Auf in den Kampf.....

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Schäfchen
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Auf in den Kampf.....

Beitrag von Schäfchen »

...dachte ich voller Euphorie. Nach monatelanger Quälerei, einem unerfreulichen Besuch beim Psychiater und etlichen schlaflosen Nächten habe ich mich endlich durchgerungen, einen Therapieplatz zu suchen. Doch überall Fehlanzeige. Mehrere Monate Wartezeit ist offenbar normal. Ich kann's nicht fassen. Nun habe ich eine Therapeutin (etwas weiter weg) in der engeren Wahl. Sie wurde mir empfohlen und sie ist auf Hypno-Therapie (??) spezialisiert. Aber auch bei ihr kann ich frühestens im Juni beginnen. Wie soll ich nur die lange Zeit überbrücken? Medis lehne ich ab. Jetzt versuche ich es mit einer hohen Dosis Johanniskraut. Meine Frage an Euch: lohnt sich das Warten? Ich frage mich oft, warum ausgerechnet ich solche Probleme habe. Im Grunde habe ich ja keine Probleme. Aber seit ich vor 1 Jahr gezwungen wurde, aus meinem gewohnten Fahrwasser herauszutreten, ist alles anders. Ich mußte leider meinen geliebten Job (ich war Chefsekretärin im Vertrieb) aufgeben, da die Abteilung in eine andere Stadt verlagert wurde. Ich fühlte mich sehr wohl da, konnte wunderbar im Hintergrund organisieren. Tja, dann hatte ich zwar Glück, dass ich innerhalb der Firma eine andere Stelle bekam, doch zum Großteil fühle ich mich da sehr unwohl. Hier wird sehr großen Wert auf aktive Teilnahme in Sitzungen usw. gelegt, genau das, was ich nie mochte. Ich habe ständig schlaflose Nächte, weil ich eine riesen Angst vor den "Auftritten" habe. Ich traue mir rein gar nichts mehr zu. Bin inzwischen total verschüchtert und mies drauf. Bereits heute Mittag graut mir vor der kommenden Arbeitswoche. Ich will das unbedingt in den Griff bekommen. Manche raten mir, ich solle den Job einfach aufgeben. Ehrlich gesagt, sollte ich auch mit einer Therapie weiterhin solche Angst vor neuen Aufgaben haben, werde ich das wohl auch tun. Warum nur ist das so bei mir? Viele wären glücklich, eine neue Herausforderung zu bekommen - aber ich empfinde das als belastend und hänge voll durch. Zu gerne wüsste ich, ob mir überhaupt geholfen werden kann.
sandrak
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von sandrak »

Hallo, natürlich kann dir geholfen werden. Ich hatte auch ma wieder harte 5-6 wochen, wo nix ging, kann es noch gar nicht glauben, daß es mir wenigstens ein bißchen besser geht. Ich kann dir nur raten, wenn es gar nicht anders geht, die antideppressiva oder etc, zu nehmen, hilft einem im alltäglichen noch dinge zu erledigen. Ich nehme sie seit 4 jahren, ohne beschwerden. melde mich noch mal
juan chili
Beiträge: 167
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von juan chili »

ist diese hypnosetherapeutin eine diplom psychologin und eine von der krankenkasse anerkannte psychotherapeutin oder eine selbsternannte therapeutin die du aus eigener tasche bezahlen mußt?
Dring
Beiträge: 261
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Dring »

Liebes Schäfchen, es ist zunächst einmal sehr gut, daß Du alles, was Dich bedrückt, hier ins Forum schreibst. Ich bin jetzt seit einige Monaten hier im Forum und fühle mich endlich einmal verstanden. Auch ich hatte beruflich in den letzten Jahren sehr negative Erfahrungen. Auch ich war Chefsekretärin ca. 20 Jahre beim Vertriebsdirektor; dann einige Jahre in 2 verschiedenen Stelle als Chefsekr. des Geschäftsführers. Diese Arbeit hat mir immer sehr viel Freude bereitet. Ich konnte viel organisieren, hat sehr viel freie Hand und ganz tolle Chefs, mit denen ich teilweise sogar heute noch Kontakt habe. Habe auch 5 Jahre Öffentlichkeitsarbeit gemacht und viel Kontakt zu Menschen. Leider war es so, daß aufgrund der wirtschaftlichen Lage, die Firmen nicht mehr dem Wettbewerb standgehalten haben oder verlagert wurden. Die letzten beiden Arbeitsstellen war auch sehr negativ. Ich habe versucht, alles zur Zufriedenheit zu machen und mich auch sehr eingesetzt. Allerdings waren zum einen die Chefs sehr unangenehm, auch die Kollegen nicht sehr nett und mir ging es so wie Dir, ich habe mich total zurückgezogen. Alles was ich sagte oder einen Vorschlag machte, war auf einmal nicht mehr richtig. Sogar meine Rechtschreibung wurde angezweifelt, auch wenn ich des aufgrund des Dudens belegen konnte, da es richtig war usw. usw. Auch ich bekam am Wochenende schon Bauchschmerzen und Durchfälle, wenn ich daran dachte, wieder am Montag zur Arbeit zu gehen. Das kannte ich von früher nicht, ich habe mich freue gefreut, wenns wieder Montag war. Auch hatte ich früher sehr viel Verantwortung, habe auch neben meinem Sekretariat noch ein Schreibzimmer mit vielen Damen geleitet. Heute kann ich mir dieses nicht mehr vorstellen und frage mich, wo ist meine Sicherheit geblieben?? Warum habe ich Scheu, vor anderen Menschen zu reden?? Da ich neben meiner Berufstätigkeit auch noch 5 Jahre meine Mutter gepflegt habe und eben auch 2 Haushalte hatte, dann mir mein letzte Job gekündigt wurde (angeblich weil die wirtschaftliche Lage nicht mehr so günstig war), kurz davor meine Mutter gestorben war, kam das große Loch, in das ich fiel. Meine Depressionen, die ich vor ca. 2 Jahren nach einem Klinikaufenthalt und Therapie so gut wie überwunden glaubte, kamen schlagartig zurück. Sicherlich wären viele glücklich über eine neue Herausforderung, aber ich glaube Du mußt akzeptieren, daß Du krank bist und diese Krankheit diese Herausforderung nicht zuläßt. Diese Krankheit macht es so schwer, Dich in Deiner neuen Position zurechtzufinden. Auch mir fällt es sehr schwer, daß zu akzeptieren; ich denke immer, ich bin eine andere Person. Wie kann es sein, daß auf einmal alles nicht mehr funktioniert. Inwieweit es Dir möglich ist, Deinen Job aufzugeben, kannst sicherlich nur Du beantworten. Fragen ergeben sich. Wie alt bist Du, kannst Du es Dir finanziell leisten aufzuhören. Bist Du verheiratet und könntest aufhören zu arbeiten?? Ich bin inzwischen fast 57 und seit 1 Jahr krankgeschrieben. Ich würde gern EU-Rente beantragen. Mein Hausarzt wäre auch sehr dafür, da ich dann endlich zur Ruhe komme und evtl. nebenbei mir noch etwas verdienen könnte. Sollte es gesundheitlich mit dem Nebenverdienst nicht klappen, so könnte ich jederzeit aufhören. Aber leider hat man mir in de Klinik im Entlassungsbericht geschrieben, daß ich nach einige Zeit wieder arbeitsfähig wäre usw. Da sieht es mit einem EU-rentenantrag schlecht aus. Muß mich dann wohl beim Arbeitsamt melden. Denke schon mit Schrecken daran, aber wir werden immer wieder gefordert. Keiner nimmt uns unsere Probleme ab; ist vielleicht auch manchmal gut, daß wir doch hier und da gefordert werden. Liebes Schäfchen, sicherlich kann Dir geholfen werden, nur bei Depressionen geht es nicht so schnell. Der weg ist sehr mühsam und man muß selber sehr viel dazu tun. Du schreibst, daß Du hohe Dosen Johanniskraut nimmst. Sei damit etwas vorsichtig. Wenn man viel nimmt, ist das nicht ganz ungefährlich. Zumindest solltest Du vielleicht einmal zu Deinem Hausarzt gehen, vielleicht schreibt dieser Dir bis Du einen Termin bei einem Facharzt hat ein leichtes Depressiva auf. Ich wollte erst auch keine Medikamente, aber meistens geht es ohne nicht. Ich gebe schon das 3. Jahr zur Therapie und freue mich immer auf diese Stunde, da ich mit jemanden reden kann, der auch Verständnis hat. Mir gut es gut. Vielleicht solltest Du hiermit so langsam anfangen und dann sehen, wie Dir alles bekommt. Und, wenn die Sorgen und Probleme hast, wenn Du denen Kummer mitteilen möchtest, so tue das hier im Forum. Mir hat es immer sehr geholfen. Für heute wünsche ich Dir eine schöne und nicht zu anstrengende Woche und sage Tschüß betina
bine
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von bine »

Liebes Schäfchen, aus ERfahrung kann ich Dir nur sagen, ja, es kann Dir geholfen werden. Du solltest möglichst nicht in dieser schlechten Phase kündigen. Es ist besser, solch wichtige Entscheidungen zu treffen, wenn Du wieder gesund bist. Bevor Du im Juni zu einer Therapeutin gehst, könntest Du vielleicht ja auch andere Wege einschlagen. Ich heb es auch mal mit Johanniskraut versucht und es hat nicht wir´klich Besserung gebracht. Als ich dann in einer sehr schlimmen depressiven Phase gesteckt habe, bin ich dann zu einer Nervenärztin gegangen. Ich fühlte mich verstanden und hatte nicht das Gefühl mich für mein Depressivsein entschuldigen zu müssen. Sie hat mich über die ERkrankung aufgeklärt und hat mir ein Antidepressivum verschrieben, das mir geholfen hat. Natürlich hilft es nicht sofort aber bald. Zur Zt. sitze ich auch wieder in einer tiefen Phase. Ich kann Dich gut verstehen und rate Dir zu einer Fachfrau/einem Fachmann zu gehen. Du kannst ja mehrere Therapieansätze kombinieren. Vieleicht tut Dir die Hypnotherapie gut (ich kenne mich damit nicht aus). Ich würde aber nicht nur auf ein Pferd setzen. Mir tat es auch gut krank geschrieben zu werden, obwohl ich in gesunden Zeiten gern zur Arbeit gehe, geht es in depressiven Phasen über meine Kraft. Ich wünsche Dir, daß es Dir bald ein bißchen besser geht. Liebe Grüße Bine
Schäfchen
Beiträge: 10
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Beitrag von Schäfchen »

Ich danke Euch für den Zuspruch. Es tut sehr gut, nicht alleine zu sein. Gestern war ich bei einer Ärztin, die mir empfohlen wurde. Eine sehr nette einfühlsame Frau, die sich lange Zeit für mich nahm und sich alles anhörte. Sie ist zwar "nur" Allgemeinärztin, aber sie konnte mir viele Tipps geben und bestärkt mich, den Weg einer Therapie zu gehen. Ansonsten habe ich diese Arbeitswoche ganz gut überstanden. Seltsamerweise habe ich es einfach fließen lassen und mir ging alles recht gut von der Hand. In 2 Wochen steht eine Präsentation vor unserer Geschäftsführung an und leider muß ich sagen, dass ich davor Angst habe. Ich versuche es mit Verdrängung, aber die Angst schwelt. Ich bin tatsächlich täglichen Herausforderungen ausgesetzt. Prinzipiell macht mir die Arbeit Freude, nur eben diese depperte Angst steht mir im Wege. Das muß doch zu beseitigen sein! Ich glaube, ich bin selbst mein größter Feind. Wenn ich es zulassen würde, was auf mich zukommt (ich nenne es fließen lassen), dann würde alles viel besser funktionieren.
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