Folgen einer Therapie für die Partnerschaft

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kamikazeherz
Beiträge: 1
Registriert: 26. Jan 2017, 13:16

Folgen einer Therapie für die Partnerschaft

Beitrag von kamikazeherz »

Hallo ihr Lieben,
aus Verzweiflung, Angst und Ratlosigkeit wende ich mich heute an dieses Forum.
Ich bin 30 Jahre alt und seit rund dreieinhalb Jahren mit meinem Freund (24 Jahre alt) zusammen. In den ersten zwei Jahren unserer Partnerschaft litt ich sehr unter mangelndem Selbstbewusstsein und Eifersucht. Ich war (und bin) allgemein ein unsicherer Mensch, der viel Zuspruch und Sicherheit von außen – sprich von meinem Partner – brauchte (und wohl auch nach wie vor braucht). Durch eine Therapie hat sich bei mir zwar viel gebessert, ich wurde selbstsicherer und weniger abhängig von meinem Freund, allgemein etwas sicherer im Umgang mit anderen Menschen, doch ist das eine trügerische Sicherheit, wie sich jetzt herausgestellt hat: Ich verfalle schnell wieder in alte Muster, wenn etwas passiert, das mich überfordert und "bedroht", das mich hilflos und verzweifelt werden lässt.
Und doch ging es mir im Laufe meiner Therapie nach und nach besser, am Ende war ich viel selbstständiger und nicht mehr so bedürftig meinem Freund gegenüber. Das wiederum führte dazu, dass sich mein Freund langsam immer weniger gebraucht fühlte und schließlich selbst in die Depression abglitt (das ist zumindest meine Diagnose als Laie und auch die Ferndiagnose meiner Therapeutin). Er empfindet mittlerweile nur noch innere Leere, hat sein Lachen und sein Selbstvertrauen verloren. Wir können nicht mehr miteinander kommunizieren, weil ihn jedes Wort anstrengt und mir mittlerweile schnell die Geduld ausgeht, wenn ich das Gefühl habe, dass nichts bei ihm ankommt und sich bei mir Hilflosigkeit breitmacht. Das geht jetzt seit fast einem Jahr so.
In all dieser Zeit war ich relativ gefestigt und habe versucht, ihm möglichst viel abzunehmen und die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Ich habe die Stimmungen, die Resignation und die regelmäßigen Wut- und Verzweiflungsausbrüche meines Freundes nicht auf mich bezogen – zumindest meistens ist mir das gelungen. Natürlich kam auch manchmal der Gedanke auf: Was, wenn das alles an mir liegt? Wenn mein Freund einfach in dieser Beziehung nicht mehr glücklich ist? Wenn ich nicht der richtige Mensch für ihn bin?
Nun hatte er gestern endlich ein Erstgespräch bei einem Therapeuten, bei dem ich damals während meiner Therapeutensuche ebenfalls ein Gespräch hatte. Ich habe mich damals zwar für eine andere Therapeutin entschieden, konnte diesen Therapeuten meinem Freund aber guten Gewissens weiterempfehlen.
Als er gestern von diesem Gespräch zurückkam, war mein Freund guter Dinge – allerdings bin nun ich wieder diejenige, die am Boden ist. Der Therapeut hat meinem Freund geraten, mit mir nicht mehr über seine Probleme zu sprechen, sondern diese beim Therapeuten zu lassen. So weit, so gut. Das sehe ich ein, das macht Sinn, um unsere ohnehin stark belastete Beziehung zukünftig zumindest von den Depressionen meines Freundes zu verschonen. Nun habe ich aber Angst, dass ich zurückbleibe, dass ich auf dem Weg meines Freundes nicht mehr mitgenommen werde. Dass er am Ende als völlig anderer Mensch vor mir steht und ich diese Entwicklung verpasst habe.
Ich habe einfach Angst, dass wir es nicht schaffen. Wir können kaum mehr miteinander sprechen, weil uns beiden die Kraft fehlt. Und nun kommt noch dieser Therapeut daher, der meinem Freund gleich bei der ersten Sitzung klar macht, dass seine Partnerschaft durch die Therapie durchaus in die Brüche gehen kann. Seitdem sieht das auch mein Freund so. Normalerweise war er immer derjenige, der optimistisch war und sagte: „Wir schaffen das.“ Jetzt sagt er: „Ich weiß nicht, ob wir das schaffen.“ Und hier kommen wir wieder zurück zu meinem eigenen Problem: Sobald ich merke, dass mein Partner nicht mehr hundertprozentig sicher ist, dass wir es schaffen, werde ich so unsicher, es lähmt mich, ich kann dann gar nichts mehr machen. Eigentlich müsste ich jetzt die Starke sein und meinen Partner unterstützen, doch es fällt mir so schwer, weil ich ja selber eigentlich auch schwach bin und den Zuspruch von außen brauche. Ein Teufelskreis.
Vielleicht kann ja jemand mit meinen Zeilen etwas anfangen, hat Anregungen dazu oder kann mir Tipps geben. Das wäre großartig.
Liebe Grüße!
micky2507
Beiträge: 62
Registriert: 25. Jan 2017, 21:43

Re: Folgen einer Therapie für die Partnerschaft

Beitrag von micky2507 »

Hallo Kmikazeherz,

deine Zweifel und Sorgen kann ich voll und ganz verstehen.
Leider habe ich auch kein Patentrezept für dich zur Hand. Mein Freund und ich stehen auch beide am Anfang der Therapie und ich teile die gleichen Sorgen:
Was passiert in der Therapie mit ihm? Wo geht die Entwicklung unserer Beziehung hin? Entwickeln wir uns so sehr auseinander, dass es keine gemeinsame Zukunft mehr geben kann?

Ich habe mir genau dazu lange den Kopf zerbrochen und bin für mich zu keiner Lösung des Dilemmas gekommen. Letztendlich bin ich zu der Haltung gelangt:
Ohne Therapie werden wir auf jeden Fall scheitern und unglücklich sein, also nehme ich lieber das Risiko auf mich!
Zumindest haben wir eine Chance!

Diese Haltung kann ich leider nicht konstant aufrecht erhalten, je nachdem wie belastet ich durch die ganze Situation bin und wie es mir gerade geht. Aber mein größter Wunsch ist es, dass es ihm besser geht und er nicht mehr so leiden muss. Und wenn das im Umkehrschluss bedeutet, dass wir uns trennen müssen, haben wir zumindest auch die Chance jeder für sich wieder "heil" zu sein.

Wie gesagt, heute ist ein guter Tag. Ich habe das Glück, Freunde an meiner Seite zu haben, die nicht nur zuhören, sondern mir auch mal gehörig "in den Hintern treten", wenn ich zu sehr in Selbstzweifel und Verzweiflung versinke! Reden hilft und relativiert manchmal auch meine Ängste!

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig mit meiner Antwort helfen!
Alles Liebe und viel Kraft für dich!
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