Tavor: Angst vor Abhängigkeit

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jep

Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von jep »

Hallo ihrs,

ich bin nach einem mehr als heftigen Therapietermin (zittern,heulen, sich nicht mehr rühren können = wenig lustig)zur Psychiaterin gegangen, weil ich Anspannung und Angst nicht mehr ausgehalten habe, auch meine Therapeutin hat mir dazu geraten.

Ich bin sicher, das mithilfe der Therapie wieder in den Griff zu bekommen,ich weiss um was es vermutlich geht(Trauma) und meine Thera hat die entsprechende Ausbildung.

Ich habe gegen diese irre Anspannung und Angst als Notfallmedi Tavor bekommen, das mir auch sehr gut hilft.

Allerdings habe ich während meiner Ausbildung ein Praktikum in der Psychiatrie gemacht, und dort gesehen, wie scheiße es Leuten geht, die einen Entzug von Benzodiazepinen, zu denen Tavor ja auch gehört, durchmachen.

Jetzt bin ich total verunsichert- wenn ichs nehme, geht es mir gut, aber ich habe Angst vor einer Abhängigkeit- wenn ichs nicht nehme geht es mir mies, ich bekomme nix auf die Reihe und fühle mich wie das Karnickel vor der Schlange.

Kennt das jemand von euch? Wie lange kann ich das ohne Abhängig zu werden nehmen? Eine Suchterkrankung hatte ich noch nicht. Ansonsten nehme ich noch 30mg Citalopram.

Ich wäre dankbar für Erfahrungen aller art-positiv wie negativ.

annette fee
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von Zarra »

Hallo Annette,

gehört (!) habe ich immer von bis zu zwei Wochen als noch problemlos hinsichtlich der Abhängigkeit; gelesen und gehört habe ich schon von vielen, die es auch länger genommen habe - mit wieviel Ausschleichen dann, weiß ich nicht, auf alle Fälle klang das nicht immer problematisch.

Ich selbst habe es nur immer maximal zwei Tage hintereinander genommen (es ging irgendwie, meine Situationen oder meine Reaktionen waren da vielleicht anders als bei manch anderen, und Deinen "Respekt" vor dem Medikament hatte ich halt auch), kann da also mit keinen Erfahrungen beitragen. - Es melden sich ja vielleicht auch hoffentlich noch Leute, die da mehr Erfahrungen damit haben.

Ich würde an Deiner Stelle wegen Lorazepam/Tavor aber nicht zuviel Panik schieben, zumal Du einen klaren Auslöser und eine geeignete Therapeutin hast und sich die Situation von daher ja wieder ändern wird.

LG, Zarra

P.S. 1: Die erste "zwei" zu den zwei Wochen (nach denen es wirklich ohne Abhängigkeit sein müßte) hatte sich in der Eile davongeschlichen ...

P.S. 2: Ich persönlich bin wirklich superfroh, es für den - SELTENEN, aber dann auch NOTWENDIGEN - Bedarf hier zu haben. Als ich mal meinte, es verloren zu haben, hat mich das echt rappelig gemacht, obwohl ich es da akut gar nicht brauchte - aber das ist dann eine anderes "Problem".
Iris
Beiträge: 430
Registriert: 25. Aug 2005, 13:01

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von Iris »

Ich sehe das genauso,keine Panik.

Man kann Tavor schonmal bis zu zwei Wochen täglich nehmen.Am besten wäre es natürlich wenn du es zwischendurch 1-2 Tage auch ohne schaffst.

Du hast auch noch das AD,wie lange nimmst du das schon ?Wenn es nach ca. 6 Wochen nicht anschlägt müßte man ein anderes AD in erwägung ziehen.Für dich wäre evtl. ein sedierendes gut geeignet.

Ich habe zeitweise auch mit starken Ängsten zu tun.Diese Gruppe der Medis (SSRI)die du nimmst haben meine Ängste noch vertärkt.
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
jep

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von jep »

Hallo Zarra und iris,
danke für eure Antworten- das hat mich schonmal etwas beruhigt. Ich werde also mal nicht mehr ganz so viel Panik schieben wegen der Tavor, und sie halt nehmen wenn ich sie brauche.

Ein sedierendes Ad kann ich mir eher nicht vorstellen- ich bin sowieso ziemlich antriebsarm. Außerdem hat das Citalopram mir bisher gute Dienste geleistet, aber halt nur bei den Depris.

LG
annette fee
lucya
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Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von lucya »

Hi Annette,
Ich hatte Tavor und vorher Diazepam in der Klinik regulär bekommen, aber nur eine und auch nur etwa eine Woche.

Dann hatte ich es im Bedarf. Habe in den fast vier Monaten im Schnitt drei in der Woche genommen.

Habe auch Respekt vor der moeglichen Abhängigkeit.

Deshalb will ich es gar nicht zu Hause haben. Aber mit dem Atosil komme ich leider nicht so weit.

Ich denke Du bist vorsichtig genug.
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Annette fee,

ich würde mir an deiner Stelle auch nicht so große Sorgen machen. Man sollte um die Abhängigkeit wissen, aber nicht vor dem Medikament Angst haben. Ich habe in dem Buch "Der Neurologe, der Psychiater" mal gelesen, dass man es max. 6 Wochen nehmen soll.

Ich hatte es im Krankenhaus als Bedarfsmedikation und nachdem ich ein paar kleine Dosen und 5x die Höchstdosis genommen hatte, wurde es mir aus dem Bedarf gestrichen.
Dann habe ich im Krankenhaus jemanden kennen gelernt, der hatte Tavor über Wochen drin, jeden Tag täglich eine und das Absetzen war am Ende unkompliziert.
Und dann habe ich im Krankenhaus eine Patientin mit Suizidgedanken kennen gelernt, die hat auch jeden Tag eine Tavor bekommen und das über mind. 4 Wochen und auch bei ihr was das Ausschleichen unkompliziert.

Ich denke, es ist nur wichtig, es langsam auszuschleichen und nicht apruppt abzusetzten. Mir hat Tavor damals sehr geholfen. Ich habe selber keine Veränderung meines Wesens bemerkt, aber mein Umfeld.

lg, aikido
Ulysses
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Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von Ulysses »

Hallo Annette,

ich würde an Deiner Stelle während der Behandlung mit Tavor so aufmerksam und ehrlich mit Dir sein, wie Du kannst. Und genauso Deinen Behandlern gegenüber.

Ja, Tavor hat ein starkes Abhängigkeitspotential, aber es hat als Medikament ja auch Sinn und Indikationen. Und Du nimmst es im Rahmen einer Behandlung und mit Absprache Deiner Behandler.

Zu extreme Panik vor Medikamentenfolgen kann sicherlich auch kontraproduktiv sein. Und soweit ich es an mir und an Mitpatienten mitbekommen habe: Jeder reagiert einfach unterschiedlich, auch auf Benzos.

Ich hatte Tavor über viele Jahre als Bedarf (im Schnitt einmal pro Woche eine) und konnte im Verlauf der Verhaltenstherapie sehr gut davon weg, als die Grundstabilität für mich sicher genug war.

Während einer heftigen Krise habe ich vor vielen Jahren Tavor als tägliche Medikation verordnet bekommen. Das war angedacht für ca. 2 bis 3 Wochen, um die akute Gefahrensituation in den Griff zu bekommen. Nach ca. 10 Tagen habe ich schon so deutlich gemerkt, dass ich kaum mehr eine Wirkung verspüre, dass ich meine Ärztin um eine Umstellung gebeten habe. Ich bin in dieser Situation extrem schlecht wieder davon runter gekommen, konnte aber mit genug zeitlichem Abstand Tavor als Einzel-Bedarf wieder gut einsetzen. (Ich weiß aber z.B., dass ich allgemein auf sedierende Substanzen extrem stark anspreche und die das für mich größte Abhängigkeitspotential beinhalten.)

Liebe Grüße

Ulysses
jep

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von jep »

Hallo an alle,
danke für die aufmerksamen Antworten.Kann nicht jedem einzeln antworten. Ja, zuviel Panik bei Medikamenten gegen Panik- schon ganz schön paradox.
Ich habe jetzt eine genommen, fühle mich besser (so ohne gezitter und mit normaler Atmung) und freue mich drauf, mal wieder gut zu schlafen.

Und ich werde sie nur nehmen wenn ich sie brauche- denke auch, das das nicht regelmäßig sein muss. Autofahren sollte man ja nicht damit- wobei ich das gerade eh nicht gerne mache.

gute Nacht und nochmal danke
annette fee
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von Sieglinde1964 »

Habe heute auch Tavor von meinem Neurologen als Bedarfsmedikament gegegn Angsattacken bekommen. Ich hatte heute nacht einen schlimmen Albtraum von dem ich leider erst spät aufgewacht bin und totale Angst hatte. Ich soll das Medikament aber wirklich auch nur im schlimmsten Angstanfall nehmen, wegen des Abhängigkeitpotentials.
Clara1234

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von Clara1234 »

Deine Sorgen kann ich gut verstehen...ich hatte Tavor auch mal als Notfallmedikament. Aber ich hab es dann abgelehnt zu nehmen, ich hab es nur einmal genommen und hatte am Tag danach sehr komische Zustände die ich sonst bei mir nicht kannte, so z.B. starke Schweißausbrüche, mir war das unheimlich. Ich hab das dann der Ärztin gesagt und was anderes bekommen. Das andere Notfallmedikament gab mir ein sehr gutes befreites Gefühl, aber gerade mit solchen Mitteln muss man ja vorsichtig sein...
ich wollte das dann nicht mehr nehmen...

Herzliche Grüße
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von lucya »

Hi!
Inzwischen habe ich Tavor zu Hause und brauche es auch manchmal! Aber ich bin sehr sparsam damit!

Atosil reicht mir oft einfach nicht!
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
BeHabi
Beiträge: 8
Registriert: 19. Jan 2013, 10:13

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von BeHabi »

Hallo !

Ich nehme schon sehr lange Tavor 1,0.
Mir hilft es schon seit Jahren.Leider lässt die Wirkung nach einigen Wochen nach ,und man muss die Dosis Steigern, um die gleiche Wirkung zu erreichen.
Mittlerweile bin bei 2,0 mg ca.3 mal in der Woche.

Es gut gegen Angst, Unruhe und gegen starke innere Anspannung,die ich ohne Tavor kaum aushalten kann.Aber ich achte darauf,dass ich nach einer Einnahme immer einen Tag Pause, mache um einer Abhänigkeitsgefahr weitestgehend entgegenzusteuern.
Trotzdem habe ich den Wunsch es öfter zu nehmen,weil es so kurzfristig Entspannung bringt. Ich glaube das ist schon ein Zeichen von Abhänigkeit.Ich muss sehr aufpassen,um nicht wirklich in eine Abhänigkeit zu geraten.
War jemand von Euch wirklich abhängig, und kann darüber berichten?

Liebe,Grüsse Mona.


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> ich bin nach einem mehr als heftigeTherapietermin (zittern,heulen, sich nicht mehr rühren können = wenig lustig)zur Psychiaterin gegangen, weil ich Anspannung und Angst nicht mehr ausgehalten habe, auch meine Therapeutin hat mir dazu geraten.
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> Ich bin sicher, das mithilfe der Therapie wieder in den Griff zu bekommen,ich weiss um was es vermutlich geht(Trauma) und meine Thera hat die entsprechende Ausbildung.
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> Ich habe gegen diese irre Anspannung und Angst als Notfallmedi Tavor bekommen, das mir auch sehr gut hilft.
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> Allerdings habe ich während meiner Ausbildung ein Praktikum in der Psychiatrie gemacht, und dort gesehen, wie scheiße es Leuten geht, die einen Entzug von Benzodiazepinen, zu denen Tavor ja auch gehört, durchmachen.
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> Jetzt bin ich total verunsichert- wenn ichs nehme, geht es mir gut, aber ich habe Angst vor einer Abhängigkeit- wenn ichs nicht nehme geht es mir mies, ich bekomme nix auf die Reihe und fühle mich wie das Karnickel vor der Schlange.
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> Kennt das jemand von euch? Wie lange kann ich das ohne Abhängig zu werden nehmen? Eine Suchterkrankung hatte ich noch nicht. Ansonsten nehme ich noch 30mg Citalopram.
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> Ich wäre dankbar für Erfahrungen aller art-positiv wie negativ.
>
> annette fee
Clara1234

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von Clara1234 »

Bist Du sicher das einen Tag das Mittel nicht zu nehmen vor Abhängigkeit schützt? Hab ich noch nie gehört.
PaulineG
Beiträge: 69
Registriert: 26. Aug 2008, 15:01

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von PaulineG »

Man irrt, wenn man glaubt das ein eintägiges Aussetzen der Einnahme vor Abhängigkeit schützt, vielmehr kann dies die Sucht noch steigern.

Pauline
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von Sieglinde1964 »

Eine gute Bekannte von mir war eine lange Zeit abhängig von Tavor. Man hat ihr nicht gesagt, dass Tavor ein Abhängigkeitspotential ist. Sie hat es im guten Glauben immer genommen und musste dann auf Entzug von dessen. Ich fand das ziemlich fahrlässig von dem Arzt. Ich wurde von meinem Neurologen darauf hingewiesen, dass man abhängig davon werden kann und er hat mich auch davor gewarnt und mir dieses Medikament auch nur im allerhärtesten Fall empfohlen zu nehmen.
Clara1234

Re: Tavor: Angst vor Abhängigkeit

Beitrag von Clara1234 »

Das steht aber auch z.B. deutlich im Beipackzettel wenn ich mich recht erinnere. Ich glaube da stand wenn man das drei Wochen einnimmt jeden Tag oder so ähnlich...
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