Psychische Probleme bei Migranten

Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von Antiope »

Danke - ich leide nicht an Borderline.

Und ich habe selbstverständlich ein glückliches zufriedenes vollständig ausgeglichenes Leben in der reichen Oberschicht mit Eltern, die mich versorgt und verwöhnt und geliebt haben, wo es nie Missbrauch, Schläge, Entbehrungen gab, mit glücklichen zufriedenen wohlhabenden Geschwistern, lebe ein wunderbares Arbeitsleben in einem erfüllenden herausfordernden vollkommen stressfreien Beruf, in einem großen Freundeskreis, bin geschätzt und geachtet ...
Brennessel
Beiträge: 85
Registriert: 30. Apr 2011, 16:18

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von Brennessel »

> Philipinen und Thailand hat mich die letzten knapp 30 Jahren wieder aufgebaut - was in Europa nie möglich gewesen wäre.

Anscheinend sucht sich jeder einen Heilungsweg aus, der ihm am ehesten passt, also seiner Gesamtkonstitution entgegenkommt. Daß das bei Dir nur im Fernen Osten möglich sein soll, hat mit Deiner ganz speziellen Beschaffenheit zu tun; und ich habe das ungute Gefühl, daß Du uns das als einzigen Weg suggerieren möchtest, und das mißfällt mir, ich mag es nicht, auch nur verdeckt missioniert zu werden.

Wenn eine Gemeinschaft hierarchiefrei ist, warum kennt sie dann Laien und Vorsteher? Oder ist das auch etwas, was nur Erleuchtete kapieren können?

Warum verweist Du urplötzlich auf Borderline? Borderline ist eine schwerwiegende Diagnose, zum einen. Zum anderen, bei weitem nicht jeder, der stürmisch reagiert oder sich offensiv Zudringlichkeiten verbietet, hat Probleme mit seinen Affekten.
Borderliner sind äusserst schwierige Persönlichkeiten, mein Vater ist einer, eine meiner Schwester ist mit grosser Wahscheinlichkeit Borderlinerin, und sie sind in vielen Situationen regelrecht gefährlich, und zwar bis hin zur Bedrohung von Leib und Leben, auch wenn es meist bei seelischen Grausamkeiten und einhergehender Gefühlskälte bleibt. Die Dresche, die diese dann tatsächlich gelegentlich verteilen, werden in einer Art Blackout ausgeteilt. D.h. mit anderen Worten, Borderliner haben u.U. eine für die Umwelt gefährliche Krankheit.
Es ist also nicht ungefährlich, mit Fachbegriffen um sich zu werfen, wenn man sich in einer Umgebung aufhält, in der viele labile Personen anwesend sind, die anfällig sind für Attacken, bei einer Selbstbeobachtung falsche Schlüsse ziehen und ggf. zu fatalen Reaktionen verführt werden.

Wenn Du also so ein Thema wie Borderline aufmachst, überlege doch erst mal, ob so eine beiläufig angelesene Übersicht zum Thema hier passend ist, erst recht, wenn man den Anschein haben muss, daß Du damit jemanden hier angreifst.

Cheers
Brennessel (wie der Name schon sagt...)
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von flora80 »

Hallo zusammen,

ich möchte zu Bedenken geben, dass es letztlich darum geht, dass man sich in der Situation (dem Land, der Stadt, dem Kontinent, etc.) in der man sich nun einmal befindet, zurechtfinden muss und lernen, wie man sein Leben DORT so gestalten kann, dass man eben die Krankheit bewältigen kann. Es hilft dabei oft wenig, sich Traumschlösser zu bauen und damit zu hadern, dass es anderswo ja viel einfacher und besser wäre. Entweder ich gehe dann eben zu diesem "Anderswo" oder aber (wenn das aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist) ich muss mich mit der aktuellen Situation auseinandersetzen und schauen, was ich vor Ort wie für mich gestalten kann. Das bedeutet auch, sich mit Dingen zu arrangieren, die eben einfach nun einmal anders sind, als man es vielleicht gern hätte. Es hilft wenig, immer wieder zu betonen, dass es ja in XY viel besser ist.

Im Hier und Jetzt mit den Dingen umgehen und leben und akzeptieren, was ich nicht ändern kann... Das ist der in meinen Augen passendere Weg. Und wenn ich damit so nicht leben kann, dann eben dort hin auswandern, wo es vermeintlich besser ist. Aber jede Kultur hat auch Nachteile... Ich persönlich würde nie im Leben in Phillipinen wohnen wollen und auch die dortige Lebensweise möchte ich nicht hier einführen... Für MICH wäre das garantiert nicht der Weg zum Glück. Der sieht ganz anders aus.

Flora
wütend

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von wütend »

Lieber Rakang

>>Was andere Länder anbetrifft habe ich keine ausreichende Erfahrung vor Ort, ich befürchte, dass vielerorts die psychische Situation ausserordentlich erschütternd ist.<<
Psychische Krankheiten sind allgemein sehr erschütternd, ganz gleich wo.
.

>>Was in Forschngsberichten steht ist die Tatsache, dass sogenannte Zivilisationskrankheiten in Asien weitgehend unbekannt sind (Herz Kreislauf Probleme, Diabetes, Übergewicht usw.).<<
Richtig. Und Herz Kreislauf Probleme, Diabetes, Übergewicht stehen immer in einem Zusammenhang, bedingen sich gegenseitig.
.

>>Weltorganisationen haben Phipippinen immer wieder nach qualifizierten sozialen Verfahren und Tests als eine der glücklichsten Nationen bezeichnet.<<
Hast Du einen Link/Quellennachweis?
.

>>Was hat nun Allergie mit Depression zu tun?<<
Rein garnicht.
.

>>Sehr viel, Allergie kann eine der Ursachen sein, wie auch Zivlisationserkrankungen.
Ich leider leider selber an Allerigen, man lernt das recht schnell zu erkennen. Ich habe mich über die verblüffend niedrigen Ergebnisse in Indien (und anderen Orten) selber sehr gewundert, dort sieht ein sehr grosser Teil der Bevölkerung nie im Leben einen Arzt. Also übersehen?<<
Allergien kann man durch Parasieten heilen, siehe meinen Link oben. Menschen die in ihrem Leben laufend mit Parasiten konfrontiert werden, entwickeln keine Allergien. Somit haben die Menschen in Indien keine Möglichkeit eine allergie zu entwickeln, weil sie täglich Wurmeiner, Drambaktierien und sonste Parasiten zu sie nehmen.
.

>>Nein. Sie ernähren sich in Indien anders, kein Fleisch, keine Wurst, kein Käse, nur Reis und Gemüse (vegetarsich) einerseits kulturell bedingt andererseits haben sie nicht das Geld dazu.<<
Richtig, und das ist derGrund warum sie keine Diabethes, übergewicht und Herzkreislaufgeschichten haben. Sie haben nicht das Geld für so viel Nahrung, um diese Krankheiten entwickeln zu können.
Aber wird der arme Inder wohlhabend, was auch des öfteren vor kommt, entwickelt er einen Wohlstandsbauch, oft Diabetes und bekommt einen Herzinfakt oder Schlaganfall. Ein wohlhabender Inder hat die gleichen gesundheitlichen Risiken wie ein Mensch im Westen.
.

>>Was mach Fleisch, Wurst und Käse, es enthält sogenannte Entzündungsmediatoren Histamin, Serotonin usw. - insbsondere in den Tropen - das sind die Stoffe die auch bei Allergien entstehen.<<
Das ist medizinischer Quark.
.

>>Depression könnte somit auch eine Form einer Zivilisationserkrankungen oder Allergie sein.<<
Sind sie definitiv nicht. Setze dich mal mit den Ursachen von psychischen Störungen auseinander. Du hast auf dem Gebiet einen gewaltigen Bildungsmangel.
.

>>Ich habe es ausprobiert, Wurst und Käse lasse ich weg, das ist ein sehr scmerzhafter und langer Proess komplett daraf zu verzichten, Es geht mir seitdem erheblich besser.<<
Das ist deine persönliche Eigenart und läßt sich nicht verallgemeinern.
.

>>Erkrankunen werden per Definition umschrieben.<<
Ja und? Gemüse auch.
.

>>Borderline werden mit erheblichen sozialen Bindungsdefiziten umschrieben, aber auch als liebevolle integrierte Menschen -<<
Aber nur auf den ersten Blick.
.

>>- somit könnten alle Menschen Borderline sein.<<
Wohl kaum.
.

>>Das Leben konfrontiert uns leider viel zu häufig mit unbefriedigenden oder leidvollen Situationen, aber das ist keine Erkrankung im strengen Sinn - <<
Richtig, abe es kann psychische Störungen auslösen, unabhängig in welchem Land und unter welcher Kultur wir leben.
.

>>Aber noch mal die konkrete Situation in Cebu City die ich kenne: das Leben ist dort sehr dicht und öffentlich, man bekommt alles mit und hat keine privaten Rückzugsräume. Typiche ausgeprägte Symptome bei Depression sind mir dort nie aufgefallen.<<
Die kann man auch sehr gut verstecken.
.

>> Ob andere weitere Erscheinungsformen den Begriff Depression abdecken bezweifle ich sehr.<<
Schau hier: http://www.angst-und-depri.info/depress ... ptome.html
.

>>In Cordova, einen Vorort auf Mactan liegen kleine extrem verarmt wirkende Ortschaften und die Männer gehen meist nicht zur Arbeit, schlicht weil sie den Transport dahin nicht finanzieren können. Eine Ausbildug für ihre Kinder kann sich niemand leisten. So verfügt jedes Haus eine Fahrradrikscha und warten pro Fahrt 5 Piso (ca. 1 Cent) stundenlang auf Kunden. Harz oder ein Euro Jobs sind dagegen Luxus, Philippinos ziehen sich auch dort nicht zurück, das Leben findet vor ihren Hütten satt und ist sehr bunt und vielfältig.<<

Ja, es sieht bunt und schön aus, wennn man so nicht zu leben braucht. Kinder mit Hungerbäuchen, Eltern die nicht wissen, wovon sie sie ernähren sollen.
.

>>In Europa würden wahrscheinlich alle Menschen in so einer Situation verzweifeln, ich war sehr erstaunt wie positiv diese Menschen mit ihren sehr harten Schicksal umgehen.<<
Man gewöhnt sich daran. Haben unsere Eltern nach dem Krieg auch gekonnt.
.

>>Das hat meine eigenen Probleme entscheidend relativiert. Die darin verborgene Botschaft für mich war, auch in derart real aussichtslosen Situationen könnte man ein befriedigendens leben führen - sofern man krankheitsbedingt eben kann.<<
Ja, sicherlich, wenn einem nichts anderes übrig bleibt, kann man so leben.

Wenn man erlebt hat mit wie wenig Menschen auskommen können, wenn sie müssen. Dann wird einem erst bewust wie gut es uns selber geht. Und das wirkt auch psychisch stabilisierend, das stimmt. Aber deshalb ist das Leben für die Menschen in einer extrem armen Gesellschaft noch lange nicht das goldene von Ei.
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von Antiope »

"Zivilisationskrankheiten" können auch nur in der ersten Welt gehäuft auftreten, weil wir das Glück haben, so alt zu werden, dass sie sich auswirken können.

Woanders stirbt das Kind an Bilharziose, Unterernährung, Kwashiorkor, an einem angeborenen Herzfehler, an einem Bruch, der sich entzündet hat, ...
Der Vater stirbt an Tbc, an Typhus, Cholera, Infektionskrankheiten als Folge von Mangelernährung, die Mutter im Kindbett zusammen mit dem siebten Kind, weil keine Empfängnisverhütung leistbar ist und weil niemand ihr helfen konnte, und weil sie aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes die Geburt nicht mehr überstand.

"Hartz-IV oder Ein-Euro-Jobs sind Luxus" - Mann Rakang, auf welchem Planet lebst Du eigentlich? Von was lebst Du? Zumindest Deine Frau verdient Geld. Ich wünsche Dir wirklich, mal von diesem Luxus zu leben. Gerne kannst Du auch fröhlich vor Deiner Hütte spielen.

Ach ja, es ist völliger Quatsch, das Vegan Leben ein schmerzhafter Weg ist - ich lebe seit 25 Jahren so. Ach ja, und trotzdem habe ich Allergien.

"Erkrankungen werden per Definition umgeschrieben." ICh weiß nicht, was Du damit sagen willst. Eine Definition ändert an der Erkrankung nichts. Wenn ich Diphtherie habe, schwebe ich immer noch in Todesgefahr, auch wenn man "Schafshusten" dazu sagt.
Definitionen sind Beschreibungen und Abgrenzungen von Begriffen. Aber das wurde schon gesagt. Aber Du gehst mit Deinem Begriffsmixen einfach weiter.

Was hat der Test von Szondi mit den psychischen Problemen einer Randgruppe hier in Deutschland zu tun? Tests sind Antworten auf bestimmte vordefinierte Fragestellungen zu Hypothesen. Selbstverständlich kann jeder halbwegs Intelligente einen Test konstruieren, der irgendetwas völlig Abstruses beweist. Es zeigt doch nur, dass man Statistiken, Testauswertungen und Daten einfach etwas massieren muss. (vgl. W. Krämer).

Situationen sind keine Krankheiten - das ist korrekt. Wie bereits bemerkt, sind Definitionen von Krankheiten von der Gesellschaft abhängig, in der sie stattfinden.

Was sind "typisch ausgeprägte" Symptome der Depression? Wie die Symptome sich zeigen, hängt (s.o.) von der Gesellschaft ab. In einer anderen Kultur kann sich dieselbe Krankheit ganz anders maskieren.
Um Depression festzustellen, musst Du genau Bescheid wissen, wie die kulturellen Normen sind, welche Belastungen dort sind, wie mit Krankheit umgegangen wird, was gesellschaftlich akzeptabel ist und was nicht.
In Europa ist Aggressivität weniger akzeptabel, in anderen Ländern bei Männern eher, bei Frauen noch weniger. Also kann hier ein Mann, der unter larvierter Depression leidet, hier noch diagnostiziert werden und erhält Hilfe, in Afghanistan wird er zum Attentäter oder zu jemandem, der regelmäßig seine Familie zusammenschlägt. Beides Mal ist die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit der Grund.

Wenn doch dieses Wortgeklingel und Begriffsmixen einfach mal durch Fakten, anstatt durch esoterische Weltsicht belegt werden könnte ...


-------
@Parson: Deine sachliche Auseinandersetzung mit diesen Thesen ist wirklich wunderbar und vorbildlich
Leider bin ich heute etwas wütend ...

Eine andere Frage: das "Goldene vom Ei" war an unserer Schule eine neu geprägte Redewendung. Ich habe sie bisher noch nicht wieder gelesen oder gehört. *mhm, nachdenk ...*
wütend

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von wütend »

Liebe Antiope,

das ist schon das dritte mal das Du mich lobst. Ich kann morgenfrüh nur noch mit Trankappe aus dem Haus, so rot ist mein Kopf.


>>Eine andere Frage: das "Goldene vom Ei" war an unserer Schule eine neu geprägte Redewendung. Ich habe sie bisher noch nicht wieder gelesen oder gehört. *mhm, nachdenk ...*<<
Ich nehme es mit den Redewendungen nicht so genau und verändere sie auch mal nach gut dünken.
Ich glaube nicht, das wir die selbe Schule besucht haben. Ich bin nämlich von 1976 - 1982 nur Hauptschüler gewesen, aber mit ganz ordentlichem Abschluß.
Erdgespenst
Beiträge: 99
Registriert: 2. Mai 2011, 16:52

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von Erdgespenst »

Ich habe zwar einen Migrationshintergrund, sehe das bei mir allerdings als unbedeutend an, denn davon abgesehen, dass ich deutscher Staatsbürer bin, fällt der Migrationshintergrund weder sprachlich noch optisch oder kulturell auf. Wenn ich nicht selber meine Herkunft anspreche, werde ich für einen alteingesessenen Süddeutschen gehalten.

Es gibt aber eine Erfahrung, die ich hier nicht verschweigen will: Ich habe einmal für ein halbes Jahr ein Praktikum in einem südlich gelegenen Schwellenland gemacht. Ich weiss nicht, woran es lag, aber die Symptome meiner Depression waren dort massiv reduziert. Ich betrachte diese Zeit auch als die glücklichste meines Lebens. Leider kamen bei einem ersten Zwischenaufenthalt in Deutschland die Depressionen mit voller Wucht zurück. Im Prinzip konnte ich in dieser Zeit in Deutschland überhaupt nichts zustande bringen, obwohl das Leben in Deutschland objektiv betrachtet sehr viel sorgenfreier ist.

Sicherlich gibt es in jedem Land Menschen mit Depressionen. Dennoch dürfte es einige kulturelle und geografische Faktoren geben, die Depressiven in manchen Ländern entgegen kommen. In diesem Schwellenland herrschte bezüglich der Arbeitsleistung eine sehr geringe Erwartungshaltung, was vielleicht den Teufelskreis aus geringem Antrieb und geringem Selbstwertgefühl durchbrechen kann. Davon abgesehen sind die Einheimischen äusserst kommunikativ und es ist praktisch unmöglich, sozial isoliert zu sein. Die äusserst konservative Sexualmoral vor Ort hat auch keinen Druck erzeugt, wenn man halt kein "Weiberheld" ist. Im Gegenteil, dass ich jeden zweiten Abend ausgedehnte Skype-Gespräche mit meiner Freundin geführt habe, wurde äusserst anerkennend aufgenommen.

Nicht zuletzt denke ich, dass auch die Sonneneinstrahlung südlicher Länder deutlich positive Auswirkungen auf Depressionspatienten hat. Bei Depressionen wird ja einer erhöhten Lichtzufuhr auch eine lindernde Wirkung nachgesagt.

Jedenfalls glaube ich durchaus, dass die geografische und kulturelle Konstellation bestimmter Länder vielen Depressiven entgegen kommt und in manchen Ländern die Depression daher seltener durchschlägt. Bei einem Wechsel in eine lichtarme und eher kommunikationsscheue Umgebung wie Deutschland kann die depressive Veranlagung dagegen dann durchschlagen.

Auch die genetische Komponente sollte da nicht gleich aus den Augen gelassen werden.

Richtig ist zwar, dass Daten aus Entwicklungs- und Schwellenländern mit Vorsicht zu geniessen sind, weil dort einfach die Datenerhebung äusserst problematisch ist. Aber beispielsweise leiden Kanadier isländischer Herkunft deutlich seltener an der saisonalen Depression, als andere Kanadier, was durchaus genetische Ursachen haben dürfte.

Hier sind mal zwei Links zu recht interessanten Artikeln:

Depressionen in Island:
http://www.spiegel.de/spiegel/unispiege ... 62621.html

Licht und Depressionen:

http://www.med.uni-jena.de/klinikmagazi ... stunde.htm
Erdgespenst
Beiträge: 99
Registriert: 2. Mai 2011, 16:52

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von Erdgespenst »

Also zum Thema "Allergie" kann ich nur sagen, dass ich meine Allergie durch einen längeren Aufenthalt im Kaukasus stark gemildert habe: Als ich losgereist bin, hatte ich bereits allergisches Asthma, Cetirizin & Co. schlugen gar nicht mehr an. Heute leide ich nur noch unter einem leichten Heuschnupfen, was sich durch eine geringe Dosis rezeptfreier Antiallergika ausschalten lässt. Was mich geheilt hat, weiss ich nicht, aber die Allergie ist tatsächlich fast weg.
Am Käse kann es allerdings nicht liegen. Der gehörte nämlich auch im Kaukasus zu meinem Speisseplan, er ist dort Teil der traditionellen Ernährung.

Ansonsten warne ich vor einer nicht allzu objektiven Romantisierung: Mir persönlich ging es dort besser. Meine Allergie machte keine Probleme mehr (es gab wohl auch keine Allergene in der dortigen Luft) und meinen Depressionen hat der Aufenthalt auch geholfen. Aber:
Ich wusste, dass ich jederzeit zurück nach Deutschland konnte und mir das gute deutsche Gesundheitssystem offen stehen würde, wenn mir z.B. ein Arzt Krebs diagnostizieren würde. Eine größere Operation würde ich wenn möglich nur in Deutschland und nicht im Kaukasus machen lassen. Damit hat mir eine wesentliche Sorge der Einheimischen gefehlt. Ich wusste auch, dass ich problemlos in Deutschland unterkommen kann, wenn ein politischer Konflikt im Land eskaliert und ich kann damit rechnen, dass ich wohl auch im Alter nicht von 7 Euro im Monat leben muss. Sprich: Mir fehlten jene Sorgen, die bei den Einheimischen - ob nun im Kaukasus oder in Indien - durchaus psychische Probleme machen können.

Insgesamt glaube ich schon, dass die Deutschen sorgenfreier leben können, als die meisten Menschen auf der Welt. Ein Vergleich der durchschnittlichen Lebenserwartung oder der Kindersterblichkeit spricht ja auch Bände. Aber konkret bei durchschnittlichen Depressionspatienten dürfte eine Gesellschaft in der sich jeder leidenschaftlich um jeden kümmert, heilsam sein.

Das aber auch ausdrücklich nur subjektiv: Mal ein Beispiel: Ich habe sehr viel Zeit mit Telefonaten mit meiner Freundin verbracht, was sich sehr schnell herumgesprochen hat und als Indiz für eine "treue Seele" gewertet wurde. Aber was, wenn ich homosexuell gewesen wäre? Auch das hätte sehr schnell die Runde gemacht und zwar nicht unbedingt zu meinem Vorteil. Daher sage ich ausdrücklich: Mir persönlich ging es dort wunderbar. Es mag aber viele Menschen geben, die sich dort vielleicht psychische Krankheiten überhaupt erst eingefangen hätten.
Annettegehring
Beiträge: 293
Registriert: 29. Nov 2010, 07:53

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von Annettegehring »

Hallo,

ich erlebe quasi das Umgekehrte, sprich wie "Migranten", zu allererst meine türkischen Nachbarn, mir aus der Depression heraushelfen.

Diese "Jeder-für-sich-Gott-gegen-alle"-Haltung der meisten Deutschen ist sehr depressionsfördernd.
Ich seh das jetzt mit Sicherheit nicht nur "verklärt" mir sind auch die Probleme durchaus bewusst.

LG
Annette
Rakang
Beiträge: 82
Registriert: 30. Apr 2011, 19:26

Re: Psychische Probleme bei Migranten

Beitrag von Rakang »

Hallo Brennessel,

Herzlichen Dank für die vielen Anregungen. Auch Gespräche mit meiner Frau zeigen immer wieder andere Perspektiven, wie hier eben auch.

Ich wollte lediglich eine andere Sicht versuchen, unter den Fachtexten Borderline werden u.a. auch Betroffene mit sozial angemessenem Verhalten beschrieben - insofern könnte man aufgrund dieser Definition auf die Idee kommen, alle seien Borderline.
Die Gesundheitsindustrie setzt in ihrer Definitionshoheit künstliche Horizonte, überall sei z.B. ein prozentualer gleicher Level an diversen Erkrankungen zu finden - was so nie stimmen kann.

Harz Empfänger erhalten eine extrem bescheidene Grundsicherung (die ich für extrem unzureichend und ungerecht empfinde), in Philippinen reicht das Einkommen der meisten Menschen gerade einmal für Reis mit Sch…, die Miete, Strom Wasser usw. können sie nicht zahlen.

Ich rate nicht dazu nach Philippinen zu gehen, sondern versuche meine Erfahrungen einzubringen. Es werden gelegentlich Therapien mit ähnlichem Inhalt z.B. ganz unten in Indien mit Erfolg berichtet.

Was Allergien anbetrifft zähle ich diverse Einflüsse auf, die man versuchen kann, leider gibt es mindestens 50.000 Varianten so das Lehrbuch, davon können lediglich 500 leidlich mit vielen offenen Fragen festgestellt werden.

Meine persönliche wirtschaftliche Situation ist (noch) nicht schlecht, vor dreißig Jahren habe ich die Familie meiner Frau auf den Philippinen inklusive schuldenfreies Haus voll finanziert - insb. Ausbildung der Kinder. Das geht heute nicht mehr.

Die Preise sind in Deutschland gestiegen, das Einkommen steigt viel langsamer oder stagniert seit weit über 10 Jahren. Ich kaufe stets sehr preisbewusst und habe auf immer mehr schöne Dinge in den letzten Jahren verzichtet. Die Lebenshaltungskosten haben sich bei mir die letzten 10 Jahre mehr als verdoppelt.

Meine Frau hat es leider auch sehr schwer erwischt und kann nicht mehr arbeiten.
Antworten