Einfach ansprechen ...

[Dendrit]

... wenn jemand weint?

Diese Frage habe ich mir schon desöfteren gestellt, wenn ich jemand in der Tram oder im Bus weinen sah. Meistens waren es Mädchen oder Frauen. Mir kam das schon früher in den Sinn, aber ich denk, es war mehr reine Neugier. Seit ich aber letztes Jahr eine Std. heulend in der Stadt umher lief, nichts sagen konnte und hoffte ich doch innerlich , dass mich jemand einfach ansprechen würde, ist mir die Frage intensiver "haften" geblieben. Damals ich ging dann zwar in die Psychiatrie, aber vielleicht hätte es dazu nicht kommen brauchen.

Was meint Ihr - würdet Ihr es wollen, in dieser anonymen und distanzierten Welt von jemanden völlig Fremden angesprochen zu werden, warum man weint?

Mich würde es von dem her schon interessieren, weil ich wegen der Therapie nun doch wöchentlich nach München fahre: 3 verschiedene Züge und 2x U-Bahn. Dass mir wieder jemand begegnet, liegt schon beinahe auf der Hand. Ich weiß nicht, ich hab da wohl einen Magneten dafür.

LG, Manuela

[Stollentroll]

Hallo Manuela,

ich selber weine nicht in der Oeffentlichkeit, genau genommen weine ich nie. Aber ich spreche IMMER Menschen an die weinen oder bei denen ich das Gefuehl habe etwas ist nicht in Ordnung. In den allermeisten Faellen wurde angenehm ueberrascht reagiert und die Leute kamen schnell ins reden und waren dankbar fuer die Aufmerksamkeit. Durch meinen Job habe ich eine sehr ausfuehrliche erste Hilfe Ausbildung und ich greife auch bei Extremfaellen ein (z.B. Schlaegereien). Ich weiss nicht wieso, aber ich habe in solch Situationen eine traumwandlerische Sicherheit und reagiere automatisch. Mir macht es nichts aus und ich glaube es ist nicht schlimm von wildfremden Menschen angesprochen zu werden, man merkt sehr schnell ob es die Person gut mit einem meint. Manchmal reicht ein kleines Zeichen, um sich ein wenig besser zu fuehlen. Ich wuerde mir wuenschen, dass sich viel mehr Menschen trauen etwas zu sagen. Ich glaube viele haben Angst ins Fettnaepfchen zu treten und sagen deshalb nichts, machen sich aber trozdem Gedanken. Ich wuensche Dir, dass Du in solchen Situationen die richtigen Menschen triffst. ich bin auch schon von wildfremden Menschen angesprochen worden und es hat mir nichts ausgemacht.

Viele liebe Gruesse vom

[atetobi]

Hallo Manuela,

ich empfinde ebenso wie Stollentroll, auch ich habe schon Menschen angesprochen, die in irgendeiner Form verzweifelt und traurig wirkten. Dabei habe ich ebenfalls die Feststellung gemacht, dass es für die meisten Menschen ein kleiner Funke im Dunklen ist, wenn ein anderer Interessen und Anteilnahme zeigt.

Für mich wünschte ich, ich könnte sagen, ich würde mich auch darüber freuen. Leider gehöre ich zu den Menschen, die in Kummer und Leid keine Nähe ertragen können. Das tut mir selbst weh, vielleicht (hoffentlich) ändert es sich irgendwann.

Liebe Grüße
Beate

[atetobi]

Nachtrag:
Gerade in dieser "anonymen und distanzierten Welt" lässt es doch für die Entwicklung unserer Gesellschaft ein bisschen Hoffnung aufkeimen, dass es noch etliche Menschen gibt, die Mitgefühl und Interesse am Mitmenschen zeigen.

[Kes]

Guten Morgen Ihr Lieben !

Ich kann von mir behaupten, daß ich ein Mensch bin, der gerne anderen hilft - auch manchmal nur durch Worte.
Aber mit dem Ansprechen Fremder habe ich so meine Probleme. Ich bin da durch eine negative Erfahrung vorsichtig geworden.
Wenn ich merke, daß jemand weint oder traurig ist getrau ich mir deshalb auch bloß zu lächeln.
Ich versuche, daß ich nicht in der Öffentlichkeit weine (mal abgesehen von der Tatsache, daß das mit dem Weinen im Moment überhaupt nicht geht, auch nicht wenn ich allein bin).
Wie ich reagieren würde wenn mich jemand anspricht der merkt, daß ich traurig bin ?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht - ich wäre wahrscheinlich erst einmal ziemlich überrascht, würde dann aber doch sagen "Ist schon alles in Ordnung; danke.".

Aber schön, daß es Menschen gibt, die mit sich selbst eigentlich genug zu tun haben, die aber auch noch für andere da sind !!!
Davon müßte es wirklich mehr geben !



Viele liebe Grüße und einen schönen Tag wünscht Kes

[Sascha3]

ich habe gute erfahrungen damit gemacht menschen die weinen oder kurz davor sind anzusprechen. kommt immer auf die situation und den menschen an wie mans macht. manchmal hilft auch ein blick oder ein kleiner scherz der vermittelt dass es nicht peinlich und nicht dramtisch ist mal zu weinen. und der auch eine art verbundenheit für den moment signalisiert. manchmal muß man auch zupacken und den betreffenden ein wenig schützend abschirmen. es gibt viele möglichkeiten. nur tun muß man es.

sascha

[die_Kleine]

Hm, also ich habe vor einem Jahr mal in der Öffentlichkeit geweint, kurz nachdem ich mit meinem Freund Schluß gemacht hatte. Ich habe auf einem Treppenabsatz gesessen, die Sonne hat geschienen und ich habe Rotz und Wasser geheult. Da kam ein älteres Paar des Weges und blieb bei mir stehen. Mir war das anfangs unangenehm aber der Mann strich mir einfach nur über's Haar und meinte 'Ist nicht schlimm, manchmal muss man einfach weinen. Aber es hört auch wieder auf.' Und dann ging er mit seiner Frau weiter.
Mir haben die Worte dieses Mannes so gut getan, gerade weil er NICHT gefragt hat was los sei. Er war einfach nur da. Und das finde ich oft wichtiger, als groß zu reden oder Fragen zu stellen.

[sascha_]

Hi, zuerstmal.

also ich hätte glaube ich ein großes problem damit, in der öffentlichkeit zu weinen. mir ist es sogar peinlich vor meinen eigenen eltern zu weinen- wenn ich ehrlich bin sogar vor mir selbst. aber wenn es dann passiert, merke ich erst wie gut das eigentlich tut. ich weiß nicht, ob das normal ist, aber wenn ich da hocke und heule empfinde ich ein wirklich großes glücksgefühl.