Heute ist es einfach furchtbar

lebenslust
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Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von lebenslust »

Heute komme ich einfach einmal ins Forum, um mich virtuell auszuheulen.
Seit der Medikamentenerhöhung neulich ging es mir echt besser. Ich hab mich zeitweise wieder richtig "normal" gefühlt. Konnte manchmal sogar sowas wie Freude empfinden und hab nicht mehr dauernd daran gedacht, wie furchtbar alles ist.

Nun - kaum, dass ich mich über den Aufschwung gefreut habe - hab ich seit gestern (auch in Verbindung mit den Tagen) einen totalen innerlichen Absturz.
Es fühlt sich alles wieder mehr als grau an. Eben total hoffnungslos.
Ich fühle mich wie so ein Narr, weil ich dachte es wäre weitestgehend überstanden. Aber nein, es hört einfach nie auf und ich fühle mich von der Krankheit bloßgestellt.
Man sieht wenn ich geheult habe, man merkt, wenn ich mich nicht konzentrieren kann.
Die welche es wissen schonen mich irgendwie und dadurch fühle ich mich weniger ernst genommen.

Früher dachte ich mir immer (berufsbedingt auch) - das schlimmste was einem Menschen passieren kann ist, wenn er psychisch erkrankt und nun?
Das geht schon so lange. Ich kann es nicht mehr auf äußere Umstände zurückführen.

Wie soll das weitergehen? Soll ich jetzt mein Leben lang Medikamente nehmen und mir wieder einen Therapeuten suchen? Die letzte von 35 tiefenpsychologischen Stunden ist gerade vorbei (so vor 2 Wochen)....

Manchmal hab ich wie so eine Panik in mir, dass ich gar nicht mehr klar komme. Dass ich in eine Psychiatrie muss, dass ich es nicht mehr verbergen kann wie es mir geht, dass ich nie wieder länger als eine kurze Zeit fröhlich sein kann, dass ich sowieso nie einen Mann finde weil ich ja "psycho" bin und dass ich nie eine Wohnung finde (Ballungsgebiet - hab ewig gesucht und finde trotz unbefristetem guten Job keine wegen der großen Konkurrenz und den hohen Preisen).... Ich habe einfach keine Kraft mehr für die Suche und hocke in einer WG in der ich unglücklich bin.

Ich fühle mich wie so eine rießen große Versagerin.
Weil ich mich so fühle wie ich mich fühle.
Weill ich mich nicht einfach nicht so fühlen kann, denn dann wäre ja alles gut.
Weil außen ist ja "alles gut"... es liegt nur an mir, dass ich mit dem Leben irgendwie nicht so zurecht komme.

Die anderen kriegen gerade Kinder und all sowas...
und ich? Bin noch auf Identitätssuche. Was bin ich, was die Krankheit. Bin ich überhaupt krank, oder streng ich mich nur zu wenig an?
Alle Gedanken habe ich schon tausendmal gedacht, aber der Strudel zieht mich immer wieder rein.

Es ist so anstrengend.
kaizer
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von kaizer »

Hi lebenslust,

ich hab grad keinen schlauen Tipp, aber vielleicht hilft es dir ein bisschen:

Ich weiß zu 100%, wie das ist, wie es sich anfühlt, wie frustrierend es ist und wie anstrengend, wie ätzend, wenn es eine Zeit lang gut geht und dann wieder einbricht. Auch die Sorgen kenne ich. Du bist also damit nicht allein!
malu60
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von malu60 »

Liebe Lebenslust,ich kann Dir auch nur schreiben,dass ich Dich verstehe.

Wenn Du so schnell wieder diese "Scheißgefühle" hast,verzweifle nicht.
Versuch die Depression zu akzeptieren,als Krankheit und vergleiche Dich
nicht mit Leuten,die "Gott sei Dank"sowas nicht erleben müssen.

Du wirst Dir Hilfe und Medikamente,wieder eine Therapeutin suchen und
einen Weg heraus finden.Mach es nicht runter,was Du leistest mit der
Depression ist einfach alles sehr anstrengend.

Eine Wohnung,einen Partner,dies alles wird zu Deiner Zeit in Dein Leben
kommen.Die Gesundheit ist das Wichtigste,dann wird die Lebenslust
und Kraft zurückkommen.Was Du aushalten musst ist eine große Leistung,
Dich niederzumachen ist genau falsch.Du schaffst das,gib die Hoffnung nicht auf malu
Leben ist mehr
Arne81
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Arne81 »

Hey Lebenslust,

Ich wünscht, ich könnte Dir und uns allen ein allheilmittel präsentieren, das kenn ich aber nicht.

Was ich aber kann, ist Dir zu sagen, dass ich Dich gut verstehen kann. Du bist nicht allein mit all den Ängsten, Zweifeln, all diesen kleinen Dämonen, die immer wieder über Dich herfallen. Gemeinsam können wir sie bezwingen!
Bright
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Bright »

Hallo Lebenslust,

kann das gut nachempfinden. Ich hatte vor 3 Wochen auch das Gefühl es geht wieder aufwärts und ich kann bald wieder arbeiten gehen, seit einigen Tagen fühle ich mich auch wieder total schlecht, kaum glaubt man es wird bzw. es ist alles gut und dann kommen Gedanken wie, das bildest Du dir ein, und ist das Gefühl jetzt so gut, kannst du es steigern, sowas u. ä. sagt mir das böse Teufelchen auf meiner Schulter....

Es ist verdammt schwer damit umzugehen, was man nicht richtig sehen kann, was denn einfach nicht mit einem stimmt.

Wie viele schon geschrieben haben, Du bist nicht alleine mit dem Problem und wenn 10 Leute zusammen stehen hat einer statistisch eine Depri so wie wir alle, dennoch fühlt man sich als Einzelkämpfer.

Alles Gute, Bright

PS Die Suche nach einem Partner, glaube mir, ein Partner kann stützen, es kann aber auch sein, dass Du dann auch noch diesen stützen musst (zumindest meinst Du es zu müssen), bzw. Dich noch mehr verstellst, ein Partner kann auch eine zusätzliche Belastung sein, so schlimm es klingt...
lebenslust
Beiträge: 22
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von lebenslust »

Danke für eure Antworten.

Hab die ganze Woche gearbeitet und bin nur einmal früher heim. Nun am Sonntag bin ich aufgestanden, habe gefrühstückt, eine Wäsche angemacht und seither liege ich wieder im Bett. Dazwischen bin ich abwechselnd total müde, heule, schreibe hier oder überlege minutenlang ob ich jetzt das Haus putzen kann oder nicht. Ich komme aber zwischen dem Gefühl aus totaler Nichtigkeit und Selbstvorwürfen (warum schon wieder, Taugenichts, peinlich, fürchterliche Tochter, zum Schämen...) nicht dazu das Haus zu putzen, spazieren zu gehen oder meine Post aufzumachen...
Es ist ein Phänomen, dass ich trotzdem arbeiten gehe und es da ziemlich verbergen kann. Aber da Spiele ich dann halt eine Rolle.

An sich bin ich komplett hoffnungngslos, weil wirklich inzwischen alle um mich Kinder kriegen, Partner haben etc. Und ich mit 31 bewiesen habe, dass ich komisch bin und deswegen keinen Partner habe.

Onlinedating oder so ist aber zurzeit wirklich nichts für mich. Wenn mich Männer anschreiben antworte ich gar nicht erst, weil ich mich eh zu hässlich finde und mir denke, die wollen mich dann eh nicht und schon gar nicht wenns mir so geht und die erfahren würden, dass ich Antidepressiva nehme...

Es lief mit denen eine Zeit lang gut, aber wieder ne Weile nicht.
Obwohl ich Therapie gemacht habe und Ad nehme und aufgehört habe zu rauchen ist es grade so richtig schlimm.
Ich mag auch gar niemand mehr sehen außer vielleicht meine Nichten. Gleichzeitig fühle ich mich einsam.
Ich sehe mich als gescheitert an.

Es gibt zurzeit nix was ich leiste oder nix wofür man mich wirklich lieben könnte.
esperanto2015
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von esperanto2015 »

Liebe Lebenslust,
ich finde mich in vielem von dem was du schreibst wieder, auch wenn ich mit 36 vielleicht sogar schon ein paar Jahre länger mit dem Makel lebe, im Vergleich zu anderen komisch zu sein. Oder ein komisches Leben zu haben, mit dem ich selbst auch immer wieder hadere.
Es gibt aber auch immer wieder Phasen wo es mir besser geht und ich eigentlich ganz damit einverstanden bin, aufgrund der Erfahrungen die in meinem Leben gemacht ich gemacht habe, eben so zu sein wie ich bin; auch wenn es sicher Vieles gibt woran ich noch arbeiten sollte; aber dann eben nicht mit der Motivation einem Normalbild zu entsprechen sondern um dem zuentsprechen wie ich selbst gerne sein würde. Ich denke man hat im Leben so zwei bis dreimal die Notwendigkeit aber auch Gelegenheit sich selbst neu zu erfinden. Allein schon der Prozess des Alterns führt dazu, dass bis dato als selbstverständlich geglaubte Ideale sich abnutzen und man/frau sich realistischere aber auch sinngebendere Ziele setzen sollte. Bei mir war die (miottlerweile zweite) solche Phase auch mit Anfang 30. Ich hab mir klar gemacht, dass es für mich garnicht erstrebenswert ist Frau Haus und Kinder zu haben. Das passt nicht zu mir, nicht zu meinem Lebensweg und meinen Wünschen. Tatsächlich bin ich schon mit viel weniger zufrieden. Nette Kollegen, Spaß im Alltag, mich selbst aktiv zu halten und ein gesunder Schlaf. Wenn ich das hab, bin ich schon zufrieden und das merkt man mir dann auch an. Zurzeit ist das leider auch nicht der Fall (was hier zuweit führen würde auszuführen), und ich bin auch ziemlich am kämpfen. Aber es hilft mir mich darauf zu besinnen, was wirklich für mich wichtig ist, und darauf (und wenn nötig nur darauf) all meine Kraft zu fokussieren; anstatt mich mit Trugbildern und Ideale anderer Leute zu belasten. Vielleicht kann das für dich auch ein Weg sein? Hast du dich in deinem Leben schonmal "neu erfunden"? Hast du konkrete Vorstellungen was du benötigst um zufrieden zu sein? Du schreibst dass du gerne Zeit mit deinen Nichten verbringst. Da viel mir z.B. ein, dass allein das schon für deine Nichten ein Grund ist, dass du für sie liebenswert bist. Eigentlich kann man sich Liebe auch garnicht mit irgendwas "verdienen". Sie ist einfach so da.
Ich wünsch dir auf jeden Fall, dass du schnell wieder Tritt fasst und die für dich nötigen Schritte bewusst gehst.
LG esperanto
Die grössten Menschen sind die, die anderen Hoffnung geben.
lebenslust
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von lebenslust »

Danke Esperanto, es hat gut getan deine Nachricht zu lesen.
Ich glaube auch, dass andere vor und neben mir auch mit dem Thema Selbstfindung, das Leben annehmen etc. zu kämpfen haben und da durch mussten - nur - es ändert so für den ersten Moment nicht sooo viel.


Ich hatte mir vorher überlegt, ob ich morgen nochmal meinen Arzt anrufe und ihm die aktuelle Lage schildere. Nur, was kann er schon tun?
Momentan zweifle ich eh an, dass die Tabletten helfen und nachdem ich schon eine Therapie hinter mir habe zweifle ich auch grundsätzlich an, dass mir überhaupt zu helfen ist.

Jetzt bin ich immerhin mal aufgestanden und habe mich an den PC gesetzt.
Ist ja schonmal was, wenn man sogar Klamotten anziehen und alles anstrengend findet.
Das ist fast schon lustig - an so Tagen wie heute gönne ich mir immer keine Zahnseide zu benutzen, sondern nur Zähne zu putzen - weil es weniger aufwendig und anstrengend ist....
Eigentlich objektiv betrachtet völlig lächerlich. Man könnte meinen ich wäre geistig nicht ganz auf der Höhe. Aber ich habe studiert und alles.... Das hat nix mit Dummheit zu tun.
Aber ich glaube, dass andere von außen trotzdem nicht im entferntesten ahnen, wie scheiße es mir geht.

Ich habe den ganzen Vormittag mit ungesunden Gedanken zugebracht und mich mit Tränen im Gesicht im Bett gewunden.
Vom Selbsterleben her finde ich ist das so eine Mischung aus Apathie und sinnlose Gedanken machen. Eine Prise Selbstvorwürfe noch und Hoffnungslosigkeit und immer wieder die Warum-Frage und die "Du bist einfach nicht richtig wie du bist"....

Immer wenn es mir so geht, dann würde ich am liebsten freiwillig in eine Klinik gehen. Dann wünsche ich mir, dass sich endlich mal jemand um mich kümmert. Dann bin ich sogar überanstrengt von Putzen, Anziehen, Wäschekorb ausräumen, Nudeln kochen, Ans Telefon gehen und alles....
Aber ich werde es morgen schaffen wieder zur ARbeit zu gehen und am Dienstag muss ich sogar vor 140 Leuten einen Vortrag halten.... Mach ich alles - bin dabei aber innerlich wie abgestorben und nicht ganz da.... Ich erlebe das alles wie einen Film.

Und dann - das geht schon so lange so - in der Unaufhaltsamkeit vielleicht so 2 Jahre. Ich hab das Gefühl das hört nie nie nie mehr auf.

Zurzeit stelle ich fest, dass ich mich häufiger selbst beschuldige, für meine GEfühlswelt verantwortlich zu sein. UNd das führt dazu, dass ich mir dann selber weh tue, weil ich mich sozusagen dafür bestrafe, dass ich a)so traurig bin b)so negativ bin c)andere so fordere d)nicht die perfekte Tochter bin e)zu hässlich und am kränkeln bin um für Männer attraktiv zu sein....
Und dann geht mir immer dieses "selbst Schuld" und ein Gefühl in die Richtung "ich bin sozusagen Abschaum" durch den Kopf....

Und wisst ihr was - wenn ich mir das alles durchlese, dann weiß ich genau, wie krank das klingt....
Vielleicht ist es dafür auch mal gut das hier aufzuschreiben, um für mich selber meine Situation zu ordnen.

Ich muss mich endlich mal wieder selber sehen.

Es kann doch nicht sein, dass mir der Tod näher ist - als z.B. endlich meinen Eltern zu sagen wie schlecht es mir geht, oder mich selber in eine Klinik zu begeben oder zumindest morgen zum ARzt zu gehen, oder mich krank zu melden bei der Arbeit oder wegzuziehen, oder auszuwandern, oder oder oder.....
Es kann doch nicht sein, dass ich meine ganze Energie dafür aufbringe, mir Gedanken über unterschiedliche Methoden zu machen, anstatt mir einen Zugang aus Selbstwert zu mir aufzubauen.
Es kann doch nicht sein, dass ich mich so massiv selber verurteile zurzeit.
Ich hab ja nichts getan, außer mich selber schlecht zu fühlen und mich dafür verantwortlich zu machen. Dabei habe ich es mir eigentlich nicht ausgesucht. Aber es gibt ja doch noch so viele Leute, die meinen, man müsse eben einfach mal "normal" sein, oder sich zusammenreißen oder die Ohren steif halten....

Ganz hinten irgendwo in mir drin weiß ich jetzt um 14:20 Uhr, dass es mir schon oft so ging und immer wieder auch wieder besser wurde (zumindest temporär) und dass davon auch dieses Mal auszugehen ist.

Es hat nur sehr viel mit aushalten und durchhalten zu tun. Und krankheitsimmanent weiß man eben nicht wozu - weil man sich ja eh verdammt sieht, immer so zu leben.

Ich wünschte ich könnte mich selbst lieb haben.



- ich bin froh, dass es das Forum gibt. Es macht mir etwas Hoffnung, nicht allein zu sein. -
esperanto2015
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von esperanto2015 »

Sorry aber du hast meine Antwort mal eben in einem Nebensatz behandelt.
Zuletzt geändert von esperanto2015 am 24. Okt 2016, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.
Die grössten Menschen sind die, die anderen Hoffnung geben.
lebenslust
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von lebenslust »

Es tut mir leid, dass du esperanto dich von mir unfair behandelt fühlst.
Ich kann dazu im Moment nur sagen, dass ich den gesamten Tag heute heulend im Bett verbracht habe (außer die 2 Mails welche ich hier geschrieben habe). Mir gehts heute wirklich dreckig und ich habe tatsächlich Schwierigkeiten mich für irgendetwas anderes /adäquat zu öffnen/Bezug zu nehmen.
Ich weiß nicht ob du das kennst oder nicht, aber es ist nicht so, dass ich dich unfair behandeln will, aber ich kann heute wirklich nicht besonders viel. Das ist keine böse Absicht.
lebenslust
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von lebenslust »

Leute denken, ich würde mich meinem Selbstmitleid „hingeben“.
Leute denken, ich müsste doch einfach „mehr für andere tun“ und „darin meine Zufriedenheit finden“.
Leute denken, ich müsste mich zusammenreißen, weniger energisch, weniger wunderlich sein, mehr rausgehen, einfach mal nichts machen, mich einfach mal meiner Stimmung hingeben, endlich das Gute in meinem Leben sehen, weniger empfindlich sein, mal die eigenen Erfolge anschauen, erkennen was man schon geschafft hat, sich nicht dauernd vergleichen, sich nicht dauernd minderwertig fühlen.

Die Leute haben keine Ahnung, wie es ist –
- Wenn man so lange und so schwer heulen muss, dass man kaum noch Luft kriegt
- Wie es ist, wenn einen trotz guter Vorsätze, trotz Anstrengungen wie Therapie und Medikamenten und Rausgehen und Frischer Luft und Sport und Arbeit immer wieder diese Gefühle ereilen
- Wie es ist, wenn man für sich keine Zukunft sieht und sich endlich mal gehen lassen würde – aber das anderen zu liebe nicht tut .
Es ist eure Hilflosigkeit Ihr lieben Leute, welches euch so leicht reden lässt und annehmen, ich wäre praktisch selbst schuld, weil ich mich einfach nur zu viel hängen lasse.

(Der Beitrag rührt daher, dass heute eine Freundin zu mir gesagt hat, ich solle mich weniger meinem Selbstmitleid hingeben).
Zwiebelchen
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Lebenslust,

diese Aussagen von Angehörigen sind schrecklich. Am besten erst mal Kontakt abbrechen, manche können es einfach nicht verstehen. Und dir woanders Hilfe suchen, in die Klinik gehen oder erst mal bei der Telefonseelsorge anrufen - da sagen sie nicht so einen Quatsch!!!

Ich kann gut verstehen was du schreibst und es ist schrecklich.

Ich kenne auch das Gefühl "außen ist ja alles gut, ich habe keinen Grund dass es mir schlecht geht".

Das ist aber nicht richtig! Auch wenn du z. B. nicht als Kind ein Trauma oder viel Gewalt erlebt hast (ich Gott sei Dank auch nicht), zeigt ja deine jetzige Situation einfach, dass es Gründe gibt. Denn sonst ginge es dir nicht so schlecht! Das alleine ist schon Beweis genug.

So sagte das zumindest mein Therapeut zu mir, weil ich da ähnlich argumentierte wie du hier.

Wenn du in deiner Therapie nicht gelernt hast, mit den schwierigen Phasen anders umzugehen/dir da selbst zu helfen, dann war es vielleicht einfach nicht die richtige Therapie.

Suche dir bitte dringend Hilfe, gerade wenn du von Suizidgedanken schreibst, da nimmt dich jede Akutklinik in deiner Nähe auf, muss sie ja. Es klingt schon sehr dramatisch, finde ich. Das kannst du nur selbst einschätzen.

Aber bitte mach nicht einfach so weiter, von alleine wird es ja nicht auf Dauer besser.

Es ist ein Wunder, dass du noch zur Arbeit gehen kannst - das ging bei mir auch lange, weil es mir so wichtig war.
Aber ich glaube wirklich gesund ist das auch nicht, erst bis zum völligen Zusammenbruch zu warten, bis das auch nicht mehr geht.

Ist in deiner Familie auch der Leistungsanspruch so hoch? Gehst du deshalb arbeiten? Weil du denkst, du musst?
Viele Grüße,
Zwiebelchen
lebenslust
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von lebenslust »

Hallo Zwiebelchen, danke für deine Nachricht.
Ich finde es schwierig die Entscheidung zu treffen den Kontakt abzubrechen, weil eigentlich weiß ich ja dass ich der Freundin wichtig bin und sie nur hilflos ist.

Naja ich habe mir schon überlegt, dass ich morgen zu meinem Arzt gehe wenns mir da noch so geht. Nicht mal wegen einer krankschreibung, sondern weil ich mir sag dass das ja echt voll anstrengend ist und ich kann ja so nicht ewig weitermachen.

Heute war ich gar nicht vor der Haustür :-(

Lg
lebenslust
Beiträge: 22
Registriert: 9. Jul 2016, 13:00

Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von lebenslust »

Und der Leistungsanspruch in meiner Familie ist sehr hoch. Als ich erstmals in Reha war, da hat mein Vater gesagt "was sollen die Leute nur denken, jetzt kommst du zu den Psychos" und "sag die Reha ab und geh arbeiten"....
M1971
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von M1971 »

Hallo Lebenslust, auch wenn es schwer ist:
Bitte versuche jeden Tag raus zu gehen. Ein Spaziergang wird Dir gut tun
Gruß
M
Zwiebelchen
Beiträge: 601
Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo lebenslust,

das ist echt schlimm mit deinem Vater. Da musst du dir immer sagen, es stimmt nicht.
So ein Umfeld kann einen ja nur krank machen.

Aber da brauchst du auch professionelle Hilfe, um lernen anders zu denken und mit dir umzugehen.

Ich war gestern auch nicht draußen, da ging es mir richtig mies.

Geht es dir denn immer nur kurz so schlecht oder wieso denkst du da erst mal nicht Groß Hilfe zu brauchen?
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Daniel1986
Beiträge: 43
Registriert: 7. Feb 2016, 20:34

Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Daniel1986 »

Bei mir ist es heute furchtbar...
Ich bin total im Lernstress und komme zu keiner Freizeitaktivität mehr. Jetzt ist an meinem Auto auch schon seit Wochen etwas kaputt, dass ich reparieren wollte und kam bislang nicht mal dazu das Teil zu bestellen. Ich habe mir vor einigen Wochen über die Eltern meiner Freundin ein gebrauchtes Alltagsrad besorgt, welches ich geschenkt bekommen habe. Meine Freundin war total glücklich darüber, dass ich nun auch einen solch "alten Geppel" habe und wir gemeinsam mit zwei alten Rädern rum fahren können. An dem Rad ist jetzt am Dienstag eine Birne durchgebrannt. Ich habe mir daraufhin eine neue gekauft und auch einen neuen Reifen, denn ich dachte mir, wenn ich schon mal dran bin, dann kommt da auch gleich ein neuer drauf, auch wenn wir in den nächsten Jahren echt jeden Cent umdrehen müssen. Aber was sein muss, muss eben sein. Ich habe dann die Birne getauscht, den Reifen aufgezogen, die Bremsen nachgestellt und das Rad lief besser als zuvor. Glücklich und Stolz, etwas geschafft zu haben, habe ich mich dann den Rest des Tages an mein Lernzeug gesetzt und habe so den Rest des Abends verbracht.

Gestern war ich dann einigermaßen motiviert und habe mir den Fahrzeugschein aus dem Auto gekrallt um mir heute das Ersatzteil im Laden zu bestellen.
Heute morgen brannte mir wieder eine der Lampen an meinem Fahrrad durch... Den ganzen Tag habe ich mir dann den Kopf zerbrochen, an was das liegen könnte und mich darüber geärgert, dass mich das nun wieder Zeit kostet und ich doch eigentlich ganz dringend lernen muss und zu nichts mehr komme und mein Akku leerer und leerer wird. Ich bin dann direkt nach der Arbeit in ein Fachgeschäft, in welchem ich von jemandem bedient wurde, der mir nicht helfen konnte, oder wollte und mir ständig einen Quatsch erzählt hat, nur damit ich eine komplett neue Beleuchtung für 50 Euro kaufe... Ich bin dann ohne weitere Worte gegangen, ohne Lampe, ohne neue Birne... eine Stinkwut und Verzweiflung im Bauch... Dann wollte ich das Ersatzteil für das Auto bestellen und habe erfahren, dass ich dies nur beim Händler direkt, wovon weit und breit keiner existiert, erhalten würde...
Auf dem Heimweg habe ich das Internet bemüht und heraus gefunden, dass ich bei dem Rad wohl vor einem Problem stehe, dass sich so einfach nicht lösen lässt. Daraufhin habe ich einen Hammer genommen, den vorderen und hinteren Scheinwerfer, inklusive Schutzblech zusammengeschlagen, die Scherben im Keller liegen lassen und das Rad in die Ecke gestellt. Somit ist es für mich nicht mehr zu gebrauchen. Und die 40 Euro für den Reifen habe ich demnach auch zum Fenster raus geschmissen. Jetzt sitze ich da, versinke im Selbsthass über mich und mein Tun und warte darauf, dass meine Freundin nach Hause kommt und anfängt zu weinen, weil ich den "alten Geppel" malträtiert und unbrauchbar gemacht habe, bei dem Gedanken daran kommen mir zugleich die Tränen. Gepaart mit dem Gedanken niemals wieder in meinem Leben den Versuch zu unternehmen, irgendetwas zu reparieren, oder mir irgendetwas zu kaufen, dass evt. irgendwann einmal repariert werden muss. Denn das Leben hasst mich schlicht und ergreifend und nervt mich mit diesem unnötigen Ballast und hält mich damit von den Tätigkeiten ab, die wichtig sind und von denen, für welche ich Freude empfinde.
Dabei hasse ich das Leben nicht einmal, sondern nur mich selbst.
Zuletzt geändert von Daniel1986 am 10. Nov 2016, 17:53, insgesamt 1-mal geändert.
M1971
Beiträge: 731
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von M1971 »

Bei allem Verständnis: die Beschimpfungen anderer Menschen finde ich völlig unangemessen
Daniel1986
Beiträge: 43
Registriert: 7. Feb 2016, 20:34

Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Daniel1986 »

@M1971: völlig richtig, habe es geändert

Eben habe ich die Situation meiner Freundin geschildert, die traurig darüber war. Dabei habe ich mich so in Verzweiflung und Rage geredet, dass ich direkt mein Netbook mit der Faust zusammen geschlagen habe, da es auch schon seit langem Probleme macht... wohl Softwarenatur, die sich für uns als unlösbar herausgestellt haben.
M1971
Beiträge: 731
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von M1971 »

Ich rate Dir dringend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Du hast offenbar ein kleines Aggressionspotential
Daniel1986
Beiträge: 43
Registriert: 7. Feb 2016, 20:34

Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Daniel1986 »

Ich bin in Behandlung. Mein Arzt weiß von meiner Aggression. War früher schlimmer. Und der Grund für die Ausraster ist leider nicht das kleine Aggressionspotential, sonst wäre das einfacher zu lösen. Es kommen da zu viele psychische Faktoren und Probleme zusammen um das auf den Nenner herunter rechnen zu können. Was allerdings stimmt, dass mich in vielen Situationen die Kontrolle völlig verlässt. Mein Kopf sagt "Lass das, das ist dumm". Mein Herz sagt "Lass das, das macht die Menschen, die Dir etwas bedeuten traurig und schürt Deinen Selbsthass!"
Und während mir diese Gedanken und Gefühle durch Kopf und Bauch jagen mache ich eben genau das was ich dann mache. In der Regel eben genau das zerstören, das mich in diese Situation gebracht hat, oder indirekt damit im Zusammenhang mit meinem "Energieräuber" steht. So ziemlich nach dem Motto: "Macht kaputt, was Euch kaputt macht!"
In Zeiten, in denen ich ausgeglichen bin und genug Energie habe passiert mir so etwas nicht, da stecke ich das Weg und erledige es eben. Aber in Zeiten in denen ich Energie habe, passieren solche Sachen einfach nicht. Mir kommt es so vor, als spare sich mein Leben solche Dinge genau für die Momente auf, in denen ich ohnehin schon auf dem Zahnfleisch daher komme.
Daniel1986
Beiträge: 43
Registriert: 7. Feb 2016, 20:34

Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Daniel1986 »

Welcher Vergleich auch treffend ist: Ich bin in solchen Momenten wie ein Passagier in meinem eigenen Körper und kann nur zuschauen, was dieser gerade macht.
Daniel1986
Beiträge: 43
Registriert: 7. Feb 2016, 20:34

Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von Daniel1986 »

Es wäre schön, wenn jemand hier im Forum Tipps für mich hätte, diese verzweifelte Wut zu kontrollieren und ein Ventil dafür zu finden. Sport hilft nicht, da ich umgehend in dem Moment etwas brauche. Ich fühle mich heute noch immer genauso schlecht und wertlos wie gestern...
sunflower81
Beiträge: 49
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Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von sunflower81 »

@Daniel

mein Bauch sagt mir, da kann nur ein Facharzt/Therapeut korrekt helfen.
Und wenn das bisher nicht unter Dach und Fach zu kriegen war, dann war es vielleicht
der falsche Therapieansatz?
Wenn Du in einer Beziehung bist, solltest Du das unbedingt angehen.
Mein Freund hatte einen mehrwöchigen Aufenthalt in einer psych.Klinik.
Wäre das vielleicht denkbar?
Meins nur gut...

LG Tanja
Man kann auch aus STEINEN die einem in den WEG gelegt werden etwas SCHÖNES bauen ! :-)

Liebe Grüße
sunflower
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Heute ist es einfach furchtbar

Beitrag von M1971 »

Ab zum Arzt oder on die nächste Klinik.
Was Du schilderst lieber Daniel ist eine Gefahr - auch für andere Menschen
Antworten