Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Ranee123

Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

Liebe Brittka und alle Töchter, Söhne,Mütter und Väter die daran interessiert sind,in dieses Leid zwischen den Generationen ein wenig Licht zu bringen.
Lösen werden wir diesen Konflikt vermutlich nicht,haben doch schon große Geister sich die Zähne daran ausgebissen.
Aber ganz,ganz vorsichtig, jede Verletzung achtend, auf beiden Seiten, bringt uns vielleicht in unserem persönlichen Frieden etwas weiter.
Für mich begann es damit, das ich mich zunächst
mal, neben meinem Zorn, Ekel und Traurigkeit meinen Eltern gegenüber ganz wertneutral mit der Geschichte dieser Generation beschäftigte. Ich meine keine trockene, politische, theoretische Literatur, sondern Lebensgeschichten.
Ein ganz praktisches Beispiel : Meine Mutter war schwanger mit mir und hat ihre eigene Mutter, die an Krebs starb nicht besucht. Wie kalt und verkorkst muß man denn sein, um so etwas hinzukriegen, dachte ich. Was ich nicht wußte war, das Krebs damals als hochansteckend
galt. Sie hat sich und ihr Baby einfach schützen wollen.
Ich würde mich auf einen lebendigen achtungsvollen Austausch sehr freuen.
Liebe Grüße Hanna
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Guinevere »

Hey Hanna, Danke für den Thread!

Nun, meine Mutter ist dort, wo meine Vorfahren auf der Flucht hängen geblieben sind als "Ausländerkind" (zu Maria-Theresias Zeiten nach kurz vor Transsylvanien ausgesiedelt) ihrer Aussage nach immer stärker gehänselt worden. Ja, vielleicht kann sie deshalb so schlecht mit "Kritik" ?
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Guinevere »

Mein Vater, nun, er hat mich geschlagen, weil er es von seiner Mutter so übernommen hat, und ihre Mutter war schwere Alkoholikerin, hat Oma eher schlecht behandelt, und sich zu Tode getrunken..

Dem gehts im Moment wieder mal sehr bescheiden mit seinen Ängsten und Depris, und, er beginnt gerade mal zu überlegen, ob früher wirklich alles so schön, gut, normal war, nur, weil es keiner anders gewusst hat. Es keine Diagnosen, Therapie gab.
Er empfindet nicht mehr so die große Ablehnung zu Therapien, aber, ob er selber jemals eine machen würde, das ist großes Fragezeichen.

Schönen Tag noch!
manu
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Liber »

Liebe Hanna und hallo an alle,

für mich gibt es in der Elterngeschichte zwei oder sogar mehr Ebenen.

Die eine ist meine ganz "persönliche" Geschichte, das, was ich selbst als Kind an Leid oder Mangel erfahren habe, welche Wunden ich davon getragen habe, woran ich lange gelitten habe oder auch heute noch leide. Diese Geschichte will von mir angenommen und GESEHEN werden. Viel zu lange habe ich versucht, das alles zu relativieren, "so schlimm war das doch nicht" oder glaubte, aus falsch verstandenem Christentum, irgendetwas "vergeben" zu müssen. In Wirklichkeit war das aber nur Verdrängung.

In meiner PA habe ich aber erfahren: Diese meine Geschichte will angeschaut und angenommen werden - als mein Leid, meine Wunden, und ebenso all meine Gefühle, die daraus entstehen. Das sind Trauer, Wut, Hilflosigkeit, auch Hass kann dabei sein.

Eine Zeitlang während der PA hasste ich meinen Vater - und das war gleichzeitig erschreckend und erleichternd.

Übrigens: auch die Väter spielen eine entscheidende Rolle, gerade auch die abwesenden! Jedenfalls meine Erfahrung.

Also das alles muss Raum haben dürfen.

Das ist die eine Ebene. Die des Kindes, das seine Gefühle viel zu lange verdrängt, beschönigt, weggedrückt hat.

Die andere Ebene ist die, die du auch angesprochen hast. Es ist die Ebene, in der ich mich in meine Eltern einfühlen kann, aber eben NICHT auf die Weise, mein eigenes Leid deswegen nicht mehr existieren darf.

"Meiner Mutter ging es selbst schlecht, sie konnte nichts dafür, dass sie mich nicht lieben konnte" - so meine ich es nicht. Das würde mein eigenes Erleben wieder wegdrücken und meine Mutter in den Mittelpunkt rücken.

Ich meine es anders.

Wenn ich wahrnehmen kann, dass meine Mutter ein anderer Mensch mit ganz eigener Geschichte ist, dann kann ich auch ihr Verhalten anders wahrnehmen. Nicht um es zu entschuldigen, sondern um es zu verstehen. Mir hat da mal eine Übung sehr geholfen: ich sollte die Lebensgeschichte meiner Mutter aus ihrer Sicht erzählen. Also mit "ich", aber aus der Sicht meiner Mutter. Ich schlüpfte sozusagen für diese Geschichte mal in ihr Leben. Das fand ich sehr aufschlussreich!

Auf dieser Ebene rücke ich auf Augenhöhe zu ihr.

Auch die Erkenntnisse über die Kriegskinder, die in letzter Zeit veröffentlicht werden, helfen mir, die vermeintliche Gefühllosigkeit und Sprachlosigkeit dieser Generation besser zu begreifen.

Und wie gesagt: alles ist keine "Entschuldigung". Nur ein besseres Verstehen.



Und eine weitere Ebene entstand, ich selbst Mutter wurde und erlebt habe, dass ich ganz und gar nicht die "ideale Mutter" sein konnte, die ich in meinen Vorstellungen sein wollte. Auch meine Kinder mussten und müssen mit einer sehr unvollkommenen Mutter, die unter eigenen Wunden leidet, die während der Kindheit oft depressiv war, die unter Abhängigkeiten leidet usw. zurechtkommen. Jahrelang glaubte ich, mir das selbst niemals vergeben zu können.

Aber ... ja, ich wünsche mir einen offenen Dialog darüber.

Ich habe mich von meiner Mutter nie verstanden gefühlt, wenn ich auf den Mangel, das Leid meiner Kindheit zu sprechen kam. Sie empfand alles als Vorwurf und wehrte daher das, was ich sagte, ab. Dabei wollte ich nur, dass es von ihr GESEHEN wird. Das hätte mir genügt! Aber das bekam ich nicht. Und mit meinem Vater ist über solch ein Thema überhaupt nicht zu reden.

Und das möchte ich bei meinen Kindern, die junge Erwachsene sind, anders machen. Ihre Sicht anerkennen, hinsehen.

Ich spüre aber schon, dass das nicht einfach ist. Denn wie ich damals sehen sie oft NUR das, was gefehlt hat. Sie sehen nicht das, was da war ...

Bis gespannt auf die weitere Diskussion!

Lieben Gruß
Brittka
Ranee123

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

Vielen Dank für eure ausführlichen Darstellungen. dazu fällt mir auch eine Menge ein, aber ich kann erst heute abend weiterschreiben. Bis dahin.....
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Guinevere »

Hey liebe Brittka,

Danke für Deinen Beitrag!

Übrigens: auch die Väter spielen eine entscheidende Rolle, gerade auch die abwesenden! Jedenfalls meine Erfahrung.

Ja, das haben wir (Schwestern) ihm gegenüber am Samstag auch mal angesprochen, und ja mir gehts wirklich besser.

Er sagt ja immer, es war sooo schön *au backe, hab ich anders in Erinnerung* . Klar, er war ja so gut wie nie da. Entweder arbeiten oder mit Freunden unterwegs, und da haben eigentlich wir Kinder seine Rolle ausgefüllt, übernommen...auch, wenns mal wieder Streit gab, Mom trösten, sich alles dazu anhören...

Bis dann! Sollte was tun
Lieber Gruß allen,
manu
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von rm »

Liebe Hanna,

danke für dieses Thema, denn es ist auch für mich ein ganz, ganz wichtiges. Zu schnell will ich es wieder wegdrücken, verdrängen, aber es bleibt nur eins, wie auch Brittka erwähnte: Hinschauen.
Ich werde es heute nicht so richtig tun, dazu muß ich erst einmal die Freiräume der vor ein paar Tagen überwundenen Depri-phase genießen. Ich fühle, daß ich dies brauche....Zeit für mich finden, ohne Probleme zu wälzen.

Ich werde jedoch ganz gewiß erst einmal mitlesen, locker, ohne ein 'Muß', denn das habe ich in meiner Kindheit nie gelernt. Es war immer ein Müssen, selten ein Wollen.

Was ich wichtig finde, ist, sich mal mit der Lebensgeschichte der Eltern zu befassen, ja, genau so wie Du, Hanna, es auch schrieben hast, aber auch genau so, wie Du, Brittka, es so schön unter anderem formuliert hast:

>...Die andere Ebene ist die, die du auch angesprochen hast. Es ist die Ebene, in der ich mich in meine Eltern einfühlen kann, aber eben NICHT auf die Weise, daß mein eigenes Leid deswegen nicht mehr existieren darf...<

Vielleicht ist die Osterzeit genau die richtige Zeit, daß ich mich in Ruhe mal mit mir und dem Leben meiner Eltern auseinander-setze, um evtl. eine Bande wieder zusammen zu führen. Danke nochmals für die Erinnerung an dies für mich wichtige Thema.

Vorösterliche Grüße,
Reinhart
PerryRhodan
Beiträge: 329
Registriert: 9. Apr 2011, 14:14
Kontaktdaten:

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von PerryRhodan »

Hanna schrieb:
> "Aber ganz,ganz vorsichtig, jede Verletzung achtend, auf beiden Seiten, bringt uns vielleicht in unserem persönlichen Frieden etwas weiter."(...)
Nur wer bereit ist zu verstehen und für sich zu handeln, hat die Möglichkeit etwas für sich zu ändern.

Väter und Mütter. Eltern sind Menschen. Wenn Elternteile mit Ihrer Situation physisch oder psychisch überfordert sind. Wenn sie nicht in der Lage sind, ihrem Kind das zu geben, was es braucht. Dann entscheiden sie sich oft gegen ihre Kinder. Das hat entscheidene Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes.

Für Kinder sind in erster Linie die Eltern es, die ihnen ihre Verhaltensmuster, Lebensstrategien und ihre Denkweisen an das Kind vermitteln. Das Umfeld ist ein weiterer Faktor, der dieser Vererbung entweder gegenwirkt oder diese Prägung verstärken kann, sollte jedem bewußt sein. Elternteile geben damit ihre Überforderung an ihre Kinder weiter, die nicht nur ihre Kindheit, sondern auch in ihrem Erwachsenwerden und -sein darunter leiden werden.

Kinder nehmen alles war und saugen es auf wie ein Schamm. Doch ihre Eltern sind in ihrer Welt gefangen, sie können oder wollen es nicht wahrnehmen, wenn ihre Kinder ihnen mitteilen wollen: Etwas stimmt nicht!

Kinder passen sich instinktiv ihren Eltern an. Manche werden laut und agressiv, manche still und leise, aber beidesmal lernen die Kinder nicht die Selbstsicherheit, die es braucht, sich im späteren Leben zurechtzufinden. Vielmehr sind die Eltern es, die nicht die Schuld bei sich suchen, sondern bei ihren Kindern, wenn die Kinder sagen: "Etwas stimmt nicht!"

Die Eltern haben in ihrer Funktion versagt, um es ganz deutlich auszusprechen. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob sie es gut gemeint haben. Und sie versagen weiter, wenn sie sich nicht den Kindern stellen, auch wenn diese bereits erwachsen sind. Denn die Eltern haben die Möglichkeit, zu lernen, sich bewußt zu entscheiden. Die Kinder müssen es schliesslich auch.

> "Was ich nicht wußte war, das..."
Später als Erwachsener, hat jeder mehr Möglichkeiten und Fähigkeiten sich bewußt zu entscheiden. Welche - ausgehend von den eigenen Lebensstrategien - unterschiedlich gut ausgeprägt sind. Und Depressive verfügen dabei eher über Überlebensstrategien, als Anmerkung.

In meinen Augen sind es also immer die Eltern, die gegenüber ihren Kindern beginnen müssen, sich für diese zu entscheiden. Nicht andersherum - denn ihre Kinder sind die Opfer ihrer selbst, die Kinder düfen nicht zu den Täter und damit zu Verantwortlichen ihrer Handlungen gemacht werden.

Was kann ich also heute tuen? Ich kann etwas für micht tun, lernen für mich bewußt Entscheidungen zu treffen. Lernen, nicht die Schuld tragen zu müssen. Lernen zu aktzeptieren, dass ich meine Vergangenheit nicht mehr ändern kann. Verstehen, aber damit aufhören für meine Eltern nach Entschuldigungen und Ausreden zu suchen. Die Last und stetige Überforderung sind doch dafür schon schwer genug. Genug, um nicht wieder die der Eltern mit zu tragen.

Nicht die Opferrolle weitervererben...

Und es geht jetzt um mich, nicht um meine Eltern!

Und es geht jetzt um mich, nicht um meine Eltern!

Und es geht jetzt um mich, nicht um meine Eltern!

Ich war jetzt bereits seit Weihnachten nicht mehr bei meiner Mutter, obwohl diese keine 20 km von mir entfernt wohnt... Sie ist eine liebende Mutter, sie kann immer noch nicht auf mich eingehen, das bieten was eine Mutter am meisten bieten soll: Schutz. Ich habe aufgehört, es ihr gegenüber einzufordern. Mein Vater war ein liebender Vater, er hat sich totgesoffen und die Familie da zerstört, wo keiner es sehen kann. Von ihm erwarte ich nichts mehr.

Ich will mich dafür nicht schuldig fühlen, ich bin auf dem Weg es zu akzeptieren, dass es so war, so ist. Ich bin auf dem Weg gegen meine Dämonen, die meine Depressionen füttern und sich mir vor Augen halten: Vermeidung-, Persönlichkeits-, Sozial- und Existentängsten, diese Schutzlosigkeit nicht in das Leben eingeführt worden zu sein.

Kinder will und habe ich keine. Ich habe mein eigenes Kind, das ich an die Hand nehmen muss - mich.

Gruss,
PR
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von wennfrid »

Hi Hanna
Seit es Menschen auf dieser Erde gibt, gibt es auch Streit, Auflehnung und Respektlosigkeit zwischen den Generationen.
Zu wenig Verständnis, zu wenig Liebe, zu wenig Respekt und Anerkennung. Warum ? Haben die Eltern zu wenig Verständnis für ihre Kinder? Oder liegt es bei den Kindern? Dieses Rätsel werden wir nicht lösen. Ich denke, dass es bereits in der Religion vorbestimmt ist. Z. B. im Evangelium nach Lukas.
Das Evangelium nach Lukas.
Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.
Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei,
der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Es scheint, dass diese Zeilen wahr sind.
Am ehesten denke ich, dass mit viel Liebe die Zwistigkeiten aus der Welt zu schaffen sind.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Guinevere »

Kinder nehmen alles war und saugen es auf wie ein Schwamm.

Hmmm, das hat mir mein Partner letztens zu ob Mutterkontakt oder nicht auch wieder zu bedenken gegeben, dass ich alles (besonders das neg.) aufsaug wie ein Schwamm.

Ja, was will ich damit, mit diesem Verhalten? Ich weiß es nicht so genau. Die Spekulationen meinerseits reichen dahin, es dadurch wegsaugen zu können? Oder es ist eben das AD(H)S, hyperfokussieren? Aber, es ist da, genauso, wie bei meiner lil Sis Viv.

So, ich sollte wirklich noch was tun. Hab zwar heute frei, war aber die letzten paar Tage verpeilt genug, um nicht recht viel auf die Reihe zu bekommen, ausser dem Job, und, der ruft morgen wieder .
lens
Beiträge: 132
Registriert: 27. Okt 2009, 18:43

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von lens »

Hallo, guten Abend,

meine Mutter ist schon lange tot, und ich kann inzwischen sehen, dass sie einfach nicht in der Lage war, anders zu handeln, dass sie sehr unglücklich war.

Was ich bis heute nicht verstehe ist, dass sie keinen Fehler zugeben konnte, ja sogar behauptet hat, sie wäre immer für uns da gewesen. Lag das an der anderen Zeit damals?
Sie war ja nicht die einzige Erziehungsperson, die sich einen Heiligenschein verpasste.

Wie kommt es dann, dass ich - nur eine Generation später - meine Erziehungsfehler zugeben kann, dass ich bereit bin, mich in Frage zu stellen und an mir zu arbeiten. Ich kann mir vorstellen, dass meine Muttr auf uns Forianer höhnisch herabschauen würde. Sie hatte sowas nicht nötig.

Das Ganze ist traurig und tragisch.

Ibis
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von elas »

Guten Abend in die Runde,


schön Hanna, dass Du diesen Thread eröffnet hast. Find ich gut.Denn ist immer wieder ein brandheißes Thema.

@brittka und @Perry Rhodan, Eure Beiträge sind super.

Ob und inwieweit ich hier in den nächsten Tagen mitdiskutieren kann und werde, das weiß ich noch nicht genau.
Hab einige netten Aktivitäten aufm Schirm die nächsten Tage.


Schönen Abend allen noch
elas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
Ranee123

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

@ Perry Rhodan, du bist ganz klar,du hast dich zum Kontaktabbruch entschieden. Das ist eine klare Ansage,an die Eltern sich halten können.
Wenn du zufrieden bist mit dir, gibt es nichts Besseres.
@ Reinhart, ich freue mich mit dir, dass es dir besser geht. (Deine smilies sind wirklich die Besten, die ich seit langem gesehen habe.) Ich möchte ergründen und erfahren was hinter dem Berg hinter dem Berg ist. Geht es dir auch so ? Das ist nicht jedermanns/frau Sache.Bis nach Ostern, ich bin gespannt auf deine Gedanken. Es geht mir nicht in erster Linie um Verzeihen oder Nichtverzeihen. Ich habe einfach eine unbändige Sehnsucht zu verstehen, wer ich bin und warum ich so bin, wie ich bin. Bei dieser Recherche stoße ich zwangsläufig auf Lebenssituationen, die meine Eltern und Großeltern prägten, die auch mich und meine Kinder und Enkelkinder berühren.
@ manu @ Brittka
Was ich aus euern ganz verschieden Beiträgen herauslese, sind 3 Möglichkeiten:
1.Wenn der eigene Schmerz offen daliegt, ihn zu erleben und zu achten und wenn die Zeit reif ist, schauen, was dahinter liegt und vielleicht verstehen wollen....
2. Sich entscheiden wie Perry und einen Schnitt machen.
3.Den Weg des Schmerzes gehen und bis ans Ende der eigenen Tage daran festhalten und immer wieder Salz in die Wunde streuen.

Jede/r mag das händeln, wie er es für richtig hält, für mich wäre die dritte Variante die Hölle.
Einen angenehmen Feiertag, schon Jesus hatte eine Menge Probleme mit seinen Eltern.
Also, verdrängen oder hinschauen. Ich will hinschauen.
Vielleicht gibt es zwischen Männern und Frauen auch unterschiedliche Verhaltensweisen, wie seht ihr das ?
LG Hanna
Ranee123

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

Fridolin, du hast natürlich recht und machst mich nachdenklich. Da es mir nicht um Friede, Freude, Eierkuchen geht, sollte ich vielleicht diese Spaltung akzeptieren und nicht gegen Windmühlen kämpfen. Meine Mutter war herrisch,unversöhnlich, kalt, unverbesserlich usw., ist heute 92 und hat sich in Nichts geändert.
Durch meine Recherchen habe ich begriffen, dass sie einfach vieles nicht überlebt hätte, wäre sie nicht hart und unbeugsam geworden. Ich entschuldige nichts, habe aber Respekt vor ihrer Lebensleistung.
Jeder Mensch ist, wie er ist und hat seine guten Gründe dafür.
Ich respektiere das und vielleicht geht es mir einfach nur um den Respekt vor dem Anderssein.Einen Respekt, den wir uns gegenseitig nicht oder nur sehr selten entgegenbringen. Ich muß das nicht mögen was meine Eltern oder Kinder tun, aber ich habe den Menschen als Menschen zu achten, auch Eltern oder Kinder, die ich bescheuert finde.
Gott hat uns vielleicht die Spaltung geschickt, aber wie wir damit umgehen, hat jeder selbst zu verantworten.
Im Übrigen freue ich mich über die verschiedenen Ansichten und Meinungen hier. Ich lerne viel von Euch. Danke.
LG Hanna
jonesy
Beiträge: 546
Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von jonesy »

Es urteilt sich leicht, wenn man nicht selbst in der Situation steckt und wenn man nicht alles weiß, weiß man im Grunde gar nichts.
Nichts zerreißt einen so sehr, wie gleichzeitig zu hassen und zu lieben.
Es ist das Grundbedürfnis eines Kindes von seinen Eltern geliebt zu werden und es ist auch als Erwachsener sehr schwer, sich von diesem ganz natürlich Bedürfnis zu lösen.
Erst war da nur Hass bei mir. Aber nach und nach habe ich meine Mutter auch als Frau wahr genommen, die unendlich schwach war. Die die Augen zu gemacht hat und einfach in sich selbst negiert hat, was wirklich läuft.
Missbrauch und Gewalt, der ihren Kindern unendliches Leid zugefügt hat und es noch immer tut.
Ich habe sie konfrontiert mit diesem Leid, sie gezwungen, hin zu sehen, mit mir darüber zu sprechen. Es hat viel Tränen, Schmerzen und Gespräche gekostet, damit wir beide verstehen konnten, was und warum es geschehen ist.
Mittlerweile haben wir ein Verhältnis, mit dem wir beide ganz gut leben können.
Verziehen habe ich nichts, auch nichts vergessen, aber eine andere Sicht und das macht den Unterschied.
Natürlich sollten Eltern ihre Kinder lieben und beschützen, aber es läuft nun mal nicht immer alles so, wie es sein sollte.
Ich bin jetzt erwachsen. Als ich sie brauchte, war sie nicht da. Jetzt brauche ich sie nicht, sondern eher sie mich . Sie ist nun 84 Jahre alt und wird sich nicht ändern. Sie darf mich ein bisschen gern habe, mehr gestatte ich nicht. Aber ich kümmere mich um sie, wenn sie mich braucht. Sie ist ein Teil meiner Wurzeln
Ghandi sagt: Ein Auge für ein Auge macht die ganze Welt blind.

LG v. Pauline
undsonst?
Beiträge: 12
Registriert: 13. Apr 2011, 00:04

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von undsonst? »

Hallo, ich bin neu hier, lese schon eine ganze Weile mit und trau mich nun mal, mich ein zu klinken, da mich bzw. meine Therapeutin diese Thematik gerade sehr umtreibt.

Zur Erklärung kurz: ich bin 51 Jahre alt, habe eine 16-jährige Tochter, die ich allein erziehe. Diese Tochter nun leidet seit 2,5 Jahren an selbstverletzendem Verhalten. Sie ist in Behandlung, war fünf Monate stationär und ist nun ambulant in Therapie.

Die vergangenen 2,5 Jahre waren mit ihren aufs und abs sehr belastend für mich und ich entwickelte selbst eine stattliche Depression, hat aber einiges an Zeit und somatischen Warnkrankheiten gekostet, bis ich das bemerkt hatte.

Ich bin nun selbst in Therapie und wir arbeiten gerade an meiner Gefühlswahrnehmung und dem inneren Kind.

Nun soll ich für mich schlimme Gefühle mit Erinnerungen aus meiner Kindheit überein bekommen, was mir sehr schwer fällt, um nicht zu sagen: was mir unmöglich ist.

Ist es denn wirklich ganz und gar unmöglich, dass meine Erinnerung an ein liebevolles Elternhaus stimmt? Klar gab's bei uns auch Krach und klar habe ich meine Eltern auch ab und zu mal auf den Mond gewünscht, aber ich erinnere keine Verletzungen. Aber meine Thera meint, ich muss. Kann man da auch was herbei therapieren?

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu lange und wenn es nicht hierher gehört, dann sagt mir das bitte. So ganz habe ich hier das System noch nicht durchschaut. Gibt es keinen Vorstellungsbereich für die Neuen?

Grüßle,
Ute
Leben, jetzt! - ? -
Schwert10
Beiträge: 257
Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Schwert10 »

Hallo ute,
ich denke schon, daß man sich auch was einbilden kann, wenn der thera durchaus was finden will, aber du hast deine Depression nicht umsonst. Allerdings muß es sich nicht immer um eine große Verletzung handeln, nach der man suchen muß. Manchmal sind es ganz viele kleine unbedachte Dinge, die langsam aber sicher dein Selbstwertgefühl untergraben haben.Meine Eltern waren so liebevoll wie sie eben konnten, aber trotzdem gab es Verletzungen.Denk mal an so typische Familiensprüche,die dir heute noch zu bestimmten Situationen einfallen.
Bei mir waren das so Sachen wie: Du hast nichts zu wollen!
Du hast keinen Grund zum Heulen!
Schönes Bild, aber wenn du deine Hausaufgaben genau so fleißig machen würdest wie deine Zeichnungen, dann...
Wieso bist du immer so verschlossen?
Wieso bist du so, wo wir uns doch solche Sorgen um dich gemacht haben...
Falls es in deiner Kindheit so was gegeben hat, ist das vielleicht eine Spur
Es kann aber auch aufgrund von schwierigen Situationen im Erwachsenenalter zu Depressionen kommen.Die Tatsache, daß du ein Defizit an Bewältigungsstrategien für bestimmte Ereignisse hast, bedeutet ja nicht, daß deine Eltern lieblos waren.Manche Sachen lernt man einfach aus Mangel an Gelegenheiten nicht, zum Beispiel die Verarbeitung von Tod,schwerer Krankheit oder Unfälle.
lg wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Liber »

Liebe Ute,

erst mal herzlich willkommen im Forum!

Einen eigenen Bereich für Neuvorstellungen gibt es hier nicht, manche stellen sich in "Umgang mit der Krankheit" oder in "Beziehungen im Forum" in einem eigenen Thread vor, andere klinken sich in laufende Threads ein. Das liegt ganz beim Einzelnen.

Ich denke schon, dass dein Thema hierher in diesen Thread gehört. Es geht ja um Mütter und Töchter und anscheinend hat deine Tochter ein Symptom entwickelt, das vielleicht die ganze Familie betreffen kann.

Hast du es schon mal unter diesem Gesichtspunkt betrachtet?

Ich selbst bin in einer "dem nach Außen heilen Anschein" verpflichteten Familie aufgewachsen. Als ich in der Pubertät an Sucht und Depression erkrankte, erkannte das lange niemand, denn es erschien als völlig "unbegreiflich". Es gab doch - nach Außen - "keine Probleme"!

Erst viel später entdeckte ich, dass gerade diese Tabuisierung und Unterdrückung von Gefühlen, von Empfindungen, von Konflikten, von Tiefe und Echtheit meine Erkrankung ausgelöst hatten. Vor Überanpassung hatte ich mich selbst verloren. Meine Erkankungen waren verzweifelte Hilferufe.

Dennoch war ich bis zu meinen Therapien der Überzeugung, dass in meiner Kindheit "alles ok" gewesen ist. Ich dachte, ich sei aus eigener Schuld das schwarze Schaf in dieser doch sooo perfekten Familie.

Dabei war ich Symptomträgerin dieser Familie, wie ich heute weiß. Wie es heute auch wiederum einer meiner Söhne ist.

Das heißt nicht, dass wir in irgendeiner Weise nun "Schuld" an der Erkrankung unserer Kinder sind. Es ist nur zu überlegen, ob irgendetwas im ganzen Familiensystem sie mit auslösen.


Ich weiß nicht, ob man Probleme herbeitherapieren kann. Wenn sie da sind, werden sie dir im Lauf der Zeit sicher bewusst werden. Manchmal fallen einem erst mit der Zeit die Schuppen von den Augen.

Lass dir Zeit, achte auch auf deine Träume. Sie zeigen manchmal Unbewusstes, was das Bewusste noch nicht wahrnehmen kann oder will.

Liebe Grüße
Brittka
undsonst?
Beiträge: 12
Registriert: 13. Apr 2011, 00:04

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von undsonst? »

Danke euch beiden für die Antworten.

Ja, @wakora, Familiensätze, die ich meinem Kind nie weiter geben wollte (und hoffentlich auch nicht getan habe, dafür hab ich wahrscheinlich neue, eigene, erfunden) gab es bei uns natürlich auch. Und meine schlimme Kindheitserfahrung mit der Krebserkrankung meines Vaters (ich war bei Ausbruch 9 Jahre alt und beim Tod des Vaters 21) und den ganzen Einschränkungen einer glücklichen Kindheit, kennt meine Thera, aber sie bohrt trotzdem weiter. Und ich kann nicht verstehen, warum ihr das nicht reicht. Heftig genug war es.

@Brittka, da sprichst du unseren nächsten Knackpunkt an: die Träume. Ich weiß es ja, jeder Mensch träumt, jede Nacht, gehört zu einem gesunden Leben und auch ich träume, ja. Aber ich weiß morgens nichts mehr von meinen Träumen. War bis auf einen relativ eng umgrenzten Zeitraum unmittelbar nach dem Tod meines Vaters schon immer so, dass ich schlafe wie ein Stein und morgens mit leerem Hirn aufwache. "Das kann gar nicht sein, Sie wollen sich nur nicht erinnern."

Ist es eigentlich normal, dass Therapie so anstrengend ist?
Leben, jetzt! - ? -
PerryRhodan
Beiträge: 329
Registriert: 9. Apr 2011, 14:14
Kontaktdaten:

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von PerryRhodan »

@Hanna,
> Perry Rhodan, du bist ganz klar,du hast dich zum Kontaktabbruch entschieden. Das ist eine klare Ansage,an die Eltern sich halten können. Wenn du zufrieden bist mit dir, gibt es nichts Besseres.
Nein, kein Kontaktabbruch. Es ist eine starke Distanzierung, die hilft nicht immer wieder in diese gleiche seelische Verfasssung zu geraten. Je weniger Besuche, umso besser ist das für mich. Aber am Ostersonntag werde ich doch mal wieder hin gehen, auch weil Frau und Schwester mitgehen. Ich werde es auf ein, zwei Stunden beschränke. Und 'bestrafen' ich will sie ja auch nicht.
Dagegen weiss sie wo ich wohne, ich werde meine Mutter nicht vor der Türe stehen lassen, wenn sie doch mal auf die Idee kommen würde
Gruss,
PR
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Ranee123

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

Hallo Perry,weiß deine Mutter, ob sie bei dir willkommen ist oder nicht? Ich, als Mutter, wäre da verunsichert,habe ja inzwischen selbst einiges im Leben dazugelernt und würde meinem Sohn nicht auf den Senkel gehen wollen.Wenn darüber nicht gesprochen wird,würde ich wahrscheinlich in seine Mimik einiges hineininterpretieren, was vielleicht auch gar nicht stimmt, aber es ist doch ganz natürlich, wenn mich etwas verunsichert, dass ich einen Anker brauche. Möchte ich doch nur jemanden besuchen,bei dem ich mich auch willkommen fühle.
Das, was du beschreibst, ist für mich ein "Rohrkrepierer" und sehr geschickt.Damit hast du eine unsichere, wie du sagst, liebende Mutter, die dich nicht verlieren möchte, sicher und für immer am Bandel. Du allein bestimmst dann, wie weit sie sich dir nähern darf.Damit hat sie verloren. Du bist der Stärkere, herzlichen Glückwunsch. Endlich zeigst du ihr, was 'ne Harke ist. Vermutlich hat sie es auch verdient, am langen Arm emotional zu verhungern. Und du bist fein raus und weißt gar nicht, was sie hat,läßt du sie doch wissen, dass du sie "selbstverständlich" reinlassen würdest, wenn sie denn käme.
Das ist ein gutes Beispiel für meine statements.Ihr redet nicht wirklich miteinander, jede/r schiebt der/m anderen für das schräge Miteinander/Gegeneinander die Verantwortung zu. Das ist eine sehr ungute symbiotische Verstrickung.Man kann nicht miteinander und nicht ohneeinander und das wird damit bis zum Sanktnimmerleinstag aufrechterhalten.
Das macht letztendlich beide kaputt, besonders aber sensible Söhne wie dich. (nicht ironisch gemeint).
Wenn ich du wäre, ( bin ich ja aber nicht) würde ich klare Verhältnisse schaffen und ehrliche Konturen zeigen.
Herzliche Ostergrüße schickt dir und deinen beiden "Beschützerinnen " (Frau und Schwester )
Hanna ( das ist nun doch etwas, nur ein ganz ein wenig ironisch!)
Ranee123

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Ranee123 »

Nachtrag :
Wenn deine Mutter hier jetzt meine Ansprechpartnerin wäre, würde ich ihr haargenau das selbe sagen. Ihr seid beide für diese akut bestehende Situation verantwortlich. Was früher war steht auf einem anderen Blatt.
Schwert10
Beiträge: 257
Registriert: 9. Mär 2011, 15:50

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von Schwert10 »

Hallo ute,
Ich fürchte, Therapie ist immer anstrengend, aber natürlich kann sie das mehr oder weniger sein. Dein Thera hat vielleicht recht, wenn er weiterbohrt. Frag dich mal selbst, ob du vielleicht tiefer forschen mußt. Eine Schwere Krankheit bei Eltern ist für ein Kind ja nicht nur eine Einschränkung, sondern hochgradig beängstigend!
Was das Träumen betrifft: Man kann es lernen, sich seine Träume zu merken, wenn man das denn will. Ich hatte nie Schwierigkeiten damit, ich träume immer so spannende und komplexe Geschichten, daß ich sie einfach erinnern will! Meine Träume sind für mich ein Teil meiner selbst, der möchte, daß ich zuhöre.Und je mehr ich zuhöre, desto mehr spricht er.
Traumforscher empfehlen, sich jeden Abend kurz vorm Einschlafen vorzunehmen, sich am nächsten Morgen an Träume zu erinnern.Wenn man aufwacht, soll man noch einige Minuten ruhig liegenbleiben und in sich hineinhorchen, ob da Gefühle oder Bilder auftauchen.Man kann sich auch noch mal umdrehen und anders hinlegen, es hilft manchmal wenn man die Position einnimmt, in der man geträumt hat.
Falls du dich an was erinnerst, schreib es spätestens nach dem Aufstehen auf, am besten noch im Bett. Leg dir was zu Schreiben auf den Nachttisch, und schreib auch nachts alles auf, falls du wach wirst.
Bei den meisten Menschen funktioniert das irgentwann, auch wenn es eine Weile dauern kann.Wichtig ist hinzuhören, auch wenn du dich nur an ein einziges Bild oder ein winziges Gefühl erinnerst.
Und falls das alles nicht hilft: Mach dir nichts draus, Traumverarbeitung funktioniert auch ohne jegliche Bewußtwerdung! Dann muß dein Thera sich halt was einfallen lassen.
Versuchs mal!.
lg wakora
Das Leben ist wertvoll

ob es nun strahlend ist wie ein diamant

oder dunkel wie kohle

beide sind aus demselben stoff.
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von ghm »

Meine Mutter,

wuchs in in kleinbürgerlich, preussischer Familie auf, die (selbstverständlich) nie Nazis gewesen waren.
(Manche Familenfotos von 1930 hätten sie wohl besser verbrennen sollen)
Ihr Vater starb im Russlandfeldzug
Mein Vater wurde mit etwa 9 Jahren aus Oberschlesien vertrieben und strandete mit seiner Familie irgendwann in Niedersachsen.

Beide haben durch ihre Erfahrungen und ihren Mangel in ihren Ursprungsfamilien Verwundungen davongetragen.

Einen Teil haben sie an meinen Bruder umd mich weitergegeben, meine Schwester blieb weitgehend verschont.

Aber das ist nicht wichtig.

Ich habe gelernt, dass nicht die Schläge meines Vaters mich (wirklich) verletzt haben, sondern ich mir selber noch nicht vergeben kann, unabhängiger, stärker gewesen zu sein.
Wobei das (in Wahrheit) Käse ist. Ich war viel zu unabhängig. Beide Eltern waren arbeiten und nur selten zu Hause.

Und auch wenn meine Mutter fast keine Mutterrolle gespielt hat, es ist nicht wichtig.

Wichtig ist, was ich aus meinem Leben mache, und dass ich lerne so zu sein, wie es mir gut tut.

Und irgendwann werde ich auch lernen, wie ich mir selbst einen Wert geben kann.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
rope
Beiträge: 34
Registriert: 16. Apr 2011, 15:32

Re: Mütter, Töchter und Söhne, Schuld und Sühne ?

Beitrag von rope »

Hallo Hanna,

danke auch von mir für den Beitrag.

Mein Vater war Alkohliker (ist schon Tot. Herzinfarkt am Steuer) Meine Mutter hat mich grün und blau geprügelt.

Mir hat mal ein Buch etwas geholfen, das heißt: Hannas Töchter. Ist die Geschichte von Anna, Hanna und Johanna. Ist Interessant.

Allerdings habe ich auch den Kontakt mittlerweile abgebrochen. Meine Mutter hat sich neulich per Mail bei mir gemeldet und mir einen von Mutterliebe und gebrochenem Herzen erzählt. Ich habe ihr zurück geschrieben: Wo den ihre Mutterliebe war wenn sie uns kaputt geschlagen hat. Habe ihr aber auch geschrieben daß ich keine Antwort mehr will, sondern daß sie sich das selbst mal beantworten sollte.

Daraufhin hat meine jüngste Schwester mir geschrieben daß ich gemein sei, mal die ollen Kammellen lassen soll, ich solle nicht nachtreten, ich solle neune mal grade sein lassen.

Allerdings wurde sie aus Gnade zu spät geboren und wurde a nie selbst geschlagen und b hat sie auch nicht mitbekommen wie wir anderen verprügelt wurden und den ganzen anderen Scheiß. Ich hab ihr vor Jahren schon mal einen ausführlichen Brief, auf ihren Wunsch hin, geschrieben und ihr alles erzählt und geschildert. Daraufhin hat sie sich nie wieder gemeldet.

Für meine Ex Familie bin ich die Schuldige.
Aber auch wenn "Hannas Töchter" Einblicke verschafft und etwas hilft zu verstehen, so gebe ich meinen Vorrednern recht. Jetzt ist meine Zeit! Wer bin ich denn daß ich für´s gesamte Universum Verständnis aufbringen muss? Klar meine Mutter hat auch eine Geschichte, wurde selber geschlagen, Vater früh gestorben, Stiefvater n Arsch.

Aber ich bin auch Erwachsen geworden. Ich hab viele Macken und Störungen und das nicht zu letzt weil meine Mutter uns behandelt hat wie den letzten total überflüssigen, störenden Dreck. Aber Ich behandele andere Menschen auch nicht schlecht nur weil es mir angetan wurde. Ne irgendwann ist Schluß mit Verständnis.

Die körperlichen Wunden sind verheilt, die Seele nicht. Es ist nicht so ich daß ich nicht verzeihen könnte. Es ist eher so daß ich die Enttäuschung nicht verwinden kann. Auch darüber daß meine Schwester mir die Schuld gibt.

LG
Antworten