Depression oder Schauspiel??

Kerstin76
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Registriert: 17. Feb 2017, 20:22

Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Kerstin76 »

Hallo zusammen...
Ich bin auf dieses Forum hier gestoßen und sehr foh drüber.Seit Wochen versuche ich,eine Frage für mich zu beantworten,die wahrscheinlich nicht zu beantworten ist.Aber ich hoffe auf Meinungen und Denkanstöße,denn ich bin momentan mehr als verzweifelt...
Zur Situation:Ich lebte fast 3 Jahre in einer Beziehung zu einer Frau und alles war/schien perfekt.Wir wohnten zusammen,unternahmen alles mögliche gemeinsam.Sie zog damals in eine andere Stadt zu mir und wechselte die Filiale,in der sie arbeitet.Ich möchte betonen,daß all das von ihr aus kam.Bis zu dieser Beziehung war ich eher ein Mensch,der seinen Freiraum und auch seine eigene Wohnung brauchte.Aber?Es entwickelte sich zu dem größten Glück in meinem Leben.Wir haben was aufgebaut,hatten Pläne,wollten heiraten.Wir versicherten uns beinahe täglich unsere Liebe und sagten uns ständig,daß wir glücklich sind..das niemals was dazwischen kommt,wir miteinander alt werden wollen.
Dann fing es an.
Sie zog sich zurück und baute eine Mauer auf.Sie verlor ihre Fröhlichkeit und jegliches Gefühl mir gegenüber,alles fühlte sich wie tot an.Sie konnte kaum mehr was essen,verlor stark an Gewicht und war ständig wie erschlagen.Darauf angesprochen bekam ich die Antwort.."Ich bin in einem Loch.Ich weiß nicht,was passiert ist und ob ich nochmal die alte werde,in mir rattert es nur noch".Wir lagen nebeneinander,ohne uns zu berühren.Jede Nachricht,die ich bekam(wir meldeten usn täglich mehrmals beim anderen)wurde kürzer und kälter.Ich fing an zu verzweifeln und wollte Antworten,die sie mir aber nicht geben konnte.Eventuell würde ein bißchen Abstand reichen?Das war unsere Hoffnung,und es ergab sich,daß sie aufgrund der Arbeit für 3 Tage weg mußte.Alle Hoffnung war umsonst,denn es besserte sich kein Stück...
Das ganze ging etwa 4 Wochen und es fühlte sich nach WG-Leben an.Sie kam aus diesem Loch nicht raus,also kam,was kommen mußte..Ich hatte keine Kraft mehr,denn mir war bewußt,sie is mir entglitten.Genau das habe ich ihr gesagt,woraufhin sie meinte..Ja,es ist eingetroffen,wovor ich Angst hatte.Ich schaffe den Weg zurück nicht mehr...Das hat mich in dem Moment so getroffen,daß ich mich getrennt habe.Ihre Reaktion?Sie schaut mich an..leer..widerspricht nicht und meint..Vielleicht hätte ich genau das morgen auch gesagt..
Kurze Zeit später zog sie vorrübergehend aus und wollte sich anschließend eine Wohnung suchen...Ich kann kaum sagen,wie elendig es mir geht.Alles bricht zusammen.Meine eigene kleine Familie ist auseinander gebrochen und ich kann nur zuschauen.Nichts konnte sie zu einer Gefühlsregung bringen,nichts!!Das letzte,was an Aussagen kam,war..Meine Gefühle sind anders.Ich bin in diesem Loch und dadurch hat sich einiges geändert,aber nicht so,daß ich sagen könnte,die Liebe ist weg.
Und trotzdem..Sie wohnt nicht mehr hier,sie wollte oder konnte nicht kämpfen.Seit Tagen lese ich und informiere mich,was eine Depression ausmacht..wie sie sich äußert.Ich habe sie gebeten,bitte zu einem Arzt zu gehen,um herauszufinden,ob sie tatsächlich erkrankt ist,aber das lehnt sie ab.Sie könne nicht reden,und ganz besonders vor Ärzten nicht.Keiner ihrer Kollegen weiß,wie es in ihr aussieht,sie hält ihre Fassade aufrecht und geht weiterhin ganz normal arbeiten.Ob eine andere Person dahinter steckt,hab ich gefragt..Nein,es liegt daran,daß sie in dieses Tief gestürzt ist,ansonsten würde sie es sagen,und wäre ja im Grunde ein leichtes,woanders neu anzufangen.
Nach einer Woche kam sie nun gestern,um neue Sachen einzupacken und wir haben uns unterhalten.Sie fing an zu weinen und entschuldigte sich.Sie will mir nicht weh tun,weiß und sieht aber auch,wie sehr ich leide.Ich könne mich jederzeit melden.Aber genau DAS will ich eben nicht.Sollte es eine Depression sein,wär das verkehrt.Ich habe ihr meine Hilfe zugesichert und gleichzeitig auch,daß ich sie in Ruhe lasse,es sei denn,sie möchte Kontakt.Ob ich das so durchziehen kann?Kaum..ich muss dran arbeiten.Es fällt mir so schwer,diese Frau ziehen zu lassen,daß ichs kaum in Worte fassen kann.Meine Frage..Wie kann sich jemand so dermaßen abwenden,und mich am Ende unter Tränen doch trösten?Wie kann man so gefühlskalt sein,und sitzt dann plötzlich weinend vor einem?Ich grübel den ganzen Tag über nichts anderes,ich kann nicht arbeiten und Ablenkung hilft auch nicht wirklich.Schriftlich ist sie jetzt wieder sehr kühl.Kurze prägnante Antworten.Ja..ich muß den Kontakt beenden..aber wie verdammt nochmal schaffe ich das bei der Person,die mein Leben war?!!
Ich würde mich unheimlich freuen,wenn jemand antworten würde,denn ich stehe an einem Punkt,an dem ich nicht weiter weiß..Vielen Dank!Liebe Grüße Kerstin
RezDep
Beiträge: 498
Registriert: 13. Apr 2016, 18:09

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von RezDep »

Hy,

das Beschriebene hört sich für mich schon nach einer Depression an. Dieses Gefühl der Gefühllosigkeit, inneren Leere, Gleichgültigkeit kenn ich auch zur Genüge. Gleichzeitig Verzweiflung, selten Trauer, dass es so ein Zustand (irgendwie wie ein dahinvegetieren) ist.
Ich kann auch das Weinen und unter Tränen trösten nachvollziehen: ich hab immer gedacht, für meinen Ex eine Last zu sein, wollte ihn nicht so belasten (obwohl mir gleichzeitig alles egal war). In der Sitation wäre ich vllt. auch in Tränen ausgebrochen, dir sowas angetan zu haben und Leid tun, dass es dir schlecht geht.
Schriftlich ist es viel einfacher. Kurze prägnante Antworten wären für mich typisch depressiv. So sehen meine dann auch aus (wußte ich selber nicht, bis ich vor ein paar Tagen nicht so gut drauf war und div. WhatsApss von unterschiedl Freundinnen wohl so kurz beantowrtet hatte, das beide unabhängig von einander mich fragten, ob alles ok sei).

Ich weiß nicht, ob dir diese Schilderung weiterhilft.

Mit Kontakt: keine Ahnung, finde, das ist immer ein Balancespiel. Je nachdem wie es mir geht und wie mein Antrieb ist, freu ich mich über Kontakt bzw. kann mich überwinden oder ich hab so einen miesen Tag, das wirklich gar nichts geht.
Ich denke, ein Kontaktangebot (vllt. ab und an mal was von sich erzählen, was lustiges zuschicken oder so) halte ich nicht für verkehrt, aber nur dann, wenn es für DICH ok ist. Mir hat es immer geholfen, wenn ich von einer Freundin dann immer mal wieder einen lustigen Spruch oder Video zugeschickt bekommen hatte. Da ist dann kein Druck, groß zu antworten oder so.

LG
Kessy
Eule12345
Beiträge: 68
Registriert: 7. Dez 2016, 17:32

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Eule12345 »

Hallo Kerstin

Für mich klingt das auch nicht nach Schauspiel sondern nach Depression.

Das Angebot von ihr dass du dich melden kannst finde ich super.
Ich habe meinen (Ex) Partner am Anfang gefragt ob ich mich melden darf oder ob lieber nicht. Habe ( natürlich) keine Antwort darauf bekommen, wie auch sonst nicht auf Fragen. Je mehr ich mich aber belesen habe über Depression, hab ich verstanden dass ich ihn mit Fragen unter Druck setze zu antworten. Also hab ich einfach nur so geschrieben ohne Fragen. Und immer wenn es für ihn ok war, hat er mir mal geschrieben.
Du musst Geduld haben und versuchen zu verstehen dass Sie wenn Sie nicht antwortet oder nur kurz und knapp, es nicht anders kann weil sie in der Depression gefangen ist. Das hat nichts mit dir als Person zu zu tun. Aber sie registriert dAss Du an sie denkst und ich habe hier auch schon bei vielen Betroffenen gelesen dass ihnen dass geholfen hat, auch wenn sie es nicht zeigen konnten.

Fazit: solange sie nicht äußert sie will gar keinen Kontakt, melde Dich ruhig ab und an. Und versuche ihr den Druck zu nehmen indem du nichts fragst und sei nicht enttäuscht wenn nichts wirklich zurück kommt. Ist nicht einfach, gerade wenn man sonst täglich Kontakt hatte, aber machbar.

Zu dem " sie konnte oder wollte nicht kämpfen" ...
Sie kann nicht so kämpfen wie Du es als "Gesunde" tun würdest. Ich sehe ihre Aussage dass Du dich melden kannst als kämpfen an. Als Angehörige ist es am Anfang schwer, diese kleinen Schritte und Gesten wahrzunehmen, weil man eben "anderes gewohnt ist" für uns sind es kleine, aber für den Betroffenen große, die viel Kraft abverlangen weil auCh für sie alles neu ist und sie viel mit sich zu kämpfen haben.

Hier sind einige sehr interessante Threads dazu auch von Betroffenen zu lesen, ließ dich hier durch und du wirst vieles lernen zu verstehen.

Aber

alles nur unter der Voraussetzung dass Du es willst! Es wird nicht leicht, weder für sie noch für Dich-da will ich nichts schön reden. Wichtig für dich ist es, ein bißchen Abstand zu gewinnen von der "normalen" Denkweise, damit Du nicht kaputt gehst.

"Ich habe sie gebeten zu einem Arzt zu gehen....das lehnt sie ab..."
Auch da musst Du Geduld haben. Ich habe meinen (Ex) Partnerschaft auch mehrfach gebeten dies zu tun und irgendwann schrieb er, er würde es tun wenn sich nichts ändert. Daraufhin hab ich auch nicht mehr nachgefragt und siehe da, er War beim Arzt, hat sich in Behandlung begeben-VON SICH AUS- das ist das entscheidende! Das kam hier auch schon mehrfach zur Sprache- der Betroffene muss es selber wollen.

Wie gesagt, es wird nicht einfach. Lies hier um zu lernen zu verstehen, schreib dirvon der Seele was Dich beschäftigt, dir Denkanstöße zu holen undnur wenn Du ganz klar sagst "das will und kann ich nicht" dannbrich den Kontakt rigoros ab!!!

Alles Gute!

Eule
Eule12345
Beiträge: 68
Registriert: 7. Dez 2016, 17:32

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Eule12345 »

Eule12345 hat geschrieben:Hallo Kerstin

Für mich klingt das auch nicht nach Schauspiel sondern nach Depression.

Das Angebot von ihr dass du dich melden kannst finde ich super.
Ich habe meinen (Ex) Partner am Anfang gefragt ob ich mich melden darf oder ob lieber nicht. Habe ( natürlich) keine Antwort darauf bekommen, wie auch sonst nicht auf Fragen. Je mehr ich mich aber belesen habe über Depression, hab ich verstanden dass ich ihn mit Fragen unter Druck setze zu antworten. Also hab ich einfach nur so geschrieben ohne Fragen. Und immer wenn es für ihn ok war, hat er mir mal geschrieben.
Du musst Geduld haben und versuchen zu verstehen dass Sie wenn Sie nicht antwortet oder nur kurz und knapp, es nicht anders kann weil sie in der Depression gefangen ist. Das hat nichts mit dir als Person zu zu tun. Aber sie registriert dAss Du an sie denkst und ich habe hier auch schon bei vielen Betroffenen gelesen dass ihnen dass geholfen hat, auch wenn sie es nicht zeigen konnten.

Fazit: solange sie nicht äußert sie will gar keinen Kontakt, melde Dich ruhig ab und an. Und versuche ihr den Druck zu nehmen indem du nichts fragst und sei nicht enttäuscht wenn nichts wirklich zurück kommt. Ist nicht einfach, gerade wenn man sonst täglich Kontakt hatte, aber machbar.

Zu dem " sie konnte oder wollte nicht kämpfen" ...
Sie kann nicht so kämpfen wie Du es als "Gesunde" tun würdest. Ich sehe ihre Aussage dass Du dich melden kannst als kämpfen an. Als Angehörige ist es am Anfang schwer, diese kleinen Schritte und Gesten wahrzunehmen, weil man eben "anderes gewohnt ist" für uns sind es kleine, aber für den Betroffenen große, die viel Kraft abverlangen weil auCh für sie alles neu ist und sie viel mit sich zu kämpfen haben.

Hier sind einige sehr interessante Threads dazu auch von Betroffenen zu lesen, ließ dich hier durch und du wirst vieles lernen zu verstehen.

Aber

alles nur unter der Voraussetzung dass Du es willst! Es wird nicht leicht, weder für sie noch für Dich-da will ich nichts schön reden. Wichtig für dich ist es, ein bißchen Abstand zu gewinnen von der "normalen" Denkweise, damit Du nicht kaputt gehst.

"Ich habe sie gebeten zu einem Arzt zu gehen....das lehnt sie ab..."
Auch da musst Du Geduld haben. Ich habe meinen (Ex) Partner auch mehrfach gebeten dies zu tun und irgendwann schrieb er, er würde es tun wenn sich nichts ändert. Daraufhin hab ich auch nicht mehr nachgefragt und siehe da, er War beim Arzt, hat sich in Behandlung begeben-VON SICH AUS- das ist das entscheidende! Das kam hier auch schon mehrfach zur Sprache- der Betroffene muss es selber wollen.

Wie gesagt, es wird nicht einfach. Lies hier um zu lernen zu verstehen, schreib dirvon der Seele was Dich beschäftigt, dir Denkanstöße zu holen undnur wenn Du ganz klar sagst "das will und kann ich nicht" dannbrich den Kontakt rigoros ab!!!

Alles Gute!

Eule
Kerstin76
Beiträge: 14
Registriert: 17. Feb 2017, 20:22

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Kerstin76 »

Erstmal..danke,ihr zwei :) Ich glaube,im Grunde bin ich schon auf dem richtigen Weg,was das Verstehen angeht..Und ich bemühe mich.Ich bemühe mich wirklich!!Das Problem,was ich habe,ist am Ende wahrscheinlich,daß all das mit meiner Gefühlswelt nicht zusammen paßt,und ich-soviel Mühe ich mir auch gebe-nicht wahrhaben will,daß es kaputt gegangen ist.Die Angst,die ich habe,ist:Ich begleite sie,wann auch immer sie Hilfe möchte..Vielleicht schafft sie es eines Tages aus diesem Loch,aber was kommt danach?Ich denke..oder nein,ich bin mir sicher,daß sie trotzdem mit allem abschließt,was sie auch nur annähernd damit verbindet,mich einschließlich.Das klingt sehr egoistisch,so ist es aber nicht gemeint..Sie wird keinen Weg zurück finden,selbst wenn es ihr besser geht.Ich hab vor Wochen,als es anfing,schon dieses Gefühl gehabt.Alle um mich rum wollten mich aufbauen,und sagten..Hey,Kopf hoch,das,was ihr habt,geht niemals kaputt.Meine Antwort?Doch..es ist schon kaputt,ich spür das doch..Hab ich also die Kraft,für sie da zu sein,wenn sie es in Aspruch nimmt,mit dem Gefühl,ich spiele in ihrem weiteren Leben keine Rolle mehr?Ich weiß es nicht..Ok,das IST egoistisch..Mir ist bewußt,daß ich sie nicht hängen lassen kann,das würde ich mir niemals verzeihen.Sie hat es sich weder ausgesucht,noch verschuldet..aber wieviel Kummer veträgt ein Mensch... :/
Eule12345
Beiträge: 68
Registriert: 7. Dez 2016, 17:32

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Eule12345 »

Oh...Du kannst in die Zukunft sehen? Du weißt was passieren wird?
sorry, aber das kannst du nicht wissen!!
Du kannst befürchten dass es vielleicht so kommt,aber nicht wissen dass es so sein wird.
Klar ist was kaputt gegangen, sie ist aufeinmal nicht mehr der Mensch den Du kennen und lieben gelernt hast.
Aus dir spricht ganz klar die Angst vor der Zukunft.und ganz viel Unsicherheit. Vielleicht solltest Du dir eine Auszeit nehmen, erst mal gar kein Kontakt und dann sehen was das mit dir macht.
In deinem ersten Post habe ich noch ganz viel Liebe gelesen.
Und selbst wenn du zu dem Entschluss kommst dass du das nicht kannst, es ist ok-denn es ist DEIN Leben, DEINE Seele und da darf Frau auch mal egoistisch sein.
LG
Kerstin76
Beiträge: 14
Registriert: 17. Feb 2017, 20:22

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Kerstin76 »

Nein...natürlich kann ich nicht in die Zukunft sehen,da hast du Recht.Es ist wohl wirklich diese Hoffnungslosigkeit,die da grad spricht.Ich kenne solche Situationen nicht,und bin wie vor den Kopf gestoßen.Da fällt es einem leichter,zu sagen...es wird niiieee wieder..Den Abstand werde ich versuchen zu nehmen,denn so bin ich keinem ne Hilfe,auch mir selbst nicht.Ich danke euch wirklich vielmals für eure Worte!!!Eure Meinungen und eure Erfahrungen sind sehr wertvoll und helfen ungemein :)
DieNeue
Beiträge: 5474
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von DieNeue »

Hallo Kerstin,
ich bin Betroffene und kann mich RezDep und Eule in allem nur anschließend.
Alles Gute für dich!
DieNeue
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von micky2507 »

Liebe Kerstin,

alles, was du beschreibst, entspricht haargenau der Entwicklung, die die Beziehung zu meinem Partner auch genommen hat. Als er das erste mal offen ausgesprochen hat, was die Depression mit ihm macht und dass er an seinen Gefühlen für mich zweifelt und nicht weiß, wo das alles hinführt, habe ich auch, genau wie du, im ersten Moment die Reißleine gezogen und habe es beendet.
Nur waren meine Gefühle für meinen Partner so stark, dass ich das nicht durchziehen konnte, nicht mal einen halben Tag lang. Heute bin ich froh, dass ich "am Ball" geblieben bin.
Er ist es wert, wir sind es wert, darum zu kämpfen und an guten Tagen signalisiert er mir auch, dass er froh ist, dass ich an seiner Seite geblieben bin.

Keiner weiß, was in Zukunft passieren wird. Vielleicht übersteht ihr ihre Depression, vielleicht aber auch nicht. Wenn ja, kann alles gut werden, wenn nein, hast du es wenigstens versucht.
Es kann dir auch niemand sagen, was du am besten tun solltest. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, mit der Situation umzugehen und jeder hat seine eigene Belastungsgrenze.

Schau auf dich und was du leisten kannst und willst.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Liebe Grüße
Micky
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Kerstin,

ich erkenne mich in der Situation deiner Partnerin wieder und wie du es beschreibst, könnte sie wie ich in eine schwere depressive Phase gerutscht sein. Die vergeht aber auch wieder, es dauert und sie wird Hilfe brauchen, aber solche Phasen können vergehen.

Auch mich holte eine schwere Phase der Depression ein, als es mir (wieder) gut ging. So sollte man doch meinen, wenn alles in Ordnung ist, dann ist man dauerhaft gluecklich. Aber je nach Schwere von Verletzungen ist der Mensch so geeicht, dass die Verarbeitung erst geschieht, wenn man den entsprechenden Rahmen geschaffen hat, man also wieder Kraft hat, sich des Vergangenen zu stellen. Man braucht in dieser Phase die gesamte Kraft fuer sich selber, dass hat nichts mit der Partnerschaft oder Gefuehlen fuer einen Partner zu tun. Die sind noch da, aber eben unter dem ganzen Seelenmuell vergraben.

Anders als bei vielen Erzählungen hier habe ich den Eindruck, dass bei euch noch ganz, ganz viel Liebe da ist. Aus meiner Sicht wäre es schade, dass einfach aufzugeben.

Wie ich ja oben schon erwähnte, ging es mir mal so wie deiner Partnerin. Als mein Leben nach einer schwerer Zeit endlich wieder gut war, holte mich die Vergangenheit ein. Mein Partner zog sich nicht zurueck. Er trug alle meine Entscheidungen mit. Ich fluechtete sogar mehrere Monate ins Ausland. Er schrieb trotzdem morgens und abends Nachrichten mit Schilderungen ueber gemeinsame Bekannte, seine Arbeit oder das Wetter in Deutschland ohne mir das Gefühl zu geben, dass ich antworten müsse, was ich oft auch nicht konnte. Aber ich merkte deutlich, er war fuer mich da, wartete auf mich ganz ohne irgendwelche Anforderungen oder Erwartungshaltungen an mich, die ich zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht hätte erfuellen koennen. Er lebte sein Leben weiter, das half mir sehr, keine Schuldgefuehle in seine Richtung zu entwickeln. Und als es anfing mir besser zu gehen, ging ich Schritt fuer Schritt wieder auf ihn zu. Er warf mir nichts vor, reichte mir einfach nur die Hand, die ich dann auch annehmen konnte.

Ich bin ihm heute, fast 3 Jahre später dankbar, dass er "auf mich gewartet" hat. Wir leben zusammen und ich bin wenn ueberhaupt zwischenzeitlich nur noch von ganz leichten depressiven Verstimmungen geplagt. Die Zeit hat uns zusammengeschweißt, einen behutsamen Umgang miteinander lernen lassen. Wir geben heute gegenseitig aufeinander acht.

Ich möchte meine Beziehung nicht mehr missen und bin sehr dankbar, dass mein Partner die Kraft hatte uns nicht aufzugegeben in einer Zeit in der ich vieles nicht mehr spüren konnte.

Inwieweit mein Bericht mit deiner derzeitigen Situation vergleichbar ist, kann ich nicht beurteilen. Aber nicht immer ist ein Nullkontakt der beste Weg.

Alles liebe auf deinem Weg, egal welcher es sein wird.

Luna
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von micky2507 »

Liebe Luna,
deine Worte haben mir grade die Tränen in die Augen steigen lassen, so sehr hast du mich berührt!
Es gibt einem Hoffnung, dass diese ganze schwierige Situation gelösst werden kann und eine Bezeihung das auch überstehen kann!

Danke dafür!
Liebe Grüße
Micky
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Gerbera »

Hallo Kerstin,

wie Luna bin ich Betroffene, und ich erkenne mich in Deiner Schilderung wieder. Was Deine Partnerin erzählt, klingt sehr vertraut in meinen Ohren, und sehr stark nach Depression. Leider will sie nicht zum Arzt, aber genau das wäre der richtige Weg. Im Rückblick hätte ich ohne Therapie und Antidepressiva keine Chance gehabt, heil aus der ganzen Geschichte wieder herauszukommen. Auch mit hat es mehrere Jahre gedauert.

Mein Mann hat mich in all der Zeit auf seine Weise begleitet, unaufdringlich und mit den Worten: wir haben schon vieles gemeinsam geschafft, wir überstehen auch das gemeinsam. Damals dachte ich "Idiot, was hast Du denn zu überstehen?". Heute weiß ich, dass er ganz viel zu überstehen hatte, meinen Rückzug z.B., meine "Launen", meine extreme Verletzlichkeit usw. Ich erinnere mich auch an totale innere Leere, null Gefühle und ein sehr schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber.

Wir haben das gemeinsam überstanden, er hatte Recht. Und das ist es, was ich Dir mitgeben möchte: verliere nicht die Hoffnung, Du nicht. Es "genügt" völlig, dass sie keine mehr hat. Und lebe Dein Leben, so gut Du kannst. Normalität ist etwas sehr Wichtiges für jemanden, für den nichts mehr normal ist.

Du schaffst das, ihr Beide schafft das! Davon bin ich fest überzeugt. Da ist noch viel Gefühl da, auf beiden Seiten, auch wenn sie zeitweise keinen Zugang mehr dazu hat.

Liebe Grüße,
Gerbera
Kerstin76
Beiträge: 14
Registriert: 17. Feb 2017, 20:22

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Kerstin76 »

Dankeschön,ihr lieben..Durch Menschen wie euch konnte ich lernen,besser damit umzugehen.Wenn mich auch immer wieder so eine Wut überrollt,weiss ich am Ende doch,damit umzugehen.Sie ist nicht wiedergekommen und hat auch noch nicht vor,sich behandeln zu lassen.Was mir ein bißchen Hoffnung gibt,sind ihre Worte,daß sie auf Wohnungsangebote wartet,und zwar in meinem Stadtteil.Wegen der Arbeit u.a,sagt sie..Aber da gäbe es weitaus nähere Orte.Vielleicht möchte sie wirklich nicht ganz soweit weg von "uns".Ich habe ihr versichert,daß ich weiterhin für sie da bin und wir werden uns auf einen unverbindlichen Kaffee treffen.Mir ist klar,daß ich nicht auch nur andeutungsweise das Problem ansprechen sollte,sondern einfach erzähle,was es neues gibt und im Grunde oberflächlich bleibe.Hoffentlich kann ich das auch.
Mittlerweile unternehme ich Dinge für mich und es klappt auch hin und wieder,daß mir der Kopf nicht vor lauter Gedanken platzt.Wenn ich auch auf diese Weise etwas Abstand nehme...so weiss ich trotzdem,daß ich diese Frau niemals aufgebe..
Ich wünsche euch allen ein schönes We und viel viel Kraft!!
Liebe Grüße Kerstin
Kerstin76
Beiträge: 14
Registriert: 17. Feb 2017, 20:22

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Kerstin76 »

Ich bins schon wieder..hoffentlich nervt es euch nicht,aber es hilft ungemein,sich hier immer wieder ein paar Dinge von der Seele zu schreiben..
Nach knapp2 Wochen wohnt sie jetzt wieder erstmal bei mir,sie möchte ihre Bekannten nicht zu dolle belasten.Nun denn.Eigentlich keimte sofort wieder die Hoffnung auf,daß wir eventuell langsam aufeinander zugehen könnten.Ich verhalte mich sehr neutral,bin aber trotzdem froh,dass sie da ist.Nebenbei hat sie mir dann allerdings erzählt,sie hätte sich heut schon ne Wohnung angeschaut und würde die auch bei einer Zusage nehmen.Ok..dann verlieren wir uns wieder aus den Augen.Ein bißchen hat sie erzählt..das sie sich verändert hätte,egoistischer geworden wäre.Was uns betrifft,würde sie es einfach nich schaffen,sich zu melden.Antworten ja..aber selbst melden?Nein.Mir fällt auf,daß sie recht häufig lacht..wie kommt das alles zusammen??Ärztliche Hilfe..naja..darüber reden wir lieber nicht.Ich denke,sie wirds weiterhin allein versuchen.Nach 2 Wochen sitzt mir eine Frau gegenüber,die mir irgendwie fremd ist.Sie schimpft über die Arbeit..lacht über andere Dinge..aber verhält sich mir gegenüber wie eine normale Bekannte.Keine Spur von irgendwas..Ich habe ein bisschen Angst.Wie gern hätt ich sie in meiner Nähe,und würde helfen-wüsste,daß sie keinen Blödsinn macht-,aber ihr Entschluss steht.Sie zieht wirklich aus.Ich muss sie ziehen lassen und habe nun Angst davor,daß sie dann "weg" ist...
Kerstin76
Beiträge: 14
Registriert: 17. Feb 2017, 20:22

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Kerstin76 »

Hallo zusammen..ein kleiner Nachtrag.Gestern hat sie mir auf Nachfrage gesagt,sie hätte Kontakt zu einer anderen Frau.Es läuft nichts..nein..aber beide haben für sich schonmal geklärt,daß sie frei wären,usw..Was mich angeht..Es gibt keine Liebe mehr.Sie empfindet nichts mehr für mich.Ok.Das reicht mir dann.Alleine die Vorstellung,daß sie da im Hintergrund was aufbaut,hat wirklich alles zerstört.Kann sie deswegen wieder lachen?Alles ist neu,die andere Person lernt sie völlig unbelastet kennen,und alles ist schön.Ist DAS der Grund für den Umschwung?An diesem Punkt muß ich einen Cut machen.Welche Argumente brauch ich noch??Keine...Sie lebt hier wochenlang mit einer Stimmung,die gegen den Nullpunkt geht,zieht dann 2 Wochen aus,sucht sich ne Wohnung und knüpft Kontakte.Depression hin oder her,das werd ich mir nicht mit ansehen.Es interessiert sie nicht,was ich zu sagen habe,sie nimmt es noch immer nicht an,und ich hatte gestern viel zu sagen.Ob ich hätte vorsichtiger sein sollen?Kann sein..aber das mußte raus.Diese gefühlsmäßig undbeteiligte Frau,die mir gegenüber saß und gegessen hat,während ich versucht habe,Antworten und Gründe zu bekommen,will ich nicht mehr sehen.Bin ich Mittel zum Zweck?Die Leute,die ihr n Schlafplatz zur Verfügung gestellt haben,wollten ihre Wohnung wieder für sich.Nein,sagt sie..das ist nicht der Grund,ich wäre auch so wieder zurück gekommen.Warum denn dann bitte noch?Es tut mir leid,aber ich kann sie unter diesen Umständen nicht ertragen.DAS ist nun meine Grenze.Sie hat auch bis heute nicht einen Arzt angesprochen und mittlerweile frage ich mich..Hatte sie von Anfang an nur nicht den Mumm,mir zu sagen,daß sie nicht mehr glücklich ist?Hatte sie deswegen schlechte Laune und ist sie deswegen diesen Weg gegangen?So vieles hätte ich ertragen..ich war bereit,sie vorrübergehend wieder aufzunehmen,aber plötzlich hat sich alles geändert.Ich empfinde alles nur noch als einen großen Betrug und bin menschlich so dermaßen enttäuscht,wie ichs noch nie gewesen bin.Ja,ich habe schon einige male gelesen,daß sowas vorkommt,daß die Person am Ende doch wieder zurück kommt,daß die Depression sie fort treibt und Dinge machen läßt,die nicht erklärbar sind,aber der Ausdruck in ihren Augen gestern..das Abgeklärte,die Worte-nein,sie liebt micht nicht mehr-,das alles beendet dies für mich.In ihrem Kopf rattert es nur noch..sie weiß nicht,was los ist,wo das Problem ist,sie kann weder essen noch vernünftig schlafen,sie empfindet Liebe,aber kann es nicht zeigen,sie ist in einem Loch..das war vor ein paar Wochen.Nach dem Abstand erleb ich sie neu.Also muß ich mir zwangsläufig sagen,der Knackpunkt war die Beziehung.Die glückliche Beziehung,die -ich liebe dich und möchte dich heiraten-Bziehung-,hat sie fortgetrieben.In eine Richtung getrieben,die sie wieder glücklich machen wird.Das hinter ihr alles zusammengestürzt ist,spielt keine Rolle,das trifft sie nicht mal.Sie geht ihren Weg.Nun denn.Den will und kann ich ihr nicht verwehren,aber den werd ich auch nicht in der Form unterstützen,daß ich ihr einen Schlafplatz zur verfügung stelle,weils grad praktisch ist,oder daß ich ihr meine Hand reiche(die sie eh nicht nimmt)Es ist entgültig vorbei,und je schneller sie weg ist,umso besser.
Wochenlang beschäftige ich mich mit nichts anderem,als mit diesem Thema.Ich gehe alle Möglichkeiten durch um ihr auch nur iiiirgendwie zur Seite zu stehen,weil ich so fest dran glauben wollte.Dabei kommt es mir jetzt so vor,als wär das alles für sie ausschließlich in der Form eine Hilfe gewesen,um sich ein anderes,wieder glückliches,Leben aufzubauen.Nein...das kann nicht meine Aufgabe sein...
Ich wünsche den anderen hier weiterhin viel Kraft und mehr Glück,als ich es hatte..
Lieben Gruß Kerstin
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von micky2507 »

Guten Morgen Kerstin,

oh man, das ist heftig! Ich kann deine Entscheidung gut verstehen Wenn das deine Grenze ist, dann musst du die Konsequenz ziehen!
Ich wünsche dir viel Glück für deinen Weg!

Liebe Grüße
Micky
Eule12345
Beiträge: 68
Registriert: 7. Dez 2016, 17:32

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Eule12345 »

Oh man...schon wieder so ne Sch. ... :((
Auch ich verstehe Deine Entscheidung.
Ich wünsche Dir alles Gute!

LG Eule
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Kerstin,

es tut mir sehr leid, was dir von deiner Partnerin angetan wurde. Das ist einfach nicht fair.
Ich wünsche dir, dass du es schaffst dich weiterhin abzugrenzen und die schmerzhafte Trennungszeit einigermaßen gut ueberstehst.

Wer dich so behandelt, ist es nicht wert, deine Partnerin sein zu dürfen. Es gibt bessere, die dich bestimmt viel glücklicher machen werden/können.
Nur Mut ...

Herzlichst
Luna
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Gerbera »

Hallo Kerstin,

echt bitter! Tut mir sehr leid für dich, dass es nun so endet. Krankheit hin oder her, das geht einfach nicht. Du fühlst Dich zurecht mißbraucht.
Wenn die Lady tatsächlich an einer Depression erkrankt ist, wird auch die neue Beziehung, wenn denn überhaupt eine draus entsteht, nicht lange gut gehen. Aber das ist ihr Problem, nicht deines.

Ich wünsch Dir alles Gute und dass du irgendwann wieder einem Menschen so richtig vertrauen kannst.

Ganz liebe Grüße,
Gerbera
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo Kerstin,

Ich stimme Gerbera zu. Du hast völlig richtig gehandelt und ich kann mir nicht vorstellen, dass die neue Beziehung von Dauer ist wenn es ihr wirklich so geht.
Was ich hier im Forum so rauslese, kommt das ja häufig vor. Auch wir hatten das Thema fremdgehen/mit anderen Frauen schreiben, sind aber trotzdem nach der Trennung wieder zusammen gekommen.
Ich will Fremdgehen auf keinen Fall verschönigen und Depressiven einen Freipass zum Fremdgehen/Fremdflirten geben. Erstens gibt es sehr viele die das, wie die Betroffenen hier richtig schreiben, niemals machen würden und zweitens ist es keinesfalls ok.
Nur zum "Verständnis" warum das hier scheinbar so viel öfter passiert als bei anderen Beziehungen (es entsteht zumindest der Eindruck), ich persönlich hatte bei meinem Partner das Gefühl, er sucht sich ein Ventil. Er schreibt neuen Frauen die nichts von seiner Krankheit wissen und mit denen er unbeschwert sein kann. Ich stelle mir das wie einen Moment der Flucht von der Realität vor. Natürlich hält das nie und es funktioniert auch nie. Es ist bei einigen vielleicht auch der Versuch wenn das Sexleben aufgrund der Depression schon so lange nicht funktioniert, es bei Fremden "schnell und ungebunden" mal wieder ausleben zu können. Ich glaube das hier aber ein egoistischer Wunsch in einem Moment der Verzweiflung im Vordergrund steht.

Wie gesagt, ich finde es nicht ok und bin ganz eurer Meinung, ich stimme allen hier zu, die aufgrund solcher Aktionen ihrer depressiven Partner gegangen sind. Wir hatten im Forum ja viele Fälle in letzter Zeit. Ich war aber so "schwach" oder so "verliebt" dennoch zu verzeihen und es wieder zu versuchen und habe die Erfahrung gemacht, die Affäre bzw die Frauen mit denen er gechattet hat, haben keinerlei Bedeutung und keine Bestand. Jemand der sich in einer so verzweifelten Lage befindet kann nicht einfach mit jemand neuen etwas Schönes aufbauen. Das mag für uns der erste Eindruck sein, schnell kommt aber die Realität wieder und die ist für Betroffene sehr bitter.
Ich denke, Betroffen gehen unterschiedlich mit der Krankheit um. Einige sind sehr vernünftig und bleiben weiter treu und fair. Einigen fehlt auch die Kraft. andere versuchen in Momenten in denen sie Kraft haben zu "flüchten" und "Ventile" zu suchen.
Ist aber nur ein persönlicher Eindruck ohne Gewähr auf Richtigkeit...den ich mir in 2 Jahren an der Seite eines depressiven Partners so gemacht habe...
Kerstin76
Beiträge: 14
Registriert: 17. Feb 2017, 20:22

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Kerstin76 »

Hallo zusammen :) Ich danke euch,daß ihr mich in meiner Entscheidung bestärkt!Sie hat nun oft genug gesagt,sie brauchte kurzfristige Ablenkung,aber das wars auch.Auf Dauer wär da gar nix.Ich wüßte auch nicht,wie ich reagiert hätte,wenn sich nicht all ihre Gefühle in Luft aufgelöst hätten,das kann ich nicht sagen.Aber was auch immer..Das wesentliche ist nunmal,daß keine Liebe mehr da ist.Ehrlich gesagt wollte ich sie morgen vor die Tür setzen,aber kanns nicht,weil sie da saß wie ein Häufchen Elend und nichts gefunden hat.Heißt für mich?Mal wieder aushalten..verdammtes Mitleid.
N bißchen was hat sie ja erklärt..sie durchlebt Phasen,deswegen könne sie manchmal lachen usw.Nichts desto trotz geht mich das alles nichts mehr an.Eine Woche Zeit hat sie jetzt noch,danach muss ich einfach an mich denken.Es tut mir leid..Einen schönen Sonntag wünsch ich!
Ihr seid wirklich toll hier :*
Lieben Gruß Kerstin
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Gerbera »

Hallo Kerstin,

"sie durchlebt Phasen" - das passt. Depressionen verlaufen wellenförmig, d.h. es gibt bessere und schlechtere Phasen. In den schlimmen Phasen gehen die Gefühle. Ich war innerlich total leer; ein schreckliches Gefühl. Da spricht schon vieles für Depression. Trotzdem gibt es Grenzen, wie im "wirklichen" Leben auch, und die hat sie überschritten.

Ich schreibe "wirkliches Leben", weil der Depressive in einer unwirklichen Welt lebt, die Welt der "normalen" Menschen zeitweise nicht mehr versteht. Seine eigene aber auch nicht. Das ist in den Tiefphasen ziemlich krass. Auch das, was Du über ihre Aktivitäten geschrieben hast (Wohnungssuche, beruflichen Einsatz usw.) passt zu den Depressionswellen, nämlich zu den Zeiten auf dem Wellenkamm.

Ich denke, sie würde ärztliche/therapeutische Hilfe brauchen, ist offenbar noch nicht bereit, sie auch zu suchen. Ist auch nicht so einfach: wenn es einem schlecht geht, hat man die Energie nicht, und wenn es wieder besser wird, denkt man, es gehe auch ohne Arzt; war doch alles nicht so schlimm... Bis zum nächsten Tief... Teufelskreislauf!

Das alles ändert aber nichts an meiner Meinung, dass Du für Dich alles richtig gemacht hast. Ob Du "mal wieder alles aushalten" solltest - da bin ich sehr zwiespältig. Ich weiß nicht, was ich an Deiner Stelle tun würde. Vermutlich dasselbe wie Du: Galgenfrist...

Zum Thema Mitleid ein Satz meiner Therapeutin: mitfühlen ist gut, mitleiden ist es nicht.

Ich wünsche Dir die Kraft und den Mut, Deinen Weg zu gehen!

Schönen Restsonntagabend!

Liebe Grüße,
Gerbera
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo Kerstin,

Ich glaube du musst ihr und dir eine Frist setzen, sonst kann das gut und gerne ewig so weiter gehen. Vielleicht kommt der Tag an dem sie sich dazu aufraffen kann von alleine, vielleicht auch nicht.

Ich sehe das bei mir selbst, wenn man konkrete Hilfe die sich wirtschaftlich auswirkt (Geld, Wohnung, Arbeit etc.) gibt, gibt es seitens des depressiven Partners/Freunds eigentlich selten den Punkt, wo er von sich aus sagt: ok, danke, ich kann jetzt auch alleine und wirklich kann.

Ich habe damals die finanzielle Hilfe als Schluss war sofort eingestellt. Momentan hat er sie wieder weil wir wieder auf irgendeine Art "zusammen" sind. So kann ich für mich zumindest irgendwie rechtfertigen, dass ich mir das antue.
Aber es gibt für Freundschaften denke ich klare Grenzen. Wie lange würdest du eine normale Freundin einfach so bei dir wohnen lassen? Ich denke genau den Zeitraum solltest du ihr auch gegeben. Und danach konsequent sein.

Sonst kommst du in eine Ewigschleife.

Was folgt trifft bitte nicht auf alle Depressiven zu sondern ich beziehe mich speziell auf Kerstin's Fall, meinen eigenen und andere ähnliche hier (also bitte nicht zu Herzen nehmen wer nicht so ist wie unsere Partner die uns leider oft an die Grenzen des Möglichen stoßen!!!!!! Ich habe hier viele Depressive erlebt die sehr einfühlsam und beziehungsfähig sind, die sollen sich bitte nicht angesprochen fühlen!)
Bei allem Respekt, was wir hier gerne aufgrund unseres Kampfes um unsere Partner vergessen, der "attraktivere" Part der Beziehung sind schon wir. Verhältnismäßig gibt es mehr Personen, die mit uns neu anfangen möchten als mit unseren Partnern, die uns (und jeden anderen!) permanent beleidigen, zurückweisen, vor den Kopf stoßen etc. Ich glaube durch den Kampf um die Beziehung werden hier oft die Rollen vertauscht. Wir die kämpfen, alles geben, selbst in unmöglichen Situationen noch helfen, vergessen gerne, dass es für den anderen Part VIEL schwieriger ist sich WIRKLICH neu zu orientieren. Also mal abgesehen von einem kurzen Flirt den jeder hinkriegt.

Dh. zurück zu uns ist oft eine Option wenn anderes scheitert. Ich habe das bei meinem Partner schon mehrmals erlebt, wir trennen uns, er probiert neues aus und merkt dann, wie gut es ihm bei mir eigentlich geht.
Dh ich denke, auch deine Freundin wird bald merken was sie an dir hat. Es kommen dann sicher Entschuldigungen etc. auch die "Gefühle" sind irgendwann vermutlich wieder da, sie lebt ja in einem permanenten auf und ab und weiß selbst nicht wie ihr geschieht.

Ich denke, du musst dir DEINER Gefühle ganz klar sein. Wenn es bei dir aus ist, nutze die Gunst der Stunde, setze eine Frist SEI KONSEQUENT!
Kerstin76
Beiträge: 14
Registriert: 17. Feb 2017, 20:22

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von Kerstin76 »

Ein sehr guter Gedanke...wenn es eine normale Freundin wäre,wie lange dürfte sie hier bleiben..Bin ja recht eigen,was das angeht,da müßte echt n Notfall anstehen ;) Also meine Gefühle sind momentan arg abgekühlt,bin mir aber fast sicher,dass es nochmal anders wird,wenn sie wirklich raus is.Die Optionen,die ich ihr genannt hab,kamen alle nicht in Frage(wohnen auf Zeit,etc).Mit Sicherheit deswegen,weils hier bequemer ist.Es wird gewartet,bis das richtige Angebot reinflattert.Sie ruft mich aus der Badewanne mit Schatz,was mich allerdings nicht im Ansatz berührt hat.Die alten Gewohnheiten kamen wohl durch.Sie hat wegen der ganzen Wohnsituation soviel geschrieben,wie lange nich mehr.Angeblich ruft sie überall an,aber erreicht noch nix.Wollen wir ehrlich sein..Man würde was finden,wenns sein muss.Wenn auch nur vorrübergehend.Das wird dann auch bald passieren,denn ihr habt recht.Konsequent muss ich sein,denn sonst bringt das alles nichts.Trotzdem stichts n bißchen,sie bei der Suche zu unterstützen,aber muss ich euch ja nicht sagen..
Ach das is so schwierig alles.Man macht sich überhaupt niemals Gedanken um Depressionen,bis man damit zu tun hat und erkennt,wie verdammt hart es sein kann.Ich zolle jedem Respekt,der die Kraft hat,durchzuhalten,denn jetzt weiß ich,wie es sich anfühlt..
Lieben Gruß Kerstin
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Depression oder Schauspiel??

Beitrag von lisamarie25 »

Liebe Kerstin,

Weißt du,obwohl wir so oft von unseren depressiven Partnern zurück gestoßen werden, meiner Erfahrung nach treffen die endgültigen Entscheidungen dann doch meistens wir Gesunden. Mein Partner lebt in einem so krassen auf und ab, dass er eigentlich keine wirklichen Entscheidungen treffen kann. Er meinte oft, er müsste mich verlassen, weil er keine Beziehung haben kann/will/was auch immer. Die wenigen Male, die ich wirklich darauf eingegangen bin und tatsächlich ausgestrahlt habe "ja ok, es ist besser wir lassen es sein" war er sehr schnell wieder da. "Schatz" und "Liebling" sind dann meist zaghafte Versuche, wie ich auf die erneute Annäherung reagierte.
Reagiere ich nicht, sind wir weiter "getrennt", antworte ich auch mich "Schatz" kommt bald wieder der Vorschlag, wir sollten es doch noch einmal probieren.

Wir haben das mittlerweile so oft durch, dass ich mir schwer tue, an eine echte Trennung zu glauben, ich denke mittlerweile, er, die Depression, unser Hund und ich werden miteinander alt - und zwar genau in dieser Konstellation :lol: :lol: :lol: .

Wenn sie dich wieder Schatz nennt, ist das wohl eher ein Annäherungsversuch als ein Zufall. Und wie du richtig sagst, im Notfall findet sie was. Wir alle finden etwas für den Notfall. Vielleicht ist jetzt, wo es zwischen euch aus ist auch der Druck weg und sie findet es wieder angenehm bei dir.

Ich habe bei meinem Partner die Erfahrung gemacht, dass er manchmal in einer Gedankenwelt lebt, in die ich mich nicht hineindenken kann. Wenn er in einer akuten Krise ist, sind seine Gedanken zum Teil so wirr, dass ich nicht mitkomme. Wenn es ihm dann wieder besser geht, funktioniert es wieder.

Ich für mich versuche irgendwie damit umzugehen weil ich ihn bzw den Menschen der er trotz der Depression immer noch ist, über alles liebe. Du musst das für dich rausfinden und entsprechend handeln.
Es wird sicher kein einfacher Weg wenn du sie weiter bei dir wohnen lässt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es früher oder später auf nen Neustart rausläuft ist sehr hoch. Es bahnt sich doch irgendwie schon an wenn wir ehrlich sind.
Ich weiß nicht wie deine Freundin ist aber mein Partner würde mich in der Phase in der er sich trennen will NIEMALS Schatz nennen, da ist er wahnsinnig konsequent. Das rutscht zumindest ihm nie raus.
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