Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Cyranoo
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cyranoo »

Hallo alle,

das Thema spricht viele an und auch ich wollte loslegen.

Denn über die Ursachen meiner Depression weiß ich (wahrscheinlich) eine ganze Menge.

Dann hielt ich kurz inne und dachte:

Wo liegt denn eigentlich die LÖSUNG für meine Depression?

Sicher liegen Ursachen und Lösung eng zusammen, aber warum beschäftige ich mich so wenig mit einer möglichen Lösung?

Wahrscheinlich, weil das ungleich mehr Kraft erfordert und Kraft ist genau das, was mir die Depression raubt.

Nur so Gedanken aus einem verwirrten Kopf ...
FönX
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von FönX »

Hallo Rifka,

du schreibst:
> Ich selber bin fürs Christentum eher verdorben, weil katholische Erziehung.
Dann bist du schlimmstenfalls für die Katholische Kirche verdorben, was auch nichts macht, denn die hat mit dem Christentum sehr wenig zu tun. Der Gründer des Christentums, Jesus Christus selbst, gab zu seinen Lebzeiten auf der Erde einen Hinweis, woran man seine Jünger (=Christen) erkennen würde: "Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe unter euch habt." Beobachte also sorgfältig, wer dieses Kriterium erfüllt. Und zwar global und nicht nur auf Kirchentagen, in einer Gemeinden oder einem Land. Weltweit eben.

@otterchen
Weiter oben schriebst du etwas von Resilienz und Vulnerabilität.

Die Individualitäten sind immer sehr verschieden. Sowohl die Konditionierung als auch die äußerlichen Einflüsse. Da ist es unmöglich, wirklich zwei kongruente Fälle zu finden und miteinander zu vergleichen, um eine "mathematische Gleichung" für die Entstehung zu erfinden. Fakt ist, dass gewisse Faktoren eine Vulnerabilität entstehen lassen kann, die bei einer akuten oder chronischen Stressbelastung zu einer psychischen Erkrankung führen kann. Und wenn, dann muss es nicht unbedingt eine Depression sein, sondern kann auch eine Angst- oder Zwangsstörung werden.

Das mit dem Orden für diesen Thread könnte auch ich unterschreiben.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Haferblues
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Haferblues »

Hallo Poet,

dann erzähl uns deine Geschichte. Manchmal muss man die Ursachen aufschreiben, dann kommt man vielleicht auf eine Lösung. Klar fordert das Kraft!! Aber die ewige Leiderei doch auch.

UND es muss ja nicht alles von heute auf morgen passieren. Lass dir Zeit. Es hat lange gedauert unsereinem Minderwertigkeitsgefühle einzutrichtern - es dauert lange, die wieder aus dem Kopf zu kriegen. Da kann ich ein Lied von singen.

Gruß Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
Cloud59
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cloud59 »

Hallo rifka,

ich spreche nicht umsonst von gedankenhygiene. Und auch nicht umsonst davon, dass man das leben annehmen muss, wie es ist.

die negativen gedanken über sich selbst, das gefühl der minderwertigkeit, entsteht doch auch aufgrund der eigenen erwartungen an das leben und aus dem bild, das wir von uns selber haben aufgrund sinnlosem vergleichen mit anderen menschen. Es ist jeder selbst, der sich seine unzufriedenheit und sein mangelndes selbstwertgefühl, seine minderwertigkeitskomplexe schafft.

Aufhören, sich mit anderen zu vergleichen, sich selbst so annehmen, wie man ist, aufhören zu bewerten usw.

Jeder hier ist alt genug, sein leben selbst in die hand zu nehmen. Nicht mehr die defizite in der vergangenheit suchen.

rifka, ich habe bei buddhistischen mönchen einige meditationen mitgemacht. Die einstellung zu den menschen ist mir bekannt. Auch hier geht es um annehmen, stärkung des geistes und des körpers. Nicht um diese überflüssigen gedanken, mit denen wir uns rumschlagen.

Lg cloud
Cloud59
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cloud59 »

Zusatz:

Mit annehmen, meine ich auch das annehmen des leids. Das geht schon los bei der einübung des sitzens während der meditation. Für den ungeübten ohneu schmerz zu empfinden nicht 1 stunde lang auszuhalten. Gelernt werden muss, die gedanken, dass es weh tut, weiterziehen zu lassen, ohne sich in eine bequemere lage zu bringen. und trotzdem mit der konzentration weiter bei der meditationsführung zu bleiben.

Dies nur als kleines beispiel.

Ich will keine diskussion über philosophie oder religion eröffnen, sondern nur darauf aufmerksam machen, wie wichtig das annehmen ist.

Mir hat es auf alle fälle schon mal dabei geholfen, dass ich keine ad's brauchte.

Lg cloud
Lerana
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Lerana »

Hallo Ihr Lieben,

ich will mich einreihen in die Ursachenforcherrunde!

Kindheit: Schon sehr geprägt durch das Gefühl geliebt zu werden! Da habe ich tierisch Glück gehabt!
Aber: Nur, wenn Mama nicht traurig ist! Und bei uns war immer einer traurig. Meine Mutter erinnere ich meistens weinend (garantiert auch depressiv aber vor allem damals aber exessiv verdrängend!). Die Ehe meiner Eltern voller Dauerstreit und Affären. Ich war Trösterin meiner Eltern, spätestens seit ich 12 bin, als meine Eltern sich getrennt haben, war ich eher zuständig für das Seelenheil meiner Mutter. Mein Kummer: immer zweitrangig im Vergelich zu dem Kummer meiner Eltern.

Mein Vater: Narzist, Alkoholiker und Depressionen! Mein Bruder hochbegabt! Zitat mein Vater: Lerana, du warst als Kind einfach nur lieb, dein Bruder, der war was besonderes! Erfolge waren nichts worauf man stolz sein konnte, sondern lediglich zu erwarten, schleißlich waren wir die Kinder unseres Vaters, Doktor der Physik! Es ist alles eine Frage der Haltung: Kummer verschwindet, wenn man nur den Kopf weiter aufrecht trägt.
Und obwohl ich das bessere Abi habe, studiert habe und mein Bruder nicht, spricht mein Vater noch heute ständig von der Intelligenz meines Bruders. Zum Glück haben mein Bruder und ich es dennoch geschafft ein gutes Verhältnis zu behalten!

Leitspruch meiner Mutter: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Also Führungsposition, Dauerüberlastung, aber stehen bleiden war nicht. Jammern gilt nicht! Dabei totale Doppelbotschaft, denn schließlich hat sie ständig geheult.

Erziehungsmethode: Mach was du willst, aber sieh wie traurig mich das macht, wenn du das tust! Ich habe dort gelernt, Seismograph für Stimmung zu werden, anstatt den Worten zu trauen!

In der Schule hatte ich das Gefühl nicht dazuzugehören. Ich dachte es liegt daran, dass ich immer traurig bin und habe beschlossen niemlas mehr traurig zu sein, sondern die gut gelaunte, starke Trösterin. Hat geklappt, ich war für alle "der Kumpel zum Pferdestehlen", habe alle Problemfälle angeschleppt und mich ihrer angenommen.

Resultat: Helfersyndrom!
Resultat: süchtiger Partner und Überengagement im Job ....
Resultat: Depression!

That´s me!
But only a part!!!!!

Herzliche Grüße
Lerana

PS. Ergänzen ließe sich das Ganze noch mit Patchwork-Familien-Dramen (verliebt in den Stiefbruder....), ständig wechselnde Partnerschaften moeines Vaters (gerne auch ahängige, suizidgefährdete Frauen, die ich von der Polizei habe einweisen lassen (gut der Eherenrettung wegen: Da war ich schon 19!).....
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Nini33
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Registriert: 18. Jul 2012, 19:27

Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Nini33 »

Hallo @all und Lerana,

Lerana: mmh, du reihst dich auch mit in die Reihe derjenigen ein, bei denen die Vulnerabilität schon in der Kindheit gelegt wurde. Ich finde die Erzählungen hier schmerzhaft. So viele Kinderseelen, die so viel Schweres ertragen mussten.

Gibt es denn niemanden hier, der andere Ursachen für die Depression hat?
Vielleicht bleiben hier in dem Forum nur die, die wirklich Grundlegendes ändern wollen und auch wirklich forschen. In sich und in der Familiengeschichte. Die sich mit der Depression beschäftigen, genau hinschauen was los ist und Veränderung wollen.
Vielleicht sind hier die vertreten, die durch Resilienzfaktoren bestimmt "Überlebende" sind. Es gab irgendwelche Fähigkeiten, die bewirkt haben, dass die Vulnerabilität nicht zum "normalen Familienziel" wurde.

Otterchen fragte nach der Ursache. Mich interessiert sie auch. Aber wenn hier immer und immer dieselben Familienvoraussetzungen gegeben sind (Überforderung der Kinder durch Eltern), dann würde ich schon gerne auch darüber reden, wieso wir es geschafft haben die Dame in schwarz zu begrüßen und sie kennen zu lernen.

Ansonsten unterschreibe ich den Antrag auf einen Orden auch, bitte!

LG nini
otterchen
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von otterchen »

Hallo Ihr Lieben!

Jetzt nehme ich mir schon die ganze Zeit vor, auf jeden Beitrag zu antworten, aber es werden mehr und mehr, und in mir entsteht so viel, was ich gar nicht mehr in Worte fassen kann.

Im Moment bleibt nur wenig:
"ja, seltsam - wo sind diejenigen mit anderen Ursachen?"

Mir fällt der Film "Good Will Hunting" wieder ein - beim ersten Sehen liefen mir viele Tränen übers Gesicht.
"Es ist nicht deine Schuld" - dieser Satz hat so schmerzhaft gut getan.

Die Frage nach dem Grund, warum wir hier so "unter uns" sind - Zufall? Oder steckt wirklich etwas dahinter?
Bei mir denke ich sofort daran, dass ich wohl bereits als Kind eine feste Vorstellung davon hatte, wie die Welt aussehen sollte. Eltern sollten einen lieb haben + beschützen z.B.
Und daran, dass die Welt nicht so war wie mein Anspruch daran, bin ich mehr und mehr zerbrochen.

Haben wir alle sowas in der Art in uns? Ein nicht-annehmen-können der Lieblosigkeiten, Abwertungen, Streitereien usw.? Ein tief verwurzeltes Ahnen in uns, dass die Welt anders sein sollte - und wir gehen daran zugrunde, dass wir sie so negativ erleben, wo sie doch besser sein sollte?

Und ein ganz dickes JA zu den Lösungsmöglichkeiten!!
Das liegt alles HINTER uns! Wir können uns immer noch ein Stück heile Kinderwelt zurückholen, obwohl wir bereits erwachsen sind. Es geht. Es geht nicht so einfach wie in einer Kinderwelt mit dem idealen Umfeld, aber wir können es lernen und regelmäßig in unser Leben einbauen.

Wir können neue Erfahrungen machen, umdenken lernen, uns von alten Trampelpfaden entfernen (die ausgetretenen Wege sind bequemer, die neuen Wege mühsamer, dafür oft aber auch schöner und abwechslungsreicher). Wir können mit dem "inneren Kind" arbeiten, die Vergangenheit loslassen (was sehr schwer ist) und unsere Welt mitgestalten. Wir sind keine Kinder mehr. Wir werden gehört (auch wenn diese Vorstellung befremdlich sein mag). Wir werden wahrgenommen, wenn wir es zulassen. Wir brauchen nicht mehr zu re-agieren, weil wir nicht mehr klein sind. Wir können agieren.

Ach, es ist noch so viel mehr in mir drin, was gerade noch nicht über die Finger kommen mag. Dennoch: vielen lieben Dank an jeden Einzelnen von Euch.

Und das mit dem Orden... *vogelzeig*... Ihr seid doch bekloppt!
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Mione
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Mione »

Hallo,

Otterchen, diese Frage stelle ich mir auch seit längerem. Gibt es (bei mir) konkrete Ursachen? Ich hatte doch eine schöne, liebevolle Kindheit. Ich denke aber, beeinflusst haben die Depri bei mir

- die genetische Veranlagung

- eine andere Erkrankung, die ich seit längerem habe (Zwänge)

- Leistungsdruck
Was ich sehr gut finde: Mein Vater hat viel Wert auf Schulbildung gelegt und mir vermittelt, dass Lernen etwas Wichtiges und auch Spannendes ist, dass ich als Kind aus einer Arbeiterfamilie genau so ein Recht auf ein Studium habe und es schaffen kann wie ein Akademikerkind. Was ich nicht gut finde: die Art, wie er das gemacht hat, nämlich mit viel Druckkaufbau, z.B. Belohnungen, wenn ich etwas geschafft, aber cholerische Wutanfälle, wenn ich etwas nicht geschafft habe. Diesen Mechanismus hatte ich dann irgendwann verinnerlicht, sodass ich selbst von mir Bestleistungen verlangt und wütend und unzufrieden mit mir war, wenn es nicht geklappt hat. Motto: Nur wenn ich etwas leiste, bin ich etwas wert.

- die Scheidung meiner Eltern und vor allem die folgenden Verhaltensweisen meines Vaters
Als sie sich getrennt haben, war ich 11 und es traf mich wie aus heiterem Himmel. Plötzlich wohnte mein Vater nicht mehr bei uns und ich erfuhr Dinge über ihn, die ich ihm damals nie zugetraut hätte (Fremdgehen, sein Umgang mit Geld). Das war schwierig für mich, weil wir immer ein enges Verhältnis gehabt hatten.
Danach das jahrelange gegenseitige Schlechtreden durch beide Elternteile "Papa hat ... Mama hat aber ..." und die emotionalen Erpressungsversuche durch meinen Vater.

- eine zeitlang Mobbing / Anderssein
In der Grundschule hatte einige gute Freunde und war sehr zufrieden, mit dem Schulwechsel änderte sich das irgendwann, bis ich neue Freunde kennen lernte. Einige Mitschüler mochten wohl nicht, dass ich anders war - z.B. lieber gelesen habe, als Party zu machen, ruhig war. Sie machten sie über mich lustig. Schüchtern und mit mangelndem Selbstbewusstsein ausgestattet, wie ich damals war, habe ich mich nie gewehrt.
Im sprachlichen Bereich hatte ich eine Begabung. Das führte dazu, dass ich in diesem Bereich oft sehr gut war und viel Freude daran hatte. Ich konnte z.B. nicht immer verstehen, warum die anderen etwas schwierig fanden oder keine Lust hatten, lange Aufsätze zu schreiben. Sie wiederum konnten nicht verstehen, warum ich das gerne gemacht habe.
Ich habe gemerkt, dass ich insgesamt irgendwie anders bin und mich einsam gefühlt. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass Anders Sein nicht schlechter sein heißt.

- mehrere aufeinanderfolgende Krankheits- und Todesfälle in der Familie

- zu gut behütet
Ich war das erste Kind meiner Eltern und das erste Enkelkind in der Familie. Ich wurde sehr umsorgt, teilweise auf eine ängstliche Art. Durch Letzteres war ich nicht so selbstständig und selbstbewusst wie Gleichaltrige und eher ängstlich vor "der bösen Welt da draußen".

- sensibel
Ich hatte eine glückliche Kindheit, hatte aber ab einem gewissen Alter immer wieder melancholische Phasen - ich glaube, das Wort "Weltschmerz" beschreibt es gut. Ich war ruhig, verträumt und habe mir viele Gedanken um alles gemacht, war sensibel.
Cloud59
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cloud59 »

Liebes otterchen,

bei mir ist es so, wie du es beschreibst. Das mit der festen vorstellung von den eltern, den geschwistern, dem leid in der welt und auch der vorstellung vom "lieben gott".

Und ich sehe es so, dass die weigerung, das leben so anzunehmen wie es ist, durchaus mit der depression zusammenhängt. Das heisst nicht, dass ich tatenlos in unerträglichen umständen verharren muss. jeder kann sich weiterentwickeln.

Also, ich möchte nicht sagen, dass ich mich einreihe in diejenigen, die ihre kindheit als ursache sehen. Ich bin mit meiner kindheit und meinen eltern im reinen.

Warum ich hier noch im forum bin hat den grund, dass ich mir meine kindliche neugier bewahrt habe und die depression, die mich ja auch erwischt hat, näher erforschen will. Was steckt dahinter, was will sie sagen? Diese fragen beschäftigen mich.

Da ich, wie gesagt, alles gern genau erforsche, interessiert mich das gemeinsame der erkrankung. Allerdings kann es durchaus sein, dass sich mein interesse bald auf etwas anderes verlagert und ich mich etwas anderem zuwende.

Depression ist für mich keine lebensaufgabe. Gut, momentan hab ich mit ihr zu tun. Aber ich glaube nicht, dass sie ein ständiger begleiter im leben sein muss.

Ich versuche sie ohne ad's zu verstehen, weil ich dann sicher beurteilen kann, ob eine verbesserung an den ad's liegt, oder an etwas anderem.

Das ist meine haltung dazu, es soll keine aufforderung an andere sein, ihre medikamente wegzulassen. Jeder so, wie er es braucht.

Lg cloud
otterchen
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von otterchen »

Liebe Cloud,

bitte entschuldige - ich wollte Dich nicht übergehen.
Ich bin allerdings von diesem Posting von Dir ausgegangen:
28/08/2013 21:28
darin beschreibst Du, dass es nicht ganz so ideal war bei Dir zu Hause.

Für Dich beginnt Deine Ursache bei der Scheidung -
aber ich habe herausgelesen, dass die Weichen dafür schon früher gestellt wurden... vermutlich, weil ich es bei mir so sehe.
Die eigentlichen Probleme treten - meiner bisherigen Meinung nach - ja oft NACH der Kindheit auf: da kommen wir dann z.B. nicht mit Partnerschaften klar, können Beziehungen nicht richtig leben, fühlen uns als Opfer, werden ausgenutzt, suchen unbewusst die Liebe, Aufmerksamkeit und Fürsorge der Eltern bei einem Partner usw.

Dies hatte ich wohl im Hinterkopf, als ich Dich eingereiht habe in die Reihe derer, bei denen es in der Kindheit angefangen hat.

Aber ok - ich lerne dazu. Vielen Dank dafür, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast.
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Cloud59
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cloud59 »

Halllo otterchen,

da hast du schon irgendwie recht mit dem was du schreibst mit nach der kindheit zeigen sich die probleme. Und vielleicht ist es auch so, ich weiss es nichtmehr, ehrlich gesagt.

Ich habe halt die ursache nicht darin gesucht.

Schau, z.b. ist es so, dass ich, wenn ich mich mit meiner schwester über unsere kindheit unterhalten habe, dachte, wir wären in verschiedenen familien aufgewachsen. Weil sie so darüber geschimpft hat.
aber sie ist noch verheiratet, im gegensatz zu mir.

Keine ahnung otterchen, wirklich.
Heut geht es mir grad so, dass ich es so stark empfinde, dass das, was ich schreibe, eigentlich immer irgendwie unvollständig ist. Dass es nie alles sein kann, was ich schreibe.

Vielleicht hat meine kindheit was damit zu tun, vielleicht auch nicht. Ist für mich das wichtig, wenn ich mich nicht erinnern kann? Ich weiss, das wäre tp.
Soll ich mit 60 anfangen, in meiner kindheit nach defiziten zu suchen? Reicht es nicht, an der gegenwart zu arbeiten?

Was ist schon perfekt? Welche kindheit war es?
Und wer ist psychisch gesund? Was hatte der für eine kindheit?

Einen schönen tag, otterchen
Lg cloud
otterchen
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von otterchen »

Oh, eine gute Frage, Cloud.

Sollten wir wissen, was die Depressionsursachen sind,
damit wir die Depression bestmöglich behandeln können?

*überleg*

Vielleicht nicht unbedingt.

Wenn ich als Erwachsene noch lernen kann, wie ich z.B. aus der Opferrolle herauskommen kann, ist es ja unwesentlich, seit wann ich darin bin. Oder?
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Cloud59
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cloud59 »

Eben .

So meine gedankengänge .

otterchen, du kannst es so schön in worte kleiden, was ich meine.

Lg cloud
timmie2002
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von timmie2002 »

hallo cloud, hallo otterchen,

wie man seine depression bearbeitet, ist sicher genauso subjektiv, wie die depri trotz gemeinsamer muster ist.

ich glaube, dass es sehr stark davon abhängig ist, wie sehr mich meine vergangenheit belastet.

ich weiß zum beispiel, dass ich die vergangenheit nicht ändern kann. was war ,das war. es ist vorbei. auf der anderen seite habe ich durch die depri erlebt, dass in mir eine riesige traurigkeit, verletztheit und wohl noch andere gefühle mehr sind. an wut komme ich zum beispiel gar nicht heran.

wenn es so einfach ginge, würde ich mir gerne sagen, lass die vergangenheit vergangen sein und lebe im jetzt und heute. ich versuche ja auch, dem heute mehr raum und gewicht zu geben.

mein letzter depressiver rückfall hat mir aber auch gezeigt, dass da zuviel in mir unverarbeitet ist. ich habe 50 jahre nur auf meinen verstand gehört, jetzt wollen die gefühle auch mal ihren raum haben. da ist etwas aufgebrochen, was ich nicht einfach wieder in eine dunkle ecke meienr psyche zurückweisen kann.

deshalb mache ich jetzt die tp. ic hwill da durch, damit ich distanz zur vergangenheit und meinen inneren frieden finde. ICH schaffe das nicht allein.

andere können das vielleicht, gehen einen anderen weg. dafür gibt es ja auch die vt, was ich ganz toll finde.

glg final
Cloud59
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cloud59 »

da fällt mir noch etwas ein, otterchen. Kannst du das auch verstehen und so schön beschreiben?

es kommt doch sehr stark auf das wesen jedes einzelnen an. Ich war in der kindheit immer die, die sanftmütig war. und ich hab meine schwester geliebt. Ich hab immer für meine schwester mich eingesetzt usw. Sie hingegen hat, wie sie mir erzählte, schon berechnend und auf ihren vorteil bedacht mir gegenüber gehandelt.

Aber otterchen - und das finde ich das interessante - ich habe nichts auszusetzen an meiner kindheit, besser es plagt mich nicht, ich bin zufrieden. Was wiederum bei meiner schwester anders aussieht. Sie spürt heute noch neid. Aber sie hat keine depressionen. Setzt sich ohne hemmungen bei ihrem mann durch usw. Feingefühl kann man nicht von ihr erwarten. Und wenn jemand verletzt ist wegen ihr, dann sieht sie es als sein problem.
Ich bin kandidat für die depression wegen meinem mitgefühl, weil ich niemand verletzen will, auch eigene bedürfnisse hinten anstelle zugunsten der gerechtigkeit. meine wahrheitsliebe bringt mir probleme ein.

Aber es sind dinge, die mir wesenseigen sind. Das haben meine eltern nicht verbockt. Wenn ich schuld bei ihnen suchen müsste, dann die, dass sie mich nicht gelehrt haben, auf andere weniger rücksicht zu nehmen. Verstehst du, was ich meine?

Lg cloud
Regenwolke
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Otterchen und alle Mitschreiber,

ich verfolge diesen Thread auch und denke über das Thema nach. Die Frage, welche Ursache hat meine Depression - ich glaube, ich kann das nicht beantworten.

Schwer depressiv war ich oft in Umbruchphasen meines Lebens, wenn ein Halt wegbrach und ich die Orientierung auf Neues nicht hinbekam. Momentan stehen Zwänge und starke Ängste mehr im Vordergrund, sie ziehen manchmal Depressivität nach sich.
Und dann gibt es diese alte Traurigkeit in mir, die ich aber nicht Depression nenne, es ist mehr so ein Gefühl, nicht in diese Zeit zu gehören, als ob meine Seele woanders hin gehört und sich hier und heute fremd fühlt. Ich glaube, das hatte ich schon als Kind. Es ist Melancholie, in Portugal gibt es das Wort "Saudade" dafür, ein Weltschmerz, eine Sehnsucht nach unerreichbarer Heimat, usw.

In früherer tiefenpsychologischer Therapie habe ich Antworten auf mein So-Gewordensein gesucht und auch bekommen. Man kann in meiner Kindheit manches finden, das eine Erklärung wäre. Wobei - ich habe eine liebevolle Familie, im Unterschied zu vielen anderen hier. Aber es gibt in der Familie Traumata und psychische Erkrankungen und entsprechende Auswirkungen.
Über lange Zeit waren solche Erklärungen für mich hilfreich um mich und mein Leben zu verstehen. Auch jetzt helfen sie mir manchmal, Verständnis für mich selbst aufzubringen.

Trotzdem bin ich skeptisch geworden. An manche dieser Erklärungen kann ich nicht mehr so recht glauben. Mehr und mehr betrachte ich psychotherapeutisches Denken als eine Konstruktion (unter vielen möglichen anderen Konstruktionen), die helfen kann, einen Sinnzusammenhang herzustellen. Dennoch bleibt es für mich eine Konstruktion.

Ob es mein Aufwachsen war, genetische Einflüsse, spätere Belastungen/Traumata, die für mich greifbarer sind, als Kindheitserlebnisse, oder von allem etwas - wer weiß?
Hilfreich ist die Erklärung, die mir jetzt das Leben leichter macht.

Liebe Grüße, Wolke
no name
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Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von no name »

Hallo zusammen,

interessante Frage, die ich mir in der Vergangenheit und zum Teil heute noch stelle.
Gerade deshalb für mich persönlich interessant, da ich über einen sehr langen Zeitraum ab Beginn der Depression immer der Überzeugung war „ich doch nicht, ich bin doch gar nicht der Typ dafür“. Das mag jetzt banal klingen, aber es war so und manchmal ist es immer noch so, obwohl ich inzwischen längst eines besseren belehrt wurde, nämlich dass die Depression jeden treffen kann.

Die Ursache sehe ich bei mir in vielen erheblichen Belastungen innerhalb eines kurzen Zeitraums.
Und wie bei vielen stand am Anfang nicht die Depression, sondern psychosomatische Probleme, denen ich mich zwar nicht entziehen konnte, aber auf Grund meiner persönlichen Umstände trotzdem über einen sehr langen Zeitraum einfach nur funktioniert habe und damit der Depression einen Nährboden bereitet habe.
Dies und vieles mehr kann ich erst im Rückblick erkennen.

Ich kann mir schon vorstellen und finde es auch oft ganz schlimm, wenn eine Kindheit so verlaufen ist, dass darin die Ursache der Depression liegt.

ABER und jetzt muss mich ein Stück weit Clouds Beitrag anschließen: Was ist schon perfekt? Welche Kindheit war es?...
UND auch ich sehe schon eine gewisse Gefahr, wenn ich ständig alles hinterfrage, bzw. in Frage stelle und ja, nach Defiziten in der Kindheit suche, selbst oder gerade wenn es in der Therapie passiert.

Vieles was meine heutigen Fähigkeiten und Ressourcen ausmacht, hat nicht nur mit meiner persönlichen Entwicklung etwas tun, sondern ist ganz sicher auch durch mein zu Hause stark geprägt, was ich durchaus positiv sehe.
Sicher auch bei mir war nicht alles perfekt, aber es war, um es mal ganz einfach auszudrücken insgesamt „gut“!
Ich finde einfach, man sollte den Blick für das, was positiv war nicht verlieren und versuchen sich mit dem, was nicht so optimal in der Kindheit und Erziehung gelaufen ist, aussöhnen (wenn vielleicht auch nur ein Stück weit).
Aussöhnen, verzeihen und vergeben was möglich ist, um zu den eigenen Frieden zu finden.
Manch Schmerzhaftes wird nie vergehen und es bleibt in der Biographie, aber ich kann versuchen, zu sehen, dass ich nicht nur aus dem Schmerzhaften bestehe.

Und zum Schluss möchte ich jetzt auch noch mal eine Lanze für Eltern brechen, bzw. hier als Mutter von drei erwachsenen Söhnen zu sprechen.
Auch ich war als Mutter nicht perfekt und wollte dies von Anfang an nie sein, sondern einfach mein bestes geben. Ob mir das gelungen ist, weiß ich nicht. Aber wenn ich sie heute so anschaue und sie erlebe, denke ich, dass es vielleicht nicht so schlecht war.

Aber ich kann euch sagen, auch Buben in der Pubertät können's einem ganz schön schwer machen!
Wenn ich mich heute mit meinem ältesten Sohn (27) über seine Kindheit unterhalte, dann kam auch schon desöfteren der Vorwurf von ihm, dass ich ihn erheblich genervt habe, mit den Gesprächen,die ich mit ihm gesucht habe, wenn es etwas zu klären gab.
Und heute geht er sogar so weit zu sagen, hättest du mir doch lieber mal eine Watsch'n gegeben, statt mich voll zu labern.
Tja, so kann's gehen, ich habe körperliche Gewalt bei meinen Kindern immer abgelehnt und er sehnt sich heut nach einer Watsch'n (vielleicht sollt ich's einfach nachholen ). Wie man's macht ist's verkehrt!

So, jetzt bin ich glaube ich ein bisschen vom Thema abgewichen und hab auch euch noch voll gelabert!

Viele Grüße

no name
Cloud59
Beiträge: 488
Registriert: 17. Mai 2013, 21:43

Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cloud59 »

Noname, du bist nicht vom thema abgewichen und ich fand deinen beitrag erfrischend.

Man könnte nach rückwärts gehen ohne ende. Und, mal ehrlich, hilft das wissen weiter?

Es ist so schön, wie du das schreibst von deinen söhnen. Denn das ist die realität. Wir, die mütter, worunter ich mich auch zähle, haben unsere vorstellung von erziehung und meinen es gut mit dem nachwuchs. Und trotzdem werden wir dem einzelnen kind nie ganz gerecht sein können.

Lg cloud
timmie2002
Beiträge: 1706
Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von timmie2002 »

hallo no name,

gefällt mir, dass du im letzten teil eine lanze für eltern brichst. gebe dir da auch vollkommen recht.

die perfekte erziehung gibt es wohl nicht. ich selber habe die einstellung, dass man als eltern sogar fehler machen darf. aber eins darf nie fehlen: die liebe zu den kindern. sie sollte immer vorhanden sein und eltern sollten so oft wie möglich den kindern diese liebe fühl- und erlebbar machen. und kinder brauchen die aufmerksamkeit der eltern.

"Aussöhnen, verzeihen und vergeben was möglich ist, um zu den eigenen Frieden zu finden."

wie gerne würde ich das, no name.

ich habe bestimmt nicht die schlimmste kindheit erlebt und mir sind auch die positiven dinge bewusst. und doch ist da etwas, was ich wie ein großes schwarzes loch empfinde, gar nicht genau definieren kann. emotional äußerts sich das, so glaube ich, so, dass ich teils eine totale innere leere empfinde. da ist einfach nichts. an anderer stelle habe ich dies mit dem nichts aus endes roman "die unendliche geschichte" verglichen.

diese leere nehme ich erst so nach und nach wahr und sie erschreckt mich einfach. ich denke, dass mir etwas ganz wichtiges zum menschsein fehlt.

die andere seite ist dann die depri mit emotionen wie traurigkeit- abgrundtiefe, hoffnungslosigkeit, selbstzweifel und noch viel mehr.

den inneren frieden finde ich noch nicht, selbst in phasen, in denen es mir gut geht.

wenn menschen nur vom verstand, also rein rational gesteurt wären, hätte ich überhaupt keine probleme. aber so ist es nciht. und gefühle sind für mich , wenn ich sie denn wahrnehme, schwer oder gar nicht zu steuern.

das alles hat seine ursachen. und die liegen nun mal in der vergangenheit, in meiner kindheit.

ich denke, dass ich aussöhnung und inneren freiden nur über die auseinandersetzung mit derselben finde.

wie schon gesagt, das muss nicht auf jeden zutreffen.

glg final
Cloud59
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Registriert: 17. Mai 2013, 21:43

Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Cloud59 »

Hallo final,

vielleicht kannst du dich mit hilfe deines therapeuten einmal gefühlsmässig in diese leere hineinbegeben?


Die innere leere ist manchmal schwer auszuhalten.

Lg cloud
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von otterchen »

Danke Final,

Du hast die Worte gefunden für mein Empfinden.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Haferblues
Beiträge: 1004
Registriert: 21. Okt 2012, 12:50

Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von Haferblues »

Hallo alle,

ich finde auch, man kann nicht alles auf eine miese Kindheit schieben. Depression ist eine Krankheit. Vielleicht findet man in ein paar Jahren einen Bazillus, der Depressionen auslöst. So wie beim Magengeschwür, das man früher auch für psychisch bedingt gehalten hat.

Es gibt in jedem Mist auch was Gutes, das man leicht übersieht. Vor allem in einer depressiven Stimmung. Ich hatte z. B. eine ziemlich besch..... Kindheit - aber ich hatte nette Großeltern, bei denen ich oft war. Die hatten zwar auch ihre Macken, aber sie waren liebevoll zu mir und ich konnte mich hier ausruhen und war für ein paar Tage sicher vor körperlichen Misshandlungen. Ich hatte schon immer eine blühende Phantasie und hab mir die schönsten Paradiese ausgedacht. Ich hatte IMMER eine innere Welt, an die meine Mutter nicht ran kam. Das hat die rasend gemacht. Meine erste bewusste Erinnerung ist: ich bin so 5 - 6 Jahre alt und gehe den Weg hoch zum Elternhaus. Die Sonne scheint und wirft einen ganz langen Schatten von mir. Ich denke: wenn ich so groß bin wie mein Schatten, dann gehe ich weg und komme nie wieder zurück.

Ich glaube, jeder hat gesunde Anteile in sich. Klar, in der extrem depressiven Stimmung sieht man die nicht. Aber sie sind trotzdem da.

schönen Tag euch allen
Rifka
Lebenskünstler sind Menschen, die schon vollkommen glücklich sind, wenn sie nicht vollkommen unglücklich sind.
Danny Keye
timmie2002
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Registriert: 2. Nov 2012, 13:32

Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von timmie2002 »

jepp cloud,

das wird sicher gegenstand unserer therapeutischen arbeit sein bzw. haben wir längst damit begonnen. aber das dauert.

zusammenhänge sehe ich wie folgt:

auch ein nichts entsteht nicht aus dem nichts. oder anders: die innere leere in mir hat ebenfalls ihre ursachen. an stelle dieser leere war da mal was, nämlich gefühle. aber emotionen voller schmerz und leid. sie taten so sehr weh, dass ich sie nicht ertragen konnte. was macht ein kind bzw. die psyche eines kindes in einer solchen situation? zum selbstschutz werden diese gefühle ausgeschaltet, weggesperrt. genauso funktioniert das ja bei traumatischen erlebnissen im erwachsenenalter. psychologen bezeichnen das als abspaltung., ein überlebensmechanismus, den wohl jeder mal anwendet. wird dieser mechanismus aber zum einzigen handlungsmotor, entsteht etwas krankhaftes. soviel weiß ich, dass ich in konflikthaften situationen nicht adäquat als erwachsene reagiere, sondern meinen kindlichen selbstschutzmechanismus anwende, der aber in heutigen situationen äußeerst destruktiv ist.

was kann ich machen, dass ich die kindliche überlebensstrategie ablege? ich muss an die ursachen und wie du, cloud, sagst, die leere wieder mit gefühlen füllen. das ist aber noch immer schmerzhaft. ich hbae bis jetzt in jeder therapiesitzung geheult. dabei sind wir noch gar nicht weit vorgedrungen.

otterchen hat schon viele erfahrungen mit dem inneren kind. ich nähere mich dem aber erst an. doch bin ich überzeugt, dass ich als erwachsene leisten muss, was meine eltern nicht konnten: mein inneres kind an die hand nehmen.

ich sehe das so: wenn mir das gelingt, mein inneres kind und ich wieder eins werden, dann kann ich mich vielleicht auch mit der vergangenheit aussöhnen. solange mein inneres kind aber noch vor schmerz und leid schreit, sich verkriecht und angst hat, solange es in seiner not nicht wahrgenommen wird, wird das nicht gelingen.

deshalb zurück zu den wurzeln, zurück zur kindheit, in der dieses loch entstanden ist.

glg final
elas
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Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Wo liegt bei Euch die Ursache der Depression?

Beitrag von elas »

Hi Ihrs


Ein sehr interessanter Thread.
Habe fleißig mitgelesen.
Aber nachdem ich jetzt aus einem tagelangen Tief von wegen der Belastungen mit Frau Maman wieder aufgetaucht bin, wollte ich partout nicht mitdiskutieren.

Jetzt tu ichs doch.
Liegt es an meiner Inkonsequenz oder an dem interessanten Thema?

Wegen meiner vorzeitigen Pensionierung musste ich ein paarmal bei einem Amtsarzt vorreiten. Eigentlich ein ganz menschlicher Kerl.
Und der hat mir einmal sehr schön, und für mich auch stimmig und nachvollziehbar die Entstehung von Depressionen erklärt.
Hat er mir sogar aufgezeichnet.

Jetzt kann ich wie Frau Otterchen leider nicht so tolle Graphiken hier hereinzaubern.

Ich versuchs trotzdem.


Zwischen 2 Polen sei die Entstehung einer Depression anzusiedeln.



1.Pol
Psychosoziales
(Kindheit
Trauma
Belastungen.......
aktuelle Erwachsenenbelastungen,
Überforderungen)
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.2. Pol
(Genetik, Vererbung....)



An irgendeinem Punkt zwischen diesen beiden Polen seien die Ursachen/die Entstehung einer Depression angesiedelt.

Bei dem Einen mehr in Richtung Genetik, bei dem Anderen mehr in Richtung Kindheit....etc.


Das ist für mich ein sehr einleuchtendes Modell.
Schließlich ist die Ursache eine D. eine multifaktorielle.

Ich für mich selber, ich wiederhole mich, würde mich selber so einschätzen, dass eher alles in Richtung 1.Pol geht.
Ich betone in Richtung.

Und trotzdem, auch für mich immer wieder, manchmal auch täglich......wie komme ich raus, wie gestalte ich mein Leben, wie kann ich was drehen, wo tut mir was nicht gut.
Was kann ich ändern? Mit was muss ich leben.
Wo sind Konflikte, die ich vielleicht beilegen oder besprechen müsste.
Wo sind mutige Trennungen angesagt.
Wo muss ich mir selber einen Arschtritt geben.
Aber auch, wo ist meine Trauer, z.B. berechtigt. Wo darf meine Seele ruhen, zur Ruhe kommen, Trauer verarbeiten.

Wo sind wirklich aktuelle Belastungssituationen, (z.B. in meinem Fall "meine alte Leier" ), die wirklich nur noch erdauert werden können.
Und trotzdem, wie gut umgehen mit mir.+
Welche Menschen meiden diesbezüglich, die gar kein Verständnis haben für mich, und eher so in die Richtung gehen in ihren Rückmeldungen "Reiß Dich zusammen", "Steigere Dich nicht so herein".


Der "Zauberstab" scheint im Ausprobieren und im immer wieder Üben zu liegen.
Jedenfalls für mich.

Reine Ursachenforschung für eine Depression
ist hilfreich fürs Verständnis des eigenen Charakters. O.k.
Aber dann mal wieder probieren im Leben, auch Ungewöhnliches.
Erweiterung von Grenzen...bzw. Begrenzung von Stillstand.



Herzlich
Selas
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