Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

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Handsan
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Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von Handsan »

Hallo liebe Community!


Ich nehme seit knapp zwei Jahren Elontril 300 mg und es war das erste Antidepressivum, dass nach mehreren Versuchen bei mir positiv anschlug.

Nun ist es so, dass ich seit mehr als drei Monaten täglich mehr oder minder mit Beklemmungen zu kämpfen habe. Pflanzliche Präparate habe ich erfolglos ausprobiert. Ebenso Opipramol. Es gibt keine psychologisch nachvollziehbaren Gründe für mein Problem. An manchen Tagen bin ich nur unruhig und habe kurze Momente, bei denen ich das Gefühl habe keine Luft zu bekommen und einen hohen Puls. An anderen Tagen geht das von früh bis spät. Ich bin mehrere Stunden zittrig und irgendwann ängstigt mich das Ganze auch automatisch.
Ich hatte früher auch schon mal eine Paniktattacke, aber das ist auf jeden Fall mehr als drei Jahre her. Ansonsten hatte ich/ habe ich mit anderen Symptomen zu kämpfen.
Ich merke, dass mir Elontril nach wie vor hilft und eine Nebenwirkung nach Jahren erscheint mir komisch.

Hat sich meine Problematik verändert und ich brauche ein anderes AD?

Meine Neurologin meinte, ein anderes AD zum Elontril sei nicht kombinierbar. Elontril sei ja antriebssteigernd und vielleicht ist die Dosis nun zu hoch und deswegen diese Symptome, so ihre Erklärung. Da ich unbedingt Hilfe brauche, weil ich damit kaum noch klar komme, bin ich nun bereit, die Dosis zu reduzieren. Sollte sich keine Veränderung diesbezüglich einstellen und Stimmung und Antrieb sinken, wird es kritisch. Eine Medikamentenumstellung sieht meine Neurologin mit Besorgnis. Ich bin natürlich auch nicht rosig darüber, aber wenn es keine andere Möglichkeit gäbe.

Kann mir jemand aus Erfahrung etwas zu meinem Problem sagen?

Seit 6 Tagen nehme ich nun die niedrigere Dosis und es fühlt sich nicht gut an. Natürlich muss ich mir noch etwas Zeit geben, aber anfänglich positive Hoffnungen weichen bedrückenderer Stimmung und nachlassendem Antrieb. Nur die scheiß Beklemmungen sind gleich.


Vielleicht hat ja jemand von euch einen Rat für mich.


Liebe Grüße
Handsan
nubilus
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Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von nubilus »

Hallo,

ich kann nur ganz kurz dazu sagen, dass Elontril sich sogar ziemlich gut kombinieren lässt. Ausgeschlossen sind eigentlch nur MAO-Hemmer.
Ich selbst habe eine Weile Sertralin dazu genommen, habe ich wegen Nebenwirkungen abgesetzt.

Für mehr reicht gerade die Zeit nicht, sorry :)
Mondi
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Registriert: 23. Okt 2014, 22:10

Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von Mondi »

Hallo Handsan,

das klingt ja erstmal nicht gut. Möglicherweise wird man die Dosis wieder hochsetzen, weil sonst gehts dir ja bald richtig dreckig.

Zum Elontril, ich selber nehme es nicht, ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass es nicht kombinierbar ist. Eher wird es so sein, dass Du ein Kombi vielleicht nicht verträgst.

Ein zweites Med also, oder den Weg über Autogenes Training oder Meditation. Beides sehr hilfreich...
Greetings Mondi
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Handsan
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Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von Handsan »

Hallo nubilus und Mondi!


Danke für eure Antworten.
Ich hatte auch gelesen, dass einige Elontril mit anderen ADs kombinieren. Tja, warum mein Neurologin dann anderes sagt? Beim letzten Gespräch, als ich sagte, dass wir was machen müssen, gab es diese Option nicht. Ich habe Anfang August einen Termin bei ihr und werde sie diesbezüglich noch mal ansprechen. Habe aber trotzdem Bedenken, gegen Mauern zu laufen. Auch wenn ich sage, dass andere Ärzte Elontril kombinieren.

Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich Autogenes Training mache. Ich versuche seit dem regelmäßig jeden Tag mir diese Auszeit zu nehmen. Mehr als ein Mal am Tag geht nicht, weil das irgendwie vergleichbar ist, wie das Aufraffen und Machen von Sport. Obwohl ich mich ja nicht körperlich bewege. Leider hilft Autogenes Training nicht ausreichend. Wenn es übel lief, hatte ich direkt danach Beklemmungen. Gott sei Dank nur ein paar Mal.
Ich erkenne kein Muster. Es ist nicht an Situationen gebunden. Es ist einfach da und haut nicht ab.

Um körperliche Ursachen auszuschließen, war ich gestern beim Hausarzt zur Blutentnahme und Bestimmung des Eisen- und Schilddrüsenwertes. Wobei ich glaube, dass da wie die Jahre zuvor alles in Ordnung sein wird.

Ich gebe mir Mühe mir gut zuzureden. Dass meine Stimmung und der Antrieb die vorigen Tage einfach durch den Stress etwas nachließen und wenn, dass das Ganze nicht so schlimm wird, wie ohne AD. Morgen ist erst/ schon eine Woche um. Zeit muss ich mir und meinem Körper noch etwas geben. Das Gute ist wenigstens, dass ich wieder aufdosieren kann, wenn ich merke es geht gar nicht. Aber das Spielchen wieder machen zu müssen, für einen Wechsel, gefällt mir nicht.

Irgendwie fehlen mir gerade noch hilfreiche Fragen zu meinem Problem. Mein Beitrag fühlt sich gerade wenig Ziel bringend an.


Liebe Grüße Handsan
Handsan
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Registriert: 2. Jan 2013, 14:48

Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von Handsan »

Hallo an alle!


Nun zeigt sich, dass allein die Reduktion verantwortlich ist für meine sinkende Stimmung und für den nachlassenden Antrieb. Ich bin unschlüssig, wie lange ich dies annehmen kann. Auch wenn ich das Einverständnis meiner Neurologin habe, eigenmächtig zu erhöhen. Sollte ein anderes Medi anstehen, dauert das Absetzen von Elontril dadurch länger.

Mich bedrückt das Warten bis Anfang August. Erst dann ist meine Ärztin wieder da. Ich habe Zweifel, dass sich noch das richtige AD finden lässt. Ich hasse meine Depression. So viele Fortschritte und ich merke, dass ich mich immer weniger darüber freuen kann, weil sich die Dinge immer hohler anfühlen. Ich will nicht wieder dahin, dass ich mich bemühe und bemühe und sich die Emotionen dazu nicht einstellen. Die Erinnerungen an bessere Zeiten sind ein Trost, doch was ist, wenn ich da einfach nicht hinkomme?


Liebe Grüße
Handsan
nubilus
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Registriert: 11. Dez 2014, 18:59

Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von nubilus »

Huhu,

wenn es so abwärts geht und deine Ärztin erst im August wieder da ist ... wie schlimm wird es denn bei dir?
Und wie schnell geht es abwärts? Eher langsam oder stufenartig.
Setze heute noch eine Frist fest an. Wie viele Tage wirst du es noch probieren. Und dann ehrlich zu dir sein, wie sich deine Situation verändert hat. Es wäre nicht gut, wenn du es laufen lässt und am Ende den Punkt verpasst, an dem du die stabilisierende Wirkung mehr brauchst als die Abnahme des Gefühls der Beklemmung.
Wenn du es kennst, dass es dir bis Suizidgedanken hin schlecht gehen kann, würde ich die Frist sehr festsetzen, nicht zu lange warten. Vielleicht kannst du noch einen Freund/Freundin beten, dir am Ende der Frist eine Rückmeldung zu geben.


Ich würde die Ärztin fragen, ob du nicht Sertralin dazu bekommen kannst. Sertralin ist auch für Panikstörung zugelassen. Es könnte also zwei Vorteile haben: Einmal die Stabilisierung der Stimmung/Antrieb durch die antidepressive Wirkung und zum anderen der Einfluss auf deine Angst-Problematik.
Meine Informationen stammen aus einem Fachbuch, das mein Psychiater bspw. auch nutzt. Ich habe das Sertralin abgesetztz, weil ich keine antidepressive Wirkung gespürt habe. Aber es ist eine mögliche Kombination.
Handsan
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Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von Handsan »

Hallo nubilus,


danke für den Tipp mit der Frist. So werde ich es machen.
Als ich beim letzten Mal umgestellt wurde, ging es bis zu Suizidgedanken runter, jetzt wo du mich fragst.
Eigentlich sollte ich erst nach einer Woche etwas von der Reduktion merken, aber anscheinend hält sich meine Psyche nicht daran. Es hat nach drei Tagen schlagartig abends ohne Grund ein Tief mit plötzlichem Weinen gegeben, seit dem fühle ich mich immer hin und her zwischen bedrückt und es geht ja noch. Aber mein eh schon vorhandenes Morgentief ist stärker. Und eben kam auf einmal der Hammer. Ich fühle mich aufgelöst und verzweifelt, wobei davor noch alles gut war. Entspannt nach dem Termin mit meiner Thera und ich habe unterwegs noch ein Buch für mich gekauft. Das ist das Alarmsignal für mich, denn genau das ist kritisch.

Deswegen ist dein Rat sehr hilfreich. Im Moment ist das noch für mich zu händeln. Aus Vorsorge spreche ich nachher mit meinem Freund und mache mit ihm einen Notfallplan aus. Vielleicht kann er sich für mich ein paar Tage frei nehmen.

Damit hatte ich nicht gerechnet, weil ich zuversichtlich war. Die Beklemmungen sind weiterhin unverändert vorhanden, aber dass ich labil werde, ist gefährlicher.


Liebe Grüße
Handsan
nubilus
Beiträge: 113
Registriert: 11. Dez 2014, 18:59

Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von nubilus »

Hey,

finde ich sehr gut, dass du mit deinem Freund einen Notfallplan erstellst. :)

Hast du ein Bedarfsmedikament zu Hause? Wenn ja, sollte es in der Wohnung griffbereit stehen und am besten auch unterwegs mitnehmen.
Ich habe immer etwas dabei, das gibt mir auch ein Gefühl von Sicherheit
Handsan
Beiträge: 156
Registriert: 2. Jan 2013, 14:48

Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von Handsan »

Hallo nubilus,


ein Bedarfsmedikament zur Beruhigung habe ich griffbereit bei mir zu Hause. Ans Mitnehmen für unterwegs dachte ich auch schon.

Ich bin so froh, mich hier anvertraut zu haben, dass ermöglichte mir genauer hinzusehen, wie sich meine Befindlichkeiten ändern. Ich habe gestern mit meinem Freund gesprochen und abgewägt, was besser für mich ist. Vorher wollte ich noch bis Sonntag sehen, wie sich das entwickelt, habe mich dann aber um entschieden. Ab heute wieder die ursprüngliche Dosierung. Ich weiß ja, dass der Wirkungseintritt etwas braucht und dein Rat, den Punkt zur Erhöhung nicht zu verpassen, war gut.
Denn heute früh beim Sport ist es ganz plötzlich sehr schlimm geworden. Ich habe wieder ganz üble Gedanken gehabt und mich so bedrängt gefühlt davon. Ich weiß, was dann zu tun ist und es geht jetzt wieder. Aber das war so schlimm.
Mein Freund ist über das Wochenende bei mir. Ich hoffe, dass das der Tiefpunkt war und ich noch rechtzeitig erhöht habe und mir weiteres davon erspart bleibt.

Ich war so bemüht! Ich habe mir immer wieder gedacht die Tage, komm es geht doch. Reiß dich zusammen, wie sieht das denn aus, wenn du nicht mal eine Woche durchhälst. Hör auf zu übertreiben etc.
Das ist sicherlich etwas, was ich kommende Woche mit meiner Thera bespreche.

Heute werde ich den Rest des Tages gezielt mit Beschäftigungen verbringen, die mich ablenken. Heute Abend ist mein Freund wieder da, das gibt mir auch Halt.


Liebe Grüße
Handsan
nubilus
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Registriert: 11. Dez 2014, 18:59

Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von nubilus »

Hallo Handsan,

es freut mich, dass dir der Austausch hier geholfen hat!

Ich glaube dir, dass du dich bemüht hast. Aber manchmal kommt man nicht weiter.
Ich neige auch dazu, es bis zur Spitze zu treiben. Ist nur nicht sooo dolle, wenn man dann die Spitze bzw. Tiefpunkt erreicht.

Ich finde es schön, dass dein Freund übers Wochenende da ist und dich ernst nimmt und auf dich aufpasst.

Genau ... mach einfach Dinge, die dir gut tun und ablenken. Das wird jetzt am besten helfen.
Ich drücke die Daumen, dass du das Wochenende gut überstehst.
Handsan
Beiträge: 156
Registriert: 2. Jan 2013, 14:48

Re: Depressionssymptome verändern sich - neues Medikament?

Beitrag von Handsan »

Hallo!


Das Wochenende habe ich soweit gut überstanden. Wobei der Samstagvormittag ein ordentliches Tief brachte und dieses mir wieder in Mark und Bein fuhr. Ich habe gerade noch rechtzeitig erhöht. Mein Freund war für mich da und wir haben erzählt, das half und lenkte ab.

Aber das zeigt, wie gut mich das Medikament unterstützt, bzw. wovor es mich bewahrt. Dennoch hat mich das Ganze ziemlich mitgenommen. Es erinnerte sehr an meine schlimme Zeit und das war innerlich wie Wunden aufreißen. Ich habe den Eindruck, dass ich viel zu viele Narben habe und sehr auf mich Acht geben muss. Das Erlebte hat mir das in aller Deutlichkeit gezeigt.

Im Moment stabilisiert sich langsam meine Stimmung wieder. Glücklicherweise. Wenn ich in zwei Wochen mit meiner Neurologin bzw. der Arzthelferin spreche, muss ich das für mich in aller Deutlichkeit schildern, wie es mir erging. Ich habe festgestellt, dass mir das irgendwie schwer fällt. Ich weiß nicht, ob da der Gedanke "Stell dich nicht so an" eine Rolle spielt, oder ob es mir nur schwer fällt, für mich einzustehen. Daher habe ich ein paar Sätze aufgeschrieben, um sie dann am Telefon vortragen zu können. Als Hilfe. Sonst wirke ich vielleicht nach außen einfach zu sachlich oder souverän.


Liebe Grüße
Handsan
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