Eine kleine Frage ...

[ben1]

Hallo an alle

nachdem ich mittlerweile schon eine ganze Zeit im Forum unterwegs bin, stellt sich für mich einfach mal folgende Frage:

Es sind hier viele Menschen unterwegs, die ihre Probleme hier offen schildern - und ebenso viele, die wichtige und gute Hinweise und Tipps geben. Nun ist es mir schon öfters passiert, das Leute in einem Thread "am Boden zerstört" sind und in anderes Threads wirklich mutmachende und tolle Vorschläge einbringen.

Warum ist das so? Warum lösen wir die Probleme der anderen scheinbar lieber oder leichter als unsere eigenen? Warum können wir mit uns nicht so (nachsichtig, barmherzig, liebevoll) umgehen, wie wir das anderen raten?

Um nicht missverstanden zu werden - ich finde das Forum superwichtig! Auch die Anregungen, die die einzelnen Teilnehmer geben. Und dennoch frage ich mich, warum wir Lösungen bei anderen finden, und selbst oft nicht weiterzukommen scheinen.

Vielleicht sollten wir unsere Probleme mal so betrachten, als würde sie uns ein anderer schildern, der uns um Rat fragt. Da würden wir (anscheinend) mehr Lösungen finden.

Ich hoffe, verstanden worden zu sein

Ben

[Marly]

Hallo Ben,

diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt. Mir fällt es auch leichter andern zu helfen als mir selbst. Auch wenn mich das Problem eines anderen Menschen sehr berührt, es wühlt mich dennoch nicht emotional so sehr auf wie Dinge die mich selbst betreffen. Was ich sagen will, wenns um mich geht....verliere ich mich in meiner Gedankenwelt und hab keinen klaren Blickwinkel mehr. Bei anderen Menschen hab ich genug Distanz deshalb fällt es leichter Problemlösungen zu finden.

lg Marly

[momo]

Hallo Ben

Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen – so gehts mir, glaub ich. Gefangen in meinem Dschungel; ohne Karte, ohne Kompass. Die Probleme der anderen sehe ich jedoch, wie Marly schon sagte, aus einer gewissen Distanz. Vielleicht sehe ich nicht den ganzen Wald, aber immerhin einen Teil, so, dass ich sagen kann „versuchs mal da lang, da siehts gut aus“. - Hmm...

Auch wenn mich Probleme anderer beschäftigen, kann ich doch viel besser Abstand nehmen. Vielleicht wegen dem tatsächlichen Abstand zum Menschen selbst. Ob nun hier im Forum oder in der ‚realen Welt’, du kannst dich immer mal wieder verabschieden. Dich selber hast du jedoch immer dabei, Tag und Nacht, in jeder Sekunde... ähm... kannst du damit was anfangen?

Gruss
Momo

[C.]

ich denke auch, dass es zu einem grossen Teil mit dem Abstand zu tun hat ... den ich zumindest bei Themen die bei mir selbst grade nicht am "allerextremsten" brennen (mir aber dennoch sehr gut vertraut sind) noch finden kann, bei dem wo ich selbst grad völlig mittendrin stecke aber eben nicht mehr. Auch fällt der Abstand zu einer anderen Person ja normalerweise leichter als der zu sich selbst...
Mit genügend Abstand fällt mir das klarer Sehen auch leichter als wenn ich mit der Nase mittendrin stecke.
Vermutlich spielt auch das wenig vorhandene "gesund die eigene Kraft einteilen" und die oft stark vorhandene Empathie eine Rolle?

grüsse,
Clara

[Entzückend]

Moin,

ich denke ebenso, daß der Abstand zum Problem eine Voraussetzung für eine Lösung ist.

Desweiteren macht man sich vielleicht unbewußt dieselben Vorschläge, wie man es anderen Personen unterbreiten würde. Nur, ungesetzt werden diese Lösungsansätze wohl nicht immer, weil man Gründe/Ängste hat, die dageben sprechen.

Lösungen anbieten ist halt einfacher, als den Lösungsansatz umzusetzen.

Wer sagt einem, daß man auf der "richtigen Spur" ist? Eine Überprüfung des Ergebnisses findet nicht Objektiv statt.

Wie momo so schön geschrieben hat, sieht man vielleicht den Wald vor lauter Bäumen nicht?

Man ist vielleicht "blind" geworden und ein offensichtlicher Lösungsansatz wird gar nicht mehr gesehen... who knows?

Ein Außenstehende" kann den Wald eher erkennen, als die ratsuchende Person, die vorm dem Gehölz steht, oder?

Dann wünsche ich uns allen eine Kettensäge zu Weihnachten, um in den Wald eine Schneise zu schlagen .

Ciao

Horst

[Caroline1]

Hallo ihr

Ich denke, der Ansatz von Ben ist gut: wenn man sich vorstellt, ein Freund oder Partner oder Verwandter würde einem diese Probleme schildern, was würde man dann antworten. Es ist in der Tat eine Frage des Abstandes, des Abstandes, den man zu sich selber bekommen sollte. Das ist schwer zu erreichen, aber es ist nicht unmöglich. Und dann sollte man sich eben BEWUSST diese Antworten geben, auch wenn sie auf den ersten Blick unangenehm sind. Ein Teil der Schwierigkeiten besteht darin, dass man sich auch mit den EIGENEN Unannehmlichkeiten auseinandersetzen sollte, sonst kann man ganz schnell in den Abgrund rutschen, in dem man sich im eigenen Leid, überspitzt ausgedrückt, suhlt. Das ist eine Gefahr, die nicht zu unterschätzen ist, und das meinen Nichtbetroffene wohl auch, wenn sie vermuten, ein Austausch unter seinesgleichen könne einen doch nur noch mehr runterziehen. Dies ist EINE Sicht der Dinge, auch wenn sie Nichtbetroffene vielleicht gut arrangiert. Aber man sollte sie deswegen nicht empört von sich weisen, denn sie ist AUCH real, wenngleich eben nicht komplett. Es gibt ja auch die ANDERE Sicht, die die allermeisten Betroffenen ja selber erfahren, dass das wirkliche Verstandenwerden eben so gut tut und auch weiter hilft.

Oft ist es einem nur unter großen Schwierigkeiten möglich, diesen Abstand zu sich selber einzunehmen, und dann ist es sehr wichtig, wenn ein Außenstehender einen wieder daran erinnert, dass das der erste Schritt ist, ohne den es in meinen Augen auch wirklich nicht geht. Wie gesagt, meinen Erfahrungen nach ist dies unerläßlich.

Euch allen herzliche Grüße

Caroline