Depression und Pille - Erfahrungen?

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Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Depression und Pille - Erfahrungen?

Beitrag von Mione »

Hallo zusammen,

meine Frage richtet sich an die weiblichen Mitglieder. Es ist mir ein bisschen unangenehm darüber zu sprechen, aber ich hoffe einfach, hier hat jemand Rat, :oops:
Habt ihr Erfahrungen, wie sich hormonelle Verhütung auswirkt auf eine bestehende oder überwundene Depression? Wie vertragt ihr die Hormone?

Ich habe es nun, nachdem wir länger auf nichthormonelle Weise verhütet hatten, mit der Pille versucht u.a. in der Hoffnung, dass meine starken Regelschmerzen dadurch besser würden.
Ich habe mir von meiner Frauenärztin das gleiche Präperat verschreiben lassen, dass ich als junges Mädchen schon mal mehrere Jahre genommen hatte. Das war im Nachhinein etwas dumm, da ich damals schon Probleme damit hatte, die ich zu dieser Zeit nur nicht als solche erkannt hatte (Weinerlichkeit, erhöhte Empfindlichkeit z.B.).

Wenige Tage nach Einnahmebeginn merkte ich dann, wie meine Stimmung immer mehr absackte. Ich wurde immer weinerlicher, bis ich dann an einem Tag im Büro kurz davor war ohne irgendeinen Grund plötzlich loszuheulen. Fühlte mich lustlos, hatte dauerhaft Migräne, Schwindel und leichte Übelkeit dazu, irgendwann noch eine allerg. Hautreaktion.
Ich muss dazu sagen, dass ich mich seit meiner letzten depressiven Episode vor zwei Jahren aktuell gut und stabil fühle. Dieser plötzliche Einbruch hat mir darum sehr Angst gemacht. Habe mich dann nach noch ein paar Tagen abwarten und beobachten entschieden, mit der Pille aufzuhören und den Versuch nicht fortzusetzen.
Seitdem sind ein paar Tage vergangen und ich fühle mich wieder deutlich besser - Kopfschmerzen und Co. weg, Stimmung normalisiert sich immer mehr.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich dachte erst, ich spinne, weil eine Ärztin mal meinte, diese Pille sei ein neueres, leichtes Präperat, das kaum solche Probleme versuchen könnte. Andererseits kann man ja wiederum im Beipackzettel lesen, dass Frauen mit Depressionsneigung vorsichtig sein sollten bei Einnahme der Pille, weil diese u.a. depressive Verstimmungen auslösen könne.
Mir ist ist im Nachhinein auch bewusst geworden, dass meine Depression erstmals wenige Monate nach Einnahmebeginn der Pille zum Tragen kam. Ich sehe die Pille definitiv nicht als einzigen Auslöser meiner Depression, überlege aber, ob sie das Ganze damals zusammen mit der bestehenden Schilddrüsenerkrankung getriggert haben kann :?:

Viele liebe Grüße
Mione
Zuletzt geändert von Mione am 25. Sep 2015, 18:29, insgesamt 1-mal geändert.
Salvatore
Beiträge: 3868
Registriert: 10. Feb 2010, 18:35
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Re: Depression und Pille - Erfahrungen?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Mione,

da ist doch nix Peinliches dran... Es ist richtig, dass die Pille u.U. Symptome einer Depression auslösen kann. Da du nun den Zusammenhang relativ deutlich herstellen konntest (ansetzen - Symptome erscheinen; absetzen - Symptome nehmen ab), würde ich schon sagen, dass du wahrscheinlich auf das Präparat reagierst. Da du gerne grundsätzlich die Pille nehmen möchtest, würde ich die Ärztin an deiner Stelle nach einem anderen Präparat fragen und es dann damit noch einmal probieren.

Falls sich dann wieder eine depressive Symptomatik einstellt, kann wahrscheinlich deine Leber das überschüssige Östrogen aus der Pille nicht mehr gut aus dem Blut filtern. Östrogen kann den TBG-Spiegel ("Thyroxin bindendes Globulin"; ein Transportprotein für Schilddrüsenhormone) erhöhen - das könntest du evtl. auch mal testen lassen, aber da muss man die Damen und Herren Ärzte ein bisschen belabern. Jedenfalls, TBG bindet die Schilddrüsenhormone T3 und T4 und wenn diese gebunden sind, stehen sie nicht für den Gebrauch zur Verfügung. Je mehr TBG, desto mehr gebundene SD-Hormone, so dass es im Endeffekt zu Symptomen einer SD-Unterfunktion (wozu auch depressive Verstimmung gehört) kommt, obwohl die SD vielleicht richtig arbeitet.

Viele Ärzte wissen das nicht und die Gefahr ist insgesamt auch relativ gering, dass Depressionen durch die Pille ausgelöst werden. Das heißt aber noch lange nicht, dass es nicht vorkommt! Es stimmt, dass die Pille heutzutage niedrig dosiert ist; nichtsdestotrotz greift sie in das Hormonsystem ein und kann selbstverständlich auch Probleme verursachen. Inwiefern die Pille bei dir als Jugendliche verantwortlich für das Ausbrechen deiner Depression war, bleibt allerdings wohl Spekulation. Sagen wir mal so, als zusätzlicher Faktor geholfen hat es sicherlich nicht, aber ob die Rolle nun so elementar war...? Jene Symptome hätten bei Absetzen wieder verschwinden müssen.

LG, Salvatore
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Lana_del_rey
Beiträge: 29
Registriert: 27. Aug 2015, 10:56

Re: Depression und Pille - Erfahrungen?

Beitrag von Lana_del_rey »

Hallo liebe Mione,

Als ich für mich unbedingt die Ursache herausfinden wollte, warum ich Depressionen habe, habe ich auch die Pille als Auslöser in Betracht gezogen und darüber auch mit meiner Therapeutin gesprochen, die gleichzeitig Ärztin ist.
Sie meinte dann zu mir, dass die Pille zwar Depressionsähnliche Symptome, wie Müdigkeit und Weinerlichkeit auslösen kann, aber nie eine Depression selber, also mit all ihren Facetten und den negativen und suizidalen Gedanken. Was allerdings sein kann, meinte sie, dass die Pille die schon in ihren anfänglichen Grundzügen bestehende Depression verstärken kann. Ich weiß aber auch noch nicht, ob ich davon so ganz zu 100% überzeugt bin, weil ich es im Internet schon sooo häufig gelesen habe, dass Leute das gleiche empfunden haben wie du und sich nach dem Absetzen der Pille auch wieder besser gefühlt haben.
Vielleicht hilft dir das ja weiter.

Liebe Grüße
duck
Beiträge: 44
Registriert: 15. Apr 2015, 17:38

Re: Depression und Pille - Erfahrungen?

Beitrag von duck »

Hallo Mione,

ich nehme aus anderen Gründen nicht die Pille sondern den Nuvaring. Der soll geringer dosiert sein und vor allem eher lokal wirken. Keine Ahnung, ob es auch hier durch die Hormone zu depressiven Nebenwirkungen kommt, aber vielleicht wäre das eine Alternative?

Viele Grüße,
duck
Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Re: Depression und Pille - Erfahrungen?

Beitrag von Mione »

Hallo ihr Drei,

ich danke euch! :-)

@ Salvatore:
Das mit dem Filtern des überschüssigen Östrogens höre ich gerade zum ersten Mal, danke dir!
Ich wusste bisher nur, dass bei einer bereits bestehender Schilddrüsenunterfunktion durch Einnahme der Pille der Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigen kann, aber nicht, wie es dazu kommt.

Ich würde auf keinen Fall sagen, dass die Pille meine Depression ausgelöst hat, überlege aber, inwiefern sie sie vielleicht (bei bestehender genetischer Neigung in unserer Familie) verschlimmert haben könnte.
Aufgefallen ist mir leider erst im Nachhinein, dass sich meine Depression in Zeitabschnitten, wo ich die Pille nicht genommen habe, bisher immer verbesserte oder verschwunden war, wohingegen sich unter Pilleneinnahme Verschlechterungen zeigten. Kann natürlich auch Zufall sein, da Depressionen ja mitunter episodenmäßig verlaufen.
Aber es stimmt mich schon irgendwie nachdenklich, auch, weil ich aktuell halt deutlich merke, dass es mir seit dem Absetzen jeden Tag besser geht. Da ich auch auf andere Medikamente schon öfters ungewöhnlich überreagiert habe (Desensilibisierung, Narkosemittel, manche Antibiotika) könnte ich mir vorstellen, dass das vielleicht auch bei der Pille der Fall ist und ich auf dieses eine Präperat sensibler reagiere? Hmm ...

@ Lana:
Danke dir, die Einschätzung deiner Therapeutin ist sehr interessant. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es so sein kann, dass die Pille bei Menschen, die warum auch immer zu zu einer Depression neigen, diese vielleicht befeuern kann.
Wie du geschrieben hast, habe ich auch mal versucht im Netz ein bisschen nach Erfahrungsberichten anderer Frauen zu schauen. Die Ergebnisse waren dann bunt gemischt - von Frauen, die schreiben, dass sie ihre Pille seit Jahren problemlos vertragen über solche, die sich unter Pilleneinahme depressiv fühlten und erst eine Besserung durch Absetzen oder einen Präperatswechsel erlebten. Dabei auch Frauen, die vorher keine Probleme mit Depressionen hatten. Finde das sehr spannend, aber auch echts chwierig als Laie zu beurteilen.

@ duck:
Danke dir, ich wusste noch nicht, dass die Dosierung beim Nuvaring niedriger sein soll. Dann werde ich mich mal schlau machen, ob es auch eine Möglichkeit für uns wäre.


Aktuell weiß ich noch nicht, ob ich mich an einen Präperatswechsel traue, irgendwie habe ich ziemlich Angst, dass es dann genau so ablaufen könnte :|

Viele liebe Grüße
Mione
duck
Beiträge: 44
Registriert: 15. Apr 2015, 17:38

Re: Depression und Pille - Erfahrungen?

Beitrag von duck »

Hallo Mione,

naja, mir erklärte man das so, dass die Hormone langsam über den ganzen Tag verteilt abgegeben werden und nicht wie bei der Pille die ganze Tagesdosis auf einmal. Leuchtete mir auch irgendwie ein. Aber mir war vor allem wichtig, dass es hier nicht durch den Magen-Darm-Trakt geht.
Ein Nachteil ist natürlich der Preis :( aber vielleicht wäre es ja wirklich eine Alternative für Dich.

Viele Grüße,
duck
heutesomorgenso
Beiträge: 43
Registriert: 1. Okt 2015, 15:39

Re: Depression und Pille - Erfahrungen?

Beitrag von heutesomorgenso »

Hallo Mione,
ich denke das es einen Zusammenhang gibt. Das hat auch dazu beigetragen das ich die Pille nach über 20 Jahren abgesetzt habe.
Natürlich ist meine Depression jetzt nicht verschwunden, aber irgendwie hat sich doch was verändert. Ich bin jetzt ein gutes halbes Jahr hormonfrei und ich bin froh drum.
Mit Sicherheit hängt es auch an der Zusammensetzung des Präparates, ich hatte eine antiandrogene Pille, also Testosteron senkend, da kann es zu verstärkter Angst, Stimmungsschwankung etc. kommen und ich denke das war bei mir auch so.
Viele Grüße
Jana
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