Schwangerschaft in der Depression

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kleene_sue
Beiträge: 418
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Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von kleene_sue »

Hallo liebe Forianer,
wie schon das Topic meines Themas verrät: bin ich schwanger (7. SSW) und psychisch stabil.

Ich möchte gerne mit Euch darüber reden, wie es mit einer Schwangerschaft und deren daraus resultierenden Veränderungen im Leben eines depressiven Menschen vorangeht. Bedeutet es das Gleiche, wie bei gesunden Menschen oder muss es mit Vorsicht genossen werden?!

Die Schwangerschaft war geplant und wir freuen uns sehr darüber. Wir hätten aber auch nicht gedacht, dass es so schnell klappt und ich es so schnell mitbekomme. Leider ist die Kündigung meines Jobs dazwischen gekommen, was mir in Sachen Finanzierung ein bisschen den Kopf zerbricht (auch wenn mein Partner nicht schlecht verdient).

Ich weiß, dass ich trotz meiner schlechten Kindheit/Jugendzeit und meiner momentanen schwierigen Familienverhältnissen, sehr viel Liebe zu verschenken habe und es einfach was Wunderbares ist, an welches ich nicht zweifeln werde.

Der eigentliche Gedanke, welcher mich bewogen hat hier zu schreiben, war ein Kommentar meiner Neurologin vor ca. einem ½ Jahr: „Sie sollten mind. 2 Jahre die Tabletten nehmen und mind. 1 Jahr eine Therapie machen, damit sie nicht in einer schweren depressiven Phase ein Kind groß ziehen und dann ihre „Launen“ an ihm auslassen.“ (Habe nur ½ Jahr Tbl. genommen und seit 4 Monaten nicht mehr und mir geht es sehr gut ohne und seit ¾ Jahr mache ich meine 2. Therapie) … Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bis heute nicht weiß, wie ich mit diesem Satz umgehen soll. Und gibt es denn nicht auch trotz dieser Fakten eine „Gefahr“.

Ich würde mich über Anregungen sehr freuen und hoffe, dass es nicht wieder (wie beim letzten Mal) um meine Entscheidungen im Leben geht (Jobwechsel etc.), die kritisiert werden. Denn: es ist nun mal so!!

Vielen Dank und ein schönen warmen Sommerabend
~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
St.Ch
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Registriert: 30. Aug 2011, 10:54

Re: Schwangerschaft trotz Depression??

Beitrag von St.Ch »

Hallo SchUE,

Zuerst mal, Herzlichen Glückwunsch
natürlich möchte ich deine Entscheidung nicht kritisieren, ein Kind zu bekommen ist, wie du selbsst geschrieben hast, etwas Wunderbares.
Aber möglicherweise ist Vorsicht geboten. Depressionen können vererbt werden, oder zumindest die Veranlagung. Mir selbst ist es so ergangen. Ich habe mein Leben lang unter den Depressionen meines Vaters gelitten. Aber das ist nicht alles. Deine Depression kann sich auch schon während der Schwangerschaft auf dein Kind auswirken. Auch da rede ich aus Erfahrung. Das muss natürlich nicht sein. Es sind nur so Dinge, die du jetzt während deiner Schwangerschaft und später, wenn das Kind geboren wurde, beachten solltes.

Alles Gute wünsche ich euch
Kaya
Rede, damit ich dich sehe (Sokrates)
kleene_sue
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Re: Schwangerschaft trotz Depression??

Beitrag von kleene_sue »

Hallo Kaya,

Danke :o)

Hast du unter die Depressionen deines Vater gelitten oder hast du die Depression mit vererbt bekommen?? Und wie genau soll ich drauf achten??

Natürlich wusste ich das schon und mir war auch klar, dass dieses Argument kommt (was natürlich nicht schlimm ist), aber hieße es dann nicht, als Depressive gar kein Kind zu bekommen, den auch wenn man an alles denkt, ist doch auch die Wahrscheinlichkeit groß, natürlich nicht so groß, wie bei einer gesunden Frau bzw. Mann. Aber ist die Depression auch vererbar, selbst, wenn es von einer schlimmen Kindheit kommt?!

LG
~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Mutter

freu dich auf dein Kind,wenn wir abwägen wollen,wer was wem und wie vererbt,dann können wir keine Kinder mehr großziehen.
Keine Kraft im Leben ist so groß wie die,die jetzt in dir wächst.
Lass es dir gut gehen,freu dich auf die Schwangerschaft,es ist sehr spannend,Sorgen wirf zum Fenster raus.
Den Satz deiner Neurologin kann ich nicht nachvollziehen,was will sie wissen von deiner Mutterrolle.
Gerade Frauen mit einer schwierigen Geschichte werden oft sehr gute Mütter,sie schätzen das Glück einer Schwangerschaft und
Geburt viel höher.
Lass dich nicht verunsichern,hör auf deinen Bauch,er sagt dir alles was du wissen mußt.

von Herzen alle guten Wünsche
anna54
kleene_sue
Beiträge: 418
Registriert: 28. Jan 2009, 19:27

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von kleene_sue »

Vielen lieben Dank Anna, wunderbare Worte, die mich noch mehr bestärken, in dem was ich will, tun werde und in mir wächst.

Vielen lieben Dank nochmal!!
~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
St.Ch
Beiträge: 29
Registriert: 30. Aug 2011, 10:54

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von St.Ch »

Liebe SchUE,

ich habe darunter gelitten. Es gab soviele schlimme Situiationen, dass ich schließlich selbst depressiv wurde, man kann wohl sagen, dass meine Kindheit sehr schwierig war. Was natürlich nicht heißen soll, dass es deinem Kind auch so ergehen wird, das wollte ich damit nicht sagen. Ich meinte auch nicht, dass wir nie Kinder bekommen dürfen. Um Himmels Willen O.O
Ich habe lediglich aus meinen eigenen Erfahrungen berichtet. Mein Vater zum Beispiel ist depressiv, weil meine Großmutter es ist.
Ich denke, dass Anna mit allem, was sie geschreiben hat, Recht hat. Ich hatte auf keinen Fall die Absicht, dich zu verunsichern.

LG Kaya
Rede, damit ich dich sehe (Sokrates)
aseia
Beiträge: 72
Registriert: 7. Jul 2007, 19:21

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von aseia »

Guten Abend,

herzlichen Glückwunsch ich wünsche Dir und dem Baby alles Gute.
Ich selbst bin mitten in der Depression gewollt schwanger geworden und habe es leider nicht ohne ein Antidepressivum geschafft aber zumindest versucht.
Ich interpretiere den Satz Deiner Therapeutin durchaus nicht negativ sondern fürsorglich.

Ein Baby zu bekommen, zu haben und zu umsorgen ist wunderbar aber auch anstrengend.so sehr ich mich über meine Tochter gefreut habe bin ich doch immer mal wieder an meine Grenzen gestossen und es passiert auch heute immer mal wieder.

Meine Tochter ist inzwischen 7 Jahre alt und ich habe mich immer bemüht, ihr eine liebevolle Mutti zu sein.Leider muß ich auf Dauer mein Antidepressivum nehmen und nur so gelingt es mir, einigermaßen stabil zu sein.

Du weißt ja sicherlich selbst, dass die Gefahr einer "neuen" depressiven Phase immer besteht und ich denke, Deine Therapeutin wollte, daß Du mit größt möglicher Stabilität in eine Schwangerschaft "startest".
Wenn Du Dich jetzt stabil fühlst, dann ist es doch gut so.Du wirst sicherlich erkennen wenn es anders sein sollte und Dir dann Hilfe suchen.
Laß Dich von diesem Satz nicht in Grübeleien stürzen sondern genieße, daß es Dir jetzt gut geht.
Alles Gute

aseia
kleene_sue
Beiträge: 418
Registriert: 28. Jan 2009, 19:27

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von kleene_sue »

Liebe(r?) Kaya,

die Verunsicherung habe ich auch, ohne deine Worte. Man macht sich bzw. man sollte sich bei jedem Scheidepunkt im Leben so seine Gedanken machen und auch das Positive dran sehen. Und ich bin gerade selber erstaunt, was ich hier Optimistische schreibe, denn das ist nicht meine Art. Aber ich weiß und ich merke, dass diese Veränderung in meinem Leben was Wunderbares ist und es mir jetzt (auch trotz den körperlichen Veränderungen *fg) schon unheimlich gut tut und ich mich so sehr drauf freue, dass ich das bis jetzt nie erwartet habe. Schließlich bin ich depressiv und wir haben sehr intensiv und realistisch vor unserer Entscheidung unsere Gedanken, Ängste und Wünsche ausgetauscht und eben jetzt gemerkt, dass es der beste Zeitpunkt ist.

Aber gibt es den besten Zeitpunkt überhaupt?? Sicher, wie schon oben geschrieben, bin ich auf Jobsuche und wer weiß, wie das endet. Wenn das jetzt nicht so wäre und wir erst nächstes Jahr schwanger geworden wäre, wer weiß, was dann noch „dazwischen“ gekommen wäre?!

Ich bin stolz und froh, dass mein Partner gemeinsam mit mir eine Familie gründen will, trotz meiner Krankheit. Ich habe mit ihm Gestern auch nochmal diskutiert und nachgefragt, ob er den weiß, dass diese Krankheit vererbt werden kann und ich wohl auch noch weitere Tiefs in meinem Leben ertragen könnte (nicht muss!) und er meinte nur, dass er findet, dass ich momentan stabil bin und das kein Grund sei, keine Familie zu gründen, den auch gesunde Menschen können krank werden und man müsse das Beste aus dieser Situation machen. Herrlich, oder? ;o)

Momentan ist meine Schwangerschaft ein wichtiger und auch sehr intensiver Faktor in meinem Leben, da ich bis Ende September noch Zuhause krankgeschrieben bin. Daher bekomme ich viele körperliche und psychische Veränderungen mit und wenn mein Freund abends von der Arbeit kommt will ich natürlich drüber reden und versuche auch nicht zu sehr aufdringlich zu sein, schließlich hat er ein anderes Leben neben uns. Nicht einfach, aber ich denke ich schaffe das. Und ich habe noch für mind. 1 Jahr einen Therapieplatz.

Hallo aseia,

Danke :o). Ich denke auch, dass ihr Satz fürsorglich gemeint war, aber oft macht der Ton die Musik.

Wie schon oben geschrieben, was ich, dass es eine unheimlich große Verantwortung ist, ein Leben lang. Als mich meine Therapeutin gefragt hat, wie ich wohl denke, wie mein Leben nach der Geburt aussehen könnte, konnte ich es ihr nicht sagen. Ich hätte es vor der erfahrenen Schwangerschaft sagen können und sie meinte dann nur, dass Schwangere oft in der Zeit nur an die Gegenwart denken „können“ und mit spätestens der Geburt die Realität auf sie zukommt.

Wieso sagst du, dass du LEIDER dein Antidepressivum nehmen musstest bzw. nehmen musst? Wenn es nicht stabilisiert, finde ich nicht, dass man das negativeren sollte. Sicher, wäre es schön ohne diese Tbl. auszukommen, aber du tust doch mind. etwas dafür, dass es Dir gut geht!!

„Laß Dich von diesem Satz nicht in Grübeleien stürzen sondern genieße, daß es Dir jetzt gut geht.“ -> Danke, ich versuche es.
~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
kleene_sue
Beiträge: 418
Registriert: 28. Jan 2009, 19:27

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von kleene_sue »

Hallo liebe Forianer,

ich wollte nur mal von der Reaktion meiner Familie auf den Nachwuchs berichten:

Da ich seit März diesen Jahres keinen Kontakt mehr mit meiner Mutter hatte, habe ich mit meinem Freund und meiner Therapeutin hin und her überlegt, wie wir es ihr am Besten sagen, ohne, dass ich groß enttäuscht werde.
Wir haben uns für den persönlichen Weg entschieden und einen Treff ausgemacht. Da mir mein Freund versicherte, dass er voll und ganz hinter mir stehen wird (große Liebeserklärung, ging runter wie Öl *gg), habe ich mir allen Mut zusammen genommen. Und ihr werdet es kaum glauben, glaube es immer noch nicht selber: sie freut sich!! Ja, sogar so sehr, dass sie heftigst weinen musste, dann meine Schwester mit und ich dann natürlich auch ;o). Sogar die Erstausstattung wollen sie übernehmen.
Wir wollen es erst einmal ruhig mit der Kontaktaufnahme angehen lassen, ohne jegliche Erwartungen dem Anderen gegenüber und ich habe mir vorgenommen ihr nach jeder Vorsorgeuntersuchung eine SMS zu schicken.

Meine Schwiegereltern higegen sind etwas verhalten, weil ich momentan arbeitslos bin und sie große Befürchtungen haben, dass wir das nicht packen werden (aber wir haben uns schon informiert über alle mgl. Finanzierungen und es klappt!!). Fühle mich ihnen gegenüber etwas schuldig, aber auch sie haben ja noch bis zur Geburt Zeit sich dran zu gewöhnen.

Ansonsten werde ich es natürlich in meiner Therapiestunde ansprechen und ich denke, meine Therapeutin wird große Augen machen, wie meine Familie reagiert hat, den auch sie hat nichts Gutes erwartet.

Guts Nächtle
~ Denken ist schwer und das besonders für den, der es kann. ~
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe werdende Mutter

ich freu mich für dich!!!
Alle guten Wünsche
anna54
justforus2
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Registriert: 16. Aug 2011, 20:40

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von justforus2 »

Hi, du,
ganz herzlichen Glückwunsch!!!
Ich kann zu dir pers. nicht viel sagen, kann aber dazu vielleicht beitragen, dass ich 7 Kinder habe, die ersten beiden mit Depris und ich festgestellt habe, dass es mir psychisch in den Schwangerschaften sogar am allerbesten gegangen ist. Schon das Progesteron tut ja das Seinige...und wenn du schaust, dass du dein Kind dicht bei dir hältst, ist die Gefahr einer Wochenbettdepri auch gemildert (ich hatte nicht eine)...

Ganz viel Glück!!!

SilA
Diagnosen: Depressionen, Angststörungen
kleene_sue
Beiträge: 418
Registriert: 28. Jan 2009, 19:27

Re: Schwangerschaft in der Depression

Beitrag von kleene_sue »

Hallo ihr Beide,

danke für eure Glückwünsche!!

Und ja, ich merke auch, dass ich viel, viel, viel gelassener bin ;o) und auch weiß, dass es schwangerschaftsbedingt sein kann, wenn es mir mal nicht gut geht, zumal ich immer noch Therapie mache, die mich sehr gut auffängt (sowie mein Partner).

LG
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