Hallo

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Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Hallo

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Ihr Lieben,

still und schweigend habe ich in den letzten Monaten mitgelesen und teilweise mitgelitten, heute habe ich mal den Mut gefasst, mich anzumelden. Und daher möchte ich mich auch vorstellen.

Ich bin 50 Jahre alt und plumpste Anfang des Jahres, nachdem ich nach einer OP zurück ins Arbeitsleben wollte, von einem Tag auf den anderen in die Depression. Hinterher ist man immer schlauer: die Anzeichen waren da, ich habe sie ignoriert, weil ich seit 25 Jahren nichts damit zu tun hatte - abgesehen von ganz leichten Störungen, die sich mit einigen Therapiestunden in den Griff bekommen liessen.
Im März kam es richtig dicke. Die Welt war schwarz, ich lag nur noch auf dem Sofa, antriebslos und doch getrieben vom Zwang, irgendetwas zu tun, nur um mich nicht nutzlos zu fühlen. Hätte mein Mann damals nicht sofort gehandelt, mich zum Arzt geschleppt und (mir gegenüber) eine Krankschreibung durchgesetzt, ich wäre wieder ins Büro gefahren. Und dann? Darüber möchte ich lieber nicht spekulieren.
Es zog sich Woche um Woche, mal gings besser, mal schlechter, immerhin schaffte ich es, mich zu einem täglichen Spaziergang mit dem Hund zu zwingen. Meine Therapeutin hatte ihre Praxis aufgegeben, über die Suche nach einer neuen könnte ich Seiten füllen. Durch den Einsatz eines Krankenkassenmitarbeiters habe ich seit April einen therapieplatz.
Im Juni und Juli folgte ein Aufenthalt in einer Tagesklinik. Ich ging hinein in der Annahme, danach wieder "durchstarten" zu können. Nach sieben Wochen ging ich mit der Erkenntnis, einigermaßen zu wissen, woran ich arbeiten muss und ... viiiiel geduldiger. Obwohl sehr hart, empfinde ich heute die Zeit als enorm lehrreich und wichtig.

Geduld habe ich lernen müssen. Langsame Schritte ebenso. In der letzten Woche habe ich mit viel Überwindung wieder begonnen zu arbeiten. 2 Stunden pro Tag, ab nächste Woche 3.

Die Depression war ein Signal, Innezuhalten, herauszufinden, was im Leben fehlt, wem ich da zu wenig Platz eingeräumt hatte. Allein das zu verstehen und herauszufinden, hat Zeit gebraucht.

Ich bin - auch nach 7 Monaten - noch lange nicht fit. Das Morgentief erwischt mich täglich wieder und ich bin extrem dünnhäutig, erwarte hinter jeder Ecke die nächste Katastrophe, die mich ins nächste Tief stürzt. DAher ist eines meiner wichtigsten Ziele, mir ein Netzwerk zu schaffen für schlechtere Zeiten. Denn nichts war in der Anfangsphase schlimmer als nicht zu wissen, WER effektiv helfen kann.
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Hallo

Beitrag von Sieglinde1964 »

Hallo Sonnenblume14,

willkommen hier im Forum. :hello: Ich bin auch 50 Jahre alt, wie du bei meinem Nickname an der Jahreszahl entnehmen kannst. Bei mir war es genauso. Von einem Tag zum anderen in eine Depression gerutscht. Hätte nie gedacht, dass das mir einmal passieren würde. Ich habe schon seit 2006 damit zu tun. Bin im Moment aber sehr gut eingestellt mit 150 mg Venlafaxin und 10 mg Abilify. In 2007 war ich für fast neun Wochen in der Klinik gewesen. Ich bin seit dem noch in ambulanter Psychotherapie. Aber nur noch alle 6 bis 8 Wochen. Das Meiste habe ich "durchgenommen". Bin, Gott sei Dank, einigermaßen stabil, so dass ich auch wieder einen Job auf 450,- -Euro-Basis aufnehmen konnte. Ab und zu spüre ich nochmal eine Stimmungschwankung, aber die tiefen Tiefs bleiben aus.
Sonnenblume14
Beiträge: 1038
Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Hallo

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo Sieglinde,

danke für Deine Antwort, es war schön, eine Reaktion auf den Beitrag zu bekommen. Es ist schön, dass du eine Möglichkeit gefunden hast, dich damit zu arrangieren. Der Psychotherapieabstand ist beruhigend, ich kann mir vorstellen, dass es auch ein sicheres Gefühl gibt.

Ich komme momentan mit Valdoxan (zur Zeit gesteigert auf 50 mg) ganz gut zurecht, es hilft mir allerdings hauptsächlich beim Schlafen. Stimmungsaufhellende Wirkung habe nicht nicht wirklich gespürt, die Ärztin wollte aber bisher nichts daran ändern.
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