Mein Leben und er... (Thread umbenannt)

Sockenmonster
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Mein Leben und er... (Thread umbenannt)

Beitrag von Sockenmonster »

Hallo zusammen,

So genau weiß ich eigentlich gar nicht wo und wie ich anfangen soll, so geschrieben keine einfache Sache.

Mein Mann leidet schon seit langem unter Depressionen, war bereits vor 1,5 Jahren nach einem Burnout in der Reha und fiel schnell wieder in alte Muster zurück, da ein Reha Aufenthalt meiner Ansicht auch nur ein Kratzen an der Oberfläche war, nicht mehr und nicht weniger.

Unser Zusammenleben gestaltete sich für mich als nicht einfach, denn ich bin nicht nur Angehörige, sonder falle wohl auch selbst unter die Betroffenen. Mein Zusammenbruch kam also mit seiner Reha, der fehlenden Minimalunterstützung zu Hause im Bezug auf Haushalt und Kinder. Ich habe für mich erkannt dass es so nicht weiter gehen kann, habe notwendige Schritte eingeleitet und mich in einen teilstationären Aufenthalt begeben. Mein Mann machte weiter wie bisher. Während ich am Ball geblieben bin, eben für die Familie hat er wieder abgebaut. Zwar sagt er, die Familie sei ihm das wichtigste, aber wirklich gezeigt hat er das eben nicht. Stattdessen hat er sich auf seinen "Erkenntnissen" der Reha im Bezug auf Selbstverwirklichung, eigene Interesse durchsetzen und sich einfach selbst nahe zu sein... ausgeruht. Viel Familienleben gab es nicht und mich nervte es zunehmends.

Äh ja, ich hole zu weit aus... Inzwischen, nachdem nebst diagnostizierter Depression noch der verdacht auf Persönlichkeitsstörung/Schizophrenie im Raum steht, hat er sich zu einem stationären Klinikaufenthalt bewegen lassen.
Soweit so gut, aber ich habe das Gefühl dass er sich auf diese Sache gar nicht einlassen kann und will. Er schafft sich wieder seine Käseglocke, die es auch in der Reha gab und vermittelt den Eindruck dass jede Selbstständige Handlung die nun einmal auch erwartet wird, einfach unmöglich ist. Als müsste man alles vorgekaut servieren. Gleichzeitig wirkt er so elend und endlich mal nicht zurück gezogen in seiner "alles ist toll, gar nicht so schlimm" Welt, dass ich inzwischen hin und her gerissen bin ob es gut war, ihm den stationären Aufenthalt nahe zu legen.

Ich muss zugeben, ich halte wenig von vollstationären Aufenthalten, meine Ansichten sind da etwas "radikal", denn ich bin der Meinung dass man Krankheit und Leben im Einklang in den Griff bekommen sollte, was nicht funktioniert wenn man den Alltag komplett ausschließt, und gerade in einer Familie mit Kindern sollte erarbeitet werden wie man eben beide Situationen meistern kann.

Na ja, und trotzdem und das obwohl ich selbst schon länger mit dem Gedanken spiele mich zu entziehen durch Trennung, merke ich wie mich sein Zustand wieder selbst ein wenig mit in den Abgrund reißt. Ich weiß schließlich dass es wichtig ist zu erkennen dass man selbst auch handeln muss und es ist inzwischen wirklich schrecklich mit anzusehen, dass ihm diese Erkenntnis so gänzlich fehlt bzw. einfach keine Bereitschaft dazu da ist. Von alles ist toll wechselt die Stimmung nun zu alles ist scheiße, kaum wird verlangt dass er sich mal selbst bewegt. Ein Muster dass ich mit ihm nun schon seit 10 Jahren lebe, wenn auch mit einer schleichenden Abwärtsentwicklung seinerseits.

Gerade fühle ich mich einfach nur kraftlos und habe das Gefühl ihn irgendwie mitzutragen, sicher, er verlangt es nicht, und doch habe ich das gefühl ich müsste es tun, habe es ja auch irgendwie immer getan. Ich stehe hier alleine mit all dem Zeug dass ich vorher eigentlich auch weitestgehend alleine gemacht habe und sehe keinen Anfang und kein Ende. Schlechtes Gewissen weil ich mich darüber freue endlich allein zu sein, meinen Alltag sogar ziemlich entspannt zu bewältigen, nicht mehr dauergestresst und genervt... neben der Sorge dass er die Klinik nicht packt, sich einfach nicht eingestehen will oder damit auseinander setzen will wie die Wirklichkeit ist.
Ich fühle mich ziemlich mies, weil ich diese Zeit als Übung für eine mögliche Trennung nutze, sollte er seine Chance nun nicht nutzen... und trotzdem auch gut damit zu sehen, dass es irgendwie auch alleine geht.
Immerhin kann man viel, aber wirklich nicht alles nur einer Krankheit zuschreiben. Am meisten ärgere ich mich selbst über meine ambivalenten Gefühle, Trauer, Wut... Freude, nichts passt wirklich zusammen und noch dazu folgt es in unmöglicher Abfolge aufeinander.
Es macht mich gerade einfach wahnsinnig und ... hmm, ich weiß auch nicht, ich wollte das einfach mal abladen, vielleicht da, wo ich evt. noch minimal verstanden werde. Mist, langer Text, faden verloren... ich kann pauschal sagen, alles irgendwie grade doof.




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Zen
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Zen »

Hallo Sockenmonster,

ich wusste gar nicht das mein Mann eine zweite Familie hat ?
Hat er mir nie erzählt.

Was ich damit sagen will, ist das sich viele Lebensgeschichten hier sehr, sehr ähnlich sind.
Man braucht nur die Namen austauschen und schon stimmt die Story.

Mein Mann ist seit dem 6.2 in der Klinik und ich fühle mich befreit.
Habe gerade die Mukke volle Pulle laufen, damit die Nachbarn auch wissen das ich noch lebe und ich überlege ob ich heute Abend auf die Rolle gehe.

Ich will lachen, tanzen und spaß haben, nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt sofort.
Bin 55 Jahre alt und seit 16 Jahren mitgefangen in seiner Depression, weil ich es auch zugelassen habe.

Trennen wollte ich mich auch schon x mal, nur geschafft hab ich es nie.
Hab ihn überall hin gewünscht, nur nicht an meine Seite.
Hab mich geschämt für meine Gedanken und bin wie ein geprügelter Hund durch die Wohnung geschlichen.
Wahrscheinlich leuchtete auf meiner Stirn in roter Schrift " Ich will weg von hier, von Dir, Einfach nur weg."
Getraut das auszusprechen hatte ich nie.
Zähne zusammen beißen und durch, bis es nicht mehr ging.

Kommt Dir bekannt vor?
Aber das ist meine Geschichte.

Wo, frage ich dich jetzt, läuft da was schief?

Die Zusammenarbeit zwischen Patient/Therapeut und Angehörige funktioniert nicht.
So lange das nicht aus der Welt geschaffen ist, haben wir als Angehörige immer die A....karte.

Also willkommen im Club und schreib dir deinen Frust von der Seele.
Wenn nicht hier wo dann.

Es grüßt und umarmt dich
Sam
Jaipriya
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Jaipriya »

Liebes Sockenmonster,

die Erleichterung, dass der Partner erstmal aus meinem "Verantwortungsbereich" raus und in (hoffentlich) professionellen Händen ist, kenne ich. Ich habe mich in den ersten Wochen auch sehr um mich gekümmert, konnte die Zeit allein teilweise sehr gut, genießen, vermisste ihn jedoch auch schon nach 10 Tagen mehr und mehr (hatten die ersten 3,5 Wochen keinen Kontakt).
Irgendwie wusste ich nicht, was in der Klinik (12 Wochen stationärer Aufenthalt) so alles passieren würde und wie wir dann zueinander stehen usw. usf.

Unserer Beziehung hat es nicht geschadet.

Ich wünsche euch sehr, dass dein Mann Erfolge erzielt und ihr als Familie davon profitiert.

Kein schlechtes Gewissen haben, wenn du auf den Putz hauen magst - tu es!!!

Mir gin es auch so, dass ich in den 3 Monaten allein gut zurechtkam im Alltag (habe aber noch keine Kinder, das ist ein weiteres großes Thema).

Es ist schön, die eigene Stärke und Unabhängigkeit zu spüren, aber ich wünsche mir nach wie vor ein gemeinsames Leben mit ihm.

Vielleicht brauchst du einfach immer mal wieder eine Auszeit von ihm und seiner Schwere? Wenn du merkst, dass es für dich ohne ihn leichter ist, dann solltest du vielleicht tatsächlich etwas auf Distanz gehen. Auch deinen Kindern zuliebe (erfordert ja auch Stärke, als Elternteil für sie da zu sein).
Also für mich klingen einige deiner Zeilen wie ein Befreiungsschlag ;o)

Ich wünsch dir Krafr und Klarheit!!!

Jaipriya
Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. Jean Jaurès
Sockenmonster
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Sockenmonster »

Vielen Dank für die aufbauenden und unterstützenden Worte Sam und Jaipriya. Man könnte wirklich meinen, die Personen wären sich durchaus sehr ähnlich bis gleich, von dem was ich so gelesen habe.

Ich habe heute mal versucht mich selbst und meine Gefühle zu reflektieren, mir selbst fällt das leider immer noch nicht so leicht, immerhin musste ich das auch mit einer halbwegs passenden Selbstdisziplin und Ehrlichkeit wieder erlernen. Schließlich leidet nicht nur mein Mann unter Depression, auch wenn logischerweise seine sich durch andere Dinge auszeichnet als meine. Aber auch ich bin seit Kindesbeinen an betroffen, richtig offensichtlich erst mit beginn der Pubertät und ich habe selbst lange gebraucht bis ein "durchmogeln" einfach nicht mehr ging. Aber die Beziehung zu ihm, wenn ich sie soweit revue passieren lasse, hat mich in meinem Leben bzw. meinem Bezug zu mir selbst wirklich stark aus den Bahnen geschmissen und nun fühle ich mich schon wieder so, als verlasse ich grade meine eigene Umlaufbahn.

Während ich immer Veränderungen gescheut und die Konstante in der Beziehung war, hat er sich in all den Jahren irgendwie immer wieder ein neues "Ich" kreiert, das inzwischen mit dem ursprünglichen nicht mehr sehr viel gemein hat. Ich habe mich angepasst, habe meine sozialen Kontakte seiner sozialen Unlust angeglichen und seine Launen auf meine übertragen. Es ist inzwischen deutlich besser geworden, aber als ich ihn Donnerstag in der Klinik gesehen habe, das Bild lässt mich gerade nicht mehr los. Er hat sich inzwischen ja die Maske des "alles gar nicht so schlimm" aufgesetzt und sagte zwar, dass er Gefühle nicht mehr bewusst wahrnimmt, aber was da vor mir stand... das war das Klischeebild eines "Insassen" für mich. Zwischen apathisch und gehetzt, absolut abgestumpft und einem besseren Zombie gleich... ich habe alles erwartet, aber das nicht. Ich weiß dass neue Medikation erst mal Nebenwirkungen verursacht, aber ihn so zu sehen hat mich ehrlich schockiert und mich echt wanken lassen in meiner Entscheidung ihn zu bestärken am Ball zu bleiben. Und ich bin von mir selbst überrascht, denn ich war bis dato der festen Überzeugung dass unser gemeinsames Dasein irgendwie für die Katz ist, habe mich mit meiner Therapeutin darüber oft und ausgiebig unterhalten... und doch nimmt mich dieses Bild mit. Am liebsten würde ich sagen, so lange er noch in diesem Zustand ist, so lange möchte ich ihn eigentlich nicht besuchen. Aber er sagt ja auch, die Familie wäre ihm das wichtigste, auch wenn er dieses Gefühl wirklich nie bis selten vermittelt. Soll ich ihm das dann einfach nehmen, ist doch auch Mist. Andererseits möchte ich ja auch wissen ob alles in Ordnung ist.

Jetzt weiß ich selbst gar nicht mehr was ich möchte, will ich den Kontakt... will ich keinen Kontakt, ich meine, ich will dass es ihm besser geht, ist ja schon mal was, aber was dann? Was mache ich wenn er so abgestumpft bleibt, ich fand es davor schon teilweise unerträglich und trug immer die Verantwortung, wenn er jetzt noch weniger wahrnimmt als ohnehin schon... kann ich damit leben, wenn ich schon teilweise ein Leben alleine zu planen begonnen habe. Immerhin habe ich ja die Hoffnung dass der Aufenthalt in voran bringt, ich möchte nicht den alten Mann zurück, das ist auch utopisch, aber ich möchte wieder jemanden an meiner Seite der eben auch Papa ist und das nicht nur im Geiste oder mit Worten. Ist es wirklich zu viel von jemanden zu erwarten der krank ist, dass er sich auch kümmert, dass er selbstständig wird und nicht nur läuft weil jemand sag – lauf? Bin ich ein undankbarer Angehöriger, nur weil ich die Kehrseite kenne und dabei festgestellt habe, von nix kommt auch nix? Ist es falsch auch zu hinterfragen wie Therapien ausgerichtet sind anstatt einfach davon auszugehen dass die schon alles toll machen? Ich habe meine eigene auch hinterfragt und mache es noch immer. Die wissen schon was sie tun – seine Aussage, als ich darauf hingewiesen habe, er könnte ja mal auf diese Nebenwirkungen ansprechen die er durch Seroquel hat.
Ist es überhaupt vermessen etwas zu erwarten, ich meine, er hat doch von mir auch erwartet dass ich Medikamente nehmen, die helfen ja so gut... und in eine Klink gehe, damit ich ja auch wieder funktionieren kann und er sich wieder darauf ausruht?

Ich gebe zu, ich glaube ich klinge gerade ziemlich negativ, ist natürlich nicht alles nur negativ, aber gerade entwickle ich schon wieder eine verdammt negative Sichtweise. Hinzu kommt, dass alles einfach nicht so läuft wie es gedacht war, so gar nichts läuft.
Es tut mir leid, dass ich hier gerade solche teilweise irgendwie von a nach z springenden Romane tippe, ich kann nicht schlafen und mein Hirn läuft rund.




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Sockenmonster
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Sockenmonster »

Hmm, ich habe ihn heute besucht, er möchte den Kontakt, sucht ihn und meldet sich sehr regelmäßig. Inzwischen schreibt er mir mir gelegentlich seine Gedanken auf, seine Sichtweise, wie er sich sieht.
Und was passiert, prompt zweifle ich wieder an meiner Sichtweise, weil sie gänzlich contraire zu dem ist, was er gelebt und geboten hat.
Er sieht sich als jemand, der nur stumpf läuft, der alles macht um jedem zu gefallen und ich habe das Gegenteil erlebt. Er ist zu Hause jemand der hauptsächlich die eigenen Interesse gewahrt hat, seine Verantwortung gern übertragen hat und sich weitestgehend nicht zurück gehalten hat ... oder gefallen wollte, um es mit seinen Worten zu schildern.
Interessant finde ich nur, unser Kontakt funktioniert besser, wenn wir räumlich getrennt sind, zumindest ist er "tiefer". Er spricht von einander entfernen, wir entwickeln uns in unterschiedliche Richtungen. Dabei finde ich, dass ich mich selbst einfach nur aus meiner Selbstaufgabe befreit habe. Ich habe angefangen meine Interessen wahrzunehmen und seine Selbstverwirklichung hinzunehmen. Seiner Meinung nach ist es schwer mit zwei starken Persönlichkeiten im Haus, das wäre zu schnell gegangen bei mir, aber ich habe nicht mehr getan, als mich von dem mir auferlegten "ja und amen" zu befreien, so war ich auch früher, so war ich auch in den ersten Jahren mit ihm, weitestgehend zumindest.
Irgendwie geht es mir bescheiden, jedes mal wenn wir uns sehen, oder länger als mal 5 oder 10 minuten sprechen.

Beim durchstöbern des forums hier habe ich gelesen, dass einige bis viele das Problem haben, dass sich die Betroffenen gar nicht melden, also sollte ich doch glücklich sein, wenn er eben nicht den Kontakt abbricht. Es tut leid für die, die unter dem mangelnden Kontakt zu leiden haben, während ich darüber jammere.

Es passt irgendwie nichts zusammen, langsam weiß ich gar nicht mehr welche Seiten er nun hat und welche nicht. Vielleicht bin ich auch wirklich durch das zusammenleben zu eingefärbt und sehe alles falsch. Dabei habe ich in der Klinik ja selbst gelernt dass meine Wahrnehmung nicht verquer ist, aber kann sie im Bezug auf ihn verquer sein?
Ich zerdenke seine Lage, total bescheuert, bin hin und her gerissen und zweifle an meiner Situation.

Immer wieder stellt sich mir die Frage, sollte ich den Kontakt besser erst mal ruhen lassen, jeder bastelt für sich. Ich seh den Wald vor lauter Bäumen nicht und zu allem überfluss heule ich immer wieder aus mir nicht klar gewordenen Gründen - und ich bin mir sicher, das sich bei mir keine depressive Phase anbahnt.

Danke fürs zulesen...

Socki




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SadSadie
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Registriert: 17. Jan 2013, 04:55

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von SadSadie »

Hallo Socki,

Du schreibst:
"Ich seh den Wald vor lauter Bäumen nicht und zu allem überfluss heule ich immer wieder aus mir nicht klar gewordenen Gründen"
Also, das klingt für mich aber schon nach leicht depressiven Zügen... Pass auf Dich auf!!!
Es kann Dir schlecht jemand raten, ob Du den Kontakt halten sollst oder mal eine Pause einlegen solltest. Das kann man schlecht beurteilen.
Aber wenn es Dich jedesmal selbst so runterzieht, dass es Dir schlecht geht, dann wäge es genau ab, ob es nicht besser ist, den Kontakt vielleicht auf kurze Telefonate oder SMS (wenn das geht) zu beschränken. Dann siehst Du zumindest seine Krankheit nicht und was sie aus ihm gemacht hat.
Gänzlich abbrechen würde ich es nicht, denn das ist es ja auch nicht, was Du möchtest. Oder?

Hmm... mit seiner Sichtweise zu seiner eigenen Person... Irgendwie kam mir das bekannt vor... so ein wenig.
Es klingt für mich wie in der Therapie erlernt. Auch das mit den Gedanken aufschreiben. Das ist wohl eher eine Verarbeitung seiner Therapie... aus den Gesprächen resultierend, was er preisgegeben hat und was man ihm geraten hat.
Ich hatte eine recht kurze, aber intensive Zeit mit einem Betroffenen. Und einer, der schon jahrelang krank war, als ich ihn kennenlernte. Er sagte mal über sich selbst, er sei ein "lebenslustiger, offener Mensch, der gern verreist und unter Menschen ist". Heute weiß ich, dass davon nichts, aber auch gar nichts stimmt! Er ist introvertiert, hatte große Probleme auf Menschen zuzugehen (was sich schon gebessert hat, weil es sich jobmäßig nicht vermeiden liess), sitzt am liebsten zu Hause rum (allein), schläft viel zu viel etc. Das Geschilderte war wohl eher der Wunschtraum, wie er gern wäre...

Dass Dein Mann den Kontakt sucht und daraus eine Stütze und Halt zieht, ist für eine normale Depression eigentlich untypisch. Klingt ein wenig nach Borderline.

Tja, einen Rat möchte ich Dir nur geben: pass auf Dich selbst auf!!!

LG, Sadie
SucheAustausch
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von SucheAustausch »

Hallo Sockenmonster,

nur ganz kurz, da ich nicht so viel Zeit habe:

als mein Mann vor einem Jahr in der Klinik war (14 Wochen) war ich erleichtert und habe die Zeit alleine auch genossen (auch wenn ich mir das nicht so eingestehen konnte). Auch vermisse ich diese Zeiten im Moment noch manchmal, denn ich bin eigentlich ein fröhlicher Mensch und der Griesgram, der mein Mann leider ist (was ist Krankheit und was Charakter?) vermiest mir schon oft die Stimmung.

Ich möchte nur, dass Du Dich gefühlsmäßig nicht unter Druck setzt. Es ist ganz natürlich, dass Du erleichtert bist, dass er weg ist.

Und das der Kontakt schwierig ist, ist auch normal. Deinem Mann geht es nicht gut.
Du wirst beim Wiedersehen keine Schmetterlinge spüren, denn ein Depressiver ist alles andere als attraktiv.

Dunkle Ringe unter den Augen lösen bei uns Angehörigen Erinnerungen an das tiefe, dunkle Loch aus, in dem wir unseren Lieben in den letzten Zeiten erlebt haben.

Ich habe die Wochenenden, die mein Mann zu Hause war (leider jedes Wochenende) gehasst. Ich habe es meiner Tochter und meinem Mann zuliebe ertragen, aber für mich war es schrecklich, wenn er hier war.

Mein Mann ist allerdings in die Klinik gegangen, um gesund zu werden. Er hat sich dort auf ALLES eingelassen - ob das erfolgreich war, bleibt noch zu hoffen, denn auch hier zeigte sich sein Musterschülerverhalten, wie es sein Psychiater mal treffend beschrieben hat.

Was ich aus der Zeit gelernt habe, ist, dass es mit dem Klinikaufenthalt nicht durchgestanden ist. Es folgt noch eine lange Zeit der Arbeit.

Mein Mann ist dran, aber es ist auch jetzt noch (ein Jahr später) oft sehr schwierig - seine soziale Verträglichkeit schwierig, alles was an "ich tu was für mich" geht, eigentlich leider noch unmöglich.

Aber ich mache nicht mehr alles mit. Gehe zeitweise egoistisch meinen Weg - lasse meine Fröhlichkeit wieder zum Vorschein kommen und versuche, mehr und mehr auf mich zu achten!

Mach Dir keine Vorwürfe, zweifle ruhig an Eurer Beziehung, aber sieh das ganze auch als wirklich Ausnahmesituation - es ist anders als bei anderen - ein kranker Mann ist kein Mann für Schmetterlinge im Bauch.

Alles Liebe und Gute!

Austausch, die sich heute auf die Sonne freut!
(Frühling! Wir brauchen Dich so sehr! Komme doch dieses Jahr ein bisschen früher!)
Sockenmonster
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Registriert: 5. Sep 2011, 13:14

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Sockenmonster »

Danke Sadie und Austausch für eure Worte. Ich gebe mir Mühe auf mich zu achten, aber es ist gerade verdammt schwer.

Heute war mein Therapeuten Termin, wie jede Woche. Ich habe schon lange nicht mehr in der Therapie tränen verloren, heute schon. Sie hat gleich erkannt dass ich total durch den Wind bin.
Kein Wunder, erst spricht mein Mann mit mir nicht übers wesentliche und dann knallt er mir mit einem Mal eine ganze Ladung seines Empfindens vor den Kopf was mich meine eigene Wahrnehmung der Situationen wieder total anzweifeln lässt (ist mitunter eines meiner Probleme, das ich aber inzwischen recht gut im Griff habe).
Jetzt sollte er mit einem Therapeuten darüber sprechen, stattdessen spricht er plötzlich mit mir. Es kommen Dinge zutage die an das Suchen nach einer Diagnose grenzen, hier ein bisschen was von der Störung, hier ein bisschen was von dieser Störung.

Er hat mein ganzes "Weltbild" auf den Kopf gestellt, mich davon abzugrenzen fällt mir nicht leicht. Alles was ich erlebt habe und was ich bei ihm wahr genommen habe wurde plötzlich anders.

Das tolle ist, heute ist es wieder anders. Ich könnte wirklich die Wände hoch gehen, ich möchte schreien und ihn schütteln, auch wenn das hart klingt.
Heute, nach gerade mal einer!!! einzelstunde ist die ganze Verzweifelung und alles was er mir geschrieben hat, sein Identitätsverlust wieder weg. Die Stunde in der es im übrigen nur um eine Situation mit den Kinder ging, hat schon die Augen geöffnet und er spricht davon dass er doch vielleicht besser ambulant weiter machen sollte. Wieder alles anders, wieder was neues und gleichzeitig altes.

Er möchte meine Meinung, das Gespräch mit mir darüber, sage ich wie ich es sehe, ist es natürlich so nicht. Meine Intuition hat mich bisher selten bis gar nicht im Stich gelassen. Es ist gerade echt so verdammt schwer zu sehen wie nichts passiert während er glaubt es hat nach etwas über einer Woche schon die Lösung gefunden.

Am Wochenende muss ich eigentlich arbeiten, Schwiegermutter ist entgegen ihrer Aussagen und Absprachen absolut unverlässlich und kann die Kinder nicht betreuuen. Nun möchte Mann am Wochenende nach Hause kommen, er erklärt sich auch bereit auf die Kinder aufzupassen, aber ich will das nicht. Er ist mit ihnen so schnell Überfordert, das kann eine Einzelstunde nicht gleich wegwischen, auch wenn er das glaubt.
Ich habe ihm gesagt dass ich die Idee nicht gut finde, vielleicht doof von mir, aber er konnte es nicht verstehen.

Ich werde plötzlich in den Himmel gehoben als die tollste Frau der Welt, wo ich sonst verbale und emotionale Arschtritte bekomme. Eigentlich wollte ich ihm heute sagen, dass wir den Kontakt erst mal aufs schreiben (SMS) beschränken sollten, damit er sich an die wendet, an die er sich nun wenden kann - die Therapeuten. Aber ich schaffe es nicht, ich will ihm nicht vor den Kopf stoßen, habe Angst er sieht es dann als komplette Ablehnung. Dabei sagte meine Therapeutin heute noch, dass es durchaus Sinn macht das zu tun.
Heute treibt es mich in den wahnsinn, liegt wahrscheinlich auch daran dass die Unterstützung von der Familie fehlt, nichts funktioniert und ich hier ständig die Kolleginnen einspannen muss. Ich bin zerrissen zwischen Frust, ein bisschen Verzweifelung und dem Genuss der entspannten Zeit zu Hause.
Momentan muss ich mir das einfach runter schreiben, es hilft mir einfach.

Liebe Grüße
Socke




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julcas
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Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von julcas »

Hallo Socke,

fühl dich mal in den Arm genommen, wenn du magst.

Ich kann gut verstehen, das du durch den Wind bist. Ich kann auch gut verstehen, das du nicht möchtest das dein Mann am WE die Kinder allein betreut. Gibt es jemanden, der ihn dabei unterstützen kann? Dann fühlt er sich gebraucht und du kannst beruhigt arbeiten.

Deinen Wunsch den Kontakt auf sms schreiben zu beschränken, kann ich gut nachvollziehen. Du bist an einer Grenze angekommen und solltest wirklich darauf achten. Du kannst deinem Mann das doch so erklären, wie du das hier schreibst. Er kann sich an die wenden, die dafür da sind und du hast etwas mehr Ruhe für dich und etwas Gelegenheit, deine Gedanken zu ordnen. Du lehnst ja nicht ihn ab, sondern die dich überfordernde Situation.

ist natürlich alles leicht geschrieben, ich weiß, doch wenn wir Angehörigen unsere Grenzen so deutlich spüren, sollten wir danach handeln. Wer soll es tun, wenn nicht wir?

Ich wünsche dir viel Ruhe, viel Kraft und Mut. pass gut auf dich auf.

lg julcas
Sockenmonster
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Registriert: 5. Sep 2011, 13:14

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Sockenmonster »

Hallo Julcas,

leider gibt es niemanden der ihn am Samstag unterstützen könnte. Eigentlich sollten die Kinder bei Schwiegermutter sein bis ich zu Hause bin, aber die kann nun wohl doch nicht mehr. Das klappt mit ihr derzeit eh so gar nicht.

Ich schätze ich werde Samstag wieder die Kollegin einspannen müssen, dumm nur, dass ich das letzte Woche schon tun musste und die folgenden Tage wahrscheinlich auch, wenn Nummer 1 weiter Krank ist.

Trotzdem wäre es mir einfach lieber, er würde noch in der Klinik bleiben. Ich habe ihm ja gesagt dass ich die Idee noch nicht so gut finde sich gleich wieder voll mit einem Tag Kinder zu belasten, aber er empfindet sich schon wieder als genesen, was soll ich dagegen tun?

Ich habe ihn gefragt ob wir die Möglichkeit eines Angehörigengesprächs in der Klinik wahrnehmen möchten, aber das möchte er erst vor der Entlassung. Ich glaube es ist gut und sinnvoll mein erleben seiner Person auch mal der Klinik zu schildern, denn er passt sich situationsbedingt so schnell an, vermittelt ein falsches Bild.

Er ist total instabil in sich aber sieht es nicht. Meine Versuche ihn von einem langsamen Angehen zu Hause zu überzeugen endeten mit der Frage: ob ich ihn zu Hause nicht mehr wolle.

Ich weiß wirklich nicht was ich da tun soll, oder wie ich mich ihm gegenüber verständlich machen kann.
Heute glaubt er, sie wollen ihn schnell los werden, daher die neue Medikation.
Wie kann jemand seine Meinungen wie Unterhosen wechseln.

Ich war damals froh wenn ich überhaupt noch eine Meinung hatte.

Tut mir leid, ich nöle hier nur rum, aber wenn ich grade nicht nölen kann, dann macht es mich echt wahnsinnig.

Liebe Grüße
Socke




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MUT65
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Registriert: 18. Jan 2013, 11:59

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von MUT65 »

Liebe Socke,

ob es nun nörgeln,oder jammern ist...EGAL!

Ich verstehe Dich sehr gut. Wie alt sind Eure Kinder ? Vielleicht ist es ja möglich die Drei ins Kino zu schicken? Dann wären ein paar Stunden geklärt in denen Dein Mann nicht all zu viel "leisten" müsste

Liebe Grüße und ich denke wir Angehörige dürfen hier gern ALLES raus lassen...wo denn sonst ?? !!

Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von bigappel »

Hallo Socke,

Du hast Deinen Mann auf Deine Sichtweise der Kinderbetreuung hingewiesen.

Er sagte: ich kann.

Welche Gefährdung Deiner Kinder ist real,
wenn Dein Mann deren Betreuung übernimmt, sie aber - schlimmstenfalls - nicht leisten kann?

Sollte "lediglich" die Überforderung Deines Mannes im Raum stehen, muss er wohl seine eigenen Erfahrungen machen.

Klar, steht die Überforderung direkt an, hat das für die Familie Konsequenzen, vielleicht traust Du dem Erwachsenen aber auch nur zu wenig zu.

Ist mir jedenfalls schon so gegangen.

VG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von julcas »

Hallo Socke,

nun denn, wenn das mit der Kollegin klappt, geht es wohl nicht anders.

Ich verstehe sehr gut, was du meinst. Er fühlt sich schon genesen und du hast den "Horror" vor dem WE.

Vielleicht ist es eine Möglichkeit deinem Mann mitzuteilen, das du gern ein Gespräch in der Klinik hättest. Also ihn nicht fragen, sondern ihm sagen das du das dringend möchtest. Das es für dich wichtig ist u.s.w. Obwohl du dir da vorsichtig gesagt nicht so riesen Hoffnungen machen solltest. In der Klinik ist dein Mann Patient und du bist "nur" die Angehörige. Mit unseren Ängsten und Nöten müssen wir wohl selbst fertig werden.

Vielleicht merkt dein Mann an diesem WE, das er sich das alles zu leicht vorgestellt hat? Diese WE sind ja dafür da, das der Patient merkt, ob er dem gewachsen ist, oder noch nicht.

Ich glaube schon, das du deinem Mann deine Ängste und Gedanken sagen solltest. Es geht ja nicht darum ihn nicht zu Hause haben zu wollen.

Ist es für dich eine Alternative, nach dem WE den Kontakt auf sms zu beschränken? Dann hättest du die Woche über die Ruhe zu Hause, die du so genießen kannst und vielleicht könnt ihr euch dann beide aufs WE freuen? Du kannst deinem Mann erklären, das du dringend Luft holen mußt und er kann sich die Woche über voll auf seine Therapie konzentrieren.

Setz dich für dich und deine Bedürfnisse ein. Sag ihm das du ihn liebst und ihn natürlich gern zu Hause hast, doch das du momentan Luft brauchst. Du bist so wichtig mit deinen Bedürfnissen.

Ich empfehle dir hier noch einmal, versuche es doch mit dem sozial psychiatrischen Dienst. Da kannst du anrufen und wirst gehört und verstanden. Ich lese schon eine gewisse Verzweiflung aus deinem Post, die ich nur zu gut verstehen kann.

pass gut auf dich auf.

PS.: "nöle" hier nur weiter, wenn es dir hilft sowieso.

lg julcas
Tabarka1
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Registriert: 10. Feb 2013, 13:34

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Tabarka1 »

Hallo Socke,
.... Bitte nicht wahnsinnig werden. Ich bin genau, wie Du auf der Suche wie Beziehung mit Kind und oder trotz Depression gehen könnte.
Mein augenblicklicher Weg - soweit ich ihn sehe - ist L O S L A S S E N und ganz doll lieb mit sich selbst umgehen. Was macht mich glücklich ( ohne auf Deinen Mann zu schauen)? Das tue ich dann, ohne Rücksicht auf ihn mit großer Lust am Leben!!
Kennst Du Familienferien? Das ist meine Oase. Kinder sind einfach nur glücklich, es gibt keinen Haushalt und ich habe Zeit für mich ( denn ich fahre ohne ihn) und kosten tut es auch nicht viel. Wenns Dich interessiert stelle ich den Link ein.
Und beim Loslassen geht's für mich darum mich gar nicht mehr um seine Therapie zu kümmern, außer er fragt mich.
Einen warmherzigen Gruß
Tabarka
Wann, wenn nicht heute... ?
Sockenmonster
Beiträge: 66
Registriert: 5. Sep 2011, 13:14

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Sockenmonster »

Hallo zusammen,

@pia Natürlich gibt es keine reale Gefährdung für meine Kinder, außer dass sie wieder die Erfahrung machen werden dass Papa eben aus der Haut fährt. Aber die Kinder sind seit wir alleine zu Hause sind wirklich deutlich entspannter, ich möchte sie da nicht wieder durcheinander bringen lassen, denn ich merke deutlich dass die plötzlichen anfälle meines Mannes sich bei ihnen bemerkbar machen.

Na ja, das Wochenende gehört nun aber erst mal nur mir. Wir haben die Seuche im Haus und die hat in kürzester Zeit auch die Tagesmutter und die ganzen Tageskinder flach gelegt, dass ich meinem Mann davon abgeraten habe zu kommen. Denn ich bin nicht sehr krankheitsanfällig, aber selbst mich hat's umgehauen mit Fieber und Schüttelfrost.

Ok, der eigentliche Grund ist ein anderer, aber ich habe ein Problem damit ihm den zu nennen. Denn ich möchte ja nicht dass er nach Hause kommt. Ich möchte ihn nicht in seiner Annahme unterstützten dass nun wieder alles toll ist, er stabil ist und alles so richtig ist. Denn genau das Schema dass er wieder lebt, erlebe ich bei ihm seit Jahren und jetzt hat er die Möglichkeit sich endlich mal damit auseinander zu setzen. Dafür habe ich auch nochmal außerhalb meines Termins mit meiner Therapeutin gesprochen, eben weil ich eben weiß was nun passieren wird.

Nun könnte man sagen, dass ich ihm ja nicht in den Kopf sehen kann, aber wir sind schon lange genug zusammen dass ich nicht nur ahne, sondern weiß wie es nun laufen wird.

Auf das Angehörigengespräch habe ich ihn auch nochmal angesprochen, er sieht keine Veranlassung, es wäre noch zu früh. Ich möchte einfach nur den behandelnden Arzt meine sichtweise zu seinem Patienten mitteilen, bzw. meine Erfahrungen. Denn wenn mein Mann nun wieder sein Musterpatientendasein lebt, ist der Blick auf ihn wirklich ein anderer als die Wirklichkeit.

Na ja, nun ist er enttäuscht und verärgert und ich neige wieder dazu zu sagen, ok, dann komm eben.

Ich weiß nicht ob verständlich wird, was ich sagen möchte, ich bin momentan nicht so fit.

Liebe Grüße
Socke




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bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von bigappel »

Liebe Socke,

doch, ich verstehe, wie es Dir geht und was Dich bewegt.

Ich hoffe, wenn alle soweit erkältungstechnisch wieder auf dem Damm sind, kommt auch Deine Kraft wieder.

Dauerhaft kannst Du die Rückkehr ja nicht
verhindern.

Gute Besserung!
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Sockenmonster
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Registriert: 5. Sep 2011, 13:14

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Sockenmonster »

Die Rückkehr hat sich gerade erst mal für längere Zeit erledigt. Ich habe ihm meine Beweggründe genannt für die skepsis seines Aufenthaltes hier. Darüber habe ich mich ja auch lange und ausgiebig mit meiner Therapeutin unterhalten.

Ergebnis: Er ist wütend, ich bin selbstherrlich und urteile nicht korrekt und er will nun keinen Kontakt mehr.
Es ist also eingetreten, was ich befürchtet hatte. Erst auf den Sockel gehoben bin ich nun das böse.
Vielleicht ist es gut so, aber trotzdem heule ich hier gerade nur rum. Bei ihm weiß man ohnehin nie, was Krankheit und was Charakter ist, und er möchte meine Meinung hören, dann sage ich sie, ist es auch verkehrt. Ich habe wirklich ruhig gesprochen, meine Bedenken geschildert und ich bin der Meinung, das Recht muss ich auch haben.

Ich habe wirklich immer sehr viel getan um es ihm so recht wie möglich zu machen und habe lange und hart an mir gearbeitet um mich da ein bisschen davon zu befreien. Trotzdem fühle ich mich nun voll beschissen.




- - Wer im Glashaus sitzt, soll ruhig mit Steinen werfen, Scherben bringen Glück. - -
julcas
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von julcas »

Hallo Socke,

es ist wie es ist. Du hast deine eigene Grenze beachtet und aufgezeigt. Gut so. Dein Mann ist in der Klinik und dort in guten Händen. Er wird sich beruhigen und vielleicht auch ein paar Gedanken dazu machen.

Besinn dich auf dich. Du hast natürlich alles Recht deine Skepsis zu äußern. Mach dir keine Vorwürfe. Ein paar Tage kein Kontakt wird euch sicher beiden gut tun. Fühl dich in den Arm genommen, wenn du magst.

Ich wünsche euch krippegeplagten gute Besserung. Genieß die "Auszeit" ohne Vorwürfe. Ihr könnt sicher mit einigem Abstand noch einmal über diese Situation reden.

lg julcas
bigappel
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von bigappel »

Liebe Socke,

auch wenn es sich nicht momentan gut anfühlt, so denke ich doch, es war gut ihm und Dir endlich mal zu sagen, was Du möchtest und empfindest.

Abstand kann auch gut helfen selber wieder sehen zu können, wie es überhaupt weitergehen soll.

Nochmal viele Grüße
Pia
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MUT65
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Registriert: 18. Jan 2013, 11:59

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von MUT65 »

Liebe Socke,

dieses nicht auseinander-halten-können quält sicher fast alle Angehörige. Nur wären die Konsequenzen andere, wenn jedes Mal ein Schildchen hochspringen würde mit dem Hinweiß "Achtung, nicht persönlich nehmen--> Depression" ? Ich denke auch, er kann die Ruhe jetzt nutzen und auch über sich nachdenken...und du bist keine Verständnissmaschine.

Virenfreie Grüße - lass es Dir beim Genesen gut gehen !

Mut
Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen.
Epikur von Samos
Sockenmonster
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von Sockenmonster »

Ich danke euch für eure lieben Worte, mir fällt es schwer es ihm nicht immer recht zu machen und hier meine Grenzen zu beachten.

Er hat sich gestern auch schon wieder gemeldet und mich unter Druck gesetzt. Ich weiß, er macht das wahrscheinlich nicht bewusst, wobei ich mir da nie sicher bin, weil ich ihn schon als mitunter "manipulativen" Menschen erlebe. Schon wieder ging das "ich liebe dich, ich brauche dich" los, gepaart mit anmerkungen, dass er sich nach unserem Telefonat etwas antun wollte. Das wäre der Moment gewesen, wo er sich vielleicht an den Stationsarzt hätte wenden sollen, anstatt es mir mitzuteilen. Er hat sich zum Glück nur die Haare geschoren auf Minimallänge.
Was soll ich da tun, ich kann das ja nicht ganz von mir weg schieben. Ich fühle mich gerade maximal überfordert mit dieser Verantwortung.
Das sollte er mal in der Therapie ansprechen und nicht dass er genervt davon war, weil der jüngste beim Essen gekleckert hat.
Er arbeitet an sich, das sehe ich auch, aber eben nur oberflächlich, und das sieht er nicht.
Ich will nicht jedes Wort überdenken und befürchten müssen, er tut sich was an, das kann ich nicht.

Liebe Grüße
Socke




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bigappel
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Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von bigappel »

Liebe Socke,

in meinen Augen ist es an der Zeit, dass Du die Klinikärzte von den Ansagen Deines Mannes und dem Verhalten informierst.

Das hat nichts mit Angehörigengespräch zu tun oder wäre etwas was Dir hilft, aber in meinen Augen solltest Du diese Kenntnisse weitergeben (ohne eine Reaktion darauf zu erwarten).

Liebe Socke, ich selber kann mit dieser Art von Verhalten Deines Mannes sehr schlecht umgehen aus gegebenem Anlaß (hat nix mit meinem Mann zu tun); aber ich hoffe, dass auch dies Thema in Deiner Therapie ist..... es hat nichts, rein gar nichts mit Liebe zu tun, dauerhaft andere Menschen zu manipulieren und Ängste mit Drohungen zu versehen.

Das einzige, was man da als Angehörige tun kann, ist Grenzen setzen..... Einsicht in das eigene Verhalten erlangt leider nicht jeder Mensch....... (ich weiß nicht, ob das bei Deinem Mann geschehen wird oder könnte).

Deine Situation macht mich betroffen.

Viele Grüße
Pia
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julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von julcas »

Hallo Socke,

ich kann Pias Worte nur unterstreichen. Ich würde bei solchen Äußerungen in der Klinik anrufen und die dort anbringen. Es geht nicht, das dein Mann dir eine solche Verantwortung auferlegt. Die kannst du nicht schultern.

pass gut auf dich auf.

lg julcas
jep

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von jep »

hallo Socke,

ich kann julcas und Pia nur zustimmen: dir sowas am Telefon zu sagen, da musst du echt einschreiten! So eine Ankündigung ist entweder ernst gemeint, oder ganz schön mies dir gegenüber. Hier sollten wir und dadrüber nicht weiter unterhalten, sonst kommt irgenwann ein hübsches Schloß davor...

liebe Grüße
annette fee
jep

Re: Trennungsgedanken, Rücksichtnahme, was denn nun?

Beitrag von jep »

hallo Socke,

ich kann julcas und Pia nur zustimmen: dir sowas am Telefon zu sagen, da musst du echt einschreiten! So eine Ankündigung ist entweder ernst gemeint, oder ganz schön mies dir gegenüber. Hier sollten wir und dadrüber nicht weiter unterhalten, sonst kommt irgenwann ein hübsches Schloß davor...

liebe Grüße
annette fee
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