Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Jorinde
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Registriert: 26. Mär 2006, 22:37

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von Jorinde »

Liebe Skibber,
ich freue mich für dich, dass du nach so langer Zeit einen Anruf von deinem Freund bekommen hast!
Deine Enttäuschung darüber, dass er nur von seiner beruflichen Situation erzählt hat, kann ich verstehen. Aber ich glaube, auch das ist "normal". Zum einen habt ihr ja wirklich lange nicht mehr direkt in Kontakt miteinander gestanden; das Gefühl für Nähe nimmt da sicher auch in Beziehungen, in denen keiner der Beteiligten depressiv ist, ab. Auch ist es wahrscheinlich schlicht unmöglich, Emotionen zum Ausdruck zu bringen, die man in einer depressiven Phase nicht empfinden/adäquat äußern kann? Ich weiß nur, dass die zwei Antworten auf SMS, die ich von meinem Freund bekam, ebenfalls reine "Tatsachenberichte" waren - was ihm ganz und gar nicht ähnlich sieht.
Ich hoffe, dass du auch im weiteren die Kraft zum Handeln besitzt (auch für dich)!

Liebe Grüße,

Sigrid
Jorinde
Beiträge: 49
Registriert: 26. Mär 2006, 22:37

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von Jorinde »

Hallo Tom,
danke, danke, danke. Hab diese Bestätigung noch mal als "Absicherung" gebraucht.
Es ist eine seltsame Sache: einerseits weiß ich ja, dass mein Freund mir vor dieser depressiven Phase nichts vorgespielt hat; ich habe auch seine Traurigkeit gespürt, als wir uns zum letzten Mal gesehen haben und er mir gesagt hat, was eigentlich los ist.
Andererseits habe ich ihm ja mittlerweile geschrieben, dass ich ihm jetzt erst mal seine Zeit lassen und mich bei ihm nicht mehr melden werde. Wahrscheinlich habe ich wenigstens darauf irgendeine Reaktion erwartet, die natürlich nicht kam. Das hat mich schon zum Nachdenken gebracht, denn wenn ich ihm noch wichtig wäre ...usw.
Mittlerweile ärgere ich mich über meine Rückzugsankündigung, aber zu dem Zeitpunkt ging es mir selbst halt auch nicht so gut. Zusätzlich hat mir noch jemand vorgeworfen, ich hätte durch mein Verhalten seine Depression verschlimmert (klar, eine Zeit lang war ich supersauer über sein Verhalten - da wußte ich aber noch nichts von Depressionen). Meine Ankündigung kann ich jetzt nicht mehr rückgängig machen, mich höchstens nicht dran halten.
Tendiere zu letzterem.

LG,
Sigrid
addit
Beiträge: 2
Registriert: 20. Apr 2006, 13:26

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von addit »

hallo zusammen,

ich bin heute zum ersten mal auf dieser seite und hätte es schon viel früher tun sollen, wenn ich hier so lese, dass ihr alle die gleichen probleme habt... ich fürchte nur, dass es bei mir schon viel zu spät ist, denn mein freund, mit dem ich seit 4 1/2 jahren zusammen bin, hat vorgestern gesagt, dass er unsere beziehung beenden will. ich bin nun wie unter schock und weiß nicht weiter.
als wir uns kennenlernten, führten wir zuerst eine wochenend-beziehung. nach zwei jahren zogen wir zusammen. damals fingen unsere probleme eigentlich schon an. ich war oft enttäuscht, weil ich oft das gefühl hatte, dass "er mir nicht die sterne vom himmel holt". naja, er war eben nie so romantisch, im gegensatz zu mir. irgendwann bin ich auch zurückhaltender geworden und so ist unsere liebe etwas eingeschlafen. ich war mir selber nicht mehr so sicher, was ich empfinde, aber ich wollte ihn nie verlassen! wir haben uns oft gestritten und ich habe (zu oft) meine enttäuschung über ihn gezeigt. dazu kam dann, dass er in eine depression verfiel. er hatte eine mobbing-situation am arbeitsplatz. nun ist er seit einem jahr arbeitsunfähig geschrieben und sitzt zu hause. es lastet ein großer druck auf ihm, weil er zusammen mit seiner anwältin daran arbeitet, dass sein alter arbeitgeber ihm eine abfindung zahlt. aber das zieht sich jetzt auch schon ein jahr hin und nichts passiert. solche dinge dauern eben furchtbar lang. er möchte sich nun beruflich selbständig machen. er hat schon lange große pläne in der kunst und wir hatten immer den traum, eines tages beide von der kunst zu leben. ich bin seit zwei jahren selbständige künstlerin und bin öfter für mehrer tage und manchmal auch wochen unterwegs. er aber tut nichts, um in der kunst fuß zu fassen. es ist nur manchmal ein aufflackern. dann macht er tausend sachen und dann schläft alles wieder ein. dabei ist er ein genialer komponist! ich bin so traurig, dass wir nicht zusammen produktiv sind (ich bin sängerin) ich habe ihm das (zu oft) gesagt.
er machte anfang des jahres eine 6-wöchige reha, in der er wenigstens mal abschalten konnte. danach fiel er wieder in ein loch. er fing an, immer öfter zu sagen, dass er nichts mehr empfinden kann. und nun lese ich hier, dass das total typisch für depressive ist! hätte ich mich doch nur früher informiert! denn jetzt ist es zu spät. ich habe ihm in den vergangenen wochen gesagt, wie sehr ich ihn liebe und dass ich alles tun möchte, ihm zu helfen. er wurde aber im gleichzug immer kühler. ich war nun zwei wochen beruflich unterwegs. als ich zurückkam sagte er, dass er die beziehung beenden will. dass er mir nichts mehr geben kann, dass er mich nicht mehr liebt. er würde da schon lange drüber nachdenken. seine gefühle für mich hätten sich einfach verändert. im nächsten moment sagt er wieder, dass er mich sehr liebt, zu sehr und dass er nicht mehr der grund für meine tränen sein will. noch vor wenigen wochen hat er gesagt, dass er mich liebt. als alles noch nicht so eskaliert war. ich bin am ende, weil ich angst habe, dass er einfach gar nicht weiß, was er tut und was er sagt. er sagt so grausame sachen, dass er sich einfach nur amüsieren will, dass er nicht in eine beziehung investieren will. und ich sollte gehen, ihn loslassen. oder ob er erst eine andere frau mitbringen solle, damit ich es kapiere. das ist nicht er!!! wir waren uns trotz aller probleme sehr nahe und auch er hat gesagt, dass ich das beste sei, was ihm je begegnet sei. ich kann das alles nicht glauben. er will, dass ich ausziehe. und ich will es nicht wahrhaben, dass er es tatsächlich ernst meint.
oje, jetzt habe ich viel zu viel geschrieben. ich hoffe, ihr habt die geduld, das zu lesen.
vielen dank schon mal fürs lesen!
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von tommi »

Liebe Claudia,

willkommen im Forum.

>>> und ich sollte gehen, ihn loslassen. oder ob er erst eine andere frau mitbringen solle, damit ich es kapiere. das ist nicht er!!
Genau, du hast es richtig erfasst, es ist die Krankheit.
Du magst in der Vergabngenheit eiige Fehler gemacht haben, aber woher solltest du es anders wissen? Ich denke, dass es nicht zu spät ist. Ja, es ist gerade der Anfang. Du hast erkannt, dass er krank ist und hast dir Informationen besorgt, das ist ein guter Anfang.

Jetzt heißt es Reden, denn genau das kam bei euch zu kurz. Zeige ihm, dass du erkannt hast, Fehler gemacht zu haben. Zeige ihm, dass du für ihn da sein willst, zeige ihm deine Ängste und Gefühle.
Vielleicht öffnet er sich auch dir gegenüber. Versuche ihn zu einer Behandlung seiner Krankheit zu bringen, damit er mit dieser besser umgehen kann und im besten Fall geheilt wird.

Gib nicht so schnell auf, seine Worte, die er außerhalb der Phasen spricht, sind die, die er meint.

Ich wünsche dir viel Geduld und Kraft.

Lieben Gruß
Tom
addit
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Registriert: 20. Apr 2006, 13:26

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von addit »

lieber tom,

vielen dank für deine antwort!!! ich würde ja gern mit ihm reden, aber er macht seit drei tagen total zu und redet nur noch von trennung! er sagt, er will allein sein.

als er mir vorgestern sagte, er will es beenden, habe ich sehr geweint. er hat mich dann in den arm genommen und die ganze nacht festgehalten. am nächsten tag wieder diese harten worte. dann wieder annäherung. er kaufte ein und kochte für uns. er streicht mir über die wange, er deckt die decke über mich. heute morgen versuchte ich, einfache normale dinge zu tun, wie haushalt. dann steht er vor mir und sagt: warum tust du dir das an? und diese drohung mit anderen frauen. heute war er den ganzen tag weg, war unter anderem bei seiner therapie (er hat eine!).
er hat mir vor einiger zeit gesagt, dass er ihr kurz (sie sind erst in der anfangsphase) von unseren problemen erzählt hat und dass er mich, seiner meinung nach, zugrunde richtet. sie sagte ihm: ER SOLLE IM AUGENBLICK KEINE ENTSCHEIDUNG TREFFEN! und was tut er? sich entscheiden, sich zu trennen!

und jetzt ist er einfach wieder weggegangen, ohne zu sagen wohin. ich habe große angst, weiß nicht, ob ich ihm den wunsch erfüllen soll, ihn alleine zu lassen und vorübergehend mich bei meinen eltern (in einer anderen stadt) einzuquartieren. er sagt, das wäre das beste, weil ich dann bei meiner familie und freunden wäre. ich sagte aber, ich will nicht weg. ich bin HIER zu hause. ER könne ja auch zu einem freund gehen. habe ihn sogar fast dazu gedrängt. er meint daraufhin, er wolle mich hier nicht allein lassen, würde sich sorgen um mich machen... ich wäre hier ja allein und in meiner heimatstadt eben bei meinen vertrauten.

da ich ja beruflich bedingt viel unterwegs bin, bin ich auch in einer woche wieder für ein paar tage weg und dann zwei tage später wieder für 10 tage. vielleicht ist das ja ausreichend für ihn, um nachzudenken...?

anfang des jahres war er sogar schon in einer sechs-wöchigen reha! von dort aus schrieb er mir briefe, dass er viel über uns nachdenken würde, dass er eben ab und zu allein sein und sich vergraben wolle, weil er das braucht, aber dass er so glücklich wäre mich zu haben, dass er bei mir kraft bekommt und dass ich ihm fehle... und nun das!!! zwei monate später. gut, wir hatten wieder eine auseinandersetzung zwischendurch, ich fühlte mich mal wieder vernachlässigt... ich bin verzweifelt. ich will ihn ja in ruhe lassen, wenn er das so sehr braucht. aber sollte ER dann nicht gehen? wahrscheinlich hat er in seinem zustand gar nicht die kraft, seine sachen zu packen... ist ja schließlich auch seine vertraute umgebung hier, die er vielleicht noch viel mehr braucht als ich.

ich begreife nicht, warum alles ausgerechnet jetzt so eskaliert ist. vor kurzem haben noch gemeinsame dinge an der wohnung gemacht...
er ist erst seit zwei tagen wie ein fremder zu mir. voher war er nie so... als hätte ihm jemand einen chip eingepflanzt. diese kälte... er sagt, das ist halt so im leben, dinge ändern sich. er liebt mich nicht mehr so wie früher. ich hätte ihn immer mehr geliebt, als er mich!
asta
Beiträge: 2
Registriert: 21. Apr 2006, 06:00

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von asta »

Hallo Claudia und @ alle

Und noch ein neues 'Gesicht' hier auf der Seite.
Ich lese auch schon seit einiger Zeit mit. Nach Claudias Beitrag musste ich mich nun doch mal anmelden. Denn ich mache z.zt. fast das Gleiche durch. Zumindest die Saetze sind die Gleichen.

Ganz kurz zusammengefasst: ich (43) und mein Partner (48) leben seit einigen Jahren im Ausland, kennen uns allerdings schon fast 25 Jahre.
Er war immer jemand, der sich gerne mal zurueckzog, Freunde immer etwas auf Abstand haelt und auch nicht so ein grosser Familienmensch ist. Er war bisher immer schnell dabei, wenn es um fixe Entscheidungen geht und hat nie zurueckgeguckt. Nach aussen wirkt er eher freundlich und gesellig, aber nur solange es seine Komfortzone nicht beeintraechtigt.

Seit ca September/Oktober 2005 steht er unter grossem beruflichen Druck, dazu kommt taeglich eine nervige lange Fahrerei zum Job, mit viel Staus. Und sein Alter. Krankheits- und Todesfaelle in seiner und meiner Familie in D und schwere Krankheitsfaelle bei Bekannten hier.
Das alles endete in einem Burnout im Januar mit dem Ergebnis, dass er unsere Beziehung aufloeste. Oder aufloesen wollte. Denn seitdem geht es hin und her - ja - nein - weiss nicht.
'weiss nicht' ist das, was ich am meisten hoere.
Er war ganze Wochenenden allein weg. Will allein sein, kann keine Naehe ertragen, sucht sich aber eine total neue Clique fuer Treffen unter der Woche, die ich auch nicht kenennlernen darf. .. ich frag mich gerade beim Schreiben, ob die ueberhaupt in dem Maße existiert...
Sucht Kontakt zu anderen Frauen, dabei blieb es aber. Sagt er. Er meint, der Gedanke an Sex wuerde ihm gerade Uebelkeit erzeugen.
Er ist ruppig, unwirsch, teilweise beleidigend, aber das eher durch Handlungen als durch Worte. Dann wieder voellig down und zerknirscht. Hat zu nichts Lust, keine Freude mehr an gar nichts.
Im Maerz war es so schlimm, dass er von selbst zum Arzt gegangen ist, der hat ihn dann zum Therapeuten geschickt.
Da ist er 6x gewesen und hat nun abgebrochen, weil er meint, dass der ihn nur schroepfen will. Und der 'Psychokram' wuerde ihm nicht helfen, Das koenne eh nur er und das wuerde er auch schaffen. Medikamente? Nie! Seine Eltern waren Medikamenten-Junkies...

Jetzt stehen wir vor der Situation, dass wir in 21 Tagen umziehen muessen (gemietetes Haus wird verkauft).
Er hatte sich ueber Ostern ausgeklinkt, um nachzudenken, wie's weitergehen solle (ich wollte ihm die Entscheidung nicht abnehmen, denn ich will keine 2 Wohnungen). Ueber die Tage hatte er wohl noch ein ziemliches Down und hat dann fast 48 Stunden am Stueck geschlafen. Kam aber nicht sehr erholt wieder. Wollte dann aber mit 90% Ueberzeugung zusammen eine neue Wohnung suchen, war sogar leicht aufgekratzt und plante und machte.
Aber immer mit dem Warnschild hochgehalten: ohne Zukunftsgarantie!
Mir war das recht, denn wer kann schon Garantien geben. Ich wollte erstmal einen Schritt weiter sein.
Gestern, zwei Tage spaeter, Haus ist gefunden, Vertrag morgen faellig, war er wieder am Schwanken .. er wisse gerade wieder nicht, was das Beste sei, er wolle auf alle Faelle die 2 Schlafzimmer beibehalten, er wolle auch weiterhin seine Ruhe haben und er koenne halt nicht garantieren, ob er nicht in 8 Wochen doch lieber ganz allein sein wolle. Er sieht mich gerade als beste Freundin, aber nicht als Lebenspartnerin oder jemanden, mit dem er eine Beziehung hat. Heftigst. Ich waere vielleicht auch schon ausgezogen, wenn er nicht jedesmal wieder einen Rueckzieher machen wuerde oder mir Koeder hinwirft.

Ich habe seit Beginn versucht, in Ruhe zu lassen, klar, ab und an rutschte mir schon mal der eine oder andere Ratschlag raus, aber das versuche ich jetzt ganz zu vermeiden. geht auch ganz gut, wir sehen uns halt nur abends und ab und an morgens. Ich weiss, das Klammern toedlich waere, bin auch nur ganz am Anfang vor Panik in diese Falle gerutscht, seitdem gehts ganz gut. Ich moechte einfach nur diese Beziehung retten, auch wenn er keine mehr sieht, gerade. Auch wenn ich mich da ganz zuruecknehmen muss. Ich habe auch genug eigene Interessen, Freunde, etc, ich kuemmer mich schon genug um mich (hab ja die ganzen Wochenenden fuer mich gehabt )
Dass wir allein ohne Familie im fernen Ausland leben, macht die Sache auch nicht einfacher. Eine Trennung haette auch viel weitreichendere Folgen, als wenn wir in Deutschland waeren... ich wuerde evtl zurueckgehen .. aber das ist ein Gedanke, den ich auch immer wieder verwerfe, also nur sekundaer gerade.

Am Anfang war er auch noch empfaenglich fuer Artikel zum Thema Burn out , Life Balance, etc. das ist
gerade alles vorbei - er macht dicht. sagte gestern, er will kein Mitleid, obwohl ich das nun gar nicht ausstrahle, weil ich das kannte. Das war schon immer so.

Ist das alles 'normal'? Hat vielleicht irgendwer einen guten Tip fuer mich? Zum Arzt kriege ich ihn nicht. Sollte ihm das vllt mal jemand anders vorschlagen? Ratschlaege von Nichtbetroffenen helfen mir nicht so - sie koennen einfach nicht verstehen, was hier gerade abgeht.

danke fuers Lesen
Asta

PS: ach so - der Therapeut hat ihm gegenueber von Depressionen gesprochen und ihm gesagt, er solle alles aendern, was ihn stressen wuerde. Auch seltsam, oder? Dass er viele wichtige Dinge gerade nicht entscheiden kann, ist ja mit ein Thema.... andere, nicht ganz so Wichtige, entscheidet er spontan und teilweise kopflos...
tommi
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Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von tommi »

Lieb Claudia,

das was du schreibst ist so typisch für diese Krankheit. Ich glaube nicht, dass er wirklich den Wunsch hat, eure Beziehung zu beenden. Ich denke eher, er möchte einfach seinen Freiraum, wenn es ihm so schlecht geht. Dieses in den Armnehmen ist eigentlich ein zeichen, dass er doch deine Nähe wünscht. Er fühlt sich minderwertig und nicht liebenswert und will dich deswegen vor sich schützen, weil er dich durch sein Verhalten veletzt. Es ist ein Teufelskreislauf.

Deswegen solltest du immer wieder versuchen, dass Gespräch mit ihm zu finden.

Ich habe ein gutes Gefühl, dass du es schaffst .

Gruß
Tom
Hilde
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Registriert: 21. Apr 2006, 11:01

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von Hilde »

hallo tom und alle anderen,

ich bin's, claudia. ich habe meinen namen geändert, weil der mir zu persönlich erschien und bin von nun an mathilde, ok?
danke für deine weiteren zeilen, tom. das tut mir gut. ich hatte mich gestern einigermaßen gefangen, aber heute geht es mir wieder sehr schlecht.
klar, schlecht geht es ihm schon lange. es ist aber eben das erste mal, dass er gesagt hat, er will die trennung. er hat zwar schon oft gesagt, dass er denkt, dass er mich unglücklich macht. aber eben noch nie mit dieser folge. mir kommt das ganze eben so unwirklich vor. wie ein böser traum! ich versuche zwar, das ganze auf die krankheit zu übertragen, aber irgendwo sehe ich ihn doch als meinen "normalen" mann, der einfach schluss gemacht hat und dann drehe ich durch.

die letzten zwei tage haben wir uns wenig gesehen. er war viel weg und ich war auch weg, um mit freunden zu sprechen. er wird mir nun immer fremder. ach übrigens, das gespräch mit ihm habe ich nochmal gesucht. vor zwei tagen habe ich ihm gesagt, dass ich ihn liebe und dass ich mir wünsche, dass wir zusammen bleiben. und dass es mir leid tut, dass ich seinen zustand (die krankheit) zu spät erkannt habe und ich fehler gemacht habe. dass ich seine entscheidung aber respektieren würde und versuchen wolle, ihn in ruhe zu lassen, wenn er das möchte. aber auch immer für ihn da bin. er hörte mir ruhig zu und erwiderte dann, seine entscheidung sich von mir zu trennen, hätte nichts mit der depr. zu tun (er gesteht sich ja ein, dass er sie hat). er würde schon lange überlegen und wäre zu dem schluss gekommen, dass er mich zwar lieben würde, aber eben nicht mehr so, wie es sein sollte. ich muss dazu sagen, dass es bei uns in bezug auf körperliche liebe schon lange sehr ruhig geworden war und er sagt, es könne ja nicht angehen, dass ich nur sein kuscheltier sei. ich war aber genau wie er. ich wollte auch lange zeit nicht! normal ist das sicher nicht. aber ich wollte mich nie deswegen trennen. klar, ich habe auch überlegt, was eigentlich mit mir los ist... aber in den letzten monaten hatte sich meine einstellung dazu auch wieder geändert... ich wollte wieder. wir sprachen auch darüber (anfang des jahres) und er sagte, dass er der meinung ist, dass dieser zustand des nicht wollens an seiner depr. liege. was mir einleuchtet. aber wenn ich ihn jetzt darauf anspreche, meint er, es hätte nicht nur damit zu tun.

ich muss noch erzählen, dass er einen liedtext geschrieben hat, der besagt, dass er mich zu sehr liebt, dass er nicht mehr der grund für meine tränen sein möchte, dass es ihm schwer fällt zu sagen "lass mich los", dass er mein glück will, dass ich mich fern halten solle, denn er schadet mir. welchen sinn es machen würde, wenn er bliebe, da er mir doch nur weh tue. die zeit mit ihm hätte mir doch nur unglück beschert. das sagt ja eigentlich alles! als ich ihn später nochmal darauf ansprach, meinte er, das sei ja nur ein mosaiksteinchen von vielen...

ich bin so furchtbar traurig und entsetzt. wäre es besser, meine tränen vor ihm zu verbergen? denn dann fühlt er sich ja noch schuldiger, oder? ich weiß gar nicht, wie du das machst, asta. ihr wohnt doch auch zusammen?! er wollte die trennung und dann? lief alles so weiter wie vorher? schlaft ihr in einem bett? sagt ihr euch, wo ihr hingeht? esst ihr zusammen? wenn jemand schluss macht, müsste man doch auch die wohnung auflösen, oder? bei uns ist das ja erst ein paar tage her, aber wie soll das weitergehen? ich habe die letzten nächte auf dem sofa verbracht, wobei er sagte, ich könne ruhig ins bett kommen, es wäre ok für ihn. er würde halt nur denken, dass es für mich schwierig sei... allerdings! nach seinen komischen aussagen in bezug auf amüsieren und andere frauen(die er übrigens inzwischen schon wieder relativiert hat...) habe ich große angst, dass er etwas anderes anfängt. wobei diese vorstellung einfach abartig ist. wir hatten immer großes vertrauen. wobei ich einmal einen kleinen ausrutscher hatte als ich auf reisen war, bei dem aber "nur" geknutscht wurde.
zu allem unglück hat sich vor kurzem seine ex bei ihm gemeldet und sie hatten sich getroffen... er hat es mir von sich aus erzählt. da war die welt noch halbwegs in ordnung. jetzt habe ich horrorvisionen, dass sie ihn völlig verdreht und er sich auf etwas einlässt. zumal ich weiß, was das für eine person ist. er hat mir viel von ihr erzählt. sie hatte ein psychisches problem, war krankhaft eifersüchtig, aber er schaffte es lange zeit nicht, sich von ihr zu trennen. er sagte, dass er eigentlich nicht viel von ihr hielt und dass sich die beziehung eigentlich nur im bett abgespielt hatte. und nun wollte sie sich bei diesem treffen (nach 5 jahren!!) bei ihm dafür entschuldigen. sie sei inzwischen in behandlung. er erzählte mir, dass sie sich sehr verändert hätte. im gespräch ergab sich dann, dass er nichts dabei finden würde, sich ab und an auf einen kaffee mit ihr zu treffen. das war alles vor ein paar wochen. ich drehte durch und fragte ihn, warum ihm denn daran liegen würde, wo er doch mal so schlecht von ihr gesprochen hatte. und dass mich das fertig machen würde, wenn er sich mit ihr trifft. er sagte dann, ich hätte wohl recht, das hätte er so nicht gesehen. zwei tage später habe ich aus reinem zufall die anrede einer sms auf seinem handy gesehen. die sms war von ihr. sie lautete "liebster... und dann sein name in koseform". ich ging zu ihm und stellte ihn zur rede, was tatsächlich passiert sei. er sagte "nichts", aber sie würde wohl nicht von ihm loskommen. dieses hatte er mir zwei tage vorher nicht gesagt! er wollte mich nicht mit unnötigen sachen verletzten, sagte er als ich das erwähnte. ich wollte wissen, was sie ihm noch schreibt. er sagte, das wolle er mir nicht sagen, das würde mir nur wehtun. ich bestand aber drauf und er sagte, sie schreibe, dass sie sich für das gute gespräch bedanke und dass sie froh sei, dass er ihr verziehen habe. hä? das ist doch nicht schlimm! ob das wirklich alles wäre, fragte ich ihn. er sagte, ja. ich weinte wieder und er versprach mir, sich nicht mit ihr zu treffen.
bei einem telefonat mit ihm zu einem späteren zeitpunkt habe ich wieder davon angefangen. dass ich angst hätte, dass sie vorhat, ihn wieder für sich zu gewinnen. er sagte, ich solle aufhören, mir solche verrückte vorstellungen zu machen. er hat das so süß gesagt, dass ich ihm glaubte. genug jetzt damit, aber das beschäftigt mich sehr...

inwiefern soll ich denn das gespräch mit ihm suchen? was soll ich sagen? dass ich mit ihm zusammen sein will, weiss er. ich habe nur wieder angst vor abweisenden worten. ich will ihn ja auch nicht überreden, damit mache ich es nur schlimmer. heute morgen sagte er wieder, dass er sich sorgen um mich machen würde und ob ich reden wolle. ich sagte nur: "worüber? was soll ich sagen?" wir schwiegen uns dann lange an und sahen uns ab und zu an. dann ist er rausgegangen.

ich habe das glück, dass ich in den nächsten tagen eine möglichkeit bekomme, wo ich wohnen könnte. ich will ja nicht ausziehen! aber ich könnte mich dorthin zurückziehen. soll ich das machen? damit er allein sein kann, so wie er es will? auch eine freundin hat mir schon angeboten, bei ihr ein paar tage zu wohnen. wäre das richtig? ich weiß nicht, was ich tun soll!

tut mir leid, dass das wieder so lang geworden ist...


mathilde
asta
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Registriert: 21. Apr 2006, 06:00

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von asta »

Hallo Mathilde

bevor ich deine Fragen zum Thema Schlafen und Haus teilen beantworte - es hat sich hier seit vorgestern alles geaendert.
Er kam abends nach Hause, total grau im Gesicht und meinte, er haette sich und mir etwas vorgemacht und wolle jetzt endgueltig zwei Wohnungen und keine feste Beziehung mehr. Er haette das alles nur aus schlechtem Gewissen mir gegenueber so lange rausgezoegert. Klasse. 4 Monate Nervendramen.

Peng - da sass ich nun. Waren 2 scheiss Tage, jetzt bin ich hektisch auf Wohnungssuche - er hat fuer sich schon etwas gefunden.
Seitdem ist er einerseits traurig, aber auch jedesmal froh, wenn er aus dem Haus ist.
Wir haben eben normal zusammen gefruehstueckt, den Haushalt dabei auseinanderdividiert und hatten beide einen Kloss im Hals.

Er will allein sein und freut sich auf seine Wohnung, wo er keinen mehr sehen muss. Von Depressionen will er nichts hoeren, er meint, er muesse eine andere Macke haben, weil er mittags noch eine gemeinsame und abends 2 getrennte Wohnungen haben wollte. Aber ich sehe das noch nicht so ganz. Zumindest war das das 2. Mal in seinem Leben, dass er eine solche Phase hatte (die letzte vor 10 Jahren, mit KH und Valium) - zumal er eh so ein pessimistischer Typ ist.

Auf deine Frage mit den Betten - bis vorgestern haben wir noch in einem Bett geschlafen, anfangs weil keiner allein sein wollte, dann weil wir ja (ich voll-, er halbherzig) die Beziehung retten wollten. Es ging auch, wenn auch (bis auf eine Nacht - grosser Fehler!!) ohne Koerperkontakt.
Seit Freitag getrennte Zimmer - fiel mir anfangs schwer, aber er sagt, ihm hilfts, besser zu schlafen.

Das Haus, das wir bis jetzt bewohnt hatten, ist gross genug, dass man sich aus dem Weg gehen konnte. Er war eh fast nie da. Und nein, er hat mir fast nie gesagt, wo er hinfuhr. Das war aetzend. Ab und an kamen mal Andeutungen, und das tat weh, weil er mit neuen Freunden Sachen unternahm, zu denen er frueher bei uns nie Lust hatte. Aber da sagte er gerade, das wuerde in Zukunft auch weniger werden. Allerdings weiss ich nicht mehr, was ich ihm glauben soll, da er mal so mal so redet.
Anyway - auf alle Faelle bin ich gerade ziemlich down und sehe mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.

Aber ich sehe gerade auch, dass eine raeumliche Trennung wohl das Beste ist, er war so in seinem Loch gefangen und wusste nicht, wie rauskommen.
was in 6 Monaten oder so sein wird - keine Ahnung. Eine gemeinsame Zukunft sehe ich gerade nicht mehr, so weh das nach all der langen Zeit auch tut.
Vielleicht sind wir doch nur als Freunde geeignet, auf Dauer. Und wenn es fuer seine psych. Gesundheit besser ist - ok.

ich weiss gerade nur nicht, ob ich hier bleiben soll oder zurueck nach Deutschland gehe. Aber solche Entscheidungen haben Zeit.

Liebe Gruesse
asta
bine1308
Beiträge: 37
Registriert: 23. Apr 2006, 01:51

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von bine1308 »

Hallo sigrid,
ich bin seit heute neu in diesem forum und eine angehörige, die sich in all den geschriebenen zeilen wiederfindet.
meine beziehung besteht erst seit zwei monaten und genau wie bei dir wurde unsere
beziehung als traumhaftschön und sehr harmonisch bis zur depression erlebt.
mein freund hat vor einem monat seinen ersten zusammenbruch bekommen und ich habe von heute auf morgen fast nichts mehr von ihm gehört. ich konnte anfangs garnicht damit umgehen. inzwischen dank des internet sieht die situation etwas anders aus. da du lange nicht mehr in diesem forum geschrieben hast würde ich gerne von dir wissen, ob sich dein freund hinundwieder bei dir meldet und wie der stand der dinge ist. wie lange kann eigentlich eine phase dauern. auch mein freund ist in therapie aber bisher ohne medikamente. ich habe gelesen bis zu 9 monate?! hast du immer noch hofnung auf ein "happy end"? ich für meine seite ja, wobei ich doch manchmal zweifel habe, wenn er wieder so kalt eine sms schreibt oder anruft.würde mich sehr freuen, wenn du mir antwortet.danke! ich wünsche dir weiterhin viel kraft! lg bine
Jorinde
Beiträge: 49
Registriert: 26. Mär 2006, 22:37

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von Jorinde »

Hallo Bine!

Fühl dich erst mal ganz lieb gedrückt; ich kann mir vorstellen, wie es dir momentan geht.

Wie lange eine Phase dauert - auf die Frage kann dir wohl niemand eine befriedigende Antwort geben. Ich klammerte mich auch an die berühmten 3-9 Monate, wenn der Betroffene in Behandlung ist. Allerdings hat sich mittlerweile bei meinem Freund die Situation geändert: seine Form der Depression ist chronisch, d. h. es wird nie ganz weggehen.
Wie das genau aussehen wird, weiß ich noch nicht; ich bin auf der Suche nach jemandem, der mir sagen kann, wie sich das Leben mit dieser Form der Depression gestalten kann. Habe bisher sowohl sehr positive Dinge als auch absolut Negatives gehört.

Wie du herauslesen kannst: ja, zwischen meinem Freund und mir besteht wieder Kontakt, sehr zaghaft und zerbrechlich, aber immerhin. Er fühlt kaum etwas für mich, aber irgendetwas in ihm lässt ihn immer noch "Ja" zu unserer Beziehung sagen. WIR SIND NOCH EIN TEAM und das ist ein verdammt gutes Gefühl

Vielleicht schaffen wir es... Ich glaube, dass es möglich ist - jedenfalls heute, denn Momente, in denen ich das anzweifle gibt es auch genug (sind aber seltener geworden).

Du bist auch dabei einen Weg zu finden, damit umzugehen. Dein Freund antwortet immerhin schon mal auf SMS. Versuchs doch mal mit anrufen - habe mich auch erst nicht getraut, war aber der bessere Weg.
Würde dir übrigens von Ursula Nuber das Buch "Depression" empfehlen; sie gibt Einblicke in die Denkweisen depressiver Menschen, die man ohne "Anleitung" echt schwer nachvollziehen kann. Ich hoffe, ich verstoße damit nicht gegen irgendeine Forumsregel...

LG und alles Gute!

Sigrid
bine1308
Beiträge: 37
Registriert: 23. Apr 2006, 01:51

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von bine1308 »

hallo sigrid!
danke für deine schnelle antwort. dies hat gut getan!
ich werde mir das buch kaufen.
mein freund hatte zwischenzeitlich unsere beziehung mal beendet, weil ich soviel druck gemacht habe.
naja, wo es bei uns hinführt...weiss ich im moment nicht...er war am donnerstag kurz bei mir und hat gesagt, dass er inzwischen alle zwei tage bei seiner therapeutin ist und nur noch diese und sein job für ihn zählt...er hat dabei geweint und meinte, er könne nicht verlangen, dass ich warte...ich habe ihm dann gesagt, dass dies mein entschluss sei und ihn liebe...
fühl dich auch gedrückt und ích würde mich sehr freuen, wenn wir hinundwieder mal etwas voneinander lesen...lg bine
p.s. ich habe sehr liebe freunde, die für mich da sind...ich habe gerade in solch einer situation festgestellt, wie wichtig freunde sind.
bine1308
Beiträge: 37
Registriert: 23. Apr 2006, 01:51

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von bine1308 »

hallo tom!
beim durchstöbern in den foren bin ich immer auf kommentare von dir gestossen und deshalb wende ich mich heute auch mal an dich!
mein freund leitet seit einem monat unter depressionen...er hat nach dem tod von der frau seines besten freundes den zusammenbruch bekommen...er hat verlustängste...seine ex-frau hat ihn in den letzten wochen finanziell an den rand des ruins gebracht und meine vorgängerin hat ihn wegen einem anderen mann verlassen...hier muss noch erwähnt werden, dass mein freund wegen ihr seine heimatstadt und seine tochter verlassen hat...jetzt meine fragen: dauern die phasen wirklich bis zu 9 monate und kann ein zusammenbruch wieder kommen - es war sein erster und er ist selbst zur therapeutin gegangen -. verändern sich die personen nicht sehr nach dieser phase und wollen oftmals ein anderes leben leben?!...im voraus schon einmal danke für deine antwort....lg bine
Jorinde
Beiträge: 49
Registriert: 26. Mär 2006, 22:37

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von Jorinde »

Hallo Bine!

Ich glaube, es ist generell nicht möglich zu wissen, wohin einen eine Depression führt. Weder beziehungstechnisch noch konkret bezogen auf den weiteren Lebensweg eines Betroffenen. Dass sich danach etwas ändert, ist klar: irgendetwas hat schließlich dazu geführt, dass es zum Ausbruch dieser Krankheit gekommen ist und vielleicht ist es dann auch notwendig, bestimmte Dinge (Denkweisen, Einstellungen, Anforderungen an sich selbst etc.) zu ändern. Außerdem bleibt die Krankheit auch nach überstandener Phase immer im Hintergrund, d. h. sie wird indirekt sicher auch dann Einfluß auf ein Leben haben, wenn davon gerade nichts zu spüren ist. Aber das ist ja bei vielen Krankheiten so, z. B. bei Migränepatienten, die im Laufe ihres Lebens auch lernen müssen, was ihnen gut tut und was nicht. Das kann u. U. dazu führen, dass man sich für einen anderen Beruf entscheidet, in dem man dann z. B. nicht im Schichtdienst arbeitet oder - falls ein Wechsel nicht möglich ist - lernen muss, Streß anders zu verarbeiten. Ich weiß, man kann Migräne mit Depressionen nicht vergleichen, ich will dir nur sagen: hab keine Angst vor der Veränderung. Steckt bei dir die Befürchtung dahinter, dass er sich gegen eine Beziehung mit dir entscheiden könnte, weil es u. U. ihm zu viel abverlangt? Auch, wenn das natürlich niemand ausschließen kann: eigentlich glaube ich nicht, dass man sich DANACH seiner Bezugspersonen entledigt, wenn diese einem nicht schaden, sondern Unterstützung geben. In einer Phase kann das aus verschiedenen Gründen anders aussehen - wie es ja bei euch zeitweise offenbar der Fall ist.
Dein Freund konzentriert sich im Moment auf die Therapie und den Beruf. Letzteres ist seine Lebensgrundlage und ermöglicht ihm Unabhängigkeit. Die Therapie braucht er, um wieder gesund zu werden. Jeder, der schon mal eine Therapie gemacht hat, weiß, dass diese Zeit wahnsinnig anstrengend ist. Da gibt es so viel "Denkstoff"...! Und er macht ja auch deutlich, dass er eigentlich schon mit dir zusammenbleiben will. Euch bleibt nichts anderes übrig, als euch die Zeit erst mal zu geben, abzuwarten und zu schauen, wie sich die Dinge entwickeln.
Das ist keine Sache, die in ein paar Monaten ausgestanden sein wird. Sollten mein Freund und ich die nächsten Wochen/Monate überstehen, bis er aus der Phase raus ist, gehe ich davon aus, dass es sicher noch einmal gut zwei Jahre dauern wird, bis wir uns in unserer Beziehung so eingerichtet haben, dass man sagen kann; jawohl, so gefällts uns beiden, so kann's bleiben. Das liegt ganz einfach daran, dass es bei ihm mehr oder weniger benennbare konkrete Auslöser für diese Phase gibt, die er in der Therapie bearbeiten muss - er wird sein Leben in mancherlei Hinsicht umstellen, eben auf die Krankheit einstellen müssen und das geht nicht von heute auf morgen.

So, das war mal ein langer Beitrag...und viel zu ernsthaft, wie ich finde. Naja, lass dich nicht entmutigen; es wird schwer, ich glaube aber trotzdem: im Grunde ist es machbar

LG, Sigrid
bine1308
Beiträge: 37
Registriert: 23. Apr 2006, 01:51

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von bine1308 »

hallo sigrid,
nein nicht zu ernsthaft!
Es sind seine Verlustängste, die zu dem Ausbruch seiner Krankheit geführt haben.
Ja, ich habe angst!
Weil er evtl. sich gegen eine beziehung mit mir entscheiden könnte..wobei wenn ich mal die letzten vier wochen revue passieren lasse...hat er mich immer um zeit gebeten...leider hatte ich nicht geduld wie du - 5 wochen nichts von mir hören zu lassen -...inzwischen versuche ich es aber...dein beispiel mit dem schichtdienst trifft bei einem freund zu...er arbeitet seit 17 jahren in diesem dienst und hat dadurch wenig freizeit...
er liebt aber seinen job und möchte nicht
wechseln...ich habe nochmals deine zeilen seit dem 26. März gelesen...woher nimmst du inzwischen diese stärke, liebe sigrid
soooorry, wenn ich dies nochmals sage, aber deine geschriebenen zeilen in den mails beschreiben meine erfahrungen, gedanken, gefühle etc. auf den punkt.
ich wünsche dir und deinem freund, dass es ihr zusammen schafft!
lg bine
Jorinde
Beiträge: 49
Registriert: 26. Mär 2006, 22:37

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von Jorinde »

Hallo Bine,

glaube, heute komme ich vom PC auch nicht mehr weg
Aber bevor es ein Missverständnis gibt: nicht ich habe 5 Wochen nichts von mir hören lassen. Ich habe mich schon SMS- und E-Mail-technisch bei ihm gemeldet - er hat nur leider nie geantwortet
Und was meine Stärke betrifft: wie gesagt, heute und die letzten zwei, drei Wochen geht's mir gut und ich bin zuversichtlich. Das heißt nicht, dass ich nicht ab und an einen absoluten Durchhänger und Heulflash kriege. Oft wird hier der Ratschlag gegeben, sein Leben trotz der nahezu unerträglichen Situation weiterzuführen wie bisher, sich auch um sich zu kümmern. Ist nicht einfach, dahin zu kommen, aber es geht. Wobei: wie schon erwähnt, mein Freund und ich sind erst seit kurzer Zeit zusammen. D. h. es gab keinen gemeinsamen Alltag mit fest verteilten Rollen und Zuständigkeiten. Er fehlt mir sehr, aber mein Leben hat sich nicht grundlegend wegen seiner Krankheit geändert. Anfangs dachte ich, wir hätten eben WEIL wir noch nicht die Zeit hatten, eine tragfeste Beziehung aufzubauen von vorneherein eigentlich keine Chance. Mittlerweile denke ich, dass dies auch einiges nicht sooo schwer wiegen lässt wie z. B. in einer Ehe, wenn aufgrund der Krankheit alles umorganisiert werden muss.
Außerdem ist bei allen Zweifeln und "rationaler" Betrachtungsweise der Situation eines nie verschwunden: das Gefühl, dass wir zusammengehören. Fast als Gewissheit blieb es immer im Hintergrund und hat sich nie ignorieren lassen.
Allerdings: ja, ich wünsche mir eine Paarbeziehung mit meinem Freund, ich wünsche mir, dass wir es schaffen durchzuhalten und dann all die Arbeit leisten zu können, die noch auf uns - zusätzlich zu "normaler" Beziehungsarbeit - zukommen wird. Aber mir ist auch bewusst, dass es anders kommen kann. Wenn wir das hier überstehen, wird wohl immmer eine besondere Verbundenheit zwischen uns bestehen bleiben. Aber ob die zwischen einem Paar besteht oder ob wir "nur" Freunde bleiben - das wird die Zeit zeigen.
Zuversicht gibt mir auch, dass sich in meiner Umgebung mittlerweile auch einige Menschen "geoutet" haben - ich kenne mehr Menschen mit Depressionen, als ich dachte. Davon leben die meisten in Beziehungen und zwar mit allem drum und dran
Ich will kein beschönigendes Bild zeichnen, denn es wird richtig, richtig schwer werden und vielleicht schief gehen. Aber es gelingt mir einiges gelassener zu sehen.
Hast du die Möglichkeit mit jemandem zu REDEN, der sich mit Depressionen ein bißchen besser auskennt? So wichtig und hilfreich dieses Forum ist - in einem Gespräch hat man doch noch mehr Möglichkeiten, Dinge zu verstehen.
Ach ja, noch 'was: ich habe es mißverständlich formuliert; mit Bezugspersonen, die einem "schaden" meine ich selbstverständlich nicht, dass man in seinen Bemühungen um den Partner nichts "falsch" machen darf! Das lässt sich glaube ich nicht vermeiden
Ich meine damit bestimmte Beziehungsstrukturen oder Muster, nach denen beide handeln und die - auch ohne Depression - nicht "gesund" sind. Konkret: sollte dein Freund auch zu den sehr hilfsbereiten Menschen gehören, die sich auch mal gerne für andere aufopfern, dann wird er vielleicht durch die Therapie die Kraft finden, sich von "Freunden" zu trennen, die das nur ausnutzen - was ja dann nichts schlechtes ist.


So, jetzt bin ich dann auch am Ende meines "Vortrages" und werde mal raus gehen, den Rest Sonne genießen

Ich wünsch' dir alles Gute!
LG, Sigrid
bine1308
Beiträge: 37
Registriert: 23. Apr 2006, 01:51

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von bine1308 »

Hallo Sigrid!

Ich möchte erstmal danke und nochmals danke sagen. Es tut mir im Moment sehr gut mit Dir zu schreiben.
Ich hatte Dich extra angeschrieben, weil Deine und meine Beziehung sehr frisch sind und ich in Deinem Thread soviele Gemeinsamkeiten festgestellt habe.

Mein Freund und ich führen erst seit 2 Monaten die Beziehung und die ersten vier Wochen waren sehr intensiv und eng. Dann ist von seinem besten Freund die Frau verstorben und ich habe von heute auf morgen fast nichts mehr von ihm gehört. Ich konnte mit dieser Situation überhaupt nicht umgehen und habe ihn unbewußt unter Druck gesetzt. Nach weiteren 2 Wochen hat er mir dann endlich seinen Zusammenbruch mitgeteilt und das er in Therapie ist.

Du schreibst er hat 5 Wochen nichts von sich hören lassen! Also hat die Zeit und Ruhe, die Du ihm gegeben hast ja gut getan, wenn Ihr jetzt wieder etwas mehr Kontakt habt.
Habt Ihr Euch inzwischen auch persönlich gesehen?

Zuversichtlich bin ich auch seit dem ich in diesem Forum bin und viel gelesen habe. Auch ich habe nie das Gefühl verloren, das wir zusammengehören.

Was heißt bei Deinem Freund ist die Form der Depression chronisch!? Ist dieser Zusammenbruch nicht sein erster gewesen?!

Genau wie Du geschrieben hast...Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es Menschen, die unter Depressionen leiden...Ja, ich habe mit einer Freundin gesprochen. Sie hatte ihren Zusammenbruch vor zwei Monaten und hat mich jetzt in ihr Vertrauen einbezogen.

Ja, mein Freund gehört auch zu den hilfsbereiten Menschen. Er kann nie "NEIN" sagen!

So, jetzt muss ich erstmal wieder etwas arbeiten.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und Geduld!

lg bine
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von tommi »

Liene Bine,

deine Frage an mich hat Sigrid ja schon beantwortet.

Ich denke, dass der Tod seiner Freundin zwar der Auslöser seiner Depression sein kann, aber nicht unbedingt der Grund. Genau das muss nun in der Therapie bearbeitet werden.

Ja, Depressionen müssen zwangsläufig dazu führen, dass der Erkrankte sein Leben ändert, denn es ist die Reaktion des Gehirns auf das bisher Erlebte. Verletzungen in der Vergangenheit, die man verdrängt hat, führen zu Verhaltensmustern, die für den Betroffenen nicht gut sind. Diese gelten dann zu durchbrechen.

Du hast Angst, dass du bei den Änderungen seines Verhaltens auf der Strecke bleibst. Das muss nicht zwangsläufig so sein. Durch die Krankheit kann auch genau das Gegenteil eintreten. Durch das Reden über die tiefsten Gefühle, kann in der Beziehung eine Innigkeit wachsen, die man in vielen Partnerschaften nicht erreicht.

Wenn beide an der Beziehung arbeiten, also viel miteinander geredet wird, Absprachen getroffen werden, die es beide ermöglichen, mit der Krankheit umzugehen, kann eine ganz normale Beziehung gelebt werden. Nein, sie ist nicht ganz normal, weil sie inniger wird. Wichtig ist, dass beide ihren Teil dazu beitragen. Der Kranke, dass er alles tut, die Depressionen zu bekämpfen, der Gesunde, dass er ihn dabei unterstützt. Alles geht nur über Gespräche.

Lieben Gruß
Tom
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Bekanntes Thema: Rückzug aus Beziehung

Beitrag von tommi »

Ihr Lieben,

dieser Thread ist schon recht voll, deswegen habe ich den zweiten Teil eröffnet. Bitte schreibt dort weiter:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1145876388

Gruß
Tom
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