Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

ramona4
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Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von ramona4 »

Hallo,

ich lese hier immer nur, dass viele, die Depressionen haben den Partner verlassen. Der Grund dafür erschließt sich mir völlig - Flucht und Zurückziehen.
Aber von der Umgekehrten Variante habe ich noch nichts gelesen. Dass der Depressive die Nähe zum Partner sucht und gewissermaßen abhängig ist und der Partner sich aus der Krankheit zurückziehen möchte.

Ich lebe in einer intakten Beziehung, liebe meinen Mann. Aber seine Depressionen, also die Niedergeschlagenheit, die Abhängigkeit von mir, alles einfach macht mir so zu schaffen, dass ich ständig denke, allein (mit Sohn) wäre ich besser dran. Dann hätte ich das Leid nicht jeden Tag um mich.

Ich denke ständig darüber nach, was ich alles einpacken müsste, wo ich wohnen würde und und und. Meistens denke ich das, wenn ich nicht mit ihm zusammen bin. Denn dann haben wir wieder gute Gespräche und ich bin dann immer wieder zuversichtlich. Aber prompt kommt wieder ein schlechter Tag und mich zieht es weg.
Ich habe die Gedanken noch nie angesprochen. Und ich glaube, das würde ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Deshalb wäre das ein sehr sehr schwerer Schritt - für ihn, weil ICH ein großer Halt bin und für mich, weil ich dann wahrscheinlich Schuldgefühle hätte.

Kann mich jemand verstehen und gibt es den Fall, dass der Angehörige, der doch sooo gebraucht wird, die Koffer packt?

Danke für eure Hilfe
mirabella
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von mirabella »

Liebe Ramona,
Ich denke mal schon das es auch diese Menschen gibt, die den kranken Partner verlassen, allerdings glaube ich wirst du sie hier nicht finden.

Meinem Mann wurde in der Therapie beigebracht, an sich zu denken. Jeder ist für sich selbst verantwortlich!
Und das hat er knallhart durchgezogen.
Egal ob es mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Das hat ihm nicht interessiert! Wie es mir geht, wie ich klar komme, ob finanzielle oder mit der Arbeit des großen Gartens oder mit unseren Hunden.
Er hat ausschließlich an sich gedacht.

Wahrscheinlich ist es auch nötig gesund zu werden!

Das was du schreibst hört sich schon fast an als wenn du auch auf dem Weg in einer Co Depression bist.

Ich kann dir auch nicht sagen wie lange ich diese Weg mit ihm gegangen wäre, hätte er sich nicht getrennt!
Es hätte es zumindest versucht, ob ich es geschafft hätte, dass weiß ich nicht.

Vielleicht solltest du auch etwas egoistischer Denken bevor du mit krank wirst.
Wie wäre es denn mit einer räumlichen Trennung ganz in seiner Nähe?
Du hättest ein Rückzugsort um deine Akkus wieder aufzutanken?

LG
SucheAustausch
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Ramona,

nach ewig langer Zeit habe ich hier mal wieder reingeguckt. Manche kennen mich vielleicht noch. Ich war abgetaucht, vor der Depression ausgerissen und dann hat sie mich doch wieder etwas eingeholt.
Mein Weg geht also weiter.

Aber wer bin ich und warum schreibe ich Dir? Ich bin eine, die sich vom depressiven Partner getrennt hat. Vor knapp einem Jahr war das und es war die beste und einzig richtige Entscheidung, die ich treffen konnte. Nachdem ich jahrelang gekämpft habe, zu Co-abhängigen Gruppen gerannt und selbst Therapie gemacht habe.

Ich habe mich getrennt, als ich es konnte. Es war der Moment, in dem ich die Verantwortung meinem Noch-Ehemann zurück gegeben habe. Es war mir in diesem Moment "egal", ob er sich etwas antut, in die totale Alkoholsucht stürzt oder sonst so etwas.

Und das ist es auch heute.

Heute weiß ich, ich hätte mich viel eher trennen sollen. Aber es war halt nicht der richtige Zeitpunkt.

Meine Tochter (7) hat zu viel von ihm mitbekommen. Nun fällt sie in die gleichen Muster wie er (nicht ganz so schlimm), aber ich auch immer wieder in meine.

In diesem Sommer habe ich mit ihr genauso gelebt wie mit ihm all die Jahre. Immer den Kopf eingezogen vor ihrer Stimmung.

Ich muss auch da noch lernen Grenzen zu setzen und Stop zu sagen.

Beim eigenen Kind vielleicht ungleich schwerer als bei einem erwachsenen Mann. Und da war es auch schon ein Kampf!

Wenn Du Fragen hast, schreib mal! Ich schaue noch öfter hier rein, ok?

Viele Grüße an Euch alle!

Austausch
ramona4
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von ramona4 »

Danke für deine Antwort,

wie hat sich die Depression in eurem Leben bemerkbar gemacht? Wie hat dein Mann darauf reagiert letztendlich?

LG
SucheAustausch
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Ramona,

die Depression war bei meinem Mann hauptsächlich mit einer Müdigkeit und totalen Erschöpfung einhergegangen. Er konnte locker 16-18 Stunden schlafen pro Tag.
Er ist immer negativer geworden. Extrem misstrauisch (also nicht mir gegenüber, aber der ganzen Welt).

Er hat nur noch über seine Arbeit geschimpft und nichts verändert.

In der schlimmsten Zeit, bevor er dann für 14 Woche in eine Klinik ging (vor 4 Jahren), hat er viel getrunken, nachts kaum mehr geschlafen und er war ganz grau und schwarz.

Nach der Klinik hatten wir Hoffnung. Aber diese hat sich leider nicht bestätigen können.

Es ging zwar eine Zeitlang langsam bergauf, aber da seine Therapeutin ihm den Floh ins Ohr gesetzt hat, er habe "nur" einen Burnout und keine richtige Depression (ich weiß jetzt daher, dass es Leute gibt, die glauben, dass das zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind), ging es irgendwann nicht mehr weiter.

Ich kenne meinen Exmann sehr gut und ich bin mir sicher, dass er schon in frühester Kindheit depressiv war.

Irgendwann im letzten Jahr (Anfang des Jahres) wurde er extrem aggressiv. Nicht körperlich, aber er provozierte wo er konnte, er ließ an nichts und niemandem ein gutes Haar und er trank auch wieder mehr.

Und grau-schwarz war er auch wieder. (Du siehst es an der Haut, ihr fehlt das Licht)

Das war für mich ein Rückfall zu viel. Und vor allem der Umstand, dass er meinte, er sei nicht krank, hat mich dann gehen lassen.

Ich hätte vielleicht mit ihm leben können, wenn er seine Krankheit akzeptiert hätte. Aber da er das nicht konnte, musste ich gehen. Denn schließlich waren ich und meine Herkunftsfamilie irgendwann nach seiner Aussage doch alle total "Scheiße". Er hat das wirklich einmal so gesagt und gedacht hat er es öfter.

Traurig, aber so war es. Und das bei der allerersten Familie, die ihn unbefangen und mit offenen Armen aufgenommen hat, nachdem er in seinem Herkunftsort nur gemobbt wurde.

Tja, da war sein Misstrauen der Welt gegenüber stärker als unsere Liebe zu ihm.

Mittlerweile liebe ich ihn nicht mehr. Das weiß ich jetzt. Und es ist für mich gut. Ich bin frei und kann ihn lassen wie er ist (naja, meistens gelingt es mir).

Alles alles Liebe für Dich!

Austausch
Brummi59
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Brummi59 »

Hallo Ramona und Hallöle Austausch (schön Dich wieder mal zu lesen :-) ),

ich versuche es mal aus der Sicht eines Depressiven Mannes zu erklären. Das kann ich ganz gut, denn ich leide unter einer dystemischen (schwachen aber trotzdem chronischen) Double Depression. Das Double halt, weil es immermal eine Absturz in schwerste Depressionen gibt.
Zur Zeit bin ich wieder in einer Klinik und versuche nun mit einer CBASP-Therapie aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Wenn das auch nicht hilft, bin ich bereit sogar eine EKT (Elektrokrampftherapie) zu machen. So sehr bin ich wegen dieser Krankheit verzweifelt. Gut, genug Einführung ;-)

Ich habe mich letztes Jahr von meiner Partnerin getrennt. Durch eine schwere Operation und einer dadurch notwendigen Traumatherapie, bin ich in eine sehr schwere Depression gefallen. Meine Exfreundin ist Altenpflegerin aus Leidenschaft. Als sie auch mich pflegen konnte, war es für sie eine Erfüllung. Für mich war es der goldenen Käfig. Dazu kam ihre krankhafte (also richtig krankhaft) Eifersucht. Durch diesen "Käfig" habe ich mich immer mehr zurückgezogen. Sie nahm es persönlich. Am Ende war es so, dass ich mein, durch die Depression, seltenes Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit aufgab, um dem "Käfigwächter" keine Nahrung zu geben.
Mittlerweile vermisse ich sie und ihre Liebe aber ich kann definitiv nicht zurück. Sie ist nicht bereit ihre Eifersucht therapieren zu lassen und ich habe Angst vor dem "Käfig".

Ein Leben mit einem depressiv erkrankten Menschen, ist ein Drahtseilakt. Wir sind während eines Ausbruchs die reinen Sensibelchen. Trotzdem müssen wir mit einer Maske rumrennen. Schließlich darf die Außenwelt nichts von der Krankheit wissen. Diese Maskerade kostet unendlich viel Kraft. Ich hätte es mir nie im Leben träumen lassen, wie anstrengend so ein stinknormaler Einkauf sein kann.
Ich gehöre nicht dazu, sind meine Empfindungen, wenn ich im Straßencafè sitze und die Menschen beobachte.

Für Angehörige ist das natürlich doppelt schwer. Ihr liebt in der Regel diesen Menschen aber ihr steht ihm hilflos gegenüber. Was kann ich in welchem Moment richtig machen? Diese Frage kann Euch nichtmal der Erkrankte geben.

Es gibt die Möglichkeit eine Angehörigengruppe zu suchen. So eine Austausch ist m.E. erfolgreicher als das geschriebene Wort.
Ansonsten steht der Selbstschutz an erster Stelle. Wenn ihr es nicht mehr schafft, dann kann es nur die Trennung (auch zeitlich) geben. Die Depression ist zwar nicht ansteckend aber sie erreicht Einen schneller als man denken kann.

Viel Glück und Alles Gute
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
Tabarka1
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Tabarka1 »

Hallo Ramona,
Hi Austausch
Warum ich meinen Mann nicht verlassen habe?
In Gedanken habe ich das mehr als einmal im Monat gemacht besonders zu Beginn der Depressionen. Ich habe dann aber kapiert, dass ich mit und durch die Erkrankung von ihm etwas für mein Leben lernen kann und ich das nur lerne, wenn ich mich mit ihm auseinandersetze. Und ich - nein wir beide - hatten und haben den Mut alles auf den Prüfstand zu tun. Wollen wir zusammen leben? Was wollen wir gemeinsam machen? Was machen wir lieber getrennt? Wo kann es Kompromisse geben? Ein sehr zähflüssiger Prozess der jetzt schon viele Jahre andauert. Ich erlebe dadurch aber immer wieder Momente der Tiefe und Begegnung, die ich nicht mehr für möglich gehalten hätte.
Und wenn ich mich getrennt hätte? Ja was sollte ich dann noch hier? Ich lese ja hier, weil über meinen Mann das Thema Depression in mein Leben gekommen ist. Und ich merke, dass ich sogar jetzt noch ambivalent bin. Einerseits empfinde ich mich als Angehörige eines depressiven Mannes. Andererseits ist es mir zuwider mich selbst über diese Krankheit zu definieren. Deshalb habe ich auch immer wieder Lesepausen.
Viele Grüße
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
Sonnenblume14
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Ramona,

du beschreibst einen sehr interessanten Aspekt. Und ja: wenn die Depression ausgebrochen ist und man sich Hilfe sucht, muss man einen sehr egoistischen Weg gehen. Oft haben Depressive verlernt, sich selbst zu achten, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen. Viele (nicht alle) leben für andere, opfern sich auf, so dass das Selbst zu kurz kommt. Dieses Gefühl gilt es wieder zu erkennen, wahrzunehmen und auszuleben. Für mich war das enorm schwierig, wel ich mich immer in der Verantwortung für Familie, Finanzen, Tiere, Beruf und was-weiß-ich fühlte. Durch die Krankheit konnte ich dem nichtmehr nachkommen. Das machte Angst und ein schlechtes Gewissen.

In der Therapie hat sich das geändert. Sie stellte mich als Person in denMittelpunkt. Mit diesem Gefühl zu leben, es zu erkennen bedeutete gleichzeitig eine große Befreiuung. Als würde etwas in mir freigelassen, das sich dann mit aller Macht seinen Weg bahnte. es tat gut, ich spürte etwas - nach langer Zeit. In der Folge galt es, ein gesundes Maß zu finden, das neue Ich in die Umwelt zu integrieren.
Das wiederum rief Reaktionen der Umwelt hervor. Meine Familie, die Freunde, alle erlebten mich anders, verändert. Genau! Auf einmal lehnte ich Wünsche anderer ab, beendete Telefonate, weil mir z.b. ein Bad wichtiger war. Mein früheres Ich hätte das Badewasser kalt werden lassen.

Jede Veränderung bewirkt auch eine Veränderung des Umfeldes. In meinem Fall mussten von allen Familienmitgliedern Freiheiten aufgegeben werden, damit ich Verantwortung abgeben konnte. Das habe ichauch eingefordert und stiess auf massiven Widerstand. Bei allen, außer bei meinem Partner, der die Hintergründe verstand.

ich denke, diese gesamte Entwicklung verlangt vom engen Umfeld enorm viel ab. Das muss einem klar sein. Und es ist von allen Personen abhängig, ob eine Partnerschaft, eine Familie zerbricht oder nicht. Es ist die Frage, ob ein Partner diesen Weg mitgehen möchte und kann. Meiner konnte es, mit einer Trennung hätte er mir einen enorm wichtigen Stützpfeiler genommen. Aber seine Stärke reichte für uns beide, dafür bin ich sehr dankbar. Ich kann jedoch jeden verstehen, der aufgibt. Lass deine Gedanken ruhig zu und spüre nach, was DU brauchst. Du musst dir unbedingt Auszeiten nehmen, umselber wieder Kraft zu schöpfen. Und das Gefühl zu bekommen, dass du nicht ausschließlich in deiner Partnerschaft leidest.

LG SOnnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
ellwood
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von ellwood »

Hi alle ,

ich habe in " wie fühle ich mich Heute " mal die letzte Nachricht an meine " Freundin " reinkopiert .

Ich selbst habe wohl auch eine Depression ( nicht von Ihr oder nur von Ihr ) , aber ich würde gerne die Seite beleuchten die ich kenne .
Als " Angehöriger " ist es mehr als doppelt schwer denn man hat in der Regel keinen Therapeuten der einen dazu drischt bei Sich selbst zu sein . Der jeden Schritt nach " vorne " frenetisch beklatscht . Man hat " nur " seinen Depressiven Partner den mal mehr oder mal weniger gut in Löcher befördert und wieder rausholt . Ich persönlich kam mir immer vor als müsste ich Sie rausholen wenn Familie , Freunde , Arbeit oder Ämter Sie in irgendwelche Löcher gestoßen haben . Manchmal gelang es , aber mit jeder " Rettungsaktion " ist Sie sich scheinbar wertloser vorgekommen . Hinzu kam noch ein Online Dating Profil das ich nicht gerade bejubelt habe , und das Sie mittlerweile ganz abstreitet .
Ich habe manchmal das Gefühl das eine " Schwere " Depression so viele Teile des Gehirns lahmlegt das eine logische Denke nicht mehr möglich ist , so kam es mir jedenfalls bei Ihr vor .

Sie erklärte mir immer Sie brauche Ruhe und Zeit , die ich Ihr immer gegeben habe . Hat sich aber gleichzeitig in Ihrer Ruhe und Zeit in Sachen gestürzt die Sie noch weiter runter zogen .
Sie bestand so darauf auf Ihre Ruhe und Zeit das ich Schlussendlich damit nicht mehr umgehen konnte und wollte . Für Sie war auf einmal ich der Unruhepol der alles nur noch schlimmer machte obwohl Sie sich nach unseren " Schönen " Zeiten immer bei mir für die Ruhe bedankt hat . So habe ich selbst was an die Klatsche bekommen und das will ich nicht mehr .
Sie erklärte mir immer wieder warum Sie keine Partnerschaft führen kann und ich konnte es nicht mehr hören . Weil es nur immer auf Ruhe und Zeit rauslief ( Warmhalten meiner Meinung nach ) Ich habe so oft erklärt das Sie das alles bekommt von mir aber Sie hat es nicht verstanden . Mir war es so als käme ich Barfuß irgendwo an und jemand bittet mich zum 1000 mal die Schuhe aus zu ziehen , da bin ich dann irgendwann geplatzt .

Ich liebe Sie , das weiß ich , aber jetzt ist meine Zeit ! Das weiß ich auch . Hat lange genug gedauert um zu wissen das ich auch noch wer bin , ich lasse mich nicht mit fadenscheinigen Erklärungen abspeisen . Und ich glaube das Sie ( weiß nicht wie es bei anderen depressiven aussieht ) Ihre Diagnose auch mal gerne gegen mich verwendet hatte , weil Sie ja wusste das ich Verständnis habe . Und Ihr damit wieder Zeit und Raum gebe .
Da hab ich sowas von keinen Bock mehr drauf !
Trauerweide252
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Trauerweide252 »

Ich denke momentan über genau das Gleiche nach. Ich habe, ähnlich wie ellwood, keine Lust mehr auf dieses "Hinhalten", denn so fühlt es sich an und im Prinzip hat er es mir schon genau so gesagt. Er gibt unsere Wohnung auf, damit er mehr Zeit hat, sich über uns beide klar zu werden. Ich denke manchmal, dass er die Krankheit nur benutzt, um mich hinzuhalten, denn immer mal wieder sehe ich, dass er mit anderen Personen vermeintlich gut umgehen kann (seine Mum kann umarmt werden, ich so gut wie nie). Ich versuche, mir etwas Gutes zu tun, aber im Moment denke ich, dass das beste wäre, mich zu trennen. Dann lebe ich mein Leben, lerne vielleicht jemanden kennen, der mir auch zeigen kann, dass ich liebenswert und begehrenswert bin...
Du hast ihm immer Zuflucht gewährt, und wie oft hast du sein glückliches Lachen gehört.
Trauerweide, hör bitte auf zu weinen.
ellwood
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von ellwood »

Hallo Trauerweide ,

es hat bei mir jetzt mit " Zwangspausen " 10 Monate fast gehalten . Also keine sooooo lange Beziehung . Aber ich war verliebt wie noch nie und deshalb fiel es mir so schwer mich damit ab zu finden . Ich glaube wirklich das ein gutes Stück die Krankheit " benutzt " wird wenn ein Verständnisvoller Partner da ist . Wenn ich in meinen Ohren den Klang Ihrer vorherigen Beziehungen habe war es genau umgedreht da kämpfte Sie weil der andere Part gar nicht darauf ein ging . Sollte es wieder erwarten mit mir und Ihr noch was geben . Dann zum Großteil zu meinen Bedingungen . Und sollte ich jemals das zweifelhafte Glück haben das ich mich wieder in eine depressive Frau verliebe wird mit Sicherheit nicht mehr soviel an Mitgefühl von mir verteilt . Klingt jetzt böse , aber alles andere macht einen selbst kaputt . Ich habe alles was Sie tat mit Blick auf Ihre Krankheit gesehen ohne zu reflektieren das auch depressive Menschen einen Charakter haben , und auch diese können einen miesen Charakter haben . In Kombination mit einer Depression ist so ein Charakter dann halt doppelter Mist . Aber das ist und bleibt jedem glücklicherweise selbst überlassen wie weit er/sie geht .
Trauerweide252
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Trauerweide252 »

Hallo ellwood,

wir sind im Dezember 4 Jahre zusammen und wenn man fast 3,5 Jahre glücklich war, dann ist das alles wie ein schlechter Traum. Ich erlebe das alles jetzt seit 5 Monaten und bewundere jeden, der es über Jahre aushält. Aber ich denke eben, dass es auch wirklich wichtig ist, an sich selbst zu denken. Beim Patientenkongress empfahl eine Frau "Praktische Selbst-Empathie: Herausfinden, was man fühlt und braucht. Gewaltfrei mit sich selbst umgehen". Dieses Buch habe ich begonnen zu lesen und bisher finde ich es wirklich gut. Ich werde versuchen, eigene Gefühle zu verstehen und dann dementsprechend handeln, denn ich darf mich bei all diesen Dingen nicht selbst verlieren. Das will ich nicht. Sollte ich das Gefühl haben, dass es einfach nicht mehr besser wird, sollte er nicht im Oktober seine Therapie wieder aufnehmen, werde ich die Reißleine ziehen. Ich kann nicht anders. Ich hoffe, dass niemand mich für bösartig hält, aber ich muss da wirklich mal egoistisch sein. Sonst gehe ich vor die Hunde, da bin ich mir sicher.
Du hast ihm immer Zuflucht gewährt, und wie oft hast du sein glückliches Lachen gehört.
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ellwood
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von ellwood »

Hi Trauerweide ,

ich kann ja wirklich nur meinen Standpunkt beleuchten . Ich habe 13 Kilo abgenommen , habe ( ich betone es immer wieder nicht NUR durch sie ) auch eine Depression entwickelt . Habe gemerkt wie mir die Lebensfreude schwindet und war nur noch in Gedanken bei Ihr .
Ich fand ich das sehr Romantisch, habe es geliebt das Sie mein erster und letzter Gedanke ist .
Aber nun bin ich soweit das ich nicht mehr kann und nicht mehr will , auf jeden Fall nicht zu Ihren Konditionen . Ich habe soviel über Abgrenzung durch Sie lernen müssen das mir nun klar ist was es bedeutet . Ich muss mich abgrenzen ! Jeder und alles durfte Sie runterziehen , Sie hat mir soviel von Ihren Masken gesagt , geschrieben das ich langsam nicht mehr wusste mit wem ich es eigentlich zu tun hatte . Es ist sehr vieles durch diese grausame Krankheit entschuldbar , keine Frage . Aber bei weitem nicht alles . Wie hatten nur ein mal ein wirklich dickes zwischenmenschliches Problem das geklärt hätte werden müssen und können . Und da bin ich der Meinung das Sie Ihre Depression "benutzt" hat um aus der Sache raus zu kommen , ganz einfach durch Abgrenzung . Wie weit Du Dich abgrenzen musst oder es zulässt das sich Dein Partner abgrenzt kannst nur Du entscheiden . Ich weiß es nun besser und hätte lieber vor 2 Monaten die Reißleine gezogen . Aber hinterher ist man immer schlauer .

Wobei ich aber sagen muss ich habe Sie genau so wenig verlassen wie Sie mich . Ich weiß nach wie vor nicht wo ich stehe , werde mich aber nicht mehr wie " vergeben " benehmen .
SucheAustausch
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Ihr,

ich will gerne mal noch was darüber schreiben, ob Depressive sich mit der Depression rausreden/entschuldigen.

Ich denke, dass das natürlich auch zum Krankheitsbild gehört und somit der berühmte Teufelskreis begonnen ist.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass mein Nochmann sich total abhängig gemacht hat von mir. Erst als ich gegangen bin, musste er wieder beginnen für sich zu sorgen. Und das gelingt ihm scheinbar einigermaßen.

Letzten Endes kann ich nur sagen, dass es nicht die Depression war, die uns getrennt hat, sondern seine Unfähigkeit, sich mit dieser auseinanderzusetzen. Das mag arrogant klingen, aber ich glaube, ich kenne ihn sehr gut und kann mir so ein Urteil erlauben. Letztendlich ist es aber auch egal. Tatsache ist: ich wollte mit ihm nicht mehr leben.

Und das will ich auch immer noch nicht mehr.

Wir waren 11 Jahre zusammen, davon war er 10 Jahre depressiv.

Ich habe so lange gebraucht, zu erkennen, dass es nicht nur Krankheit ist, sondern auch Charakter.

Jeder braucht seine Zeit. Ich habe gute Jahre an ihn verschenkt, und manchmal denke ich, dass es schade drum ist. Aber ich durfte auch viel lernen. Ich durfte mich selbst besser kennenlernen, mit der Trennung meiner Eltern meinen Frieden machen und erfahren, wie ich so ticke.

Und ich habe gelernt, dass eine Trennung nicht das Ende der Welt bedeutet.

Ich wünsche Euch allen alles Gute!

Austausch
Botus
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Botus »

Hallo Austausch,

Du hast einen komischen Namen, aber was Du geschrieben hast, finde ich dafür umso normaler. :hello:

Ja, der Charakter spielt natürlich eine sehr große Rolle, genau wie die Prägung eines Betroffenen und auch sein Weltbild. Diese Parameter bestimmen schließlich, wie sich die Krankheit zeigt.

Die Unfähigkeit, bzw. der Unwille, sich mit den eigenen Problemen auseinander zu setzen, kann sich aus solchen Parametern ergeben.

Was man auch nicht außer acht lassen sollte, ist, dass es auch Menschen mit Problemen gibt, die früh im Leben sehr erfolgreiche Strategien entwickelt haben, wie das genaue Gegenteil dessen rüber zu kommen oder sich gar als Ermittler und Ankläger betätigen. Die sehen alle ihre Sachen dann in Anderen.

Ich finde, dass das ein schwieriges Thema ist, bei dem man echt die Augen offen halten muss, andernfalls sind schnell mal 10 Jahre weg.

Ich möchte aber auch sagen, dass es viele depressive Menschen gibt, die ich als sehr angenehm und als objektiv sehr bereichernd empfinde, für mich und auch für die Gesellschaft.

Liebe Grüße vom Dobi
balsamico
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Registriert: 19. Apr 2013, 09:50

Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von balsamico »

Hallo zusammen ,

ich sehe das genau wie Austausch, dass nicht die Depression an sich das Problem ist, sondern der jeweilige Umgang damit. Auf beiden Seiten.

Nach wie vor sehe ich die größten Fallstricke in fehlender Auseinandersetzung - also sowohl mit sich selbst als auch mit dem Gegenüber. Und daraus folgend in der Qualität der Kommunikation.

Austausch, ich hab‘ ja damals Deine Geschichte etwas verfolgt und finde es prima, dass Du einen für Dich gangbaren Weg gefunden hast!

Und wie Dobi denke ich auch, dass Persönlichkeit und Depression so eng miteinander verwoben sind, dass sich das kaum auseinanderklamüsern lässt. Für mich konnte ich feststellen, dass die immer wieder auftauchende Frage „was ist Charakter, was Krankheit?“ mich keinen Millimeter weiterbringt.

Genauso wenig wie die Frage nach irgendeiner „Schuld“. Manchmal habe ich den Eindruck, das ist eine derart wichtige Angelegenheit, dass gar nicht mehr über eine konstruktive Lösung nachgedacht wird. Hauptsache, die Schuldfrage ist (vermeintlich) geklärt. Verändern lässt sich m.E. damit gar nichts, außer dass die gegenseitigen Vorwürfe zu noch schlechterer Stimmung führen.

Das schließt für mich nicht aus, dass sich Verhaltensweisen einander bedingen, also ein bestimmtes Verhalten von mir ein ganz bestimmtes Verhalten bei meinem Gegenüber hervorruft und umgekehrt– systemisch eben. Irgendwo habe ich den treffenden Vergleich mit einem Mobile gelesen: Bewegt sich ein Teil, hat das Auswirkungen auf den bzw. die anderen Teile.

Diese Mechanismen zu entdecken und dann nach Veränderungsmöglichkeiten zu schauen, finde ich deutlich sinnstiftender als ständig mit dem Finger auf den Anderen zu deuten.

Viele Grüße
balsamico
Sexsi
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Registriert: 24. Mai 2014, 19:22

Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Sexsi »

ramona4 hat geschrieben:Ich lebe in einer intakten Beziehung, ... Aber ...
Erkennst du den Widerspruch? Ich denke eher du lebst in einem intakten Haushalt.

Ich sehe die Ursache, da kann ich mich natürlich völlig täschen, nicht in der Depression deines Mannes. Ich glaube, dass du dir ein anderes Leben vorgestellt hast und du jetzt an einem Punkt bist wo du langsam merkst, dass du du mit deinem jetzigen Leben langfristig nicht glücklich sein/bleiben wirst.

Die Frage ist eher (aus deiner Sicht formuliert): Möchte ich die Depression meines Mannes langfristig in meinem Leben ertragen müssen und kann ich damit glücklich weiterleben?

Die Frage ist nicht: Kann ich meinen Mann ändern?
SucheAustausch
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von SucheAustausch »


Betreff des Beitrags: Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt? Mit Zitat antworten
ramona4 hat geschrieben:
Ich lebe in einer intakten Beziehung, ... Aber ...


Erkennst du den Widerspruch? Ich denke eher du lebst in einem intakten Haushalt.

Ich sehe die Ursache, da kann ich mich natürlich völlig täschen, nicht in der Depression deines Mannes. Ich glaube, dass du dir ein anderes Leben vorgestellt hast und du jetzt an einem Punkt bist wo du langsam merkst, dass du du mit deinem jetzigen Leben langfristig nicht glücklich sein/bleiben wirst.

Die Frage ist eher (aus deiner Sicht formuliert): Möchte ich die Depression meines Mannes langfristig in meinem Leben ertragen müssen und kann ich damit glücklich weiterleben?

Die Frage ist nicht: Kann ich meinen Mann ändern?
Das kann ich so unterschreiben! Sehr gut auf den Punkt gebracht!

Allerdings stellt sich glaube ich niemand ein Leben mit einem depressiven Partner vor.
Von daher ist immer die Frage, setzt sich mein Gegenüber mit seiner Persönlichkeit und sich auseinander oder tut er das nicht? Wenn er es nicht tut, ist die Frage sehr richtig und wichtig.

Viele Grüße,

Austausch (mit dem komischen Namen ;) )
Sonnenblume14
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo,

Sexsi hat das sehr gut auf den Punkt gebracht.

Ich würde noch eine Frage hinzustellen: Reicht die Zuneigung, Beziehung, Liebe (was-auch-immer) zum Partner aus, um dieser Belastung über eine längere Zeit standzuhalten?

Den Partner kannst du nicht ändern - wird eine Situation unerträglich, ist die einzige Möglichkeit, die eigene Sichtweise zu verändern oder Konsequenzen zu ziehen (also Trennung). Dein Partner wird viele schwierige Phasen durchleben, mit sich und der Welt hadern. Das ist wohl nur zu ertragen, wenn man es als Krankheitssymptom sieht und sich an den Menschen dahinter erinnern kann.

Für dich als Angehörige gilt: Du hast die Wahl dein Leben in deinem Sinne weiterzuführen. In diesem Fall musst du langfristig (auch) an dich selber denken.

lG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
ramona4
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von ramona4 »

Tja, genau so ist es. Ich habe mir mein Leben anders vorgestellt. Die Frage ist, ist mein Leben wirklich glücklicher, wenn ich alleinerziehend ohne meinen Mann und Vater unseres Sohnes wohne? Stimmt es wirklich, dass ich besonders unglücklich bin und alle anderen um mich rum haben ein prima Leben (so fühle ich manchmal). Wahrscheinlich haben die auch ihre Probleme... Wahrscheinlich habe ich dann in Zukunft auch wieder Probleme - nur eben andere...

Mein Mann hatte erst einen "guten" Tag. An diesem Tag war ich wieder so zufrieden. Ich habe nicht einmal daran gedacht, wie es wäre, wenn ich ihn verlassen würde.

Ich denke, ich muss lernen, mehr Zeit vergehen zu lassen und sehen, in welchem Verhältnis die guten zu den schlechten Tagen stehen.

Aber es ist schon irgendwie unglaublich, wie sehr mich das belastet, wo doch ICH selber keine Depressionen habe. Ich könnte doch mein Leben leben und trotzdem für ihn da sein. Aber ich fühle mich voll in ihn rein.
Gestern Abend war ich mit ner Freundin im Kino. Ich hatte Spaß, als ich heimkam sah ich, dass mein Mann wieder seit ner Stunde wach im Bett liegt und grübelt. Und sofort hatte ich wieder nen Kloß im Bauch. Und genau DAS sind die Momente, die mich so fertig machen. Warum kann ich nicht einfach heimkommen, ihm ein Bussi geben, ins Bett liegen, bei ihm sein, aber dennoch selber gut schlafen und an den schönen Abend denken?
Sonnenblume14
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Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Ramona,

weil du so bist wie du bist. Weil du ihn gern hast und es nicht ertragen kannst, ihm nicht helfen zu können? Weil du ein schlechtes Gewissen hast, weil er leidet, während du dir einen schönen Abend machst?

Das sind alles Vermutungen. Aber wenn etwas davon stimmt, msust du an dir und deiner Einstellung arbeiten. Fakt ist: Das alles sind deine Gefühle, die zu dir gehören und die in Ordnung sind. Du stellst da Anforderungen an dich selbst, die du nicht erfüllen kannst. Auch wenn du bei ihm wärst, könntest du ihm nicht helfen. Die Grübelei würde nicht verschwinden - dagegen muss er selber etwas tun und dabei können Fachleute helfen.

Du hast genau das Richtige getan: du bist ins Kino gegangen, hast etwas für dich selber und dein Wohlbefinden getan. Das darfst du keinesfalls vernachlässigen, denn daraus ziehst du die Stärke um ihm zur Seite stehen zu können. Genieß diese Momente, sie sind wichtig und wertvoll.

Das Verhältnis gute/schlechte Tage führt zu nichts. Wichtig ist, ob er bereit ist, sich helfen zu lassen. Ob er versucht, mit der Depression zu leben.

LG Sonnenblume
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Sexsi
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Registriert: 24. Mai 2014, 19:22

Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Sexsi »

ramona4 hat geschrieben:Tja, genau so ist es. Ich habe mir mein Leben anders vorgestellt.
Schön dass wir mal darüber geredet haben! ;-)

Ich weiß dass man sich zu oft selber belügt, dass man zu oft irgendwo mitspielt, weil man denkt, dass es so sein muss oder das es für irgendwelche Beteiligten das Beste ist oder weil man Andere nicht vor den Kopf stoßen will. Man bekommt Schuldgefühle und fühlt sich irgendwie verpflichtet, seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Irgendwann sind die eigenen Energiereserven aber aufgebraucht, dann kommt man vielleicht selber in eine Depression und schafft es allein nicht mehr. Ich möchte dir wirklich nahelegen: Lass es nicht so weit kommen!
ramona4 hat geschrieben:Die Frage ist, ist mein Leben wirklich glücklicher, wenn ich alleinerziehend ohne meinen Mann und Vater unseres Sohnes wohne? Stimmt es wirklich, dass ich besonders unglücklich bin und alle anderen um mich rum haben ein prima Leben (so fühle ich manchmal). Wahrscheinlich haben die auch ihre Probleme... Wahrscheinlich habe ich dann in Zukunft auch wieder Probleme - nur eben andere...
Und auch die Frage: Wie gehen die anderen mit den Problemen um, wie haben sie das gelernt?

Man sollte sich mit Bezug auf sich selber nie fragen, wie glücklich die anderen sind, das bringt nichts, weil jeder Mensch andere Erwartungen an sein Leben hat. Das ist also keine Frage, die man sich stellen sollte. Sondern: Möchte ICH so weiterleben wie zur Zeit? Was kann ICH tatsächlich beeinflussen?

Sich vom Mann zu trennen ist ja auch keine Entscheidung den Rest des Lebens allein bleiben zu müssen. Nach der Trennungsphase besteht doch auch die Möglichkeit sich wieder einen Partner zu suchen. Einen, der besser passt, mit dem man glücklicher wird. Dem man abends, wenn man mit der Freundin im Kino war, ein Bussi gibt, sich im Bett an ihn kuschelt und sich in Gedanken sagt: "Toller Abend, toller Partner, tolle Freunde!"
ramona4 hat geschrieben:Ich denke, ich muss lernen, mehr Zeit vergehen zu lassen und sehen, in welchem Verhältnis die guten zu den schlechten Tagen stehen.
Jeder Tag, an dem du nicht glücklich bist, ist ein verlorener Tag. Du solltest nicht Zeit vergehen lassen, sondern sie nutzen.

Auch sagt das Verhältnis rein gar nichts aus. Es gibt doch auch im Beruf schlechte Phasen, die über einen längeren Zeitraum laufen. Das ist kein Grund zu kündigen. Aber wenn es absehbar nicht besser wird, dann sollte man doch handeln.
Sonnenblume14 hat geschrieben:Wichtig ist, ob er bereit ist, sich helfen zu lassen. Ob er versucht, mit der Depression zu leben.
Das halte ich für nicht ausreichend.

Ich bin übrigens nicht der Ansicht, dass man depressiven Menschen als Angehöriger so viel helfen sollte. Sie müssen selber lernen mit ihrem Leben zurechtzukommen, müssen den Alltag wieder erlernen und nicht als reiner Hilfeempfänger für die anderen eher eine Belastung sein. Es gibt Menschen, die im Rollstuhl allein klarkommen, andere mit Rolli schaffen das nicht einmal mit mehreren Familienangehörigen. So sehe ich das auch bei Depressionen.
mirabella
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Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von mirabella »

Hallo,

Ich denke auch ob die Beziehung Stand hält liegt daran ob der Depressive Partner an sich arbeitet.
Ich musste in der Zeit als wir noch zusammen gewohnt haben, auch alles alleine machen.
Auch ich kam nach Hause und mein Mann lag im Bett. Das was ich zu dieser Zeit alleine erlebt habe, hätte ich doch so gerne wie früher mit ihm zusammen erlebt.
Jetzt ist er seit 6 Monaten nicht mehr da und ich erlebe auch alles alleine!
Schlechtes Gewissen, nein das hatte ich nicht.

Du hast recht mit dem was du schreibst, wie wäre es mit einen anderen Partner? Probleme gibt es immer irgendwie, auch Andere die glücklich erscheinen haben ihr Päckchen zu tragen, nur anders.

Ich glaube du brauchst Zeit, erstmal mit dir klarzukommen und dann zeigt es sich auch ob du mit ihm zusammen klar kommst.

LG
Mairegen

Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von Mairegen »

Hallo zusammen,

ich bin ganz "neu" hier unterwegs und habe schon einiges in den Foren gelesen. Dieser Beitrag beschäftigt mich aber, weil ich als Betroffene "schwere Depressionen" offenbar nicht nachvollziehen kann, dass sich Angehörige überhaupt mit der Krankheit beschäftigen. Ich bin wegen jahrelanger beruflicher und familien-bedingter Überlastung (bin jetzt 56 J.) an Burnout erkrankt, einhergehend mit Depressionen. Soziale Bindungen (außer Partner) habe ich nicht, nach 28 Jahren Ehe habe ich mich scheiden lassen (2004), seit fast 10 Jahren lebe ich mit einem neuen Partner zusammen. Bin inzwischen erwerbsunfähig, die Rente war nach wenigen Wochen durch. Es geht mir also nicht gut.
Aber worauf ich hinaus will:
Also mein Partner hat bisher noch nicht einmal gefragt, mit welcher Diagnose ich erkrankt, bzw. verrentet bin. Ich habe zu funktionieren!!!!
Familie hab ich nicht mehr, Sohn lebt im Ausland, Freunde oder Bekannte gibt es auch nicht. Meinen Partner interessiert es nicht, ob es mir gut oder schlecht geht.

Von daher bin ich sehr erstaunt, dass Ihr Euch als Angehörige solche Sorgen und Gedanken macht!!!!

Ich habe gelernt, dass ich mit meiner Erkrankung ganz allein fertig werden muss. Eigene Wünsche und Vorstellungen des Lebens sind komplett zurückzustellen, also Mund halten, lächeln, arbeiten bis zum Umfallen.

LG Mairegen
sabse33
Beiträge: 553
Registriert: 13. Feb 2015, 10:25

Re: Viele Angehörige WERDEN verlassen - und umgekehrt?

Beitrag von sabse33 »

Hallo Mairegen,

willkommen im Forum.

Dein Partner interessiert sich gar nicht für deine Belange? So liest es sich für mich raus,wie kann das sein wenn man jemanden liebt!??

Ich habe alles versucht um für meinen Freund da zu sein, habe mich intensiv mit der Thematik vertraut gemacht...
Ihn seine Zeit und Ruhe gelassen... so gehts seit 10 Monaten
Aber er wollte nicht.... schob mich fort, "er braucht nix und niemanden und allein wär es am besten"

Vielleicht solltest Du mal versuchen,mit deinem Partner zu reden und vielleicht auch mal deine Wünsche äußern... denn eine Beziehung sollte ein geben und nehmen sein und nicht nur ein funktionieren...

Alles Gute und Lg
"Ich bin wie Unkraut - ungewollt und unkaputtbar"
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