fällt mir gar nichts zu ein. Finde es eigentlich gerade nur noch unhöflich.

Klar ich bin auch super traurig. Ich wusste ja, dass ich so reagieren würde, aber auch etwas froh, dass ich es jetzt zumindest weiß. Vllt. bin ich zu nett oder sehe wirklich zu oft ganz naiv das Gute im Menschen aber ich hätte ihm gestern Abend, wenn er sich gemeldet hätte, noch alles Gute gewünscht. Aber er tickt da offenbar anders als ich.

Jetzt werde ich ausnahmslos alles löschen. Handynummer, Facebook, Instagram. Ich brauche einen klaren "cut". Zeit zu "trauern" und mich zu erholen. Natürlich zweifel ich noch ein meiner geistigen Fähigkeiten und ich hab auch Angst, dass dieses Erlebnis jetzt für eine ganze Zeit mein Denken und Handeln überschatten wird. Doch ggf. kann es mir auch eine Lehre für die Zukunft sein, ich sehe aktuell noch nicht wie genau, aber möglicherweise ist es das irgendwann.

Ein Freund von mir hat mir vorgestern Abend nochmal den Rücken gestärkt. Er hat mir eine etwas andere Sichtweise aufgezeigt. Vor seinem Urlaub habe ich ihm zu letzt geschrieben, dass er sich nicht stören lassen soll und ich keine Lust auf Stress hab. Mein Bekannter hat es so verstanden, dass ich an dieser Stelle die Sache, zumindest vorerst, eindeutig beendet habe. Das hat mich etwas bestärkt und hilft mir jetzt glaub ich auch in meiner Situation. Obwohl er mich jetzt wissentlich und zu 100% absichtlich ignoriert hab weiß ich, dass es nichts werden kann.

Es ist immer schade, wenn Dinge, die man als gut empfunden hat, sich als gegenteilig entpuppen...Auch heute sind meine Gefühle wieder Achterbahn gefahren. Von hoffnungsvoll (zumindest noch ein Funke) zu enttäuscht zu sauer zu gleichgültig. Das war sehr anstrengend und ich bin wirklich froh wenn ich gleich zu Hause bin.

Ich möchte mich nochmal bedanken bei euch, finde ihr seid echt super und ich wünsche euch alles Gute.

Liebe Grüße.
Antworten