Wie soll ich mich verhalten????

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findikatze
Beiträge: 53
Registriert: 2. Nov 2011, 15:15

Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von findikatze »

Hallo an Alle,
ich will mal kurz erzählen.
Ich hab vor 5 Monaten einen tollen Mann kennegelernt und wir hatten eine wirklich schöne Zeit, machten Zukunftspläne, die eher schwierig sind, da ich alleinerziehend bin und 4 noch relativ kleine Kinder hab und er ebenso Vater von 3 Kindern ist.
Er hatte mir auch erzählt, dass er eine schwierige Kindheit hatte und schon mal eine Depressive Phase durchgemacht hat.

Es ging ihm in letzter Zeit zunehmend schlechter, erklagte über Müdigkeit und Überbelastung und von einem Tag auf den anderen war Funkstille. Er sagte unser Treffen per SMS ab, was ersonst nie tat, ging nicht ans Telefon. Ich war total schockiert. Als ich ihm wiederholt anrief schickte er mir einem SMS, dass er eine depression hätte, erwürde sich melden. So ging das über 3, 4 Wochen.
Vor 2 Wochen rief ich ihn an und er erklärte mir, dass er mit mir jetzt keine Beziehung führen könne, er sei in Behandlung und nehme Medikamente.
Wir sind beide Mediziner und ich weiss, was eine Depression ist, aber diese Kälte und latente Agressivität, die in seinen Worten steckte tut weh und ich möchte ihn nicht verlieren, aber gleichzeitig will ich ihn auch nicht bedrängen. Nur er antwortet auf keine SMS, geht aber arbeiten. Ich frag mich dann schon, ob dass etwas mit mir zutun hat, obwohl er mir das Gegenteil versichert hat.
Zur Zeit setze ich mir immer Fristen, in denen ich mich nicht melden will, klappt auch manchmal. Aber es geht jetzt schon knapp 2 Monate so .
Kann mir jemand einen Tip geben?
Ich danke Euch
Findikatze
wütend

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von wütend »

He Findikatze

Depressiv sein, arbeiten gehen und sich dabei voll auf andere Menschen einstellen müssen und auch noch Kinder versorgen/umsorgen, das sind verdammt hohe Anforderungen, die von jedem Depressiven die allerletzten Kraftreserven beanspruchen würden. Das dein Freund absolut keine Kraft mehr für eine intime Betziehung hat, ist mehr als verständlich. Und das hat höchst warscheinlich nichts mit dir zutun.
MSS
Beiträge: 86
Registriert: 9. Apr 2011, 12:40

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von MSS »

Hallo Findikatze,

ich kann Parson nur zustimmen. Am Anfang fiel es mir auch sehr schwer,das Verhalten meines Partners nachzuvollziehen, doch mittlerweile kann ich ihn viel besser verstehen und weiß auch meistens, was in ihm vorgeht. Dennoch bin auch ich manchmal ratlos und muss mir dann hier im Forum Rat einholen.

Bei depressiven Menschen, ist es so, dass sie sehr viel Kraft für Dinge aufwenden mssen, die für uns alltäglich sind. Ihnen bereiten die kleinsten Tätigkeiten sehr viel Mühe. Manchmal denken sie, dass sie keine Kraft zum Aufstehen haben und wissen nicht, wie sie ihren Alltag bewältigen sollen.

Ich war auch oft sehr traurig, weil ich mich von meinem Partner verstoßen gefühlt habe, bis ich verstanden habe, dass er in so einer Phase seine Gefhle einfach nicht ausdrücken kann, bzw. gar keine hat und eine innere Leere empfindet. Ich dachte immer, wenn es einem schlecht geht, sucht man die Nähe des Partners. Doch das Denken eines Depressiven ist ganz anders, er isoliert sich, will alleine sein, ihm ist alles zu viel. Am Anfang habe ich den Fehler gemacht und ihn bedrängt, weil ich das alles nicht wusste, ich dachte er liebt mich nicht mehr, weil er sich so komisch verhalten hat. Daraufhin hat er dann unsere Beziehung beendet. Heute weiß ich, er konnte in seiner Situation nicht anders handeln. Kurz darauf sind wir dann wieder zusammen gekommen, weil es eine Kurzschlussreaktion von ihm war. Ich habe auch immer um ihn gekämpft und mich immer mehr über diese Krankheit informiert und auch mit ihm darber gesrochen, wenn es ihm wieder besser ging. Wir sind total glücklich. Natrlich kommen diese Phasen immer wieder, doch heute kann ich viel besser damit umgehen. derzeit steckt er auch wieder in einer solchen Phase fest und deswegen hole ich mir auch wieder Rat im Forum. es hilft mir, mich mit anderen Betroffenen darber auszutauschen und gibt mir Kraft.

Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.
Vielleicht können dir die anderen ja auch noch ein paar einblicke in das Gefühlsleben eines depressiven Menschen geben, mir hat das immer sehr geholfen.

LG
findikatze
Beiträge: 53
Registriert: 2. Nov 2011, 15:15

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von findikatze »

Liebe Miss Sunshine, Lieber Parson,
vielen Dank für Eure Antworten,
es natürlich alles schwer nachzuvollziehen und ich finde zwischen einer Beziehung führen und kompletten Kontaktabruch git es ja noch ein Dazwischen . Warum kann er mit anderen reden, arbeiten gehen, aber mit mir nicht kommunizieren. Ich musste ihm quasi alles aus dr Nase ziehen, er reagiert nicht , wenn ich ihm schreibe, hatte sein Telefon ausgestellt. Ich bekam schon Panik, dass er sich etwas angetan hat und hab ihn dann während der Arbeit angerufen, was ich sonst nie gemacht hab.
Er hat mir dann versichert, dass er nicht suizidgefährdet ist und ich war etwas beruhigt.
Ich frag mich aber, wie lange ich das noch aushalte, vielleicht vergisst er mich ja auch, schließlich war ja alles noch recht frisch. Alles geht einem so durch den Kopf.
Wie geht Ihr damit um?
Freu mich auf Antworten
Findikatze
sonenschein1977
Beiträge: 26
Registriert: 28. Okt 2011, 19:14

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von sonenschein1977 »

Hallo Findikatze,

bei mir ist es so ähnlich wie bei Dir.
Wir sind zwar schon 10 Monate zuammen haben aber eine Fernbeziehung geführt und seit genau heute 4 Wochen keinen Kontakt mehr.
Ich habe mir auch schon sehr oft die Frage gestellt was passieren würde wenn er nach wer weiß wieviel Zeit gar keine Beziehung mehr zu mir haben möchte.
Ich hatte viele Schlaflose Nächte und viele Tränenreiche Abende.
Aber ich habe für mich entschieden mich nicht Fremdbestimmen zu lassen.

Klar mache ich mir meine Sorgen um ihn und es vergeht kein Tag an dem ich nicht gefühlte 1000 mal an ihn denke und ich versuche auch die Krankheit und sein Verhalten darauf bezogen zu verstehen.

Nur ich denke ich hab es eh nicht in der Hand.
Wenn es ihm besser geht wird er sich vielleicht an all die schönen Momente die wir erlebt haben erinnern und das Bedürfnis haben mir wieder näher zu sein.
Falls das nicht eintreffen sollte kann ich es nicht ändern.

Klar hoffe ich das es nicht so kommt, aber ich habe zur Zeit keinen Einfluss auf irgendwas, ich kann nur abwarten.

Er reagiert nicht auf sms oder Anrufe.Trotzdem schicke ich regelmäßig eine sms. Also bleibt mir nur zu hoffen und zu warten.
Ich setze mich nur nicht mehr unter Druck, das hat mir nicht gut getan.
Ich muss stark sein für meine Tochter. Mein Leben geht irgendwie weiter.
Und auch wenn ich ihn nicht höre oder sehe so trage ich ihn immer in meinen Gedanken und meinem Herzen.
Ich habe mich entschieden mit ihm diesen Weg zu gehen, auch wenn ich mir manchmal wünsche das es nicht so hart wäre.
Ich warte auf ihn, egal welche Entscheidung er treffen wird.

Eine Freundin hat zu mir gesagt, nutze die Zeit um für dich viele Dinge zu klären und vielleicht auch mit Sachen die Dich belasten aufzuräumen. Und sie hat recht, einen besseren Zeitpunkt gibt es wohl kaum.
Egal wie es kommen wird, diese Zeit kann mich nur reicher machen.

Liebe Grüße
Sabine
findikatze
Beiträge: 53
Registriert: 2. Nov 2011, 15:15

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von findikatze »

Liebe Sabine,
es tut gut , zu lesen, dass es nicht nur mir so geht, aber ich finde, es wird alles so unwirklich, je länger es dauert.
Ich habe nächste Woche einen Termin bei einer Psychologin, um mich mal beraten zu lassen. Vielleicht bringt es etwas.
Ich denke immer, dass ein fast 50jähriger Mann, der selbst Psychologe ist , in der Lage sein sollte, seine Krankheit etwas differenziert zu betrachten. Vielleicht erwarte ich zuviel. Ich habe zwar sehr viel über Depressionen gelesen, aber nachvollziehen kann ich das alles nicht.
Schreib mal, wie es bei Euch weitergeht.
sonenschein1977
Beiträge: 26
Registriert: 28. Okt 2011, 19:14

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von sonenschein1977 »

Hi Findikatze,

ich glaube es ist völlig egal welchem Berufszweig man angehört.
Eine Depression macht einen einfach emotionslos.
Das hat man nicht in der Hand und auch wenn dein Freund selbst aus der Branche kommt ist er ja leider nicht davor geschützt wie man leider sieht, aber er kann sich ja nicht nur weil er sich mit dem Thema auskennt vor den Auswirkungen entziehen.

Ich weiß wie schwer es ist so überhaupt nichts tun zu können und mit seinen eigenen Bedürfnissen ganz weit hinten an zu stehen. Ich glaube das er Dich mit seier Distanz auch nur schützen will.
Gefühle auch wenn er vielleicht immoment nicht so fühlen kann, verschwinden ja nicht einfach, und ganz tief in ihm drin liebt er dich sicher aus ganzem Herzen.
Du kannst ihm warscheinlich nur damit helfen wenn du seinen Rückzug respektierst und anfängst dein Leben trotzallem weiter zu leben.
Schön das Du Dir Hilfe holst.
Als Angehöriger ist man oft mit seinen Gefühlen allein und oftmals wegen der Hilflosigkeit komplett überfordert.
Da kann Dir eine Psychologin sicher gut den Rücken stärken.
Was für mich oft schwer ist, wenn andere Fragen ob ich schon was gehört habe und wielange ich das den noch mitmachen will. Manchmal verunsichert es mich, aber tief in meinem Herzen weiß ich das noch nichts verloren ist.
Ich bin es oft so leid das man nichts bewegen kann und einfach nicht weiß wann der Zustand besser wird.
Naja, und dann kommt ja noch dazu das man nicht so lange zusammen war und die Beziehung noch etwas wackelig ist.
Aber gib die Hoffnung nicht auf.

Letztendlich kann es ja auch passieren das Du irgendwann sagst das Du keine Beziehung mehr mit ihm haben willst, auch Du hast eine Wahl.

Falls sich bei mir etwas tut werde ich Dir berichten, erstmal schicke ich am Wochenende eine sms, das ich noch immer für ihn da bin und ihn liebe.

Fühl Dich gedrückt

Sabine
findikatze
Beiträge: 53
Registriert: 2. Nov 2011, 15:15

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von findikatze »

Liebe Sabine,
Vielen Dank, Du hast ja in allem Recht, da ist nur so eine Wut in mir. Da findet man endlich einen Menschen, dem man sich so verbunden fühlt und dann das!!! In mir ist immer ein Wechselbad der Gefühle, mal vermisse ich ihn fürchterlich( das eigentlich immer) und dann könnte ich ihn zum Teufel schicken, obwohl ich weiß, dass er dafür nichts kann.
Liebe Sabine, ich hoffe, dass Du bald etwas von Ihm hörst und bin froh, hier in diesem Forum auf Verständnis zu stoßen, denn auch mir geht es so, dass mein Umfeld immer wieder auf mich einredet, dass ich die Finger von ihm lassen soll, aber wie? geht nicht wirklich.
Ich freue mich, wieder von Dir zu hören und drück Dich auch fest
Gesine
li-du
Beiträge: 11
Registriert: 14. Nov 2011, 22:27

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von li-du »

Guten Abend an alle, die das jetzt lesen. Ich habe schon ein bisschen in verschiedenen Beiträgen rumgelesen, um die richtige Stelle für meine Frage zu finden.
Ob das nun hier der richtige Platz ist, weiß ich nicht. Aber vielleicht kann mir irgendjemand irgendetwas darauf antworten.

Vor einigen Monaten habe ich einen Mann kennengelernt, den ich sehr mag und den ich gerne wirklich kennenlernen würde. Ich hatte das Gefühl, dass auch er an diesem Kontakt interessiert ist, und konnte deshalb nicht verstehen, warum es so schwierig ist, sich mit ihm zu treffen, warum er sich nicht meldet, warum er bereits getroffenen Verabredungen ersatzlos absagt usw......
Ich hab den Fehler bei mir gesucht und mich gefragt, was ich falsch gemacht habe.
Er hat recht bald gemerkt, dass mich sein Verhalten traurig macht, und mir deshalb in aller Offenheit gesagt, dass er schon seit vielen Jahren an Depressionen leidet, dass ihm Kontakt mit anderen Menschen sehr, sehr schwer fällt (mit Frauen besonders), obwohl er ihn sich eigentlich wünscht.
Ich merkte, dass er sich zwar einerseits gerne mit mir trifft, jede Verabredung aber ein unheimlicher Kraftakt für ihn ist.
Seit einigen Wochen haben wir uns gar nicht mehr gesehen. Zwei Verabredungen wurden abgesagt, die eine fast unter Tränen (es ging ihm nicht gut, aber was geschehen war, durfte ich nicht erfahren), ans Telefon geht er nicht mehr und nimmt mir damit die Möglichkeit, ihn meinerseits zu kontaktieren.
Wieder suche ich den Fehler bei mir, denn ich kann sein Verhalten nicht verstehen.

Beim Lesen der Beiträge dieses Forums habe ich schon begriffen, dass die meisten depressiven Menschen der Auffassung sind, die anderen, die "Normalen" könnten sie so wie so nicht verstehen. Vielleicht ist das so, ich weiß es nicht. Ich suche aber dennoch nach einer Möglichkeit, nach einem wirklichen Kontakt, und ich frage alle, die vielleicht in einer ähnlichen Situation wie ich sind, was ich tun kann. Und außerdem frage ich die, die selbst depressiv sind, was sie sich von mir wünschen würden, wären sie an der Stelle meines Bekannten.

Vielen Dank für Eure Antworten!
wütend

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von wütend »

>>Und außerdem frage ich die, die selbst depressiv sind, was sie sich von mir wünschen würden, wären sie an der Stelle meines Bekannten.<<

He mmelanie, als Betroffene ich würde mir wünschen, das Du den Rückzug respektierst. Und höchstens 1 mal die woche eine liebe Nachricht schickst, ohne eine Antwort zu erwarten.

Als Angehörige eines Depressiven weis das ich jeden Druck auf den Betrofenen vermeiden muss, wenn ich ihn nicht noch weiter von mir weg scheuchen will. Kontakt aufnahmen meinerseits sind Druck, Duck mit mir zu komunizieren.
Horatio
Beiträge: 10
Registriert: 9. Okt 2011, 17:33

Re: Wie soll ich mich verhalten????

Beitrag von Horatio »

Hallo an alle Angehörigen aber auch an alle Betroffenen,

Ich habe eine Stieftochter (21 Jahre), die z.Zt eine mittelschwere Depression durchlebt. Seit 2einhalb Jahren sitzt sie in ihrem Zimmer und hängt ihren Gedankenkarussellen nach. Als Angehörige (aber auch mittlerweile als Betroffener) beobachte ich ihr Verhalten. Ich selbst verstehe meine Stieftochter auf einer Art. Jedoch kann ich nicht verstehen, warum sie an ihrer bisherigen Tagesstruktur nichts ändert; obwohl sie seit 18 Monaten in professionell therapeutischer Behandlung ist. Sie geht auch alle 2 Wochen regelmäßig zu den therapeutischen Gesprächen. Aber ich habe den Eindruck, wenn sie von den Gesprächen zurückkehrt, macht sie sich zwar ihre Gedanken, aber nichts verändert sich bei ihr. Sie wartet auf den nächsten Termin und setzt ihre gewohnte Tagesstruktur fort (wartet auf ihren Freund; schläft bis mittags; holt ihr Essen aus der Küche und verzieht sich wieder in ihre Zimmer.) Sie nimmt selten am Familienleben teil. Meine Frau weiss auch nicht mehr weiter. Ich genau so wenig. Für mich habe ich entschieden, keine Fragen zu stellen, sondern auf mich selbst aufzupassen. Mit dem Slogan: Hauptsache mir geht es momentan gut und ich tue was gegen meine Depression. Meine Stieftochter ist für sich selbst verantwortlich. Es ist aber für mich schwer als Angehöriger u. gleichzeitig als Betroffener, etwas versuchen für die gesamte Familie etwas zu bewegen. Wie seht ihr dass als Angehörige oder gar als Betroffene.
Für Antworten bedanke ich mich jetzt schon.
Gruss Horatio.
Gruss Horatio
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