@ annette fee

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seeking
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Registriert: 7. Okt 2012, 18:36

@ annette fee

Beitrag von seeking »

Hallo annette fee,

ich bin auch jemand, der sich ständig entschuldigt und in vielen Situationen ein Schuldgefühl hat, obwohl das überhaupt nicht immer objektiv begründet ist. Es ist eben ein Gefühl. Das kann mich zerstören und die Suche nach der Ursache führt mich eben immer wieder zurück in die Kindheit. Was da an Grundlagen für mein heutiges Verhalten und meine Persönlichkeit gelegt wurde, lässt sich schwer überschreiben. Das Wissen darum reicht nicht aus. Ich kann vielleicht etwas zu erklären versuchen, aber das dann zu berücksichtigen erfordert viel Übung und wird nie ganz gelingen.

Es ist tröstlich zu erfahren, dass man nicht für alles die Schuld trägt. In vielen Therapien wurde mir das jedenfalls vermittelt. Und das hilft mir auch, mit wirklichen Fehlern umzugehen. Mir diese erlauben zu dürfen, wie jeder andere auch. Nur, dass wirklich gemeine ist, dass ich oft noch so reagiere, wie man es mir vorgelebt hat. Ich breche den Stab über Menschen, die mir eigentlich am Herzen liegen und bestrafe mich damit mehr, als sie. Ich nehme mir das, was ich heute suche. Wirklich intensive Beziehungen. Also bestrafe ich mich für die Fehler anderer, gebe mir indirekt wieder die Schuld. Und so schließt sich der Kreis.

Mit der Kirche hatte ich meine intensivste Verbindung, als ich in einen evangelischen Kindergarten ging. Die deutlichsten Bilder aus jener Zeit, an die ich mich erinnern kann, haben mit der Kirche zu tun. Das ging aber nicht sehr lang, da ich dort raus musste, weil meine Eltern deswegen Ärger bekamen. Und es hat ihnen auch nicht gefallen, wenn ich zu Hause zu beten anfing.
Ich habe mich oft gefragt, ob mein Leben mit der Kirche nicht völlig anders verlaufen wäre.

Ich möchte nicht weiter ausführen, wie sich in letzter Zeit meine Einstellung zum Tod geändert hat, weil das dann hier vielleicht nicht hingehört. Es ist eben nur eine Menge passiert und ich denke, dass Glauben nicht zwangsläufig mit einer Kirche zu tun hat. Jemand hat mal geschrieben, dass es eine vollkommene Glücksmöglichkeit wäre, an das Unzerstörbare in sich zu glauben, ohne zu ihm zu streben.

Ich hoffe, dass ich Deine Frage, die ja nur indirekt eine war, beantworten konnte. Der Impuls, mich jetzt entschuldigen zu müssen, ist wieder da. Ich möchte dem nicht nachkommen. Aber indem ich das schreibe, habe ich das ja schon getan. Ich lass das mal so stehen, weil es ja irgendwie unser Thema ist.

Ich wünsche Dir alles Gute und hoffe, noch öfter von Dir lesen zu dürfen.

LG,
sad
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