Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Haferblues
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Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von Haferblues »

Hallo Selas,

hihi, so eine Bewohnerin kannte ich auch mal. Ü90 und kerngesund, außer Demenz. Die Tochter hat erzählt, dass ihre Mutter sich seit Jahrzehnten wegen eines schwachen Herzens geschont hat. Dann hat sich die alte Dame bei einem Sturz den Oberschenkelhals gebrochen und hat in der Klinik das Personal verrückt gemacht. Sie wollte unbedingt ihr Kind haben. Hat geglaubt, sie hätte ein Kind geboren. Für was muss man sonst ins Krankenhaus???

Wenn du das von deiner Mutter schon kennst, wieso rennst du dann immer wieder?? Könntest dir doch Zeit lassen.

Wenn du keinen Bock hast, die Sache mit dem Krankenhaus zu verfolgen, dann lass es eben. Da hat bestimmt einer einen Fehler gemacht. Nix absichtlich. Natürlich redet sich jeder raus. Fehler passieren immer wieder. Vielleicht passen die Angestellten jetzt besser auf nach dem Stress.

Ach Weihnachten. Vielleicht fällt uns doch noch vorher ein Meteor auf den Kopf. Oder die Erde beschleunigt sich ein bisschen und es ist gleich Ostern.

Viele Grüße
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Kronstadt
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Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von Kronstadt »

Guten Abend Selas,
du triffst es mit „ich kann nur die Zähne zeigen, nicht wirklich ändern“.
Ich sagte es neulich schon, daß ich immer stiller geworden bin, weil trotz Gespräch, Absprache und schriftlichen Vereinbarungen das Heim anders verfuhr. Das ist die Methode der Zermürbung, wenn auch die Krankenkasse und die Heimaufsicht nur sagen: wechseln sie das Haus. Dazu kommt, daß man selber krank ist und nicht voll einsatzfähigund daß man keine anderweitigen Helfer hat.
Übrigens habe ich als Bevollmächtigte den Arzt im Heim nicht einmal gesehen zu denfesten Zeit.
Mir schnürt sich alles zu, wenn man daran denkt, daß die Lage für Hilfsbedürftige noch schlimmer sein kann und die Hilfsbedürftige morgen ich bin. Den Vorgeschmack hatte ichAnfang des Jahres - bin nochmal davon gekommen.
Bei uns ist das sehr oft Thema . Die Tage telefonierte eine Freundin mit mir, die mehr davon wissen wollte. Auch sie war betreten und stellte Fragen, wo man merkt, daß sie es begreifen wollte, wovon man da spricht. Ich merkte, sie verstand. Was tun?
Transparenz ist nach meiner Erkenntnis die Lösung, wie es die Tierschützer für die Massentierhaltung wollen. Es gibt schöne Beispiele davon in Holland. Jederzeit kann jederin Anlage und Gehöft kommen, ganz selbstverständlich .
Die Vorkämpfer haben recht, wenn sie uns alle aufrufen, wenigstens zu unterschreiben,
daß Petitionen eingereicht werden oder im Bundestag gesprochen werden kann.
Steter Tropfen hölt den Stein. Du und ich wir schaffen es alleine nicht, aber es gibt immer noch Leute mit mehr Kraft und Willen.
Ich habe vor kurzem das www.generationenmanifest.de unterschrieben.. Man bat um Anregungen und Meinungen. Ich hab schon dazu geschrieben, daß das Schreiben und Reden nicht mehr reicht .

Noch ein Hinweis für alle, die mit dem Thema befaßt sind oder werden:
www.rosenblätter-im-irrgarten.de - Die Frau Kleinmanschat (oder so) ist eine sehr engagierte, pfiffige, unerschrockene Kämpferin für Senioren und Pflege. Das konnte man im Fernsehen erleben.

Als meine Mutter noch zuhause war, wollte sie auch sehr stark, daß ich immer komme.
Im Heim war das kaum noch so und damit war es mir möglich, sie regelmäßig zu besuchen. Ich kenne das schlechte Gewissen auch, aber das legte sich schon vor Jahren und ich konnte auf mich hören und meinem Befinden entsprechend handeln.
Mich macht zufrieden, daß ich sozusagen -Glück hatte, immer parat stehen zu können, wenn es wirklich notwendig war. Und das war dann auch mal nachts halb 12 oder 1, wenn sie anrief . Dann bin ich nochmal mit dem Auto los.
Aber deine hat ja die stärkere Erkrankung. Das ist schwerer für dich. Dennoch: fahr nach dem Essen beim nächsten mal. Das ist der Teil, den du für dich tun mußt. Du siehst ja, du fühlst dich nicht wohl. Es ist wahrlich nicht leicht, aber laß dir Mut machen und sage:
„Nein, Mama, jetzt nicht , nachher.“ oder „Ja, ich komme“ und du fährst dann doch erst später. Es ist ja ihre Krankheit und wenn sie ansteckend ist ,muß man sich auch schützen.
Erhole dich gut, wobei : der Moment, der dich hat eher hinfahren lassen, den solltest du
bedenken und besprechen.
Isala

PS:
Reimer Gronemeyer: Das 4. Lebensalter / Demenz ist keine Krankheit,
vorgestellt im ZDF-Text 551-554
elas
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Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von elas »

Hi und guten Tag miteinander


Heute Nacht wäre meine Mutter beinahe gestorben.
Einzelheiten erspare ich Euch, sie ist aus ihrem Bett gefallen und eine Pflegerin hat sie aber noch rechtzeitig gefunden.

Dann riesen tra ra heute früh schon mit ins Krankenhaus etc. etc.
Und als der Krankenwagen kam, hat sie sich geweigert, mitzufahren, sie will daheim bleiben, sie will nur noch schlafen, und vielleicht wache sie nicht mehr auf.
Nun, in Absprache mit meinem Bruder und auch mit dem Pflegedienst kommen wir dem nach.

Morgen fahre ich sie besuchen und sehe nach dem Rechten.
Heute nicht. Die Pfleger kümmern sich ja um sie.

Bis jetzt bin ich relativ ruhig, sehr traurig, aber gefasst.
Gott sei Dank nehme ich seit einer knappen Woche wieder 2 homöopathische Mittel, die mir schon vor 1 Jahr über die Weihnachtszeit gut geholfen haben.
Sie machen mich ruhig, aber mit klarem Kopf.

Drückt mir die Daumen, dass ich stabil bleiben kann. So einigermaßen.

Mit meinen 2 Freundinnen hier aus dem Haus war ich für mogen zu einem Edelbrunch in einem teuren Hotel verabredet. Hab ich jetzt gecancelt.
Ist sehr schade, Freundinnen haben Verständnis.
Ich habe erst noch überlegt, ich gehe auf jeden Fall mit, aber da hätte ich keine ruhige Minute, dort gibts auch Champagner, und davon hätte ich schon getrunken, ich Gierhals . Und wenn die mich dann wegrufen per Handy, Dreiviertelstunde Autofahrt....nicht so dolle.

Am Donnerstag waren mein Bruder und seine LG hier zum Frühstück bei mir.
Sie hatten sich selber eingeladen, und ich fand das richtig gut. Habs auch noch einmal betont.
Richtig schön Nikolaus haben wir uns gegenseitig gemacht, hat die Kindheitsseelen gewärmt, weil Nikolausi immer so armselig war mit unserer Mutter.

Und, wir haben uns recht recht gut verstanden, es war so gut, wie nie miteinander.
Ich war danach dankbar und aufgewühlt. Da haben wir Drei was hingekriegt, eine Annäherung, eine größere Akzeptanz etc. etc.
Ich saß meinem Bruder am Esstisch gegenüber und dachte, ja Du bist mein Bruder, und ich mag Dich, egal was früher war. Heute ist heute.
Wir sind erwachsen. Haben ganz ähnliche Symptome, was Ängste und Verlustgefühle anbelangt, sind halt Kinder derselben Eltern.
Haben Defizite, wie viele andere Menschen aber auch.
Und haben trotzdem auch viel geschafft und hingekriegt in unseren Leben.

Irgendwas wird runder, fügt sich, verändert sich.
Aber___wir sind zu Dritt wirklich durch etliche Konflikte durchgegangen und haben nicht aufgegeben, in gewisser Weise Kontakt zu halten.

Und das ist gut so.

Ich habe immer gespürt, dass dies der richtige Weg für mich ist.


Mal dies kleine update. Schickt mir Kraft für
alles, was noch kommen wird.


Herzlich
Selas
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jhl
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Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von jhl »

liebe selas, habe zwar selber sehr wenig kraft gerade, aber was ich noch abgeben kann, gebe ich an dich weiter!

liebe grüße
jusi
Haferblues
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Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von Haferblues »

Hallo Selas,

das mit deiner Mutter tut mir echt leid für dich. Jetzt grad vor Weihnachten!!!! Hoffentlich hat sie nicht zu große Schmerzen. Könnte ja sein, dass sie jetzt ganz einschläft - in ihrem Alter. Dann hoffe ich für sie und dich, dass es sanft geschieht.

Gut, dass dein Bruder und du euch näher gekommen seid.

Ich muss jetzt schaffen gehen. Aber ich denk an dich und drück dich im Geiste.

ganz viel Kraft wünsch ich dir
Gruß Rifka
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Danny Keye
elas
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Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von elas »

Liebe jusi
und liebe Rifka


einfach herzlichen Dank für die zeitnahe Antwort.
Das tut gut.

Einfach nur wissen, es sind Menschen da, in Gedanken und Wort, und im real life auch in der Tat.

Hab meinen 2 Freundinnen hier im Haus schon gesagt, ich würd dann bei ihnen klingeln, wenn was wäre, damit sie mir Händchen halten können, etwas dasein können. Sind die auch bereit dazu.

Auf dieses Endgültige bin ich schon sehr sehr lange eingestellt.
Egal,ob vor Weihnachten oder wann. Es trifft einen ja immer gefühlsmäßig.

Aber jetzt einfach mal Danke für kleine Rückmeldungen. Mehr brauchts ja gar nicht.


Selas
________________________________

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biancaanna
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Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von biancaanna »

Liebe selas ,

auch ich möchte Dir viel Kraft & Trost wünschen .. !!

Habe oft als stille Mitleserin Anteil genommen an Deinem `Zusammenleben ` mit Deiner Mama --

Bei Allem, was vorher war .. :

Ich wünsche Dir, dass Deine Seele in Ruhe & einer Art von Versöhnung Abschied nehmen kann ---

Und trotz aller Traurigkeit Dein Herz erkennen darf, was für eine Gnade es sein kann- so hart es auch sein wird -, Deine Mutter jetzt begleiten zu dürfen .........

In aufrichtiger Anteilnahme und alles Liebe Dir, selas, von

ana-zoé
~ Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz.

Tritt sie auf,

so weise sie nicht weg,

sondern bitte sie als Gast zu Tisch und höre,

was sie zu sagen hat. ~



C.G. Jung
Kronstadt
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Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von Kronstadt »

Guten Tag Selas,
es sind Tage voller Gedanken an meine Mutter. Dein Bericht verstärkt das, weil es Parallelen gibt.
Die Tage wäre sie 86 geworden. Vor einem Jahr haben wir noch 2 Stunden zusammen in der Gasstätte gesessen im kleinen Kreis ihrer Getreuen.
Jedem hat man die Gedanken angemerkt, daß es das letzte Mal ist. Und es war eine irgendwie besondere, schöne Atmosphäre. Draußen so kalt und wir saßen zusammengekuschelt in dem kleinen Raum.
Jeder, der dabei war, erinnert sich heute gern und ist froh, dieses letzte Mal gehabt zu haben.
Wir haben ein kleines Spiel gemacht. Ihr Pfarrer kam mit der Gitarre und sang für sie. Es war ein sehr schönes Lied dabei, das uns alle rührte.
Ich kann es garnicht glauben, daß es schon ein Jahr her ist, daß ich mit ihr am Bett sitzend gesungen habe und sie sogar auch nochmal mitgesungen hat.
Du bist heute bei deiner Mutter. Ich denke daran und wünsche von Herzen, daß es gutes Zusammensein ist
Es ist sehr schön zu lesen, daß du in deinem Umfeld Gesprächspartner hast, auf die du zugehen kannst und die
dich ansprechen. Es ist soviel, was man alleine tragen und verarbeiten muß, wenn dann ein Teil mitgetragen wird, ist das sehr hilfreich.
Alles Gute wünscht Isala
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von elas »

Liebe Isala
und liebe ana-zoé

Ihr tut mir sooo gut.
Bin eben zurückgekommen.

Nur auf die Schnelle noch dieses Dankeschön
an Euch und alle die Anderen, auch die, die mir per offenem Profil geantwortet haben.

Ich melde mich wieder ausführlicher.

Jetzt wird ja erst einmal das Forum umgestellt in den nächsten Tagen.
15 Jahre gibt es schon dieses Forum, schreibt der doc
Ich war immer bei 10 Jahren. Seis drum.

An dieser Stelle meinen speziellen Dank an Frau Anne Blume und an die anderen Mods.


Selas
________________________________

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Selea

Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von Selea »

Guten Abend @all.

Hier in diesem neuen Forum habe ich mich schnell zurechtgefunden.
Aber ich hätte FönX schon auch um Hilfe gebeten, wenns gebrannt hätte. Schließlich war FönX vor Jahren diesbezüglich ja mal sowas wie mein Mentor. *lach* :geek:
Etwas irritiert bin ich seit der Umstellung darüber, zu sehen, unter welchen Nicks wer schon geschrieben hat. Öhhmmm, staun, staun.
Habe ich so nicht identifiziert.

Trost und Zuspruch kann ich weiter gut gebrauchen mit meinem Dauerthema.

Seit ein paar Tage ist meine Mutter im Pflegeheim der Einrichtung, in der sie ihre Wohnung im Betreuten Wohnen hat.
Eine Katastrophe nach der nächsten hatte sich ereignet, ich erspare Euch Einzelheiten.
Jeden neuen Morgen, noch vor dem Frühstück Anrufe des Ambulanten Pflegedienstes.
Dann wir alle relativ kurzentschlossen von Kurzzeitpflege überzeugt, es war auch ein Platz frei, und tatsächlich, unsere Mutter willigte auch ein.

Seit heute halte ich die Bewilligung für Kurzzeitpflege bis Ende Januar in Händen.
Aufatmen diesbezüglich, dass wir unsere Mutter gut betreut wissen, es wird auf sie aufgepasst. Die Pflegekräfte tun ihr Bestes.

Hier der ganze Organisationskram, unglaublich, was zu erledigen und zu regeln ist. Da hab ich mich schon überfordert gefühlt, an Grenzen, so erschöpft an einem Tag wie zu Schuldienstzeiten.
Habe aber den Mund aufgemacht, gesagt, dass ich überfordert bin, dass mich alles sehr mitnimmt. Und auch viel Unterstützung bekommen.

Als ich dann nach 1 Tag das erste Mal meine Mutter im Pflegeheim besuchen ging, das war eines der schwersten Gänge meines Lebens.
Zu denken, in diesem Bett stirbt sie jetzt vielleicht, auch hatte ich irgendwie Schuldgefühle, weil meine Mutter wieder heim wollte, nach Hause in ihre schöne Wohnung.
Aber Gott sei Dank vergisst sie ja alles wieder von jetzt auf nachher.

Ich hätte es ihr so gegönnt, in ihrer schönen Wohnung die Augen schließen zu dürfen.

Irgendwie hatte ich dann auch Schuldgefühle, weil ich dachte, das Heim ist nicht schön genug, die Pfleger nicht gut genug....ich müsse noch nach was Anderem sehen.

Das konnte ich dann doch als Schuldgefühle enttarnen.

Es tut mir sehr weh, diese Endstation zu sehen.
Wir alle geben uns alle Mühe, dass sie es noch irgendwie angenehm und schön hat.

Es zeichnet sich ab, dass unsere Mutter aufgrund ihrer allgemeinen Schwäche nicht mehr in ihre Wohnung zurückkehren wird Ende Januar.

Boah, habe ich eine Hochachtung vor diesen Pflegekräften in solchen Einrichtungen. Das müssen doch alle irgendwie Engel sein, das auszuhalten.

Ich selber? Ich bin nicht depressiv. Ich bin sehr sehr erschöpft und leer an manchen Tagen. Und dann mach ich langsamer, dann muss halt irgendein Antrag oder irgendwas einen Tag länger warten, ich pass sehr auf mich auf.
Mach mich schön, dusche, mach Wechselduschen, mach jeden Morgen leichte Gymnastik im Bett, ess genug, und seh nicht zu arg ins Rotweinglas abends.
Und reiß das Maul auf, d.h. sprech mit Menschen über alles. Aber natürlich auch nur angepasst an das, was meine Gegenüber aushalten können.

Die Annäherung an meinen Bruder tut mir unglaublich gut. Jetzt kommen mir fast die Tränen. Wir hatten jetzt schon viele gute Gespräche miteinander.
Und wir sind zusammen mit seiner LG der Meinung, dass es gut war, uns so eingesetzt zu haben , auch wenn unsere Mutter uns viel schuldig geblieben ist.
So werden wir uns nichts vorwerfen müssen. Dann mal.

Ich bin auch über mich selber erstaunt, ich war ja immer von diesem Weg überzeugt, auch wenn es ein dornenreicher Weg war, aber ich weiß, es ist richtig so alles.
Ich glaube, ich habe Etliches verarbeitet, einordnen können.
Und irgendwie meine ich, auch abschließen zu können.

Und ich glaube, das spürt auch unsere Mutter.
Es fügt sich Vieles gerade.

Vielleicht bin ich deswegen nicht depressiv. An und über Grenzen, aber sehr handlungsfähig und frei von Selbstvorwürfen.

In gewisser Weise werden das sehr traurige Weihnachten. Es ist aber der Lauf der Dinge.
Am 1.WT bin ich ja bei meinen "Buben" eingeladen. Einer fehlt jetzt.
X ist vorgestern gestorben. Viel zu früh. Es ist traurig, aber wir verbringen diesen Tag trotzdem miteinander, er hat es so gewollt, und wir wollen das auch so, so sind wir gemeinsam.
Gemeinsam trauern ist immer besser.

Soviele schöne Gespräche schon miteinander. Auch mit dem Thema mit meiner Mutter.

Vielen Dank fürs Lesen, sag ich.
Und vielen Dank für all die Unterstützung, die ich diesbezüglich schon in diesem Forum bekommen habe.


Nachdenkliche Grüße
Selas
Selea

Re: Teil 2 : Könnt Ihr mich ein wenig aufbauen......

Beitrag von Selea »

Hallo alle miteinander.

Seit knapp 3 Wochen ist meine Mutter nun im Pflegeheim der Einrichtung, in der sie im Betreuten Wohnen gelebt hatte, fast 14 Jahre.

Eine Achterbahn der Gefühle für mich, ein unvorstellbarer Schriftkram zu erledigen, abzusprechen, das kurz vor Weihnachten.

Eine Woche Einbruch ließ dann ab 1.Weihnachtsfeiertag nicht auf sich warten. Immer punktgenau kriege ich alles hin, dann klappe ich ein.
Mannoman.

Jetzt wieder Tendenz aufsteigend.

Meiner Mutter tut das Pflegeheim gut. Sie ist in einem zehnmal besseren Pflegezustand dort als noch in der ambulanten Pflege.
Sie wirkt sehr zufrieden.
Dieses Engmaschige, dieses oft gucken nach ihr, dreimal in der Nacht, dieses nicht mehr soviel Alleine_Sein, diese Hilfen, diese Struktur tun ihr definitiv gut.
Und, die Pflegerinnen *lach* haben mir erzählt, dass sie manchmal etwas energisch mit meiner Mutter sein müssen, dass also etwas jetzt einfach gemacht werden müsse.
So kriegen die das mit der Medikamenteneinnahme_endlich_ hin. In der ambulanten Pflege war den Pflegern doch egal, ob meine Mutter die Medis genommen hat oder nicht.
Und jetzt nimmt sie wohl das angstlösende Opipramol anstandslos auch mit den anderen Medis. Und das merkt man. Sie ist einfach aufgeräumter.

Sehr weh tut mir, dass sie jeden Tag anruft, und sagt, Selas, ich will wieder heim. Hol mich ab hier.
Einer ganz lieben Mitforistin hier :) sei Dank für den ganz persönlichen fachlichen Support diesbezüglich.

Eigentlich müssten Kinder in eine Greisen_Dementen_Pflegeheimschulung gehen dürfen, um mit all diesen Gefühlen und Gegebenheiten umgehen zu lernen.
Z.B. dass dieses Heimwollen ganz normal ist. Und die Schuldgefühle der Kinder auch.
Ich bin an einigen Tagen schier an Schuldgefühlen gestorben, weil ich mich schlecht gefühlt hatte, meine Mutter abgegeben zu haben.

Für alles gibt es Schulungen, Unterstützungen, aber bei den Elementaren Dingen des Lebens, Trauer, Tod, Trennung, Krankheit
muss Menschlein sich immer noch alleine durchwurschteln, bzw. alleine gucken, wen könnte ich jetzt fragen, wer könnte mich unterstützen.

Meine Mutter ist also gut aufgehoben im Pflegeheim.

Sehr zusetzen tut mir, dass sie eben auf einer Station für Schwer- bis Schwerstpflegebedürftige ist.
Das alles auf Station mitanzusehen.....das verfolgt mich nachts in meinen Träumen, oder wenn ich aufwache, sind diese Bilder da.
So schnell kann ich gar nicht verarbeiten und abschalten....

Ich muss sehr aufpassen auf mich.

Bin ein klein wenig wieder zur Ruhe gekommen.
Und___ich empfinde Stolz. Darauf, wie ich das manage, mache, tue, nicht weggucke, oder so wie viele Angehörige aus diesen Pflegeheimen, einfach nicht oder fast nie zu Besuch kommen....

Das Leben ist eine ewige Baustelle, hat mal Dr. phil. Mathias Jung in einem seiner spannenden Bücher geschrieben.
Und, dass wir dauernd lernen, dauernd unterwegs sind, (innerlich)

Ewig bauen wir weiter, innerlich an uns, an unserem Lebensgebäude, an unserem Lebensentwurf. Nichts bleibt ewig. Nichts ist sicher.
Das Leben, eine Dauerbaustelle.

Ja, und dieses ist nun derzeit meine Lebens_Baustelle.

Gut, wenn ich in dieser Baustelle nicht so ganz alleine herumwuhle, sondern mir Hilfen holen kann, Wegbegleiter, oder MitbauerInnen habe etc. etc.

Menschlicher Kontakt ist und bleibt die halbe Miete im Leben.



Selas
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