"Die Abschaffung der Psychotherapie"

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AndreM.
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"Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von AndreM. »

Hallo,
kennt jemand das Buch von Jeffrey Masson "Die Abschaffung der Psychotherapie"?

Habe gerade angefangen es zu lesen, und würde mich gerne mit anderen darüber austauschen.

Gruß Andre
pero
Beiträge: 970
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Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von pero »

Ich habe nur einige Kritiken dazu gelesen und die haben mich dazu bewogen das Buch nicht zu lesen.

Zitat:
>Der abtrünnige Analytiker Masson beschreibt, wie er in 18 Jahren psychoanalytischer Ausbildung und Praxis allmählich zu der Überzeugung gelangte, daß schon die Vorstellung von der Heilkraft einer Psychotherapie ein Irrtum sei.

Für mich ist die Psychoanalyse auch nicht glaubwürdig, aber zur Psychotherapie gehört auch die "Kognitive Verhaltenstherapie" und auf die möchte ich nicht verzichten.
Da ich die Psychoanalyse ohnehin ablehne gibt es für mich keinen Grund das Buch zu lesen.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
AndreM.
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Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von AndreM. »

Also ich würde mich ja als "Therapiegeschädigt" bezeichnen. Ich habe schon einige Therapieformen, darunter auch Psychoanalyse und Verhaltenstherapie, erleben dürfen. Der wichtigste Faktor bei einer Therapie ist der Therapeut, und da liegt auch der größte Schwachpunkt im gelingen einer Therapie. Ich halte das Buch, aufgrund meiner Erfahrung(en), für sehr lesenswert.

Gruß Andre

PS:Dein Zitat ist aus einen komplexen Zusammenhang gerissen, ein wirkliches Urteil kann man (so glaube ich) nur abgeben wenn man das Buch gelesen hat.
pero
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Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von pero »

Da hast Du sicherlich recht.

Der Text stammt vom Spiegel, nach meiner Erfahrung sind die bei Buchbeschreibungen recht ausgewogen.

Aber ich habe in meinem bisherigen Leben die Erfahrung gemacht das plakative Buchtitel nur sehr selten auf ein ausgewogenen Inhalt hinweisen. Und ich bin mir sehr sicher das ich von meiner Psychotherapie profitiere, daher halte ich eine pauschale Abschaffung für eine unsinnige Forderung.
Ich sehe sehr wohl das im Bereich der Therapeuten einiges im Argen liegt, das einige Therapeuten selbst therapiebedürftig sind, aber für mich ist das ein strukturelles Problem und kein Grund diese Behandlungsmethode pauschal abzuschaffen.
Da fehlt eine Erfolgskontrolle.

Für mich ist der zentrale Punkt einer erfolgreichen Therapie das der Patient den Therapieansatz versteht und für sich auch annehmen kann. Ich lese hier häufig das Patienten mit Ihrem Therapeuten nicht alles besprechen können, das sie ihre Therapie nicht verstehen.
Für mich wäre das ein Grund die Therapie SOFORT abzubrechen.
Ich bin für einen kritischen und informierten Patienten, daher lese ich auch recht viel zu diesem Thema.
Aber meine kritische Einstellung gilt auch gegenüber Buchautoren. Auch da ist es so das ich Bücher nur lese wenn ich ihnen etwas abgewinnen kann und dafür brauche ich eine ausgewogene Information und keine pauschal Forderungen.

Ein Buch über "Gefahren der aktuellen Therapien" würde ich sofort lesen, ein Buch "Die Abschaffung der Psychotherapie" eben nicht.

Ich verstehe das Dich das Buch interessiert, eben weil Du therapiegeschädigt bist, aber ich werde es nicht lesen solange ich nicht höre das es ausgewogen ist.
Und genau das habe ich nirgends gefunden.

Ich traue keinem Autor der meint das nur er allein alles richtig versteht.

lg
pero
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AndreM.
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Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von AndreM. »

Ja Pero, ich gebe dir in vielen Punkten recht!

Provokative Buchtitel haben oft den Zweck das Interesse für ein Thema zu wecken, es kann aber auch abschrecken.
Ich habe in diesem Buch bisher vieles gelesen was meine eigene Erfahrung wiederspiegelt. so weit ich bis jetzt gelesen habe wird die Psychotherapie nicht pauschal angeprangert, sondern das was viele Therapeuten daraus machen. Ich habe mir die nötige Kraft erarbeitet mich von einem Therapeuten nicht mehr verunsichern zu lassen, dass war aber nicht immer so...gerade am Anfang, mit großem Leidensdruck, habe ich mich ausgeliefert gefühlt.
Ich plage mich nun schon 18 Jahre mit meiner Depression/Angststörung herum, ich gelte als "austherapiert", diverse Antidepressiva haben wenig bis gar nicht geholfen.
Und trotzdem mag ich mich mit meinem Zustand nicht abfinden, heute hatte ich einen Termin bei einem (neuen)Therapeuten...mein erster Eindruck ist sehr gut, schaun wa mal.

Gruß Andre
lae
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Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von lae »

Hallo,
"...
They may have eyes,
but they don't see.
They never really look at me.
People are blind.
..."
(Barbra Streisand)

Ich kenne das Buch nicht, muss der Aussage aus eigener Erfahrung aber leider zustimmen.Im Nachhinein muss ich feststellen, dass meine jahrelange Therapie mich nur davon abgehalten hat, mich meiner Realität zu stellen.
Auch "Experten" sind "people" und übertragen nur ihre Sicht von Depressionen auf uns Kranke. Bei mir hatten alle Übertragungen nichts mit mir zu tuen. Anstatt mir zu helfen, haben mich ihre Ansichten immer weiter in die Krankheit getriebedn, in meinem Fall sogar, meinen Tod billigend in Kauf genommen.
Am Ende musste ich mich doch meiner Realität stellen: Hoffnung auf Heilung aufgeben - Krankheit akzeptieren.
Heute denke ich, dass ich das, ohne Psychotherapie schneller und für die Versichertengemeinsschaft billiger,
geschafft hätte.

laetitia
pero
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Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von pero »

>Ich kenne das Buch nicht, muss der Aussage aus eigener Erfahrung aber leider zustimmen.Im Nachhinein muss ich feststellen, dass meine jahrelange Therapie mich nur davon abgehalten hat, mich meiner Realität zu stellen.


Lass mich raten: tiefenpsychologisch oder analytische Therapie?

Beide Verfahren sind FÜR MICH nicht nachvollziehbar und in sich nicht schlüssig. Auch wenn es diverse Psychologen gibt die von den Verfahren überzeugt sind, ich bin es nicht. Ich bin ein realistischer Mensch daher bin ich für den kognitiven Ansatz einer Verhaltenstherapie.

Dabei geht es darum das ich mir einen Weg suche mit der Realität der Welt umzugehen es ist weniger wichtig warum ich so bin wie ich bin, es ist wichtig mich zu akzeptieren und Wege zu finden mich damit in der realen Welt zurecht zu finden.

Und daher wehre ich mich gegen eine pauschale Ablehnung von Psychotherapien wenn eigentlich nur spezielle Verfahren gemeint sind.

lg
pero
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triste
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Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von triste »

Ach Leute, nach Jahren hier im Forum immer wieder dieselben Auseinandersetzungen: Analyse versus VT, Psychotherapie sei ohnehin wirkungslos und Medikamente Teufelszeug...
Menschen sind verschieden, Depressive sind Individuen, jeder braucht etwas anderes und kann es nun mal nur herausfinden, wenn er es ausprobiert.
Medikamente oder Therapien anhand der Erfahrungen anderer auszusuchen, ist sinnlos und Ratschläge diesbezüglich sind es ebenso. Weil wir einzigartige Wesen mit einzigartigen Körpersystemen sind, die völlig unterschiedlich auf Behandlungen jedweder Art ansprechen - oder eben auch nicht.
Mir haben 5 verschiedene Behandlungsformen, von Injektionen über Stoßwelle, Ultraschall und spezielle Gymnastik bei meinem Fersensporn nicht geholfen...anderen aber schon, vor Jahren hat man den Fuß noch aufgeschnitten, heute macht man das nicht mehr...die Medizin verändert sich, wir verändern uns, die Behandler verändern sich.

Habt Mut und versucht, die passende Behandlung für Euch selbst herauszufinden - und hört nicht auf die ewigen Zweifler.

Das Leben ist zu kurz, um es depressiv zu verbringen!
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von pero »

>Habt Mut und versucht, die passende Behandlung für Euch selbst herauszufinden - und hört nicht auf die ewigen Zweifler.

>Das Leben ist zu kurz, um es depressiv zu verbringen!

Dem kann ich nur voll zustimmen.
Macht das was zu Euch passt und vertraut eurem Bauch...

lg
pero
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Andreas01

Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von Andreas01 »

Hallo laetitia,

als der, dem die Therapie auch mehr geschadet als genutzt hat, setzte ich hiermit meine Unterschrift unter Deinen gesamten Beitrag

L.G.
Andreas
wütend

Re: "Die Abschaffung der Psychotherapie"

Beitrag von wütend »

>>Ach Leute, nach Jahren hier im Forum immer wieder dieselben Auseinandersetzungen: Analyse versus VT, Psychotherapie sei ohnehin wirkungslos und Medikamente Teufelszeug... Menschen sind verschieden, Depressive sind Individuen, jeder braucht etwas anderes und kann es nun mal nur herausfinden, wenn er es ausprobiert.<<


Liebe Virginia

dem kann ich mich nur anschließen.
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