GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

IronMan
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GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von IronMan »

Hallo zusammen,

Ich hoffe hier die richtige Anlaufstelle gefunden zu haben! Ich bin am verzweifeln, meine Belastungsgrenze ist erreicht! Verständnis für den erkrankten Partner zu haben ist recht und schön - aber wo ist die Grenze!

Ich bin Familienvater, habe 3 absolut tollen Kinder und eine Frau die ich über alles Liebe! Doch die Situtation ist, dass sowohl meine ältere Tochter, als auch meine Frau unter Depressionen leiden. Bei meiner Tochter ist die Ursache durch ein schwertraumatisches Erlebnis, das vor rund 18 Monaten passierte begründet. Bei meiner Frau liegt die Ursache meiner Meinung nach schon wesentlich früher, aber die Situation mit unserer Tochter war schlussendlich das Pünktchen auf den i.

Bei beiden stellt sich die depression ganz unterschiedlich dar. Bei meiner Tochter ist es so, dass sie in sich geschlossen ist, schulischer Leistungsabfall, demotiviert, lasch, traurig - so dass sie auf einmal ohne Grund, tränenaufgelöst vor dir steht!
Das zu verstehen, ihr dabei zur seite zur stehen, sie aufzufangen, einfach nur für sie dazusein - mit sowas kann man lernen umzugehen.

Bei meiner Frau tritt aber genau das Gegenteil ein, zum einen hat Sie natürlich auch die selben Symptome wie meine Tochter, doch mit dem ich gar nicht mehr klar komme, sind ihre heftigen Wutausbrüche, aggressives Verhalten, Schuldzuweisungen und Beschimpfungen.

z.b., es gibt einfach Situationen, in denen Sie ohne Grund aufeinmal total aggressiv wird, sie wirft mit Dingen um sich, egal ob hart oder weich, "trischt" Türen zu, sodass du denkst die Tür fällt aus der Verankerung.... alles was ihr unter die Hände kommt, versucht sie zu zerstören. Sie Beschimpft mich auf das äusserste, ich meine so richtig harte, beleidigende verbale Attacken die zu 100% unter die Gürtellinie gehen. Sie beschuldigt mich an allen Dinge, die Sie / wir durchleben - ich bin an allem Schuld, selbst an jenen dingen, die ich nicht zu verantworten habe, z.b., sie hat probleme mit ihrer Mutter / Freundinnen,.... und ich bin schuld. Ich bin schuld, dass sie nicht das bekommt was sie will - es gibt halt sachen, auf die man sparen muss - besser gesagt - ich muss es sparen, wie ist ihr egal - sie will es einfach, und wie sie es nicht gleich bekommt, kommt die nächste Attacke! Es ist ein richtiger Teufelskreis!

Meine Tochter ist schon in Behandlung, meine Frau und ich waren auch schon beim Arzt, sie beginnt nun damit! Auf meine Frage hin, was ich machen kann, wie ich sie unterstützen kann - kam lapidar die Antwort vom Psychiatier - zeigen Sie Verständnis!

Verständnis ja, aber wo ist die Grenze! Ich liebe meine Frau. Aus diesem Grunde nehme ich Ihre Beschimpfungen und Vorwürfe persönlich. Es gibt auch keine Entschuldigung von Ihrer Seite, es gibt auch kein Verständnis von ihr für meine Situation, es ist einer richtige Haudrauf und hinter mit die Sinnflut Mentalität!

Aber wer stärkt mich in dieser Situation, zumal ich nicht nur meine Frau, sondern auch meine Tochter unterstützen muss. Ich muss ehrlich sagen, mir geht langsam die Luft aus. "Männer weinen nicht!" - jedoch ich bin ganz ehrlich - mir stehen die Tränen in den Augen.

Alles was ich mache ist falsch und reicht für Sie nicht. ich entlaste sie wo ich nur kann, ich kümmere mich um die Kinder, sodass sie weggehen kann, egal ob unter der Woche oder am Wochenende. Es reicht nicht für Sie - bitte - sie ist mittlerweile mehr weg als zu hause!

Also - wo ist die Grenze, wo fängt die Unterstützung an und wo hört sie auf! ich würde ja noch nichts sagen, wenn es erst seit ein paar Wochen so wäre, aber das ganze hält schon sein 18 Monaten an und verschlimmert sich täglich!

Ich hoffe dass ihr ein paar gute Tipps für mich habt und freue mich auf euer Feedback!

Liebe Grüße, der noch IronMan
FönX
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von FönX »

Hallo IronMan,

willkommen im Forum. Ich hoffe, dein Name ist Programm. So muss man wohl gestrickt sein, um das auszuhalten.

Ich bin ja selbst Betroffener. Und nach allem, was ich selbst erlebt und auch hier miterlebt und gehört und gelesen habe, stellt sich mir die Frage, ob deine Frau an einer Depression leidet. Zumindest dominiert nach deiner Beschreibung die Aggressivität, die so gar nicht typisch ist. Ist die Diagnose von einem Facharzt erstellt? Ist sie in Behandlung? Macht sie eine Therapie? Nimmt sie Antidepressiva?

Lieben Gruß
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
julcas
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von julcas »

Hallo IronMan,

das was du schreibst ist harter Tobak. Wo ist die Grenze? Eine berechtigte Frage.

Nach meiner Meinung hast du deine persönliche Grenze längst erreicht und überschritten. Es hilft nur niemand, wenn dir die Luft ausgeht und du nicht mehr kannst.
Ob Depression oder nicht, ich würde klare Grenzen setzen im persönlichen Umgang. Deine Frau hat kein Recht (meiner Meinung nach) auch nicht in der Depression, dich wie einen Fußabtreter zu behandeln. Sie ist krank, doch sie hat die Wahl und ihre Entscheidung dich zu beleidigen u.s.w., ist nicht okay. Ich würde ihr das in einem Gespräch ganz klar sagen.

Ich wünsche dir viel Kraft. Bestimmt bekommst du noch viele Antworten, die dich hoffentlich weiter bringen.

LG julcas
IronMan
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von IronMan »

@ FönX:
Ja - die Diagnose kommt vom Facharzt, sie ist in Behandlung und sie bekommt ihre Zuckerl

Die Wirkung der Zuckerl merkt man bereits, was man jedoch auch merkt ist, wenn die Wirkung desgleichen nachlässt.

Ich war ja bereits mit beim Arzt, er will uns nun gemeinsam "therapieren" - quasi eine Paartherapie!

Das Perverse an der ganzen Geschicht ist, dass Sie nun wieder eine erneute "Aussrede" (jetzt bitte nicht falsch verstehen) hat, ich muss es ja verstehen, denn sie ist ja krank! - ist das zu glauben? ist das normal!

Dein letzter Satz ist völlig richtig!

Gruß IronMan
Blümli
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
IronMan
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von IronMan »

Hallo Blümli,

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Vielleicht kam es auch bei meiner Ausführung ein bisschen falsch rüber! - ich will ihr nicht alles recht machen, das hab ich noch nie und das werde ich jetzt auch nicht ändern . Ich habe und werde weiterhin meine Standpunkt vertreten.

So wie du gesagt hast, - ich will ihr bei den Kindern helfen, ihr mehr als sonst unter die Arme greifen, weil ihr die Obsorge der Kiddies aktuell zu viel ist. Ihre Aufgabe bzw. und Verantwortung bleibt jedoch - dass ist für mich völlig klar.

@ VERSTÄNDNIS: ich denke ich habe es schon richtig verstanden, ich will ihr auch nichts abnehmen - sondern unterstützen; ich will ihr auch nicht alles recht machen - das widerstrebt meinem Standpunkt und mein Leben richte ich nicht nach ihr aus. Ich versuche zu unterstützen, soweit es mir möglich ist.

So und jetzt kommt es wieder - Ihrer Meinung reicht es nicht!

Ich habe bereits erkannt und versuche zu verstehen! was mir aber zu schaffen macht, und vielleicht hast du einen Tipp für mich - was tun, wenn sie mich beschimpft, sie den trennungswunsch äußert,... und in 5 min. ist wieder alles anders. Dann ist sie wieder super freundlich, will mit mir darüber reden, was wir gemeinsam essen, was wir gemeinsam im garten machen,....

Fakt ist, ich kann nicht so schnell umstellen. Muss ich lernen die Attacke nicht persönlich zu nehmen, aber was ist, wenn ich das gelernt habe - stumpft man dann nicht zu sehr ab, dass sofern sie es wieder im Griff hat, keine Basis für die Zukunft mehr da ist, weil man zu sehr abgestumpft ist?

LG
Blümli
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
pero
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von pero »

Hallo IronMan,
für mich, als Mann, ist IronMan ein Selbstbild das auf Dauer nicht funktionieren kann. Aber das nur am Rand...


>Ich denke es wäre sicher hilfreich, wenn Du die Attacken nicht persönlich nehmen könntest. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das nur sehr sehr schwer möglich ist.


Ich schreibe aus der Sicht eines "Kranken".
Du wirst einen Kranken nicht verstehen können, aber das musst Du auch nicht. Daher geht es eigentlich nicht um Verständnis.
Es geht vielmehr darum das der Kranke, also Deine Frau, die Welt nur noch sehr eingeschränkt wahrnimmt.
Sie hat einen negativen Tunnelblick bei dem alle anderen Schuld an Ihrer Situation sind. Das kann man nicht verstehen wenn man das nicht selbst erlebt hat. Daher brauchst Du dafür kein Verständnis und musst Dir auch keine Vorwürfe anhören.
Wenn so etwas kommt wäre eine, für mich, sinnvolle Reaktion Abstand zu nehmen und zu sagen: "Die Vorwürfe bringen uns nicht weiter." Und Du kannst dann auch den Raum verlassen. Das ist berechtigter Selbstschutz.

Und wer sagt den das Du nicht heulen darfst? Das ist Dein Selbstbild. Männer sind stark, Indianer weinen nicht.
Stimmt. Sie betäuben sich mit Arbeit oder Alkohol oder werfen sich vor den Zug, aber sie heulen nicht...
Ich denke aus dem Alter bist du raus.

Hast Du Deiner Frau schon mal gesagt wie Du Dich fühlst?
Das du nur noch schreien und heulen möchtest?
Warum nicht? Du möchtest sie schonen. Stimmts?

Aber für mich ist es wichtig das sie erkennt das nur sie selbst für Ihr Verhalten und Ihre Wahrnehmung verantwortlich ist. Sie muss sich ändern, muss Ihre Ansichten, Reaktionen und Verhalten so verändern das sie damit klar kommt.
Die Welt wird sich nicht verändern, es ist an ihr sich zu ändern. (Ich bin in dem Prozess...)
Aus diesem Grund ist es, für mich, wichtig das sie auch ihre Grenzen aufgezeigt bekommt, das sie mitbekommt das sie Dich verletzt und das das nicht akzeptabel ist.

Mein Rat ist: Sprecht miteinander.
Ganz ruhig und nur in "ich" Sätzen. "Du" Sätze sind Tabu. Und der Sprecher darf nicht unterbrochen werden. Vielleicht braucht ihr dafür auch ein Zeitlimit.
15 Minuten in dem einer spricht, der andere nur zuhört.
Keine Unterbrechung, kein Verdrehen von Augen, nur zuhören.

Schafft eine ruhige ungestörte Atmosphäre.
Kein Telefon, kein Fernsehen, kein Radio, kein Alkohol (!!)
Macht einen Spaziergang im Wald, langsam, ruhig, ohne Zeitdruck. Was auch immer für Euch funktioniert.

Und sprecht ohne Schere im Kopf.
Du darfst sagen das Du leidest. Aber dabei nicht "Ich leide WEGEN Dir", sondern "Ich leide weil es Dir nicht gut geht".

Es geht nicht um Schuld, es geht um die aktuelle Situation. Schuldzuweisungen ändern die Situation nicht.

Was Deine Frau jetzt braucht ist ein Partner der sie nicht unter Druck setzt, der sie dafür beschützt etwas unüberlegtes zu tun. Der das tägliche Leben aufrecht erhält. Der Ihr auch Ihre Grenzen aufzeigt und dennoch zu ihr hält.

Für mich ist ein Mann ein Mann wenn er zu seinen Gefühlen steht und auch weinen kann wenn er leidet

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
bigappel
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von bigappel »

Super toller Beitrag, Pero.

Ich kann mich den Worten von Pero aus den Erfahrungen mit meinem betroffenen LG nur voll umfänglich anschließen.

Manchmal, wenn der Tunnelblick meines LG und bald Ehemannes allerdings zu eng ist, macht es nach meiner Erfahrung gar keinen Sinn zu versuchen, eine Situation aufzuklären.

Da hilft dann bei uns nur noch: momentan ist eine Klärung nicht möglich, wir versuchen das zu einem anderen Zeitpunkt.

Das ist sicherlich mit jedem Betroffenen unterschiedlich; bei uns ist es wirklich oft so, dass Akut nichts geht; mit etwas zeitlichem Abstand allerdings dann die Situationen geklärt werden können und auch werden.

Ich kann auch wirklich nur Pero s Worte insofern unterstreichen, dass es z.B. mir als Angehörige wirklich nicht möglich ist, viele zu verstehen; meine Bereitschaft ist da, von Herzen, aber ich bin nicht krank und es ist mir oft nicht möglich wirklich zu verstehen.

Aber es gibt Wege, gemeinsame Wege.
Dazu gehört allerdings der beidseitige Wille, in den Zeiten, in denen es möglich ist, an der Beziehung zu arbeiten und es gehört für uns Angehörige auch dazu, unsere Grenzen zu wahren.

Das ist nicht egoistisch, sondern notwendig;
auch im Rahmen der Verantwortung für Dein Kind.

Alles Liebe!
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
lae
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von lae »

Hallo ironman,
ich bin Betroffene, Angehörige und seit vielen Jahren Mitglied einer Selbsthilfegruppe für die Angehörigen von "psychisch" Kranken, in der wir versuchen gemeinsam Situationen auszuhalten, die eigentlich unaushaltbar sind.

Meine Erfahrungen: Da man ohnehin als Außenstehender wenig tun kann - das Akzeptieren der Krankheit und der individuelle Umgang damit müssen die Betroffenen ganz alleine "lernen" - sorge dafür, dass es dir gut geht.
Es nutzt im Endeffekt niemandem, wenn du auch noch zusammenbrichst.Das ist schon schwer genug; ich kanns nach 20 Jahren noch nicht.

Mir hilft immer ein wenig die Frage an mich selbst:"Hast du alles getan, was in deiner Macht steht, ohne dich selbst zu sehr zu belasten?" Ist die Antwort "Ja!" bin ich auf dem richtigen Weg.

Der Rest liegt nicht in meinen/deinen Händen.
laetitia
julcas
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von julcas »

Hallo Pia,

>meines LG und bald Ehemannes>

das freut mich von Herzen.

lg julcas
Andreas01

Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von Andreas01 »

Hallo IronMan,

dachte erst ich lese die Geschichte meines Bruders mit seiner EX-Frau, verdammt ähnlich, insbesondere dieses Zitat:
>>>Alles was ich mache ist falsch und reicht für Sie nicht. ich entlaste sie wo ich nur kann, ich kümmere mich um die Kinder, sodass sie weggehen kann, egal ob unter der Woche oder am Wochenende. Es reicht nicht für Sie - bitte - sie ist mittlerweile mehr weg als zu hause!<<<
Allerdings war meine EX-Schwägerin alles andere als Psychisch erkrankt, trotz das es manchmal so aussah.
Bei meiner Schwägerin war es schlicht so dass sie ständig und immer den "Stock" suchte um den Hund (meinen Bruder)zu prügeln und dieser Stock findet sich für diese Menschen immer und überall wieder z.B. aus Deinem Zitat:
>>>Ich bin schuld, dass sie nicht das bekommt was sie will - es gibt halt sachen, auf die man sparen muss - besser gesagt - ich muss es sparen, wie ist ihr egal - sie will es einfach, und wie sie es nicht gleich bekommt, kommt die nächste Attacke!<<<

@Julcas,

ich mit auch ganz Deiner Meinung !!!

>>>doch sie hat die Wahl und ihre Entscheidung dich zu beleidigen u.s.w., ist nicht okay. Ich würde ihr das in einem Gespräch ganz klar sagen.<<<

Und wenn sie es nicht begreifen will, bleibt IronMan nur das einzige was meinen Bruder half, ihr ihre "Koffer" vor die Tür stellen.

Gruß
Andreas
bigappel
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von bigappel »

Danke Ihr Süßen

Ich bin weder (meistens jedenfalls )
blind, noch blöd - allerdings blond - und mir ist klar, dass sicherlich auch wieder andere Zeiten kommen mögen, aber wir freuen uns so riesig und vor allem: beide sind bereit an einer Partnerschaft auf Augenhöhe zu arbeiten, im Grundsatz.

Garantie: gibt ´s immer noch nicht; unterscheidet sich nicht vom "normalen" Risiko .

Alle Vorbereitungen, inklusive Klamottenkaufen, Torte auswählen und bestellen, Karten drucken, Feierort auswählen und der ganze Kram, hat mein Schatz gut überstanden, weil er lernt, auf sich zu achten...... Es war nicht immer einfach und hackte öfters, aber er ist nicht abgestürzt in die Tiefe. Juhu!
Ich denke auch deswegen, weil ich mittlerweile gelernt habe Grenzen zu setzen,
selber zu akzeptieren und mich zu trauen dazu zu stehen, was ich leisten kann und möchte in Bezug auf seine Erkrankung.

Julcas: auch Eure besseren Zeiten werden kommen!

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
CHF
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von CHF »

Hallo IronMan,

ich schreibe dir auch mal. Aber auch aus der Sicht der Kranken.

In meinen schlimmsten Zeiten bin ich genau so gewesen wie deine Frau. Ich hatte viel um die Ohren, arbeiten gehen von 7 morgens bis 19 abends, war in verschiedenen Organisationen, ein bisschen politisch aktiv und was die Arbeit angeht machte ich auch noch zu Hause (beruflich)und dann sollte ich noch den Haushalt machen. Und ich war auch viel unterwegs und nicht mehr sehr viel zu Hause war. Und auch wenn mein Mann nichts zu mir sagte, berichtete er mir später, dass er gar keine andere Wahl hatte, weil ich auch total agressiv dann geworden bin.

Ich bewundere dich. Denn mein Mann hat in der Zeit nicht so zu mir gehalten. Ich flüchtete vor der Krankheit und er flüchtete ins Internet.

Meine Agressivität ging sogar soweit, dass ich handgreiflich gegenüber meinen Kindern wurde. Da begriff ich erst, dass ich was tun muss.

Nun zu dir. Ich kann sehr gut verstehen, dass es für dich sehr sehr schwer ist 2 Menschen zu unterstützen. Viele sind schon bei einer Person total überfordert und wissen nicht was sie tun sollen.

Bewundernstwert finde ich ebenfalls, dass du es fertig bringst, deine Frau so ziehen zu lassen. Das zeugt von sehr grossem Verständniss. Du könntest ihr das vielleicht in einem ruhigen Moment mal mitteilen. Vielleicht sieht sie ja gar nicht was du alles für sie tust. Sie nimmt einfach und kann wohl zur Zeit nix zurück geben. Ich hege allerdings den leisen Verdacht, dass du über deine Kräfte hinaus ihr gibts. Verständniss haben ist dei eine Sache (wurde hier schon einige Male erwähnt) aber gehst du aus lauter Liebe zu deiner Frau dir gegenüber nicht viel zu weit.

Als Vater ist es wieder eine ganz andere Sache. Da hilft man seiner Tochter. Aber deine Tochter geht noch zur Schule und tut, in meinen Augen, noch einigermassen das, wie sie funktionnieren soll.

Wen gibt es in deinem Bekanntenkreis bei dem du dich mal richitg aussprechen kannst.

Gäbe es vielleicht sogar eine Möglichkeit, dass jemand 1-2 Tage auf deine Familie aufpassen kann und du dich für 1-2 Tage erholsen kannst.

Achte aber darauf, dass deine Frau wenn du die Möglichkeit hast, dich nicht zurück hält. Ich schreibe jetzt etwas, was dir und vielleicht auch anderen hier im Forum nicht gerne lesen werden. Aber du musst aufpassen, dass deine Frau dich nicht mit ihren Gefühlen erpresst. Keine Frage, ich glaube daran, dass deine Frau an Depressionen leidet, aber du darfst mit deinen eigenen Gefühlen nicht zu kurz kommen. Das mit der Erpressung schreibe ich ganz bewusst, den es gab Zeiten wo ich meinen Mann mit meinen Gefühlen erpresste. Anfangs ging er noch auf alles ein. Doch irgendwann war er es leid und schubste mich ein klein wenig zurecht. Dann konnte ich zumindest ihm wieder ein ganz klein bisschen mehr Raum zum Leben lassen.

Denn es nutzt niemandem, wenn du nachher nicht mehr kannst. Du bist derjenige der im Moment die Familie zusammenhält. Deine Frau scheint im moment nicht in der Lage zu sein. Und deine Tochter ist noch zu jung um mit dem Ganzen fertig zu werden.

Du kannst ja vielleicht auch einmal im Tag etwas tun, was DICH entspannt. So eine Art Ritual, was du in den Alltag einbauen kannst.

Gebe deiner Frau auch zu verstehen, dass du alles tust um die Familie zusammen zu halten. Sie MUSS auch ein klein wenig darauf aufmerksam gemacht werden. Sie MUSS wissen, dass sie trotz Krankheit auch Frau und vorallem auch MUTTER ist. Dies mag jetzt für viel ganz böse klingen, ist aber ganz sicher nicht böse gemeint.

Ich wünsche dir, dass du in Naher Zukunft wirklich ein bisschen Entspannung findest und sei es auch nur für ein paar Stunden.

Nochmals ich bewundere dioch sehr für das was du machst. Und nochmal viele wären schon mit einer Person total überfordert. Ausserdem bist du ein Mann und somit ist es noch um so bewundernstwerter. Denn die meisten Männer haben kein Verständniss für ihre Frau oder Kind.

Klopfe dir einmal ganz fest auf die Schulter, denn das was du tust, tust du aus Liebe. Und das ist gut so.

Liebe Grüsse
CHF
Lerana
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von Lerana »

Hallo Pia,

ich freue mich so sehr für dich. Das klingt doch super!!

Eins wolte ich schon viel länger mal sagen (sorry gehört eigentlich nicht in diesen Thread!):
Ich danke dir so sehr für deine ausdauernde, mitfühlende, aufmunternde und hilfreiche Unterstützung in all meinen Threads!!

Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles, alles Gute in der nächsten Zeit und als Frau mit Ring am Finger!!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
pero
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von pero »

@Andreas

>Und wenn sie es nicht begreifen will, bleibt IronMan nur das einzige was meinen Bruder half, ihr ihre "Koffer" vor die Tür stellen.

Glaubst Du wirklich das das irgend jemanden hilft?

Ich glaube Du hast nicht verstanden was eine Depression ist und wie sie einen Menschen verändert...
Wie sprechen hier über eine kranke Frau und Du erwartest überlegtes Verhalten?

Glaubst Du wirklich das das Ironman oder irgend jemand auf diesem Planeten hilft?



pero
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no name
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von no name »

Hallo IronMan,

dass was Andreas schreibt ist in meinen Augen ein völliger Schmarrn!

Ich möchte folgendes, was pero weiter oben geschrieben hat unterstützen:

Du wirst einen Kranken nicht verstehen können, aber das musst Du auch nicht. Daher geht es eigentlich nicht um Verständnis.
Es geht vielmehr darum das der Kranke, also Deine Frau, die Welt nur noch sehr eingeschränkt wahrnimmt...

Ich, als Betroffene, halte es auch für Angehörige und Freunde für äußerst schwierig einen depressiv Erkrankten zu verstehen, bzw. nachfühlen zu können, wie derjenige empfindet.
Diese Erfahrung habe ich zum größten Teil in meinem gesamten sozialen Umfeld gemacht.
Obwohl es sich bei meiner Familie und bei meinen Freunden um Menschen handelt, die sich auch mit der Erkrankung auseinandergesetzt haben.
Meine Kinder haben viele Gespräche mit Ärzten und Psychologen geführt, um mich, bzw. die Erkrankung besser zu verstehen, trotzdem war und ist es immer noch schwierig für sie damit umzugehen. Und das, kann ich nun wiederum sehr gut verstehen!

Bei mir äußern sich depressive Episoden vorwiegend so, dass ich eher still werde, bis hin zur Sprachlosigkeit und durch sozialen Rückzug.
Aggressionen und viel außer Haus gehen, wie bei deiner Frau, kenne ich von mir selbst nicht.
Dahinter stecken jedoch sicher massive Probleme, Sorgen, Ängste etc. und vielleicht ist ja z. B. das Weggehen eine Form von Flucht (wobei ich denke, sie selbst überfordert sich damit).

Nun, schließlich wolltest du ja Tipps, wie du damit umgehen kannst.
Ich würde dir auch raten, dass Gespräch mit ihr zu suchen und ihr deine Grenzen aufzuzeigen.
Situationen in denen sie dich beschimpft würde ich verlassen, in einen anderen Raum gehen.

Unterstützung ist wichtig, d. h. ihr da unter die Arme zu greifen, was sie auf Grund der Erkrankung nicht schafft (Kinder, Haushalt usw.).
Das soll aber auf gar keinen Fall bedeuten, dass du ihr alles voll und ganz abnimmst!
Hier könnte es evtl. hilfreich sein, Dinge mit ihr gemeinsam zu machen und sie, vielleicht erst einmal bei kleineren, überschaubaren Aufgaben zu bestärken, diese alleine wieder zu übernehmen.
Das geht sicher nicht von heute auf morgen, sondern nur Schritt für Schritt.
Fördern und fordern in Maßen, aber dabei nicht überfordern, dass kann auch in einer Depression wichtig sein.

Ausgleich für euch beide schaffen. Das kann ein gemeinsamer Spaziergang, ein schönes Essen, gute Musik hören etc. sein oder einfach schauen, welche gemeinsamen Interessen ihr in der Vergangenheit hattet und ob ihr die, zumindest vereinzelt pflegen könnt.

Trotzdem halte ich es für ratsam, dir Hilfe zu holen, z. B. in einer Angehörigengruppe, da du ja durch die Erkrankung deiner Tochter doppelt belastet bist.
Eigenen Interessen und Hobbies nachzugehen ist wichtig für deine innere Balance.

Mit einer Paartherapie zum jetzigen Zeitpunkt wäre ich ein wenig skeptisch und würde erst einmal zu einer Einzeltherapie für deine Frau raten, da ich glaube, dass sie zuerst ein paar Dinge für sich aufarbeiten, klären muss.
Aber da bin ich nun kein Fachmann, um das beurteilen zu können, was in eurer derzeitigen Situation das richtige ist.

Wie geht es deiner Tochter (die sich ja anscheinend eher in sich zurückzieht) mit Situationen in denen deine Frau dich so beschimpft?
Ich kann mir vorstellen, dass das gar nicht einfach für sie ist.

Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft,

viele Grüße

no name
Andreas01

Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von Andreas01 »

@pero
@no name

wenn hier "Frauen" als leidtragende Angehörige über ähnliche Verhaltensweisen ihrer Männer schreiben, wie sie IronMan von seiner Frau berichtet, wird dasselbe was ich hier dazu schrieb nicht kritisiert.

Kranke Frau hin oder her, keine Krankheit, auch eine Depression, ist eine Rechtfertigung dafür seinen PartnerIn derart zu seinen "Leibeigenen" zu machen wie es sich IronMans Frau erlaubt.

Es ist nicht nur so dass sie ihren Mann das Leben zur Hölle macht, sondern auch das des gemeinsamen Kindes ruiniert

Andreas
pero
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von pero »

@Andreas
Schickst Du auch jemanden mit einem Beinbruch in den Schneesturm?

Eine depressive Person (Mann oder Frau) kann man nicht mit normalen Massstäben messen. Ihr oder sein Verhalten ist eine Folge der Krankheit. Kein Mensch muss sich anschreien lassen, aber ein Rauswurf ist dadurch nicht zu rechtfertigen.

Wenn einer die Wohnung verlassen muss, wäre es da nicht besser das der Gesunde geht? Der hat die Kraft sich neu zu orientieren. Dem Kranken versetzt man damit einen zusätzlichen schweren Schlag.

Ich mache übrigens keinen Unterschied zwischen Männer und Frauen, aber ich akzeptiere das sie jeweils auch ein geschlechtstypisches Verhalten zeigen.

Gruß
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Meggi

Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von Meggi »

Hi,
Wenn mein kranker Mann sich das leisten würde, was diese Frau sich mit ihren Mann erlaubt, würde ich ihn auch sehr nahe legen das er schauen soll sich eine eigene Bleibe zu suchen, dort kann er dann die Wände anbrüllen, oder sonst wen.
Warum sollte denn ausgerechnet ich die ohnehin schon alles andere am Halse hat und die Familie am leben hält wie es IronMan macht, auch noch mein sauer erarbeitetes Heim verlassen um dann selbst vor die Hunde zu gehen und selbst in der Klinik zu landen wo eigentlich der Kranke hin gehört.
Zudem kann es sein dass IronMan`s Frau nicht depressiv ist, sondern krankhaft Dominant, ich kenn diese Krankheit sehr gut von einer früheren Bekannten.
Als diese so wie es Andreas auch sieht, an die Luft gesetzt wurde, bekam sie genug anderes zu tun als ihren Mann runter zu bügeln und sich dabei ihr Kopf automatisch reinigte.

Grüße
Meggi
no name
Beiträge: 425
Registriert: 29. Okt 2008, 11:09

Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von no name »

@Andreas,

ich kann nicht entdecken, an welcher Stelle meines Beitrags du entnimmst, dass ich einen Unterschied zwischen Frau und Mann mache.
Ist ja auch nicht so!

Auch habe ich an keiner Stelle in meinem Posting geschrieben, dass die Depression solche Handlungsweisen rechtfertigt!

@Meggi

IronMan hat sich zu seinem Beitrag Tipps und Feedback gewünscht.
Und er schreibt darin auch, dass er seine Frau liebt.
Ich denke, ihm nahezulegen, seine Frau vor die Tür zu setzen ist nicht im Sinne des Erfinders!

Viele Grüße

no name
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von pero »

Hallo Meggi,
es ist eine Sache eine Trennung vorzuschlagen und eine andere Sache ist es die Koffer vor die Tür zu stellen, also einen (offenbar) Kranken rauszuschmeissen.

Ich halte es auch nicht für sinnvoll Vermutungen über die Ursache der Probleme anzustellen wenn man die Betroffenen nicht kennt.

Ich möchte IronMan und anderen Betroffenen sagen das ich Ihre Situation (ein Stück weit) verstehe.
Auf der einen Seite werden sie angegriffen, auf der anderen Seite fühlen sie sich hilflos und würden auch gerne helfen, wissen aber nicht wie.

Dazu kommt das sie auf einmal ein Verhalten erleben das sie bisher so nicht kennen. Eine Depression verändert das Verhalten des Erkrankten, man könnte fast glauben das man es mit einer unbekannten Person zu tun hat. Das ist eine zusätzliche Verunsicherung.

Da ist es (nach meiner Meinung) wichtig eine gesunde Distanz zu bekommen. Ich glaube es macht keinen Sinn sich auf das Niveau der Kranken zu begeben und blindlings zurückzuschlagen.
Für mich macht es Sinn den Kranken deutlich zu machen das sie Grenzen überschreiten, aber dafür muss ich sie nicht rauswerfen.

In einem anderen Beitrag habe ich geschrieben das man immer mehrere Reaktionsmöglichkeiten hat, das passt hier auch.

Die Situation:
Der Kranke schreit rum und beschuldigt den Partner.

Reaktion 1: Man schreit zurück.

Reaktion 2: Man sagt ruhig: "In diesem Ton rede ich nicht mit Dir" und verlässt den Raum.

Reaktion 3: Man lässt es nicht an sich heran und ignoriert die Vorwürfe.

Letztlich muss jeder den Weg wählen der für ihn/sie der Beste ist, mit dem er am besten klar kommt, der für ihn/sie die geringsten Schmerzen verursacht.
Und wenn das eine Trennung bedeutet, so ist das auch okay. Nur sollte man das ruhig und sachlich durchdenken und eine GEMEINSAME Lösung finden.

Nach meiner Meinung.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
IronMan
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Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von IronMan »

Hallo zusammen,

vielen herzlichen Dank für Euren Rat! Ich schätze es sehr und freue mich sehr über eure rege Beteiligung. Hab ein paar Tipps von euch beherzigt und diese bereits angewandt. Einige davon haben toll funktioniert, andere davon waren wahrscheinlich ihrer Zeit noch voraus (die haben noch nicht so geklappt!) Wahrscheinlich muss sich das alles erst einpendeln, zumal meine Frau, so denke ich - auch selbst erst mal ihre Diagnose verarbeiten muss. Wir vermuten, respektive meine Frau vermutet es schon lange, dass sie "krank" ist, aber ich denke wenn man es diagnostiziert bekommt ist noch mal eine andere Geschichte.

@ Andreas01:
Unter "normalen" Umständen, sprich wenn sie "gesund" wäre, würde ich wahrscheinlich auch so reagieren und mich von ihr trennen. Jedoch habe ich erkannt, dass NICHTS Normal ist - es hat Zeit gebraucht um zu erkennen, dass so wie sie reagiert nichts mit "Normal" zu tun hat, denn ich schick keinen zum Teufel und plane dann weiter in die Zukunft, in die gemeinsame Zukunft.

Ich habe wirklich lange gebraucht, dass zu verstehen und wurde schlussendlich auch durch den Psychiater bestätigt.

@ Meggi:
Ich denke nicht, dass sie krankhaft dominant ist, sondern dass im Prinzip genau das Gegenteil der Fall ist. Ich denke, auf meine laienhafte Art, dass es ein Hilfeschrei ist, sie sich nicht anders artikulieren kann, ihr die Ideen ausgehen, sie mit Biegen und Brechen versucht doch Aufmerksamkeit und in Folge Hilfe zu bekommen.

Für mich ist das natürlich hart und jedesmal super grenzwertig - aber mit euren Tipps "lass Sie - geh raus - kommt wieder, wenn sie sich beruhigt hat!", dass es funktionieren kann. Das ist auch 100%ig im Sinne meiner Kinder, denn dass müssen und dürfen Sie auch nicht sehen. Sie haben leider ohnehin schon zu viel mitbekommen.

Ich habe es mal ausprobiert - ich habe mich überwunden, habe mich ihr wieder genähert, sie in den Arm genommen, sie gestreichelt und versucht ihr Halt zu geben.

Ich glaube Sie hat super viel Angst davor, dass ich wirklich gehen, dass ich sie alleine lasse, dass sie keine Hilfe mehr von mir bekommt. Ich bin mir nicht sicher ob es eine Art der umgekehrten Psychologie ist. Sie sagt zu mir, dass sie glaubt, dass es so und so keinen Sinn mehr zwischen uns hat, dass ich besser hätte ohne Sie.

Ich dementiere Ihre Aussage, bestätige ihr dass es nicht so ist, dass ich sie liebe und zu ihr halte - und man sieht, als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen.

Wir hatten gestern zufälligerweise eine derartige Diskussion, ich teilte ihr mit, was ich fühle, dass es für mich mittlerweile sehr grenzwertig ist und dass mir ab und an zum heulen ist. Ich weiß nicht ob es richtig war, mir hat es auf alle Fälle gut getan, habe aber auch im gleichen Moment gefühlt, dass der Stein der mir von der Seele gefallen ist, wieder auf Sie drauf ist.

Sie hat das Zimmer verlassen, ich hab mich natürlich wieder geärgert über ihre Reaktion, hab mich jedoch nochmals überwunden, bin zu ihr hin - frückte ihr einen Schmatzer auf die Lippen und flüsterte Ihr "Ich Liebe dich".

Es entstand für mich der Eindruck, dass der Stein, der sie aus unserem vorherigen Gespräch getroffen hat, wieder von ihr abgefallen ist. Sie hat bzw. sie lies auch zur späteren Stunde wieder Körpernähe zu, ich nahm sie einfach in den Arm und lies sie einschlafen.

Es ist zum verrückt werden, es ist, als würde ich tagtäglich Achterbahn fahren.

Kann das wirklich so sein, wie ich es beschrieben habe???????

Liebe Grüße IronMan
pero
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Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von pero »

Hallo IronMan,
mich hat Dein letzter Text berührt und ich glaube das Du damit auf dem richtigen Weg bist.
So zeigst Du Deiner Frau das Du sie liebst und auch für sie da bist. Das kann ihr ein Gefühl der Sicherheit geben.
Aber gleichzeitig machst Du Dich auch etwas frei von Schuldgefühlen.
Wie schon gesagt kenne ich das von der anderen Seite.
Ich habe gemerkt das es mir nicht gut geht und habe die Ursache bei anderen, also auch meiner Frau, gesucht. Dadurch das sie mir gezeigt hat das sie mich liebt und auch gesagt hat wie sie unter der Situation leidet, ist es uns gelungen meine Krankheit nicht zwischen uns stehen zu lassen. Dazu hat es eine ganze Reihe von sehr intensiven Gesprächen gebraucht, es war auch ein Lernprozess.
Für mich war das auch ein Grund mir Hilfe zu suchen, leider erst sehr spät, das hätte ich viel früher machen sollen.
Ich glaube es könnte hilfreich sein wenn Deine Frau erkennen und auch für sich annehmen kann, das sie mit ihren Problemen nicht allein da steht. Das es viele Menschen gibt die ähnliches durchgemacht haben und das es dafür auch Lösungen gibt.
Mir haben dabei Bücher geholfen.
z.B.
http://www.amazon.de/Depression-Helfen- ... 407859198/

Oder auch:
http://www.amazon.de/Brief-mein-Leben-E ... 499627019/

Für mich war es ein wichtiger Moment mich in den Fallbeschreibungen wieder zu finden.

Beim 2. Buch war ich vorher sehr skeptisch, aber ich kannte die Gefühle die sie beschreibt, habe sie selbst erlebt.
Das brachte mir Mut und Zuversicht.
Wenn andere das überwinden können, dann kann ich das auch.

Leider ist es ein sehr großes Problem die passende Hilfe zu finden. Einen Termin bei einem Psychiater bekommt man in Monaten, ein freien Platz bei einem Therapeuten ist im Moment nach frühestens 6 Monaten zu bekommen.
Diese Erkenntnis hat mich letztlich vollens aus der Bahn geworfen.
Zum Glück habe ich dann einen Hausarzt gefunden der das notwendige Verständnis aufgebracht hat.
Damit will ich sagen das Ihr jetzt zunächst einen Arzt braucht dem Deine Frau vertraut. Das muss kein Psychiater sein, das kann auch ein Allgemeinmediziner sein. Sie braucht jemanden der sie neutral begleiten und beraten kann.
Ich habe meine AD's (Anti Depressiva) vom Hausarzt bekommen und für mich war das eine echte Hilfe. Dadurch habe ich die Abwärtsbewegung gestoppt und wurde überhaupt erst therapiefähig. AD's können Nebenwirkungen haben. Es ist eine Frage der Abwägung. Bei mir haben in der frühen Phase die positive Wirkung überwogen. Inzwischen ist das anders, aber ich bin immer noch der Meinung das es für mich richtig war AD's zu nehmen. Die können helfen die Zeit bis zur Therapie zu überbrücken.

Dabei kannst Du ihr helfen, WENN SIE ES MÖCHTE (!!!).
z.B. kannst Du bei Therapeuten anrufen und klären wann ein Erstgespräch möglich wäre. Vielleicht gibt es auch eine Selbsthilfegruppe in der Nähe.
Es ist etwas anderes mit anderen Betroffenen zu sprechen als mit "gesunden" Menschen.
Ich glaube es ist für Dich einfacher Informationen zu sammeln und ihr zuzutragen. Allerdings nur wenn sie es auch möchte. Sie bestimmt das Tempo, Du kannst ihr letztlich nur den Rücken freihalten und stärken und Ihr die notwendige Sicherheit geben.
Wobei das auch schon eine ganze Menge ist...

Ich möchte Euch ausdrücklich Mut machen. Es ist ein langer Weg aus dem Tief zu kommen. Aber es ist möglich, es lohnt sich und sie ist dabei nicht allein. Du kannst ihr helfen und ich glaube auch das Du ihr gerne helfen willst.
Wann man als Paar so eine Krise zusammen durchsteht ändert das auch die Beziehung, für mich würde sie dadurch tiefer und intensiver.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
IronMan
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Registriert: 7. Mai 2012, 11:33

Re: GRENZE ERREICHT!? Wo beginnt das Verständnis - wo hört es auf?

Beitrag von IronMan »

@ Pero:
wir haben irgendwie Glück im Unglück! denn sie/wir haben einen Therapeuten gefunden, der aufgrund der Geschichte meiner Frau so beeindruckt war, dass er ihr gleich einen Termin gemacht hat. Ich glaube es hat keine 14 Tage gedauert, bis sie ihr erstes Gespräch hatte!

Nun zeigt sich jedoch ein neues Phänomen - sie versteckt sich hinter der Diagnose des Arztes! Es ist wirklich zum verrückt werden!Ich kann aktuell keine ihrer Aussage richtig deuten - wie hat sie es jetzt nun gemeint - hat sie nun aus ihrem Herzen gesprochen, oder war es die "Krankheit". Es ist jedesmal eine richtige Gradwanderung.

Ich kann beispielsweise einfacher mit der Situation von meiner Tochter umgehen, hier gibt es zwei Zustände (wenn man das so sagen kann/darf "ganz normal" bzw. "Niedergeschlagen" - im Gegenzug bei meiner Frau sind es "ganz normal", "niedergeschlagen", "hoch explosiv"

Was mich brennend interessiert! Erkennt der "Erkrankte" die Unterstützung und das Verständnis irgendwann mal an? Wird es von ihm/ihr realisiert? Schätzt er/sie es? Bekommt man es auch in irgendeiner Form wieder zurück, ausser der Person an sich?

LG IronMan
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