Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

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Jodie42
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Registriert: 20. Jan 2007, 17:51

Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Jodie42 »

Hallo,

war schon lange nicht mehr hier im netz, habe zwar diverse beiträge immer wieder verfolgt, aber nun brauche ich eure hilfe!!!ich leide schon seit vielen jahren an depressionen, immer wiederkehrend, hatte vor knapp 3 jahren eine sehr intensive episode mit psychatrie und psychosomatik aufenthalten, bin damals auch fast ein halbes jahr arbeitstechnisch ausgefallen und arbeite seither nur noch 30 Stunden. ich dachte am anfang wirklich irgendwann wieder auf die 40 stundenwoche aufstocken zu können, aber keine chance, ich schaffe mit mühe und not diese 30 stunden. ich bekomme seither auch eine teilerwerbsminderungs-rente, die diese fehlenden 10 stunden ein bißchen ausgleichen (finanziell). ich habe vor knapp 2 jahren den job gewechselt, denn dieser war für meine schwere depression vor 3 jahren mit schuld und habe nun wieder eine akute phase, bin seit 1 woche krankgeschrieben und weiß nun nicht mehr wie es weitergehen soll. in dem neuen job gibt es auch probleme, meine chefs die beide im betrieb mitarbeiten haben sich vor ca. 1 jahr getrennt, arbeiten aber zusammen weiter und es gibt eben seitdem ständige streitereien und sonstige gefühlsmäßige ausbrüche. angefangen hat es dann aber damit, dass er einer kollegin von mir gekündigt hat, da er sie für psychisch labil hält (diese hat seit einer krebserkrankung natürlich probleme!) und dann haben vor ca. 4 wochen noch 2 meiner kollegen knall auf fall gekündigt und eine weitere ist wegen depressionen bis auf weiters krankgeschrieben. so nun arbeiten wir mit minimalbesetzung und entsprechendem stresspotential und nun war das auch für mich zuviel. ich weiß nun aber nicht wie es weitergehen soll. immer wenn ein bißchen stress oder sonstige probleme auftreten mach ich schlapp, ich bin auf meinen beruf angewiesen und schon wieder wechseln, ich kann langsam nicht mehr. alle 2 jahre den job zu wechseln und wieder neu anzufangen kann ich nicht mehr. ich habe angst, fühle mich immer mehr mit dem ganzen überfordert. hat jemand erfahrung, wie macht ihr das, wie kriegt ihr depressionen arbeit und stress unter einen hut?????meine therapeutin meinte ich soll mich jetzt erst mal ausruhen und wieder zu kräften kommen und mir gutes tun, aber meine gedanken kreisen von früh bis spät darum wie es weitergehen soll?? ich bin erst mal bis ende november krankgeschrieben und dann??gehe ich wieder auf die arbeit, hat sich ja nichts geändert, lass ich mich weiter krankschreiben bin ich bestimmt bald arbeitslos. ich brauche echt hilfe und vielleicht kennt ihr diese thematik ja auch, wie kann man trotz immer wiederkehrenden depressionen trotzdem arbeiten????

gruß an alle von Martina
Bellasus
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Re: Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Bellasus »

Hallo Martina,

DIE Lösung dafür gibt es nicht. Die Gefühlsspirale, in der du steckst, kenne ich nur zu gut aus eigener Erfahrung, und möchte dir hiermit eigentlich auch nur zeigen, dass du nicht alleine bist. Eine wirkliche Verbesserung der Situation erfordert ein langfristiges Umdenken bei den Arbeitgebern. Und bis dahin, dass du auf dich aufpasst!!!

Mein Weg ist immer Offenheit, ich bin damit aber auch vor 6 Jahren bitterst auf die Schnauze gefallen - in meiner heutigen Firma kann ich darüber sprechen.

Du bleib am besten zu Hause, so lange du es brauchst - wieder arbeiten solange du einfach keine Kraft dafür hast funktioniert sowieso nicht.

Schicke dir mal ein dickes Trostpaket,

Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Jodie42
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Registriert: 20. Jan 2007, 17:51

Re: Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Jodie42 »

Hallo Annette,

danke für deine mail....ja ein umdenken vom arbeitgeber, da hast du vollkommen recht, habe mich auch geoutet, aber das war glaub ich nicht so gut, verständnis ist gleich null:-( weiß jetzt auch nicht wie es weitergehen soll, kann im moment aber auch nicht klar denken, zuviele gedanken sind in meinen kopf.....wie machst du es denn auf der arbeit, kennst du diese phasen und wie gehst du damit um???wäre schön auch noch von anderen zu hören, danke an alle!!

ein trauriger gruss von martina
Zorra
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Re: Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Zorra »

Hallo Martina,

wenn ein "bisschen" Streß ist? - na, also wenn ihr unter den Umständen arbeitet, ist es wohl ganz schön dick. Mal so als Rückmeldung.

Ich denke auch, du solltest erst mal zu Hause bleiben.

Zu der Frage, die dich bewegt, ob man Depression und Arbeit verbinden kann: also ich tue es, versuche aber sehr auf mich zu achten. Also z. B. in meiner Freizeit wirklich etwas für MICH zu tun, bewußt entspannen, mir auch Gutes tun und an schlechteren Tagen mich nicht so stark mit Vorwürfen zu belasten, was ich vielleicht nicht geschafft habe, sondern auf den nächsten Tag zu hoffen. Übrigens glaube ich, dass mir oft mein Selbstbild im Weg steht, alles perfekt machen zu wollen - die Erfahrung zeigt, weniger perfekt reicht für manche Angelegenheit auch.

Das ist vielleicht so zusammenzufassen, Kraft gut einteilen, damit man sie in entscheidenden Momenten hat.

Übrigens, wenn ich krank bin, dann gehe ich (das habe ich erst ein mal durchgezogen - und möchte mich immer wieder daran erinnern!) nicht mehr verfrüht auf Arbeit, sondern erst, wenn ich mich dem Ganzen gewachsen fühle. Damit habe ich im Frühjahr gute Erfahrungen gemacht! Es dauert sonst sehr viel länger, bis es einem wieder gut geht.

Ich weiß nicht, ob dir das hilft? Paß auf dich auf - LG von Elke


Wir sind nicht die Masken, die wir tragen ... doch wenn wir sie zu lange aufhaben, werden wir dann nicht wie sie?

© Aya Yven

Jodie42
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Re: Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Jodie42 »

Hallo Elke,

danke für deine antwort, ja es hilft mir deinen beitrag zu lesen, wenn es einen nicht gut geht ist man wirklich so entscheidungsunfähig und freut sich wirklich über alles was einen weiterhilft...ja die momentane arbeitssituation bei uns ist katastrophal und vor allem beginnt ja jetzt auch noch die weihnachtszeit, da geht es erfahrungsgemäß drunter und drüber....
ich werde so lange zuhausebleiben so lange ich krankgeschrieben werde, habe zwar ein riesiges schlechtes gewissen, da ich auch jemand bin der sehr sehr perfektionistisch veranlagt ist (leider) und hoffe das ich es auch mal schaffe mir!!! gutes zu tun und dadurch den abstand zur arbeit zu bekommen, da ist auch mein problem, das ich immer denke 150%ig funktionieren zu müssen, aber ich glaube das geht hier im forum vielen!!!

lg von martina
Zorra
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Re: Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Zorra »

Hallo Martina,

ja es ist schon erstaunlicherweise ein schwerer und langer Weg auch zu sich selbst gut zu sein.

Mir ist gestern Abend im Bett noch eingefallen, dass mir eine CD für die Muskelentspannung nach Jakobson geholfen hat: Da wird ja erst mal (sinngemäß) gesagt, dass man seine Gedanken ganz auf die Übung konzentrieren soll; und dann - dazwischen - sagt er plötzlich: es ist nicht schlimm, dass Sie jetzt vielleicht mit den Gedanken abschweifen, aber versuchen Sie wieder zurückzukommen ... ist auf die Übung bezogen.

Aber weißt du, dass ich seitdem immer mal versuche, meine Gedanken damit auch ein Stück zu lenken (abgewandelter Jakobson )?

Vielleicht so: ja, jetzt kommt mein schlechtes Gewissen; das ist aber nicht schlimm, weil ich weiß, es geht mir wirklich nicht gut und es ist jetzt meine Aufgabe, gesund zu werden. Dafür muss ich dringend etwas für mich tun. Was könnte denn jetzt gut für mich sein?

Am Anfang soll man sich auch über kleine Dinge freuen(?) können (ich weiß - die Ungeduld!) - aber ich habe das wirklich auch probiert: einen Tee auf's Stövchen, Kerzen an, Musik an, die ich mag (also nicht eine, die mich noch runterzieht).
Was könnte DIR gut tun?

Leider braucht gerade Depression Zeit - also immer wieder probieren und nicht von Rückschlägen entmutigen lassen. Geduld - auch wenn du es gerade vielleicht nicht hören oder glauben kannst (das kenne ich auch).

Ich schick dir mal ganz viel Kraft rüber, damit du schauen kannst, was für dich vielleicht gut wäre und ich zünde eine Kerze auch für dich an.

LG von Elke


Wir sind nicht die Masken, die wir tragen ... doch wenn wir sie zu lange aufhaben, werden wir dann nicht wie sie?

© Aya Yven

Jodie42
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Re: Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Jodie42 »

Hallo Elke,

wirklich vielen dank für deine mails, haben mir wirklich geholfen und danke für die tipps....
ja man sollte wirklich viel mehr für sich selbst tun, was ich eigentlich weiss und gelernt habe:-) aber in einer krise vergisst man schnell alles schöne, positive und die denkweise ist nur auf das grau im kopf ausgerichtet...
was ich genau mit der arbeit mache und wie es weitergehen soll weiß ich nicht, denke jetzt an meine gesundheit und an mich und wenn es halt dort nicht mehr weitergeht dann muss ich auch das akzeptieren, es wird wieder mal schwer alles durchzustehen, kostet mich sehr viel kraft, die ich eigentlich nicht habe.....

gruß an alle denen es auch so geht

lg von Martina
Zorra
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Re: Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Zorra »

Ach Martina, ja ich weiß - ich hatte auch schon mehrere Rückfälle und jedes Mal fängt man wieder von vorne an in kleinen Schritten ... die Kraft fehlt ... und man ist verzweifelt ... und will! und es geht nicht, und wie du schon sagst: grau.

Ich kann das schon gut nachvollziehen, und Gelerntes muss mühsam auch wieder vorgekramt werden - hilft aber alles nix, der Körper setzt uns erst mal ein Stopp.

Irgendwann geht es dann Gott sei Dank auch wieder raus. Dazwischen habe ich manchmal gedacht, verrückt zu werden ... es ist nicht so, dass ich deine Verzweiflung nicht wahrnehmen kann. Mein letztes Mal ist auch noch nicht so lange her

Ich will nur sagen, ich denke an dich - sei lieb gegrüßt von Elke

Und ich wollte keine Rat"schläge" geben, das ist mir noch wichtig! Was einem gut tut, muss für den anderen noch lange nicht richtig sein.


Wir sind nicht die Masken, die wir tragen ... doch wenn wir sie zu lange aufhaben, werden wir dann nicht wie sie?

© Aya Yven

Jodie42
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Re: Depression und Arbeit, wie soll das gehen????

Beitrag von Jodie42 »

Hallo Elke,

danke dafür das du an mich denkst, ich weiß auch das du mir keine guten ratschläge geben willst, das habe ich nicht gedacht und ich weiß auch man will dem anderen ja nur helfen und ihm in dem dauergrau nur ein kleines fünkchen hoffnung geben, danke dir vielmals dafür, das finde ich so gut an dem forum, man brauch sich nicht verstellen und man weiß und liest es bei den anderen, denen geht es genauso, ich werde also nicht verrückt sondern es scheint "normal" in der depressionsphase zu sein.......
bin jetzt noch eine woche krank geschrieben und weiß jetzt wirklich nicht so genau wie es weitergehen soll, meine gedanken kreisen von früh bis spät ums thema arbeit....die letzten tage gab es auch viele beiträge im fernsehen zum thema burnout und depression, es wird endlich öffentlich gemacht, was ich gut finde und vielleicht ja mal der ein oder andere arbeitgeber sehen sollte:-)...
der gedanke wieder zur arbeit zu müssen schnürt mir sämtliche energie ab (die ich ja sowieso nicht habe), raubt mir den schlaf und den appetit.....ich will aber auch nicht zum sozialfall werden, oh man... ist schon schwierig damit umzugehen und schwierig mal nicht dran zu denken .....

liebe grüße von Martina
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