Wer ist man in der Depression wirklich?

gläubige
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Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von gläubige »

Hallo ihr Lieben,
viellicht kann diese Frage ein Betroffener beantworten.
Wie kann es sein, daß man im gesunden Zustand ein gefühlvoller, lieber, entgegenkommender und hilfsbereiter Mensch ist, jemand der Liebe gibt und empfängt und innerhalb von nur 1-2 Wochen durch depressiven Rückfall (trotz Medis)immer mehr zum gefühlskalten, verletzendes, extrem egoistischen Monster mutiert? Warum gibt es Männer die in dieser depressiven Episode ihre Partnerinnen verbal verletzen (bewußt, oder auch unbewußt)sich plötzlich ohne Vorankündigung die langjährige gutfunktionierende Beziehung(für beide Seiten)beenden?? Mir noch nichtmal alles gute für die Zukunft wünscht, kein "Es tut mir Leid wollte dir nicht wehtun" nichts dergleichen. Keine einzige gefühlregung. Wenn ich jemand mal geliebt habe muß ich ihn ja nicht während oder nach er Trennung noch zusätlich mit Worten verletzen. Wenn ich jemanden angeblich nicht mehr liebe, dann sollte es doch kein Problem sein mich nach 2 Monaten mit dem Ex zur gegenseitigen Übergabe der persönlichen Dinge kurz zu treffen, oder? Man empfindet ja nichts mehr!!?
Stattdessen vertröstet man den anderen," Ne das machen wir ein andermal" Diese andermal kommt aber irgendwie nicht,
Wie kann es sein, daß man im gesunden Zustand Träume hat, Träume für sich und den Partner, jahrelange Träume und in der depresiven Episode alles in Frage gestellt wird und alles genau andersrum ist?
Wie kann aus Liebe und Vertrauen innerhalb dieser kurzen Zeit (Beziehung war ok, also keine beziehungtechn. Probleme vorher)Gleichgültigkeit und Kälte werden?
Was passiert in solch einem Menschen, warum immer diese Widersprüche? Kann das jemand annährend erklären?
Welcher von den beiden Menschen ist man denn wirklich? Man das ist zum Verzweifeln
Ich bin kein Teenie sondern Anfang 40, der Ex-Partner ist Mitte 50.
Ich war sein "Ein und alles, seine Traumfrau, für mich war es genauso. Und innerhalb 1 Woche soll da nichts mehr sein??
Der Rückfall macht aus Mr. Hyde Mr. Jekyll(oder andersrum)???? Wer hat sowas ähnliches als Betroffener denn schonmal erlebt??
Freue mich über jede Antwort
sunshine45
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Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von sunshine45 »

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tomroerich
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Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Gläubige,

ich glaube kaum, dass es dafür eine lückenlose Erklärung gibt, die diejenigen wirklich befriedigen kann, die das miterleben müssen. Doch ist diese Widersprüchlichkeit in Romanfiguren wie Jeckyll and Hyde oft beschrieben worden. Schon dort wird deutlich, dass diese Verwandlung immer mit einem Verlust der Steuerungsfähihgkeit einhergeht, der den Betroffenen ihre dunkle Seite mit einer Wucht aufzwingt, gegen die sie keine Chance haben. Das trifft so bei der Depression ganz sicher auch zu.

Nun stellst du dir ja die Frage, welches denn nun der richtige Mensch ist -Jeckyll oder Hyde? Ich beantworte sie indem ich sage, dass Hyde die Abwesenheit von Jeckyll ist. Liebesfähigkeit ist eine Eigenschaft, die es nur gibt, wenn jemand sich selbst hat und mit seiner eigenen Quelle in Kontakt ist. Verdunkelt sich dieses Selbst-Bewusstsein, gewinnen destruktive Tendenzen die Oberhand. Immer wenn du dich freust, bist du dir selbst nahe und immer wenn du dich ärgerst, hast du dich von dir entfernt und nimmst selbst destruktive Tendenzen an. Beim depressiven Menschen ist das lediglich in einem Übermaß geschehen und verschwindet auch nicht nach wenigen Minuten oder Stunden, wie das bei einem normalen Ärger der Fall ist - er bleibt in diesem Gefängnis schlechter Gefühle für Tage, Wochen und Monate. Er kann nicht anders - das Regulativ aus Hoch und Tief ist außer Kraft und er hängt im Tief fest.

Im Grunde kann man nicht sagen, dass diese Destruktivität eine tatsächliche Wesensseite eines Menschen ist, weil sie "nur" Selbstverlorenheit ausdrückt. Niemand, der bei sich selbst ist, ist destruktiv. Wenn du Destruktivität an anderen feststellst, kannst du dir immer sagen: Armer Mensch, du bist nicht bei dir.

Freilich bleibt nichts anderes übrig, als sich davor zu schützen, doch muss man sich nicht zusätzlich mit der Frage quälen, mit wem man da verheiratet ist. Jeder, auch du, kann in diese Lage kommen und von Jeckyll zu Hyde mutieren, wenn er seiner selbst verlustigt geht.

Liebe Grüße

Thomas
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gläubige
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Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von gläubige »

Danke erstmal für die Antwort,
ja so ähnlich habe ich es mir gedacht.
Manchmal braucht man die Bestätigng durch andere. Ich denke genauso, wenn der Mensch seine Depression "verlässt" sieht er die Dinge wieder anders, er kann lieben , traurig, sein, wütende sein, u.s.w.
Vielleicht leiden Depressive unter ihren seltsamen "Gefühlen, oder auch Nichtgefühlen" am meissten. Und wenn man als Angehörige/Ex-Angehörige noch "versehntlich Druck ausübt, ohne es zu merken, oder wollen" dann handelt man wahrscheinlich so. Rückzug, Trennung u.s.w.
Schön wenn man einen Menschen lange kennt (Gottseidank ohne Ausbruch der Depression, die sind erst seit ca. 2 Jahren vorhanden und das gleich habe ich damals erlebt) und weiß, daß man nicht nur benutzt wurde, denn das schadet auch meinem Selbstwertgefühl. Wißt was ich meine? Keiner will das Gefühl haben, nur benutzt worden zu sein. Im Grunde tut mir der jenige leid, sage ich aber nicht denn das würde ihn noch weiter runterziehen.Oder?
Beide kennen die Auslöser (nicht die Ursachen!!) der Depression, aber man handelt nicht um diese zu ändern, bzw. an sich was zu ändern. Nein stattdessen lässt man diese Auslöser weiter zu. Auslöser: Erst Mobbing, draus resultierend Bornout, diese wiederrum ist in eine Depression Major übergegangen(ist für mich eh fast das gleiche)Dann berufliche "Kastration" Man nimmt jemanden seinen Job über den er sich identifiziert, kündigen darf man nicht (Kündigungsschutz)man gibt dejenigen einfach keine adäquate Tätigkeit mehr, enthält Infos vor, quasi Standardprogramm Mobbing/Bossing wie im Bilderbuch.In der Hoffnung das der Jenige selbst das Handtuch wirft. Dann noch Extremprobleme mit dem Nachwuchs aus der Ex-Ehe. Man warum wehren sich Depressive nicht, warum lassen sie sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen??
Immer für andere da, immer hilfsbereit, aber wenn er Hilfe braucht kann er sie nicht nehmen, was soll das??
Sorry, aber das muß mal raus aus mir, sonst platze ich.
Ich selber bin stark, tue was für mich ob mit oder ohne Partner, auch wenn jetzt der Kummer vorherrscht, deshalb kenn ich die Ratschläge: Tu was für Dich, tu ich ja , was soll ich sonst tun?
Mal hat man Hass, daß man einfach so "abgefertigt" wurde, mal Mitleid. Am liebsten würde ich denjenigen jetzt besuchen (egal ob er alleine ist, oder evtl. jemnad anders da ist) ihn packen und mit den Kopf gegen die Wand hauen (der wehrt sich ja eh nicht, lässt sich sogar von der eingen Tochter hauen ohne sich zu wehren. Der ist einfach zu blöd dazu!! Sorry)
Mal möchte man einfach reden, helfen.
Ach am besten mach ich erstmal garnichts, obwohl noch Dinge die nichts mit der Beziehung zu tun haben geklärt werden müssen, aber er kommt einfach nich aus dem Quark, oder ist zu feige, was weiß ich.
Ausserdem sieht man sich immer zweimal im Leben.
Babi
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Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Babi »

HI gläubige,
ich merke, in dir ist ganz viel Wut.
Sei dir sicher, daß du nicht benutzt worden bist, bestimmt nicht.
Du sagst, Depressive sollen sich wehren. Schau, deswegen wird man doch depressiv, weil einen das belastet, daß man das oft nicht kann, weil man es eben auch im Elternhaus nicht beigebracht bekommen hat. So geht es jedenfalls mir.
Ich mußte mich im Elternhaus immer unterordnen, durfte mich nicht wehren - obwohl ich mir oft den Frust von der Seele geschrien habe - , weil dann wurde es noch schlimmer.
Versuch ein bißchen, ihn auch zu verstehen, denn wenn ihm das alles passiert ist, was du da beschrieben hast, dann wundert es mich nicht, daß er depressiv wurde, wirklich nicht. Job verloren usw. Dein Ex-Mann kommt sich jetzt sicher minderwertig vor, fragt sich, was er dir noch zu bieten hat.
Ist dir mal die Idee gekommen, daß er sich aus Liebe zu dir getrennt hat? Ich weiß, das klingt verrückt, aber denk mal darüber nach.
Guck mal, ein Mann will immer für eine Frau sorgen können, sonst fühlt er sich als Versager. Das ist bei Männern so und es ist oft schwer, ihnen zu erklären, daß sie das nicht sind. Er hat nun das Gefühl, durch alles was passiert ist, daß er dir nicht mehr das geben kann, was du brauchst, daß er nicht mehr richtig für dich sorgen kann.
Ich kann mir wirklich vorstellen, daß es so ist.
Daß er jetzt kalt und abweisend geworden ist, ist einfach eine totale Angst, die bei ihm aufgetaucht ist, glaub mir. Diese Angst hat einen dann so im Griff, daß sie einen innerlich taub und kalt macht. Ich bin auch Betroffene und mir geht es auch so.
Da ist die Angst, den oder die Menschen, die man am meisten liebt, zu überfordern mit seinen Problemen. Er will dich einfach nur schützen, glaub mir und dich nicht belasten.
Ich weiß, es ist schwer, einen Menschen, der in einer Depression hängt, zu verstehen.
Gib ihm Zeit, vielleicht ist die Trennung ja nur vorübergehend, in einer Depressionsphase reagiert man manchmal voreilig, weißt du.

Und Thomas muß ich in einem widersprechen:
Wenn man sich ärgert, hat man sich nicht von sich selbst entfernt. Ich erlebe genau das Gegenteil. Nur wenn ich auch Ärger zulasse, bin ich ganz bei mir, wenn ich schlucke und den Ärger wegschiebe, dann entferne ich mich von mir selbst.
Das habe ich durch die Therapie gelernt. Es kommt immer darauf an, wie man mit dem Ärger umgeht, aber sich ärgern und das nicht runterschlucken, ist wichtig.
Ich wünsch dir weiterhin viel Kraft und sehe nicht alles so schwarz, habe einfach Geduld!
Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
tomroerich
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Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von tomroerich »

Man warum wehren sich Depressive nicht, warum lassen sie sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen??

Weil sie das so wollen. Nicht jeder, aber viele. Wer sich selbst verlässt, der will heimlich Strafe. Und die holt er sich, indem er Situationen schafft, die nur böse enden können. Freilich wird das sauber kaschiert, durch Gutmenschentum z.B.. Was macht denn jemand, der sich ausbrennt? Der ist so tüchtig, dass er dran zugrunde geht. Aber in seine Fanatasie ist er ein Held der Arbeit, der beste Mann, der immer Hilfreiche, den alle brauchen und ohne den nichts geht. So denkt nur jemand, der in sich selbst keinen Wert sieht - daher muss er ihn immer neu schaffen.

@Babi

Nur wenn ich auch Ärger zulasse, bin ich ganz bei mir, wenn ich schlucke und den Ärger wegschiebe, dann entferne ich mich von mir selbst.

Nun, dann ist ja alles in Ordnung mit dem Mann von Gläubige Von Ärger schlucken habe ich ja nichts gesagt. Man kann ihn als Gelegenheit sehen zu erkennen, dass man sich hat angreifen lassen und Angegriffenheit ist Entfernung von sich selbst. Verletztheit ist Entfernung von sich selbst. Ein ganzer, runder Mensch ist nicht verletzt und angegriffen sondern freudig, glücklich und zufrieden. Verletztheit und Ärger sind Belege dafür, dass man aus dieser Mitte herausgefallen ist. Und je weiter man sich von dieser Mitte entfernt, umso mehr Verletztheit, Ärger und schlechte Gefühle gibt es. Depression ist die größtmögliche Entfernung von dieser Mitte und will schließlich die eigene Vernichtung.

LG

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Babi
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Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Babi »

Thomas...
mit diesen Worten hast du sicher recht!
Aber ich glaube, daß es keinen Menschen gibt, der nicht irgendwann mal verletzt und unzufrieden ist. Es kommt einfach darauf an, wie man damit umgeht.
Sicher empfindet ein gesunder Mensch die selbe Situation anders wie ein kranker Mensch und ein kranker Mensch reagiert auch extremer, das ist klar.
Aber Verletzungen kann man nicht verhindern, sie geschehen immer wieder und keiner ist davor gefeit. Nur für Menschen mit unserer Krankheit ist es schwerer, damit umzugehen.
Ich sehe das halt alles ein bißchen anders aber ich kann trotzdem sehr gut nachvollziehen, was du meinst.
Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
thewayout
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Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von thewayout »

Hallo Gläubige,
ich kann Deine Wut gut verstehen. Auch mir ist manchmal danach, meinen Mann zu packen, zu schütteln und ihn anzubrüllen "wach auf! Siehst Du nicht, was Du anrichtest?" Kopf gegen die Wand hauen im übertragenen Sinne, ja! Ich hatte vor ein paar Wochen Geburtstag, hui und was hatte er noch vor kurzem für Pläne, ne große Party wollte er schmeißen. Statt dessen ist er ausgezogen, hat mir zum 40. die Trennung "geschenkt". Wir waren zwar essen, aber er hat den ganzen Abend nur Pessimistenscheiß und Haßtiraden gegen seine Familie von sich gegeben. Hab keinen Bissen runtergekriegt.
Er hatte solche Angst, dass unsere Beziehung unter seinem Zustand leidet, weil er doch ohne mich nicht könne und wolle usw. Und mit nem Mal ist Ende. Totale Gefühlskälte. Er will "endlich" sein eigenes Leben führen. Da biste vor den Kopf gehauen.
Ich verstehe auch gar nichts mehr und schwanke wie Du zwischen Mitleid und Wut, im Moment vor allem Trauer und Verzweiflung.
Vielleicht ist es ja auch so, dass sich ein Depressiver so abwendet, weil er, wenn er nichts fühlt eben auch seine Schmerzen nicht fühlt. Wie auf standby geschaltet? Nur so bleibt er natürlich in seinem Zustand hängen und das ist sehr zerstörerisch.
Wünsche Dir viel Kraft, Lena
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Marionka »

Liebe Gläubige,
du sprichst genau das aus, wie es auch in meiner Partnerschaft im Moment aussieht! Ich und auch meine Gefühle werden durch meinen LG nur mit Füßen getreten. Dazu kommt das Erstaunen, dass er mit anderen lachen kann, lustig sein kann und mir tut er nur noch weh mit verbalen Angriffen. Ich soll ihn einfach in Ruhe lassen und würde es nicht besser machen, wenn ich irgendwohin gehe, wo er dann vielleicht auch ist. Aber wir haben einen gemeinsamen Freundeskreis seit über 4 Jahren und besuchen natürlich die gleichen Lokale. Ich soll wohl alles hinten lassen, nur um ihn nicht zu "kontrollieren" - so sieht er es nämlich. Der letzte Stand war, dass er gestern am Telefon zu mir sagte, ich soll ihn in Ruhe lassen, er wird sich wieder melden.
Was ich ihm wirklich verüble, ist, dass er keinerlei ärztliche Hilfe sucht - er hat nicht mal einen Hausarzt; das hält er nicht für nötig. Warum setzen sie mit ihrer Gleichgültigkeit eine bis dato wirklich super funktionierende Partnerschaft auf's Spiel? Das kann ich einfach nicht verstehen.
Vielen Dank für's Mitlesen - bin so froh, mich hier mitteilen zu dürfen!
LG Marion
Biho
Beiträge: 25
Registriert: 29. Okt 2009, 21:43

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Biho »

Hallo Gläubige,
du schreibst mir aus dem Herzen. Auch ich frage mich ständig, wer ist mein Mann, wer war mein Mann? (22 Jahre verheiratet, 1. diagnostizierte Depri....). Und das obowhl ich mich abgegrenzt habe. Wir haben getrennte Wohnungen, seit 4 Monaten von denen er 3 Monate im Ausland war. Auch da frage ich mich, wie kann man 3 Monate im Ausland sein, voll den Job machen und andererseits eine schwere Depri. haben? Neben dieser Gefühlskälte, Gleichgültigkeit, zerstörerischem Selbst, starrem Blick, Aggressionen dann plötzlich wieder willenlos, Konzentrationsschwäche, Sprachprobleme und dann LÜGEN, LÜGEN, LÜGEN. Selbst bei seinen erwachsenen Kindern gibt er unterschiedliche Auskünfte. Auch bei seinen Freunden. Dem einen sagt er so, dem andren so??

Die Version, dass er sich aus reiner Liebe zu mir getrennt hat, habe ich mir auch vorgestellt und eine zeitlang geglaubt, vielleicht ist es auch so. Keine Ahnung. Mal habe ich Wut, dann wieder Verständnis... Auf und Ab, ich kann dich so gut verstehen. Schön, dass hier die Betroffenen es aus ihrer Sicht darstellen.

Vielen Dank dafür, dass hilft mir in meiner Situation auch ungemein. DANKE.
VG Loewin
gläubige
Beiträge: 48
Registriert: 30. Nov 2009, 10:12

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von gläubige »

Vielen Dank ihr Lieben,
super, daß hier soviele antworten. Bei euren Beiträgen von euch finde ich mich wieder.
Es tut gut sich auszutauschen.
Ja ich denke auch, daß Depression sowas wie erlernte Hilflosigkei ist, man weiß was falsch läuft man möchte es anders, aber man kriegt es nicht hin. Manche Sachen kann man auch nur befingt beeinflussen. Und irgendwann macht die Seele zu und die Depression zwingt eine zum Handeln. Denke ich zumindest. Ja es stimmt Männer haben ein anderes denken als Frauen, bei meinem Ex-Freund (Nicht Mann, wir wollten diese Jahr zwar heiraten, aber das ist nun Vergangeheit)ist es das Extremmobbing in der Firma welches einen kaputt macht, die Exfrau die ihn vor vielen Jahren verlassen hat wegen eines gemeinsamen Kumpel. Die Scheidung verlief sehr dreckig, die Kinder die kaum bzw. keinen Kontakt mehr haben dank der Mutter. Sie hat wortwörtlich gesagt (Kinder der neue ist doch besser als euer Papa!!!!!)Dann erduldet er alles was die Tochter macht, lässt sich von ihr beschimpfen, finanziell aussauggen, hauen.Und er wehrte sich nicht. Hatte Anst daß sie ihn nicht mehr lieb hat. Nun jetzt ist es so, sie hasst ihn, respektiert ihn nicht und das obwohl er alles getan hat für sie. Tja manchmal ist weniger mehr und mit Geld alleine kann man sich die Liebe der Kinder nunmal nicht erkaufen. Dann kam die Reha, aber danach waren seine Probleme noch da, na welch ein Wunder?? Die Tochter machte weiter, das Mobbing ging weiter und dann kam der Rückfall, ich ha es nicht direkt gemerkt, stattdessen hab ich unbewußt mit SMS Druck ausgeübt weil er sich veränderte.Und Männer gehen mit Depris anders um als Frauen, einige zumindest.
Da überwiegen wohl erstmal die körperlichen Symptome. Das Herz tut weh, EKG war aber ok, der Hals der Rücken, der Kopf u.s.w Dann der Wunsch keine Verpflichtungen mehr zu haben und ich hab es nicht erkannt ich Hammel!!
Tja die 8 Wochen Reha die er hatte waren für die Katz. und das hat die "Kleine arme kranke "Männerseele" nicht gepackt. Trotz Tabletten. Stattdessen versucht man sein krankes Ego mit Agressivität, irgendwelchen Affären (weiß ich nicht könnte aber bei ihm sein da er mir auf die Frage ob er ne Neue hat nur sagte, "noch nicht" zum kotzen so ne Antwort, sorry )antisoziales Verhalten u.s.w. Alkohol trotz Tabletten (na dann Prost)Anschuldigungen, Jammerei u.s.w.
Den Job hat er noch , aber die machen ihn komplett platt wenn er sich nicht wehrt. Mensch und wir haben im Betrieb ne super Sozialberatung, Suchtabteilung, Betriebsrat. Aber die sind ja laut ihm angeblich auf der Arbeitgeberseite. Ist natürlich blödsinn.
Ich wünsche euch hier allen ganz viel Kraft und Ausdauer mit euren Partnern. Und ich denke diejenigen die es schaffen werden ganz bestimmt eine noch intensivere Beziehung führen.Danke für`s Lesen
Pfefferminza
Beiträge: 247
Registriert: 14. Jan 2009, 11:56

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Pfefferminza »

hallo marion

du schreibst über deinen partner:

»Was ich ihm wirklich verüble, ist, dass er keinerlei ärztliche Hilfe sucht - er hat nicht mal einen Hausarzt; das hält er nicht für nötig. Warum setzen sie mit ihrer Gleichgültigkeit eine bis dato wirklich super funktionierende Partnerschaft auf's Spiel? Das kann ich einfach nicht verstehen.
Vielen Dank für's Mitlesen - bin so froh, mich hier mitteilen zu dürfen!«


ich frage mich gerade, woher du dann die diagnose deines partners kennst? du schreibst, er hat keinen hausarzt und nimmt auch sonst keine hilfe in anspruch.
hat er sich die diagnose selbst gestellt?

vielleicht können dir/euch einige zusätzliche infos, auf der folgenden website, die ein oder andere antwort geben.

http://www.depressionsliga.de/index.php/faq.html



lg
pfefferminza
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Marionka »

Hallo Pfefferminza,
die Diagnose hat er sich selbst gestellt und ich denke, dass er damit schon richtig liegt!
Habe mir Bücher gekauft und auch sehr viel schon im Internet gelesen.
Er sagt immer, er weiß, dass er krank im Kopf ist.
Mehr kann ich dazu leider nicht sagen.
LG Marion
Schwingi
Beiträge: 48
Registriert: 3. Okt 2009, 20:06

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Schwingi »

Hallo,
als mein Mann am Anfang seiner depressiven Episode so reagiert hat, bin ich aus allen Wolken gefallen. Für mich war unsere Ehe immer völlig unantastbar. Ich wußte nicht, daß eine Depression für Angehörige bzw. die Frau so persönlich und so verletzend werden kann. Mein Partner hat sich des öfteren so geäußert, allerdings hat er es jedes Mal bereut. Und ich habe ihm klar gemacht, daß er es nicht mehr tun darf, sonst würde ich gehen und ihm somit eine ENtscheidung abnehmen. Bis jetzt hat es gewirkt.
Ich stecke seit fast 5 Monaten als Angehörige mittendrin. Und mir kommt mein Mann manchmal wie "schizophren" vor - sorry, aber ich kenne ich manchmal kaum wieder und innerhalb kürzester Zeit ist er wieder der alte. Manchmal ziemlich abgefahren das Ganze. Doch es ist die Krankheit. Versuch dir nicht den Kopf zu zerbrechen. Lebe dein Leben. Versuche nicht, ihn zu verstehen und zu überlegen, weshalb er gerade so tickt.Du wirst nicht dahinterkommen. Grenze dich ab. Auch wenn es schmerzt. Viellleicht hast du mal Lust und Muse bei "Depr.Ehemann-haben wir eine Chance" von AG zu lesen. Der ist von mir und ich bekam ganz ganz viele Rückmeldungen und liebe Antworten auf meine Fragen. Das hat mir sehr geholfen.
Ich wünsch dir Kraft, ganz viel. Und starke Nerven.
Anette
Schwingi
Beiträge: 48
Registriert: 3. Okt 2009, 20:06

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Schwingi »

...mein Mann sucht immer nach einer "Lösung" für die Erkrankung. Er wartet darauf, daß er eine findet und es "klick" macht. Manchmal denke ich, sehr intelligente Menschen haben es mir dieser Krankheit sehr schwer. Denn sie suchen immer nach einem Ausweg und dieser Lösung und hassen den Zustand des "ausgeliefert seins".
gläubige
Beiträge: 48
Registriert: 30. Nov 2009, 10:12

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von gläubige »

Hallo ihr Lieben,
hab da mal ne Frage. Würdet ihr eurem Partner/Expartner (der sich ja in der deprssiven Episode getrennt hat)zu Weihnachten , bzw, zum Jahreswechsel Grüße übermitteln, auch wenn ihr wisst, daß wahrscheinlich keine Antwort zurückkommt, auch wenn ihr garnicht wisst wo der jenige zu der Zeit überhaupt ist? Kann auch zuhause sein, weiß ich nicht.
Auch wenn man denkt, daß derjenige gearde sein "Neues Leben"( Wenn man es überhaupt so nennen kann)lebt.Bei einer normalen Trennung aufgrund Probleme in der Beziehung würde ich nen Teufel tun, aber in unseren Fällen hier ist es doch vielleicht was anderes, oder?
Ich komme einfach nicht darüber hinweg wie respektlos und ohne Würde man von depressiven Partner/Ex-Partner sogar nach der "Trennung" behandelt wird. Manchmal freut sich der jenige wenn man sich kurz meldet, möchte sogar, daß man ihm Dinge sagt wie: Pass auf, daß Du nicht zuviel Alk. trinkst wegen der Medis,manchmal darf man garnichts sagen daes als Angriff gesehen wird, auch wenn es nette Dinge sind. es kommen auch mal Sprüche wie "ich antworte nicht immer weil wir ja getrennt sind. Weiß ich doch muß er ja nicht erwähnen da ich ja klar und deutlich mittgeteilt habe, daß ich es akzeptiere. Ist alles sehr wirr.Zur Info: Ich renne nicht hinterher, ab und an mal ne kurze Mail, ohne Gefühle durchblicken zu lassen, mal ein kurzes Telefonat wegen wichtiger Dinge die aber nichts mit uns zu tun hatten z.b. Todesfall eines gemeinsamen Bekannten. Er selbst hängt auf einer Internetplattform des öfteren auf meinem Profil, ich wurde bei einer Bewertungsaktion wo man seine Kontakte bewerten kann mit allem positiven bewertet mit mein Schwarm, mein Sonnenschein, gutaussehend, etc.
Haaalloooo, wenn ich mich trenne dann unterlasse ich sowas doch!! (Diese Bewertung sehe nur ich und der jenige der sie schreibt)
Mich quält der Gedanke, daß er sich jetzt irgend so ne "oberflächliche Affäre aus`m Interenet oder sonstwo her suchen könnte auf der Suche nach Bestätigung, auf der Suche nach Liebe die er zur Zeit eh nicht geben kann, oder sonstwas.Ist nur ne Vermutung, also muß nichr sein, könnte aber.
Meine pravaten Dinge habe ich immer noch nicht, obwohl ich das schon mind. 5X angesprochen habe, ganz egal ob per Post, oder persönlich abholen, stattdessen wird man nur vertröstet, ja ich melde mich die Woche. Die Woche ist aber schon längst vorbei. Mir geht es nicht direkt um die Sachen, die kann ich mir ja zum Teil neu besorgen, aber mir geht es ums Prinzip. Ausserdem hab ich seine Tiere noch hier und es muß ja geklärt werden was mit denen passiert.Ich als "Gesunde" hätte die Dinge schon längst zurückgegeben,vorallem nach mehrmaligen Ansprechen aber was geht in diesem Kopf nur vor?
Wie macht ihr das?
Habt ihr das auch schonmal erlebt vielleicht sogar selber, daß man in der depressiven Episode mal bessere Tage mal schlechtere habt? Ich dachte immer man wäre in dieser Phase nur noch down, ohne helle Momente
Ich drück euch alle mal, denn eure Antworten haben mir des öfteren geholfen.
gläubige
Beiträge: 48
Registriert: 30. Nov 2009, 10:12

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von gläubige »

Mein EX hat sich eben bei mir gemeldet mit den Worten: Ich melde mich nur weil ja bald Weihnachten ist.Was soll das?
Habe sehr verständsissvoll reagiert. Man merkte ihm allerdings an, daß er nicht ganz nüchtern war.Er fühlt sich angeblich jetzt wohl, so ganz alleine, glücklich ohne Verpflichtung, "freut" sich, daß er Weihnachten ganz alleine verbringt!!??
Die Leute die ihn anrufen ruft er nicht zurück "kein Bock, sollen ihn alle in Ruhe lasssen"
Hab ihm signalisiert, daß die Leute ihn mögen und für ihn da sind. Er war noch nie wirklich alleine, jetzt findet er es gut so alleine zu sein,ja klar deshalb säuft man sich die Hucke voll, alles verloddert, er selbst ja auch, aber klar er fühlt sich wohl. Naja wer es glaubt wird seelig!!auf die Frage zur Tochter (die bald entbindet)hat er gesagt" die ist mir scheissegal" Seine Schwägerin ist vor einigen Tagen verstorben, ist ihm auch "scheissegal" Hallo, geht`s denn noch? Seine Wohnung würde aussehen wie bei Hempels unter`m Sofa. Ist ihm auch scheissegal.Hab ihm zu verstehen gegebn, daß er ein wertvoller Mensch ist und die Leute ihn mögen auch wenn er das im Moment nicht hören möchte. Ich motiviere auch gemeinsame Bekannte ihn ab und an mal anzurufen, machen die auch. Der sieht es im Moment einfach nicht, daß das Leben auch bunt sein kann und nicht nur schwarz. Man konnte erstaunlicherweise relativ normal mit ihm reden, also nicht so als wenn er von Sinnen wäre. Wie kann man glücklich damit sein, alleine zu sein mit zwischendurch Alkohol und mit der Einstellung "Alle sollen mich in Ruhe lassen" Naja wenigstens wünschte er mir, daß ich vorsichtig fahren soll da es bei uns ziemlich verschneit ist.
Wünsche euch auf jedenfall viel Kraft, vielleicht erkennt sich der eine oder andere hier wieder
sony
Beiträge: 47
Registriert: 7. Dez 2009, 11:46

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von sony »

Hallo Gläubige, hallo Ihr anderen!
Ich musste mehrmals schlucken, als ich eure Postings gelesen habe. Eine Geschichte ähnelt der anderen, so auch meiner (ich will micht alles wiederholen. Wens interessiert, bitte unter dem Thema "Schluss gemacht?!" nachlesen). Ich kenne auch dieses fürchterliche Gefühl, dass plötzlich von einem Tag auf den anderen Schluss ist. Ich kenne auch diese Kälte, Gleichgültigkeit, dieser starre Blick, das Gefühl einfach nicht an den anderen dranzukommen. Und immer nur die Begründung/Bitte: "Ich will einfach nur Ruhe haben und alleine sein! Ich weiß nicht mehr, wer ich bin und was ich will!"

Das tut so weh! Ich wäre manchmal auch gerne so wütend wie Gläubige - momentan bin ich einfach nur kraftlos und unendlich traurig.

Warum schmeißen Männer, wenn sie sich schwach und unsicher fühlen, alles über den Haufen? Warum machen sie alles kaputt, um wieder zu sich zu kommen? Warum können sie sich nicht an uns Frauen lehnen und denken: "Ich bin jetzt wenigstens nicht alleine! Zusammen schaffen wir das!" (Auch ich hatte eine schwere Depression und das war der Gedanke, der MICH aufgerichtet hat)
Warum reagieren die meisten depressiven Männer auf Druck mit absolutem Rückzug?

Wie geht Ihr damit um, dass bald Weihnachten ist, das "Fest der Liebe" -hahaha? Mein Freund verbringt Weihnachten jedenfalls alleine in der Wohnung einer Bekannten, die momentan in Urlaub ist. Ich habe Angst vor Fragen der Verwandten, die ich nicht beantworten kann.
Auch ich wünsche Euch viel Kraft vor allem für die kommenden "Festtage"!
Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Marionka »

Hallo liebe sony,
ich kann dich so gut verstehen - auch ich habe keine Kraft mehr und bin unendlich traurig. Hab manchmal selbst das Gefühl, in eine Depression zu rutschen. Auch mein Partner hat sich vor knapp 7 Wochen von heute auf morgen von mir abgewendet - er will nur seine Ruhe usw. Kennst du ja offensichtlich auch so. Eine bis dahin super schöne und harmonische Beziehung einfach vergessen. Kann ich leider nicht nachvollziehen. Heute habe ich wieder einen etwas besseren Tag, aber das ganze Wochenende hab ich mich nur gequält mit diesen ganzen unbeantworteten Fragen.
Auch ich habe Riesenangst vor den Feiertagen!
Aber hier in diesem Forum immer auf offene Ohren zu stoßen, tut unglaublich gut!
Gabz viel Kraft und Stärke wünscht dir Marion
sony
Beiträge: 47
Registriert: 7. Dez 2009, 11:46

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von sony »

Ja genau, man verbringt die ganze Zeit damit zu hoffen und zu spekulieren. In den letzten Wochen habe ich immer wieder mit Freunden und Angehörigen gesprochen und mich ausgeheult. Bin zuerst auf Verständnis gestoßen aber langsam versuchen mir immer mehr Menschen klar zu machen, dass ich nicht immer so viel Verständnis für meinen Freund zeigen soll, wenn er mich/unsere Beziehung so behandelt. Ob es nicht besser für mich wäre, ohne ihn zu sein.
Aber ich kann nicht anders: ich liebe ihn und weiß, dass er jenseits der Depression ganz anders und absolut verlässlich ist
sony
Beiträge: 47
Registriert: 7. Dez 2009, 11:46

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von sony »

Andererseits: wie kann man es als Partner ertragen, wenn solche Phasen vielleicht in Zukunft immer wieder vorkommen?
Pfefferminza
Beiträge: 247
Registriert: 14. Jan 2009, 11:56

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Pfefferminza »

hallo marion (alle anderen können natürlich auch gerne lesen)

ich glaube von mir steht noch eine antwort an dich aus. nicht das du glaubst, nicht zu reagieren, sei typisch depressiv

du hast folgendes geschrieben:

Hallo Pfefferminza,
die Diagnose hat er sich selbst gestellt und ich denke, dass er damit schon richtig liegt!
Habe mir Bücher gekauft und auch sehr viel schon im Internet gelesen.
Er sagt immer, er weiß, dass er krank im Kopf ist.
Mehr kann ich dazu leider nicht sagen.
LG Marion


dass dein partner sich nicht kundig macht und einen arzt aufsucht >> denn nur so kann es eine diagnose geben << ist für dich bestimmt ärgerlich. auch nur so gibt es eine chance auf eine adäquate behandlung. nur so kann er an seiner situation etwas verbessern.

du solltest dennoch nicht aus den augen verlieren, dass es auch eine menge anderer krankheitsbilder gibt, die passen könnten.

das kann an dieser stelle, im forum, niemand beantworten. aber ich möchte, dass du es im kopf hast.

ein paar bücher zu lesen und etwas recherche im netz, reichen bei weitem nicht aus ein medizin- oder psychologiestudium zu ersetzen.

das du hier so offen über deine probleme berichtest, tut dir bestimmt gut. das soll es auch.

ich als betroffene, würde mich dennoch riesig freuen, wenn ihr im detail etwas sensibler in der art eurer formulierungen sein könntet.
das gilt natürlich besonders dann, wenn ihr euch nicht einmal sicher seit, ob eure partner wirklich unter der sehr sehr ersten krankheit depression leiden.


vlg
pfefferminza

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betroffene für betroffene
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Susibaby
Beiträge: 128
Registriert: 29. Nov 2009, 15:15

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Susibaby »

Hallo ihr Lieben!

Ich verfolge diese Seite auch schon ein Weilchen und mir geht es genauso wie vielen von euch als Angehörige.

Diese Krankheit meines LG brach vor genau 1 Jahr schon einmal heftig aus (4 Jahre zusammen, davon 3 Jahre zusammen gewohnt, mittlerweile getrennte Wohnungen), allerdings schafften wir Sylvester noch gemeinsam.

Wir näherten uns im Frühjahr wieder an, aber unter seinem Deckmantel, dass wir nur Freunde sind, verbrachten aber bis vor Kurzem jedes WE, die er plante. Unter der Woche mailten wir, wo er mich anmailte, meldete ich mich nicht, musste er gleich durchrufen, ob bei mir alles ok ist.

Er fing dann im Herbst an zu kränkeln, Schlaflosigkeit, Rückenschmerzen, was sich bis vor kurzem hinzog und immer schlimmer wurde. Er rannte die Ärzte ein, bekam Antidepressiva verschrieben, die er angeblich nicht vertragen würde. Zudem kam, dass er ständig das Beziehungsthema anfing, dass wir keine Beziehung mehr haben werden, er will von keinem geliebt werden, ich solle mir einen Anderen suchen, ein Leben ohne ihn aufbauen und wir können eine wunderbare Freundschaft führen auch mit neuen Partnern. Er sagte aber auch, dass er nicht von mir loslassen könne, von einem Menschen, den er einst so geliebt hätte und wenn es mir nicht gut geht, geht es ihm auch nicht gut und er durchlebe meine Gefühle.

Er hielt es dann vor 5 Wo. nicht mehr aus und ist in die Klinik. Ich habe 4 Wo. dann nichts mehr gehört und dann schickte ich eine SMS, nur mit der Frage, wie es ihm geht. Daraufhin kam eine längere Mail zurück, dass es an der Beziehung liegen würde, dass er durch die psychische Hölle geht, Depressionen bekommt, durch meinen Beziehungsgedanken. Dabei habe ich nie das Thema angeschnitten, es war immer sein's. Ich war einfach nur für ihn da, habe zugehört, habe mit seine Wohnung eingerichtet und und und......Zum Schluss schrieb er, dass er vorerst erst einmal keinen direkten Kontakt zu mir möchte, das war Do. vor einer Woche. Heiligabend bekam ich eine SMS mit den Worten, dass er mir frohe Weihnachten wünscht, auch, wenn es nicht so ist, wie ich es mir erhoffe...und dann liebe Grüße. Ich habe nicht darauf reagiert.

Auch wir müssen noch Sachen austauschen, u.a. hat er noch meinen Wohnungsschlüssel. Nach seinen Zeilen von voriger Woche hätte dies Zeit, er hätte nichts eilig, er wäre auch erst im Januar wieder in Berlin.

Weihnachten war für mich das schlimmste, was ich in meinem ganzen Leben erlebt habe, denn ich habe es total alleine verbringen müssen. Die SMS von ihm hat mich dann auch noch lahm gelegt, ich bin auf Heiligabend nachmittags schlafen gegangen.

So langsam habe ich das Gefühl, selbst in Depressionen zu verfallen, fühle mich so kraftlos und meine Tagesstruktur gerät ins Schwanken. Jetzt steht noch Sylvester an......ich habe wahnsinnige Angst vor diesen Tag. Wie geht es anderen damit?

Liebe Grüße
Susanne


Es sind für mich jedenfalls kleine Auslöser, die ihn in eine Depression stürzen
gläubige
Beiträge: 48
Registriert: 30. Nov 2009, 10:12

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von gläubige »

Hallo liebe Susibaby.
fühl Dich erstmal gedrückt, wie Du siehst denken hier im Forum einige an Dich.
Ja, ich kann gut nachvollziehen wie es Dir geht.
Aber Folgendes sei Dir gesagt:
Du bist auf garkeinen Fall Schuld, daß dein Partner diese Depression hat, auch nicht wenn er schreibt, daß die Beziehung ihn in diese getrieben hat. Zum Bild der Depression gehört irgendwie auch (bei einigen zumindest) anderen die "Schuld" für die eigene Erkrankung zu geben. Oft sind diese Schuldzuweisungen und Vorwürfe an die eigene Person gerichtet.
Es ist vieles widersprüchlich, so daß wir es nicht verstehen können. Wenn die depressive Episode vorbei ist sehen die Dinge vielleicht ganz anders aus.
Ob die Beziehung ok war oder nicht mag ich nicht beurteilen, aber auf keinen Fall bist Du Schuld an seiner "Misere"
Sieh nur zu, daß Du Dir evtl. selbst Hilfe holst wenn Du merkst, daß Du in der Depressionsspirale mitgefangen bist. Was mit deinem Partner wird, das weiß nur der liebe Gott und vielleicht er selber. Wenn er zur Zeit keinen Kontakt möchte respektiere dies auch bitte, er macht es nicht um dich zu ärgern, sondern weil er selber mit sich klarkommen muß. Lass ihn erstmal, vielleicht meldet er sich bald. Wenn ja kannst Du ihm sicherlich mitteilen wie Du dich fühlst und was seine SMS, bzw. E-Mail bei bei dir bewirken, daß sie dich traurig machen, aber keine Vorwürfe!! Die macht es sich bestimmt irgendwann selber.Hoffe ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen.
Gläubige
Susibaby
Beiträge: 128
Registriert: 29. Nov 2009, 15:15

Re: Wer ist man in der Depression wirklich?

Beitrag von Susibaby »

Hallo liebe Gläubige,

dank Dir, dass Du so schnell geschrieben hast.....es tut gut! Ich fühle mich schon die ganze Zeit so irgendwie vergessen, allein, traurig und und und.....

Ich lasse ihn ja in Ruhe, habe ja gemerkt, dass schon alleine nur durch die Frage, wie es ihm geht, ihm es damit nicht gut geht und er immer noch in seinem "Nicht-Beziehungswahn" steckt. Jeder zweite Satz von ihm hat mit Beziehung zu tun, ich kann es schon nicht mehr lesen oder hören. Er schrieb auch, wenn er merkt, dass ich loslassen kann, dann können wir mal einen Kaffee trinken gehen, er aber sieht, dass ich es immer noch nicht verstanden hätte. Ich dachte, ich lese nicht richtig. Das will er anhand meiner Nachfrage, wie es ihm geht, erkannt haben wollen?! So eine Frage würde ich auch einer Arbeitskollegin stellen.

Ich habe mich nur gewundert, weil er ja erst einmal keinen direkten Kontakt mit mir wünscht, dass er mir trotz dessen eine SMS geschickt hat. Es kam mir so ein wenig vor, wie.....hallo, vergiss mich nicht.

Natürlich würde ich mich riesig freuen, wenn er sich melden würde, habe aber Angst, was Falsches zu sagen oder zu schreiben. Da weiß ich nicht so recht, wie ich damit dann umgehen soll. Ich habe mal einen Tipp bekommen, dass, wenn ich am Telefon weinen muss, dass ich das Gespräch unterbrechen soll, evtl. mit dem Vorwand WC und so.

Mit den Schuldzuweisungen magst Du sicherlich recht haben, denn er schrieb auch, dass er nicht sehen kann, dass ich hilflos sei, was ich gar nicht bin, ich bin die Stärkere von uns beiden. Ich habe ihm ja beim letzten WE, was wir verbracht haben, auch geholfen, seine Papiere zu ordnen z.B. Er projeziert seine Defizite auf mich, das habe ich schon mitbekommen. Das Schlimme ist, dass er die Schuld der Beziehung gibt und das auch noch so erzählt. Keiner weiß, was wirklich dahinter steckt und natürlich raten sie ihm dann alle, ja ja die Beziehung tut ihm nicht gut und da er sich auch nicht so wahrnimmt bzw. auch nicht so ein großes Selbstwertgefühl besitzt, glaubt er den anderen und ich sitze da und muss das tatenlos mit ansehen.

Boah.......ich weiß, ich mache mir zu viele Gedanken, die mich bald noch auffressen werden.

Wie wirst Du Sylvester verleben, weil, ich bekomme Panik vor diesen Tag?

Sei ganz lieb gegrüßt
und dank Dir noch einmal!

Susanne
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