Anti-Depressiva

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jim111
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Anti-Depressiva

Beitrag von jim111 »

Hallo allerseits,

Ich denke jetzt schon seit Wochen darüber nach, ob ich nicht endlich Anti-Depressiva nehmen soll. Wie problematisch ist der Bezug über ggf. Allgemeinmediziner? Oder sollte man die Medikamente lieber direkt übers Internet beziehen?

Heute war ich wegen Husten beim Arzt und dachte mir "Frag die Frau wegen Anti-Depressiva". Ich habs dann nicht gemacht, weil die Ärztin so nett zu mir war. Ich meine ich konnte ihr irgendwie nicht sagen "Oh, ich bin seit 10 Jahren depressiv, aber machen sie sich nichts draus - ich bräuchte nur ein Rezept".

Kann ich mir eigentlich von jedem beliebigen Arzt ADs verschreiben lassen oder muss es Allgemein bzw. Neurologe bzw. Psychiater sein? Und reicht ein einfaches "Ich bin seit längerer Zeit depressiv." oder darf ich erstmal die Hälfte meiner Lebensgeschichte erzählen?
Uwe
Beiträge: 5
Registriert: 2. Feb 2005, 10:09

Re: Anti-Depressiva

Beitrag von Uwe »

Hallo Jim,
ich finde Du machst es Dir zu einfach....einfach ein Mittel nehmen und dann meinen es wird alles gut. Versuche die Ursache Deiner Depressionen zu finden und sprich mit Deinem Hausarzt darüber. Er wird Dir helfen und gegebenenfalls auch ein Medikament einsetzen. Eventuell überweist er Dich auch zum Neurologen...so war es bei mir. Ich mache aber auch eine Therapie. Also geh den richtigen Weg.
Gruß
Uwe
jim111
Beiträge: 39
Registriert: 19. Dez 2004, 17:28

Re: Anti-Depressiva

Beitrag von jim111 »

Ich möchte erstmal wieder "normal" im Kopf werden. Ich bin derzeit definitiv nicht dazu bereit mit irgendjemand über die ganzen Dinge zu reden, weil mich das noch mehr runterzieht und ich nachher noch was mache, was ich bereuen könnte.

Vor 2 Wochen habe ich durch Zufall mit jemand auf der Arbeit über meinen Vater geredet und dabei seinen Selbstmord erwähnt. Das hat mich innerhalb von 2 Minuten so runtergezogen, daß ich fast durchgedreht wäre. Die Person am anderen Ende der Leitung hat sich dann am nächsten Tag massive Gedanken über mich gemacht auch wegen Selbstmord. Ich hab dann es gerade noch hingeschaukelt und so getan als wäre es nicht so schlimm. Wenn die wüsste was mich sonst noch alles bedrückt, würde sie mich einweisen lassen und das wäre für mich definitiv das Ende. Deshalb möchte ich erstmal halbwegs "normal" wieder denken können. Aber sofern ich unter den Standard-Depressions-Tests im Internet immer mindestens als "mittlere Depression mit Selbstmord-Plänen" bewertet werde, weiss ich auch was ein Psychiater aus so einem Ergebniss machen würde.
AF
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Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: Anti-Depressiva

Beitrag von AF »

Hallo Jim,
ein frommer Wunsch den Du hast erstmal im Kopf klar zu werden.
Es gibt in Deutschland über 200 antidepressiv wirkende Medikamente.
Was sind Deine Symptome? SChlafstörung oder zuviel Schlaf. Nervosität oder Angst.
Für jedes dieser Symptome gibt es ein anderes AD deswegen mußt Du schon Deiner Hausärztin mehr sagen oder Dich zu einem Psychotherapeuten überweisen lassen.
Keine Sorge er macht nicht sofort eine psychotherapie sondern gibt Dir auch Medikamente. Nur in der Anfangszeit müssen solche Medikamente gut überwacht werden.
Gruß
Theo
AF
Beiträge: 412
Registriert: 6. Jun 2003, 11:47

Re: Anti-Depressiva

Beitrag von AF »

Computerfehler
AF
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Re: Anti-Depressiva

Beitrag von AF »

Computerfehler
AF
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Re: Anti-Depressiva

Beitrag von AF »

doppelt
Xavro
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Re: Anti-Depressiva

Beitrag von Xavro »

Hallo Jim,

alle chemischen Antidepressiva sind (aus gutem Grund) rezeptpflichtig, so einfach übers Internet beziehen ist also nicht. Entsprechend Rezepte ausstellen können Allgemeinmediziner ("Hausärzte"), Nervenärzte, Psychologen, Neurologen, medizinische Psychotherapeuten. Bei andern kann es heikel werden.

Gerade wenn du eine vernünftige Aufklärung über die therapeutischen Möglichkeiten möchtest, solltest du zu einem entsprechenden Facharzt gehen. Die Chance auf einen gut qualifizierten Allgemeinmediziner zu treffen sind gering. Andererseits scheinst du ja zu der
Ärztin ja ein gewisses Vertrauen zu haben. Warum also nicht bei ihr nachfragen?

Fachärzte für die Behandlung von Depressionen sind Psychiater und Nervenärzte. Neurologen haben vom Ausbildungsinhalt her keine besondere Ausbildung zur Behandlung von Depressionen (was nicht ausschließt, das der ein oder andere das gut kann).

Der Psychiater wird dich primär körperlich untersuchen und deine Symptome abfragen. Sicher wird er auch wissen wollen, was du als Ursache vermutest. Auch er muss ja in etwa abschätzen können, wo die Depression herkommt. Mehr als du uns hier geschrieben hast, brauchst du aber nicht zu sagen. Soviel Zeit bleibt meist auch gar nicht.

Es zwingt dich keiner seiner Empfehlung zu folgen. Du kannst ja auch noch eine zweite Meinung einholen. Nimm es ihm aber nicht übel, wenn er trotzdem eine Psychotherapie empfiehlt. Die Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie verspricht einfach die höchsten Erfolsquoten.

Falls du dich überhaupt nicht dazu durchringen kannst, zum Arzt zu gehen, kannst du dich eventuell in einer Apotheke über rezeptfreie Medikamente auf Basis von Johanniskraut informieren. Hier solltest du aber darauf achten, ein Mittel zu bekommen, das bei einer Verschreibung auch von einer gesetzlichen Krankenkasse bezahlt würde. Viele der frei verkäuflichen Mittel enthalten nicht ausreichend Wirkstoff zur Behandlung von Depressionen.

Auch solche Präparate auf Johanniskraut Basis haben Nebenwirkungen, die schwer sein können. Wichtig ist auch, das sie mit vielen andern Medikamenten unerwünschte Wechselwirkungen haben. Vorsicht also.

Ich betone aber noch einmal ausdrücklich, dass ich die Selbstmedikation für absolut nicht empfehlenswert halte. Außerdem geht das ins Geld und eine Wirksamkeit ist nicht garantiert. Ich habe das nur erwähnt, damit du nicht völlig auswegslos bleibst und nicht womöglich auf die Idee kommst, dir Antidepressiva teuer auf irgendwelchen dubiosen Wegen zu beschaffen. Das wäre wirklich völliger Unsinn. So groß ist die Zurückhaltung zum Verschreiben von Antidepressiva bei Ärzten auch nun wieder nicht.

Zum Thema Psychotherapie möchte ich auch noch etwas sagen, weil ich ein wenig den Eindruck habe, dass du vielleicht eine falsche Vorstellung davon hast.

Es ist zwar richtig, das eine analytische oder tiefenpschologische Therapie, dich etwas runterziehen kann, weil Dinge ans Tageslicht kommen, die du lieber nicht sehen möchtest. Gleichzeitig erfährst du aber von dem Therapeuten aber auch Stützung in diesen Krisen.

Diese unausgesprochenen Dinge können ohne therapeutische Behandlung auch ziemlich unangenehme Folgen haben, die du "bereuen" könntest. Ich gehe mal davon aus, dass du von Suizid sprichst. Sollte deine Depression wirklich eine Folge bestimmter Ereignisse sein, werden sie im Laufe der Zeit kaum besser werden. Ich habe auch jahrelang gewartet, bis ich mich behandeln lies. Jahre, die ich inzwischen als verschwendet ansehe.

Es bringt natürlich nichts, eine Therapie zu machen, wenn du noch nicht bereit dazu bist. Du solltest aber wissen,, je länger du wartest, desto schwieriger wird die Behandlung und desto größer wird das Risiko für eine dauerhafte Chronifizierung.

Schließlich möchte ich dich noch auf die Therapieformen Verhaltenstherapie (VT) und Interpersonelle Therapie (IPT, IPS) aufmerksam machen. Diese beiden Therapieformen sind sehr gegenwartsbezogen. Da wird eben nicht in der Vergangenheit "herumgewühlt", sondern deine jetzigen Verhaltensmuster auf depressionsförderndes Verhalten analysiert und trainiert, dieses zu vermeiden.

Beide Therapieformen werden auch von der Kasse bezahlt.


Gruß
Xavro
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HappyHippo
Beiträge: 17
Registriert: 29. Jan 2005, 12:23

Re: Anti-Depressiva

Beitrag von HappyHippo »

Lieber Jim,

nach einigen Erfahrungen mit dem Thema würde ich Dir eine Kombination empfehlen: Gehe zu einem Psychologen mit Medizinabschluß bzw. Psychiater und versuche von der Krankenkasse eine Psychotherapie bezahlt zu bekommen. Dann bitte den Mann, Dir ein Antidepressivum zu verschreiben. Sehr neu und mit Vorschußlorbeeren versehen ist Duloxetin, das ich selber seit zwei Wochen nehme. Außerdem sollte man noch etwas Körperliches machen, Yoga, Feldenkrais, PCE-Training oder Ähnliches.
feuerfisch
Beiträge: 1118
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Re: Anti-Depressiva

Beitrag von feuerfisch »

Hallo Jim

Was ich aus deinen Worten herauslese das ist eine recht grosse Angst davor dich zu deinen Depris zu bekennen. Warum? Hast du Bange das dich jemand sofort in eine Klinik einweisen würde? Ich glaube das das nicht der Fall sein wird. Ich selbst habe mich damals zu meinen Suizidgedanken bekannt und nur erlebt das ich ängstlich danach gefragt wurde ob es denn zur Zeit sehr akut sei...und ob ich mich selbst einweisen lassen möchte. Da wurde von keinem Arzt auch nur mit einem Ton erwähnt das ich gegen meinen Willen in eine Klinik zu gehen hätte. Ich glaube das geschieht nur direkt nach einem Versuch.
Da ich in letzter Zeit öfters mal umgezogen bin musste ich mir auch immer wieder neue Ärzte suchen. Meine Erfahrung dabei war immer dieselbe: die Depris und sonstige Gedanken wurden zur Kenntnis genommen, ich wurde gefragt ob ich Medis nehme und ob ich die Adresse eines Therapeuten brauche. Du siehst, es geht alles sehr unkompliziert und auch ohne Zwang.
In einem möchte ich mich der Meinung der anderen anschliessen - nimm nichts ein ohne Begleitung durch einen Arzt. Das Medi muss auf DEINE Form der Krankheit abgestimmt sein, genauso wie die Dosis und zudem sollte auch in Hinsicht auf Nebenwirkungen das passende Medikament gefunden werden.

Und naja, etwas möchte ich dir auch noch schreiben: es ist ok wenn du Bange hast über die Depris zu reden. Da ist einfach eine Hemmschwelle da die erst einmal überwunden werden will. Die kenne ich auch sehr gut. Nicht nur von mir persönlich.

*mal ein Päckchen mit Mut packe und es dir rüberschicke*

fisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
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