Wieder in den eisigen Fängen

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freebird
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Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von freebird »

Hallo Leute,

Entgegen meiner sonstigen Gepflogenheit, muss ich nun auch mal wehklagen


Seit vielen Wochen hat mich meine Depression wieder fest im eisigen Griff und die Verzweiflung wächst. Alle Strategien, die sonst funktionierten, sind zum Teufel. Ich kämpfe gegen Windmühlen und der Doc zuckt ständig mit den Schultern.

Gestern stellte sich mir plötzlich die Frage: Was wäre, wenn ich meine Krankheit(en) - ich leide noch an Rheuma (was die Sache nicht einfacher macht ), nicht hätte. Die Liste wurde lang und länger und der tiefe Wunsch endlich auszubrechen, kam hoch. Doch dann die bittere Erkenntnis! Ich habe Depressionen und Rheuma und das läßt sich leider nicht ändern. Und da war sie wieder, diese Hoffnungslosigkeit

Was macht Ihr, wenn auch die Depression total lähmt, die Kälte auch erstarren läßt und die Verzweiflung Euch in den Wahnsinn zu treiben scheint

Liebe und jammernde Grüße (wenn auch widerwillig)
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
anna54
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von anna54 »

Hallo liebe Corinna
würde dir gern Wärme schicken,und Licht um diesem Novembernebel zu entfliehen.
Aber Depression ist mehr als Nebel,es ist wie du es beschrieben hast,eiskalt,erfroren,unbarmherzig.
Ich versuche dann Wärme sprichwörtlich draufzupacken,alles aus Wolle anziehen,warme Getränke,und immer wieder Kerzen.
Das schaffe ich nicht immer rechtzeitig,aber ist wie ein "Notfallplan".
Ich kann in akuten Krisen nicht essen,dann hilft manchmal Schokolade, es ist wohl ähnlich wie Rauchen,mein Körper kennt noch das Belohnungsritual.
Ich wünsche dir schnelle Veränderung und Hilfe, es geht immer vorbei!!! IMMER.
anna54
Lee
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von Lee »

Hi Corinna!

Tut mir sehr leid zu hören, dass die Depri dich wieder in ihren Fängen hat.

Ich höre der Dame in Schwarz nicht mehr zu. Sobald sie auch nur ein Wort sagt, denke ich gezielt an was Anderes. Bei mir funktioniert das - ich wage aber nicht zu behaupten, dass diese Methode jedem hilft. Vielleicht haben die anderen Forianer hier noch ein paar Tipps für dich. Ich wünsche es dir.

Viele Grüße,
Lee
elas
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von elas »

Guten Abend, Corinna,

welcome, to the club...der Menschen mit rezidivierenden Depressionen (sodenn Du nicht noch eine andere Diagnose hast)

Hmm, wenns einen dann so erwischt hat, dann tut Klagen erst einmal gut, Klagen, um den elendiglichen Druck rauszunehmen.

Und das ist nicht Wehleidigkeit. Dieses "kurzfristige" Klagen ist in meinen Augen überlebensnotwendig.

Verzeih mir den kleinen Seitenhieb jetzt_
ich erinnere mich an eine ganz andere Corinna___freebird____bei meinen ersten staksigen Gehversuchen hier im Forum........

.....leider sind die Depris bei Vielen wiederkehrend.....egal, wie gut man, frau sich phasenweise fühlt......der kleine Teufel Depri kann ganz schön im Hintergrund lauern und zupacken.

Wie damit umgehen. Alles runterschlucken, noch seltsamer werden, oder mal das alles hier zugeben, im Forum. Diese Verzweiflung und Auswegslosigkeit????

Iss man da dann gleich ein Jammerlappen, der aus der Erkrankung gar noch Krankheitsgewinn zieht...oder ist es nicht manchmal einfach lebenswichtig...einfach sagen zu dürfen...


JETZT IST DIE DEPRESSION WIEDER DA OBWOHL ICH DOCH ALLES GEMACHT HABE; THERAPIE ETC ETC UM DAGEGENZUWIRKEN


Ich denke immer, wir alle hier sind auf dem Weg, einen Umgang zu finden....


Herzlich
elas
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elas
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von elas »

Hi corinna und hi in die Runde der Mitlesenden,


das habe ich vorhin vergessen, hinzuzufügen, zu sagen.

Körpererkrankungen und Depressionen.

Eine Cousine hat auch schweres Rheuma, und auch die LP= meines Bruders. Und Beide haben auch ab und an mit Depris zu tun, auch wenn sie es nicht so gerne zugeben.

Ich denke , auch diese Rheuma_Medis können eine latente Depri wieder rauslocken und verstärken.

Ich selber bin Asthmatikerin (diverse Allergien) und habe Poly_Arthrose, die sehr sehr schmerzhaft sein kann.

So, und wenn die 2 Erkrankungen akuter werden, dann ist meine Stimmung unten, depri eben.....eher....

Eine Psychiaterin sagte zu mir, ihre Depris verstärken das Schmerzempfinden.


Aber ich kenne auch Depri_Lose, die bei Arthrose_Schüben alles andere als geschmeidig drauf sind.

Das war mir jetzt noch einmal wichtig, das zu ergänzen.

So von wegen den ganzen Menschen sehen und Leib und Seele gehören zusammen

Herzlich
elas
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steppenwolf1

Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi Corinna, hi Lee ,

so unterschiedlich kann das sein. Mir haben positive Gedanken gar nicht geholfen, eher im Gegenteil. Sie haben die Zangsgedanken verschlimmert. Deshalb war für mich der einzigste Weg zulassen und akzeptieren ... zumindest im ersten Schritt und wenn alles nicht mehr so zwanghaft ist, vllt. erst das Umschwenken auf die positiven Gedanken.

Grüße, wölfin
Lee
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von Lee »

Hi Steppi

Meinst du mich mit "positiven Gedanken"? Falls ja: ich denk da nix Positives oder "Korrigierendes" im Sinne der Verhaltenstherapie, sondern irgendwas. Eher was Anspruchsloses bis Sinnfreies. Das kann auch schon mal sein: "Der Baum da drüben ist grün, das Eichhörnchen braun, die Sonne scheint ..." usw. usf. Hauptsache, ich setze den allerersten Gedanken "Ich fühle mich schlecht" nicht in einer Abwärtsspirale fort. Wenn ich das eine Viertelstunde gemacht habe, ist die Dame in Schwarz verschwunden. War ihr wahrscheinlich zu blöd, mit mir zu reden.
elas
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von elas »

Hi Lee und Ihr Andern,


das ist so ne Art Programm: ich sehe, ich höre, ich fühle.
5 4 3 2 1 Methode.(edit)

Hab ich in ner Klinik gelernt.

Wird eingesetzt, wenn man nachts nicht schlafen kann, danach schläft man garantiert ein,....oder, wer sehr sehr angespannt ist, und dies z.B. beim Spazierengehen anwenden kann, kommt gut runter


>Es geht so: Ich sage mir 5 Dinge, die ich so sehe, das Eichhörnchen, den Baum...etc.

Danach, das was ich höre....ich höre das Zwitschern der Vögel, ich höre mein Atmen.....


Danach das was ich fühle: ich fühlen den Wind um meine Nase....etc. wer im Bett liegt, ich fühle die Bettdecke auf mir etc.
5 Dinge finden.

Dann das Ganze wiederholen jetzt 4mal

Dann das Ganze jeweils mit 3 Dingen

Dann das Ganze jeweils mit 2 Dingen.


....in der Regel ist man dann längst eingeschlafen, wenn es als Einschlafhilfe genutzt wird.

In der freien Natur hab ichs nie benutzt, weil das Gehen dort alleine mich schon runterbringt von Anspannungen.


Herzlich
elas
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Lee
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von Lee »

Das ist ja spannend, Elas!

Davon hatte ich noch nicht gehört. Ich kannte nur das "directed thinking" oder wie das heißt, d.h. brutales Ablenken.

Der Trick dahinter könnte sein, dass man sich nicht an ungünstigen Gedanken festbeißen soll. Also z.B. "Puh, ich möchte jetzt aber verdammt nochmal einschlafen!" oder "Ich fühle mich schlecht" (-> also geht's mir auch schlecht und ich handele entsprechend, weil ich in der Depression eben so handeln muss).

@ Corinna: Meine Überlegung soll nicht bedeuten, dass ich dein Anliegen nicht ernst nehme! Kannst es ja in besseren Zeiten mal versuchen mit unserer 5-4-3-2-1-Methode. Gleich zu Beginn der Depri, falls du sie heranschleichen siehst. Wenn sie schon voll da ist, nutzt Ablenkung vielleicht nichts mehr.
elas
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von elas »

Corinna, sorry, wenn wir jetzt in Deinem Thread über diese Methode reden.

Ist sicherlich off_topic_ oder??

Lee, danke, durch Deinen Beitrag hast Du mir diese Methode nämlich wieder ins Gedächtnis gebracht.

>Es ist eine sanfte Methode von Anspannungen runter zu kommen<

Und: wer von Anspannungen runter kommt, ist ein ganz klein wenig weniger depri.
So einfach ist das manchmal für den Augenblick.

Jetzt freu ich mich hier am Abend doch wieder über diesen immer wieder regen >austausch< hier im Forum.

Herzlich
elas
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hap
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von hap »

Jep Lee...

und deshalb hast du auch ne andere Diagnose als die anderen

@elas Die Übung kenne ich auch. Genau wie du sie beschreibst als 5-Punkte-Übung. Ich nutze sie manchmal auch abgespeckt und erfolgreich. Gelernt habe ich das in mehreren Sessions als ich in einer Klink rein zum körperlichen Entzug war. Wir (also die Alkoholiker) hatten dies u.a. als Ressourcentraining mit der psychosomatischen Jugenddrogenrehastation zusammen, die überwiegend aus Borderlinern bestand. Den Erwachsenen wollte man uns Alk´s wohl nicht zumuten (s. Havelhöhe berlin)
Deshalb weiß ich u.a. auch, dass solche Übungen für verschiedenste Krankheitsbilder anwendbar sind.

Einfach mal rückwärts laufen; eine ganz einfach Technik um "anders" zu "denken". Zweck ist Spannungsabbau.

Raus aus dem Akut-Zustand.
Machen nach Anleitung (Notfallplan), Spannung abbauen, sofern das überhaupt noch möglich ist (Level/Spannungsgrad).


Die 5-Punkte-Übung habe ich als Anwendung erlernt um meine Wahrnehmung nach außen zu richten, so wurde uns der Sinn/Zweck vermittelt zuvor.

Schon beim ersten Mal sah ich darin aber auch eine Gefahr. ich kannte zwar den Spannungszustand vom Suchtdruck her, aber nicht als so explosiv in meinem "normalen" Leben, auch nicht dem krankhaften depressiven.
Eigentlich hatte ich zuvor (tiefenpsychologisch) erlernt, überhaupt mal Piep zu sagen, wenn mich was irritierte.

Sprich ich war therapeutisch im Lernprozess meine Bedürfnisse überhaupt ansatzweise wahrnehmen zu können, zu artikulieren und zu merken, was da überhaupt mal schief gelaufen ist irgendwann.
Und dann sollte ich nach Jahren des teils schmerzvollen Hinschauns nun Strategien anwenden, die rein nach außen gerichtet waren?
Oh weia.
Das ist mitunter ein Grund weshalb ich Verhaltenstherapie für mich zur Zeit nach wiederholtem Versuch ablehne.

Es hat lange gedauert, bis ich in mir soweit stabil wurde, dass ich endlich aus dieser Mühle "akut-gefährdet" heraus kam.

Ich wurde nie als PS diagnostiziert, mir reichte die 1. Diagnose. Depressiv! Das andere wusste ich.

Noch heute knabbere ich daran. Denke: verflucht nochmal, hättest dich niemals hier angemeldet, damals noch im KND.


Die eisigen Fänge...
es vergeht. Das ist das einzige was ich weiß. Jede sogenannte depressive Episode endet.


Liebe Corinna,
ich weiß nicht wie es ist bipolar zu sein. Meine Tante ist es, zwei.
Insofern kenne ich ein wenig von diesem außergewöhnlichen Leben.
Aber ich weiß nicht, wie sich unterschiedlich zu unipolar eine depressive Episode darstellt.

Ist die tiefer, leidvoller? Ist das individuell?
Ich lese ja schon ne Weile hier im Forum, aber kann mich nicht erinnern, dass mal wirklich diese Unterschiede im Krankheitsbild dargestellt wurden.
Vielleicht nutzt du die Zeit nun, um es manchen wie mir zu ermöglichen etwas zu verstehen, was erstmal fremd erscheint.

Lg

hap
Lee
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von Lee »

@ Corinna: Falls du die Konzentation zum Lesen aufbringen kannst, lins mal in das Buch "Depression is a choice" von Curtiss hinein. Ich glaube, es gibt es jetzt auch auf Deutsch. Dort ist nicht von Anspannung die Rede, sondern von Schutzinstinkt (Depression) versus Verstand (man ist der Depression nicht hilflos ausgeliefert, auch wenn sie einem das erzählt). Curtiss ist Psychotherapeutin und selber bipolar. Vielleicht findest du darin ein paar Tipps, die dich weiterbringen.
hap
Beiträge: 566
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von hap »

ähh, nöö

p.s.: strichelchen vergessen
freebird
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Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von freebird »

Hallo ihr Lieben,

Der Morgen ist immer klüger als der Abend. Ich fühle mich wieder etwas aufgeräumter und kann nun auch gezielter Antworten.

@Anna, Lee

Also diese Übungen nach dem Motto: Positives Denken fand ich nach einem Ausprobieren auch etwas unpassend. Fühlte mich, als sollte ich umprogrammiert werden. Da ich in meinem Leben schon oft genug manipuliert wurde, habe ich das sofort abgebrochen.
Allerdings, meine Depri anschreien: "Hau ab blöde Kuh, das ist mein Leben". finde ich verrück, aber interessant. Lee, da es bei dir funktioniert! Probieren geht immer über studieren - mein Motto. Wenn die Männer mit der weißen Jacke kommen, dann liest du das nächste Posting von mir aus der Gummizelle.

@hap

Rückwärtslaufen? Kenne ich nur aus der KG, um den Bewegungsablauf beim richtigen Gehen wieder neu zu erlernen.
Allerdings in der Depri-Therapie. Das ist mir neu. Muß aber nicht heißen, dass es schlecht ist. Werde ich mal ausprobieren.
Ich denke es hat mit linker und rechter Gehrinhälfte (Ratio und Emotion) zu tun. Wenn ich etwas Seitenverkehrt mache (auch beim Schreiben), dann kommt die emotionale Seite eher zum Ausdruck.
Na das wird lustig. Jetzt schreibe ich ein Stück im Tagebuch nicht nur mit Links, sondern gehe rückwärts durch den Wald. Das wird ein Spaß . Auf zur nächsten Diagnose: "Morbus Macke". Versuch macht Klug. Beim nächsten Spaziergang gehe ich mal etappenweise Rückwärts. Hoffentlich falle ich nicht in den Bach

@Elas
In diesem Posting ist nichts off-topic.

Bin ich eine andere corinna-freebird, nur weil ich Anlaß zum Klagen habe?
Ich denke nicht.
Nach wie vor halte ich nichts von Jammerei, die nur Mitleid erhaschen will, aber zu keiner konstruktiven Änderung bereit ist. Mir sind nach wie vor Betroffene ein Gräul, die zu jedem Vorschlag, der von Betroffenen kommt, die schon einigs Ausprobiert haben, ein ja aber - ich kann doch nicht - ich will das nicht - entgegensetzen. Betroffene die auf den Ritter in glänzender Rüstung warten, der sie aus allem errettet und wo sie nichts selbst tun müssen, gehen mir gelinde gesagt nach einer Weile ziemlich auf die Nerven.

Wenn das aber wie hier abläuft, dass hier Vorschläge kommen, die ich z.B. noch nicht kenne, dann ist es für mich immer wie eine kleine Kerze, die im Dunkeln angezündet wird und ich kann wieder Schritte vorwärts wagen. Tastend, meinetwegen ängstlich, aber ich kann es wieder wagen. Dafür bin ich immer unendlich dankbar. So funktioniert die Selbsthilfe, ob in einer realen Gruppe, oder virtuell.

Also bin ich so anders nicht.

Ja, dass Rheuma und die Medis Depressionen vorlocken können ist mir bekannt. Auch das Depressionen Schmerzen verstärken. Hier geht es aber nicht um mein Rheuma, sondern um meine Depression. Ich habe beide Krankheiten. So zu sagen Läuse und Flöhe

Was eine Schmerztherapie anbelangt. Hab mich da auch bereits auf dem Weg gemacht. Mit Hilfe eines Rheuma-Forums.

Also an alle, die bisher gepostet haben.

Danke für die Tipps und die Aufmunterungen.

Liebe Grüße
Corinna
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Fingerweg
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von Fingerweg »

Liebe Corinna,
ich sagte eben gerade bei meiner Vorstellung (bin ganz neu im Forum), dass man Depressionen nicht einfach wegdenken könne, aber vielleicht hilft es, wenn Du trotz des Novemberhimmels einfach mal rausgehst, an die frische Luft, irgendwo hin spazieren, oder so verrückte Sachen machst wie Laubhaken, Terrasse/Balkon aufräumen, Dinge die Du schon immer tun wolltest, aber immer erfolgreich vor Dir hergeschoben hast. Irgendetwas körperliches an der frischen Luft tun. Oftmals pustet das die Seele etwas frei.
Ganz liebe Grüße
Sommerkrone
Lee
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von Lee »

Liebe Corinna,

>Positives Denken fand ich nach einem Ausprobieren auch etwas unpassend. Fühlte mich, als sollte ich umprogrammiert werden.

Das ist ein Missverständnis. Ich habe nicht vorgeschlagen, die Depression zu negieren oder "wegzudenken". Wer so etwas propagiert, handelt in meinen Augen unseriös.

Ich wollte auch nicht zum rosaroten Denken oder zur "kognitiven Umstrukturierung" anregen, sondern nur in kurzer - wahrscheinlich viel zu kurzer - Form erzählen, wie Curtiss mit ihren wiederkehrenden Depressionen umgeht. Eine Theorie lautet, dass man zuerst was denkt, daraus dann ein Gefühl entsteht und daraus eine Handlung. Wenn man es schafft, zwischen die ersten negativen Gedanken und das daraus resultierende Gefühl ein bisschen zeitlichen Abstand zu legen, hat man eine Chance, den Teufelskreis der Depression zu durchbrechen. Das gelingt nicht in jedem Fall - und ist alles andere als einfach. Curtiss schlägt daher vor, sich nicht zusätzlich durch Ansprüche oder Selbstverbiegung zu stressen, sondern was Einfaches, Neutrales zu denken. Wenn ich mich recht erinnere, denkt sie die ganze Zeit nur zwei Worte: grüner Frosch oder so ähnlich. Der Trick ist, achtsam für die depressionsauslösenden Gedanken zu werden und SOFORT die gewohnten Depressions-Trampelpfade im Gehirn zu verlassen, wenn diese Gedanken auftauchen.

Man meint in der Depression nur, nichts machen zu können, aber das stimmt nicht. Die Depression erzählt das. Aber daneben gibt es noch Corinna Freebird, die nicht alles glauben muss, was die Dame in Schwarz erzählt. Und die die Depression vielleicht nicht verhindern, aber abkürzen kann, indem sie ihr nicht zuviel Aufmerksamkeit, d.h. Raum schenkt. Es gibt Zeiten, in denen sich die Depression von Aufmerksamkeit ernährt und dadurch nicht kleiner, sondern größer wird. Mit

>>>"Hau ab blöde Kuh, das ist mein Leben"

hat das nichts zu tun. Sondern mit Energiesparen und Akzeptanz. Die Depression ist da. Schön. Soll sie doch. Der "Witz" hierbei ist, dass man sich anders verhält, als man es normalerweise in der Depression tut. Nicht ins Bett legen, sondern irgendwas Kleines machen. Nicht still leiden wie üblich, sondern vielleicht wirklich mal "jammern". Wenn's dir hilft, ist das doch ok.

Gruß
Lee
freebird
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von freebird »

Hallo Lee,

ich habe es auf einem anderen Gebiet gestern versucht.

Ich hatte recht Starke Rückenschmerzen (Rheuma).

Also ab in die Kommunikation mit dem Kreuzbein.

Nach dem Motto: "Hey, Du bist zwar nicht eingeladen, aber wenn Du schon mal da bist, komm doch rein."

Ob ich nun auf dem Sofa liege und Schmerzen habe, oder mich bewege und habe Schmerzen. Wo ist da der Unterschied.

Also angezogen, Einkaufszettel geschrieben und los. Der Rücken tat weh, ohne Frage. Also ich: "Du kannst meckern so lange du willst, ich laß mir von dir nicht mein Leben diktieren."

Der Schmerz wurde nicht schlimmer. Und eine Schmerztablette zur Nacht brauchte ich auch, als ich mich leidend mit meiner Wärmflasche auf´s Sofa verkroch. Also kein Unterschied und doch habe ich ein kleines Stückchen gewonnen.

Dachte wenn´s bei Dir mit Depressionen klappt, dann kann ich´s ja auch mal da ausprobieren.

Natürlich habe ich kein Holzgekackt und volle Getränkekisten gestapelt. Ich bin langsam gegangen, auch wenn ich mir vorkam wie Oma .

Ich meinte mit dem Spruch: "Sei still und verschwinde" auch nicht ein wegzaubern, oder so.

Vielmehr ein sich nicht mehr ergeben.

Liebe Grüße
Corinna

P.S. Mein Dialog fand nur im Kopf stand. Wäre, glaube ich, auch etwas peinlich gewesen im Supermarkt.
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Kodiak
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Registriert: 3. Okt 2010, 16:55

Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von Kodiak »

Hallo Corinna,

wenn ich bemerke, dass sich die Depression wieder ihren Raum nehmen will, versuche ich durch Achtsamkeitsübungen diesen Raum zu besetzen. Ich versuche die Geräusche um mich herum wahrzunehmen und einzuordnen, die Gerüche aufzunehmen, bewußt in meinem inneren zu formulieren was ich sehe, vielleicht noch etwas zu schmecken oder zu fühlen. Manchmal weite ich das aus, je nach Gegebenheit. Kostet nicht viel Zeit, aber hinterher habe ich einen gewissen Abstand. Der läßt mich dann manches leichter ertragen. Ganz wichtig dabei ist der Verzicht auf Bewertungen bezüglich dessen, was meine Sinne da gerade aufgenommen haben. Ich bin im hier und jetzt.
Dadurch verschwinden keine Probleme, aber sie kochen auch nicht so hoch.
Ich weiss nicht, ob Dir das was hilft. Ich glaube Lee hat da schon was ähnliches geschrieben.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir alles Gute.

Liebe Grüße

Dietmar
freebird
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Re: Wieder in den eisigen Fängen

Beitrag von freebird »

Liebe Leute,

Ich habe versucht, mit meiner Depression zu reden, mit ihr zu diskutieren und so versucht zu überzeugen, dass sie keine Macht mehr über mich haben soll.

Also, das Ergebnis ist bis jetzt eher kläglich. Es gibt Tage, da hört das Biest mir einfach nicht zu. Es ist ein Ringen und das ermüdet mich oft total, so dass der Dickkopf dann doch wieder gewinnt.

Rückwärts laufen ist bei Glatteis weniger empfehlenswert und daher bis auf weiteres verschoben.
Allerdings gehe ich so oft es geht raus an die frische Luft.

Die eisigen Fänge haben etwas locker gelassen, aber sie geben mich noch nicht frei.

Danke auch Euch für´s "Zuhören"

Eisige Grüße aus dem Norden
Corinna
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