Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Melina
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Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Melina »

Hallo zusammen,

ich möchte gern mal etwas loswerden.

In Zusammenhang mit meiner Depression stellt sich mir immer wieder die Frage,
wie beziehungsfähig ich eigentlich bin.

Ich denke, dass soziale Beziehungen und Aktivitäten im Allgemeinen eigentlich
wichtig sind und gut tun können. - Anstelle von Isolation und Einsamkeit.

Zur Zeit habe ich Schwierigkeiten und einen Konflikt im Umgang mit alten
Freundschaften, die ich offenbar kaum noch aufrecht erhalten kann.

Viele Grüße
Melina
wennfrid
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von wennfrid »

Hi Melina
Ich kann dich gut verstehen, denn ich bin überzeugt, dass es sehr viele "Schönwetter-Freunde" gibt. Freunde, die da sind, wenn es dir gut geht und verschwinden, wenn sich ein Gewitter am Horizont ankündigt. Ich denke, dass solche Freunde keine echten Freunde sind. Ein echter Freund ist da, wenn du einsam, krank, hungrig oder voller Angst bist. Er steht dir bei und hält die den Spiegel der Ehrlichkeit vor.
Einen ehrlicher Freund zu bekommen, funktioniert am Besten, wenn man selber einer ist.
Schönen Sonntag
Viel Kraft und Energie

Fridolin
kormoran
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von kormoran »

hallo melina,

das thema beschäftigt mich auch seit jahren ... eine zeitlang war ich ziemlich "abgetaucht" und hatte auch einige freundschaften aufgegeben. da hatte es anlässe gegeben, zu denen ich empfunden hatte: das ist keine freundschaft, da fehlt das vertrauen, die ehrlichkeit.

später, als es mir langsam besser ging, konnte ich das mit etwas abstand und auch selbstkritisch betrachten. für mich hat sich gezeigt, dass teilweise ich selbst eine falsche sichtweise hatte. ich habe mich teils abgelehnt oder vielmehr, nicht verstanden gefühlt, alleingelassen. bei manchen konnte ich aber später feststellen, dass das an meinem eigenen empfinden lag, auch an meiner unfähigkeit, mich in meiner depression zu äußern. wie es mir geht, was ich brauche. teils hatte ich auch einfach viel zu hohe erwartungen.

ich habe dann wirklich "sortiert".
ich habe bewusst manche dieser alten "freundschaften" auslaufen lassen, weil ich gemerkt habe: da ist von beiden seiten nicht wirklich das ehrliche, tiefergehende interesse am anderen, das eine freundschaft ausmacht.

einige andere aber habe ich nach und nach wieder aufgebaut, weil ich den eindruck hatte, hier lohnt es sich - da war es auch notwendig, eigene fehler offen zuzugeben, zu erklären, wie es mir damals gegangen ist, dass ich jetzt wieder neu bereit bin zur freundschaft. dazu gehört auch, sich mit der depression zu outen, anders gehts wohl nicht in "richtigen" freundschaften.

wenn das teil einer gruppe ist - die situation habe ich leider auch - dann ist das ein balanceakt. ich denke: wenn man mit einer person wirklich befreundet ist und mit den anderen halt früher oft mit war, aber nicht so verbunden ist, dann wird das auch klappen, die eine freundschaft fortzuführen und den kontakt zu den andren langsam einschlafen zu lassen - oder ganz lose aufrechtzuerhalten. dann geht man halt zum einen oder anderen fest, mehr nicht.

ist natürlich immer noch etwas schwierig - ich denke immer, die reden dann untereinander über mich; und es ist störend, wenn der freund/die freundin dann überlegen muss, wo er/sie mich mit einladen kann usw.

was mir leider immer noch schwerfällt, ist solche dinge zu klären, wo ich tatsächlich verletzt wurde - so wie du erwähnst, dass man sich negativ über dich geäußert hat.

eigentlich sollte man das ansprechen und klarstellen, dass man das scheiße findet. vielleicht kommt in einzelnen fällen sogar raus, dass es ein missverständnis war, und dass man wieder aufeinander zugehen kann. und sonst hat man eben wirklich klar abgeschlossen.
mir gelingt das noch nicht

liebe grüße
kormoranin
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Antiope
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Antiope »

Hallo Melina,

ich denke, Deine Freundschaften sind es wert, aufrecht erhalten zu werden. Aber versuche die Kontakte, wenn auch lose, zu halten.
Vielleicht kannst Du einfach auch sagen, dass Du im Moment nicht soviel abkannst. Dass Dir oft die Kraft fehlt. Aber dass Dir die Leute wichtig sind, sehr sogar, und dass das Zurückziehen nicht mit ihnen zu tun hat. Dass Du Dich immer freust, sie zu sehen, eingeladen zu werden, und gerne dabei sein möchtest, aber manchmal, wenn es Dir nicht gut geht, nicht kannst. Ich würde da versuchen, etwas offen zu sein.

Die dummen Bemerkungen gibt es immer. Ich hoffe, dass trotzdem genügend Leute dabei sind, die Deine Offenheit schätzen und Dich weiterhin einladen. Vielleicht könnt ihr einen Handel ausmachen, dass sie Dich einfach manchmal mitnehmen, egal, wie es Dir geht? Oder Du nimmst Dir vor, jede zweite Einladung anzunehmen?

Es ist ein tierischer Balanceakt.
Versuche es, gib Dir eine Chance und den anderen auch. Vor allem, da ihr schon lange zusammen unterwegs seid.

Bei mir war es halt so, dass ich von heute auf morgen von meinen Freundinnen verlassen wurde, weil ich bei der einen nicht mehr zur Wohnzimmertapete passte, bei der anderen nicht mehr genug ihre Krankheit gewürdigt und bedauert habe. Meine Depression (major Depr.) war bei denen nur Einbildung, weibliche Hysterie und Schwäche. Obwohl ich kaum darüber gesprochen habe. Wie auch - ich konnte kaum mehr reden ...

Und ich habe eine solche Gruppe vermisst. Und vermisse sie heute noch. Aber jetzt bin ich in einem Alter, wo sich sowas nicht mehr findet.
miguth
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von miguth »

Hallo Melina,
wissen denn Deine Freunde und Bekannten, dass Du an einer Depression leidest ?
Wer um die Krankheit weiss und sich dann von Dir abwendet, ist wohl nicht mehr als Freund zu bezeichnen. Ich tue mich auch schwer, mich gegenüber meinen Freunden zu outen und nehme daher in Kauf, die Kontakte abzubrechen bzw. nur noch auf das Nötigste zu beschränken. In dem Fall kann ich es meinen Freunden allerdings nicht übel nehmen, wenn Sie sich von mir distanzieren.
Habe aber das Glück, eine intakte Familie um mich herum zu haben. Hätte ich die nicht, wäre ich sicherlich auch sehr einsam. Das große Problem ist meines Erachtens jedoch die Tatsache, dass viele Unbeteiligte mit der Krankheit Depression nichts anfangen können. Mir ging es genau so, als ich vor Jahren damit konfrontiert wurde, als sich ein guter Bekannter als Depressiver geoutet hatte. Man gilt dann schnell als "verrückt" und die Freunde begegnen einem mit Skepsis und Unsicherheit. So waren zumindest meine Erfahrungen, als ich selbst noch nicht betroffen war. Da es mich zu sehr anstrengen würde, mir über mehrere Stunden die Maske meines alten "Ichs" aufzusetzen, bleibe ich solchen Veranstaltungen lieber fern. Ich lass´ mich noch ab und zu bei meinen Sportfreunden sehen. Da kriege ich es hin, mich eine Stunde zusammen zu reißen und zu laufen. Danach bin froh, wieder zu Hause zu sein. Ob es nun wirklich besser ist, sich zu outen, weiß ich immer noch nicht so richtig. Ich tue mich nach wie vor sehr schwer damit. Denn hat man es einmal getan, ist man m.E. für immer gebrandmarkt.
Ob dies nun besser ist, als die ständige Einsamkeit, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich hoffe, Du findest den richtigen Weg für Dich.
Gruß M
Melina
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Melina »

Hallo zusammen,

danke für eure Antworten.

Ich könnte zu meinem obigen Beitrag wirklich sehr viel schreiben und habe ihn erstmal gekürzt.

Zur Zeit geht es mir leider seit Tagen überraschend wieder schlechter und meine Stimmung sackt aus verschiedenen Gründen ab.

Diese Tage bin ich in Sachen alte Freundschaften etwas aufgewühlt, da ich merke, dass sie sich so gut wie gar nicht mehr für mich interessieren und mich eine Person sogar mit negativen Bemerkungen herunterzieht.

Ich empfinde es im Allgemeinen so, dass meine alten Freunde in erster Linie hören wollen, dass man bei Treffen dabei ist und es einem gut geht.

Doch selbst als ich mehr Kraft hatte und stabiler war, habe ich mich kaum noch mit ihnen verbunden gefühlt, was auch mit der Entwicklung meiner Lebensumstände zu tun hat.

Ich fühle mich momentan in dieser Gruppe nicht mehr so gut aufgehoben und mir fehlt zudem so etwas wie Vertrauen, Zuwendung und Einfühlungsvermögen.

Ich musste dies mal loswerden.

Viele Grüße
Melina
Antiope
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Antiope »

Hallo Melina,

darf ich offen sein? Ganz sicher ist, dass ich Dich nicht verletzen möchte oder Dich runterziehen möchte. Ich weiß wirklich aus eigener Erfahrung, wie schnell Bekanntschaften den Bach runtergehen und kann Deine Enttäuschung sehr gut nachempfinden.

Die Eine Person (sicher eine Frau, oder?) ist einfach nur eingeschränkt und jemand, der gerne mal andere mobbt. Lass sie, nimm sie nicht zur Kenntnis. Sie hat keine Ahnung und ist vielleicht sogar sich selbst so gnadenlos gegenüber wie Dir. Du brauchst Deine Kraft für Dich und nicht dazu, sie zu bekämpfen.

Ich würde meine Enttäuschungen nicht äußern, das würde nur noch mehr Distanz aufreißen. Im Moment brauchst Du wesentlich mehr, als was sie leisten können und wollen.

Ich weiß nicht, ob es Dir möglich ist, an den Treffen teilzunehmen. Sage ihnen, wenn sie fragen, dass Du an der Leber erkrankt bist und daher oft schnell müde wirst. Dann kannst Du mit einem offiziellen Grund nach zwei Stunden wieder gehen, wenn Dir danach ist.

Ich glaube, im Moment geht es für Dich nur darum, etwas unter die Leute zu kommen, den Kontakt nicht ganz zu verlieren. Sie können Dir nicht wirklich helfen. Vielleicht ist es auch gut so, weil sie Dich und Dein äußerst verletztes Inneres dann nicht berühren können.

Ich weiß, es ist schwer, wieder nach draußen zu gehen. Ich weiß, es ist fast unerträglich, die anderen von belanglosem Zeug reden zu hören, während man selbst einfach auseinanderfällt. Trotz allem war es für mich die Möglichkeit, meine Gedankenkreise auf etwas anderes zu richten, den Mahlstrom aufzuhalten, ein paar Minuten dem Sturm im Inneren die Geräusche von außen entgegenzusetzen. Vielleicht kannst Du trotz allem die Gelegenheit wahrnehmen - und wenn es nur kurz ist.

P.S.: Weißt Du, dass bei den Griechen die Seele ihren Sitz in der Leber hatte? Damit ist die Aussage, die Leber ist angeschlagen, nicht falsch.
Melina
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Melina »

Hallo Antiope,

ich danke dir soweit erstmal für die Antwort. Ich habe nicht viel Kraft zum Schreiben.

Es ist so, dass die anderen schon seit mehreren Jahren von meiner Depression wissen.

Zur Zeit verliere ich ziemlich das innere Gleichgewicht, was hoffentlich bald besser wird.

Viele Grüße
Melina
Antiope
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Antiope »

Hallo Melina,

DU bist NICHT schuldig. Du hast Deine Verletzbarkeit ganz offen gezeigt - und das ist eine Form von Stärke. Die Du jetzt nicht spürst. Ja, Du bist anders als die anderen - aber das ist egal, weil die anderen auch anders sind.

Ja, die anderen haben Dich sehr enttäuscht. Vielleicht haben sie deshalb nicht so reagiert, wie es gut für Dich wäre, weil sie einfach nicht wissen, wie man damit umgeht. Es ist für sie schwierig, aus ihren eingeengten Kreisen, die sich vielleicht nur um Vergnügen usw drehen, herauszukommen. Du hast denen etwas voraus. Naja, im Moment kein Vorteil für Dich. Aber Du kannst sie lehren, mit Deinem Anderssein umzugehen. (Klingt auch sehr theoretisch, ich weiß.) Versuche einfach, beim nächsten Mal hinzugehen. Übrigens: was macht ihr da so? Ist etwas dabei, was Dir früher Spaß gemacht hat?

Eines kannst Du Dir sicher sein: hier kannst Du Deine Enttäuschung loswerden, hier kannst Du Kraft tanken, um wieder hinauszugehen.
Melina
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Melina »

Hallo Antiope,

ich danke dir für deine Worte und das Gefühl, hier aufgefangen zu werden.

Zur Zeit habe ich den Eindruck, ich kann erstmal gar nicht mehr an den Treffen teilnehmen.

Hinzu kommt, dass ich in Absprache mit dem Arzt versucht habe, die Dosierung meines Medikaments zu verringern, was sich nun durch eine negativere Stimmungslage äußert.

Es fällt mir auch seit kurzem sehr viel schwerer, allgemein unter Menschen zu gehen. Ich hoffe, dass ich bald stabiler werde und das Medikament wieder gut anschlägt.

Doch dadurch wird sich die schon länger bestehende Situation im Freundeskreis wohl leider auch nicht ändern.

Viele Grüße
Melina
kormoran
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von kormoran »

hi melina,

ich kriege dieser tage wieder mit so einer situation zu tun, ein treffen, ich habe zugesagt (für 1, mit dem ich wirklich befreundet bin). ich merke, wie sehr mich das beunruhigt. ich kriege angst, ich male mir aus, wie die andren drauf aus sind, mich zu verwunden. wie ich mich wohl abgrenzen kann, wie ich mich verhalten soll, um da halbwegs heil durchzukommen.

es war jetzt etwas bergauf gegangen mit mir, aber ich merke, dass ich damit jetzt auf einen rutschigen abhang geraten bin und dem vorerst nicht viel entgegenzusetzen habe, es reißt mich ein stück hinunter. das trifft auf einen zentralen wunden punkt.

ich versuche nun mich zu sammeln, einen schritt zurückzutreten, meine ressourcen und positiven erfahrungen aufzurufen. ich will mich nicht geschlagen geben, ich war doch schon weiter.

aber eine prüfung ist das schon wieder und es zeigt ja nur, das noch vieles ungelöst oder noch nicht wirklich stabil und geheilt ist.

sorry, dass ich deinen thread da abladend benutze, es stimmt gerade so genau für meine situation.

liebe grüße
kormoranin
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ghm
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von ghm »

Hallo kormoranin,

dieses "Zurückschwingen" wieder besseren Wissens kommt, glaube ich, daher, dass die neuen Verhalten noch nicht geübt sind. Die "alten, unguten" Verhalten kennt Dein "Strukturtier" einfach besser.

Das ist wie wenn ich einen AzuBi (neue Verhaltensweise) unterweise.
Mit mir, kein Problem, ich ziehe mich zurück und lasse den AzuBi alleine machen, bin aber in der Nähe, kein Problem.
Er macht es ein paar Mal und irgendwann kommt der Punkt, an dem der AzuBi sich "verheddert" und nicht in der gelernten Weise weiterkommt.
Dann braucht er nochmals meinen Beistand.

Analog dazu ist das auch mit "unguten" Gefühlen oder Verhalten.
Sie finden immer wieder einen unbeobachteten Moment und mogeln sich rein.
Dann heisst es (für mich) innehalten, schauen, was ich will und ohne Druck das "Ungute" loslassen.

(Leider schaffe ich das noch viel zu selten)
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Antiope
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Antiope »

Hallo Melina,

wenn es Dir im Moment nicht so gut geht, dass Du die anderen aushalten kannst, dann nimm Dir die Ruhe, um Dich zu stärken.

Gehst Du jeden Tag eine Stunde raus? Etwas Sonne, Wärme, Kälte, Wind, ... auffangen?

Wie lange ist die Erhöhung her? Wenn es schon mehr als 3 bis 4 Wochen her ist, würde ich nochmals mit dem Arzt reden.
Du bist mit dem Rückfall schon sehr eingeschränkt, das wußte ich nicht. Gerne würde ich Dich einfach mal so in den Arm nehmen und Dir zeigen, dass Du nicht allein bist, dass die Krankheit Dich in ein einsames Loch gesteckt hast, wo Deine Seele so sehr friert. Aber wir alle hier geben Dir etwas Wärme.
Liber
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Liber »

Liebe Kormoranin,

solche Ängste Gruppen betreffend kenne ich auch nur zu gut.

Und mir ist noch etwas dazu eingefallen:

Du hast geschrieben:

>ich habe zugesagt (für 1, mit dem ich wirklich befreundet bin).

Das heißt also, du gehst nur der einen Person zuliebe hin, aber nicht, weil du selbst es wirklich WILLST, oder?

Ich habe bei mir festgestellt, dass ich dann besonders heftig in diese inneren Zustände aus alten Ängsten gerate, wenn meine Motivation für mich selbst nicht so wirklich stimmt, wenn ich z.B. jemandem "zuliebe" etwas mache, aber nicht weil ICH es möchte. Dann reißt es mich innerlich hin und her, es ist in mir nicht stimmig, es ist eine Kluft da und die alten Ängste strömen nur so aus ihr heraus.

Eine Alternative könnte ja noch sein, der Freundin/dem Freund zu erklären, dass du dich sehr gern mit ihr/ihm triffst, aber an diesen größeren Treffen nicht so Interesse hast. Nur erklären, ohne dich zu rechtfertigen. Und mir ist noch aufgefallen: Es wird akzeptiert, wenn ich dabei wirklich zu mir stehe. Nur meine Ängste reden mir ein, dass es nicht so sein würde.


Liebe Grüße

Brittka
kormoran
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von kormoran »

liebe brittka,

danke für deine gedanken dazu.

ich habe mich tatsächlich in den letzten jahren meist nicht an gemeinsamen treffen beteiligt. einfach abgesagt und dem einen freund auch gesagt, dass ich ihn gerne treffe, aber mir das mit den anderen nicht gut tut. er ist da auch verständnisvoll.
andererseits möchte ich ihn nicht belasten damit, dass ich quasi eine sonderschiene brauche, dass, wenn er etwas feiert, nicht gleichzeitig diese seine alten freunde und auch ich dabei sein können.

in die situation jetzt habe ich mich also selbst gebracht, indem ich einfach mal zugesagt habe und mich nicht wieder rausgewunden ...
ich denke, es wird sich nun für mich entscheiden, wie ich weiter damit umgehen will. im grunde ist es jetzt so, dass ich mit dem einen freund wirklich eng befreundet bin, während mich mit den anderen inzwischen nichts mehr verbindet - mehr noch, da gab es vorfälle, die mich dazu bewogen haben, mich zurückzuziehen. ich kann also ohnehin nicht so ganz teilnehmen, weil ich mich den anderen gegenüber weit weniger offen verhalte als dem einen freund gegenüber. das kann irgendwie nicht gutgehen.

ich spüre aber schon, dass der kern des problems die alte angst in mir drin ist - das ist eine angst, die noch aus der zeit stammt, als ich eben mit den leuten mehr zu tun hatte ... und als ich voll in der depression steckte, ohne so wirklich zu begreifen, was los ist.

ich stehe heute ganz wo anders. aber mich mit diesen leuten zu treffen, wirft mich gefühlsmäßig zurück an den punkt, an dem ich - mit denen - damals war.

es muss mir gelingen, dass ich als ich heute, mit der sicherheit und der selbstannahme, die ich inzwischen dazugewonnen habe, hingehe und nicht als die, die ich damals war, die das aufschaukeln eigener unsicherheit und angriffen von außen zugelassen hat.

hm. ich weiß nicht, ob man dem noch folgen kann ... es hilft mir aber, mich zu sortieren

liebe grüße und danke
kormoranin
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Liber
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Liber »

Liebe Kormoranin,

>ich stehe heute ganz wo anders. aber mich mit diesen leuten zu treffen, wirft mich gefühlsmäßig zurück an den punkt, an dem ich - mit denen - damals war.

>es muss mir gelingen, dass ich als ich heute, mit der sicherheit und der selbstannahme, die ich inzwischen dazugewonnen habe, hingehe und nicht als die, die ich damals war, die das aufschaukeln eigener unsicherheit und angriffen von außen zugelassen hat.

Doch, das kann ich gut nachvollziehen.

Vielleicht kannst du dann dieses Treffen als eine Art "Probe" nehmen, wie sicher du bereits in dir bist oder ob es noch immer möglich ist, dass im Kontakt mit den früheren Bekannten die alten Ängste hochkommen?

Und dann die entsprechenden Konsequenzen ziehen.

Es könnte sein, dass du die anderen aus einer sicheren Warte in dir selbst heraus viel lockerer nehmen kannst als früher - und sie dann auch auf dich ganz anders reagieren als früher.

Voraussetzung dafür wird sein, den alten Ängsten im Vorab so wenig Chancen wie möglich zu geben.

Es kann aber auch andererseits sein, dass du wirklich feststellst, dass dich mit diesen Leuten nichts mehr verbindet - und das unabhängig von den alten Ängsten.

Ich frage mich in dem Zusammenhang manchmal, ob es wirklich so ist, dass ich es schaffen "muss", überall hinzugehen, oder ob es eher darum geht, dass ich mir erlauben darf, zu sagen: "dies tut mir nicht gut, ich lass es."

Vielleicht kannst du nach dem Treffen hier eine gute Entscheidung für dich treffen?

Liebe Grüße

Brittka
Melina
Beiträge: 31
Registriert: 26. Dez 2010, 15:23

Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Melina »

Hallo zusammen,

@kormoranin:

Ich finde es in Ordnung und auch gut, dass du in diesem Thread deine eigene Situation schilderst.

Das, was du beschreibst, scheint ähnlich zu sein, wie bei mir.

Bei mir ist es auch so, dass die Depression und alte Ängste meinerseits sowie Vorfälle und Verletzungen von außen in der Vorgeschichte stattfanden.

Zudem bin ich auch mehr mit einer Einzelperson aus der Gruppe befreundet, was aber noch ein nicht ganz so einfaches Thema für sich ist.

Sobald sich erneute Treffen ankündigen, stellt sich mir ebenfalls die Frage, ob und wie ich damit umgehen kann.

Ich wünsche dir viel Glück und Kraft für deine Entscheidung und ein mögliches Zusammensein mit den anderen.


@Brittka

Ich denke auch, dass man es nicht schaffen "muss" an etwas teilzunehmen und man spürt ob es einem "gut tut" oder "weniger gut".

Zudem stelle ich auch fest, dass es bei mir so ist, dass mich mit meinen Freunden weniger verbindet als früher.

Es ist schön, dass mir dies im Austausch mit euch noch bewusster wird.

Ich möchte versuchen zu akzeptieren, wie es ist.


@Antiope und alle anderen:

Danke für die tröstenden und verständnisvollen Worte.

Die alte Dosierung meines Medikaments besteht erst ein paar Tage und ich hoffe weiterhin auf Besserung meines Gesamt-Befindens.

Das mit dem täglichen Herausgehen und Sonne, frische Luft usw. tanken, werde ich weiterhin versuchen, umzusetzen.

Viele Grüße
Melina
kormoran
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von kormoran »

hallo ihr,

das treffen hat stattgefunden und ich berichte mal kurz. es war im allgemeinen ok. es wäre fast richtig ganz ok gewesen, hätte nicht einer dann doch wieder mit einer alten geschichte angefangen hätte. ich habe es möglichst ignoriert und es hat mich dort nicht aus der fassung gebracht.

nachher konnte ich mich relativ rasch abgrenzen. sehen, dass ich eigentlich drüber weg bin und mich mehr wundere, wie sehr dieser mensch an der vergangenheit hängt, wie wenig er sich selbst entwickelt, wie wenig er anderen zutraut, dass sie vergangenes loslassen und sich längst anderem zugewandt haben.

ich sehe: wenn es mir selbst gut geht, dann kann ich durchaus zu so einem treffen gehen. es sind alte bekannte - keine freunde mehr. aber wegen der langen zeit, wo man miteinander mehr zu tun hatte, ist es schon ok, sich zu manchen anlässen doch mal zu treffen und ein bisschen auszutauschen, was die leute so machen.

was aber auch klar ist - ich halte distanz. wer es nötig hat, mich immer wieder bewusst zu verletzen, dem öffne ich mich nicht und dem schenke ich auch nichts.

mir ist bewusst geworden, dass das ja ohnehin seit langem nicht mehr meine freunde sind (außer der einen person, wegen der ich überhaupt hin ging). es hat jetzt nicht noch einmal weh getan, zu erkennen, dass ich sie als freunde verloren habe. klar ist es schade, wenn man viel gemeinsam erlebt hat - aber wenn's nicht ist, ist es eben nicht.

ich bin sicherer, ich bin von diesen leuten nicht abhängig.

melina, wie geht es dir inzwischen?

erleichtert grüßt euch
kormoranin
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Antiope
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Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Antiope »

Hallo Kormoranin,

das ist wunderbar und ich freue mich sehr für Dich. Du scheinst da einiges für Dich geregelt haben und eine wunderbare, weise Einstellung Dir erabeitet.

Lass es Dir weiterhin so gut gehen!
Melina
Beiträge: 31
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Melina »

Hallo zusammen,

ich wollte meinen alten Thread gerne nochmal aufleben lassen.

Mein Alltag hat sich dahin entwickelt, dass ich zur Zeit weder Freundschaften noch Beziehungen zulassen kann oder mich so fühle, als hätte ich keine Kraft mehr dazu. Dies stellt für mich eine belastende Situation dar, die ich auf diese Weise bisher noch nicht erlebt habe.

In meinem Freundeskreis habe ich mich schon seit mindestens einem Jahr so gut wie gar nicht mehr sehen lassen. Allerdings interessieren sie sich auch kaum mehr für mich oder bringen mir etwas Mitfühlendes entgegen.
Noch länger liegt meine letzte Beziehung mit einem Mann zurück und männlichen Bekannten gehe ich aus dem Weg. Das verursacht bei einigen sicher ein Gefühl der Enttäuschung.

Von einer Person aus meinem Freundeskreis, mit der ich lange sehr eng befreundet war, fühle ich mich zudem enttäuscht und kaum mehr verbunden. Es ist eine schmerzhafte Distanz entstanden, für die ich zuletzt selbst gesorgt habe, indem ich eine Kontaktaufnahme seit Monaten weiter aufschiebe. Unternehmungen und regelmäßige Erlebnisse oder Feiern in Gesellschaft, die früher da waren, werden immer geringer. Und dabei bietet gerade diese Jahreszeit uns so vieles.

Ich muss dazu sagen, dass ich aufgrund meiner Psyche seit ca. 4,5 Jahren nur noch eingeschränkt, lückenhaft und an wechselnden Arbeitsplätzen beschäftigt sein kann und daher frustrierende Arbeitslosigkeit und Ungewissheit zu meinem Alltag dazu gehören. In dieser Hinsicht wirkt sich auch die finanzielle Lage aus. Dies ist gerade im Umgang mit meinem sozialen Umfeld oder in Gesprächen natürlich keine zufriedenstellende Situation für mich.

Ebenfalls hat sich verändert, dass ich, nach längerer Zeit ohne Medikament oder welchen, die ich nur vorübergehend ausprobierte, seit vorletztem Jahr ein Neuroleptikum namens Seroquel einnehme. Dies stabilisiert mich auch gut, doch mittlerweile habe ich den Eindruck, dass es mich und meine Wahrnehmungen, Empfindungen und die gesamte Lebhaftigkeit nach außen einschränkt. Ich habe das Gefühl, ich bin "gebremst".

Leider kommt auch eine Gewichtszunahme von ca. 10 kg hinzu, die ich vorher nie hatte und die Kilos auch nicht herunterbekomme, so dass dies mir auch zu schaffen macht und an meinem Selbstbewusstsein nagt.

Eine mögliche Reduzierung vom Seroquel (300mg) haben mein Arzt und ich in Erwägung gezogen. Wie sich dies auswirkt und ob es die richtige Entscheidung ist, würde sich dann zeigen.

Ich frage mich auch, aufgrund der medikamentösen Wirkung, ob ich vielleicht gar nicht anders kann, als Kontakte, die mir vorher lieb und wichtig waren auf Distanz zu halten oder kaum Kraft und Motivation hierfür zu verspüren. Vereinzelte Sozialängste und phasenweise Depressionen hatte ich schon länger, doch noch nie diese Teilnamslosigkeit und "Neutralität".

Mein ganzes Leben hat sich verändert und ich fühle mich so hilflos, einsam und "ausgesondert". Ich musste dies einfach mal loswerden.

Daher würde ich mich nun freuen, wenn noch irgendjemand von euch zu meinem Thread etwas antworten mag oder sich vielleicht sogar selbst ähnlich fühlt und mich verstehen kann.

Danke euch im Voraus!
Viele Grüße!

Melina
Brennessel
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Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Brennessel »

> Mein Alltag hat sich dahin entwickelt, dass ich zur Zeit weder Freundschaften noch Beziehungen zulassen kann [...]
Liebe Melina, im Trösten bin ich nicht gut, ich kann Dir nur erzählen, daß ich mich über viele Jahre immer mehr zurückzog und immer öfter selbst Kleinigkeiten als unerträgliche Zumutung empfand, und die Ursache für meine Niedergeschlagenheit und Überempfindlichkeit etc. natürlich in mir selbst sah, vielleicht weil man mir das von klein auf so beigebracht hat.
Ich ging erst nach mehr als 16 Jahren immer wiederkehrender "Griesgrämigkeit" und totalem Rückzug zum Arzt, und zwar als ich gar nichts mehr zustande bekam, weder privat noch am Arbeitsplatz, und das war reichlich spät, ich hab mir damit etliche Lebensjahre vermasselt. Aber gut, seit ich die Diagnose hatte, erklärte sich mir vieles, und den wenigen Leuten, denen ich das anvertrauen konnte, ging zum Teil auch ein Licht auf.
Einige Freundschaften sind darüber flöten gegangen, aber bei keiner bedauere ich das mittlerweile, weil ich letztendlich erkennen musste, daß ich mir vor allem jene zu Freunden aussuchte oder mich aussuchen liess, die mich emotional ausnutzten, ohne dass ich das auch nur merkte! Denn ich folgte mit meinem Verhalten einem alten Muster, welches im Verlauf meiner Kindheit geprägt wurde.
Da es dabei Ausnahmen gibt, habe ich noch drei Freundinnen, die Bescheid wissen und nie beleidigt reagieren, wenn ich mal ein Treffen absage oder einsilbig bin. Ich bin froh, daß das klappt, sogar meine Familie, die stets eher hart und fordernd mir gegenüber war, hat ihr Verhalten geändert.
Allein schafft man das alles echt nicht, so ist das wohl.
Ich wünsche Dir, daß Du gesund wirst, wie allen anderen hier natürlich auch...

Cheers
Brennessel
Diamond
Beiträge: 36
Registriert: 26. Apr 2011, 10:16

Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Diamond »

Ich habs irgendwie aufgegeben "echte" Freunde zu finden. Habe zwar ein paar nette Leute um mich und ich glaube ich mag sie auch...aber ich denke diese ganzen Dinge, die sie sagen, dass sie für mich da wären, wenn ich meine Mastek durchziehe oder das mir die eine helfen will bei Dingen....ich glaube es nicht wirklich. Ich habe in der Vergangenheit zu oft solche Dinge gehört und wenn ich darauf zurückkam, stellte sich raus, das die Dinge eben nur im Eifer des Gefechts gesagt wurden. Deshalb bin ich sehr vorsichtig geworden, einfach weil ich keinen Bock mehr habe enttäuscht zu sein.

Meine Frau meinte auch: "Solche Freunde, wie du sie gerne hättest, die füreinander da sind und sich gegenseitig hochhalten, die gibt es nur in deinen Videospielen. Reale Freundschaft bedeutet miteinander Spaß zu haben und das war es auch schon.So ist leider die Realität, ich find das auch nicht toll, aber das ist nunmal so. " Und leider hab ich die Erfahrung gemacht das sie recht hat.
Wenn mir jemand was erzählt, verspricht, whatever, dann glaube ich ihm erstmal nicht...und verlasse mich auch nicht mehr drauf. Wenn es dann soweit ist, dann sehe ich weiter.
Up above the world so high, like a diamond in the sky, than the traveller in the dark, thanks you for your little spark.
FSKF
Beiträge: 87
Registriert: 14. Feb 2011, 15:16

Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von FSKF »

Es ist natürlich sehr schwer, mit Depression Freundschaften zu pflegen, einfach weil jeder Kontakt so wahnsinnig anstrengend ist. Mir hilft es , mit Gleichgesinnten zu sprechen und befreundet zu sein. Die verstehen, wenn man selber gerade eine schlechte Phase hat, so wie ich selber auch Verständnis habe, wenn der eine oder andere mal wieder nicht ans Telefon geht.
Es ist die Frage, was man von Freunden erwartet, wie tief der Kontakt gehen soll; einfach nur rausgehen und Spaß haben? Oder tiefsinnige Gespräche führen? Sich gegenseitig aufbauen? Freundschaften gehen verschieden tief. Ich habe gute Freunde, aber manchmal, wenn es mir eher schlecht geht, ist der Kontakt so anstrengend für mich, als hätte ich die Zeit über konzentriert gearbeitet. Da ist es eine Erleichterung, mit ebenfalls Depressiven sprechen zu können, die das einfach besser verstehen und selber erlebt haben. Ich habe festgestellt, dass ich mit bestimmten Freunden bestimmte Themen bespreche.

Vielleicht ist jetzt einfach nicht die Zeit für die Freundesgruppe. Vielleicht ist jetzt die Zeit, mit Leuten die dasselbe durchmachen / durchgemacht haben zu sprechen und alte Kontakte dann aufleben zu lassen, wenn es sich gut anfühlt. Man trifft ja Freunde, weil es etwas Gutes ist und nicht zusätzlich Druck machen soll. Ich selber bin aufgrund meiner Krankheit zur Zeit arbeitsunfähig und es ist sehr schwierig, mich mit ehemaligen Schulkollegen zu treffen, die alle arbeiten, viel Geld verdienen und Karriere machen, sodass ich mich nach solchen treffen nur schlecht und wie eine Versagerin fühle, da ist es für mich zur Zeit aufbauender, mit Gleichgesinnten Kontakt zu haben.

Vielleicht besteht die Möglichkeit, einen neuen Freundeskreis aufzubauen, in dem du dich wohler fühlst, vielleicht über eine Selbsthilfegruppe? Ich habe während meiner Psychiatrieaufenthalte gute Freunde gefunden.

lg
Abendstern
paddg
Beiträge: 8
Registriert: 16. Mai 2011, 11:07

Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von paddg »

Hallo Melina,

Es tut mir so weh deinen letzten Beitrag zu lesen, weil ich vieles nachempfinden kann und dir gerne was nettes schreiben möchte, aber nicht so ganz sicher bin wie es ankommt.

Ich habe von mir aus vieles abgeschottet, aus Angst vor negativen Reaktionen. Bisher lief das Muster immer ähnlich ab: sobald ich nicht mehr kann und für die anderen "komisch" werde lauf ich weg und mauer. Dann geht es irgendwann wieder und ich versuche den neustart, suche und finde meistens neue Leute, versuche eine Beziehung aufzubauen, aber das ist für mich immer mit großer Anstrengung und Erschöpfung verbunden und ich kann eigentlich nie sagen dass ich mich bei solchen Treffen entspanne. Naja und dann gehts wieder Berg ab und alles startet von vorne

Ich glaube das nach jeder dunklen Phase auch wieder Licht kommt und wir ganz besonders fest schöne Momente festhalten müssen weil wir schneller wieder vergessen. Solche hellen Momente sind bei mir wenn meine Katze kommt und mir die Nase schleckt oder ein nettes Hallo im Supermarkt oder sowas. Ich hoffe du findest auch bald wieder einen hellen Moment zum festhalten.

Liebe Grüße
Tst
Melina
Beiträge: 31
Registriert: 26. Dez 2010, 15:23

Re: Umgang mit Freundschaften und Einsamkeit

Beitrag von Melina »

Hallo zusammen,

ich möchte mich für eure mitfühlenden Antworten bedanken und habe das Bedürfnis, hier zu diesem Thema noch weiteres zu schreiben oder auch ein wenig zu "jammern".

Mir wird zur Zeit jede Woche bewusst, mich erstmalig aus meinem Freundeskreis und aus freundschaftlichen Kontakten mit Ex-Partnern so weit entfernt zu haben, dass ich im Grunde gar nicht mehr dazu gehöre, geschweige denn "aufgefangen" werde oder mich mal irgendwo "an eine Schulter anlehnen kann".

Aktuelle Anlässe wie ein Jobverlust und allgemeine Einschränkungen im Arbeitsleben, negative Gespräche mit nahestehenden Menschen oder die Reduzierung meines Medikaments machen das alles nicht gerade besser. Von Schwierigkeiten bei der Partnersuche oder mangelnder Beziehungsfähigkeit ganz zu schweigen.

Die wenige Kraft für diesen alten Freundeskreis, der miteinander verknüpft ist, und die Art und Weise, wie die anderen mit mir umgehen, sprechen auch nicht wirklich für den gewünschten Zusammenhalt. Ich mache gerade einen Lebensabschnitt durch, in dem ich das Gefühl des "ausgegrenzt seins" und "ausgegrenzt werdens" sehr nah miterlebe und dies manchmal kaum realisieren kann.

Leider gab es neben guten gemeinsamen Momenten auch mehrfach Enttäuschungen mit Freunden, besonders mit einem mir sehr nahestehenden Menschen.

Nun fand kürzlich wieder ein unangenehmer Wortwechsel zwischen dieser Person und mir statt, der mich gefühlsmäßig erneut herunterzog und meine Depression bis hin zu "Schuldgefühlen" nicht gerade minderte. Die bestehende Distanz wurde dadurch noch weiter untermauert.

Ich kann es gar nicht richtig verstehen, dass mir statt ein paar aufbauender Worte oder dem erhofften Verständnis von außen, eher das Gegenteil entgegengebracht wird und eine Art Aufforderung, ich müsste mich "ändern" oder etwas "Unnormales" abstellen um so zu sein, wie die anderen mich haben wollen. - Fähig, an der Leistungs- und Spaßgesellschaft teilzunehmen.

Doch selbst, als ich noch regelmäßiger daran teilgenommen habe und sogar das Gefühl hatte, es ginge mir weitgehend gut, konnte ich es den anderen nicht immer recht machen. Ich musste meines Erachtens schon des öfteren negative Bemerkungen oder Verhaltensweisen der anderen auf mich nehmen, die an der Grenze von Humor, Respektlosigkeit und "Schikane" lagen, obwohl es eigentlich gar keinen Grund dafür gab. Teilweise entstand bei mir auch der Eindruck, dass andere auf ihren Vorteil bedacht sind und einem dabei manchmal in den Rücken fallen. Vielleicht kennt jemand von euch solche Erfahrungen und Veränderungen ja auch.

Der Umgang mit diesen Freunden, erlebte Situationen sowie die Konsequenzen daraus beschäftigen mich so sehr, dass ich überlege, hier mal ein paar Einzelheiten niederzuschreiben. Dies wäre vielleicht befreiend und könnte von euch möglicherweise viel nachvollziehbarer sein als von anderen Menschen.

Zudem stelle ich fest, dass der Aufbau von neuen Freundschaften oder Kontakte zu Betroffenen sich im Alltag für mich recht schwierig gestalten.

Zur Zeit habe ich noch ein Problem, mit dem erneuten Versuch, mein Neuroleptikum Seroquel zu reduzieren, worüber ich einen weiteren Beitrag verfasst habe. Wegen der Dosisminderung verändert sich meine Stimmungslage leider nachteilig und wird von leichten Missempfindungen oder Schmerzen im Kopfbereich begleitet.

Hinzu kommt mein deutliches Empfinden, vom Wirkstoff im Alltag "gebremst" zu werden, was auch ein entscheidender Grund für meine "Passivität" und Zurückgezogenheit im sozialen Umfeld sein kann, dem ich sozusagen "ausgeliefert" bin. Möglicherweise geht es jemandem von euch in dieser Hinsicht ja ähnlich.

Ich hoffe, dass ich heute noch etwas Ablenkung finde und mich dazu in der Lage fühle, mal an die frische Luft zu gehen, was in so einer Situation ja wünschenswert und hilfreich wäre.

Nun habe ich mir auf jeden Fall schon eine ganze Menge von der Seele schreiben können und habe den Text auch nochmal erweitert und umgeschrieben.

Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt.

Danke und alles Gute!

Viele Grüße
Melina
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