Austherapiert?

Antworten
wolkenreise
Beiträge: 28
Registriert: 25. Mai 2003, 10:54

Austherapiert?

Beitrag von wolkenreise »

Liebe Leute,

in einigen Forumsbeiträgen habe ich von heftigen Fällen gelesen. Schwere Depressionen, mehrere Klinikaufenthalte, jahrelange Behandlung mit Antidepressiva usw. Demgegenüber scheint mir meine Depression kaum die Rede wert. Und doch, ich leide unter meiner Schwere, die meine Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. Ich bekomme zwar meinen Alltag einigermaßen auf die Reihe, komme aber in vielen Punkten nicht recht vom Fleck (v.a. Beruf, Partnerschaft). Hinzu kommen körperliche Symptome wie z.B. chronische Rückenbeschwerden.

Solange ich zurückdenken kann, begleitet mich meine Schwere durch's Leben. Vielleicht war es in der Kindheit mal anders; dazu habe ich kein klares Gefühl. Diese Schwere hängt sich wie ein Nebelschleier vor meine Augen. Alles nehme ich nur durch diesen Schleier wahr, nichts, vor allem nicht die schönen Dinge des Lebens, dringen ungehindert zu mir durch. Ich bin ein Stück weit vom Leben abgeschnitten und das ist sehr bitter. Ich weiß, das es ein köstliches und erfülltes Leben geben kann, doch gelange ich durch meine Schwere nicht dorthin. Ich überlebe, aber ich lebe nicht .

Den Thread habe ich mit der Frage überschrieben "Austherapiert?" Das ist der Punkt, wo ich im Moment (mal wieder) stehe. Damit Ihr Euch ein ungefähres Bild machen könnt, was bislang bei mir gelaufen ist, meine "therapeutische Karriere" in Stichworten. Begonnen habe ich vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer Gesprächstherapie. Es folgten:

- Hypnosetherapie
- Kinesiologie und Homöopathie
- Gestalttherapie
- Reinkarnationstherapie
- Familienaufstellungen
- Unterbrochene Hinbewegung

Die Sachen habe ich übrigens alle aus eigener Tasche bezahlt! Es hat sich durch die Therapien der eine oder andere große Knoten gelöst, wofür ich sehr dankbar bin. Trotzdem lastet noch immer die Schwere auf mir. Soll ich es jetzt nochmal mit einer Therapie versuchen? Bringt das was? Und wo gibt es den Therapeuten bzw. die Therapeuten, der/die es zu bewirken vermag?

Ich hatte auch schon überlegt, die Sache mal intensiver anzugehen. Bislang lief die Therapie immer nebenher zum Beruf bzw. Studium. Das macht es manchmal zäh und langatmig, auch wenn mir bewußt ist, dass mache seelischen Prozesse ihre Zeit brauchen. Im Moment habe ich das Gefühl, ich bin "reif" für einen größeren Schritt. Vielleicht sollte ich in eine Klinik gehen? Aber nach dem, was ich bislang im Forum gelesen habe, sind psychiatrische Kliniken eher den schweren Fällen vorbehalten. Als Alternative sehe ich sonst nur das üblich 1 x pro Woche ambulante Therapie. Ob's das bringt? Ob's überhaupt was gibt, was mich zur seelischen Genesung führt? Wie geht Ihr um mit solchen Situationen, mit Eurem Hoffen, (Ver- ) Zweifeln, Resignieren?

Danke für Eure Antworten und herzlichen Gruß

Dirk
Yogibär
Beiträge: 149
Registriert: 28. Mai 2003, 20:55

Re: Austherapiert?

Beitrag von Yogibär »

Hallo Dirk,

tja, ich glaube, mir gehts da ähnlich. Bin auch kein so heftiger Fall. Trotzdem habe auch ich die Nase voll, immer wieder die gleich depressiven Phasen zu durchleben und auch Angst davor, irgendwann doch meinen Job deswegen zu schmeißen, mich von meinen Freunden noch mehr zu entfernen, Dinge irreparabel kaputt zu machen. Bei mir geht das seit ca. 12 Jahren so, allerdings mit weniger Therapieversuchen als Du.

Was mich ja interessieren würde, ist, was das denn für Dinge sind die Du da gemacht hast. Was ist "unterbrochene Hinbewegung"??? Und wie funktioniert Reinkarantionstherapie?


Ich denke, wenn Du depressiv bist, gilt die (gewöhnliche) kognitive Verhaltenstherapie heutzutage als das Mittel der Wahl. Ich würde mal versuchen, eine Ärztin mit diesem Schwerpunkt zu finden. Und solange Du "funktionierst", d.h. einigermaßen Dein Leben selbst regeln kannst, ist ne ambulante Therapie doch ok, oder? Auch, wenn ich natürlich den Wunsch nach einer Auszeit gut nachvollziehen kann.

Gruß
YogiBär
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Austherapiert?

Beitrag von albert »

Hallo Dir,
in deiner Aufstellung fehlt die Verhaltenstherapie, soweit hat Yogibär recht. Ich kenne verschiedene Formen der Verhaltenstherapie, die mir geholfen haben; das ist wichtig, um das Gleichgewicht zu bewahren, war selbst auch nie in einer Klinik. Den Schleier vor den Augen zu zerreißen, das ist auch so eine Sache. Ich habe mich jahrelang abgemüht in den Pausen zwischen meinen Depressionsschüben, habe mich irre angestrengt und ich sehe, dass ich mich doch langsam mit einer riesigen Verzögerung dem Ziel nähere. Es lohnt sich! Allerdings habe ich auch mein Leben völlig umgestellt. Aber das ist eine Sache der persönlichen Erfahrung.
Alles Gute für dich
mit herzlichen Grüßen
Albert
wolkenreise
Beiträge: 28
Registriert: 25. Mai 2003, 10:54

Re: Austherapiert?

Beitrag von wolkenreise »

Lieber YogiBär & Albert,

der Vorschlag Verhaltenstherapie kommt für mich unerwartet, und jetzt sogar gleich von zwei Leuten. Da muss wohl was dran sein ... Bislang habe ich keine Erfahrung mit Verhaltenstherapie. Da spuken in meinem Kopf nur ein paar Vorurteile rum. Man bekommt seine Symptome abtrainiert, damit man wieder funktioniert, aber man geht nicht an die Ursachen. Ist es so? Linderung der Symptome statt ursächlicher Heilbehandlung? Und wie läuft so eine Verhaltenstherapie ab? Vielleicht könnt Ihr etwas mehr schreiben, was Ihr für Erfahrungen mit der Verhaltenstherapie gemacht habt.

@YogiBär

Und solange Du "funktionierst", d.h. einigermaßen Dein Leben selbst regeln kannst, ist ne ambulante Therapie doch ok, oder? Auch, wenn ich natürlich den Wunsch nach einer Auszeit gut nachvollziehen kann.

Ich war etwa drei Jahre lang bei einer Gestalttherapeutin in ambulanter Behandlung. Mir war in der Therapie aber zu wenig Dynamik drin, das war alles so zäh und dröge. Eine Stunde in der Woche war ich bei ihr. Meistens lief die Therapie auf Gesprächsebene ab. Da tat sich bei mir kaum etwas. Und dann hatten wir vielleicht gerade einen halbwegs interessanten Punkt erreicht, da war die Stunde dann schon um und bis zur nächsten Woche war vieles davon versandet. Das sind meine Vorbehalte gegen diese Form der ambulanten Einzeltherapie.

Wo ich bessere Erfahrungen gemacht habe und wo sich bei mir deutlich mehr bewegt hat, das waren Wochenendseminare in einer Gruppe wie z.B. bei den Familienaufstellungen. Durch die Dauer des Seminars und die Intensität der Gruppe entstand einfach eine viel mächtigere Energie und Dynamik, und die hat dann auch einiges bei mir bewirkt. Andererseits fehlt bei solchen einmaligen Geschichten die Kontinuität.

Und was den "Wunsch nach einer Auszeit" betrifft, ist der bereits in Erfüllung gegangen - allerdings nicht ganz freiwillig. Im Rahmen einer betriebsbedingten Kündigung habe ich vor drei Wochen meinen Arbeitsplatz verloren. Aber so negativ sehe ich das nicht, denn dadurch habe ich jetzt einen Freiraum bekommen, den ich auch für meine seelische Gesundung nutzen möchte. Nur ist der Weg eben noch nicht so klar. OK, Verhaltenstherapie sollte ich vielleicht mal in Erwägung ziehen.

Zuletzt noch was zu Deinen Fragen, YogiBär, bezüglich Reinkarnationstherapie und unterbrochener Hinbewegung. Reinkarnationstherapie klingt finde ich spektakulärer als es ist. Gearbeitet wird mit inneren Bildern so ähnlich wie bei einer Traumreise. Man reist dann eben in ein früheres Leben und versucht dort Ursachen und Lösungen zu finden für die Probleme im jetzigen Leben. Aber ich bin mir nicht sicher, was an den Bildern wirklich authentisch ist und auf ein früheres Leben zurückgeht oder ob sich die Seele einfach nur Bilder sucht um sich auszudrücken.

Die unterbrochene Hinbewegung geht wie die Familienaufstellung auf Hellinger zurück. Die natürliche Hinbewegung des Kindes zu Mutter und Vater wird in frühen Lebensjahren oftmals unterbrochen, z.B. wenn die Mutter wegen eines Klinikaufenthalts plötzlich nicht mehr da ist. Dieses Traum führt später dann in Beziehungen zu einer Art Kreisbewegung. Man bewegt sich auf den Partner zu, aber ab einer bestimmten Nähe entsteht Angst, die aus dem Trauma hervorgeht. Dann weicht man zurück, indem man z.B. einen Streit vom Zaun bricht, der die Nähe zerstört. Später erfolgt wieder die Annäherung uns so geht es weiter immer im Kreis. Dieses Muster findet man in vielen Beziehungen. Es ist aber möglich, diese unterbrochene Hinbewegung therapeutisch nachträglich zu ihrem Ziel zu bringen und damit das Trauma zu lösen.

Bis später dann und liebe Grüße

Dirk
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Austherapiert?

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Dirk

Wie wäre es denn mit einer eher tiefenpsychologisch orientierten Therapie? Das muss ja nicht gleich unbedingt ne klassische Analyse sein, aber halt was in dieser Richtung. Ich habe den Eindruck, dass es dir gut tun könnte, dich mit deiner Persönlichkeit, deinem Innern zu beschäftigen. Du schreibst ja auch, dass du den Eindruck hast, vieles wie unter einem Schleier wahr zu nehmen. Das ist in meinen Augen nicht unbedingt krankhaft, sondern eher ein Teil von dir selber. Du bist wahrscheinlich ein sehr sensibler Mensch und hast melancholische Charakterzüge und Veranlagungen.

Es gab mal hier im Forum einen Thread, in dem über Melancholie geschrieben wurde. Ich weiß den Titel leider nicht mehr (wenn du im Archiv gut stöberst, findest du ihn vielleicht wieder). Unter anderm empfahl Thomas dort ein Buch mit dem Titel "Melancholie" von Josef Zehentbauer. Ich habe es mittlerweile auch gelesen, und habe darin sehr viel Wahres für mich gefunden. Ich bin mir ziemlich sicher, du könntest auch darin so manche Anregung für dich finden. Es geht vor allem auch darum, diese Züge an dir nicht als krank wahrzunehmen, sondern daraus zu schöpfen und sie so für dich selber zu nutzen.

Und dann brauchst du dir auch nicht das Wort "austherapiert" anzuhängen, das klingt so sehr nach "dir ist ja nicht mehr zu helfen". Ich bin mir sicher, DU kannst noch sehr viel für dich tun:-))

Lieben Gruß von

Caroline
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Austherapiert?

Beitrag von albert »

Hallo Dirk,
der Begriff "austherapiert" wird meines Wissens von den Sachbearbeitern in den Krankenkassen benutzt, um jene Patienten zu bezeichnen, die keine Verlängerung für ihre Therapiewünsche bekommen. Da bin ich außen vor. Ich habe nie einen solchen Antrag gestellt, meine frühere Krankenkasse hätte das auch wahrscheinlich nicht bezahlt, war bekannt für ihre Restriktion.
Aber konkret: als es mir wirklich schlecht ging, habe ich mir ein Taschenbuch gekauft, mit dem Titel "Nie mehr deprimiert. Selbsthilfeprogramm zur Überwindung negativer Gefühle". Das hat mir tatsächlich geholfen. Heutzutage bin ich um eines weiter. Inzwischen weiß ich, dass ich einen endogenen Zyklus habe und in jedem zweiten Jahr gefährdet bin, depressiv zu werden. Da muss nur ein äußerer Auslöser kommen, z. B. ein Verlusterlebnis, eine Frustration oder ein Korb. Dann gehe ich in die Traumreise und inspiziere meine Häuser. Das zweite Haus zeigt mit seinem Zustand an, wie es mit mir steht: ist es zerstört, bin ich schwer depressiv, fehlen nur einzelne Mauersteine oder Dachziegel, dann ist es eine leichte Depression. Aber ich repariere das Haus sofort in der Traumreise und die Depression ist behoben. Das ist eine Art von Verhaltenstherapie auf der unbewussten Ebene. Du kennst ja die Hypnosetherapie, ich weiß nicht wie intensiv du das betrieben hast, aber mit den Grundlagen müsste auch was möglich sein.
Im Forum wird immer wieder betont, dass die Depression eine neurochemische Störung ist. Das ist schon richtig, aber nur ein Aspekt unter mehreren. Wer genau hinschaut, kann fast immer Auslöser aus dem Umfeld finden. Also liegt eine der Ursachen im Verhalten während des Sozialkontakts. Was durch das Verhalten ausgelöst wurde und als Depression erscheint, kann ich über ein gegensteuerndes Verhalten neutralisieren.
Da geht es nicht um Linderung von Symptomen, sondern um das Heben der Stimmung. Das ist aber nur ein Teil der Therapiearbeit. Der zweite Teil richtet sich auf die Neuausrichtung des Lebens. Dafür gibt es Möglichkeiten über die Psychoanalyse, Tiefenpsychologie u. a. Ich erspare mir das alles aufzuzählen. In meinen Augen sollte sortiert werden, wieviel Aufwand eine Methode erfordert und natürlich sind die Therapeuten zu sortieren, es gibt gute und schlechte. Ich hatte auch eine ganze Menge Schrott aus meiner Kindheit und aus meiner Zeit als junger Erwachsener. Das war aufzuarbeiten. Es ging um seelische Verletzungen, um das Bewusstwerden meiner Empfindlichkeiten und meines Harmoniebedürfnisses, wie ich damit umgehen kann. Das ermöglicht mir heute ein völlig neues Verständnis meiner selbst und meiner Arbeit. Ich sehe mich in einer anderen Rolle der Gesellschaft gegenüber.
Alles Gute
mit herzlichen Grüßen
Albert
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Austherapiert?

Beitrag von albert »

Allex
Beiträge: 35
Registriert: 12. Mai 2003, 19:54

Re: Austherapiert?

Beitrag von Allex »

Hallo,

also mein Verständnis von kognitiver Verhaltenstherapie (z.B.) ist folgendes:

Diese Therapieform geht davon aus, dass Deine Depression über "dysfunktionale Kognition" (also falsche Wahrnehmung, z.B. "alle hassen mich" oder so) funktioniert. Du lernst dann, das zu überprüfen. Wenn Du also denkst, dass Dich jemand nicht anruft, weil er Dich haßt, dann lernst Du, dass es durchaus noch andere Gründe dafür geben kann, dass jemand nicht anruft. Wenn Du das dann in der Praxis ausprobierst, merkst Du, dass Du dazu neigst, aus vielen Erklärungen für das Nicht-Anrufen immer nur die negativen auszuwählen und dass das falsch ist. Auch ohne, dass ich das jetzt schon gemacht hätte, hört sich das für mich plausibel an. Und da wird nicht an den Symptomen gearbeitet, sondern Dein falsches Denken korrigert. Damit kannst Du im Idealfall direkt was anfangen.

Ich zum Beispiel hab keinen Schimmer, was mir z.B. eine tiefenpsychologische Therapie bringen soll. Denn, wie soll ich mein Leben so ändern? Es mag ja interessant sein, die Ursachen aus der Kindheit zu kennen, die zu meinem "falschen" Leben führten, aber das ändert doch noch lange nix. Dann lieber konkret die Gegenwart angehen, meinst Du nicht? Aber, wie gesagt, ich hab es noch nicht gemacht, sondern nur gehört, dass die kognitive Variante der Verhaltenstherapie sehr effektiv sein soll.

So und jetzt sollten der Ausgewogenheit halber auch ein paar Kritiken an der Verhaltenstherapie kommen, schließlich hat mir niemand Geld für diese Werbung gegeben.

Gruß
Allex
eulalia
Beiträge: 33
Registriert: 19. Mai 2003, 15:06

Re: Austherapiert?

Beitrag von eulalia »

Hallo Dirk,

ich war bis vor einem Jahr auch ein "minder schwerer" Fall mit jahrelanger Schwere, Panikattacken, psychosomatischen Beschwerden, die ich mit Verhaltenstherapie einigermassen im Griff halten konnte.

Im vergangenen Jahr hat mich dann zum ersten Mal eine schwere Depression erwischt die einen 3monatigen Klinikaufenthalt nach sich zog. Noch heute nehme ich ADs in geringer Dosis und komme mit meinen nur kurzen Schueben ganz gut zurecht.

Ich kann fuer mich persönlich nur sagen, dass der Klinikaufenthalt sehr wichtig war fuer mein jetztiges Leben und dass der Begriff "Auszeit" genau das Gegenteil bezeichnet. Denn das war tatsächlich harte Arbeit mit dem Vorteil, dass man die alltäglichen Dinge nicht auch noch bewältigen musste.

Aller meiner eigenen Vorurteile zum Trotz habe ich genau dort viele ähnlich sensible Menschen getroffen, mit denen ich heute teilweise engen Kontakt habe.

Ich fand Alex´Beschreibung der Verhaltenstherapie sehr treffend, man muss allerdings wirklich einen geeigneten Therapeuten finden, dann klappt es sicher auch ambulant. Ich bin einfach mangels Therapeutenmangel bei meiner Therapeutin geblieben, bei der ich aber nicht wirklich weitergekommen bin.

Ich wurde es auf jeden Fall versuchen mit Verhaltenstherapie, dass war ein uebrigens auch die Therapieform der Klinik.

Gruss Katja
Dirk wrote:
> Liebe Leute,
>
> in einigen Forumsbeiträgen habe ich von heftigen Fällen gelesen. Schwere Depressionen, mehrere Klinikaufenthalte, jahrelange Behandlung mit Antidepressiva usw. Demgegenüber scheint mir meine Depression kaum die Rede wert. Und doch, ich leide unter meiner Schwere, die meine Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. Ich bekomme zwar meinen Alltag einigermaßen auf die Reihe, komme aber in vielen Punkten nicht recht vom Fleck (v.a. Beruf, Partnerschaft). Hinzu kommen körperliche Symptome wie z.B. chronische Rückenbeschwerden.
>
> Solange ich zurückdenken kann, begleitet mich meine Schwere durch's Leben. Vielleicht war es in der Kindheit mal anders; dazu habe ich kein klares Gefühl. Diese Schwere hängt sich wie ein Nebelschleier vor meine Augen. Alles nehme ich nur durch diesen Schleier wahr, nichts, vor allem nicht die schönen Dinge des Lebens, dringen ungehindert zu mir durch. Ich bin ein Stück weit vom Leben abgeschnitten und das ist sehr bitter. Ich weiß, das es ein köstliches und erfülltes Leben geben kann, doch gelange ich durch meine Schwere nicht dorthin. Ich überlebe, aber ich lebe nicht .
>
> Den Thread habe ich mit der Frage überschrieben "Austherapiert?" Das ist der Punkt, wo ich im Moment (mal wieder) stehe. Damit Ihr Euch ein ungefähres Bild machen könnt, was bislang bei mir gelaufen ist, meine "therapeutische Karriere" in Stichworten. Begonnen habe ich vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer Gesprächstherapie. Es folgten:
>
> - Hypnosetherapie
> - Kinesiologie und Homöopathie
> - Gestalttherapie
> - Reinkarnationstherapie
> - Familienaufstellungen
> - Unterbrochene Hinbewegung
>
> Die Sachen habe ich übrigens alle aus eigener Tasche bezahlt! Es hat sich durch die Therapien der eine oder andere große Knoten gelöst, wofür ich sehr dankbar bin. Trotzdem lastet noch immer die Schwere auf mir. Soll ich es jetzt nochmal mit einer Therapie versuchen? Bringt das was? Und wo gibt es den Therapeuten bzw. die Therapeuten, der/die es zu bewirken vermag?
>
> Ich hatte auch schon überlegt, die Sache mal intensiver anzugehen. Bislang lief die Therapie immer nebenher zum Beruf bzw. Studium. Das macht es manchmal zäh und langatmig, auch wenn mir bewußt ist, dass mache seelischen Prozesse ihre Zeit brauchen. Im Moment habe ich das Gefühl, ich bin "reif" für einen größeren Schritt. Vielleicht sollte ich in eine Klinik gehen? Aber nach dem, was ich bislang im Forum gelesen habe, sind psychiatrische Kliniken eher den schweren Fällen vorbehalten. Als Alternative sehe ich sonst nur das üblich 1 x pro Woche ambulante Therapie. Ob's das bringt? Ob's überhaupt was gibt, was mich zur seelischen Genesung führt? Wie geht Ihr um mit solchen Situationen, mit Eurem Hoffen, (Ver- ) Zweifeln, Resignieren?
>
> Danke für Eure Antworten und herzlichen Gruß
>
> Dirk
wolkenreise
Beiträge: 28
Registriert: 25. Mai 2003, 10:54

Re: Austherapiert?

Beitrag von wolkenreise »

Hallo Zusammen,

ich will mal nacheinander auf Eure Beiträge eingehen.

@Caroline

Was ich bislang von Tiefenpsychologie/Psychoanalyse mitbekommen habe, fand ich eher abschreckend. Beispielsweise habe ich einen Erlebnisbericht gelesen von Tilmann Moser, seines Zeichens selbst Analytiker: Lehrjahre auf der Couch. Derartiges kommt für mich nicht in Frage. Ist einfach nicht mein Ding. Aber trotzdem Danke für den Hinweis. Den Buchtipp werde ich mir merken.

@Albert

Eine schöne Möglichkeit, Deine "Häuserreparatur" per Traumreise. So etwas könnte ich mir für mich auch vorstellen.

@Allex

Sehr hilfreich, Deine Beschreibung zur Verhaltenstherapie. Kann mir jetzt schon etwas mehr drunter vorstellen. Ob es für mich was bringen könnte? Ich müsste es wahrscheinlich einfach ausprobieren. Eine Methode ist ja auch nur eine Seite der therapeutischen Medaille. Die andere ist der Therapeut oder die Therapeutin selbst. Wenn man gut miteinander arbeiten kann, dann ist das schon die halbe Miete.

Und was mir noch eingefallen ist. Ich hatte ja am Anfang erzählt, dass ich bislang alle Therapien komplett selbst bezahlt habe. Jetzt ist finde ich mal die Krankenkasse dran. Die übernimmt, soweit ich weiß, allerdings nur Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologische fundierte Therapie. Damit bin ich in meinen Auswahlmöglichkeiten schon mal eingeschränkt. Aber viele Therapeuten haben ja auch noch Zusatzausbildungen, und damit weitet sich das Spektrum wieder. Ich muss mal sehen. Ich habe mir über den Psychotherapie-Informationsdienst (www.psychotherapiesuche.de) eine Liste von psychologischen Psychotherapeuten in meiner Region rausgesucht und denke, ich werde einfach mal Kontakt aufnehmen und schauen, ob die Chemie stimmt.

@Katja

Klar, ein Klinikaufenthalt ist keine Auszeit in dem Sinne, dass man nichts zu tun braucht. Man ist vielleicht mehr gefordert als sonst im Alltag, aber man hat den Rücken frei vom Alltagskram und kann sich ganz dem seelischen Genesungsprozess widmen. Das scheint mir für mich im Moment aber nicht unbedingt notwendig. Wie Du sagst, sollte es eigentlich auch eine gute ambulante Möglichkeit für mich geben.

Dann bis später

Dirk
kessy4949
Beiträge: 228
Registriert: 16. Apr 2003, 23:08

Re: Austherapiert?

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Dirk,

um nochmal auf einen evtl. Klinikaufenthalt sprechen zu kommen.......ich war bereits auch mal in einer Psychosomatischen Klinik, habe allerdings auch nicht so hyperschwere Depressionen, wie manch Andere hier.
Außerdem bezahlt den Klinikaufenthalt der Rentenversicherungsträger und nicht die Krankenkasse. Also, falls Du meinst Du bräuchtest doch mal so einen Aufenthalt, dann beantrage ihn - hast ja schließlich auch jahrelang in die Rentenkasse eingezahlt, oder. Wovon ich gehört haben soll, daß es eine gute Klinik sein soll ist Simbach am Inn, hat mir mal eine Physiotherapeutin empfohlen.

Gruß,
Christin
wolkenreise
Beiträge: 28
Registriert: 25. Mai 2003, 10:54

Re: Austherapiert?

Beitrag von wolkenreise »

Hallo Leute,

es hat sich zwischenzeitlich etwas getan bei mir. Ich hatte einen Termin bei einem Hausarzt, von dem ich wusste, dass er dem Thema Depression gegenüber sehr offen ist. Er hat mir dann tatsächlich auch aufmerksam und gut zugehört. Das war eine sehr gute Erfahrung für mich, denn bislang habe ich mit Ärzten fast nur schlechte Erfahrungen gemacht. Entweder sie sind inkompetent oder arrogant oder beides. Mit dem Arzt gibt es jetzt immerhin eine gute Basis für eine gemeinsame arbeit.

Er möchte sich mit mir noch einmal ausführlicher unterhalten und wir haben einen zweiten Termin ausgemacht. Danach sehen wir weiter, wie es z.B. mit einer Psychotherapie aussieht. Der Arzt möchte auch die Möglichkeit der Behandlung mit Antidepressiva prüfen. Ich bin zwar keine Pillenfreund, aber sehe das inzwischen pragmatisch. Wenn’s hilft, warum nicht? Oder würdet Ihr bei einer "leichten" Depression (welche Depression ist schon leicht) von einer Behandlung mit Medikamenten abraten?

Bis demnächst

Dirk
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Austherapiert?

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Dirk

Du sagst es: "welche Depression ist schon leicht?"......einen objektivierbaren Maßstab dafür gibts nicht.

Ich würde dir raten, höre auf dein Bauchgefühl (davon schreibst ja an anderer Stelle, und du scheinst es ziemlich gut zu kennen, und deshalb linkt es dich nicht so schnell ). Ich glaube, es ist schon wichtig, dass man sich mit der Frage "Medis-ja oder nein" im voraus beschäftigt. Es gibt eine Reihe Dinge, die es einem wirklich einfacher machen, wenn man sie bereits vor Einnahmebeginn weiß, es beugt unter anderm auch einigen falschen Hoffnungen vor. Somit ist eine eventuelle Enttäuschung dann zumindest weniger wahrscheinlich. Wenn du den Medis nicht ein Mindestmaß offen gegenüber stehst, hat es nicht sehr viel Sinn, jetzt einen Versuch zu starten. Bist du hingegen "neugierig", spricht nichts dagegen außer einigen gesundheitlichen Checkfragen, die dein Arzt wohl übernehmen würde, so wie du ihn beschreibst.

Wie gesagt, es gibt richtige und falsche Vorurteile gegenüber ADs, Aufklärung darüber ist noch immer die beste Vorsichtsmaßnahme.

Ich wünsch dir viel Glück und hoffe, du triffst die Entscheidung, die für DICH jetzt am besten ist.

Einen schönen Abend und lieben Gruß von

Caroline
wolkenreise
Beiträge: 28
Registriert: 25. Mai 2003, 10:54

Re: Austherapiert?

Beitrag von wolkenreise »

Danke, Caroline
Antworten