Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgrenzen

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Zwiebelchen
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Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgrenzen

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo zusammen,

heute habe ich besonders wieder gemerkt wie dünnhäutig ich bin. :?

Wenn jemand etwas über mich/meine Krankheit sagt und ich weiß ganz sicher es stimmt nicht, dann belastet mich das trotzdem weil wohl ein Teil von mir glaubt er müsse Recht haben.

Die Situation war so: Beim Treff für psychisch kranke Menschen meinte einer von denen, mit dem ich mich eigentlich gut verstehe, dass ich ja eigentlich gar nicht krank sei. :roll:

Man müsse nur positiv Denken oder so ähnlich. Er hatte auch schon mal erwähnt, wie sehr es ihn nervt wenn anderer "rumjammern". Da die meisten psychisch Kranken da Depressionen haben, sollte es wohl kein Wunder sein, wenn sie negativ denken und "jammern"...

Mein Problem ist dabei wohl, dass ich sowieso dagegen ankämpfe die Meinung meines Vaters, dass ja alles immer gut ist und man alles schafft wenn man nur will, aus mir raus zu kriegen. Zu viel Leistungsdruck usw.

Weil ich selbst oft dachte ich habe ja keinen Grund depressiv oder verzweifelt zu sein, anderen geht es viel schlechter. Diese blöden Schuldgefühle. Das wurde dann alles wieder getriggert obwohl ich doch bewusst WEIß, dass das Quatsch ist.

Aber irgendwie verunsichert mich sowas immer. Solche Aussagen. Ein Teil von mir denkt dann immer der andere MUSS ja Recht haben. Weil alle immer mehr wert sind und mehr Recht haben als ich selbst.
Dabei kennt derjenige mich nicht so gut und ist ja auch kein Arzt oder so.

Ich hatte auch erwähnt, dass ich mich schlecht entspannen kann und unter Druck setze. Da kam die Frage: Wieso? Welcher Druck???? Weil er äußerlich keinen Druck also keine konkrete Belastung feststellen kann. Und sich wohl nicht vorstellen kann, dass sowas auch innerlich entsteht ohne konkreten Anlass, gerade bei psychischen Erkrankungen. :roll:

Das kennt ihr sicher auch, diese Aussagen. Bei Angehörigen hätte ich es eher erwartet, ich glaube an dieser Stelle, von selbst Betroffenen, hat es mich einfach geschockt.

Ich muss so aufpassen meine Grenzen zu wahren und dafür muss ich meine Krankheit ja ernst nehmen.
Wenn ich die Augen verschließe und so tue als wäre ich gesund, ging das nie lange gut wegen totaler Überforderung.

Naja wollte das nur mal los werden. Habe eh so Probleme mich zu entspannen und das hat mich jetzt so getroffen. Ich finde ja schön, dass ich gesünder wirke, mache auch mehr. Aber trotzdem...Komme da gerade einfach nicht klar mit.

Mich regt am Meisten auf, dass mich sowas treffen kann und ich es nicht loswerde. Denn es wird ja immer irgendwelche Menschen geben die irgend etwas, teils Unqualifiziertes, sagen. Aber wieso nehme ich die ständig ernster als mich und meine Ansichten. :(

Danke fürs Lesen. :roll: :hello:
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Pummelchen
Beiträge: 1629
Registriert: 2. Sep 2015, 17:21

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Zwiebelchen,

das kann ich gut verstehen das dich das ärgert. Aber das wird es leider immer wieder geben, Menschen die sich nicht die Mühe machen dem anderen wirklich zuzuhören und kein Verständnis aufbringen.
Wie schön wäre es wenn wir nur mit positiv denken unsere Krankheit bekämpfen könnten. Ich habe auch einmal versucht einer Bekannten die Auswirkungen einer Depression begreiflich zu machen(da ging es gar nicht um mich). Es war vergebliche Liebesmüh, sie blieb bei ihrer Meinung man muss sich einfach nur durchbeißen.
Wirklich verstehen können es nur Betroffene, derjenige wo dich heute angesprochen hat kann eigentlich keine Depressionen haben sonst würde er sowas nicht behaupten. Lass dich nicht verunsichern durch so was. Du weißt das du recht hast!!! Aber ich bin leider auch sehr sensibel, heute in der Arbeit habe ich mich 1x etwas ungeschickt angestellt sowas belastet mich auch. Ich denke dann auch immer gleich der hält dich jetzt vielleicht für blöd usw. Anstatt das ich mir sagen würde habe heute "99 Sachen" gut gemacht und keiner ist perfekt. Aber da kann ich auch ganz schlecht damit umgehen, will immer perfekt sein.
Alles Gute für dich! LG Pummelchen
haike1956
Beiträge: 46
Registriert: 25. Aug 2014, 14:01

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von haike1956 »

Hallo zwiebelchen,

sich selber ernst nehmen in seiner Erkrankung ist nicht einfach. Dieses Zweifeln ist ja ein Teil unserer Erkrankung. Und da können solche Aussagen einen schon ins Schwanken bringen. Aber es sind nur Äußerungen von anderen, die nicht zutreffen müssen.

Man kann Äußerungen sehr unterschiedlich wahrnehmen.
Fakt: Er hat gesagt, ich bin nicht krank.
Gedanke 1 Na ja, vielleicht hat er ja doch irgendwie recht. (zweifelnd)
Gedanke 2 Wie kommt er zu der Meinung? (neutral fragend)
Gedanke 3 Was bildet der sich ein! Woher will er wissen, wie es mir geht? (verägert)

Diese drei Beispiele denke ich machen deutlich, wie das eigene Denken die Wahrnehmung steuert.
Seine Äußerung steht im Raum, und Du selber hast die Freiheit dir den Schuh anzuziehen oder nicht. Warum soll seine Aussage wahr sein?
Mir hilft es oft, die Aussage bei demjenigen zu lassen, der sie gemacht. So in dem Stil DU bist dieser Meinung, da bin ich anderer Meinung und schon hast Du dich von seiner Aussage abgegrenzt.
Und mit dem rumjammern, ER hat ein Problem mit dem "runjammern" der anderen.
Habt ihr denn eine Moderation dabei?

Das fiel mir dazu ein. Ich weiß nicht ob, es dir hilft.

Ich wünsche dir, dass Du dich zunehmend ernster nehmen kannst, was ja auch mit Selbstwertgefühl zu tun hat.

Liebe Grüsse

Haike
Zwiebelchen
Beiträge: 601
Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Pummelchen und Haike,

danke für eure Antworten.

@Pummelchen: Ja man selbst erwartet immer zu viel von sich, mehr als von anderen. Das ist wohl auch oft Teil der Krankheit. Können wir nur versuchen dran zu arbeiten.

@Haike: Du hast total Recht, natürlich ist es seine Aussage, seine Meinung. Nicht mein Problem. Das habe ich mir bewusst auch versucht zu sagen. Nur es hat mich trotzdem verunsichert, da der unbewusste Teil von mir auch manchmal so denkt...Es hilft mir schon etwas, dass du das so zusammengefasst hast.

Ich habe mich schon wieder zu viel überlastet, nur deshalb traf mich das auch so glaube ich. Weil ich dann extrem erschöpft und empfindlich bin.

Nein, eine Moderation ist nicht dabei.

Ich finde es so schwer den richtigen Weg zu finden. Habe versucht mich regelmäßig leicht zu bewegen, aber das war wohl auch schon zu viel.

Es ist schwer, sich ernst zu nehmen, wenn man seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen gar nicht richtig wahrnehmen kann. Die richtige Balance zwischen zu viel oder zu wenig zu finden.

Ja, jeder hat die Wahl was er denkt. Aber da wir ja auch durch unbewusste Gedanken bwz. Gefühle gesteuert sind, fällt es mir zumindest oft schwer das zu denken, was mir gut tut. Auch wenn ich wüsste was ich denken müsste. ;)

Mich treffen solche Aussagen nicht immer, je nachdem in welchem Zustand ich bin. Und wer es sagt. Generell ist es nicht so, dass ich meine Sichtweise nie ernst nehmen würde. Es kam wohl einfach viel zusammen. In einem schwachen Moment ein wunder Punkt getroffen.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Zwiebelchen
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Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Zwiebelchen »

Pummelchen hat geschrieben:Hallo Zwiebelchen,

das kann ich gut verstehen das dich das ärgert. Aber das wird es leider immer wieder geben, Menschen die sich nicht die Mühe machen dem anderen wirklich zuzuhören und kein Verständnis aufbringen.
Hallo Pummelchen,

ich ärgere mich aber eher über mich, dass ich mich von dieser Aussage nicht abgrenzen kann.
Als über den der das sagte. Man kann ja nur sich selbst ändern, nicht die Anderen.

Er konnte mich damit nur verletzten weil ich das zugelassen habe es so aufzunehmen/anzunehmen.

Aber das mit dem Abgrenzen, wie lernt man das bloß endlich?! :? :roll: :?: :hello:

Ich weiß ja vom Kopf es ist total egal was irgendjemand meint, aber ich FÜHLE es einfach nicht so...
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Ziege04
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Registriert: 1. Feb 2016, 17:56

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Ziege04 »

Hallo Zwiebelchen

Ergänzend zu Pummelchen und Haike

finde ich es gerade verständlich, dass Dich ein Ausspruch eines ebenfalls Kranken extra trifft!!!!
Dieser Treff soll ja zusammen führen, gegenseitig stärken, und nicht runterziehen!!!

Auch ich frage: hat es da einen Moderator???

Mir kommt gerade eine Idee; es gibt doch diese alten, russischen Puppen, wo eine in der anderen steckt, immer kleiner..... Bekannt??!

Nimm die Netten nach Außen, öffne nach Bedarf mehr, und stecke diese 'schlechte' Person ganz nach innen (zu anderen, die Dir nicht gut tun)!

Dann hast Du symbolisch einen Abstand und lässt nur zu, was Du selbst öffnest......

Nur spontan, ob oder nicht.......
Entscheide selbst.

Nur - Lass Dich nicht von blöder Anmache runterziehen!

LG Ziege04
Zwiebelchen
Beiträge: 601
Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Ziege,

danke das ist ein tolles Bild.

Es geht mir auch schon besser. Ich bin wieder mehr bei mir und meinen Problemen. Die mir diese Situation nur wieder verdeutlicht hat.

Dazu muss ich noch ganz klar sagen: Er meinte das nicht böse! Vielleicht wollte er damit sogar helfen so nach dem Motto du kannst alles schaffen oder so (das weiß ich nicht).

Also das war ein netter, lieber Mensch, der einfach eine andere Sicht auf die Welt der Psychologie hat als ich.

Ich konnte mich davon abhalten mich sehr viel zu rechtfertigen. Vielleicht ist das mein Harmoniebedürfnis oder weil ich unbewusst denke das Gegenüber hat immer Recht. Mich das verunsichert.

Jedenfalls versuchte ich sonst immer wenn ich mit mir eigentlich sympathischen Menschen Konflikte bzw eine unterschiedliche Meinung hatte, sie verzweifelt zu überzeugen. Was eigentlich nie funktionierte.

Es ist für mich anscheinend schwierig zu akzeptieren, dass jemand den ich mag zu manchen Themen aus meiner Sicht komische Ansichten hat. Wenn es jemand wäre den ich eh nicht so mag, wäre es mir eher egal wenn er sowas sagt. Aber das ist ja normal, oder? Je näher einem ein Mensch steht, desto stärker kann er einen verletzen?
Wahrscheinlich weil es einem wichtig ist was er über einen denkt? Wobei das jetzt wirklich kein naher Kontakt war sondern ich einfach zu empfindlich...

Aber so kann ich das zusammen fassen: Wenn ein bisher als nett angesehener Mensch etwas "Böses" (aus meiner Sicht, also was mich verletzt) sagt, verunsichert mich das.

Weil es nicht ins Bild passt? Ich ihn als rein "nett"/positiv angesehen habe, was ja überhaupt nicht realistisch ist, weil jeder Mensch auch Fehler hat? Eigentlich ist es doch auch normal, nicht immer einer Meinung zu sein.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Zarra »

Liebe Zwiebelchen,

ich glaube, Empfindlichkeit ist das eine. ... und ich befürchte, daß wir bis zu einem gewissen Grade lernen müssen, besser als bisher damit zu leben. Denn vermutlich wird sie auch in guten, besseren Zeiten auf einem höheren Niveau als bei anderen sein.

Dann: Derjenige, der es gesagt hat, ist auch krank. Das verstärkt gewaltig. Und ich finde es logisch, daß man "unter Ähnlichen" eher Verständnis und Gleichklang erwartet. Oft allerdings leicht zuviel, und dann ist man enttäuscht. - Mir ging das auch schon so: Ich weiß heute noch, daß ein jüngerer (ich glaube der Erinnerung nach: manisch-depressiver) Mann in einer Gruppe nur verständnislos den Kopf schüttelte, als ich von Aufstehproblemen am Morgen berichtete - er würde halt aufstehen, wenn der Wecker klingeln würde, wo das Problem sei. ... (Zumindest in dieser Hinsicht: Schön für ihn.) - Wenn mir das z.B. jemand mit einer reinen Angsterkrankung sagt (und kein Gegenverständnis für etwas für mich Un-Gewöhnliches fordert), kann ich das auf das "Normalmaß" zumindest runterrelativieren (er/sie kennt das schlicht nicht); bei jemandem, bei dem ich eher Ähnliches erwarte, fällt mir das natürlich schwerer.

Und vielleicht geht es auch um die Definition von "krank". Das kann ja durchaus auch mal Unterschiedliches bedeuten.

Und Folgendes mag eine Wort-Zickigkeit meinerseits sein: Irgendwie verwende ich "Mich-Abgrenzen" nicht so, nicht in diesem Kontext. Es geht ja eher darum, Dinge nicht zu nah an mich ranzulassen - wahrnehmen sollte ich sie aber durchaus, denn derjenige wird es direkt (!) zu Dir gesagt haben. Und wenn es mich trifft, geht es u.U. durchaus auch darum, dem anderen bei der nächsten Gelegenheit mitzuteilen, was das in Dir ausgelöst hat, oder der Nachfrage, was er sich dabei gedacht habe.

LG, Zarra
Zwiebelchen
Beiträge: 601
Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Zwiebelchen »

Liebe Zarra,

Abgrenzen heißt für mich Dinge - klar - weiter wahrzunehmen, aber sie nicht so stark an mich heranzulassen, dass sie mir schaden können. Natürlich sind sie trotzdem da und ich merke das.

Aber diese übertriebene Reaktion bzw. Gefühle, die ich nicht relativieren kann, das ist mein Problem.

Genau wir müssen lernen mit der Empfindlichkeit besser umzugehen. Das denke ich auch. Manchmal gelingt es mir besser, oft bin ich total hilflos. Als wäre ich ein kleines Kind was nur so reagieren kann.

Naja ich hoffe es ist schon ein Fortschritt es so wahrzunehmen und die eigenen Probleme zu sehen. Früher hätte ich mich evtl nur über diese Aussagen von Anderen aufgeregt. Dadurch hätte sich ja nichts ändern können...
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Bittchen »

Liebe Zwiebelchen,

ich kann nur meine eigene Erfahrung mit der Suchtgruppe AA weitergeben.
Diese Gruppe hat mir sehr geholfen vor vielen Jahren,aber nach fast 20 Jahren bin ich nicht mehr hin.
Gerade der Freund ,der mir sehr Nahe stand,hatte für meine Erkrankung Depression immer nur abwertende Worte wie :"Da muss man den A....heben u.s.w."Das hat mich sehr verletzt und ich wusste ja mehr darüber,auch wenn er schon länger trocken war.Er selbst war auch immer mal depressiv ,aber bekam das irgendwie durch lange Spaziergänge und Gruppenaufgaben in den Griff.Er kannte das ganze Ausmass von der Krankheit nicht und ließ nur seine Meinung gelten. Bei AA gibt es keine Moderation,was gesagt wird bleibt so stehen.
Wie unsere Tochter erkrankte und er sich dahingehend äußerte sie untergehen zu lassen,weil nur ganz am Boden liegende es schaffen eine Sucht zu besiegen,habe ich die Gruppe verlassen.
Heute sagen Psychologen, je tiefer man fällt um so mehr muss man leisten um hoch zu kommen.
Wir waren und sind für sie da ,aber es gibt Grenzen,so ist sie bis Heute seit über einem Jahr clean.
Das ist auch bei Depressionen so,je öfter wir verletzt werden um so tiefer können wir abdriften.
Abgrenzen ist für mich schwierig,ich vermeide dann eher die Situation.
Das geht mir auch bei meinem Schwager so,der mich schon des öfteren versucht hat durch ungerechtfertigte Beschimpfungen mich zu erniedrigen.
Da muss ich noch viel an mir arbeiten,aber ich habe manchmal das Gefühl.dass ich mich
lieber nicht auseinander setze.
Das ich denke,es ist es nicht Wert,die Aufregung schadet mir nur und ich gehe dem aus dem Weg.
Das letzte Mal beschimpfte er mich auf dem Balkon unserer Tochter,mein Mann hatte gerade das Grab seines Vaters verlängert und ich hatte auf der Stadt angerufen.
Mein Schwager war da Bauamtsleiter,hatte aber mit Friedhofsverwaltung nichts zu tun.
Er wollte das Grab aber lieber platt machen ,weil ihm die Pflege zuviel war.
Trotzdem musste er seine Einwilligung geben,das war ihm wohl peinlich.
Er hat sich ja die Generalvollmacht meine dementen Schwiegermutter ergaunert und verwaltet bis zu ihrem Tode das Erbe meines Mannes.
Ihr Wunsch war es immer,als sie noch klar war,neben ihrem Mann bestattet zu werden.
Mein Schwager schaute sich um ob ihn einer hört und rief dann:"Dir und deinem Mann haue ich auf die Fresse ,vielleicht wirst du dann nüchtern,"Ich drehte mich um und sagte nur,auf dein Niveau lasse ich mich nicht herab.Trocken bin ich schon 25 Jahre,den bösen gierigen Menschen meide ich seit dem.
In dieser ganzen Angelegenheit sind wir hilflos.
Mein Mann ist sehr spät darauf gekommen,wie schlimm die eigenen Verwandten sein können das gilt auch für seine heute demente Mutter.
Das geht etwas an deinem Thema vorbei,aber uns ist es gelungen ,ohne Verbitterung weiter zu machen und auch immer mal gute Zeiten zu genießen.
Mein Schwager läuft mit einem Gesichtsausdruck rum,der nicht gerade Zufriedenheit ausdrückt,auch wenn er sich sehr bereichert hat..
Da hilft mir der Gelassenheitsspruch,denn ich kann und will momentan nichts ändern.
Im Moment bin ich froh ,über meine eigene Situation ,denn ich habe schon sehr viel
bewältigt und doch das Lachen nicht verlernt.
Fachleute sprechen von einer depressiven Störung und nicht von Krankheit.
Das Krankheitsgefühl in einer Krise ist aber sehr stark und es spricht uns keiner ab,der sich damit auskennt.
Da erkläre ich mich nicht mehr,sondern sage,wenn es mir schlecht geht.

Lange hatte ich wenig von dir gelesen liebe Zwiebelchen und freue mich wieder von dir zu hören.

Liebe Grüße Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von anna54 »

Hallo liebes Zwiebelchen
ich hab gerade auch so ein Problem und lese deinen Thread----genau richtig,danke.
Verletzbarkeit,Dünnhäutigkeit ist eine Sache,aber ich kenne auch die Seite,dass ein Mensch einen mitten ins Herz trifft.
Man hat ein Bild,man hat seine Erfahrungen gemacht,und dann tritt der andere genau an diese Stelle,die uns so verletzbar macht.
Mein Schwager ist auch so ein Beispiel,letztlich ist es sehr egoistisch,er hasst Tiere,er hat eine "hohe Meinung" von sich und eine "niedrige" von den anderen.
Ich muss mich schützen,jeder muss sich schützen---keiner kann erwarten,dass die anderen das machen.
Auch in Selbsthilfegruppen hab ich schlimme Erfahrungen gemacht,bin wieder gegangen,auch mit viel Wehmut,weil ich die Kontakte wollte.
Ich gehe nur noch in Gruppen,die moderiert werden,ich hab zu viele negative Erfahrungen und Verletzungen einstecken müssen.
Auch hab ich mich über Inkompetenz zu viel geärgert.
Mann---redet gern,hat seine Meinung laustark vertreten----aber "nichts dahinter".
Jetzt nicht auschließlich Männern zugeordnet---es gibt auch solche Frauen.

Liebes Zwiebelchen,ich hab mir zur Regel gemacht,dass ich Verletzungen zurückmelde,wenn ich zwei Nächte drüber geschlafen habe,wenn es dann noch Thema ist ----greife ich zum Höhrer oder schicke eine mail.
Auch vertraue ich auf mein "Mundwerk",dass sich wie von selbst öffnet,wenn ich in guter Stimmung bin,dann reagiere ich spontan.

Warum hat mich etwas so verletzt,das ist eine wichtige Frage,dem auf die Spur zu kommen ist nicht einfach,daher finde ich diesen Thread so wertvoll.
Wenn ich meine Wunden und Narben gut kenne,dann hab ich Rüstzeug,mich zu schützen,mich selbst wieder aufzurichten,wenn es dann wieder passiert ist.
Depressiver sind wertvolle Menschen,sie erkennen und empfinden so viel,was bei scheinbar Gesunden verloren gegangen ist.
Mit mir nicht
heute nicht
und morgen nicht
vielleicht einem
meiner schwierigen Tage
aber die verrat ich dir nicht.
So ähnlich gelesen und für gut befunden.
Mit mir machst du das nicht,dass du mich benutzt für deine Auftritte,wo du dich nur selbst in ein gutes Licht stellen willst und mich als Publikum brauchst-----das würde ich meinem Schwager sagen wollen---kann ich aber nicht.
Herzliche Grüße
anna54
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Meinung von Anderen trifft mich / kann mich nicht abgren

Beitrag von Zarra »

Liebe Bittchen,

zu Sucht kann ich nichts Fundiertes sagen, kenne aber natürlich diesen Spruch mit "ganz unten". Ich glaube eher, daß es etwas mit Erkenntnis + ?? zu hat und mit Nicht-mehr-Verleugnung; und das kann wohl an jedem Punkt erfolgen, (... bei manchen passiert es aber halt erst, wenn gar, gar, gar nichts mehr geht bzw. noch später).

Und ich glaube, daß es schon auch von den Situationen abhängt, ob konstruktive, u.U. aktive Auseinandersetzung oder durchaus auch mal gesunde Vermeidung angesagt ist. Vermeidung ist nicht immer ein schlechter Weg, sondern kann durchaus auch mal gesund sein, weil man sich nicht allem aussetzen muß.

... und "Beschimpfungen" klingen mir sehr nach gesunder Vermeidung. - Sich eine andere Meinung anhören zu sollen, ist das eine. Doch der Ton und der Umgang miteinander muß stimmen.

LG, Zarra
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