Umgang mit depressivem Mann?

Analena
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Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Hallo zusammen,

ich bin völlig ratlos - vielleicht kann mir hier jemand mit einem konkreten Tipp weiterhelfen? Vielleicht sogar ein Mann, der depressiv ist/war?
Bei mir geht es um meinen Partner/ Freund.
Wir sind jetzt seit zwei Jahren zusammen und wir waren eigentlich immer sehr glücklich zusammen.
Von Anfang an ist mir aufgefallen, was für ein hochsensibler Typ er ist, oft auch erschöpft immer mit einer Neigung zu Wutausbrüchen, wegrennen im Streit dann Handy ausschalten und für Stunden nicht erreichbar sein, bis sich er sich dann halbwegs wieder beruhigt hatte.
Er hat einen sehr dominanten, patriarchalischen Vater, der ständig meint, sich überall in sein Leben bewertend einmischen zu müssen. Sein Vater und seine Stiefmutter haben mich abgelehnt, was ihn tief getroffen hat (zumal sein Vater keine seiner voherigen Partnerinnen gut fand). Das kam über den Jahreswechsel ans Licht. Was folgte war zunächst ein Kontaktabbruch für zwei Monate seines Vaters mit ihm und dann eine Wiederaufnahme, nachdem mein Partner ihm schrieb, wie glücklich er mit mir sei. Allerdings mit viel Vorleistung durch meinen Partner und mich - d.h. wir haben uns sehr bemüht, die Wogen wieder zu glätten.
In den letzten vier Monaten hat sich mein Partner dann aber immer mehr von mir zurückgezogen, er hat auch kaum jemanden mit dem er darüber spricht, wurde extrem aggressiv mir gegenüber, war oft müde und erschöpft, trotzdem ständig unterwegs und ist wegen jeder Kleinigkeit sofort ausgeflippt.
Man muss dazu sagen, dass ich zudem einen neuen Job angefangen habe und das letzte Jahr soviel gerarbeitet habe, dass ich kein anderes Thema mehr hatte und ich natürlich damit auch für ihn viel weniger Zeit hatte. Das hat er mir auch oft gesagt, aber ich habe es erst jetzt kapiert, wie groß mein Beitrag war. Ich mache arbeite jetzt mit Therapie und Anti-Stress Training daran, dass mein Job nicht mehr so wichtig wird. Ich denke, dieser Belastungsfaktor war hoch für die Beziehung, aber ich denke nicht, so wie er es darstellt, der ausschlaggebende Grund für ein "Scheitern".
Nun aber zurück zu ihm:
Auch wenn er von seinem Vater eigentlich zuletzt massiv eingefordert hat, mich zu akzeptieren (wie er das (O-Ton) "noch bei keiner Partnerin getan hat") und der sich nun tatsächlich langsam auf mich zu bewegt hat,inklusive seiner Stiefmutter (zur biologischen Mutter hat er aufgrund der tragischen Familiengeschichte keinen Kontakt mehr), und sich damit eigentlich die Situation wieder entspannt hatte zuletzt (sein Rückzug verlief also parallel dazu, dass er von seinem Vater und Stiefmutter Akzeptanz zu für mich einforderte)kam er vor drei Wochen nachdem wir ein Wochenende getrennt verbracht hatten nach Hause und meinte, dass er mir nicht mehr sicher sagen könne, ob er mich noch liebe, dass er mich nicht vermisst hätte.
Einige tage davor gestand er mir noch seine Liebe und sprach mir auf die Mailbox, als ich beruflich weg war, dass ich an seiner Seite unersetzbar wäre und dass, er mich so vermissen würde.
Darauf folgte die absolute Hölle, er wollte nur noch Abstand von mir, schlief auf meine Bitte im Gästezimmer, ließ kaum noch Berührungen zu, dreht Ereignisse, die er einstmals als sehr positiv bewertet hatte und meinte, dass man schon damals gesehen hätte, dass wir als Partner einfach nicht harmoniert hätten.
Er bat mich per Email auszuziehen (aus der gemeinsamen Whg.) woruaf ich zusammenbrach und mich eine Kollegin zum Arzt brachte. Er wusste um diesen Zusammenbruch - kein Anzeichen der Anteilnahme. Stattdessen kam er ewig spät nach Hause, saß auf dem Balkon mitten in der Nacht, rauchte pötzlich und trank Wein. Danach saß er in seinem Zimmer und schrieb in sein tagebuch.
Wir fuhren getrennt in den Urlaub, weil er das so wollte. Ich kam vor ihm zurück und bin kaum war ich wieder da zusammengeklappt unter der seelischen Belastung, nicht zu wissen, warum der Mensch, den ich liebe, sich so sehr verändert hat. Ich bat eine Freundin, mich in die Psychatrie zu bringen, einfach weil ich nicht mehr schlief, nicht mehr essen konnte, einfach nciht mehr ein noch aus wusste. Sie diagnostizierten bei mir mittelschwere depressive Episoden, ich nehme nun Antidepressive und es geht mir schon besser. ich bin jetzt vor einer Woche aus der Klinik zurück gekommen.
Heute kommt er wieder aus seinem Urlaub zurück (er war u.a. eine Woche bei seinem Vater und Stiefmutter!)- er rief mich schon an und wollte wissen, wann ich denn nun ausziehe und war wieder total aggressiv und wollte alles am Handy klären. Ich bat ihn alles in Ruhe dann vor Ort zu besprechen, wenn er wieder da wäre und wies ihn auch darauf hin, dass er nie ausgesproche hätte,dass es aus sei zwischen uns. Worauf er heftig meinte: "Nur dass eines klar sei, es gibt keinen Weg zurück mehr."
Gleichzeitig meinte zu Freunden, er wollte nie Schluss machen, nur dass wir getrennt in Urlaub fahren, aber forderte mich schon vor dem Urlaub auf auszuziehen. Seine Aussagen widersprechen sich alle und ich habe richtig Angst vor dem einstmals sehr sanften und liebevollen Menschen, der nun mit Worten so gewaltig geworden ist.
Er erscheint mir völlig erkaltet - als ich in der Klinik war, ließ ich ihn das wissen, via Nachricht auf seiner Mailbox. Ich bekam NULL Reaktion - das hat mich dann in der Tat nachdenklich gemacht, so sehr, dass ich mittlerweile glaube, dass er eine massive Männerdepression hat.
Er wird mich wenn er zurück kommt versuchen festzunageln, wann ich ausziehe. Es ist kein Dialog mehr mit ihm möglich. Gleichzeitig ist er extrem wechselhaft - gegenüber der Frau seines Bruders war er wieder total nett und tat entspannt und hat ihr erzählt, es wäre schon das ganze letzte halbe Jahr nicht gut gelaufen. Was einfach nicht stimmt, denn immer wieder war es sehr schön und noch im Februar wollte er mich noch dieses Jahr hinter dem Rücken seiner Eltern heiraten.
Wie soll ich mit ihm umgehen? Ich denke das einzig richtige ist, völlig cool zu sein (sich auf keine Diskussuion einzulassen), denn das erwartet er nicht. Er erwartet, dass ich mit ihm diskutiere und er wieder einen Beweis hat, dass es einfach nicht mehr zwischen uns funktioniert. Dabei provoziert er jede Eskalation.
Ich weiß, er muss selbst merken, dass er ein Problem hat. Ich kann nichts anderes tun, als auf mich aufpassen und mich schützen - aber wie, wenn wir gemeinsam in der Whg. sind? Wie soll ich auf ihn reagieren? Gibt es hier jemanden,der mir etwas raten kann?
Ich mache in jedem Fall meine Therapie weiter und suche auch gerade nach einer Selbsthilfegruppe.
Ich habe einfach das Gefühl, er fährt gerade diese Beziehung an die Wand und weiß einfach nicht mehr, was er tut.
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von wennfrid »

Hi Analena
Erstmal willkommen !
Dein Mann scheint durch seine Kindheit, durch seinen dominanten Vater sehr geprägt. Vermutlich wurde er nie so akzeptiert, wie er halt ist, mit seinen guten Eigenschaften und weniger guten Eigenschaften. Durch die Prägung väterlicherseits, konnte er seine eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen und seine Persönlichkeit mußte darunter leiden. Ein Auf und Ab, von himmelhochjauchzend bis zu trodebetrübt, die Gefühle fahren Achterbahn. Jeder Mensch nimmt die Bewertungen, die er in der Kindheit erfährt, als wahr an. In diesem Alter ist eine Überprüfung ja nicht möglich. Im Erwachsenenalter fällt man immer wieder auf diese Grundbewertungen zurück. Dadurch wird jede Beziehung schwierig. Dieses Verhalten kann nicht mehr ausgeschaltet werden, eine Beeinflußung ist aber immer wieder möglich. Eine Abhilfe wäre die Distanzierung von seinem Vater. (so gut wie möglich) Durch Fachbücher kann man die Bildung der Persönlichkeit lernen und verstehen. Ein ehrlicher Dialog, was die Beziehung betrifft, muß eingehalten werden. Eine Denkstruktur, mit dem Denken und Sein zufrieden sein und trotzdem immer auf Verbesserungen achten und annehmen.
Übrigens, ich bin männlich, 56 Jahre und habe ähnliches erleben müssen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Lieber Fridolin,

hab vielen Dank für deine liebe Rückmeldung.
Aus dir spricht die Lebenserfahrung, die meinem Ex-Partner leider noch völlig fehlt. Ich bin 30 und mein Partner ist 32.
Ich kann mir seine plötzliche Abwendung von mir einfach nicht anders erklären, als, dass er den Konflikt mit dem Vater einfach nicht mehr ausgehalten hat und, dass es dann eben einfacher war mich zu "löschen" (ich fühle mich als würde er einfach auf die "delete" Taste drücken), als den grundätzlichen Konflikt mit seinem Vater anzugehen.
Der besorgt ihm seine Jobs, den fragt er um Rat, was jede berufliche Orientierung angeht, aber eigentlich träumt er von einem freieren Arbeiten, von Elternzeit nehmen etc. - also von einem ganz anderen Lebensmodell.

Darf ich fragen, ob du selbst von Depressionen betroffen warst/ bist?

Ich weiß nicht, ob es sich bei ihm um eine sog. "Männerdepression" (http://www.depression.ch/de/formen/maen ... ession.php) handelt, aber seine extrem aggressive Art gegen mich, diese Erschöpfung (nicht aus dem Bett kommen und dennoch jeden Abend unterwegs und viel Sport treiben und das seit Wochen), dieser emotionale Rückzug in den letzten Wochen ("ich will einfach nur noch meine Ruhe") und Monaten unterbrochen von Phasen, in denen er geradezu überschwänglich und voller Liebe zu mir war, und die Tatsache, dass er auch nur die Fehler bei mir sieht - das alles zusammen genommen kann ich mir nicht anders erklären.
Sein Vater erwartet von ihm nur Leistung, Leistung. Psychische Probleme sind in dieser Familie kein Thema - es wird völlig tabuisiert, warum seine biolog. Mutter Alkoholikerin geworden ist und schließlich die Familie verlassen hat (das ist die Version des Vaters, die der Mutter kennt keiner). Nur noch ein Sohn hat gegen den Willen seines Vaters Kontakt zur Mutter aufgenommen.

Heute morgen sind wir uns nach drei Wochen wieder begegnet notgedrungen in der noch gemeinsamen Wohnung.
Er hat mir vor kurzem mal gesagt, dass mein Job genauso wenig zwischen uns stehen dürfe, wie seine Familie. Darauf habe ich mich dann bezogen und ihm gesagt, dass ich an meinem Teil angefangen habe zu arbeiten.
Er war total arrogant, überheblich und eiskalt. Ich konnte dann nicht mehr. Seine coole Art hat mich so wütend gemacht, habe ihm vorgeworfen, dass er über seinen Anteil nicht nachdenkt, dann meinte er nur total überheblich, dass er da vielleicht noch in den nächsten Monaten drauf kommen werde.
Ich habe ihm auch an den Kopf geworfen, dass sein Vater sein ganzes Leben bestimmen würde und, dass er wenn er sich davon nicht emanzipieren würde, er mit keiner Partnerin glücklich werden würde und mit seinem ganzen Leben nicht.
Er lächelte mich nur überheblich an und meinte dann noch später "Nicht jeder muss eine Therapie machen" - nach dem Motto, ich habe die Lage im Griff.

Ich bin nur noch fassungslos, traurig, entsetzt, frage mich, ob ich mich eifach so geirrt habe in ihm, den ich auch als extrem liebevollen, sensiblen, romantischen, sehr weichen, von Kindern mit mir träumenden Mann erlebt habe, der noch vor einem Monat mit mir nach Verlobungsringen schauen wollte und noch vor wenigen Monaten in diesem Frühjahr sogar hinter dem Rücken seiner Eltern heiraten wollte.

Er hat mit mir von einem anderen Leben geträumt, auch von einer anderen beruflichen Laufbahn, eine, wie sein Vater sie sich nicht für sich vorstellte.

Heute morgen habe ich einen anderen Mann gesehen, einer der eine Mauer gezogen hat, die ich, die keiner außer ihm einreissen kann.

Er tut als hätte kein Problem, als hätte nur ich es und doch hatte ich heute morgen das Gefühl, dass er eigentlich erstaunt war, dass er kein "psychisches Wrack" vorgefunden hat, sondern eine Frau, die ihm gesagt hat, was sie denkt. Ich denke er hatte das erwartet, nachdem er gehört hat, das ich in der Klinik war.

Er besteht auf der Trennung und dem Auszug (er oder ich) und ich sehe auch keinen Sinn mehr, denn er scheint, überhaupt nicht zu begreifen, dass ER ein Problem hat. Er sucht alle Schuld bei mir.
Er rennt weg, ist wieder jeden Abend unterwegs bis tief in die Nacht, trinkt mehr als sonst.

Ich wäre den steinigen Weg mit ihm gegangen, aber mit jemanden, der eine Eiswand um sich gezogen hat, alles an unserer Beziehung nur noch schlecht redet (für die er wie gesagt noch an Ostern von seinem Vater massiv Akzeptanz eingefordert hat) - wie soll das gehen?
Ich habe ihm gesagt, dass sein Vater ihn nie ernst nehmen wird, so wie er sich verhält. An Ostern Akzeptanz für die Bez. von ihm fordern und an Pfingsten die Bez. beenden und dann noch zu Papa im Urlaub fahren.
Als ich letzteres zu ihm gesagt habe, hat er kurz reagiert, war erstaunt,dass ich das wusste. Es war ihm unangenehm. Das habe ich deutlich gemerkt.

Ich glaube er hat an Weihnachten den Aufstand gegen seinen Vater geprobt und er hat nicht die Kraft sich gegen ihn durch zu setzen und damit sein eigenes Leben aufzubauen. Er hat dem Druck zwischen den zwei Polen seines Lebens zu stehen, mir und seinem Vater, einfach nicht standgehalten. Es ist unendlich schwerer, mit dem Vater und der ganzen Familiengeschichte einmal ins Gericht zu gehen und mit der Bedeutung für das eigene Leben, als einfach die Partnerin von heute auf morgen einfach mit einer unglaublichen Aggressivität wegzuschieben.

Ist er krank? Oder habe ich mich so getäuscht in ihm? Er ist ein anderer Mensch geworden.

Ich weiß es nicht. Ich suche eine Erklärung....und werde wohl eine neue Wohnung suchen, denn es scheint aussichtslos...

Bitte entschuldige meine wahrscheinlich etwas konfuse Darstellung, aber ich bin so verwirrt, verletzt und enttäuscht von ihm.

Viele Grüße
Analena
Taurus
Beiträge: 13
Registriert: 25. Nov 2009, 07:28

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Taurus »

Hallo Analena,

aus Deiner Geschichte kann ich einige Übereinstimmungen zu meiner ableiten. Bei mir haben sich auch die lieben Schwiegereltern massiv eingemischt. Als Höhepunkt war die Einweisung meiner Frau in die Klinik – sie hatte den Gedanken an Suizid sehr genau und detailliert formuliert. Es gab für den behandelnden Arzt damals keine andere Möglichkeit. Als Schuldigen, der für die Klinikeinweisung verantwortlich ist, haben die dann mich ausgeguckt und heute wird das auch so kommuniziert.

Die beiden Töchter wurden bis vor wenigen Wochen von diesen „Großeltern“ mit Nachrichten, Telefonaten usw. regelrecht bombardiert. Warum sie, mich den bösen Menschen, nicht verlassen wollen und sie könnten doch bei „ihrer Familie“ leben.
Es kam wie kommen musste, die beiden haben den Kontakt abgebrochen und wollen mit diesem Teil der Familie nie wieder einen Kontakt. Meine Frau steht so unter dem Einfluss ihrer Familie, dass sie nun noch weiter unten ist als jemals zuvor.

Ich kann Dir aus eigener Erfahrung nur raten die Ruhe zu bewahren. Klingt einfach ist es aber nicht. Während dieser Zeit hatte ich auch Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten usw. Gleich am ersten Tag dieser Krise haben meine beiden Mädels und ich gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Was können wir per sofort ändern – Mutter / Ehefrau weg und sie will auch keinen Kontakt mehr. Genau wie bei Dir hat sie eine unüberwindbare Mauer um sich hochgezogen. Das einzige Tor, welches nach innen führt wurde verschlossen und der Schlüssel versteckt.

Aber wir haben intuitiv das gemacht, was uns gut tut. So haben wir z.B. die gesamte Wohnung renoviert, obwohl es nicht notwendig war. Wir haben uns nur um uns gekümmert, denn sie (Mutter / Ehefrau) war und ist in ihrem Gefängnis.

Außerdem habe ich mir einige Bücher besorgt, die das Thema Depressionen für Laien verständlich machen und ich habe mir einige Bücher gekauft die nur mir dienen. Ich möchte hier keine Titel nennen, aber es sind Bücher die das eigene Glück / Wohlbefinden / Motivation betrachten. Mit dem Wissen über die Krankheit und eine Veränderung der Sichtweise auf meine eigenen Bedürfnisse geht es mir gut.

Vor etwa einer Woche hat sich meine Frau von sich aus gemeldet. Ich war echt total perplex und fand hier in diesem Forum kompetente Tipps. Nach der ersten „Aufregung“ habe ich mich wieder auf meine innere Ruhe konzentriert. War nicht gleich umsetzbar. Du kannst Deinem geliebten Partner nur helfen, wenn Du Dich selbst liebst und mit Dir im Reinen bist. So etwa ist meine Lebenseinstellung.

Heute nach fast 9 Monaten tut sich bei meiner Frau etwas – die Distanz zu mir und den beiden Töchtern, die seit 4 Monaten keinen persönlichen Kontakt zu ihrer Mutter mehr haben, hat wohl etwas bewirkt.

Analena, Du bist auf dem richtigen Weg. Im Gegensatz zu Deinem Partner / Freund hast Du Dich mit der ganzen Thematik beschäftigt. Ich glaube, dass jeder Angehörige eines Betroffenen in eine Situation gerät, die dann zunächst nicht mehr steuerbar ist. Aber von dem Zeitpunkt an, wo Du das „Ruder“ in die Hand nimmst und es nach Möglichkeit nicht mehr aus der Hand gibst, hast Du eine gute Chance. Nach der ersten Kontaktaufnahme durch meine Frau habe ich es nur für einen kurzen Augenblick zugelassen und hatte dann anschließend meine Mühe das Steuer wieder zu übernehmen. Es fiel mir zwar nicht so schwer wie am Anfang, aber es hat mich gelehrt weiterhin auf mich zu achten.

Du kannst Deinem Partner nur so helfen indem es Dir gut geht. Er ist für sich selbst verantwortlich und im Moment, so wie es scheint, lässt er auch keine andere Sichtweise zu. Genau wie bei meiner Frau, die auch davon überzeugt ist, dass es ihr gut geht. Nach meinem letzten Informationsstand nimmt sie morgens und abends ein AD. Die Realität sieht da ganz anders aus, nach dem Telefonat mit ihr konnte ich feststellen, dass es ihr schlecht geht. Aber die Fassade / Mauer bekommt langsam Risse. Was die Zukunft bringt wird sich zeigen.

Wichtig ist, ich / wir haben die Distanz respektiert und uns nicht aktiv gemeldet. Das Verhältnis zu den Schwiegereltern / Großeltern tangiert uns überhaupt nicht mehr. Heute sind die uns so egal – wir brauchen die nicht um glücklich und zufrieden zu sein. Wir haben einige der Umstände, die durch ihre Eltern erzeugt wurden aufgezeigt. Sie will es nicht verstehen, das wäre ein weiteres Eingeständnis, zu dem sie überhaupt nicht bereit ist. Ich kann mir vorstellen, dass Dein Partner das auch so sieht.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Energie

LG

Taurus
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von wennfrid »

Hi Analena
Erstmal ein Danke für deine Rückmeldung.
Ich bin endogen Depressiv, vermutlich durch Vererbung und ein aufwachsen in einer destruktive Herkunftsfamilie.
Lange Zeit versuchte ich alles mögliche, die Depression aus meinem Leben zu verbannen. Ich war davon überzeugt, daß die meisten Probleme von meiner Herkunftsfamilie kamen. Erst in einer stationären Therapie wurde mir klar, daß ich mich für Ereignisse, die in der Vergangenheit waren und nicht mehr zu ändern sind, mich in der Gegenwart und in der Zukunft selbst bestrafte. Diese Erkenntnis und noch viele anderen, nahm ich erst als real an, nach dem ich vieles andere ohne das gewünschte Ergebnis, ausprobierte.
Heute ist mir klar, wie wichtig es ist, den Nächsten so zu nehmen, wie er ist. Ich beachte die Kleinigkeiten des Lebens und bin davon überzeugt, daß die Zufriedenheit nicht von materiellen Dingen abhängig ist.
Diese Erkenntnisse sind Lernphasen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Lieber Fridolin, lieber Taurus,

vielen Dank für eure Rückmeldungen, tröstenden Worte und persönlichen Berichte.

Mein Ex-Partner, wie ich nun ja wohl sagen muss, rief mich dann heute morgen an, als ich ihm eine kurze, sehr nüchterne mail schrieb, dass ich dann ausziehen würde.
Er war plötzlich wieder sehr nett, fast schon liebvoll und meinte nur, er wolle keinen Rosenkrieg jetzt. Wir hätten uns auch nicht wegen seines Vaters getrennt,sondern einfach weil wir soviel gestritten hätten in letzter Zeit und, dass er im Moment einfach am liebsten alleine leben möchte.
Er meinte dann nur "Es wird heilen", als meine Verzweiflung spürte.

@Taurus, ich glaube du hast recht, dass eben diese Mauer dann Risse bekäme, wenn er sich eingestehen würde,dass unsere Konflikte nur das waren, was sichtbar wurde. Worum es eigentlich ging ist, dass er sich verändert hat und sein Vater und seine Stiefmutter seinen Lebensweg ablehnen. Ich bin doch nur ein Ausdruck dieses Weges, eine Entscheidung, die er auf diesem Weg getroffen hat.
Wenn er diese Mauer Risse bekäme würde vermutlich sein ganzes Leben zusammen brechen. Ich denke, das spürt er.

Ich habe ihm einen langen Brief geschrieben. Vielleicht liest er ihn ja. Er meinte, es gäbe kein zurück mehr...

Ich bin einfach nur unendlich traurig und versuche nun irgendwie den Kopf über Wasser zu halten.

Ich denke, solange er nicht begreift, wie tief das Problem liegt, so lange wird kein Weg zu mir zurück führen.

Ich werde sicher sehr lange brauchen, um damit klar zu kommen.

Viele Grüße auch euch alles Gute und viel Kraft!
Analena
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Hallo Taurus, hallo Fridolin,

ich bin ja keine Fachfrau, aber ich habe nun schon einiges zum Thema Depression gelesen und ihr ja sicher auch, darf ich euch mal nach eurer Meinung fragen: Hört sich das für euch auch nach einer Depression an? Oder täusche ich mich vielleicht...

Eure Einschätzung würde mich interessieren.

Viele Grüße und einen schönen Abend euch!
Analena
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Analena,
ich bin weder Taurus noch Fridolin, sondern eine Angehörige die lange Erfahrung mit ihrem depressiven Partner hat.

Du bist in einer schwierigen Situation und fühlst Dich bestimmt einfach fallengelassen und völlig unverstanden.
Ich habe mit meinem Partner ähnliches durchgemacht, ich war an allem schuld, die Probleme in der Partnerschaft resultierten nur aus meinem Fehlverhalten etc.
Das schlimme an der ganzen Geschichte war letztendlich, dass ich es hinterher teilweise dann auch noch geglaubt habe. Es gehören immer zwei dazu, wenn es nicht so gut läuft, aber ich selbst dachte hinterher wirklich auch, dass es nur an mir liegt und habe mich verdreht und Dinge getan, die eigentlich gar nicht zu mir passten.

Insofern glaube ich sogar, dass Du momentan in einer guten Position bist. Du kannst Dich wieder fangen, Dein Selbstvertrauen langsam wieder aufbauen und es ist absolut richtig, dass Du Deinem (momentanen) Ex-Partner die Schranken aufzeigst. Leider ist es bei etlichen Männern so, dass sie ziemlich agressiv werden und die Schuld an allem bei anderen und nie bei sich suchen.
Wenn sie allein sind, dann wissen sie sehr wohl, dass es bei ihnen an vielem hapert, aber das zuzugeben das dauert oft sehr lange. Bei meinem LG hat es bestimmt über ein Jahr gedauert. Es war eine absolute Horrorzeit und das bleibt Dir ja zum Glück nun erstmal erspart.

Versuch in der nächsten Zeit Dein Ding zu machen, es wird bestimmt noch sehr lange dauern (vielleicht sogar Jahre oder ein Leben lang) bis er all seine Probleme aufgearbeitet hat.

Du selbst solltest daran denken, dass auch Dein Leben weiterläuft und für Dich auch jeder Tag zählt. Momentan kannst Du leider gar nichts tun, außer für Dich selbst zu sorgen und die Zeit wird den Rest zeigen.

Vielleicht spielt Dein Ex-Partner mal wieder eine sehr wichtige Rolle in Deinem Leben, vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall würdest Du bestimmt untergehen, wenn ihr in dieser Situation noch weiter zusammenleben würdet.

Es ist momentan gut so wie es ist und ich kann Dir nur raten Dich zurückzuziehen. Je mehr Ruhe und Zeit Du ihm gönnst, desto größer ist die Chance, dass sich etwas bewegt. Wie es ausgehen wird, wird sich zeigen ...
Mach Dich nicht abhängig von seinen Entscheidungen, sondern entscheide auch Du selbstständig was für Dich gut ist und was nicht, faule Kompromisse fügen nur Schaden zu ...

Liebe mitfühlende Grüße
die Koboldin
Love it, leave it or change it!
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Liebe Koboldin,

hab vielen Dank für die mitfühlende Antwort. Ehrlich gesagt hilft mir das Forum gerade total, denn ich fühle mich so machtlos.
Ich sehe, dass es ihm schlecht geht, dass er sich bemüht die Fassade aufrecht zu erhalten, aber immer wieder bricht diese auch ein.
Dann ist er plötzlich wieder mitfühlend, nimmt mich in den Arm, wenn er sieht, dass ich weine und unsere Lieblingsmusik höre, sagt mir, dass alles gut wird.
Ich meine, ich bin mir ja noch nicht mal sicher, dass ich mit meiner "Diagnose" Depression richtig liege, aber ich finde keine andere Erklärung.
Ich habe immer wieder vermutet, dass er vielleicht eine andere Frau hat, konnte es mir aber nicht richtig vorstellen, da ich weiß, wie sehr er mich geliebt hat und irgendwie erschien er mir hierfür auch viel zu kraftlos.

Dann hatte ich genau wie du, Koboldin, die Phase der Selbstvorwürfe, die schließlich damit endete, dass ich zusammenbrach und mich in die Klinik bringen ließ.
Ich habe irgendwo auch von dem Begriff "Co-Abhängigkeit" gelesen - ehrlich gesagt glaube ich (auch wenn ich lese, was ich die letzten Monate so für mich aufgeschrieben habe), dass meine depressiven Episoden eine Reaktion auf seine war.
Denn ich bin so eigentlich gar nicht. Habe mit meiner Familie auch Dramen erlebt (auch keinen Kontakt mehr zur Mutter, die vermutlich auch schwer depressiv wurde und mein Vater wollte das viele Jahre nicht wahrhaben), aber habe viel mit meinem Vater darüber gesprochen, eine Therapie gemacht und bin eigentlich ein sehr lebensfroher, positiver und anpackender Mensch.
Wie mein (Ex)-Partner sagt: "Eine starke Frau". Aber auch mich haben die letzten Monate einfach umgehauen. Habe ständig geweint und mich einsam gefühlt. Hatte das Gefühl, dass er jede Kleinigkeit sofort falsch verstand und aufbrausend reagiert hat.

Er hatte auch vor ein paar Jahren einen schweren Tinnitus, als er direkt nach dem Studium weiter jobben musste, keine Pause machen konnte. Überhaupt hat er wenig Pausen in seinem Leben machen können, wenig Ruhephasen, Phasen der Erholung gehabt, hat sich auch viel zugemutet.
Dann ist ist er 2008 in einer Diskussion, die wir hatten, total aufbrausend geworden und umgekippt. Im Krankenhaus haben sie nichts gefunden. Sein Vater hat nur mit Unverständnis reagiert, wie man sich denn dann so lange krankschreiben lassen könne.
Ich denke, das sind alles Wunden, die bei ihm nicht verheilt sind und die nicht verheilen können, wenn er sie nicht zulässt.

Wie war denn dein Partner? Kannst du das vielleicht einmal etwas beschreiben?

Wie bist du denn damit umgegangen? Ich meine ganz lebenspraktisch?

Ich habe das Gefühl, dass er einfach auch niemanden hat, mit dem er reden kann, bei dem die Fassade mal richtig einbrechen kann. Die wenigen guten Freunde, die er hat, die leben weiter weg und die haben ihn ja schon seit Jahren nicht mehr im täglichen Leben erlebt.
Ich bin die Einzige, die so nah an ihm dran ist. Ich fühle daher auch eine gewisse Verantwortung, das zu tun, was mir möglich ist und was er zulässt.
Er ist nach wie vor jeden Abend ewig lange unterwegs, stürzt jeden Morgen wieder aus dem Haus. Aber er ist jetzt immerhin nicht mehr aggressiv, sonder ruhiger und auch nicht mehr so abweisend zu mir.

Ich habe gelesen, dass eine Paartherapie manchmal die Möglichkeit ist, einem depressiven Menschen, der Angst hat vor einer Therapie für die eigenen Probleme, eine Brücke zu bauen.
Habe ihm das daher vorgeschlagen als "Prozess des Abschiednehmens" und ihm gesagt, dass das für mich wäre, nicht für ihn. Damit er nicht Panik bekommt, sondern sich eher in der Helferrolle fühlt.
Er hat immerhin nicht gleich abgelehnt, will es sich überlegen.

Wie du/ ihr seht: Ich schwanke zwischen dem "mich einfach um mich kümmern" und dem ihm irgendwie noch helfen wollen.
Aber das geht hier wahrscheinlich allen so.

Herzliche Grüße
Analena
Taurus
Beiträge: 13
Registriert: 25. Nov 2009, 07:28

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Taurus »

Hallo Analena,

auch ich kann mich nicht als Fachmann bezeichnen. Meine Erfahrung habe ich als Angehöriger gesammelt. Nach Deiner Schilderung könnte Dein Partner durchaus eine Depression haben, aber letztendlich kann das nur durch einen Facharzt / Spezialisten diagnostiziert werden. Meine Frau wehrt sich heute noch gegen die festgestellte Krankheit, es wäre nur eine kurze Episode gewesen, die nur durch mich ausgelöst wurde. Heute wäre sie wieder absolut auf der Höhe. Wenn ich an den ersten Arztbesuch denke und das Untersuchungsergebnis. Meine Frau hat dem Hausarzt nur das erzählt, was sie bereit war zu erzählen. Die ganze Wahrheit über ihre Vergangenheit usw. hat sie verschwiegen. Mir hat sie zwar die Tabletten gezeigt und ich war erstaunt was man so alles wegen eines „Burn Out Syndrom“ bekommt. Dass sie eigentlich schon zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich unter Depressionen litt konnte ich nicht wissen. Es wurde alles so harmlos und oberflächlich dargestellt. Nur hat sich der Zustand verschlechtert, den erneuten Rat des Arztes einen Fachmann aufzusuchen hat sie ebenfalls mit den Worten: „Ich bin doch nicht verrückt“ beiseite geschoben. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir mehr Informationen zu dieser Krankheit gewünscht.

Erst kurz vor der Trennung und dem totalen Zusammenbruch hat sie sich mal um einen Termin gekümmert, dieser kam dann wegen Überlastung (Wartezeit auf einen Termin 6- 9 Monate) der Psychologen und auch aufgrund von nicht erfolgten Rückrufen nie zustande. D.h. sie hat wie bei den meisten Praxen üblich, auf das Band gesprochen und um einen Rückruf gebeten. Das sind meine Erfahrungen mit Ärzten / Fachleuten. Ich will damit nicht behaupten, dass alle so handeln. Für mich sind die Informationen und auch der Austausch von Erfahrungen hier in diesem Forum enorm wichtig. Eine bessere Aufklärung der Allgemeinmediziner und auch der Öffentlichkeit könnte dienlich sein um mehr Betroffenen zu helfen anstatt wegzuschauen.

Deshalb mein Tipp, liebe Analena besorge Dir so viele Informationen wie Du bekommen kannst. Helfen kannst Du Deinem Partner nur durch Dein Verständnis und Deine Geduld. Die Entscheidung ob er Hilfe zulässt oder nicht liegt nur bei ihm selbst. Deine eigene Gesundheit und Dein Wohlergehen stehen vorne an.

Viel Kraft und Energie auf Deinem Weg.

LG
Taurus
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Lieber Taurus,

das ist interessant, was du schreibst. Vielen Dank für deine Antwort!
Ehrlich gesagt, ich wäre auch gar nicht auf die Idee gekommen, dass er unter einer Depression leiden könnte, wenn nicht 1. diese mir zumindest als Episode selbst diagnostiziert worden wäre, ich darauf hin auch nochmal meine Tagebuchnotizen der letzten Monate durchgelesen hätte, 2. eine Freundin, mich nicht spontan gefragt hätte, ob er depressiv wäre, als sie das alles hörte und 3. ich dann nicht zufällig eine Schweizer Internetseite gefunden hätte, wo eben auch darauf eingegangen wird, dass es bei Männern durchaus auch zu erheblichen Wutausbrüchen und Aggressionsattacken kommen kann.

Wie du also, bin ich auf diese Idee nur über Umwege gekommen und nun lese ich dazu mich quer durch die Fachliteratur....

Und irgendwie spüre ich, dass ich doch nicht so schnell eine neue Wohnung finden sollte...sagt mir zumindest mein Bauch. In einem Monat könnte ich theoretisch ohne Umzug erstmal bei einer Bekannten unterkommen, die für Monate weg ist und daher die Wohnung möbliert aber unbewohnt ist...

Derweil nutze ich die Zeit, wieder stabil zu werden, denn ab nächste Woche bin ich beruflich wieder voll eingebunden...

Einen schönen Tag euch!
Liebe Grüße
Analena
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Analena,
die Möglichkeit, dass Du bei einer Freundin für einige Monate unterkommen kannst und dort zur Ruhe kommen kannst, finde ich sehr gut!
Solltest Du wirklich ausziehen, so wäre es auch besser aus dieser Position für Dich eine neue Wohung zu suchen.
Wichtig ist jetzt nämlich auch, dass Du zur Ruhe kommst und Dir klar darüber werden kannst was DU möchtest.

Ich glaube Dein Partner hat große psychische Probleme und hat noch Angst sich ihnen zu stellen. Daher schaltet er lieber auf Abwehr und es ist daher für ihn einfacher andere (in dem Fall Dich zu kritisieren) statt mit sich selbst anzufangen.

Hast Du schon mal davon gehört, dass man sich auch in einem Partner spiegeln kann? D.h., das es gut sein kann, dass vieles was er Dir vorwirft, er selbst ist und andersrum. Beobachte das mal, vielleicht kommen Dir da neue Erkenntnisse.

Meine Geschichte hier in Deinem Thread zu schreiben wäre zu lang, Du kannst das meiste nachlesen in "Zwischenbilanz", dort habe ich teilweise ziemlich ausführlich geschrieben wie die Wutausbrüche auf mich gewirkt haben. Zusammenfassend kann ich sagen, dass es eine furchtbare Zeit war und ich glaube das alles nur irgendwie im Trance erlebt oder durchgehalten zu haben.
Dazu kam, dass er sich nicht mehr um seine Finanzen, Post, Gesundheit (er hat noch eine schwere körperliche Erkrankung), Hygiene und Haushalt gekümmert hat.
Glücklicherweise bin ich nicht depressiv geworden, habe aber mit meinem Verhalten und der Unfähigkeit rechtzeitig Grenzen zu setzen das ganze auch noch gefördert. Das war dann die Co-Abhängigkeit. Er hat mich fast jeden Tag beschimpft, beschuldigt und verbal heftigst attackiert. Ich bin immer kleiner geworden und habe versucht alles in seinem Sinn richtig zu machen. Würde mir heute ganz bestimmt nicht mehr passieren, aber damals war ich zu sehr drin und habe es nicht gemerkt.
Trotz seiner Aggressivität konnte ich auch immer spüren, dass er total einsam und verzweifelt ist und sich sehr nach Gemeinsamkeit sehnt, daher dachte ich immer ihn weiter umsorgen zu müssen.
Das Fatale war, dass das was gestern richtig war, schon im heute wieder völlig anders und meist gegensätzlich war. Er hat mich als die größte Lügnerin aller Zeiten dargestellt, mich beschuldigt Geld gestohlen zu haben etc. Horror!!!
Wir haben auch gemeinsam eine Paartherapie gemacht, die schon etwas gebracht hat, aber lange nicht soviel wie üblich. Wenn ein Partner schwer depressiv ist und eine verzerrte Wahrnehmung hat, so ist das ein ziemlicher Tanz auf dem Vulkan. Er hat nach dem 6. Mal die Therapie abgebrochen und die Therapeutin hat ihm geraten sich stationär aufnehmen zu lassen. Das hat ihn ziemlich geschockt und war sozusagen der Knackpunkt, dass er zumindest 10 therapeutische Sitzungen in Anspruch genommen hat.
Ein Tropfen auf den heißen Stein sozusagen, denn es kamen ziemlich heftige Dinge aus seiner Kindheit und seine daraus resultierende Unfähigkeit zu lieben bzw. Nähe zuzulassen heraus.
Im Endeffekt hat er mir sogar geholfen indem er sich von mir getrennt hat (in 6 Wochen sind es dann schon 2 Jahre nach der ersten Trennung). Dadurch habe ich geschafft Distanz zu bekommen und mich selbst wieder zu finden. Ich glaube er wollte mich schützen und sah darin die einzige Möglichkeit, dass ich etwas für mich tue. Vielleicht war es sogar tatsächlich so.
Seit ich mehr für mich tue, ihm absolute Freiräume lasse, wird der Kontakt wieder näher und harmonischer. Er ist nicht mehr an erster Stelle in meinem Leben, sondern das bin ich selbst und das ist auch gesund so. Wir können wieder gemeinsam lachen, etwas unternehmen etc. Von einer Beziehung sind wir weit entfernt und wissen Beide nicht, ob es dazu noch einmal kommt bzw. auch ich weiß gar nicht, ob ich das noch will.
Es gab soviel schlimme Dinge und ich habe noch soviel Wunden und weiß gar nicht, ob das wirklich alles verheilen kann bzw. man nochmal so vertrauen kann wie früher. Wer weiß ...

Liebe Analena, aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Distanz das einzige ist was Euch Beiden momentan helfen kann. Mach Dein Ding, sonst bewegt er sich nie ...!!!
Damit hilfst Du ihm am meisten, denn ansonsten kannst Du momentan nicht helfen. Diesen Satz habe ich auch immer wieder gehört und konnte ihn nicht umsetzen und dachte immer: Die anderen haben gut reden, die sollen erstmal meinen Alltag erleben ...
Aber erst als ICH es umgesetzt habe, wurde es besser, so ganz langsam ...

Herzliche Grüße und ich wünsche Dir Kraft und viel Geduld
die Koboldin

P.S.
Ach und noch was, das Forum hier hilft wirklich sehr, gibt viel Unterstützung oft habe ich mich nur hier verstanden gefühlt (wie sollen Menschen, die damit noch nie konfrontiert wurden das auch alles nachvollziehen können?)
Aber es tut auch mal gut, wenn man mal ein paar Tage hier nicht reinsieht und sich nur mit etwas positivem beschäftigt, denn auch für Dich gilt es Kraft und Energie zu tanken. Gönn Dir was
Love it, leave it or change it!
Analena
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Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Liebe Koboldin,

hab vielen Dank für deine Worte - ich werde Sie mir zu Herzen nehmen.

Es ist unendlich schwer, zu sehen zu müssen und ich bin mir einfach total sicher, dass ich richtig liege und er das aber sicher total abwehren würde, obwohl er eigentlich ein sehr (selbst)reflexiver Mensch ist...nun ja, ich wiederhole mich.

Ich habe mir auf alle Fälle bereits was Gutes getan

Viele Grüße an alle und euch allen viel Kraft und Energie für das, was noch kommen möge.
Analena
Analena
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Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Liebe Koboldin, hallo zusammen,

ich habe echt das Gefühl, in einem Alptraum zu leben. Ich muss eine Wohnung suchen und gleichzeitig erlebe ich einen Mann, der völlig verändert ist. Der mir unheimlich geworden ist.
Es ist alles der völlige Wahnsinn. Er nimmt Medikamente gegen Halsschmerzen und hat wohl Entzündungen dort(nicht verschreibungspflichtig), wirkt abends immer total fertig, ist aber jeden Abend bis spät in die Nacht weg, morgens sieht er matt und gehetzt zugleich aus.
Jetzt hat er total teuren Urlaub gemacht (den er noch vor kurzem viel zu teuer fand), kauft sich neue Kleider und hat von heute auf morgen ein (gebr.)kl. schickes Auto gekauft (wollte nie ein Auto, hat er auch immer lautstark verkündet) - bisher hat er immer sehr auf Geld geachtet. War kein geiziger Typ, aber konnte gut haushalten. Ich habe das Gefühl, dass er finanziell völlig den Überblick verloren hat. Viele Briefe an Ihn bleiben ungeöffnet. Und das schon seit Monaten. Auch wichtige Unterlagen bleiben unsortiert.

Er schwankt zwischen lieb sein und aggressiv sein.

Er wollte nicht, dass ich merke, dass er ein Auto gekauft hat. Wollte nicht, dass ich den Brief des Autohauses finde, daher sollte ich nicht an den Briefkasten. Was für ein Kindergarten, dachte ich.

Gestern abend habe ich ihn dann zufällig in dem neuen Auto gesehen, er wollte noch wenden. Ein Auto zu kaufen ist ja erstmal noch nichts Besonderes, aber bei ihm schon. Er war geradezu militant der Meinung, er brauche dies nicht.

Dann hat er gestern abend wieder urplötzlich seine Pläne für den Abend geändert, ist nach Hause gestürzt, hat Sachen in eine Tasche geschmissen. Sein Zimmer als Chaos hinterlassen und stürzte wie ein gehetztes Tier nach draußen, mir gegenüber wieder total aggressiv (klar, war ihm peinlich, dass ich die Sache mit dem Auto bemerkt habe...)
Ist das schon manisch? Ich weiß es nicht, aber diese extreme Wechselhaftigkeit macht mich sehr nachdenklich.
Er tut nach Außen ganz cool und wirkt dabei völlig ermattet und zugleich wie permanent unter Strom.
Er meinte zu mir "Er könnte nicht ohne seine Familie leben. Er hätte es ja versucht." Ich habe ihm nur entgegnet, dass ich das doch nie verlangt hätte, worauf hin er entgegnete, dass er das wüsste.
Ich schaue mir derweil Wohnungen an und hoffe inständig so schnell wie möglich aus der gemeinsamen Whg. ausziehen zu können.
Dann sind hier fast keine Möbel mehr drin - die Whg. ist fast leer - kommt dann sein Zusammenbruch? Was meint ihr?

Die Details meiner Erzählung scheinen vielen meiner Freunde erstmal als nichts Besonderes.
Ich finde sein Verhalten nur noch unfassbar, nicht nachvollziehbar und ehrlich gesagt macht er mir Angst mit seiner Unberechenbarkeit. Habe gar kein gutes Gefühl, was ihn angeht. Seine Familie weiß ncihts von seinem Verhalten und psychische Probleme gibt es bei denen ja einfach nicht - darf es nicht geben.
Und die Ironie ist, er meinte zu mir, er würde eine ausgeglichenere Frau brauchen!

Ich fühle mich völlig überfordert - er hat innerhalb weniger Wochen unser Leben zugrunde gerichtet, in Schutt und Asche gelegt. Vor wenigen Wochen noch wollte er bald Kinder, jetzt schlägt er nur noch um sich.

Was meint ihr? Hat jemand schon einmal eine ähnliche Situation erlebt? Mir ist dieser Mann wirklich unheimlich geworden...

Liebe Grüße
Analena


Analena schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich bin völlig ratlos - vielleicht kann mir hier jemand mit einem konkreten Tipp weiterhelfen? Vielleicht sogar ein Mann, der depressiv ist/war?
> Bei mir geht es um meinen Partner/ Freund.
> Wir sind jetzt seit zwei Jahren zusammen und wir waren eigentlich immer sehr glücklich zusammen.
> Von Anfang an ist mir aufgefallen, was für ein hochsensibler Typ er ist, oft auch erschöpft immer mit einer Neigung zu Wutausbrüchen, wegrennen im Streit dann Handy ausschalten und für Stunden nicht erreichbar sein, bis sich er sich dann halbwegs wieder beruhigt hatte.
> Er hat einen sehr dominanten, patriarchalischen Vater, der ständig meint, sich überall in sein Leben bewertend einmischen zu müssen. Sein Vater und seine Stiefmutter haben mich abgelehnt, was ihn tief getroffen hat (zumal sein Vater keine seiner voherigen Partnerinnen gut fand). Das kam über den Jahreswechsel ans Licht. Was folgte war zunächst ein Kontaktabbruch für zwei Monate seines Vaters mit ihm und dann eine Wiederaufnahme, nachdem mein Partner ihm schrieb, wie glücklich er mit mir sei. Allerdings mit viel Vorleistung durch meinen Partner und mich - d.h. wir haben uns sehr bemüht, die Wogen wieder zu glätten.
> In den letzten vier Monaten hat sich mein Partner dann aber immer mehr von mir zurückgezogen, er hat auch kaum jemanden mit dem er darüber spricht, wurde extrem aggressiv mir gegenüber, war oft müde und erschöpft, trotzdem ständig unterwegs und ist wegen jeder Kleinigkeit sofort ausgeflippt.
> Man muss dazu sagen, dass ich zudem einen neuen Job angefangen habe und das letzte Jahr soviel gerarbeitet habe, dass ich kein anderes Thema mehr hatte und ich natürlich damit auch für ihn viel weniger Zeit hatte. Das hat er mir auch oft gesagt, aber ich habe es erst jetzt kapiert, wie groß mein Beitrag war. Ich mache arbeite jetzt mit Therapie und Anti-Stress Training daran, dass mein Job nicht mehr so wichtig wird. Ich denke, dieser Belastungsfaktor war hoch für die Beziehung, aber ich denke nicht, so wie er es darstellt, der ausschlaggebende Grund für ein "Scheitern".
> Nun aber zurück zu ihm:
> Auch wenn er von seinem Vater eigentlich zuletzt massiv eingefordert hat, mich zu akzeptieren (wie er das (O-Ton) "noch bei keiner Partnerin getan hat") und der sich nun tatsächlich langsam auf mich zu bewegt hat,inklusive seiner Stiefmutter (zur biologischen Mutter hat er aufgrund der tragischen Familiengeschichte keinen Kontakt mehr), und sich damit eigentlich die Situation wieder entspannt hatte zuletzt (sein Rückzug verlief also parallel dazu, dass er von seinem Vater und Stiefmutter Akzeptanz zu für mich einforderte)kam er vor drei Wochen nachdem wir ein Wochenende getrennt verbracht hatten nach Hause und meinte, dass er mir nicht mehr sicher sagen könne, ob er mich noch liebe, dass er mich nicht vermisst hätte.
> Einige tage davor gestand er mir noch seine Liebe und sprach mir auf die Mailbox, als ich beruflich weg war, dass ich an seiner Seite unersetzbar wäre und dass, er mich so vermissen würde.
> Darauf folgte die absolute Hölle, er wollte nur noch Abstand von mir, schlief auf meine Bitte im Gästezimmer, ließ kaum noch Berührungen zu, dreht Ereignisse, die er einstmals als sehr positiv bewertet hatte und meinte, dass man schon damals gesehen hätte, dass wir als Partner einfach nicht harmoniert hätten.
> Er bat mich per Email auszuziehen (aus der gemeinsamen Whg.) woruaf ich zusammenbrach und mich eine Kollegin zum Arzt brachte. Er wusste um diesen Zusammenbruch - kein Anzeichen der Anteilnahme. Stattdessen kam er ewig spät nach Hause, saß auf dem Balkon mitten in der Nacht, rauchte pötzlich und trank Wein. Danach saß er in seinem Zimmer und schrieb in sein tagebuch.
> Wir fuhren getrennt in den Urlaub, weil er das so wollte. Ich kam vor ihm zurück und bin kaum war ich wieder da zusammengeklappt unter der seelischen Belastung, nicht zu wissen, warum der Mensch, den ich liebe, sich so sehr verändert hat. Ich bat eine Freundin, mich in die Psychatrie zu bringen, einfach weil ich nicht mehr schlief, nicht mehr essen konnte, einfach nciht mehr ein noch aus wusste. Sie diagnostizierten bei mir mittelschwere depressive Episoden, ich nehme nun Antidepressive und es geht mir schon besser. ich bin jetzt vor einer Woche aus der Klinik zurück gekommen.
> Heute kommt er wieder aus seinem Urlaub zurück (er war u.a. eine Woche bei seinem Vater und Stiefmutter!)- er rief mich schon an und wollte wissen, wann ich denn nun ausziehe und war wieder total aggressiv und wollte alles am Handy klären. Ich bat ihn alles in Ruhe dann vor Ort zu besprechen, wenn er wieder da wäre und wies ihn auch darauf hin, dass er nie ausgesproche hätte,dass es aus sei zwischen uns. Worauf er heftig meinte: "Nur dass eines klar sei, es gibt keinen Weg zurück mehr."
> Gleichzeitig meinte zu Freunden, er wollte nie Schluss machen, nur dass wir getrennt in Urlaub fahren, aber forderte mich schon vor dem Urlaub auf auszuziehen. Seine Aussagen widersprechen sich alle und ich habe richtig Angst vor dem einstmals sehr sanften und liebevollen Menschen, der nun mit Worten so gewaltig geworden ist.
> Er erscheint mir völlig erkaltet - als ich in der Klinik war, ließ ich ihn das wissen, via Nachricht auf seiner Mailbox. Ich bekam NULL Reaktion - das hat mich dann in der Tat nachdenklich gemacht, so sehr, dass ich mittlerweile glaube, dass er eine massive Männerdepression hat.
> Er wird mich wenn er zurück kommt versuchen festzunageln, wann ich ausziehe. Es ist kein Dialog mehr mit ihm möglich. Gleichzeitig ist er extrem wechselhaft - gegenüber der Frau seines Bruders war er wieder total nett und tat entspannt und hat ihr erzählt, es wäre schon das ganze letzte halbe Jahr nicht gut gelaufen. Was einfach nicht stimmt, denn immer wieder war es sehr schön und noch im Februar wollte er mich noch dieses Jahr hinter dem Rücken seiner Eltern heiraten.
> Wie soll ich mit ihm umgehen? Ich denke das einzig richtige ist, völlig cool zu sein (sich auf keine Diskussuion einzulassen), denn das erwartet er nicht. Er erwartet, dass ich mit ihm diskutiere und er wieder einen Beweis hat, dass es einfach nicht mehr zwischen uns funktioniert. Dabei provoziert er jede Eskalation.
> Ich weiß, er muss selbst merken, dass er ein Problem hat. Ich kann nichts anderes tun, als auf mich aufpassen und mich schützen - aber wie, wenn wir gemeinsam in der Whg. sind? Wie soll ich auf ihn reagieren? Gibt es hier jemanden,der mir etwas raten kann?
> Ich mache in jedem Fall meine Therapie weiter und suche auch gerade nach einer Selbsthilfegruppe.
> Ich habe einfach das Gefühl, er fährt gerade diese Beziehung an die Wand und weiß einfach nicht mehr, was er tut.
Analena
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Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

ups, sorry, wollte meinen alten Beitrag nicht zitieren...

LG
Analena
Analena
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Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Liebe Koboldin, lieber Taurus, lieber Fridolin,

eine Woche ist vergangen. Ich arbeite wieder, was mir gut tut zusammen mit den leichten AD, die jetzt langsam zu wirken scheinen.

Die letzte Woche mit meinem Ex war schrecklich und doch aufschlussreich für mich.

Ich will euch schreiben, was passiert ist.

Wir hatten erstmals wieder ein paar ruhige Minuten (wir sind immer noch in der Wohnung zusammen), um zu sprechen. Dabei hat er gesagt, dass er versucht hätte, ohne seine Familie (damit meint er aus meiner Sicht v.a. seinen Vater) zu leben, aber dass er das nicht könnte und, dass der Geistliche(sozusagen sein Ersatztherapeut), den er schon seit Kindesbeinen an kennt, ihm gesagt hätte,dass seine Familie "seine Konstellation" wäre.
(Ich meinte dazu nur, dass ein profess. Therapeut ihm unter Umständen das Gegenteil gesagt hätte, denn der wäre neutral und würde nicht so seinem Vater nahe stehen, wie der besagte Geistliche.)
Ich habe ihm dann gesagt, dass ich doch nie von ihm verlangt hätte, dass er ohne seine "Familie" lebt und dann hat er geantwortet, dass er das wüsste.
Aus meiner Sicht war das ein Freudscher Versprecher.
Ich habe ihm gesagt, dass ich es sehr schade fand, dass er sich nicht bei mir gemeldet hat, als ich in der Klinik lag und da hat er nur vorwurfsvoll geantwortet, dass ich doch nur wollte, dass er sich um ich kümmert.
Wie hat das weh getan.

Er trinkt jeden Abend ein, zwei Gläser Wein. Gestern stellte er sich damit vor das Haus auf den Bürgersteig, rauchte eine - klar, ich saß ja auf dem Balkon und er wollte sich dort nicht mit mir aufhalten.Dennoch: Was ist das für ein absonderliches Verhalten?

Dazwischen hatten wir einen Riesenstreit und er hat mich sehr verletzt, dann bin ich weinend aus der Wohnung gerannt und als ich zurückkam einige Minuten später hat er sich entschuldigt und war wieder ruhig.
Er hat mir gesagt, dass er mir nicht geben kann, was ich brauche. Ich habe ihm gesagt, dass ich das wohl besser entscheiden könnte. Darauf hat er nur noch geschwiegen.
Trotz allem ist er jetzt weniger aggressiv geworden - ich glaube weil er denkt, dass ich ausziehe. Das wollte ich auch, aber ich fühle mich eigentlich sehr wohl in unserer Wohnung und überlege mir hier zu bleiben. Dann soll er doch ausziehen. Er hat mir auch gesagt, er könne nicht ausweichen aus der Wohnung.
Gleichzeitig habe ich gestern von einem guten Freund von ihm erfahren, dass dieser ihm angeboten hat, dass erstmal bei ihm bleiben könne.
Das will er ja offensichtlich nicht, statt dessen würde er lieber in eine leere Wohnung einer Bekannten erstmal ziehen.
Aber klar, von ihm will er keine Hilfe annehmen, das könnte ja ein Zeichen sein, dass der diese wirklich braucht. Eine Form von Schwäche-Eingeständnis. Oder wie seht ihr das?

Er macht auch nichts mehr in der Wohnung. Dann war die Putzfrau gestern da und ich habe die Whg. schön gemacht. Das hat er bemerkt. Ich glaube, das hat er als positiv, als beruhigend empfunden.

Heute morgen habe ich ihm einen Zeitungsartikel gegeben, von dem ich dachte, dass dieser ihn interessieren würde. Früher waren wir immer ein Paar, dass sich viel ausgetauscht hat über alle möglichen Themen.
Ich glaube als ich ihm den Artikel gab, das hat ihn erinnert, wie es einmal war.
Er stand da so vor mir. Plötzlich war wieder all meine Liebe für ihn da. Dann habe ich ihn traurig angesehen und mir standen die Tränen in den Augen.
Er hat mir über die Wange gestrichen und wir haben uns in den Arm genommen.
Dann hat er seine Tasche genommen und ist über das Wochenende wieder weggefahren, ohne sich zu verabschieden.

Dem gemeinsamen Freund, der v.a. auch sein Freund ist, hat er fast nichts erzählt. Der war auch total überrascht über diese Trennung. Ich habe ihm dann gestern einmal alles erzählt. Er versteht mich, sagt mir, dass ich auf mich aufpassen soll, aber er kennt diese Seite meines Ex-Freundes eben gar nicht. Nach Außen wahrt er immer noch die perfekte Fassade. Was ich interessant fand war, dass er meinen Ex kaum getroffen hat in letzter Zeit. Interessant deshalb weil mein Ex in unserer Stadt nicht wahnsinnig viele Freunde hat (eigentlich kaum), aber doch jeden Abend unterwegs ist.
Nur wenige Freunde und Bekannte können meine Einschätzung, dass er Depressionen hat nachvollziehen - kennt ihr das? Ich fühle mich dann immer total blöd, als wäre ich irgendwie paranoid und meine eigene Krise würde mich dazu bringen, das alles so zu interpretieren.

Ich habe meinem Ex auch gesagt, dass ich glaube, dass er depressiv ist und, dass er das ernst nehmen müsse, wenn dem so wäre. Ganz behutsam.
Er hat nicht widersprochen, was ich sehr eigenartig fand, denn normalerweise hat er darauf immer einen Wutausbruch bekommen. Und auch im Streit habe ich ihm an den Kopf geworfen, als er wieder extrem aggressiv war und wollte, dass ich die gemeinsame Kündigung für die Wohnung unterschreibe, dass er manisch-depressiv sei und auch darauf hat er nicht widersprochen. Auch sehr seltsam .
Meint ihr, es dämmert ihm doch langsam, dass ich damit nicht unrecht haben könnte? Früher war eigentlich ein sehr selbst reflexiver Typ, das hat gestern auch sein Freund gesagt.

Im Streit hat er mir gesagt, dass ich an allem schuld sei, ich hätte mit meinem Job unsere Beziehung an die Wand gefahren. Und er würde nicht glauben, dass eine Paartherapie unsere Probleme gelöst hätte. Er würde eine ausgeglichenere Partnerin benötigen. Das muss man sich echt auf der Zunge zergehen lassen, eine "ausgeglichenere Partnerin"! Gerade er!
Er meinte, es wäre in den letzten Monaten nur noch um mich und meine Karriere gegangen. Eine Meinung, die gerade in den letzten Monaten nicht teile.
Ich habe ihn gerade in den letzten Monaten ermutigt seinen Job zu kündigen und sich dem von ihm so gewünschten Projekt einer Uni-Laufbahn zu widmen. Ich hätte das unterstützt, auch wenn es finanziell nicht leichter geworden wäre.
Sein Freund meinte dazu (und ich sehe das auch so), dass es einfach sehr schwer wäre für ihn, zu sehen, wie ich in meinem Job aufgehe und er dies nicht tut und dann ist dieser Job ihm auch noch von seinem Vater vermittelt worden.

Ich habe angefangen, mich wieder um mich zu kümmern. Gehe abends wieder weg. Habe dann einen Mann kennengelernt, der schon nach mir gefragt hat, aber er interessiert mich nicht. Mich interessiert nur mein Ex-Freund - mit ihm war ich so unendlich glücklich und ich versuche immer noch zu begreifen was passiert ist.
Ich frage mich immer wieder und wieder, ob ich vielleicht mit meiner "Diagnose" falsch liege, aber noch nicht mal meine Therapeutin widerspricht mir da.

Wie geht es euch? Könnt ihr den Sommer etwas genießen? Das wünsche ich euch und würde mich sehr freuen, von euch zu hören. Das tut so gut hier. Man hat das Gefühl, das jemand weiß und versteht, wovon man redet. Auch habe ich das Gefühl, dass hier viele ähnliche Stadien durchgemacht haben: Der Partner/ die Partnerin bricht von heute auf morgen aus der Beziehung aus. Ich habe gelesen, dass wohl einige, wie ich, am Anfang auf Burn-out tippten (aber was ist das schon anderes?), dann massive Selbstzweifel hatten und dann einige Gefahr liefen, in Co-Abhängigkeit zu geraten.
Es ist furchtbar das zu lesen - und ich erkenne mich so darin wieder.

Ich bin morgen Abend mit einer alten Bekannten verabredet, werde mich ablenken und mir was gönnen (genau wie du sagtest, liebe Koboldin

Alles Gute und ein schönes Sommerwochenende!
Analena
Babi
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Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Babi »

Hallo Analena,

habe mir deine Sache mal genauer durchgelesen. Oh mann, da war wohl bei deinem Freund endlich der Siedepunkt erreicht, denke ich.
Er muß viel in sich reingefressen haben und ist jetzt geplatzt, weil es nicht mehr ging.
Wenn man immer mehr in sich reinfrißt, bläht sich alles in ihm auf wie sich ein Luftballon durch Luft aufbläht und wenn man zuviel Luft reinbläst, platzt der Ballon.
So kann man das vergleichen.

Ich sag dir mal was: Es kann gut möglich sein, daß er von seiner Ex Druck bekommen hat wegen der Kinder und der Druck wurde ihm jetzt zu viel, so hört sich das für mich jedenfalls an. Sag, ist er jemand, der sich unterordnet und sich selbst oft vergißt? Für mich stellt sich das jedenfalls so dar.
Es muß sich sehr viel in ihm angestaut haben, daß er so reagiert wie er jetzt reagiert. Er muß lange viel verdrängt haben.

Und nochwas: Ja, er hat erkannt, daß er in einer Krise ist, ob er erkannt hat, daß er richtig depressiv ist, weiß ich nicht.
Im Moment ist ihm alles zu viel und sein Kopf scheint total zu blockieren.
Er kann nicht mehr, ich glaube er will einfach nur mal Ruhe und für sich allein sein.

Es ist richtig, daß du jetzt was für dich tust, du machst das ganz richtig. Dein Freund muß jetzt erstmal wieder zu sich selbst finden und das kann er nur, wenn er sich Zeit für sich selbst nimmt und Ruhe für sich hat, weißt du.

Lieber Gruß und viel Kraft wünsch ich dir.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Analena
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Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Liebe Babi,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Was meinst du mit Ex, die ihn unter Druck gesetzt hat? Ich glaube, das ist ein Mißverständnis.
Es gibt da keine Ex (wenigstens das nicht noch erschwerend). Er wollte die ganze Zeit Kinder mit mir, bis auf einige Momente in den letzten Monaten, wo wir wieder nur gestritten haben, weil er wieder explodiert ist und ich entweder auch wütend wurde oder (wie in den meisten Fällen) nur noch geheult habe. Dann hat aber auch er immer wieder von Kindern gesprochen.
Hmm, ob er sich unterordnet?
Ich denke eher, er wirkt nach Außen selbstbewusst, ist aber eigentlich voller Selbstzweifel. Daher bin auch ich an allem Schuld, weil ein "sich-in-Frage-stellen" für ihn gleich zu einer Selbstentwertung führen würde. Und davor hat er glaube ich extreme Angst.
Er sagt zu Freunden, ich wäre eine starke Frau und meiner quasi Ex-Schwägerin erzählt er ich wäre dominant (hat seine Stiefmutter über mich gesagt an Weihnachten) und alle Frauen würden ihn in den Beziehungen fertig machen. Er sieht sich immer in einer passiv-erleidenden Rolle. Und gleichzeitig steht er total auf starke Frauen.
Ich glaube, er hat von der Mutter nicht die Liebe und Zuwendung erfahren, die er gebraucht hätte und dann eben auch vom Vater bis heute nicht. Er ist ein extrem sensibler Typ (das haben auch viele unserer Freunde gesagt), der schwer mit Stress umgehen kann. Er hängt sehr an seinem Vater, der erwartet Leistung und Stärke von ihm. Ich habe das nicht von ihm erwartet, vielleicht weil ich selbst stark bin und es eigentlich schön fand, jemanden weichen und sensiblen (das bin ich auch, aber vielleicht nicht so extrem sensibel) an meiner Seite zu haben. Ein großer Romantiker ist er auch. Ich bin auch romantisch, aber auch sehr pragmatisch, anpackend, will die Dinge ausdiskutieren.
Ich weiß nicht, ich denke, er ist völlig zerrissen und unglücklich mit dieser Abhängigkeit vom Vater und er hat gespürt, dass unsere Beziehung und das Leben das er mit mir führte von ihm eine Emanzipation verlangen werden, die ihn so lange der Vater lebt, Kraft kosten wird - immer wieder.

Kannst du das nachvollziehen?

Vorhin bin zu der Freundin über die Straße gegangen, wo ich gerade schlafe, da lief er mir über den Weg (ist aus seinem neuen Auto ausgestiegen, war das Wochenende weg) und begrüßte mich mit einem kurzen "Hallo" und vorsichtigen Lächeln. Ich war relativ kühl. Ich habe einfach langsam so eine Wut im Bauch.

Er hat alle Beziehungen mit Frauen beendet und alle relativ Knall auf Fall. Und alle hat der Vater wohl abgelehnt.
Was sagt uns das?

Mir sagt das im Moment nur, dass ich keine Lust habe, mein Leben so zu verbringen. Ich bin 30 Jahre alt, will mein Leben genießen und eine Familie gründen - wie soll das denn so gehen?

Bin einfach alles zugleich: wütend, traurig, verletzt und vor allem ohne jegliches Verständnis, dass man so wenig sich den Dingen stellen kann/ will. Er hat unser Leben innerhalb weniger Wochen in Schutt und Asche gelegt. War extrem aggressiv gegen mich und dann wieder sanfter, ruhiger. Das war er schon immer, aber jetzt ist er explodiert.

Liebe Grüße und dir einen guten Wochenbeginn,
Analena
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

...und noch etwas: Ich habe einige Bücher zum Thema Depression gekauft und gelesen. Nach einem Buch "Wenn der Mensch, den sie lieben depressiv ist" war ich mir ganz sicher, dass er es ist, auch durch meine eigene Depression, die eben aus meiner Sicht eine Reaktion auf ihn war.
Jedenfalls habe ich diese Bücher offen auf meinem Nachttisch liegen lassen. Ich bin es leid, die zu verstecken. Er soll wissen, mit was ich mich beschäftige. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war oder nicht, aber ich kann einfach nicht so tun, als würde ich das alles als okay oder "normal" empfinden. Vielleicht liest er ja mal diese Woche darin, ohne, dass ich sie ihm in der Rolle der Starken, der Therpeutin geben muss im Sinne von: "Schau mal, ich weiß, was mit dir los ist. Nur du nicht."
Naja, wie auch immer, bin des "Taktierens", des Verständnisses so müde...

LG
Analena
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Marionka »

Hallo Analena,

erstmal vielen Dank, dass du mich persönlich angeschrieben hast in meinem eigenen Thread.

Im Moment geht es mir sehr gut, mein Partner und ich verbringen viel Zeit zusammen und auch in meiner Familie bringt er sich deutlich mehr ein als es vor der Episode der Fall war.

Am Samstag hat er mich in die Arme genommen und gesagt: "Ich liebe dich, mein Schatz und du tust mir so gut!" Das habe ich so noch nie von ihm gehört.

Er kommt auch aus einem sehr unterkühlten Elternhaus und tut sich deshalb mit Zärtlichkeitsbezeigungen einfach unheimlich schwer.

Deiner Feststellung, dass Familie oder Freunde eigentlich immer verständnisloser reagieren je länger die Depression des Partners dauert, kann ich nur zustimmen. Auch ich erzähle eigentlich niemandem mehr, was bei uns los ist, denn die meisten denken, was für ein egoistisches A.... Habe ich so leider schon zu hören gekriegt.

Man kann nur jedem Angehörigen, die so verzweifelt hier in diesem Forum schreiben: "Paßt auf euch auf, grenzt euch ab, tut euch was Gutes!" Man geht kaputt an der Situation, wenn man sich mitreissen läßt.
Das wurde zwar schon 1000 Mal gesagt, aber das ist der einzig gehbarer Weg, um nicht selbst unterzugehen. Ich selbst bin auch seit Januar in therapeutischer Behandlung und nehme Medi's. Ich hätte es alleine nicht mehr geschafft.

Man tut so viel, opfert sich auf für den Partner, weil man ihm ja nur Gutes will. Und doch bekommt man nur Agression, Lieblosigkeit, Wutausbrüche zu spüren.

Ich habe mir immer gwünscht, mit meinem Partner zusammenzuziehen, aber jetzt bin ich heilfroh, mein eigenes Reich zu haben!

Denke du auch nochmal ganz fest darüber nach, auch eine räumliche Trennung zu vollziehen - muß ja nicht für immer sein.

Ich wünsch dir das Allerbeste und dass du für dich den richtigen Weg findest!

Fühl dich mal herzlich umarmt

Marion
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Babi »

Hallo Analena,

ja das mit der Ex war wohl ein Mißverständnis sorry.

Ja, ich kann das nachvollziehen, sehr gut sogar, denn ich habe auch von meiner Mum nie die Liebe bekommen, die ich gewollt oder gebraucht habe. Das ist sehr schlimm und man fühlt sich dann, als ob man minderwertig wäre, jedenfalls geht es mir so und deinem Freund bestimmt auch.

So wie du das schilderst, ordnet er sich eher bis heute noch seinen Eltern im gewissen Sinne unter, wenn der Stiefvater ihm immer noch die Frauen ausredet.

Ich glaube, er will es vielleicht auch nicht wahrhaben, daß seine Eltern wirklch so sind, ich weiß es nicht. Bei mir war das jedenfalls so.
Ich bin durch eine Therapie da raus gekommen und ich denke, er wird es auch nicht ohne schaffen.
Er muß sich von seinen Eltern mehr lösen lernen und dabei hilft eine Therapie, ich sprech da aus eigener Erfahrung.

Und ich finde es gut, daß du die Bücher offen liegen läßt, ich finde das sogar genau richtig, daß du das tust.
So zeigst du ihm, daß er dir nicht egal ist und daß du dir Gedanken um ihn machst.
Vielleicht läßt er sich ja auch dazu verleiten, selbst mal reinzugucken, das wäre nicht schlecht. Er wird es aber nur dann machen, wenn er sich unbeobachtet fühlt, glaube mir.
Denn ich glaube, er ist zur Zeit in einer Phase, wo ihm sehr unangenehm ist, daß er solche Probleme hat, wie er sie hat.

Ich wünsch dir viel Kraft weiterhin.

Ganz lieber Gruß von mir
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Liebe Marion,

hab ganz lieben Dank für deine Zeilen, die mir sehr helfen - das gilt für alle Antworten von euch hier im Forum.
Ich freue mich regelrecht, von euch zu lesen und noch mehr, dass du schreibst, dass es dir gut geht. Das macht Hoffnung!

Du schreibst, dass du nun selbst in Therapie gehst - also hast auch auf ihn damit "reagiert"? Wie lange ist er denn schon depressiv und ist er nun in Behandlung? Freiwillig?

Ich habe auch eine gute Nachricht heute: Ich habe heute die mündliche Zusage für eine Wohnung erhalten! Und das Beste ist (glaube es erst, wenn die Tinte trocken ist): ich könnte da noch diesen Monat rein
Dann kann endlich mein Leben wieder beginnen. Es gibt wieder mein "eigenes Reich", wie du schreibst. Ich kann wieder für mich sein und muss keine Angst haben, wie er gleich wieder drauf ist, auch wenn er gerade wieder sehr sanft ist, aber das ist wahrscheinlich eher weil er mir total müde scheint...

Alles Liebe
von Analena, die heute seit Wochen und Monaten den ersten Tag hatte, an dem sie wieder richtig gut drauf war und sogar meine Therapeutin ganz erstaunt war
Analena
Beiträge: 77
Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Liebe Babi,

danke Dir für deine lieben Zeilen. Ja, ich glaube genau das Gleiche, aber er muss selber erkennen, dass sein Vater und seine Stiefmutter ihn immer wieder versuchen werden zu steuern und zu manipulieren - und zwar in allen Bereichen. Insbesondere auch was seine Jobwahl angeht.

Darf ich fragen, wie lange du für diese Erkenntnis gebraucht hast und wie lange dann für diesen Ablösungsprozess? Mein Ex ist 32.

Du hast geschrieben:
"Und nochwas: Ja, er hat erkannt, daß er in einer Krise ist, ob er erkannt hat, daß er richtig depressiv ist, weiß ich nicht.
Im Moment ist ihm alles zu viel und sein Kopf scheint total zu blockieren.
Er kann nicht mehr, ich glaube er will einfach nur mal Ruhe und für sich allein sein."

Ja er hat mir das auch gesagt, dass er nur noch alleine sein will. Gleichzeitig erscheint er mir auch unendlich müde und scheint hier seine sozialen Kontakte nicht gerade zu pflegen (die wenigen, die er hat). Nach seinen Wutausbrüchen kehrt er irgendwann immer "reumütig" zurück, oft weinte er dann auch.
Er hat mich immer wieder gefragt ob er ein guter Mensch sei - das hat mich schon damals gewundert, aber ich habe es nicht besonders bewertet. Er wirkte ja im großen und ganzen eher selbstbewusst. An Weihnachten dann, als er sein Vater anschrie, er solle ihn endlich so respektieren und anerkennen, da habe ich gemerkt, dass da ganz tief was sitzt, was brodelt.
Als er eine nur "gute" Abitur-Note nach Hause brachte, hörte er von ihm nur, dass er enttäuscht wäre. Das hat er mir ganz oft erzählt. Wahrscheinlich kennst du solche ähnlichen Geschichten...

Hört sich das denn für dich auch nach einer Depression an?
Er hatte wohl in der Jugend als die Situation zu Hause so war, dass die Mutter weg war und der Vater nach Herzinfarkt im Krankenhaus in Lebensgefahr schwebte, mal ernsthaft überlegt sich was anzutun. Hat er mir sehr detailliert erzählt.

Ich werde nun wohl (hoffentlich) schnell ausziehen, wenn die neue Wohnung schnell klappt (drückt mir die Daumen) und dann bin ich gespannt, was passieren wird. Er ist dann allein in dieser Wohnung, fast ohne Möbel (sind fast alles meine).
Er hat noch nicht mal mehr Tisch und Bett.

Ich glaube aber, dass er, das überhaupt noch nicht realisiert hat, dass er im Moment maximal von einem zum nächsten Tag denken kann - oder was meinst du?

Es hilft mir wirklich, von euch zu hören. Ich fühle mich einfach nicht mehr allein.
Lasst mich wissen, wenn ich was tun kann für euch.

Alles Liebe und gute Nacht
Analena
Analena
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Registriert: 19. Jun 2010, 19:30

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Analena »

Ach ja und was die Bücher angeht - erleichtert mich, dass du die Idee auch gut findest:
Es würde mich offen gestanden wundern, wenn er die Chance nicht nutzen würde, da eben von mir unbemerkt mal reinzulesen...hoffen wir es...vielleicht sieht er dann, dass es eine Erklärung gibt...und damit vielleicht einen Weg für ihn..wenn er diesen will...
Marionka
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Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Umgang mit depressivem Mann?

Beitrag von Marionka »

Guten Morgen Analena,

ja, ich habe auf die Depression meines Partners reagiert. Ich bin ein sehr feinfühliger und sensibler Mensch und die Kälte, Lieblosigkeit und dieses verbale "Abwatschen" durch meinen Partner konnte ich nicht mehr aushalten!
Mein Partner ist nach wie vor nicht in Behandlung und nimmt auch keine Medi's - er hält das nicht für nötig. Im Sommer geht's ihm ja gut!!!

Wie du in meinem Thema ja lesen kannst, habe ich immer das Gefühl, da brodelt was und es bricht jederzeit wieder aus. Aber ich hoffe mal, dass ich so gestärkt bin, sollte er wieder in so eine schwere Depression verfallen, für mich die Reißleine ziehen kann und die Sache beenden kann. Ich kann kein solches Winterhalbjahr oder länger mehr aushalten, sonst gehe ich vor die Hunde. Du siehst also, es ist nicht alles gut, aber ich kann besser damit umgehen.

Lieben Gruß und lass dich mal knuddeln - finde dich ganz toll und lass dich nicht unterkriegen.

Marion
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