ich will endlich wieder lachen können

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andreasw787
Beiträge: 6
Registriert: 16. Aug 2013, 23:15

ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von andreasw787 »

Ja das will ich und zwar so wie früher.

Aber erst mal mus ich mich vorstellen
Ich bin Andy und 45j. M.

Seit einiger Zeit lese ich hier im stillen mit
Und versuche manches für mich zu nutzen
Oder auch nur Mut zu finden weiter zu machen und zu "funktionieren"
Denn nur das zählt in unserer Gesellschaft.

Aber das ist ein anderes Thema.

Seit einiger Zeit oder besser Jahren leide ich unter Depressionen was ich aber erst seit kurzem weiß.
Seit mir meine Frau sagte sie habe immer wieder Angst vor mir wenn ich so schimpfte und wütend bin.
Es wurde mir dann nach und nach klar das ich alle Kleinigkeiten Störungen und was auch immer in mich aufnahm wie ein ballon,meine Gedanken entwickelten daraus Szenarien von unglaublichen Dingen die irgendwann den ballon zum platzen brachten und ich mich aufrege und keinen klaren Gedanken fassen kann.

Ich war dann beim Hausarzt welcher mich erstmal ne Woche krankschrieb und mich auf Schilddrüsen unterfunktion behandelte.

Die ist jetzt eingestellt aber es geht nicht besser immer wieder bekommt ich diese depris und Wutausbrüche ärgere mich über nichts und alles bin gereizt und KO habe Angst muß doch bei der Arbeit funktionieren ich hab ziemliche Verantwortung als Meister.

Ich versuche seit einigen Tagen einen Termin
Bei Psychologen zu bekommen aber Überfall heißt es :es tut mir leid wir nehmen keine Patienten mehr an.!
Ich hab schon gefragt ob ich erst neun Strick um den Hals haben muß um da aufgenommen zu werden.

Ich weiß nicht mehr weiter überall sagt man mir nur "ach wird schon wieder "

Ich denk mir nur einmal wieder herzhaft lachen können und dann in Frieden abtreten.

Andy
ooo
Beiträge: 11
Registriert: 4. Sep 2013, 10:37

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von ooo »

Hallo Andy!
Ich bin zwar um einiges jünger als du, kann mich aber voll und ganz in deine Situation hineinfühlen.

Es ist grauenhaft, ich weiß genau was du meinst. Ich bin damals auch zum Hausarzt und hab gesagt, dass ich bald verrückt werde, weil ich eine totale Wut in mir gespürt habe, ich kannte das vorher nicht. (bin übrigens weiblich)

Weißt du was mal ganz schlimm war? Ich bekam (nach monatelanger Wartezeit) endlich einen Termin beim Psychiater, sitze im Wartezimmer und dann kommt jemand herein und sagt "ich kann nicht mehr, bitte ich brauche hilfe"
weißt du was die Sprecherhilfe gesagt hat? "Ich habe erst in zwei Monaten einen Termin"

Ich würde dir raten, wenn du nicht mehr so lange warten kannst, und du spürst, dass es nicht mehr geht: geh ins Krankenhaus.

Das klingt für manche zwar übertrieben aber was hast du denn zu verlieren? Zuhause sitzen und warten oder dort sein und eventuell doch gleich Hilfe bekommen.

Bitte lass dich nicht komplett in dieses Loch fallen. Denn zugegeben: Es gibt nichts Leichteres!! Vielleicht hilft dir diese Denkweise. Depressive Menschen sind Kämpfer und kämpfen jeden Tag - du hast schon viel überstanden, das zeigt doch nur, dass du stark bist - lass dich nicht so mir nichts dir nichts in dieses Loch fallen.
(Ich habe das jetzt absichtlich provozierend formuliert, ich hoffe du verstehst, wie ich das meine)


Du willst Lächeln? Ich sag dir was: Es gibt viele Gründe! Du siehst sie nur gerade nicht. Das ist schade. Aber das ist nicht endgültig.

Wusstest du, dass negativ eingestellte Menschen positive Dinge gar nicht wahrnehmen können, weil ihr Gehirn Positives sofort löscht, noch bevor es ins Bewusstsein dringt? Das Gehirn ist darauf programmiert: "Das ist positiv. Das gibt es nicht. Das kann mir nicht passieren. Mir passieren immer nur schlechte Dinge."

Vielleicht denkst du ab und zu daran. Ich würde dir gerne noch einen Tipp geben: Mit unserer Mimik können wir viel auslösen. Stell dich vor den Spiegel. Und auch wenn dir ÜBERHAUPT NICHT danach ist: LÄCHLE. Zwinge dich. Du wirst sehen: du spürst, wie plötzlich alles leichter wird. Wir können unsere Psyche nämlich durch unsere Mimik beeinflussen.

Das ist doch wunderschön! Auch in den dunkelsten Situationen gibt es immer wieder Erhellendes!

Ich wünsche dir alles, alles Gute!
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von ben1 »

Hallo Andy

erst mal herzlich willkommen!

Ich schreib Dir mal völlig unsortiert, was ich so alles aus Deinem Posting rauszulesen glaube. Und alles was ich da schreibe ist meine Meinung und aus meiner Biographie - ich hoffe, ich trete Dir nicht zu Nahe!

Ich lese:

Eine stark an "Funktionieren" orientierte Person (das ist nicht verwerflich, da sind schon viel gesellschaftliche Werte drin, wie Du richtig schreibst), die nun langsam merkt, dass da unmenschliche Forderungen drin sind.

Die "männliche" Reaktion (ich schreib autobiographisch - muss für Dich nicht passen - entschuldige, wenn ich Dich falsch einschätze) "In der Arbeit funktionierts mit einer unmenschlichen Aufwand an Energie, den Status einigermaßen zu halten!"

Die Ganze Wut, der ganze (Selbst)hass wird im "sicheren" Umfeld "zu Hause" projeziert (ausgelebt) - mit Gereiztheit, Wut, Schimpfen usw. usf.

Bei mir wars so, dass die ganze Wut, die ich empfand, eigentlich "nur" versteckte Trauer war! Trauer darüber, das ich nicht so war, wie ich "sein sollte", Trauer über die vielen Ansprüche, die ich an mich hatte und nicht (voll) erfüllen konnte.

Und Heilung brachte bei mir, mich mit mir selbst zu "befreunden" (klingt komisch, war/ist aber so), mich mit all den Ängsten, Sorgen, Leidenschaften, Schwächen, Stärken usw. zu arrangieren und daraus ein (wackliges, aber stabiles) Lebenskonzept zu entwickeln.

Ich finde sehr gut, das Du Dir Hilfe holen willst. Da sind sehr gesunde Anteile am Werk, die Leben wollen und die wissen, das es ein Leben außerhalb des Perfektionismus = 100% Funktionierens gibt! Das scheint mir Deine Aufgabe zu sein!

Wie kann mein Leben aussehen, das ICH (und nicht nur mein Ideal-Ich, meine Fassade, mein Funktionier-Immer-Andy) führen kann?

Ein komisches Ben-Bild:

Depression stellt oft den 100-Meter-Läufer vor die Aufgabe, Marathonläufer zu werden. Die Aufgabe ist nicht, 42 km mit Höchstgeschwindigkeit zu laufen, sondern in (m)einem Tempo, wo ich beim Laufen auch (um beim Thread zu bleiben) ein Lächeln auf den Lippen haben kann, die Ziellinie zu überqueren. Und wie bei den Läufern auch (ich kenn mich da nicht sooo gut aus) ist das Training für einen Marathon ein anderes als für den 100-Meter-Lauf.

Das Leben ist lang (wie der Lauf auch), es ist keine Schande, mal durchzuschnaufen und sich umzusehen und zu überlegen, wie man weiterlaufen will (am Besten mit einem Trainer (Therapeuten) koordiniert).

Bin gespannt, ob Du mit dem Bild und meiner Meinung was anfangen kannst. Falls nicht, sorry, falls ja - keep on running!

Was denkst Du dazu?

Herzlichst

Ben
ooo
Beiträge: 11
Registriert: 4. Sep 2013, 10:37

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von ooo »

Hallo Ben!
Ich bin zwar nicht gefragt, aber ich finde das "Ben Bild" wunderschön und verdammt zutreffend.

So, wollte nur kurz meinen Senf dazugeben.
xulix
Beiträge: 61
Registriert: 4. Sep 2013, 23:57

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von xulix »

Hi,

kann dich so gut verstehen.
Bin auch gerade "nur" am funktionieren. Ich kann mich auch kaum dran erinnern, dass alles so leicht gehen kann - oder ich glaube es einfach nicht mehr.

Ich weiß, die Wolke geht irgendwann wieder. .. aber bis dahin ist es echt hart.

Mir hilft es zu wissen, dass es hier Menschen gibt, die genau verstehen, wie sich das alles anfühlt. .. bzw wie nichts fühlen ist.

Das Bild vom Marathon gefällt mir. .. aber noch will ich gar nicht laufen. Grad will ich einfach nur schlafen. Aber das kann ich gerade nicht

Liebe Grüße
Uli
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von elas »

Guten Morgen .

Ben. Der Doc hat Dir hier irgendwann mal so ein Riesen_Kompliment gemacht. "Er sei Fan Deiner Beiträge".
Nicht nur der Doc ist Fan Deiner Beiträge....

Andreas. für Dich.
Eigentlich sagt Ben es alles schon so treffend.

Das Leben in seiner Gesamtheit ist eine lange Wegstrecke. Die als MarathonläuferIn nicht bewältigt werden kann.
Allenfalls während ein paar Jahren bester Gesundheit und Power.

Innehalten, Durchschnaufen. Sich neu sortieren, neu orten, neu vorangehen.

Viel Glück damit/dabei.Auch mit Coach.


Herzlich
Selas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von timmie2002 »

guten morgen andy

und auch von mir ein herzliches willkommen im forum.

dein wunsch ist so menschlich und verständlich. ich möchte dir hoffnung geben: du wirst wieder lachen können!

funktionsmodus: er ist mir allzu vertraut. gerade im moment fühle ich mich auch wieder so. ich weiß aber, dass es bei mir nicht mehr ganz so ist, sondern das depressive denken mich wieder in die falsche richtung lenkt. allerdings gibt es viel zu tun, um aus diesen funktionsmodus herauszukommen.

der weg aus der depression ist ein langer, nicht geradliniger, mit rückschritten behafteter. er bedeutet, begreifen, verstehen, lernen, annehmen, üben, trainieren, verändern, sich neu oder überhaupt kennenlernen, zu sich selbst ein bewusstes und positives verhältnis aufbauen und wohl noch vieles mehr.

im forum gibt es darüber eine menge zu lesen und es werden immer wieder neue gedanken ausgetauscht.

du benötigst aber vor allem professionelle hilfe. das hast du zum glück schon erkannt. traurig, dass man diese so schwer bekommt. aber es ist nun einmal so.

auch ich kann dir nur raten, eine klinik aufzusuchen. so geht es doch meist schneller.
und wenn die gedanken gar allzu düster sind, der einzig richtige schritt.

ich wünsche dir sehr, dass du bald hilfe bekommst. leider wird niemand kommen und dich an die hand nehmen. du musst handeln.

ich wünsche dir mut und kraft, entscheidungen zu treffen und schritte nach vorn zu gehen.

glg final
Clara1234

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von Clara1234 »

Guten Morgen Andreas,

ja es kann furchtbar schwer sein...
Aber auch im dunkel kommt irgendwann wieder ein Licht, hab ich so erfahren...

Es ist traurig das Du keine Hilfe findest weil keiner einen Termin hat, ich finde die Idee von einer Klinik gut. Mir hat das sehr geholfen.

Ich hab sehr viele Jahre auch "funktioniert", als das nicht mehr ging hatte ich viel Ärger und Menschen wandten sich von mir ab, aber ich habe neue kennen gelernt...

Jeden Tag gibt es kleine Dinge über die ich mich freuen kann, muss wirklich nichts großes sein. Es kann auch helfen sich das bewusst zu machen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Hilfe, herzlich grüßt Claratheres
andreasw787
Beiträge: 6
Registriert: 16. Aug 2013, 23:15

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von andreasw787 »

Danke für die aufmunternden Worte von allen.
Das mus ich erstmal alles verarbeiten.
Ben gute Bilder danke
Vieles von dem was ich lese leuchtet mir ja auch ein und ich verstens auch was ich tun sollte aber das ist das Problem theoretisch weiß ich das das negative von der Depression kommt aber praktisch Krieg ich es nicht aus dem Kopf.

Bisher hatte ich bei der Arbeit funktioniert und bin zuhause zusammengebrochen.

Später mehr ich mus weiterarbeiten....
andreasw787
Beiträge: 6
Registriert: 16. Aug 2013, 23:15

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von andreasw787 »

Mittlerweile hat es mich aber auch bei der Arbeit erwischt.

Vielleicht lag's am stress oder an dem Arbeitsklima oder die Kombination von allem.

Erst die Tage hab ich wieder einen Kollegen an gebrüllt wegen Kleinigkeiten.

Ich hab dann die Arbeit verlassen zum Gluck war bereits 15:00 Uhr und hab gleitzeit.

Am nächsten Tag mich entschuldigt aber immer noch die Überzeugung im Kopf ich wahr im recht.

Gestern abend hat mich dann wieder alles genervt sogar mein fast 7jähriger sohn
Den ich über alles liebe.

Und das schmerzt mich am meisten das ich nicht mehr so viel Geduld habe und oft so müde Binn das ich nicht mit ihm spielen mag.

Wäre er nicht ich weiß nicht was ich ohne ihn machen würde.

Ich hab vorhin dank eurem Zuspruch noch einmal ein paar Praxen angerufen und einen Termin Anfang November bekommen.
Ist war noch ne Weile hin aber gibt Hoffnung.

Ich danke euch

Andy
andreasw787
Beiträge: 6
Registriert: 16. Aug 2013, 23:15

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von andreasw787 »

Mittlerweile hat es mich aber auch bei der Arbeit erwischt.

Vielleicht lag's am stress oder an dem Arbeitsklima oder die Kombination von allem.

Erst die Tage hab ich wieder einen Kollegen an gebrüllt wegen Kleinigkeiten.

Ich hab dann die Arbeit verlassen zum Gluck war bereits 15:00 Uhr und hab gleitzeit.

Am nächsten Tag mich entschuldigt aber immer noch die Überzeugung im Kopf ich wahr im recht.

Gestern abend hat mich dann wieder alles genervt sogar mein fast 7jähriger sohn
Den ich über alles liebe.

Und das schmerzt mich am meisten das ich nicht mehr so viel Geduld habe und oft so müde Binn das ich nicht mit ihm spielen mag.

Wäre er nicht ich weiß nicht was ich ohne ihn machen würde.

Ich hab vorhin dank eurem Zuspruch noch einmal ein paar Praxen angerufen und einen Termin Anfang November bekommen.
Ist war noch ne Weile hin aber gibt Hoffnung.

Ich danke euch

Andy
Köchlein
Beiträge: 124
Registriert: 20. Apr 2013, 22:27

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von Köchlein »

Hallo Andy,
bin 52 jr. und kann dich sehr gut verstehen.
Mir ging es mein leben genauso.
Auf der Arbeit Koch war ich immer zuverlässig.
Zu hause oft müde, so das ich wenig geschafft habe.Dann lasse ich mal eine Jacke liegen,
meine Frau sagt immer muss ich dir nach räumen. Hebe sie auf und die Wut steigt in mir hoch, dann gehe Rassen mähen und der zickt die Wut wird immer größer. Gehe dann in Haus und schleppe etwas Gras rein, bin sauer auf mich und fange an zu fluchen.
So oder so ähnlich lief es immer bei mir ab.
Auf der Arbeit habe ich immer alles versucht selbst zu machen. Wenn die anderen was machten war ich erst gleich gültig wenn es dann falsch war oder anders als ich es wollte bin ich dann ausgerastet.War aber selbst schult weil ich meist nicht richtig erklärt habe.
Ich bin zu erst in eine Beratungsstelle gegangen war ganz nett da. später habe ich 4 jr. Verhaltenstherapie gemacht.
Geholfen hatte ein 6 wochiger aufenthalt in der Tagesklinik. Konnte da zumistet zu mir kommen und mich mal ausruhen und Kraft tanken.
Vor 3 jr Habe ich medis beim Hausarzt genommen, bin stabiler.
Aber weit weg von einer Heilung.
Mein tipp gehe in die Klink oder zur Kur.
Bevor alles noch schlimmer wird.

Wünsche dir alle kraft.
Und denke daran du bist damit nicht alleine.

Wolfgang
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von ben1 »

Hallo Andy

Ich freue mich sehr, das Du einen Termin bekommen hast. Und es freut mich auch, das Du alles, was wir hier schreiben, auch bedenkst und (teilweise) annehmen kannst (wenn auch "wissen" und "tun" doch 2 verschieden Stiefel sind, wie wir alle wissen .

Darf ich Dir noch was vorschlagen, bis Du den Termin wahrnehmen kannst? Hab ich in meiner intensiven Zeit gemacht und war für mich sehr lehrreich (und auch für die Therapie durchaus eine gute Vorbereitung).

Ich bin mal ganz bewußt für eine ganze Zeit in die "Beobachter-Perspektive" gegangen und hab eine Art "Tagebuch" geschrieben (klingt etwas unmännlich, wie ich zugeben muss, aber wir sind ja nicht nur Männer, wir sind auch Menschen). Ich hab mich also jeden Tag abends hingesetzt und aufgeschrieben, was mich am jeweiligen Tag genervt hat, was mich an meine Grenzen brachte, was schön war (auch das gibt es, wenn man genau hinschaut), was ich von mir erwartet habe und was ich davon geschafft habe, was mich be- und was entlastet hat usw. usf.

Hab jeden Tag ein paar Sätze aufgeschrieben, einfach mal um zu gucken, wie ich eigentlich "funktioniere" (oder auch nicht). Ich hab mich praktisch - wie ein Tierforscher, der eine neue Art entdeckt, selbst beobachtet und alles (ohne Wertung!!) aufgeschrieben, was derzeit für mich zutrifft. War für mich sehr erhellend! Vielleicht möchtest Du das auch ausprobieren.

Und noch eine Erfahrung, die ich machen durfte, möchte ich Dir erzählen - 80% von allen "Erwartungen", denen wir uns im Leben gegenübersehen (ob in der Familie, im Job oder sonst wo) sind eigentlich (jetzt wirds kompliziert) ERWARTUNGSERWARTUNGEN - sprich, ich ERWARTE, das XY dieses und jenes Verhalten von mir ERWARTET. Das ist häufig gar nicht so! Unsere Mitmenschen sind da häufig (nicht immer, das sei an dieser Stelle erwähnt) sehr flexibel, was Ihre Erwartungen an uns betrifft. Und ohne das ich mich damals "geoutet" habe in meiner Depression haben viele Menschen ihre Erwartungen an mich zurückgefahren, ohne das ich sie darum bitten musste. Manchmal ist es für die Mit-Menschen ganz erleichternd und angenehm zu sehen, das da auch "nur" ein Mensch vor Ihnen steht, der auch Gefühle hat, der auch gute und schlechte Zeiten hat.

Auch Dein Sohn wird das verstehen - mach Dir da kein schlechtes Gewissen! Sag ihm (und Deiner Frau, wenn Du willst), das Du derzeit auch viel Zeit für Dich brauchst, um Dein Leben neu zu ordnen (denn darum gehts bei so einer Krise), Du aber eines sicher weist - das Du sie liebst!

Eine Depression zwingt und dazu, uns selber ans Steuer unseres Lebens zu stellen. Der Autopilot, der bisher funktionierte (ohne, das wir das so wahrgenommen haben), und uns immer sagte "tu dies", "lass das", ist (Gott sei Dank) kaputt gegangen. Denn dieser Autopilot wurde nicht von uns, sondern von anderen programmiert und hat uns bisher (vielen Dank dafür - nicht zynisch gemeint) durchs Leben gebracht - aber jetzt ist es an der Zeit, selber zu überlegen - Wo will ich hin? Was will ich tun? Wer bin ich eigentlich?

Es geht in einer Depression nicht darum, den Autopiloten zu reparieren! Es geht darum, selbst (mit allen Ängsten und Unzulänglichkeiten, aber auch mit allem Mut und mit aller Zuversicht) das Steuer zu übernehmen.

Keep on running!

Herzlichst

Ben

@selas (und auch ersterakt) - vielen Dank! Hat mich sehr gefreut!
dm67
Beiträge: 25
Registriert: 5. Sep 2013, 03:19

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von dm67 »

Hallo Ben,
Dein Beitrag ist ja richtig toll. Muss mich zwar stark konzentrieren, aber ich sauge solche positiven Beiträge immer wie ein Schwamm auf. Bin im Augenblick auch sehr positiv unterwegs, aber teilweise auch noch nicht gefestigt. Du hilfst mir weiter nach Vorne zu schauen und mich weiter zu erden.
Danke nochmals dafür.
Lieben Gruß Dirk

------------------------------

Wer die Musik der Seele hört, beherrscht die Melodie des Lebens.
andreasw787
Beiträge: 6
Registriert: 16. Aug 2013, 23:15

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von andreasw787 »

So ist das jetzt ich habe alles nochmals durch gelesen und so wie ich glaube auch verstanden.

Das mit der Klinik leuchtet mir schon ein aber ich traue mich dazu einfach nicht, soll ich da mit dem Koffer hingehen und sagen so da bin ich jetzt helft mir gefälligst.

Manchmal wenn ich von der Arbeit nach Hause fahre kommen mir die Tränen und ich denke daran
Na ihr wisst schon woran...
Aber dann denke ich wieder ich muss doch mein Kind sehen wie er weiter wächst und lernt und hoffentlich besser wird als ich.
Und ich möchte ihm noch so vieles zeigen erklären und helfen.

Meiner Frau würde es sicher besser gehen ohne mich ich kann sie kaum noch zärtlich in den arm nehmen meine Gefühle sind wie taub und ihr unserm fast erwachsenen bin ich eh egal der interessiert sich nur für sein Computer beachtet mich kaum und macht nix.

IN Letzter Zeit kommt mir immer wieder Ludwig Hirsch in den Sinn : Großer schwarzer Vogel.

Ich binn so leer ausgebrannt und müde habe so oft kopfschmerzen die Knochen schmerzen.
Ich möchte schlafen und kann es nicht,
Walze mich hin und her Morgens bin ich dann wie gerädert.

Was schreib ich hier eigentlich so viel ihr habt doch besseres zu tun als das zu lesen
mime
Beiträge: 1319
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von mime »

Hallo Andy,

das, was du so schreibst, liest sich für mich teils verständlich, teils aber auch ziemlich alarmierend.

Die Leere, das Ausgebranntsein – es wird sich auch bei der Arbeit bemerkbar machen. Auch wenn du dort noch funktionierst, irgendwann wird es zuviel werden. Wenn Schlafstörungen dazu kommen (so ist es bei dir ja bereits der Fall), sind Konzentrationsstörungen nicht weit, d. h. nicht nur die Arbeit wird darunter leiden, sondern auf Dauer auch du, und zwar mehr, als du vielleicht wahrnimmst momentan. Mal im Klartext (und aus eigener Erfahrung): Es kann (muss nicht, aber kann) den Job kosten und dich dauerhaft beeinträchtigen – je länger die Depression unbehandelt bleibt, desto schwieriger ist es, dass es wieder besser wird.

Depressionen / Burnout sind behandelbar. Der erste Schritt ist es, zum Arzt (am besten Facharzt/Psychiater) zu gehen, um die genaue Diagnose abzuklären – wenn man Zahnschmerzen hat, geht man ja auch zum Zahnarzt und nicht zum Internisten. (Ich hatte bis vor kurzem auch Bedenken, und der Begriff Psychiater löste bei mir Unwohlsein aus - wahrscheinlich, weil man da erst einmal eine falsche Vorstellung hat). Vielleicht gibt es bei euch in der Nähe ein Facharztzentrum oder eine Institutsambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie, wo du schneller einen Termin bekommen hast (dein regulärer Termin ist ja erst Anfang November)?

Ich kann dir nur empfehlen, dich zu trauen, dir Hilfe zu suchen und, wenn es so akut gedankenkreisend um das EINE Thema ist: Klinik, Notfallnummer, ganz egal, was die anderen sagen oder denken!! Die Assoziation des großen schwarzen Vogels und Ludwig Hirsch sprechen ihre eigene intensive Sprache (ich habe nur einen Text gegoogelt, das reicht mir) – bitte höre nicht auf sie! Es ist keine Lösung, auch wenn es durchaus nachvollziehbar ist, dass man da manchmal gedanklich nicht davon weg kommt.

Du willst deinen Sohn aufwachsen sehen. Du hast auch ihm eine Verantwortung gegenüber, bitte sei dir das wert (nicht nur ihm, sondern auch DIR zuliebe). „Wäre er nicht ich weiß nicht was ich ohne ihn machen würde.“ Das war dein Posting vor ein paar Tagen. Ja, und was meinst du, was er ohne dich machen würde?!? Dein Sohn braucht dich! Wenn das Familienleben auch momentan schwierig ist – du bist eben nicht egal!! Und die Depression lässt oftmals auch Nähe nicht zu (Umarmung usw.), aber das kann sich auch wieder ändern, besser werden.

Glaube nicht immer, was dir die Gedanken sagen, dass du einem Teil deiner Familie nichts wert bist. Ich glaube das nämlich nicht! Es sind hauptsächlich die dunklen Gedanken und Gefühle der Depression, die dir das einreden wollen. Gib dir eine Chance, Andy, dass sie wieder heller werden können, das ist möglich, lass dir helfen. Ich wünsche dir, dass sich deine Situation, auch wenn sie sich momentan so schwierig liest, zum Guten wenden wird!

Viele Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
andreasw787
Beiträge: 6
Registriert: 16. Aug 2013, 23:15

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von andreasw787 »

Danke Mime,
Du hast ja so recht wie übrigens alle anderen ja auch und ich weiß ja auch das das ganze Negative von der Krankheit herkommt.
Es ist nur so verdammt schwer all die negativen Gedanken zu unterdrücken oft ist es so als stünde ich neben mir und sehe wie ich es mir selbst schwer mache und falsche Gedanken mich auffressen ich dringe dann aber nicht zu mir selbst durch sehe nur das bin nicht ich.
Die Gedanken kreisen in meinem Kopf als währen es stimmen die auf mich einreden was andere mir übles wollen oder schlechtes über mich denken.

So geht es Tag ein Tag aus natürlich gibt es auch ich sage mal ruhige Stunden in denen ich mich besser fühle wie jetzt und diese Dinge niederschreiben kann was für mich ein wenig
Hilfe ist.
Auch wenn ich meinem hobby nachgehen und dabei abschalten kann fühle ich mich besser.
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von Gerbera »

Hallo Andy,

leider hab ich Deinen Thread erst jetzt registriert. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, wirst Du im Moment auf eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt. Das ist sicher schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn Du die Unterfunktion schon länger hast, dauert es etwa 4 - 6 Wochen, ehe der Mangel an Schilddrüsenhormon durch Tabletten ausgeglichen ist. In der Anfangszeit sollte die Einstellung regelmäßig überwacht werden, denn das Gleichgewicht pendelt sich üblicherweise erst langsam ein. Wann hast Du denn den nächsten Termin zur Kontrolle der Schilddrüsenwerte?

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann Ursache einer Depression sein, denn die Schilddrüse steuert den gesamten Stoffwechsel, auch den des Gehirns. Und wenn der durcheinander gerät, kann es zu Depressionen kommen.

Ich bin selbst Schilddrüsenpatientin und leide an einer sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis, bei der der Körper die eigene Schilddrüse angreift und zerstört. Das führt zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Und die ist zum Teil Ursache meiner Depression.

Mit der Einstellung der Dosis der Schilddrüsenhormon-Tabletten allein ist es jedoch in der Regel nicht getan. Auch die Depression ist behandlungsbedürftig, nach meiner Erfahrung am besten mit Antidepressiva UND Therapie. Nachdem sich die Suche nach einem Therapie-Platz bei Dir sehr schwierig gestaltet, sprich doch mit Deinem Hausarzt, ob er Dir ein Antidepressivum verschreiben oder Dich an einen Psychiater überweisen kann, der Dir die Tabletten verschreibt.

Antidepressiva wirken nicht von jetzt auf gleich. Es dauert etwa 2 Wochen, ehe die Wirkung richtig einsetzt, und bei manchen Leuten bringen sie nichts, aber wenn sie wirken, geht es Dir relativ schnell deutlich besser.

Verliere bitte nicht die Hoffnung, auch wenn Dir das im Moment sicher sehr schwer fällt. Dir wird es irgendwann wieder besser gehen. Da bin ich ganz sicher!

Die Symptome, die Du schilderst, kenne ich gut: die extreme Reizbarkeit, das Gefühl der inneren Leere, das Sich-nicht-mehr-freuen-können, Keine-Freude-am-Leben-haben, und Deine weiteren Überlegungen sind mir auch nicht fremd.

Mir geht es heute dank Antidepressiva und ambulanter Therapie an der Uniklinik ziemlich gut, aber das hat Zeit gebraucht, viel Zeit. Im Rückblick wäre es gut gewesen, in die Notaufnahme einer Klinik zu gehen, als es mir so richtig miserabel ging, ich mich nicht mehr konzentrieren konnte, Schlafstörungen hatte, mein Gedächtnis immer schlechter wurde, meine Energie komplett erloschen war und ich das Gefühl hatte, nur noch eine leere Hülle zu sein, ein Luftballon ohne Luft.

Wenn Du das Gefühl hast, nicht mehr klarzukommen, gehe zu Deinem Hausarzt, erzähle ihm von Deinen dunklen Gedanken, von allen, und sieh zu, dass er Dich in eine Klinik einweist. Wo das eigene Leben auf dem Spiel steht, hat man nicht mehr viel Spielraum.

Hast Du es schon einmal bei der Telefonseelsorge, dem sozialpsychiatrischen Dienst o.ä. versucht? Auch dort gibt es Hilfsangebote, beim sozialpsychiatrischen Dienst auch ausgebildete Psychologen. Vielleicht können sie die Zeit überbrücken, bis Du einen Therapeuten gefunden hast.

Du bist nicht der Einzige, der depressiv ist, in der Depression überreagiert, sich nicht mehr im Griff hat. Vielleicht tröstet Dich dieses Wissen ein kleines bisschen.

Ich wünsche Dir die Kraft und die Unterstützung von außen, die Du brauchst, um weiterhin über die Runden zu kommen, wieder zu Dir zu finden, das Lachen wieder zu lernen. Meine Gedanken begleiten Dich.

Viele Grüße
Gerbera
mime
Beiträge: 1319
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von mime »

Hallo Andy,

das, was du von den kreisenden negativen Gedanken beschreibst, kann ich nachvollziehen – das Gedanken-karussellfahren ist auf Dauer sehr nervig und anstrengend. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass dir da auf langfristige Sicht eine Therapie weiterhelfen kann. Im günstigsten Fall kannst du offen darüber reden (und durch das Mit-Teilen vielleicht ein bisschen mehr Abstand / Erleichterung erfahren), im Dialog mit einem Therapeuten können Zusammenhänge klarer und Lösungsansätze herausgearbeitet werden [das klingt jetzt wie aus einem Lehrbuch, sorry].

Dass du ein wenig Abschalten kannst, wenn du deinem Hobby nachgehst und ein bisschen Ruhe haben und schreiben kannst, ist gut. Ich halte es für wichtig, dass man schaut, was einem in so einer Situation Ablenkung (und ein wenig Entlastung / gedankliche Verschnaufpause) bringt.

Dem, was meine Vorposterin geschrieben hat, bleibt für mich nichts hinzuzufügen. Bitte achte auf dich und suche rechtzeitig den für dich richtigen Weg des Hilfeannehmens – du kannst da nichts falsch machen; falsch wäre nur, sich nicht helfen zu lassen. Und falls da vielleicht Stolz (im Sinne von Unwohlsein) ist, der dich abhält: Er ist ein falscher Berater, glaube mir. Es geht eben darum, sich nicht von den negativen Gedanken auffressen zu lassen; es geht darum, wieder zu sich zu finden (und die Dinge wieder positiver / heller zu sehen und zu empfinden) und das ist eine Suche, die sich lohnt.

Alles Gute
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Hoffnungslos69

Re: ich will endlich wieder lachen können

Beitrag von Hoffnungslos69 »

Manchmal wenn ich von der Arbeit nach Hause fahre kommen mir die Tränen und ich denke daran
Na ihr wisst schon woran...
Aber dann denke ich wieder ich muss doch mein Kind sehen wie er weiter wächst und lernt und hoffentlich besser wird als ich.
Und ich möchte ihm noch so vieles zeigen erklären und helfen...... Lieber Andi, so denke ich auch fast jeden Tag. Es ist für mich manchmal ein Horror, nach Hause zu fahren, aus Angst, irgendwas ist wieder mal nicht so, wie ich es erhoffe und ich breche dann einen Streit mit meinem Mann vom Zaun, der unnütz ist. Ich mach mir meine Deprimusik im Auto an, heule vor mich hin und male mir aus, wie es ist, wenn die Polizei eine traurige Nachricht überbringen muss.... Werden sie mich vermissen nach all dem Stress der letzten Jahre? Wird mein Mann bitter bereuen, mich so betrogen zu haben? (Eigentlich weiß ich ja, dass er es bereut. Sehr sogar. Aber ich kann es einfach nicht glauben und ihn nicht mehr so an mich ranlassen, wie wir beide es wollen )Aber dann kommen mir auch wieder unsere kleinen Töchter in den Sinn, die mich dann vor Schlimmeren bewahren. Sie können ja nix dafür und warum sollten sie damit bestraft werden, ihre geliebte Mami zu verlieren.
Lieben Gruß, Ela
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