Vertrauensbasis wiederherstellen...

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coquelicot
Beiträge: 4
Registriert: 25. Apr 2007, 16:03

Vertrauensbasis wiederherstellen...

Beitrag von coquelicot »

Hallo!
Ich bin zu euch gestoßen, weil ich gerne mit Menschen reden möchte, die Ähnliches erleben oder erlebt haben und mir vielleicht durch die eine oder andere Antwort im Denken und auch im Fühlen weiterhelfen können.

Die Beziehung zu meinem Freund dauert jetzt fast vier Jahre. Wir arbeiteten beide im selben Beruf, jedoch an unterschiedlichen Standorten und haben uns bei einer Zusatzausbildung kennen gelernt. Nach zwei Jahren und einer gröberen (ich dachte) Beziehungskrise konnte er mir seine "depressiven Phasen" und einen Selbstmordversuch lang vor unserer Zeit anvertrauen. Ich hab viel über Depressionen gelesen, war damals auch in einem anderen Forum, doch er ist seit zwei Jahren ziemlich stabil und darüber hinaus hab ich auf dieses Problem wohl vergessen.

Zu aktuellen Situation:
Seit Anfang Winter etwa wurde es dann irgendwie komisch. Er tippte unter dem Tisch SMS, beim Nachfragen waren die alle an Mama. Arbeitete zu ungewohnten Zeiten. Telefonierte oft mit anderen Frauen. Ich wurde wieder misstrauisch. Ich stelle ihn zur Rede, er kam mit abgefahrenen aber logischen Erklärungen. Weil mehr nicht aus ihm rauszukriegen war, fand ich mich erstmal damit ab, begann aber zu sticheln und zu zicken, wo es eine Cahnce gab um ihm doch was zu entlocken. Eines Tages - ich war fix und fertig vor Eifersucht - konnte ich nicht mehr anders und stöberte heimlich in seinem Handy. Per SMS fragte er da eine Frau, was er denn in den Koffer packen soll... Das war echt mein Stichwort und ich rastete aus. Schon einmal meinte er, für einen Kurztripp mit mir keine Zeit zu haben, flog dann aber mit Arbeitskollegen eine ganze Woche auf Urlaub. Ich war an diesem Abend echt ungemütlich. Er versuchte, mich zu beruhigen, schwor mir bei allem und jedem, mich nie zu betrügen und bat mich, nicht auszuzucken über das, was er mir nun endlich erzählen wolle.

Er hat seit einigen Monaten einen neuen Job. In der Firma seines Papas, arbeitet er nun im Management. Und er war bereits auf Geschäftsreise! Drei Tage Asien. Ich hatte keine Ahnung! Er ließ mich monatelang in dem Glauben, täglich zur Schule zu gehen! Das tat echt weh, aber ich nahm mich zusammen, weil ich in dem Moment erkannte, wieder nicht gut genug zugehört zu haben. Natürlich gingen seine Überlegungen dazu schon länger und er war schon im Herbst zeitweise in der Firma tätig. Es tut unglaublich weh zu erfahren, dass der Mann, den man über alles liebt, einem so wenig vertrauen kann, dass er einen nicht in diese Gedanken mit einbezieht.

Ich habe mich sehr intensiv mit mir selbst beschäftigt in den letzten Wochen und habe erkannt, dass Kommunikation nicht meine große Stärke ist. Dass ich viel von ihm forderte. Dass ich ihm wohl irgendwie das Gefühl gegeben habe, ich würde ihn nur mit diesem -unserem- Beruf wollen (was nicht stimmt). Dass ich dadurch, das es ihm jetzt so gut ging, auf seine psychischen Probleme vergessen habe. Dass ich ihm keine Hilfe war, als er sie vielleicht gebraucht hat. Dass er glaubte, sich nicht auf mich verlassen zu können.

Wie nachdenklich soll mich das Ganze stimmen? Haben wir beide eine Zukunft, wenn er nicht(mal) über seine Berufswünsche und Berufsveränderungen mit mir reden kann? Wie kann ich das Vertrauen auf Dauer wieder herstellen? Meines ist dadurch natürlich auch verletzt. Wie kann ich mich selbst weiterentwickeln und besser kommunizieren ohne alles kryptisch per Zaunpfahlwinkungen, sarkastischen Bemerkungen und Sticheleien an den Mann zu bringen?

Dankeschön,
Coquelicot
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Vertrauensbasis wiederherstellen...

Beitrag von tommi »

Liebe Coquelicot,

willkommen auch dir hier im Forum.

Ich sehe hier weniger die Depression, als eine Beziehungskriese.

Aus deinen Zeilen kann ich nachvollziehen, dass du eifersüchtig bist. Es ist schon komisch, dass er einer Frau schreibt, was er in den Koffer packen soll... .

Seine Erklärung dafür stellt er sehr plausibel da, aber ist es vielleicht auch da, was du hören möchtest, sprich sagt er die Wahrheit?

Was für mich jadenfalls Fakt ist, dass euer Vertrauensverhältnis arg gestört ist. Es ist schon merkwürdig, dass er dir vom Jobwechsel nichts erzählt. Über was redet ihr denn sonst? Das ist doch eine wichtige Entscheidung, die er getroffen hat. Was steckt dahinter, dass er dir nichts davon erzählt hat?

Ich habe den Eindruck, dass ihr tatsächlich kaum kommuniziert und das ist in jeder Beziehung wichtig. Das schafft Vertrauen und ich denke, dass ihr euch mal in Ruhe zusammensetzen solltet, um eure Beziehung zu überprüfen.

Ich wünsche dir dazu viel Kraft.

Lieben Gruß
Tom
coquelicot
Beiträge: 4
Registriert: 25. Apr 2007, 16:03

Re: Vertrauensbasis wiederherstellen...

Beitrag von coquelicot »

Hallo!

"Ich sehe hier weniger die Depression, als eine Beziehungskriese."
Das schon, doch das Problem, das ich sehe ist, dass ich die Depression aus den Augen verloren habe.

"Es ist schon komisch, dass er einer Frau schreibt, was er in den Koffer packen soll... ."
Er meint, es wäre ein Scherz an eine Kollegin gewesen.

"...sagt er die Wahrheit?"
Wann weiß man das schon?

"Über was redet ihr denn sonst?"
Eigentlich über alles. Er hat ja weiterhin so getan, als wär er im alten Job und als Grund gab er an, er hätte Angst gehabt mich zu verlieren, denn er hätte den Eindruck gehabt, ihn nur mit diesem Beruf zu lieben. ?!?

"Das schafft Vertrauen und ich denke, dass ihr euch mal in Ruhe zusammensetzen solltet, um eure Beziehung zu überprüfen."
Das haben wir getan und es kam heraus, dass er mich sehr liebt und nicht verlieren will, aber je intensiver eine Beziehung wird, desto mehr Angst habe er davor, dass es aus sein könnte. Und weil es grad so gut geklappt hätte, wollte er mit dieser Veränderung nicht unsere Beziehung aufs Spiel setzen.

Zur Zeit ist es ein Auf und Ab. Einmal liebt er mich abgöttisch, schenkt mir riesen Rosensträuße, entschuldigt sich usw. dann wieder meint er, er könne in fixen Beziehungen nicht gut leben, er hätte dauernd eine mögliche Trennung vor Augen, er wolle mich nicht verletzen und sich auf seine Arbeit konzentrieren.

Mit diesen ständigen Gefühlswechseln komm ich nicht ganz mit. Wie kann ich damit umgehen?

Lg, Coquelicot
coquelicot
Beiträge: 4
Registriert: 25. Apr 2007, 16:03

hilfe!

Beitrag von coquelicot »

Ja, im Vordergrund steht sicher ein Beziehungsproblem - das dachte ich bisher auch. Wir hatten bereits gute Gespräche, in denen er mir glaubhaft machen konnte, dass er mit mir zusammensein will usw.
Aber in den letzten Wochen schmeißt er mich von einer Gefühlslage in die nächste. Seit er mir von seinem neuen Beruf erzählt hat bin ich an einem Tag seine große Liebe und am anderen weiß er nicht, ob er mit Beziehungen überhaupt was anfangen kann. Einmal ruft er sogar morgens an, um mir einen schönen Tag zu wünschen und hdl zu sagen und abends fragt er mich, ob wir nicht auch nur Freunde bleiben könnten. Am nächsten Tag revidiert er das und meint, wir wäre füreinander geschaffen, es täte ihm leid. Ich komm nicht mehr mit und das klingt mir echt verdammt nach Depressionsproblem.

Ich versuche ruhig zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass das nur eine vorübergehende Phase ist, aber es will mir grad mal im direkten Gespräch mit ihm gelingen. Danach bin ich schon immer ziemlich fertig. Ich traue mich kaum noch, mich über seinen Klingelton zu freuen, weil ich mir denke, was denn jetzt schon wieder kommt.

Gerade hat er angerufen und mich gefragt, ob es mir sehr viel ausmacht, unser gemeinsam geplantes (nächstes) Wochenende sausen zu lassen. Ich hatte ihm zu Ostern Karten für seine absolute Lieblingsband, die er immer schon mal live sehen wollte, besorgt. Es ist aber weit weg, so dass wir vorhatten, die Nacht dort zu verbringen und uns einen schönen Tag zu machen. Er hat sich total darüber gefreut, immer wieder davon geredet, Pläne gemacht. Ich hatte eine Vorahnung, dass das passieren würde und hab bis jetzt das Zimmer nicht gebucht. Wir haben gestern Abend noch darüber gesprochen, wie schön das wird... Heute meinte er, der neue Beruf fordere ihn derart, dass er am Wochenende bloß "vor dem Fernseher versauern und nichts denken" wolle. Er hätte heute Anschiss gekriegt, weil er irgendeinen Auftrag nicht zeitgerecht erledigen konnte und er müsse den Kopf frei haben für die Arbeit, an etwas anderes denken kann und darf er zur Zeit nicht.

Ich bin grad fix und fertig. Ich will dieses verdammte Wochenende nicht zu Hause verbringen. Meine Familie wird fragen, warum wir nicht gefahren sind und für die gilt nur eines: ein Mann muss mich glücklich machen! Für sie ist Depression kein Grund, mich unglücklich zu machen. Die verstehen das nicht. Ich hab ein Familientreffen dafür abgesagt und nun soll ich daheim bleiben?

Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Er macht ja auch Geschäftsreisen und mit mir kann er nichmal eine Nacht irgendwo verbringen bloß aus dem Grund, dass heimfahren zu weit wäre? Wir hatten sexuell bisher kein Problem (bis auf die paar Wochen, wo er unter Medikamenten stand, was er kaum verkraftet hat und sich "nicht als Mann" fühlte und sie absetzte). Das kann es also nicht sein.

Soll ich an der Beziehung festhalten und das Geld für die Karten in den Rauchfang schreiben? (die waren nicht grad billig...) Kann ich von ihm verlangen, da hinzufahren? Soll ich Schluss machen und ihm so die Ruhe gönnen, die er meint, zu brauchen? (das ist ein soooo schrecklicher Gedanke, aber mit einem depressiven Workoholic? was ist das auf Dauer?) *heul* Gibt es einen Mittelweg, mit dem wir beide leben können? Wir können an dem Wochenende ja auch was ganz anderes machen, aber ich denke, das will er nicht. Und warum kommt er jetzt bereits damit an? Ist das so schlimm für ihn? Ich brauche die Vorfreude, ich zehre davon und tanke Energie an dem Gedanken, demnächst ein schönes Wochenende mit meinem Schatz zu verbringen. Ihm macht das Angst.

Er meinte, heute abend nochmal anzurufen, hat sich jetzt hingelegt. Was soll ich ihm sagen? Soll ich mich mit ihm persönlich treffen? Fr + Sa bin ich dann geschäftlich unterwegs und brauch auch einen klaren Kopf.

Bitte, bitte helft mir! Was soll ich tun?
eure Coquelicot
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Vertrauensbasis wiederherstellen...

Beitrag von flora80 »

hallo coquelicot,

erst einmal ein kleiner Hinweis: Es wäre besser, wenn du den Titel "Hilfe" ändern könntest, weil er erstens nicht besonders aussagekräftig ist und zweitens sehr intrusiv. Das wurde hier im Forum schon oft gesagt, aber weil du neu bist, sag ich's dir noch mal kurz.

Nun zu deinem Problem....
hmmm. Ich weiß nicht, für mich hört sich das sehr nach Beziehungsproblem an, das aber nicht in erster Linie mit Depression zu tun hat. Das heißt nicht, dass es nicht schlimm wäre. Dennoch finde ich es schwer, dir zu irgendetwas zu raten, weil dich hier niemand kennt. Und deinen Partner auch nicht.
Meine spontane Reaktion auf deine Frage, was du jetzt tun sollst, war: Ruf ihn an und diskutiert das bitte durch. Sag ihm, was du denkst und lass ihn sagen, was er denkt. Und dann versucht, irgendeinen Konsens zu finden. Das wäre ein für mich "normales" Umgehen mit der Situation.

Wenn du das Gefühl hast, tatsächlich depressiv zu sein, dann erzähl doch ein bisschen von DIR und welche Anzeichen du dafür erkennst. Ich habe DIR groß geschrieben, weil ich damit wirklich DICH meine, nicht deine Beziehung. Was fühlst du, dass dich vermuten lässt, eine Depression zu haben? vielleicht wird es dann einfacher und ersichtlicher zu verstehen, was dein Anliegen ist. Es geht ja wohl kaum darum, dass du erwartest, dass hier jemand deine Beziehung "kitten" kann.

Lieber Gruß, Flora
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