verstehen

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Carrion
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Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

verstehen

Beitrag von Carrion »

Hallo ihr Lieben!

"Verstehen" ist so ein wichtiges Thema, das so oft fiel, deswegen wollte ich einen eigenen Thread dazu. Irgendwie ist es doch das einzige was zählt. Nur wer mich versteht kann mich wirklich "sehen" (Wie in Avatar: Da ist die Begrüßung ja auch: "Ich sehe dich"...). Nur wer mich sieht kann mit mir sprechen und nur wer bereit ist mich zu sehen, dem kann ich mich öffnen.

Ich fürchte mein Partner "sieht" mich nicht. Wenn ich versuche ihm zu erklären warum es mir schlecht geht (was auch viel an dem Gefühl liegt NICHT gesehen zu werden), dann verletze ich ihn. Wer verletzt ist, der sieht noch viel weniger, nicht mehr objektiv. Er findet es schwer mit mir zu sprechen, es macht ihm "Kopfschmerzen" und er bricht Gespräche schnell wieder ab (Maximum sind 20-30 Minuten). Aber sprechen ist das einzige was ich kann und langsam bin ich genau so müde wie er. Ich habe zwei Menschen die mich verstehen: mein bester Freund und dann noch, nein kein Freund, irgendwie mehr aber auch irgendwie weniger, ich habe kein Wort dafür. Beide verstehen mich, mit beiden kann ich sprechen. Und jedesmal habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Partner, dem ich mich nicht erklären kann.

Ein Beispiel was ich meine: Diese Woche war ich an einem ABend sehr wütend. Es ging mir nicht gut und mein Partner wollte früher ins Bett. Ich habe gesagt "gut", denn D (mein bester Freund) wollte noch kommen und ich habe mich gefreut mit ihm reden können. Es war eine harte Woche und ich habe dieses Gespräch gebraucht. Als D dann kam ist mein Freund da geblieben, hat "seichte" Themen angeschnitten, saß mit im Zimmer und hat so jedes Gespräch verhindert. Und dann: Fernseher an und Fußball gucken. Ich saß´am Tisch und habe mich an einer Falsche festgehalten und bin innerlich tausend Tode gestorben. Ich habe mir meinen Freund dann "geschnappt" und wir sind spazieren gegangen. Ich war so wütend und enttäuscht dass ich am ganzen Körper gezittert habe als ich heimkam, also gute nacht sagen (mittlerweile war er im Bett) und an den Rechner um runter zu kommen. Ich habe die Tasten fast nicht getroffen...

Gestern habe ich ihn gefragt, ob er es denn gemerkt hat, dass die Stimmung an diesem ABend so geladen war. Die ANtwort: "Nein, was war denn...?"

Wie soll ich verstanden werden wenn er mich nicht sieht?

Sophia
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Just before our love got lost you said “I am as constant as a northern star.” And I said, “Constantly in the darkness, where’s that?"
lowrider60sec

Re: verstehen

Beitrag von lowrider60sec »

>>Gestern habe ich ihn gefragt, ob er es denn gemerkt hat, dass die Stimmung an diesem ABend so geladen war. Die ANtwort: "Nein, was war denn...?">>

Sophia, Männer können keine Gedanken lesen. Das einzige was sie verstehen sind klare Aussagen. Da kannste soviel rumdrucksen wie du willst, er wird das Gespräch nicht einleiten, das musst du selber tun.

LG
lowrider
Susanne_Scherrer

Re: verstehen

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Liebe Sophia


>Wie soll ich verstanden werden wenn er mich nicht sieht?

nur eine Frage : siehst und verstehst DU DICH?

Für mich war das in meiner Beziehung früher auch sehr wichtig, dass mein Partner mich versteht, mich wahrnimmt...usw.

Es funktionierte so nicht und wird so niemals funktionieren.
Ich musste lernen für MICH zu sorgen und nicht in der Hoffnung verharren, das mein Partner schon irgendwann lernen wird, mich zu verstehen, mich wahrzunehmen...mich "zu sehen" oder was auch immer.

Klare Worte kann man auch bestimmt und liebevoll rüberbringen.

Sätze die mit: Ich...anfangen helfen da sehr.
Keine DU-Botschaften...die sind verletzend und ersticken jedes Gespräch im Keim, können als Vorwurf gelten.

Ich wünsche mir, dass...
Ich fühle mich...so und so...
Ich würde es begrüssen, wenn wir....
Ich hatte es mir so und so vorgestellt....

Frage Dich vielleicht auch einmal WER Dich früher schon nicht gesehen oder verstanden hat.
meistens liegt die Antwort mitten im Raum.

LG
Sanne
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: verstehen

Beitrag von chrigu »

Hi Sophia,

ich finde nicht, dass Verstehen die Voraussetzung dafür ist, gesehen zu werden.

Was "sieht" denn derjenige, der Dich versteht? Und was muss passieren, um verstanden zu werden? Geht es darum, dass jemand quasi Deine Gedanken lesen kann, erahnen und erspüren kann, wie es Dir geht? Weißt Du denn immer, wie es Dir geht, verstehst Du Dich selbst genau? Also, ich mich nicht immer. Und manchmal komme ich erst nach Monaten oder gar Jahren dahinter, was los war. Erst dann verstehe ich mich selbst. Wie soll also jemand ad hoc in einer Situation mich verstehen?

Außerdem glaube ich, dass niemand jemanden hunderprozentig verstehen und nachvollziehen kann. Wir laufen alle auf unserer eigenen Schiene, geprägt durch Vergangenheit und Erfahrungen. Wenn wir etwas interpretieren und versuchen zu verstehen, dann tun wir das immer vor unserem eigenen Hintergrund. Der Hintergrund Deines Freundes könnte (!) sein: "Was soll ich mich groß anstrengen, sie bespricht das doch ohnehin alles mit ihren Freunden (auf die ich vielleicht deshalb auch eifersüchtig und neidisch bin) und lässt mich dabei außen vor."

Ich glaube, dass es für Dich kontraproduktiv ist, wenn Du an diesem Satz "Verstehen ist gleich gesehen werden" festhältst. Nur weil mich jemand nicht versteht, heißt das nicht, dass er mich nicht sieht. Nur ist sein Blick auf mich ein anderer, als ich es mir vielleicht wünsche. Deshalb ist dieser Blick aber nicht falsch, auch wenn es sich für mich so anfühlt. Es ist halt sein Blick.

Viele Grüße
Chrigu
wennfrid
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Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: verstehen

Beitrag von wennfrid »

Hi Sophia, Susanne, Lowrider
Verstehen ist für mich sehr wichtig, vor allem, daß ich mich selber verstehen kann.
Ob mich dann jemand sieht oder nicht sieht, spielt für mich weniger eine Rolle. Wenn mich jemand sehen sollte, damit es mir gut geht, besteht eine Abhängigkeit und damit hätten andere große Macht, durch ihre Aufmerksam, meine Stimmung zu beeinflußen. Möchte ich von einem anderen irgendwas, so bleibt nur liebevolles Reden. Außerdem kann kein Mensch Gedanken lesen, das betrifft nicht nur Männer!
Ich und Du-Botschaften sind sooo wichtig, damit eine liebevolle und kompetente Kommunikation stattfinden kann.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
bradforhelp
Beiträge: 344
Registriert: 11. Nov 2009, 13:55

Re: verstehen

Beitrag von bradforhelp »

Hallo,

ich möchte mich meinen VorschreiberInnen anschließen: Gesehen und Verstehen muss nicht gleich gesetzt werden. Im Gegenteil, ich denke, es ist noch nicht einmal notwendig, dass man immer alles versteht oder verstanden wird. Aber man muss miteinander reden. Es hilft nichts, darauf zu warten, dass der Partner versteht und auf einen zukommt, wenn der gar nicht weiß, was Sache ist.
brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
maribo
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Registriert: 10. Nov 2010, 00:24

Re: verstehen

Beitrag von maribo »

Hallo Sophia,

Verstehen, das ist für Angehörige nicht immer leicht, wenn wir ihnen nicht mitteilen, was wir gerne wollen.

@ lowrider
- nicht nur Männer haben mit dem Verstehen so ihre Probleme

Ich habe das gerade mit meiner Tochter durchmachen müssen.
Wir sehen uns selten, telefonieren und mailen meist. Da kommt ein offenes Gespräch kaum zustande.
Außerdem ist sie mit ihrer Firma und ihrer kleinen, eigenen Familie sehr ausgelastet.
In den Wochen vor Weihnachten hatte ich mich total hineingesteigert in den Gedanken, dass sie meine Krankheit nicht versteht, sich so wenig Mühe gibt, sich zu informieren.
Das habe ich dann mit sensiblen Worten und Formulierungen in einer E-Mail zum Ausdruck gebracht.
Doch meine Tochter wusste gar nicht, was ich eigentlich von ihr wollte.
Das nur, weil ich nicht klipp und klar gesagt habe, was ich mir wünsche.
Dann, in einem persönlichen Gespräch, von Angesicht zu Angesicht, konnte ich ihr sagen, was mich bewegt, wie sie mich unterstützen könne.
Und es war alles ganz anders, als ich es in den Wochen und Monaten vorher empfunden hatte.

Den Satz zu beginnen mit:
Ich wünsche mir von dir... war fast wie eine Zauberformel.
Alles hat sich geregelt, und ich habe gemerkt, nicht nur mir ist ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen.
Vielleicht geht es deinem Freund ebenso wie meiner Tochter.
Bei ihr habe ich durch meine Offenheit Berührungsängste abgebaut. Auch ich hatte es satt, mich immer wieder erklären zu müssen.
Also hab ich ihr einfach so etwas wie eine Gebrauchsanweisung geliefert, ohne ihr Schuldgefühle zu machen, indem meine Sätze mit "Ich wünsche mir..." begannen und nicht etwa mit "Du musst...", oder "Du verstehst mich nicht..."
Aus Erfahrung habe ich gelernt, nur wenn ich mich mitteile, weiß der andere, was ich brauche.

Ich wünsche dir ein offenes, erfolgreiches Gespräch, liebe Sophia.

Liebe Grüße __ maribo
______________________________
*ICH MUSS NICHT - ABER - ICH KANN*
Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: verstehen

Beitrag von Carrion »

@Lowrider:
Nicht nur Männer können keine Gedanken lesen, auch Frauen können das nicht, ich weiß, niemand kann das. Es geht auch erstmal nur darum Stimmungen wahrzunehmen. Ich merke wenn es meinem Partner schlecht geht und dann frage ich. Und genau dieses „rumdrucksen“ ist es was ich hasse. Er leitet keine Gespräche ein – das muss ich tun. Aber er will auch keine Gespräche führen. Nicht wenn er nicht sicher sein kann, dass danach „alles gut“ sein wird. Aber so einfach ist das eben nicht immer.

@Sanne: Dieses „Ich wünsche mir….“ Habe ich schon so oft gesagt und es hat nie „funktioniert“. Wie oben bei Lowrider beschrieben. Ich habe schon so oft gesagt: Ich würde mir wünschen, dass duauch mal ein Gespräch anfängst…“

> Ich musste lernen für MICH zu sorgen und nicht in der Hoffnung verharren, das mein Partner schon irgendwann lernen wird, mich zu verstehen, mich wahrzunehmen...mich "zu sehen" oder was auch immer.

Das finde ich sehr traurig, denn eine Partnerschaft sollte ja nicht in erster Linie „ich“, sondern „wir“ sein. Das echte Interesse an dem anderen, egal ob es mir weh tut oder nicht.

> nur eine Frage : siehst und verstehst DU DICH?

Nein, das glaube ich nicht. Und alleine schaffe ich das auch nicht. Aber in Gesprächen schaffe ich es. Und ich habe ja zwei Menschen in meinem Leben mit denen ich sprechen kann und diese Gespräche helfen mir zu verstehen. Da denken wir gemeinsam. Leider gehört mein Partner nicht zu diesen Menschen und jedes Gespräch das ich führe, das mir hilft mich besser zu verstehen und das er nicht mit mir führt, entfernt mich von ihm.
Früher wollte ich vielleicht gar nicht gesehen werden. Ich denke ich verletze die Menschen damit wenn sie sehen wie es mir wirklich geht, was ich wirklich denke. Besonders das SVV verletzt Menschen, aber auch das ist ein Teil von mir, den ich nicht weglügen will. Nicht bei den Menschen die mir wichtig sind…

@chrigu:

> Der Hintergrund Deines Freundes könnte (!) sein: "Was soll ich mich groß anstrengen, sie bespricht das doch ohnehin alles mit ihren Freunden (auf die ich vielleicht deshalb auch eifersüchtig und neidisch bin) und lässt mich dabei außen vor."

Ist das nicht nur Stolz? Kann man den nicht überwinden?

@Brad, Fridolin, maribo
Ja, das Sprechen miteinander ist das wichtige. Aber es darf nicht immer enden in „Ich liebe dich“. Ich liebe dich heißt auch: Ich bin bereit mit dir zu reden, mir die Dinge anzuhören ohne davon verletzt zu sein, offen zu sein und bereit zu sein den anderen zu verstehen… Was ich so sehr hasse sind Dialoge wie

„Wie geht es dir?“ – „Die Sitzung (beim Thera) heute war sehr anstrengend“ – „ja, meine Arbeit auch…“ Kein Nachfragen, kein ‚Warum‘, kein Verstehen…

Ich will nicht dass er „listen“ abarbeitet. Ich gebe eine Liste an dingen die er tun soll und er tut sie? Das finde ich so verdammt einfach. Und wieder die Frage: Ist es zuviel verlangt? Ist Liebe einfach: Ich gebe dir eine Liste und du befolgst sie?

@all: Sich selbst verstehen – das war der Punkt der immer wieder kam. Ich „arbeite“ ja daran mich selbst zu verstehen. Aber ich würde mir wünschen dass er mich auf diesem Weg begleitet und ich ihn nicht dazu „zwingen“ muss. Ich will Menschen nicht zwingen. Dinge die ich einfordern muss, gegen den Willen des anderen (in diesem Fall die Gespräche) haben für mich nur wenig Wert, denn ich weiß ja der andere will es nicht selbst, sondern nur weil ich es will. Und sehen und verstehen hängt für mich eng zusammen, ja. Warum?
Wenn ich „sehe“ dass es jemandem nicht gut geht, dann kann ich fragen, dann kann ich einen Versuch machen zu verstehen. Und wenn der andere auch nicht versteht, dann können wir gemeinsam denken. Das macht für mich Zweisamkeit aus. Aber ich will nicht „einfach“ nur erklären, ich will dass der andere mitdenkt. Ein Zitat aus einem Film:

Sean: Do you have a soul mate? (Hast du einen Seelenverwandten?)
Will: Define that. (Definiere das)
Sean: Someone you can relate to, someone who opens things up for you. (jemand mit dem du dich verbunden fühlst, jemand der dir neue Sichtweien eröffnet)
Will: Sure, I got plenty. (ja, ich habe viele)
Sean: Well, name them. (Nenne sie)
Will: Shakespeare, Nietzsche, Frost, O'Conner... (…)
Sean: Well that's great. They're all dead. (oh, das ist großartig, sie sind alle tot)
Will: Not to me, they're not. (nein, für mich sind sie das nicht)
Sean: You can't have a lot of dialogue with them. (du kannst keine Gespräche mit ihnen führen)
Will: Not without a heater and some serious smelling salts. (nicht ohne eine Heizung und einem starken Riechsalz)

Ist das zuviel verlangt?

Sorry, das ist sehr viel geworden…

Sophia
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Susanne_Scherrer

Re: verstehen

Beitrag von Susanne_Scherrer »

Liebe Sophia

>Dieses „Ich wünsche mir….“ Habe ich schon so oft gesagt und es hat nie „funktioniert“. Wie oben bei Lowrider beschrieben. Ich habe schon so oft gesagt: Ich würde mir wünschen, dass duauch mal ein Gespräch anfängst…“

Wie soll oder kann er Dich verstehen, wenn Du Dich selber nicht verstehst?
Verlangst Du da nicht etwas fast unmögliches?

"Ich wünsche mir, dass DU......." ist eine Falle.

"Ich wünsche mir, dass ICH....." führt zu einem zurück oder lässt einen bei SICH bleiben, was ich als sehr wichtig in einer Partnerschaft empfinde.

Ausserdem : Niemand kann einen anderen Menschen ändern!!

Ich wünsche mir, dass ich wahrgenommen werde.
Ich wünsche mir, dass ich mich besser verstehen lerne....könntest Du mir dabei behilflich sein? ( womit auch ein NEIN akzeptiert werden muss)
ich wünsche mir, dass WIR zueinander finden können. Meinst Du, dass ist möglich?

usw....
Das wäre eine Komunikation, die dem Partner miteinbezieht, ihn aber auch gleichzeitig ohne Vorwürfe seinen eigenen Freiraum lässt, ihn frei lässt.

So lebe ich meine Partnerschaft....immer öfter jedenfalls.

LG
Sanne
ghm
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Re: verstehen

Beitrag von ghm »

Hallo Carrion,

zu viel verlangt wäre es nicht.

Leider gibt es so wenig Menschen die auch nur eine Ahnung haben wer sie sind.
Die meisten sind noch im "wie muss ich mich zeigen, damit ich Erfolg in der Gesellschaft habe"
Ich dachte meine Frau und ich seien auf einem Weg aus zwei Ich ein Wir zu entwickeln, aber da sind wir leider nicht angekommen.
Wohl auch weil Menschen dazu neigen nicht ihren Partner zu lieben, sondern das Bild, dass sie von ihm haben.
Bitte entschuldige, ich bin heute nicht sehr aufbauend.
Ich glaube Deine Mitmenschen können Dich nur sehen, wenn Du Dich zeigst und wenn sie offen sind, Dich sehen zu können.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
chrigu
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Re: verstehen

Beitrag von chrigu »

Hi Sophia,

verstehst Du denn, warum Dein Freund sich so verhält wie er ist? Wenn Du das, was ich ihm ja nur in den Mund gelegt habe, als Stolz interpretierst, verstehst Du diesen Stolz?

Wenn nicht, siehst Du ihn dann nicht?

Ich übersehe übrigens immer wieder, wenn es anderen schlecht geht. Das ist ein Schutzmechnismus, weil ich zu der Zeit dann einfach nicht die Energie und Kraft habe, mich darauf einzulassen. Geht es mir selbst besser, dann kann ich dieses Sehen zulassen, weil ich es dann auch aushalten kann.

Ich glaube, es geht doch gar nicht um Verstanden werden allgemein. Es geht doch darum, dass Dein Freund anscheinend Dir gegenüber der Kommunikation ausweicht, sich offenbar nicht damit auseinandersetzen will, wie es Dir geht. Das kränkt und verletzt Dich, oder? Wie ist es dazu gekommen, dass ihr nicht mehr miteinander reden könnt? Kann er ertragen, dass es Dir schlecht geht, oder ist das vermeintliche Ausweichen und Unverständnis vielleicht sein Schutzmechanismus?

Viele Grüße
Chrigu

Edit: Ich glaube, jetzt ist mir klar geworden, warum ich mich an dieser Verstehen-Sehen-Sache bei Dir so reibe: Bei mir kommt Dein Schreiben so an, als hättest Du beides nicht für Deinen Freund (weil ja auch die Formulierung eines Wunsches etc. erst mal Dich im Fokus hat und nicht ihn). Wäre da nicht auch ein Ansatzpunkt? Ihn zu fragen, was er sich wünscht? Vielleicht ist die Antwort ja ganz überraschend. Oder ist Dir das gar nicht wichtig (das ist nicht als Vorwurf gemeint, aber auch das zeigt ja was)?
2304.1900
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Re: verstehen

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Carrion ,


ich kenne beide Seiten.
Ich habe eine "beste Freundin" mit der ich tiefe Gespräche führen kann und muss,und meine Frau die sich wünschte ich könnte das auch mit ihr so machen.

Das Grundproblem ist aber ,das ich ihr Mann ,aber nicht gleichzeitig ihr Therapeut sein kann.Probleme innerhalb einer Beziehung zu lösen ,bedeutet auch immer das sich die Probleme auf die Beziehung selbst auswirken.Können die Probleme Posetiv gelöst werden,wirkt sich das auch auf die Beziehung Posetiv aus.Werden sie Negativ ...
Aber und das ist offensichtlich bei dir der Fall ,können sie gar nicht innerhalb der Beziehung gelöst werden , wird die Beziehung vergiftet und verursacht un-endliches Leid.

Dein Mann leidet ,weil er nicht mehr weiss wie er dir Helfen kann.
Du leidest ,weil du Dinge einforderst ,von denen du offensichtlich (!!!unbewusst!!!)gar nicht willst ,das er sie erfüllt.

Kernsatz ist deine Aussage:
Und jedesmal habe ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Partner, dem ich mich nicht erklären kann.

Die Aufgabe die ich zuerst Lösen würde ist,die Erwartungen an meinen Partner Neu zu überdenken.

Ich würde es sogar ganz Gegenständlich machen und mir Zettel mit meinen Wünschen ;Forderungen und Zweifeln aufschreiben.
Und zwar alle ,nicht nur die den Partner betreffen können.
Dann folgt die Sotierung in Verschiedene Kisten , -Partner Freunde Therapheuten Ärtzte und und und .

Mit der Kiste Partner ,kannst du dann zu ihn gehen und er kann nachsehen ,was du von ihn Wünschst-nicht forderst.

Aber das ist ja das was ich machen würde.


In der Realität habe ich das Problem nicht ,weil ich von Anfang an Klargestellt habe weshalb ich sie nich Behandle wie meine beste Freundin,und was die Folgen wären-wenn ich es trotzdem tun würde. Klar Helfe ich meiner Frau ,aber nicht in Gesprächen sondern durch Handeln, und wenn sie dochmal ,mit einem inneren Problem kommt das sie totz aller behmühungen nicht lösen kann. Kostet es mich bisher nur eine Minute um ihr zu zeigen ,mit welchen Gedanken ,Sie das Problem lösen kann und in welche richtung Sie das führen sollte/wird.


viele Grüße
Stefan


PS.

du schreibst das er dich nicht sehen würde , das er dir gegenüber Blind ist.

Vieleicht ist das sogar die Wahrheit.

Ein Blinder kann nur hören was du ihn von dir erzählst,nicht was du ihn in zweifelnden Gedanken verschweigst.
Ein Bilder kann nur Sehen, was er mit seinen Händen be-greifen kann , auch deine Wunden abseits der Makel-losen Haut.

Ein Blinder ist sensibel ,seine anderen Sinne lassen ihn Dinge sehen und erkennen ,die für sehende oft nicht nachvollziehbar sind.
Aber letztendich ist er Blind ,und läuft gegen Hindernisse ,die ein Sehender nicht beachtet.
Kodiak
Beiträge: 428
Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: verstehen

Beitrag von Kodiak »

Liebe Sophia,

verstehen und sehen bedingen sich auch für mich nicht einander. Sehen ist wichtiger.

Wenn ich einer bipolaren Freundin in einer manischen Phase in die Augen schaue, kann ich sagen, ich sehe dich, weil ich sie wahrnehme. Ich kann ihr sagen, dass ich auch ihre Depression sehe, dass ich sie als Mensch sehe. Ich brauche kein verstehen der Manie, weil ich sie nie erlebt habe und nicht nachvollziehen kann, aber ich kann mit offenen Augen und allen anderen Sinnen, auch mit offenem Herzen, wahrnehmen. Sie wahrnehmen.
Und das ist in meinen Augen mehr als verstehen.

Um zu verstehen, muss ich nicht unbedingt erst sehen. Das geht nicht so nebenbei und auf zuruf. Ich kann nur gesehen werden, wenn ich mich öffne und einlassen will.
Ich kann versuchen, eine Handlung zu verstehen, ein Befinden, eine Absicht, Zuneigung, Abneigung usw. und immer nur aus meiner Sicht.

Gesehen werden kann ich nur, wenn ich mich zeige und authentisch bin. Wenn ich dem anderen die Chance gebe, zu sehen.
Und vielleicht entsteht daraus ein Verstehen.

Doch kaum des Ganzen.

Liebe Grüße

Dietmar
Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: verstehen

Beitrag von Carrion »

Hallo Stefan!

Ja, es ist eine Zwickmühle. Du sagst du hast eine „beste Freundin“, warum die Anführungszeichen? Mein Thera meinte, dass eine echte Freundschaft über Geschlechtergrenzen hinweg selten ist, aber ich habe das Gefühl, dass das hier häufiger vorkommt. Ob ich meine Beziehung damit vergifte? Ich weiß es nicht.

Ein Satz hat mir sehr zu denken gegeben:

> Dein Mann leidet ,weil er nicht mehr weiss wie er dir Helfen kann.
Du leidest ,weil du Dinge einforderst ,von denen du offensichtlich (!!!unbewusst!!!)gar nicht willst ,das er sie erfüllt.

Ja, vielleicht will ich nicht dass er sie erfüllt. Was sagt das über mich? Dass ich ihn quäle… Manchmal denke ich es wäre besser wenn ich einfach gehen würde. Dann könnte er glücklich werden. Ich kann ihm ja nicht mal sagen ob wir eine Zukunft haben, ich kann nicht mal sagen ob da noch genug Liebe ist.

Die Anforderungen an den Partner neu überdenken – das habe ich versucht. Ich hänge mich immer an „Kleinigkeiten“ auf: eine ungeschickt formulierte Frage, eine unbedachte Handlung… Ich schätze ich sehe mehr das negative. Ich werde die Zettel-Kisten-Idee mal ausprobieren, aber ich fürchte ich muss mir erst mal klar werden ob ich überhaupt WILL, dass wir noch Partner sind. Der schwerste Punkt von allen: Was heißt Liebe? Und wie stellt man sie fest? (Ohoh, das klingt nach diagnostizieren und das klingt nach Krankheit…)

Ja, vielleicht ist er blind und ich sollte ihn führen, aber ich habe das Gefühl das kann ich zur Zeit nicht. Ich finde es schwer zu sagen was ich will und brauche und wenn ich es sage und er macht es, dann sagt eine gehässige Stimme in meinem Kopf: Sei nicht so servil,mache nicht alles was ich dir sage, wehre dich gegen mich!

Danke für deine Zeit
Sophia/Carri
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Carrion
Beiträge: 317
Registriert: 13. Dez 2010, 08:13

Re: verstehen

Beitrag von Carrion »

Lieber Dietmar!

Ich finde sehen auch wichtiger als verstehen. Aber sieht man nicht immer durch eine Brille. Gehört nicht auch ein bisschen Einfühlunsvermögen dazu. Heisst sehen nicht auch die Perspektive des anderen einnehmen zu können?

Ich weiß nicht ob ich Menschen wirklich sehe...ich hoffe es.

Hallo Chrigu!

ich denke noch nach, vor allem darüber ob ich meinen Freund wirklich sehe. Das ist eine schwierige Frage. Spontan hätte ich gesagt "Ja", aber wer weiß... Ich antworte wenn ich mir meiner Antwort sicher(er) sein kann...

Liebe Grüße
Sophia
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chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: verstehen

Beitrag von chrigu »

Hallo Sophia,

lass Dir Zeit. Du musst mir die Fragen ja auch gar nicht beantworten, aber vielleicht hilft Dir die Antwort weiter.

Viele Grüße!
Chrigu
2304.1900
Beiträge: 260
Registriert: 21. Nov 2010, 00:19

Re: verstehen

Beitrag von 2304.1900 »

Hallo Sophia ,

„beste Freundin“ ist für mich ein eigenständiger Begriff, und steht deshalb in Ausrufezeichen.
Der Trick eine echte Freundschaft über Geschlechtergrenzen hinweg aufzubauen, ist im Grunde
einfach und deshalb so schwer.

Wenn man fragt ob eine Freundschaft zwischen Mann und Frau möglich ist; Muss ich klar sagen das ist nicht Möglich.
Wenn du fragst ob es eine Freundschaft zwischen 2 Menschen unterschiedlichen Geschlechts geben kann, sage ich : schon es ist schwer- aber möglich.
Die Frage ob es eine Freundschaft zwischen 2 Menschen geben kann, beantworte ich:
Ja warum nicht; wenn sie Menschen sind.

Die Lösung (für mich) ist also, als was sie sich Sehen und Gegenseitig wahrnehmen. Als Mensch ,oder als gegengeschlechtliche Wesen.
Da ich mehr Geistig, ausgerichtet bin, ist es für mich vielleicht einfacher als für Körperlich Dominierte Menschen.

Du machst bei deinen Betrachtungen zwei Fehler.
Du reflektierst, deine Probleme auf deinen Mann.

Es ist bei Frauen nicht ungewöhnlich. , und macht meine Frau auch öfters .Nicht Sie leidet, sondern ich muss ja unter ihr leiden-weil
sie meine Erwartungen nicht erfüllen kann und ich wäre doch manchmal ohne sie besser dran.

Diese Gedanken sind eindeutig Teil der „Depression“.
Es würde zu Ende gedacht, dich in ein so tiefes Loch fallen lassen, wie du es dir selbst Heute, nicht vorstellen kannst.
(Ich Habs selbst ausprobiert –und kann es dir nicht weiter empfehlen)


Nach meinen Beobachtungen Reden viele Menschen nicht Miteinander sondern eigentlich nur mit sich Selbst.
Sie Reden mit ihren Spiegelbild ,statt mit ihren Gegenüber.
Frauen die sich Beschweren, das ihr Partner nicht zuhört, sagen damit eigentlich:Ich höre dir nicht zu, ich habe meine eigenen Probleme.
Andererseits sind Männer die sich bessern Sex wünschen auch nicht anders; Ich weiß das ich schlecht im Bett bin, aber an mir kann es ja nicht liegen,
kennst du schon das Kamasutra?

Stell dich also einfach vor einem Spiegel der groß genug ist und Rede mit deinem Gegenüber.
Am Anfang ist das noch Komisch und Frau kommt sich ziemlich Bescheuert vor. Aber wenn du das
3-4 Tage durchhältst, solltest du schon Veränderungen bemerken.

Zumindest erkennen dann die meisten ,wann sie mit den Spiegel Reden.




Der zweite Fehler ist über Liebe nachzudenken.

Liebe ist ein Gefühl, und keine Größe die man Messen könnte.

Die Beschreibung eines Gefühls, ist die eines minimal 5-Dimensonalen Spannungszustand aus dem Unterbewussten das für das
Wachbewusstsein vereinfacht übermittelt wird/wurde.
Ich hatte als 13 Jähriger Zugriff auf ein Teil dieser Unterbewussten Steuerung, und es war sagen wir mal nicht zweckdienlich;
Ein Auge auf ein Mädchen zu werfen um Analytisch korrekt zu erfahren das sie den Gang meiner Mutter zu 60% erreicht,
das Sie das Lachen meiner Oma hat oder andere positiv behafteten Eigenheiten aufweist.

Gefühle akzeptiert man, solange man weiß dass sie nicht beeinflusst oder Manipuliert sind.
Leider ist aber die Depression, einer der beeinflussten Zustände.

Deshalb wird jede Überlegung zu Gefühlen immer auch von der Depression beeinflusst.
und ist als nicht sicher zu betrachten.

Ich habe dafür ein ganzes Netzwerk von Leuten die mich kennen, die ich in solchen Zeiten Fragen kann.
und 4 Menschen deren Aussage ich nicht abweisen kann, sondern überlegen muss weshalb diese Menschen recht haben
in dem was sie sagen.

Das einzige was du dich Fragen kannst ,ist wie du dich vor der Depression Entschieden hast und ob du ohne die Depression
auch bei dieser Entscheidung bleiben würdest. Und denke daran das die Antwort auf jeden Fall auch von der Depression
beeinflusst wird.


Viele Grüße
Stefan

PS.
Vielleicht bist du ja in gewisser Weise Blind und solltest dich von den Menschen denen du Vertraust führen lassen?
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