Ausstellung und eure Meinung

[chboradi]

Hallo, ich bin neu hier und brauche euren Rat! Ich bin studentin und plane derzeit in einem Projekt eine Ausstellung zum Thema Depression. Ich selbst bin nicht betroffen, doch meine beste Freundin und auch meine Mutter haben/hatten Depressionen. Das Thema liegt mir also sehr am Herzen und die Anerkennung der Depression als Krankheit finde ich sehr Grundlegend.... deswegen auch die Ausstellung.
Jetzt wollte ich von euch wissen was ihr findet, was aufjedenfall in eine Ausstellung über Depression muss.
Ich zähle auf eure Meinung. =)
Danke schonmal

[ghm]

Für einen Nichtbetroffenen, Bau einen Tunnel kann ruhig eng sein, mit einem Licht am Ende des Tunnels und wenn er drin ist nimm Ihm das Licht weg.
Aber mache das blos nicht mit einem Betroffenen.
Also ist die Idee wahrscheinlich blöd, weil gefährlich

[Susanne_Scherrer]

Hallo Christin

das klingt spannend.

WAS willst Du denn ausstellen?
Bilder? Plastiken? Geschichten?...wo liegt der Schwerpunkt und WAS soll dem Besucher nahegebracht werden? Gibt es einen Schwerpunkt?

fragt
Sanne

[chboradi]

@gregor die Tunnel idee ist nicht dumm, so etwas in der Art hatte ich geplannt.
Ein bisher sehr wichtiger Teil der ausstellung ist mein Wahrnehmungsraum ... ich nenn den einfach so, das ist ein langer gang der immer schmaller wird, zu beiden seiten gehen von dem Gang Türen ab, doch keine Tür bringt einen weiter, bringt den Ausgang. Der Gang an sich ist sehr kark und alles ist still. Man ist allein im Gang.
Das ganze soll bei dem Besucher so eine Frustration entstehen lassen. Hinter den Türen sind entweder Installation die einfach Leere darstellen sollen bzw eine andere Tür die wieder in den Gang führt.
Der gang steht also für die innere Leere und die Frustration das man kein ende findet. Die auswegslosigkeit und die Einsamkeit, vielleicht sogar Angst.
Eine der letzten Türen ist die unscheinbarste die aber der Ausgang ist. Sie führt eine Treppe hinauf, dort wird man dann konfrontiert mit Stimmen die sagen "Du bist nicht krank, du bildest du dir doch nur ein ...." usw. sodass der einzelne nicht betroffene nachvollziehen kann wie es ist, sowas direkt nach dem Gang zu erleben und auf diese art und weise angegriffen wird.
Oben auf der nächsten Etage ist dann der medizinische Hintergrund, wo erklärt wird wie depressionen entstehen usw.

ja das ist es ganz grob. Was mir wichtig ist, ist das Nichtbetroffene eine Ahnung bekommen was in Depressiven vorgeht und das klar wird, das jeder depressiv werden kann.

[ghm]

Das was viele zermürbt ist eine Kommunikation im eigenen Kopf, die immer wieder Angriffe startet, der Kranke gegen sich selbst und die ist nur mit viel Training (und Glück) zur Ruhe zu bringen.
Ein Beispiel von mir, folgende Gedanken plötzlich im Kopf, "Du bist fast 50, fett, behaart, musst noch 10 Jahre Unterhalt zahlen, Du schnarchst und stinkst, was willst Du noch in diesem Leben. Eine Frau findest Du nie wieder."
Damit müssen wir irgendwie fertig werden.

[Susanne_Scherrer]

ein grosses Thema bei der Depression ist die ANGST.

...vor Veränderung
...vor Menschen
...vor Nähe
..vor vielen Gefühlen...

vielleicht ein Raum, in dem einem Angst und Bange wird?

[chboradi]

ja ich hatte auch eine stimme eingeplant die "gegen den besucher arbeitet", also ungefähr so wie du gesagt hattest gregor. Ich denke das ist ganz wichtig, der innere monolog bzw. einen Kommentar gibt und die wirkung des ganges unterstützt.

hmm... ja angst ist entscheidend ... du hast recht, ich werde ein Angstraum mit einbinden! danke =)

bisher hatte ich vor dem Gang einen Raum geplant, wo die besucher die warten müssen bis sie einzeln in den gang können Kunst von depressiven aufnehmen. Also zum beispiel Zeichnungen, gedichte oder lieder und so eingestimmt werden auf die Thematik, damit sie dann ohne wissen einfach in den Gang treten können und da ihre erfahrungen machen. Davor aber schon erahnen wie die Stimmung ist bzw. was emotional auf sie zu kommt. Was haltet ihr davon?

Danke für eure ideen und ratschläge, das hilft mir sehr =)

[Susanne_Scherrer]

ein weiteres Thema wäre LEERE.....

vielleicht ein Raum, in dem es bedrückend leer ist?...oder ein Bild, das dies ausdrücken könnte?

vielleicht auch alles, was LEERE symbolisieren könnte?

leere Dosen, leere Blätter, leere Leinwände, leere Tüten...usw...usf...

[heinrich12]

Hallo,

und es darf auf keinen Fall bunt sein. Eigentlich sehe ich, wenn ich gerade tief unten bin, alles nur noch schwarz/weiß oder zumindes sehr gedeckt.

Danach wird es auf einmal wieder heller und bunter.

Vielleicht kannst du damit etwas anfangen.

Grüße, Sonnenstrahl (deshalb der Name)

[Sherlock]

Hat nix direkt damit zu tun, aber hier gabs mal was ähnliches:

http://www.kubiss.de/kultur/info/freies ... iese.shtml

[Secret]

Also das mit dem Tunnel und den Bildern mit dunklen Farben finde ich sehr passend. Zu den Stimmen im Tunnel "Du bildest Dir das nur ein, Du bist nicht krank": Das kenne ich nur allzu gut, ich konnte es selber bis zu meiner Krankschreibung seit 3 Monaten nicht glauben. Da ich oft sage: Wir Depressiven haben keinen Rollstuhl und keinen Verband etc. niemand sieht etwas und man kann es nicht sehen - und was wir nicht sehen glauben wir auch oft nicht. Daher schwebt mir als Symbol zu dem Tunnel ein durchgestrichenes Gipsbein oder ähnliches vor oder das Rollstuhlzeichen was wir alle von Behindertenparkplätzen her kennen einmal durchgestrichen oder auch mit mit den drei bekannten Affen wo sich einer die Augen zuhält, der nächste die Ohren und der dritte den Mund.
Schreib uns doch noch einmal wann die Ausstellung ist und vor allem wie es war wenn sie vorbei ist.

Liebe Grüße

M.

[ghm]

Hallo christinboradini,

gibst Du uns einen Wink, wenn Du weisst wo und wann Deine Ausstellung startet?
Möglicherweise hinterher auch Fotos?

Ich platze vor Neugierde
(schon wieder eine Gier(de), pfui)

[mbm22]

Lieber Gegor,

gestern hast Du hier folgendes geschrieben:
Das was viele zermürbt ist eine Kommunikation im eigenen Kopf, die immer wieder Angriffe startet, der Kranke gegen sich selbst und die ist nur mit viel Training (und Glück) zur Ruhe zu bringen.
Ein Beispiel von mir, folgende Gedanken plötzlich im Kopf, "Du bist fast 50, fett, behaart, musst noch 10 Jahre Unterhalt zahlen, Du schnarchst und stinkst, was willst Du noch in diesem Leben. Eine Frau findest Du nie wieder."
Damit müssen wir irgendwie fertig werden.

Ich würde Dir da gern etwas widersprechen.

Aus meiner Sicht musst Du damit fertig werden:
- eine Trennung nach einer vermutlich langen Beziehung noch ziemlich frisch hinter Dir zu haben und zwar mit allen Gedanken und Gefühlen, die so etwas mit sich bringt
- eine gewisse Lebenserfahrung zu haben
- 3 Kinder zu haben, für die Du nicht nicht immer da sein kannst und dafür das schlechte Gewissen auszuhalten
- Zweifel an Deiner Person auszuhalten
- an Dir und Deiner (Erschöpfungs-)Depression zu arbeiten
- trotz allem gut und achtsam mit Dir umzugehen und nachsichtig und verständnisvoll, wenn es nicht so läuft, wie Du es gern hättest


Herzliche Grüße aus dem eiskalten Norden

lernfee

[ghm]

Liebe Lernfee,

Du hast fast zu Allem Recht.
Nur eines, ein unangenehmer Teil meiner körperlichen Symptome ist, dass mein Dünndarm immer weider Teile der Nahrung nicht verdaut (z.B. tierisches Eiweiß, das ich halt weglasse, seit ich es weiss).
Wenn diese unverdauten Teile in den Dickdarm kommen werden große Mengen Gases daraus. Da kann ich mich pflegen solange ich will.
Das konntest Du nicht wissen und ich bin Dir NICHT böse. Vielen Dank dass Du mich unterstützt, ganz, ganz, ganz ehrlich.

Mein bewustetes Ich ist sich auch sicher, dass es wieder eine Frau geben wird, aber der "Feind im Kopf" tritt halt so gerne dahin wo es weh tut.

[flocke]

Hey Gregor, ein vegetarischer Mann mit Emotionen die er anerkennt und auslebt, der liebevoll ist und seine Kinder liebt (von denen auch noch zwei aus dem Gröbsten raus sind), ich kann mir vorstellen dass das für viele Frauen recht attratktive Attribute sind...

Flocke

[mbm22]

Lieber Gregor,

das kenne ich ja auch allzu gut mit dem inneren Kritiker, der gerne sagt: "Du doch nicht, so wie Du bist. So will Dich doch niemand.

Ansonsten hast Du, wie auch Flocke schrieb, sicherlich ganz viele gute, liebenswerte Eigenschaften an Dir, etwas, was nicht jeder Mann für sich beanspruchen kann, jedenfalls aus meiner Sicht.

Liebe Grüße

lernfee

[ghm]

Liebe Lernfee,

"womit Sie mich füttert" hört sich gut an (schnurr).

Heute Mittag gibt es Reis mit Honig gekocht und Anannasstücken.
(Reis vertrage ich am Besten, und Göttin sei Dank, mag ich ihn auch)
Heute Abend gibt es Reis mit, weiss noch nicht, Selleriegemüse oder Apfelcurry?? schau mer mal.
Was für mich ganz wichtig ist, ist der Abendsnack, ein Schokopuddelling (wenn es gut schmeckt heisst es Puddelling, das weiss nur der Duden nicht) aus Sojakakao, das beruhigt das Kind (in mir) und Hanftee zum guten Durchschlafen.
Sollten wir mal Tipps "Essen und Trinken zum Wohlfühlen eröffnen"? Ich mach das mal.

[flocke]

kochen kannste also auch? Na wenn das mal kein Pluspunkt ist!

[ghm]

Hallo Flocke,

ich kann so gut wie alle Hausarbeiten. (Meine Eltern waren der Meinung es solle kein Mensch heiraten müssen, nur damit sein Haushalt geführt werde)
Putzen, kochen (nicht mehr so gut wegen weniger Übung), Waschen, Bügeln, Nähen (auch schon lange keine Übung mehr) und Flicken (Knöpfe annähen, Socken stopfen), einfache Installationen (Strom und Wasser) ab Wand, Wände anmalen. Nur beim Tapezieren und Lackieren da haperts.
Und um das Putzen drücke ich mich so gut ich kann. Dafür bügle ich gerne

[DDL]

Eine Ausstellung zu diesem Thema finden wir eine gute Idee.
Wer wird die denn besuchen?

[ghm]

Wenn Sie mit einem Tagesausflug (mit Bayernticket) erreichbar ist, sofort

[Phosphor]

Hallo christinboradini,

diese Ausstellung, die vor einigen Monaten in der Wuppertaler Einrichtung proviel zu sehen war, mag teilweise Inspiration bieten:
http://www.proviel.eu/Grenzen-erleben.548.0.html

Wie schon einige andere User hier würde auch ich mich über weitere Informationen freuen, etwa zu Ort, Zeit und Rahmen der Ausstellung.
Wenn Du magst, kannst Du ja bei Gelegenheit noch einiges dazu schreiben, aus welcher fachlichen Seite Du Dich dem Thema näherst. Für eine Studentin der Psychologie mag der Zugang zur Ausstellungsplanung beispielsweise ein ganz anderer sein als für jemanden aus Fachbereichen wie Museumspädagogik bzw. Kulturvermittlung.

Liebe Grüße

[bradforhelp]

Hallo,

ich empfinde als sehr unangenehm, hier zu einer Ausstellung von jemandem befragt zu werden, der nicht betroffen ist.

brad

[flocke]

Nunja, da es im Rahmen des Studium stattfinden wird ist es doch nichts anderen als wenn jemand wegen einer Examensarbeit, oder Präsentation anfragt und da kamen hier schon gaaaaanz andere Reaktionen.

Hingehen würde ich, insofern rs nicht mehr als 3 Stunden Fahrtzeit (öffentliche Verkehrsmittel) in Anspruch nimmt, da frau ja auch wieder zurück muss

Und solange hier nicht bis ins Detail erläutert wurde was man zu sehen bekommt.

Flocke

[Mezier]

Hallo liebe christinboradini,

ich finde ein solches Projekt gut. Andere Erkrankungen werden auch öffentlich thematisiert - Gesundheitstage, Vorträge etc. Bei uns stand letztens das Modell eines Dickdarmes und hineinmodelliert waren allerlei Gewüchse, die man da eben so haben kann...das macht es einfach deutlicher und klarer für Aussenstehende.

Das WANN und WO würde mich auch dringlich interessieren. (Du siehst, Dein Besucherklub vergrößert sich zusehens:-))

Zum Thema: In der Depression findet man (liebe Grüße an meinen Therapeuten "finde ICH" muss es heißen:-)) oft keinen Zugang zur Umgebung, zu dem was um einen herum ist. Wir leben ja im Leben. Wir spüren es nur oft nicht. Es ist manchmal wie eine Mauer zwischen drinnen und draußen oder wie Nebel...vielleicht lässt sich das noch mit einbauen.

Mich würde auch Dein Hintergrund interessieren. Was studierst Du?

Liebe Grüße und auf jeden Fall viel Erfolg!
Mezier