Hallo erstmal...

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Brummi59
Beiträge: 979
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Hallo erstmal...

Beitrag von Brummi59 »

.... und einen guten Tag in die Runde.
Nachdem ich einiges hier und in anderen Foren gelesen habe, will ich mich auch einmal in zwei ausgesuchten Foren zu Wort melden.
Mit leichten Depressionen hatte ich schon öfters mal zu tun aber als Arbeitstier ließ sich das Thema gut wegdrücken. Mittlerweile bin ich aber an einem absoluten und bisher unbekannten Tiefpunkt.
Kurz zum gegenwärtigen Krankenblatt:

- rezidivierende depressive Störung, schwere Episode ohne psychotische Symptome
- Posttraumatische Belastungsstörung (12 Wochen Therapie von 03-06/ 14)
- Agoraphobie mit Panikstörung
- Alkoholabhängigkeit (seit 01.08.13 trocken)
- anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsakzentuierung

dazu kommen noch ständige Untersuchunegen wegen starker Hüftschmerzen beidseitig.

- beginnende Hüftgelenksarthrose und Verdacht auf schweren Bandscheibenvorfal im LWS-Bereich (OP ist geplant)
- chronische Akne Inversa mit bereits einer sehr schweren OP (sekundäre Wundheilung)

Und das Alles wo ich bisher nie krank war (jetzt 55 Jahre alt). Seit 12/12 löst Eines das Andere ab......

Seit Januar bekomme ich stetig steigend Venlafaxin. Von 75, 150 auf 300 und mittlerweile seit zwei Wochen Morgens 300 und Mittags 75 mg. Erfolg ist nicht im geringsten spürbar.Außerdem bin ich wegen der Schmerzen auf Morphin gesetzt (Targin 10 mg). Zum Schlafen ab und zu Olanzapin 5 mg.

Es geht einfach gar nichts. Selbst die Körperpflege ist total vernachlässigt. Zähne putzen und waschen schaffe ich nicht an jedem Tag. Rasieren mal alle 1,5 bis zwei Wochen. Seit dem 6.6. bin ich ausgesteuert. Die Krankmeldungen schicke ich ans Arbeitsamt (teilweise erst nach einer Woche). Beim ärztlichen Dienst war ich im Mai. Seitdem habe ich es nicht geschafft zum Amt zu gehen. Mein Geld ist aus und ich weiß nicht von was ich noch leben soll oder meine Medikamente zahlen soll. Die Krankenkasse hat auch schon zweimal nach meinem Versicherungsstatus gefragt. Heute hab ich es geschafft wenigstens diese Post zu öffnen. Schlafen ist die Hölle. Stundenlang kann ich nicht einschlafen und dann komme ich nicht aus dem Bett. Rekord: 7:00 Uhr bin ich aufgewacht und mußte dringend auf Toilette. Bis 14 Uhr hab ich es rausgezögert und habs unter Krämpfen grad noch geschafft.
Dank der PTBS habe ich bereits einen Psychologen und am 29.8. habe ich meinen ersten ambulanten Termin bei einer Therapeutin.

Gibt es eigentlich sowas wie eine Hilfe, wenn man keine Wege mehr schafft? Ich weiß echt nicht mehr weiter. Es ist Alles so egal, so taub und weit weg. Selbstmord??? Nö, selbst dazu hab ich keine Lust.

Vielen Dank fürs lange Lesen und wenn Fragen sind, dann fragt drauf los. Ich hoffe das die Energie für Antworten reicht.
Liebe Grüße
Dieter

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Du könntest dich den ganzen Tag ärgern - du bist aber nicht dazu verpflichtet!
*Arthur Lassen*
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Hallo erstmal...

Beitrag von anna54 »

Hallo Dieter
willkommen im Forum
wenn man die Wege nicht mehr schafft,ist es höchste Zeit sich Hilfe zu holen.
Es gibt in jeder Stadt das Amt für soziale Dienste,dort anrufen,um einen Hausbesuch bitten,wenn du da nicht hin kannst.
Auch wird dir jede Klinik oder der Psychologe die richtigen Ansprechpartner vermitteln können.
Es muss ja nicht gleich eine Beteuung eingerichtet werden,vielleicht helfen einfach nur Begleitungen zu den wichtigen Terminen.
Krankengeld ausgelaufen,Anträge stellen,Briefe beantworten das ist wichtig--------da muss gehandelt werden.
Da gibt es Zeiträume,die eingehalten werden müssen,also anrufen!

Die Zahnbürste wiegt 10Kilo----hab ich hier im Forum gelesen,ich kenne das zeitweise auch.
Bloß nicht versinken in der Schwere der Last-------------sie wird wieder leichter---------wenn du Entlastung bekommst!
Ich habe durch den Arzt auch schon mal eine psychiatrische ambulante Pflege bekommen,Hilfe bei den Alltagsdingen,jeden Tag einen Hausbesuch.
Alles ist schwer
alles ist unvorstellbar----aber es geht,wenn man Wegbegleiter hat-----------also auf die Suche gehen.
Ich wünsche dir Mut und Erfolg!
anna54
Clara1234

Re: Hallo erstmal...

Beitrag von Clara1234 »

Hallo Dieter,

ja Hilfe gibt es...

Es gibt z.B. den sozial psychiatrischen Dienst in einer Stadt, kannst Du im Internet sicher finden. Von da hab ich eine Sozialarbeiterin die mir geholfen hat bei alltäglichen Dingen als ich sehr krank war.
Ich hatte auch einen Betreuer für einen Teil der mir sehr schwer fiel, jetzt nicht mehr.

Es kann auch sehr gut sein mal ein paar Wochen in eine Klinik zu gehen, da hab ich viel gelernt.

Das ist gerade sicher sehr schwer für Dich, es kann aber auch eine Chance sein etwas zu ändern im Leben, ich hab auch mal sehr lange nur für die Arbeit gelebt und bin froh das es heute nicht mehr so ist. Aus allem schweren kann man auch viel lernen.

Es grüßt herzlich Clara
Brummi59
Beiträge: 979
Registriert: 15. Aug 2014, 23:13

Re: Hallo erstmal...

Beitrag von Brummi59 »

Vielen Dank für die netten Worte.
Ich hatte mich im Mai bereits beim Arbeitsamt und dem ärztlichen Dienst vorgestellt. Heute habe ich es geschafft, das Amt anzurufen. Sie schicken mir die Unterlagen nochmal zu und ich bekomme so schnell wie möglich einen Termin. Termin klingt gut, das könnte ich schaffen. Da wirkt noch der Preuße in mir.

Mein Psychologe will mich in die Klinik stecken. Werde ich auch machen aber erst wenn der Rücken wieder in Ordnung ist. Da warten wohl ein oder zwei Operationen auf mich. Mit den momentanen Schmerzen hätte eine Therapie keinen Sinn.

"Sozial psychatrischer Dienst".... das klingt heftig. Dann hätte ich ja wirklich einen an der Klatsche. Ich hab halt noch Probleme mir die Kranheit ein- und zuzugestehen. Akzeptanz ja aber Annehmen... brrrrr.
Liebe Grüße
Dieter

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Clara1234

Re: Hallo erstmal...

Beitrag von Clara1234 »

Hallo Dieter,

in unserer Gesellschaft wird ja öfter so zu dem Thema gedacht oder gar nicht gesprochen...
Du kannst ja damit anfangen bei Dir selber nicht so hart zu urteilen "an der Klatsche...".
Bei einer körperlichen Krankheit hat jeder Verständnis...

Aber das muss wohl jeder von uns erst lernen...ist nicht so leicht. Lass Dich mal überraschen was für Menschen Du z.B. in der Klinik kennen lernst und welche Gespräche Du da führen kannst. So manches Mal hab ich da gedacht das die wirklich Kranken draußen rum laufen.
Einfach weil die Menschen in der Klinik möglichst authentisch waren und nicht nur mit Masken wie draußen oft. Auch hab ich gelernt das ich nicht alleine mit manchem da stehe und es anderen Menschen auch so geht.

Meine Sozialarbeiterin z.B. ist sehr freundlich und ich kann sehr gut über alles mit ihr sprechen. Heute brauche ich sie kaum noch, aber für sehr schwere Zeiten ist es doch gut das es solche Hilfe gibt.
Ganz alleine mit allem fertig werden zu müssen hatte ich viele Jahrzehnte im Leben...und ich musste erst lernen mir Hilfe zu suchen...

Es grüßt Dich Clara
Selea

Re: Hallo erstmal...

Beitrag von Selea »

Guten Morgen Dieter.

Welcome to the club :roll:

Du bist hier nicht das einzige Oldie :) das zusätzlich auch noch ein paar Körpererkrankungen hat.

Körpererkrankungen für sich alleine, und wie bei dir die Arthrose und wahrscheinlich der BSV, was ja mit heftigen Körperschmerzen einhergeht____ist gut geeignet jegliche Depression zu verstärken.

Ein Dilemma.

Einen an der Waffel haben, das so zu formulieren, find ich auch nicht so selbstheilsam und selbstfürsorglich.
Bei vielen Menschen entstehen ja Depressionen, weil sehr sehr viel zusammengekommen ist im Leben, und irgendwann mal die Bewältigungsstrategien versagt haben.

Wenn du nicht unbedingt eine psychiatrische Pflegekraft um dich haben willst, als Hilfe........an was ich noch gedacht habe.......bei deinen vielen Schmerzen derzeit und der anstehenden OP.
Es ist die Hilfe im Haushalt. Das steht dir zu, sofern du alleine lebst, und eben niemanden hast.....frag mal nach bei der Krankenkasse.

Vielleicht ist auch das schon ne kleine Entlastung für dich, wenn wenigstens dein Haushalt, dein häusliches Umfeld wieder in Schwung kommt____auch wenn es mit dem inneren Schwung in der derzeitig schweren Episode noch hapert.

Ich wünsch dir alles Gute.

Selea
Brummi59
Beiträge: 979
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Re: Hallo erstmal...

Beitrag von Brummi59 »

Wo fange ich am Besten an?
Depression war mein ganzes Leben eine "erfundene Krankheit" von Simulanten und Arbeitsscheuen. Ich wollte einfach nicht glauben das es diese Krankheit wirklich gibt.
Ich habe ja erst eine 12-wöchige-Traumatherapie hinter mir. Auf dieser psychosomatischen Station waren auch Depressive und Borderliner. Mit Vielen habe ich mich unterhalten und viel gelernt. Mein Problem an der ganzen Sache: Allen gestehe ich inzwischen diese Erkrankung zu. Nur ich hab sowas nicht zu haben. Ich musste und hab immer funktioniert. Der große Einzelkämpfer, das Stehaufmännlein in allen Situationen.
Als Fernfahrer im intern. Fernverkehr hab ich immer die Neukunden bekommen. Ohne Französich- oder Arabischkenntnisse wurde ich z.B. nach Marokko geschickt. Ich hatte nichtmal eine Karte von dem Land. Trotzdem hab ich es geschafft. Das geht wie ein roter Faden durchs Leben. Und plötzlich geht gar nichts mehr.
Heute habe ich 14 Stunden geschlafen. Das heißt, ich muß heute Nacht durchmachen, weil ich morgen zwei Arzttermine habe und niemals aufstehen würde. Es kotzt mich nur noch an und im gleichen Moment ist der verdammt "mir doch egal" Gedanke da.
Hilfe bekomme ich von meiner Lebensgefährtin. Manchmal ist es mir total peinlich und einen Moment später völlig egal, das sie neben dem Job auch noch den Haushalt schafft und mich ertragen muß. Ich kann ihr nichts zurück geben. Mein großes Hobby war die Aquaristik. Am Wochenende habe ich es endlich mal geschafft nach vielen Wochen das große Becken zu reinigen und einen Wasserwechsel mit ihrer Hilfe zu machen. Freude daran = Null. Mein bester Freund - mein Hund - egal......
Liebe Grüße
Dieter

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*Arthur Lassen*
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Hallo erstmal...

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Dieter, das mit dem funktionieren kennen bestimmt viele von uns, wir sind die berühmten "Nicht nein sagen" Könner, bis es dann mal nicht mehr geht, so wie bei dir und bei anderen eben.
Hol dir Hilfe und gestehe dir zu, dass du eben im Moment nicht mehr kannst, das ist ein erster kleiner Schritt. Ich habe heute auch mal wieder so einen Tag hinter mir, nur gelegen, alles egal, zu nichts Lust, Weltuntergangsstimmung und und und. Aber ich habe diesen Tag angenommen, morgen wird evtl. wieder besser.
Ich möchte dir Mut machen, mit der richtigen Hilfe schaffst du das und schön, dass deine Lebensgefährtin dir zur Seite steht, das ist ungeheuer wichtig.

LG Saneu1955
Brummi59
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Re: Hallo erstmal...

Beitrag von Brummi59 »

@all
nochmals vielen Dank an Euch.
Heute gab es einen kleinen Lichtblick, der mich emotional aber überhaupt nicht erreicht. Ich war zum MRT und Röntgen. Bei der Auswertung sagte der Doc das an der Wirbelsäule keine OP notwendig ist. Da würde eine stationäre Schmerztherapie reichen. Es sind mehrere entzündete Stellen an der Wirbelsäule. Das rechte Hüftgelenk braucht eventuell etwas Blech aber das sollen die Orthopäden am 8.9. entscheiden. Vor lauter "Freude" bin ich dann mit meiner Krücke 3 Straßenbahnstationen gelaufen. Großer Fehler, die Hüfte hat gejammert.
Ansonsten bin ich wieder ganz weit unten. Gestern noch 14 Stunden geschlafen. 16 Uhr bin ich aufgewacht und war dann bis heute 16:30 Uhr ohne Schlaf. Wenigstens jetzt habe ich 2 Stunden schlafen können. Schnell ein paar Worte tippseln und wieder hinlegen. Ich schaffe heut eh nix. Essen werde ich vielleicht heut Nacht irgendwann - oder auch nicht.
Schönen Abend Euch Allen.
Liebe Grüße
Dieter

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