Schluss nach einer Sitzung??

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*anonym*
Beiträge: 12
Registriert: 15. Mär 2012, 16:44

Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von *anonym* »

Hallo zusammen,

habe seit einiger Zeit wieder Depressionen nachdem ich die Medikamente vor ca. 3 - 4 Monaten abgesetzt habe. Diese Woche hab ich mir einen Termin bei einer Therapeutin geben lassen. Dieser war gestern.
Sie war ja nett, aber das war's auch schon. Sie hat mir keinen Weg, keine Strategien aus dem Loch aufgezeigt. Es war nur so, dass Sie ganz viele Themen angeschnitten hat. Z. B. das ich das Problem habe mir immer Sorgen zu machen was andere von mir denken oder das ich mir selbst die Freude und das Vergnügen verbiete aufgrund Erfahrungen in der Kindheit.

Die zwei Stunden waren dann auch gleichzeitig das Ende der Therapie. Sie sagte ich schaffe das und wenn es mir schlecht geht kann ich mich auch jederzeit melden. So hab ich mir das nicht vorgestellt.

Eigentlich wollte ich doch Hilfe, damit ich bald wieder ein "normales" Leben führen kann und vor allem wieder arbeitsfähig bin...

Kennt ihr das? Was könnt ihr mir raten?

Nehme seit einer Woche auch wieder AD. Sicher ist sicher...

Danke schon mal für eure Antworten!
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von FönX »

Hallo,

keine Depression kommt innerhalb Stunden. Sie hat meistens eine jahrelange Entwicklungsgeschichte. Die muss der Therapeut verstehen und du auch. Erst dann beginnt die (monate- oder jahre)lange zähe Arbeit an dir selbst, neue Ziele und Wege für dich zu finden. Innerhalb einer Stunde passiert gar nichts. Bestenfalls tut es dir gut, erstmals offen über das zu sprechen, was du bisher für dich behalten hast.

Und wenn du jetzt eine Woche lang Antidepressiva nimmst, wirken die auch noch nicht. Leg noch ein, zwei Wochen drauf. Vielleicht stellen sich dann die Hauptwirkungen ein. Bis dahin "erfreuen" dich bestenfalls Nebenwirkungen, die du auch nicht wirklich brauchen kannst.

Ein guter Tipp:
Lies viel in diesem Forum, besonders im Teil "Umgang mit der Krankheit" und "Pharmakotherapie", dann bringt dich das weiter als manche erste Stunde beim Thera, obwohl ich die keineswegs abwerten will.

Direkte Antwort auf deine Themafrage: NEIN! Es sei denn, ihr passt menschlich überhaupt nicht zusammen. Dafür sind die ersten fünf ja probatorische Sitzungen, nach denen du dich entscheiden kannst, mit ihm weiterzuarbeiten oder dir jemanden geeigneteren zu suchen.

Alles Gute!
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
wütend

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von wütend »

He anonym


>> Es war nur so, dass Sie ganz viele Themen angeschnitten hat. Z. B. das ich das Problem habe mir immer Sorgen zu machen was andere von mir denken oder das ich mir selbst die Freude und das Vergnügen verbiete aufgrund Erfahrungen in der Kindheit.<<

Genau das sind höchst warscheinlich die Gründe, warum Du depressiv geworden bist und somit auch die Themen der Psychotherapie an denen du arbeiten solltest.

Wenn Du das möchtest, dann bitte die Psychotherapeutin, mit dir weitere Sitzungen zu machen.
*anonym*
Beiträge: 12
Registriert: 15. Mär 2012, 16:44

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von *anonym* »

Danke für eure Antworten.

Natürlich wirken die AD nach einer Woche noch nicht. Und die Nebenwirkungen, besonders die Unruhe sind auch da. Ist mir durchaus bewusst, dass die Heilung (mit Medikamenten und/oder Therapie) ein langer Prozess ist.

Ich hab mich einfach nicht ernstgenommen gefühlt, da Sie von sich aus nicht den Bedarf einer Therapie geäußert hat. Ich habe direkt nach Tipps gefragt, wie ich schnell da raus komme. Aber letztendlich bin ich nicht schlauer als vorher.

Gut vielleicht ist beispielsweise der genannte Grundgedanke in mir das es wichtig ist was andere denken mit schuld. Aber nur damit dass ich das an den Kopf geknallt bekomme kann ich das alleine nicht mal eben abschalten. Auch auf die Frage wie ich das machen soll, habe ich eher ausweichende Antworten bekommen.

Ich denke ich suche mir jemand anderen. Sie hatte auch eine bemitleidende Art mit mir zu sprechen, was ich eigentlich nicht brauche.
wütend

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von wütend »

He anonym

>>Ich hab mich einfach nicht ernstgenommen gefühlt,<<
Das ist ein ganz wichtiger Hinweis darauf, das die Therapeutin und ihr Methode nicht zu dir passt.


>>da Sie von sich aus nicht den Bedarf einer Therapie geäußert hat.<<
Ein Psychotheraput äußert eingendlich nie, zumindesten nicht mach meinen Erfahrungen, einen Psychotherapiebedarf. Den Bedarf muss immer der Patient ganz klar äußern. Ich hab immer nur dann weiter Psychotherapietermine bekommen, wenn ich ganz klar erklärt habe, hier eine Psychotherapie beginnen zu wollen.



>>Ich habe direkt nach Tipps gefragt, wie ich schnell da raus komme. Aber letztendlich bin ich nicht schlauer als vorher.<<
Tipps zu geben, das ist die Vorgehensweise von vielen (aber nicht allen) Verhaltenstherapeuten.
Bei tiefenpsychologische fundiert arbeitenden Psychotherapeuten wartet man oftmals vergebes auf konkret Hilfe, so meine Erfahrung.
*anonym*
Beiträge: 12
Registriert: 15. Mär 2012, 16:44

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von *anonym* »

Vielen Dank Parson!
Werde ich mir in Ruhe durchlesen.
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von ndskp01 »

Hallo du netter Mensch,

ich lese deinen Beitrag und finde mich wieder. Bei mir haben die Ärzte, die ich in meiner Odyssee aufgesucht habe, auch jahrelang gemeint, die schafft das mit ein wenig Anstoßen. War aber nicht so. Mir ging es elend und nach außen hin hab ich wohl so stark gewirkt, dass die Umwelt Hilfe für unnötig hielt.

Du formulierst es auch so: "Ich will schnell wieder arbeitsfähig werden, gib mir einen Rat."
Wenn du keinen guten Psychiater hast, der sieht, dass das nur deine perfekte Fassade ist, und es dir dahinter vermutlich ganz ganz schlecht geht, dann bleibt dir nichts anderes übrig, als dich dazu durchzuringen, dem Arzt ganz klar zu sagen: "Ich fühle mich ganz ganz schlecht und brauche Hilfe."
Das glaubst du dir vermutlich selbst gar nicht, du musst also aus deiner Sicht beim Arzt lügen.

In meinen ersten VT Sitzungen dachte ich und sagte es auch, "mir geht es doch gut, warum bin ich überhaupt hier?", während die Tränen flossen. Die Therapeutin musste mir sagen, dass es mir (offensichtlich) nicht gut geht ...

Also, nimm deine Kraft (!) zusammen, gehe nochmal los und sage der Therapeutin "Ich bin krank und möchte gesund werden".

Alles Gute dir, deine Puk
*anonym*
Beiträge: 12
Registriert: 15. Mär 2012, 16:44

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von *anonym* »

Liebe Puk,

auch wenn ich es niemandem wünsche, tut es doch gut wenn man weiß es geht nicht nur mir alleine so.

Ich werde mir einen anderen Therapeuten suchen und hoffe, dass dieser mir menschlich besser zusagt.

Du hast recht, auch ich habe eine Art Fassade aufgebaut. Aber warum auch immer will man die doch aufrecht erhalten, es soll mir ja auch gut gehen und "Schwächen" sind ja auch unangenehm...

Vielleicht schaffe ich es ja, daran mit einem guten Therapeuten zu arbeiten.
jep

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von jep »

Hallo anonym,
ich war bei einer Psychiaterin, die auch Therapie anbietet. Sie wollte mich denn auch gleich therapieren, aber mir war sie viel zu oberflächlich, so wie du es beschrieben hast: 1000 Themen angeschnitten, und überall ein schlauer Tipp dazu....
Ich habe Mrs. Oberschlau am nächsten Tag angerufen, das ich bei ihr keine Therapie möchte, und mir eine andere gesucht. Heute hatte ich dort meine erste Sitzung, mir gehts grad nicht gut, aber ich habe das gefühl, bei der Frau werde ich weiterkommen.
Also finde ich deinen Plan dir jemand neues zu suchen richtig gut, hat keinen Sinn beim ersten Therapeuten hängenzubleiben, obwohl man nicht auf einer Linie liegt.
Und es nach 1 Sitzung beurteilen zu wollen, ob du eine Therapie brauchst oder nicht, finde ich reichlich gewagt. Denn am Anfang versuchen doch viele ihre Fassade aufrechtzuerhalten, das habe ich auch versucht und bin grandios gescheitert .

Alles Gute
fee
*anonym*
Beiträge: 12
Registriert: 15. Mär 2012, 16:44

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von *anonym* »

Liebe Fee,

es ist schon wirklich schwer jemanden zu finden der einem menschlich liegt und dazu gut ist in dem was er tut. Besonders wenn man nicht ewig auf einen Termin warten will...

Ich hatte vor ein paar Tagen ein Vorgespräch mit einem Therapeuten. Er hat einen Test gemacht, wie stark die Depression ist (und sie ist stark). Das hat die andere nicht gemacht. Außerdem hat er mich "durchschaut". Er hat mein Verhaltensmuster erkannt, und dass in Worte gefasst was ich selbst nur gelebt habe aber nicht bewusst so gesehen habe. Auch mit medizinisches Hintergrundwissen kann er punkten. Ich freue mich richtig auf die erste Sitzung nächste Woche...

Schön, dass auch du jemanden gefunden hast bei dem du diesmal ein gutes Gefühl hast. Wir schaffen das

Alles Gute für dich!
jep

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von jep »

Hallo anonym,
dann wünsche ich dir viel Erfolg. Auch wenn wir beide erst eine Kennenlern-Sitzung hatten, ich denke der erste Eindruck ist extrem wichtig. Der war beim ersten Versuch-dem gescheiterten- schon beim Betreten des Zimmers hinüber-alles in lila inclusive einem lila Plüschschsofa- hat dann zum Rest gepasst .
Berichte mal dann wie es war-ich bin aber erstmal vom 3. bis zum 13. 4.in urlaub.
Alles Gute
fee
cp
Beiträge: 1
Registriert: 1. Apr 2012, 17:08

Re: Schluss nach einer Sitzung??

Beitrag von cp »

Hallo in die Runde.
Als ich 2010 beschloss zum Therapeuten zu gehen, hatte ich zu dem Zeitpunkt "nur" Schwindelanfälle, Herzrasen und vereinzelt Panikattacken. Mir war es damals herzlich egal, ob mir die Nase des Therapeuten passt, oder wie das Zimmer eingerichtet ist.
Ich wollte Hilfe. Weil ich gemerkt habe, dass da irgendetwas gewaltig aus dem Ruder läuft.
Nun - die ersten Therapiestunden waren auch bei mir recht oberflächlich, förderten aber die Vermutung zu Tage, dass ich aufgrund meines Arbeitspensums von ca. 12 täglich, auf ein "Burnout" (bäh - ich mag dieses Wort nicht) zusteuerte. Jetzt, nach über 1 1/2 Jahren Einzeltherapie, einem Totalzusammenbruch, einer Seltbsteinweisung in die Psychiatrie, 10 Wochen stationärer Psychotherapie und mit 300mg Venlafaxin täglich, weiss ich, dass ich unter einer rezidivierenden Depression leide. Mein Denkmuster, nicht gut genug bzw. perfekt zu sein, tut sein übriges. Heute weiss ich auch, dass er damals schon Warnungen ausgesprochen hat, worauf es bei mir wahrscheinlich hinaus läuft. Ich habe es nur nicht hören wollen.
Von meinem Therapeuten erwarte ich daher keine Wunder. Ich selbst muss an mir und meinen Denkmustern arbeiten. Er kann mich dabei nur unterstützend begleiten und mir gelegentlich "den Kopf waschen", wenn ich wieder einmal auf dem Holzweg bin und mich in die richtige Richtung schupsen.
Kurz, was ich damit sagen will, nicht umsonst zahlt die Kasse bis zu 5 Probestunden beim Therapeuten. Gebt euch, den Therapeuten oder den Gruppen die Chance und die Zeit (!) euch näher kennen zu lernen.
Niemand von uns kann Gedanken lesen und gerade wir Depressiven sind wahre Meister im Überspielen von Emotionen.

Liebe Grüße
Iphigenia
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