Huhu-Uhus Geschichte

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Huhu-Uhu
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Huhu-Uhus Geschichte

Beitrag von Huhu-Uhu »

Huhu ihr!

So, da wären wir also.
Kommt mir grad etwas wie Seelenstriptease vor euch alles zu erzählen. Aaaber, da ich in besseren Phasen dazu neige meine Probleme zu deckeln und damit wieder alles schlimmer wird, zieh ich das jetzt durch!

Ich fange mal ganz am Anfang an...
[Warnung: das wird ne lange Geschichte]

Januar '16 hab ich erstmals gemerkt, dass mir die Kraft zum arbeiten fehlt. Alles erschien anstrengender als sonst. Allerdings wurde die Arbeit zu der Zeit auch immer mehr und mehr.
Also fing ich an mich nach Feierabend zu "schonen". Bin zuhause geblieben, hab kaum jemanden gesehn, weil ich meine Ruhe brauchte...

Juni '16 - die Arbeit hatte sich weiter gesteigert, lief ich nur noch auf "ich mache was unbedingt sein muss"-Sparflamme. Meine Beschwerden waren schon so gross, dass ich schliesslich zu meiner Hausärztin ging. Ich kannte die Diagnose schon, ich hab es mir quasi nur schwarz auf weiss geholt.
Die Liste war lang, 25 Symptome.

Eine kleine Anmerkung: Ich bin so froh, dass meine Ärztin mich richtig eingeschätzt hat. Denn ich hatte bei meinem Beschwerden auch "Suizidgedanken" vermerkt. Sie lies mich unterschreiben, dass ich mir nichts antue und hat es dann dabei belassen ohne je wieder nachzufragen. Dieses Vertrauen, das sie mir entgegengebracht hat, hat mein Vertrauen in sie zu diesem Zeitpunkt so gestärkt und es hat mir richtig gut getan.

Sie schrieb mich natürlich sofort krank. Leider zu spät. Dumm wie ich war, hatte ich die Arbeit von mir aus gekündigt, anstatt alles "auszusitzen"... aber das kümmerte mich zu der Zeit nicht so sehr, ich war einfach am Ende und das merkte ich erst, als ich "zur Ruhe" kam.
Anfangs nahm ich Life900, was überhaupt nichts änderte. Nach einem Monat stellte meine Ärztin dann auf Citalopram um (was auch nicht half) und legte mir dringend ans Herz mir einen Therapeuten zu suchen UND in eine Klinik zu gehen..

Letzteres war unmöglich für mich. Kontakt aufnehmen? Zu Fremden? Weg von Zuhause? Keine Chance.

Es dauerte 4 Wochen bis ich mich mental mit dem Gedanken Klinik/Psychatrie anfreunden konnte. Und dann passierte eine kleine Katastrophe:
Als ich meiner Ärztin sagen wollte, dass ich nun schweren Herzens bereit für die Klinik bin, war sie im Urlaub und eine Vertretung da. Und diese Frau sagte mir, als ich die Klinik ansprach ins Gesicht: "Wenn Sie es zu uns in die Praxis schaffen, kann es ja nicht so schlimm sein. Da brauchen Sie keine Klinik."
Mich hatte diese Entscheidung so viel Kraft gekostet, und jetzt tat man das mit einem Winken ab... bin dann aus Verzweiflung dort in Tränen ausgebrochen. Der Kommentar dazu? "Wir sind schon ganz schön gemein, einmal so und einmal so, gell? *zwinker*" (war als Scherz gedacht...)

Mit diesen Aussagen ging ich nach Hause. Für mich war die Klinik gestorben und diese Praxis, mit Ausnahme meiner Ärztin auch. Das war November '16.

Etwas gutes hatte das ganze aber doch. Ich war wütend geworden. Und diese Wut gab mir genug Kraft mich um einen Therapeuten zu kümmern. Was mich übrigens sehr verwundert hat: ich musste das ganz alleine tun. Keine Hilfe von der "Ersatzärztin", keine Hilfe von der Krankenkasse... nichts. Aber auch da hatte ich wieder Glück. Übers Internet fand ich jemanden in München und er war bereit mich schon Anfang Dezember zu sehen.

Die Therapiestunden mal zusammengefasst:
Abgesehen davon, dass ich jedesmal total aufgeregt war, wenn ich zu ihm kam - ich wurde übrigens gefahren, weil ich mir Autofahren selber nicht mehr zugetraut habe - dachte ich es läuft ganz gut.
Er war mir sympathisch, liess mir Zeit Gedanken auszuformulieren und schien die richtigen Fragen zu stellen. Leider verbiss er sich dann aber in mein Übergewicht.
Dieses sollte nun an allem Schuld sein. Weil ich mich dadurch selbst nicht akzeptiere, weil ich mich von anderen nicht akzeptiert fühle...
Dazu muss ich jetzt aber sagen, ich war mein ganzes Leben lang übergewichtig und hab keineswegs "immer darunter gelitten".
Es gab in der zweiten Sitzung eine Begebenheit, da fragte er recht umständlich: "Können Sie sich vorstellen, also ich frage nur, wenn Ihnen das unangenehm ist, dann sagen Sie es. Also Sie können es auch anders sehen, das ist in Ordnung... aber denken Sie, dass sie ein Problem mit Ihrem Gewicht haben?" - Meine Antwort: "Ja klar, das ist ja schwer zu leugnen, wenn man mich anschaut."
Er war so verdutzt, mit meiner offenen Art kam er nicht so klar, das hatte er auch gesagt. Ich wusste aber nicht, was ich hätte anders machen sollen, ich bin da, damit ich drüber rede, warum soll ich mit irgendwas hinterm Berg halten?
Jedenfalls hatte er mich bezüglich der Klinik so weit beruhigen können, dass ich mich Ende Dezember '16 in der Schlemmerklinik in Bad Tölz beworben hab.

Dann war es erstmal still...

2017, Ende Januar kam die Bestätigung, dass ich in die Klinik käme, aber es könne noch dauern bis ein Platz frei wird. Ende März dann die Nachricht "in 2 Wochen geht es los!". Sogar mit Einzelzimmer, worum ich gebeten hatte. Ich war so nervös, hätte am liebsten einen Rückzieher gemacht, aber dazu hatte ich nicht die Kraft. Und das war gut!

Zu dem Zeitpunkt hatte ich meinen Tiefststand erreicht. Heulen war an der Tagesordnung. Ich lenkte mich mit zocken ab, wenn ich denn aus dem Bett kam. Ich schaffte gar nichts mehr. Keinen Haushalt, keine Körperpflege, kein aus-der-Wohnung gehen. Letzteres war ohne mein Wissen zu einer ausgewachsenen Sozialphobie geworden. Die letzten 3 Tage vor der Klinik ass ich nichts mehr. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil ich nichts mehr da hatte und mich zum einkaufen nicht aus der Wohnung traute und inzwischen sogar ein "Besuch" von einem Lieferdienst zu viel war... also verzichtete ich "einfach".
Am Abend vor meiner Abreise hatte ich dann einen Zusammenbruch. Bekannte wollten mich aufheitern, was aber mit ihrer "wir verstehen dich so gut und fühlen mit dir"-Einstellung voll nach hinten los ging. - NEIN! Ich behaupte auch jetzt noch, keiner, der es nicht selbst durchgemacht hat, weiss was eine Depression für Tiefen annehmen kann.

(Phu, jetzt kommen mir die Tränen. Mein Zustand von damals ist mir so peinlich.)

Meine Eltern waren so nett mich in die Klinik zu bringen. Und da bemerkte ich zum ersten Mal, dass was zwischen uns schief läuft.
Ich ging rein, sah mich um, ging zur Rezeption und "checkte ein". Die Stationsleiterin sollte mich dann aus der Lobby abholen und mir alles zeigen usw. Ich verabschiedete mich also von meinen Eltern... aber sie wollten nicht gehen? Sie wollten warten bis mich die Schwester holt.
Da dachte ich mir schon, peinlicher geht es nicht mehr! - Ich bin 35 Jahre alt, gut, ich bin krank, aber warten kann ich gerade noch alleine. Und weglaufen würde ich schon nicht - wohin auch? Es dauerte etwas, aber schliesslich gingen sie. Aber nicht ohne "Szene" vor anderen Patienten.

Wer schon in einer Klinik war, weiss ja was in den ersten Tagen angesagt ist:
Untersuchung vom Arzt, viele viele Gespräche. Und auch ein paar Sitzungen am Computer - Fragebögen ausfüllen.
Dort änderte man meine "mittelgradige depressive Phase" dann auch in eine "schwere" um.
Und dann wurde entschieden ob ich bleiben darf. Und man hat mir da schon erklärt, dass nur Patienten aufgenommen werden, die NICHT akut suizidgefährdet sind und das war ich ja nicht. Aber mein Übergewicht war in ihren Augen zu hoch. Ich durfte nur bleiben, weil sich meine Blutwerte in den ersten zwei Wochen so rasant gebessert haben. Der Arzt dort bescheinigte mir körperliche Gesundheit, weswegen ich ruhig bleiben dürfe.

Die Anfangszeit war ein rechter Kampf für mich. Ständig neue Leute um mich herum. Durch meine Arbeit im Verkauf war ich es aber gewohnt Leute anzusprechen und bekam deshalb relativ schnell Anschluss. Ich muss auch sagen, dass ich mich mit allen verstanden habe. Ärzte, Therapeuten, Mitpatienten. (War nicht bei jedem der Fall) Sogar die Putzdamen nahmen sich immer etwas Zeit mit mir zu reden.

Leider habe ich keinen Wochenplan von dort mitgenommen, aber ich denke ich bekomme eine Durchschnittswoche noch im Kopf zusammen:

Jeden Morgen sollte man sich aus 3 Betätigungen eine aussuchen: Sport, mehr Sport und Meditation
Dann ging es z. B. so weiter:
Montag: Visite, Einzelgespräch (mit meiner Therapeutin), Kunsttherapie
Dienstag: Muskelentspannung nach Jakobson, Sozialberatung, Angstgruppe (aus allen Stationen zusammen) - später dann statt Angstgruppe die Schemagruppe (Schematherapie)
Mittwoch: Aquagymnastik, Depressionsgruppe (Gruppentherapie auf der Station), Einzelgespräch, Musiktherapie (optional)
Donnerstag: Angstgruppe/Schemagruppe, Körpertherapie, Aquagymnastik
Freitag: Wirbelsäulengymnastik (nach 8 Wochen noch Schemagruppe)

Die zweite Stunde Aquagymnasik hatte ich selbst eingefordert. Ausserdem konnte man auf Wunsch noch Qi Gong machen, Yoga und Tae Bo und es gab ein "offenes Atelier", so konnte man ein zweites Mal in der Woche Kunsttherapie machen.

Ich muss dazu sagen, dass mein Plan, im Vergleich zu den anderen, nie so sonderlich stressig war. Nur wenn ein Feiertag war und die Herren und Damen in der Planung alles etwas raffen mussten, war mal ein Tag dabei, an dem ich nur "gerannt" bin.

Die Zeit dort war richtig gut. Die Klinik hat mir sehr geholfen. Zum einen waren die Ärzte und Therapeuten dort sehr verständnisvoll. Zwar haben sie auch gefordert, so bin ich in der Angstgruppe zwei mal in Tränen ausgebrochen... aber sie haben einen damit nie allein gelassen. In der Regel hiess es bei den Therapien "immer in MEINEM Tempo".
Auch die Verständigung untereinander war richtig gut. Hab ich z. B. der Schwester morgens bei der Medikamentenausgabe gesagt, dass ich nicht gut geschlafen hab und ziemlich fertig bin, wusste das dann auch schon meine Therapeutin und fragte nach was los sei.
Gut, für den ein oder anderen mag das wie Überwachung scheinen, aber mir hat es gefallen, da ich zum einen nicht immer alles doppelt und dreifach erzählen musste, und weil ich merkte, dass so auch einfach mal ohne ein ausführliches Gespräch Massnahmen getroffen wurden um mir zu helfen.
Das einzige, was ich sehr schade fand, war, dass die Schwestern etwas distanziert wirkten. Wenn man mal "auf die Schnelle" (psychologische) Hilfe brauchte, waren sie zwar da, aber sie hielten sich auch sehr zurück. Klar, das ist Aufgabe der Therapeuten, nicht ihre, aber die sind halt nicht immer da.

Ich hatte auch das Glück, dass ich wohl die höchste "Unbedenklichkeitsstufe" hatte. Ich durfte Essen mit aufs Zimmer nehmen, durfte beinahe so lange in der Lobby sitzen wie ich wollte (Zapfenstreich war um 23:00 Uhr) und musste mich nie "regelmässig im Schwesternzimmer melden" - ausser natürlich zur Mediausgabe und durfte Besuch haben wann und so oft und so lange ich wollte (aber natürlich ausserhalb der Therapien).
Nach Hause durfte man generell nur alle 2 Wochen über Nacht, mit ein paar Ausnahmen z. B. Feiertag oder besondere Anlässe. Aber da ich nicht nach Hause wollte MUSSTE ich zum Schluss jedes Wochenende über Nacht in meiner Wohnung verbringen.

In den 12 Wochen, die ich dort war, konnte ich wirklich wieder ein Stück gesunden, ein paar Probleme aufdecken, die mir vorher nicht bewusst waren und was mir seitdem am meisten hilft: ich kenne mich jetzt besser. Kann normale Traurigkeit und Lustlosigkeit von der Depression unterscheiden. Ich falle zwar nach wie vor regelmässig in das doofe Loch... mal tiefer, mal weniger tief. Aber ich bin im hochklettern inzwischen geübter. Und was ganz wichtig ist: wenn ich etwas nicht schaffe weiss ich nun: es ist die Krankheit, nicht ich. Weder meine Faulheit noch mein Unvermögen.

So, jetzt nochmal ein kurzer Blick auf eure Fragen.

@BeJu Also als ich dort war, waren auch Patienten aus Berlin und Hamburg da. Scheinbar nehmen die wirklich Bewerbungen aus ganz Deutschland.
Was für mich in der Klinik am kräftigendsten war, war die Muskelentspannung nach Jakobson. Schon nach der ersten Stunde hab ich mich gefühlt als würde ich auf Wolken gehn. Diese Entspannung hat über einen Tag angehalten und ich wurde sogar darauf angesprochen, was los sei, weil ich so gut drauf bin. Dass mir etwas nicht gefallen hat, möchte ich so nicht sagen. Es waren einige ziemlich anstrengende Sachen dabei, u. a. die Angstgruppe mit der Konfrontationstherapie. Aber die Ergebnisse sprechen für sich: ich gehe heute ohne Probleme wieder nach draussen.
Was die Wartezeiten betrifft, hatten sie mir anfänglich mitgeteilt "ab 10 Wochen" - bei mir waren es dann insgesamt 14 Wochen.

@Rosenfan Wie schon erwähnt, akute Suizidalität ist ein Ausschlusskriterium ebenso wie in meinem Fall starkes Übergewicht, bzw. körperliche Leiden. Wenn aber der Wunsch des Erkrankten recht gross ist kann man vielleicht drüber reden?

Phu, jetzt bin ich fertig und brauch ne Pause. Ich hab euch ja einen Roman geschrieben. Dawei hätte ich euch sogar noch mehr erzählen können. z. B. was nach der Klinik war, mein Problem mit den Eltern oder den Medis, aber das kommt irgendwann mal.

Bis bald und Grüsse, Huhu-Uhu
BeJu
Beiträge: 58
Registriert: 16. Feb 2013, 22:09

Re: Huhu-Uhus Geschichte

Beitrag von BeJu »

Danke für Deine Offenheit und die Mitteilung Deiner Klinikerfahrung.
Mehr geht leider heut nicht.
Alles Gute Dir!
Grüße
BeJu
Lavendel64
Beiträge: 546
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Huhu-Uhus Geschichte

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,
super geschrieben, dein Erfahrungsbericht. Ich habe sogar meine eigene Geschichte wieder erkannt. Ähnliches habe ich in meiner Tagesklinik erlebt und einen Satz möchte ich besonders unterstreichen:
niemand, der es nicht selbst durchgemacht hat, weiss was eine Depression für Tiefen annehmen kann.

Man lernt, damit zu leben und ... ich weiß nicht, ob du es auch so empfindest, man lernt auch eigene Stärken kennen. Über die eigene Belastungsgrenze zu gehen, ist nicht schlimm - wenn man in der Lage ist, die Situation zu erkennen und anschließend auszugleichen.

Ich freue mich wirklich für deine Erfahrung. Bei mir ist es vier Jahre her und die Sicherheit nahm immer weiter zu. Ich bin inzwischen - so dämlich es sich anhören muss - so etwas wie dankbar für diese Zeit, denn sonst hätte ich weitergemacht ohne rechts und links des Weges zu schauen, ohne mich und meine Bedürfnisse zu kennen.
LG LAvendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
fatrate
Beiträge: 176
Registriert: 30. Jul 2017, 08:26

Re: Huhu-Uhus Geschichte

Beitrag von fatrate »

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Zuletzt geändert von fatrate am 27. Aug 2019, 05:55, insgesamt 1-mal geändert.
Huhu-Uhu
Beiträge: 44
Registriert: 6. Feb 2018, 16:39

Re: Huhu-Uhus Geschichte

Beitrag von Huhu-Uhu »

Huhu flatrate,

du hast recht. Ich habe das Thema Eltern nicht weiter angeschnitten, aus dem Grund, weil es derzeit der belastendste Faktor für mich ist. Um darüber zu schreiben muss ich erst etwas Kräfte sammeln. (Hatte ich aber ganz unten auch vermerkt)

Was die Klinik betrifft, stimmt auch. Es ist eher einseitig geschrieben. Das liegt daran, dass in meinem damaligen Zustand, gerade am Anfang, das "Angenommen fühlen" bzw. das "wohl fühlen" für mich der Schlüssel war mich überhaupt zu öffnen.

Die Therapien an sich waren so verschieden, dass ich für jede einen eigenen Post mit der länge meines ersten oben schreiben müsste. Manche waren "ein Klacks" für mich - ich bin hin, hab mich danach super gefühlt. Andere, wie die Angsttherapie, waren harte Arbeit und eigentlich jedes mal ein Springen über den eigenen Schatten mit Angstzuständen, Heulen und Hilflosigkeit. Aber selbst DA bin ich immer gern hingegangen. Ich wollte mir ja helfen lassen.

Dass es dir wie eine "Hotel-Tester-Soap" vorkommt versteh ich nicht. Meine Erfahrung war eben besonders gut, und weiter? Und warum sollte man von einer Klinik nichts erwarten dürfen? Wenn ich nichts erwarten würde, bräuchte ich gar nicht erst hin gehen.
Und dass der Schlüssel zum Erfolg die Mitarbeit ist... sorry, dieses Wissen bzw. Verständnis hab ich jetzt einfach vorausgesetzt. Das war bei mir aber immer der Fall: bin mit meinem Problem ohne äusseren Anstoss zu meiner Ärztin, hab mir selbst nen Therapeuten gesucht, hab mir selbst ne Klinik gesucht.

Aber selbst für Menschen, die von sich aus nicht in der Lage sind etwas anzustossen denke ich, dass eine Klinik viel Gutes bewirken kann. Allein zu sehen, dass man mit seinem Problem nicht alleine ist, tut gut.

Nun ja, ich werde aus deinem Post nicht ganz schlau, ich glaub irgendwas missverstehe ich gerade, aber vielleicht waren meine Antworten hilfreich?

Grüsse, Huhu-Uhu

P.S.: Da ist mir doch noch was aufgefallen. Ich wollte mit meiner Schilderung der Klinik auch ein wenig bewirken, dass andere weniger Angst davor haben. Dort wird niemandem der Kopf abgerissen. Einfach mal drauf einlassen und wenn wirklich was nicht passt: DANN und DORT handeln.
Rosenfan
Beiträge: 144
Registriert: 3. Jun 2015, 19:52

Re: Huhu-Uhus Geschichte

Beitrag von Rosenfan »

Hallo Huhu-Uhu,

danke für deinen ausführlichen Bericht!

Ja, dann erklärt es sich mir, warum meine Tochter als nicht stabil genug abgelehnt wurde.

Ihre Depression wird immer mal wieder von Suizidgedanken begleitet. Nur, wenn sie in der bisherigen Therapie nicht vorankommt und die Klinikärztin ebenfalls geraten hat, eine Traumatherapie in der Schlemmerklinik zu machen oder in einer anderen, (Namen habe ich vergessen), dann frage ich mich, wie soll es weitergehen, wenn man in der Psychiatrischen Klinik nicht weiterkommt.

Sie war dort nun schon mehrfach zur Krisenintervention, soll immer 2 Wochen dauern, dauert bei ihr meistens 2-3 Monate und dann wird sie entlassen. Aber es heisst dann, sie ist nicht stabil genug für Behandlung in den genannten Kliniken.

Also was du ja auch mit deiner ausführlichen Beschreibung bezwecken willst, daß keiner Angst haben muß, vor einem Klinikaufenthalt, daß kann ich bestätigen. Meine Tochter ist froh, wenn sie sich zur Krisenintervention in die Klinik begeben kann, wenn die ambulante Therapie gerade gar nicht weiterhilft.

Ich freue mich für dich, daß du gute Erfahrungen machen konntest"

LG
Rosenfan
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: Huhu-Uhus Geschichte

Beitrag von DeaStern »

Liebe Huhu-Uhu.

Ich hab Deine Geschichte durchgelesen und verfolge Deine Beiträge. Aber so wie Du es bei Rosenfan geschildert hast, so habe ich es bis heute nicht wahrgenommen.
Puh muss ich sagen, da bleibt einem die Luft weg. Fühlt sich sehr erdrückend an.
Ich finde, Du machst es wirklich gut so wie Du das angehst. In kleinen Schritten sich loslösen, damit die Würde, der Friede und die Selbstständigkeit erhalten bleiben, bzw. zurückkehren.

Ich habe früher aus lauter Angst, dass ich als Mutter versage, meine Tochter sehr bemuttert, sie viel zu sehr versorgt. Ich habe das nicht absichtlich gemacht. Ich habe einfach nicht gewusst wie ich es besser machen soll. Irgendwie habe ich gedacht, dass ich sie so vor dieser Welt beschützen und vor Schmerz schützen kann, so in etwa. Aber dass ich ihr ihre Selbstständigkeit wegnehme und ihr Selbstbewusstsein dadurch angekratzt worden ist, das habe ich so nicht einsehen können.

Als ich bemerkt habe (irgendwann sind ihre Beschwerden zu mir durchgekommen und bei mir angekommen) wie sehr sie unter meinem Tun leidet, habe ich sie gebeten mir zu sagen wie ich wann bei ihr ankomme.
Also haben wir zwei, sie in einem zarten Alter von damals 6 - 7 Jahren und ich mit meinen Depressionen geübt. Was oft sehr lustig gewesen ist lol...
Es hat mir schon sehr zum Denken gegeben zu hören, wie sehr ich mit meinem Tun daneben liege. Wenn man den Kindern wirklich so früh erlaubt zu sagen was sie wirklich denken, dann kann man sich manchmal auch was anhören - so meine Erfahrung ;) .

Es ist nicht so, dass ich dann meiner Tochter erlaubt habe alles zu tun was sie will. Ich habe sehr genaue Grenzen gehabt und diese immer mehr an uns beide angepasst. Es ist eher so, dass sie mir den Spiegel vorgehalten hat und ich ihr dadurch habe zeigen können wo die Grenzen sind.

Ich kann deshalb sehr gut nachempfinden wie es Dir geht, aber auch nachempfinden wie es Deinen Eltern geht. Ich finde, Du machst das auf Deine Art und Weise voll gut und bin mir sicher, dass Du auf diese Weise Deine Depression besiegen wirst.

Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem Weg und umarme Dich!
Alles Liebe für Dich und liebe Grüße, Andrea
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