Berufsförderungswerk

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Nadalien
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Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Berufsförderungswerk

Beitrag von Nadalien »

Aufgrund meines Alters wurde mir nahegelegt, ein bfw aufzusuchen, um dort eine Ausbildung zu machen.

Hat damit jemand Erfahrung gemacht?
Ich habe gehört, dass sich bei dem Aufnahmevorgang das AA bei der Klinik erkundigt, welche Diagnose man denn bekommen hat, dass das also hochoffiziell vermerkt wird, und dass man dort einen Behindertenausweis ausgestellt bekommt.

Das will ich nun selbstverständlich nicht. Hat jmd. solche Erfahrungen mit dem bfw und gibt es Alternativen dazu?

Danke, Grüße, Nadalien
chimera

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von chimera »

Nur so vom Gefühl her: Sind BFWs nicht eher was für Menschen mit "härteren" psychischen Störungen / gesundheitlichen Einschränkungen? Ich an Deiner Stelle würde mich da vielleicht eher fernhalten. Vor ein paar Jahren war ich auch mal bei so 'nem Verein, da ich zuvor meinen Job geschmissen hatte – hab' dann aber schnell das Weite gesucht, zumal ich mich auch sozial dort sehr unwohl fühlte. Und auch ich glaube eher nicht, dass es was bringt, (soll jetzt nicht abwertend klingen), auf der "Behindi"-Schiene unterwegs zu sein.

Ich schreibe Dir, weil mich die Formulierung "aufgrund meines Alters" irritierte. Äh, ich kenne einige Leute (und die sind nicht depressiv), die mit Anfang 30 noch studieren (das tust Du doch, oder?). Meinste nicht, dass Du alterstechnisch vielleicht ein bisserl zuviel Panik machst?

Ich hab' Deine Postings nicht so ultimativ aufmerksam verfolgt, aber siehst Du denn echt keine Chance, Dein Studium noch zu beenden? (Sorry, falls ich fehlinformiert sein sollte.) Ich persönlich bereue es noch heute, dass ich damals panisch Hilfe bei staatlichen Einrichtungen suchte, da es sich als total sinnlos entpuppte und nur Zeit fraß.


Grüße,
Chimera
Schnarchi
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Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Schnarchi »

Hey Naddi

BFW's sind an und für sich eine prima Sache.
Der Unterschied zu anderen Bildungsträgern besteht lediglich darin, dass diese einen medizynischen Dienst vorhalten, sprich Ärzte und Psychos und so.

Die Leute dort sind ganz Normale zwischen 20 und 50, die einfach ihren alten Beruf, warum auch immer, nicht mehr ausüben können.
Seit einiger Zeit schickt aber auch das AA oder die ARGEn Leute die nix haben, außer keene Arbeit, auf Bildungsgutschen dorthin.
...Die sind allerdings zweitklassig und kriegen dort nüscht zu essen (müssen sich selbst Essenmarken koofen)

Obendrein kannste dort vor einer Umschulung Vorbereitungslehrgänge besuchen, 'ne Berufsfindung machen (wobei, dort schreibste eigentlich eher 2 Wochen lang von morgens bis abends fast nur Tests in allem Möglichen)usw. .

Vielleicht schreib ich nachher noch etwas dazu wenn ich's schaffe. ...Oder frag halt, wennde Genaueres wissen möchtest.

Hab' übrigens meine Ausbildung in einem BFW im Januar beendet. Erfolgreich, wie man so schön sagt.
Wir waren übrigens mit 7 Leuten im Kurs. 2 waren Ende Zwanzig. 5e in den 40ern. ...Und ich war endlich mal der Älteste

Najo.....dann bis dann


Hey Cimära

hab' gestern von Dir geträumt. Es war so, als hätte ich hier im Forum auf ein Statement von Dir geantwortet
chimera

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von chimera »

Hey Nadalien,

dann sollteste mal lieber auf Michaels [viel kompetentere : Tja, interessant, und mir war so, als hätte ich davon geträumt, Dir im Morgengrauen dann wiederum geantwortet zu haben. Spannende Angelegenheit, solche Synchronträume.

@Nadalien nochmals: Mein Posting in Deinem 'Willenlos'-Thread wurde auch gelöscht – dabei wollte ich in erster Linie nur mein Verständnis für Dich dahingehend zum Ausdruck bringen, dass Therapien und Kliniken eben auch nicht die beruflichen, finanziellen und sonstigen Probleme "wegmachen", wegen denen man (unter anderem) depressiv ist. So man sich dadurch den beruflichen Werdegang zusätzlich erschwert, kann man nach 'nem Klinikaufenthalt depressiver sein als zuvor. Ich denke, bei der Frage, ob ein Klinikaufenthalt angebracht ist, muss eben auch immer der Kontext der Lebenssituation betrachtet werden.


Viele Grüße,
Chimera
Lunagirl
Beiträge: 47
Registriert: 20. Nov 2008, 20:52

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Nadalien,

ich befinde mich in einer ähnlichen Situation, auch bei mir steht die Frage im Raum, ob ich in einem Bfw eine Umschulung machen sollte/könnte.
Ich habe mir das Bfw in Berlin kürzlich angeguckt und hatte nach dem Gespräch mit einem Berater eigentlich ein gutes Gefühl.
Auch glaube ich nicht, dass man automatisch einen Schwerbehindertenausweis ausgestellt bekommt (das dürfen sie im übrigen garnicht, dafür sind die Versorgungsämter zuständig) sicher würden sie einem dort helfen, diesen zu beantragen, aber von einer aus einem anderen Forum habe ich gelesen, dass die meisten dort auch keine Behinderung haben, sondern "nur" von Behinderung bedroht sind.
Ich denke, dass ein Bfw durchaus eine Chance sein könnte..
Lg Lunagirl
Hydra
Beiträge: 2
Registriert: 4. Feb 2010, 16:52

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Hydra »

Hallo, ich habe im vergangenen Juni eine Ausbildung (Reiseverkehrkauffrau) in einem Bfw gemacht, war dort in der Rehabiltendenvertretung, hoffe also zu wissen, wovon ich spreche: Das mit dem Schwerbehindertenausweise ist freie Erfindung.Tatsächlich gab es bei uns begrenzte mediz. Betreuung, gute psychologische und auch sozialpädagogische Betreuung. (naja..) Man muss das nicht in Anspruch nehmen. Das Klientel ist sehr unterschiedlich- vom Alter her und im Sozialverhalten. (ich war z.B. die Älteste mit 57) In meinem Bfw hatten alle irgendwelche gesundheitlichen, sozialen oder psychischen Probleme, was ja nicht wundert, warum sonst sollte man diese "betreute" und intensive Form der Ausbildung nötig haben. Man kann dort im Internat wohnen. Also, es häufen sich dort durchaus Problemfälle, aber es gibt eine ziemlich gute Betreuung. Ich habe nur einsen bekommen, will damit sagen, dass der intellektuelle Anspruch eben nicht hoch ist. Das war für mich am schwierigsten, ich empfand Ungeduld und Langeweile. Es gab auch Studienabbrecher, soll heißen, nicht alle sind stupide. Die vorgeschaltete Berufsfindung 2-6 Wochen, je nach Krankheitsbild (ja deine Arztunterlagen und Berichte liegen dort vor!) versammelt sämtliche Typen, wer das übersteht, hat wenigstens ernsthaft vor, eine Ausbildung zu machen. Lass dir keinen Beruf aufschwatzen, den du nicht wirklich willst, die Bfws werben nämlich um Teilnehmer, d.h. zahlende Kunden (natürlich zahlt die RV oder die AA) und raten gern zu den jeweils dort angebotenen Ausbildungen. Für die meisten jungen Leute ist es insgesamt eine gute Möglichkeit, an Ausbildung und Arbeit zu kommen.
Nadalien schrieb:
> Aufgrund meines Alters wurde mir nahegelegt, ein bfw aufzusuchen, um dort eine Ausbildung zu machen.
>
> Hat damit jemand Erfahrung gemacht?
> Ich habe gehört, dass sich bei dem Aufnahmevorgang das AA bei der Klinik erkundigt, welche Diagnose man denn bekommen hat, dass das also hochoffiziell vermerkt wird, und dass man dort einen Behindertenausweis ausgestellt bekommt.
>
> Das will ich nun selbstverständlich nicht. Hat jmd. solche Erfahrungen mit dem bfw und gibt es Alternativen dazu?
>
> Danke, Grüße, Nadalien
Lunagirl
Beiträge: 47
Registriert: 20. Nov 2008, 20:52

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Alraune,
danke für deine tollen Infos "aus erster Hand".
Ich bin so im Zwiespalt, habe nämlich auch eher die Sorge unterfordert zu sei (habe ein abgeschlossenes Studium) aber überall heißt es es ja, der Anspruch sei so hoch, alles müsse in 2 Jahren gelernt werden, was sonst in 3 Jahren vermittelt wird...
Wie gehts dir denn heute mit der Umschulung? Würdest du sie nocheinmal machen wenn du wieder die Möglichkeit hättest? Wie gehen dein Umfeld und auch Arbeitgeber mit der Situation um? Hast du das Gefühl als relativ normale Bewerberin gesehen zu werden?
Würde mich sehr freuen von dir zu hören.
LG Lunagirl
Erdenkind
Beiträge: 4
Registriert: 8. Feb 2010, 11:56

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Erdenkind »

Hallo,

mir wurde ein berufliches Trainingszentrum für Menschen mit psychischen Erkrankungen empfohlen. Dort werde ich im kaufmännischen Bereich arbeiten. Es gibt immer wieder Gruppenarbeiten und regelmäßige Gespräche mit den Mitarbeitern (Arbeitstherapeuten) dort, auch Praktika in echten Betrieben stehen auf dem Plan. Ziel ist die Vermittlung in ein festes Arbeitsverhältnis.

Die Betriebe wissen, daß die Bewerber eine psychische Erkrankung haben. Damit hatte ich anfangs ein großes Problem. Weil ich das ja nicht haben will und mich dafür geschämt habe. Ich habe meine Situation auch lange schöngeredet, es hat mich auch weitergebracht - allerdings in die falsche Richtung: Es wurde alles immer schlimmer.

Beurteilen kann ich das noch nicht, ich war zum "Aufnahmegespräch" dort und das war gut. Wie denn die Realität aussieht wird sich zeigen.

Bei der Rentenversicherung habe ich einen Antrag zur Teilhabe am Arbeitsleben gestellt, da warte ich noch auf die Genehmigung zur Übernahme der Kosten.

Meine Situation: Ich habe eine kaufmännische Ausbildung, habe über 20 Jahre in meinem Beruf gearbeitet, bin jetzt arbeitslos und seit 2 Jahren krankgeschrieben.

Ich wünsche allen einen schönen Tag!
Lunagirl
Beiträge: 47
Registriert: 20. Nov 2008, 20:52

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Alpenfee,

das kenne ich auch nur zu gut, dass man nicht wahrhaben will, dass man zu dem Personenkreis gehört, der einen besonders geschützen Arbeitsplatz braucht. Aber das ist doch jetzt erstmal ein guter Schritt und wenn dein Gespräch gut gelaufen ist kannst du ja erstmal mit einem guten Gefühl die Sache auf dich zukommen lassen.
Wie lange ist denn dein Antrag zur Teilhabe am Arbeitsleben schon in Bearbeitung?
LG Lunagirl
Erdenkind
Beiträge: 4
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Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Erdenkind »

Hallo Lunagirl,

mein Antrag wurde am 20.01.2010 gestellt. Da ich wie auf glühenden Kohlen sitze - ich will endlich wieder arbeiten!!! - habe ich heute bei der Rentenversicherung angerufen. Bearbeitet wurde mein Antrag schon, es fehlt noch was. Ich habe noch Kontakt zu der Sozialarbeiterin der Klinik in Langensteinbach und habe ihr eine Email geschickt. Nun hoffe ich, daß sie das schnell erledigt.

Ja, die Verleugnung ist schon eine Sache. Mir ist klar geworden, daß ich mit fast 48 Jahren nur den Weg nach vorne gehen kann. Und ehrlich zu mir und der Umwelt sein muß. Bin ich das nicht, hilft es niemandem aber schadet allen.

Das ist mein 1. Ausflug in ein Forum, hat eine Menge Mut gekostet. Ich habe immer nur reingelesen hatte aber nie den Mumm was zu schreiben. Ich freue mich ganz arg über Dein Feedback!

Ich fasse nochmal meinen ganzen Mut zusammen und starte einen eigenen Beitrag.
Liebe Grüße, Alpenfee.
Lunagirl
Beiträge: 47
Registriert: 20. Nov 2008, 20:52

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Alpenfee,
toll dass du so eine Initiative gezeigt hast und die Sache in die Hand genommen hast. Und ich finde es auch super, dass du den Mut hattest hier nun selber etwas zu schreiben. Mnachmal hilft es einfach zu wissen, dass es vielen anderen ähnlich geht und wir alle mit unseren Themen zu kämpfen haben.
Deinen eigenen Beitrag würde ich allerdings vielleicht in einen anderen Bereich reinstellen, vielleicht bei Umgang mit der Krankheit oder so...
Schön, dass du hier bist.
LG Lunagirl
Erdenkind
Beiträge: 4
Registriert: 8. Feb 2010, 11:56

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Erdenkind »

Hallo Lunagirl,

danke für Deine Rückmeldung. Ich habe meinen eigenen Beitrag gestartet, allerdings wohl in der falschen Rubrik. Wie gesagt, ich kenne mich in Foren gar nicht aus, bin zum 1. Mal in sowas unterwegs. Aber ich verliere nicht den Mut. Fehler sind dazu da, was zu lernen. Und wenn das hier nicht geht, wo dann?

Liebe Grüße, Alpenfee.
Lunagirl
Beiträge: 47
Registriert: 20. Nov 2008, 20:52

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Alpenfee,

das ist ja wirklich kein Problem und machmal ist es auch schwierig die richtige Rubrik zu finden, da es manchmal mehrere Themen betrifft. Meine Erfahrung ist nur, dass mehr Antworten kommen, wenn die Rubrik ideal gewählt ist, daher war mein Tipp, deinen Beitrag in die Rubrik "Umgang mit der Krankheit" zu stellen.
LG Lunagirl
Lunagirl
Beiträge: 47
Registriert: 20. Nov 2008, 20:52

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Lunagirl »

Hallo Alpenfee,
hast du deinen eigenen Beitrag jetzt ganz gelöscht? Das wäre aber wirklich schade...du hast doch deinen ganzen Mut zusammen genommen und dich hier beteiligt.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, dich von der ersten Erfahrung nicht unterkriegen zu lassen und nochmal einen neuen Beitrag zu starten.
Alles Liebe Lunagirl
Erdenkind
Beiträge: 4
Registriert: 8. Feb 2010, 11:56

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Erdenkind »

Hallo Lunagirl,

das war wieder der falsche Film! Ist mir klar geworden als ich mich durch das Forum gelegen habe. Daher die Löschung.

Danke für die guten Wünsche, Dir auch alles Gute. Grüße von Alpenfee.
Radlerin

Re: Berufsförderungswerk

Beitrag von Radlerin »

guten tag allerseits,

ich möchte mich auch mal zu wort melden - auch wenn ich nur mal ab und zu anwesend bin.

ich bin in einem bfw und mache eine umschulung zur verwaltungsfachangestellen.

ich hab die erfahrung gemacht bzw. mit einigen leuten gesprochen. es gibt sowohl noch die "typischen" krankheitsbilder wie kaputter rücken oder allgemeine körperliche beschwerden.
es ist aber auch fakt, dass immer mehr psychische probleme bekannt sind. dazu zähle ich u.a. epilepsie, depression oder auch burn out. ich weiß jetzt "nur" eine handvoll von leuten und die auch eher nur flüchtig bzw oberflächig. aber ich weiß aus gesprächen, dass so ziemlich alle oben genannten dinge grund sind warum sie hier im bfw sind.

und zu der antragsdauer kann ich nur sagen, dass das arbeitsamt bei mir recht schnell war (innerhalb von 3mon.). es gibt auch leute von der rentenversicherung bund, bei denen hats länger gedauert.

oh weia... ich hoffe, dass kann jetzt jemand nachvollziehen. im moment steh ich etwas abseits von mir selbst und kann gerade mal ein paar gedanken zusammenbringen - aber das gehört nich hierher. tschuldigung!!

ich stehe jedenfalls gerne für weitere fragen zur verfügung. hab mir die e-mail option einegrichtet und werde so bei weiteren beiträgen informiert.

schönen tag noch
lg radlerin
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