Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Antworten
ellibis
Beiträge: 6
Registriert: 29. Jun 2010, 12:04

Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von ellibis »

Hallo Ihr da draußen! Habe ein Problem, womit sich sicher 1000 andere Menschen auch herumplagen, sitze selbst aber fest und komme nicht aus dieser Sache raus.

Mein Vater starb vor 11 Jahren. Mutter wurde depressiv - vielleicht hatte sie da auch schon immer ein Problem mit - und konnte / wollte nicht mehr alleine bleiben. Ich zog mit meiner Familie zu ihr und übernahm dabei eine Pflegeverpflichtung für sie. Wir haben 2 getrennte Wohnungen in einem Haus.

In meiner Gegenwart zeigt sie sich immer als die Kranke und verletzlich. Draußen in ihrem Umfeld kann meine Schilderungen keiner nachvollziehn. Sie ist heute 76 Jahre alt. Geistig allerdings voll auf der Höhe. Gehmäßig jedoch sehr wackelig. Aber mit einem Rollator geht man ja nicht. Das heißt halt: Jetzt wo die anderen damit gehen, muss sie es ab und an auch tun. Schließlich ist sie ja auch so krank wie die Nachbarin, Freundin....

Sie ist manipulativ ohne Ende und versucht mich schon seit 11 Jahren in ein personifiziertes schlechtes Gewissen zu verwandeln. Glaubt mir, nach 11 Jahren: Das klappt.

Sie spielt regelrecht mit mir. Ständig belügt sie mich. Meistens sind es Kleinigkeiten: Bei der Menge des von ihr Getrunkenem; ob sie etwas kaputt gemacht hat oder nicht...
Jedoch letztens war ich komplett hilflos: Sie wollte "angeblich" nicht mehr die Tabletten für morgens nehmen - Blutdruck, Betablocker etc...(die anderen schon- Aufmerksamkeit, Mitleid - keine Ahnung). Ich habe ihr erklärt, dann solle sie sie wenigstens in der von mir vorbereiteten Dose lassen, dass, wenn was passiert, man wenigstens weiß, warum es ihr dann irgendwann nicht gut gehe oder sie einen Schlaganfall bekommt oder was auch immer.

Jedenfalls waren immer alle Tabletten weg.
Samstags frühstücken wir gemeinsam. Dabei nahm sie ihre Tabletten ein und ließ 1 unter einem Deckchen verschwinden, wo bereits 3 weitere gleiche schon lagen. Aber so, dass ich es sehen musste und wahrscheinlich auch sollte. Sie provoziert mich total bewusst solange bis ich ausraste.
Da ich selbst auch nicht immer emotional die Stärkste bin, klappt es jedes Mal. Wenn ich beim 1. Mal nicht reagiere, dann versucht sie es 2,3, 4 oder auch 10 Mal bis ich es tue. Sie arbeitet stets mit dem Mutter-Tochter-Bonus und gewinnt.

Hat einer eine tolle Idee, was ich tun kann. Am Liebsten würde ich mit meiner Familie wieder ausziehen. Ich halte diesem Druck nicht stand. Zumal er nicht greifbar ist und immer nur so unterschwellig.
Meine Brüder glauben mir zwar aber meinen, ein Urlaub würde reichen. Ich glaube das nicht mehr. Ich brauche einfach Abstand, wenn ich nicht selbst einen Nervenarzt aufsuchen will.

Vielleicht hat ja einer ähnliche Erfahrungen gemacht und weiß, warum meine Mutter das tut. Ich kann es nicht verstehen. Was bezweckt sie damit. Ich fühle nur, dass mich diese Dinge krank machen und das will ich nicht.

Lb. Grüße
Ellibis
oskarreif
Beiträge: 1
Registriert: 8. Jun 2010, 20:29

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von oskarreif »

Hallo
ich habe in einer ähnlichen Situation gelebt. Bei mir war es meine Schwiegermutter die ähnliche Spielchen spielte. Wenn ihr die Möglichkeit habt würde ich ausziehen. Ich habe mich nach 24 Jahren von meinem Mann und meiner Schwiegermutter getrennt. Ich bin davon überzeugt meine Ehe währe anders verlaufen wenn wir nicht in dem Haus meiner Schwiegereltern gelebt hätten.
Ich bin von Beruf Krankenschwester und habe ab einem gewissen Zeitpunkt berufsmäßigen Abstand gehalten da ich sonst verrückt geworden währe.

oskarreif
ellibis
Beiträge: 6
Registriert: 29. Jun 2010, 12:04

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von ellibis »

Hallo Oscarreif!
Das tut mir leid, wenn man erfahren muss, wozu Mütter bzw. Schwiegermütter fähig sind.

Bei einer "Schwiegermutter" wäre das für mich auch kein Thema. Für meinen Mann übrigens auch nicht.
Aber es die emotionale Bindung, das schlechte Gewissen, was man bei einer Mutter hat und bei einer Schwiegermutter wohl nicht.

Aber danke für deinen Beitrag, weil ich gebe zu, den Aspekt, welche Auswirkungen das auf meine Familie hat, habe ich total unterschlagen. Vielleicht bin ich doch schon so egoistisch wie meine Mutter....

Da habe ich wohl wieder was Neues zum Nachdenken.

Pass auf dich auf
lb. Gruß
Ellibis
PurpleRain
Beiträge: 213
Registriert: 29. Mär 2010, 22:02

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
brrr
Beiträge: 262
Registriert: 3. Mär 2010, 13:31

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von brrr »

hallo ellibis,

ich schließe mich mal meinen vor-schreibern an.

zu jedem ding gehören zwei, einer der ausnutzt und herabwürdigen will und einer, der das zuläßt.

warum ist deine mutter bei den anderen nicht so hilfsbedürftig wie bei dir???? weil die nicht darauf eingehen??? und wie gut kann sich deine mutter dann OHNE hilfe behelfen???

hast du mal darüber nachgedacht und dir vorgestellt, wie euer familienleben aussehen würde, wenn deine mutter alleine wohnen würde?

und wie es aussehen wird, wenn deine mutter mal wirklich und echt hilfsbedürftig ist? wo sie schon jetzt so verwöhnt wird von dir?

versuche einfach mal, grenzen zu setzen..... oder zieht aus. du mußt mit deiner kraft noch bis an dein lebensende auskommen und nioemand hat das recht, dir dein leben zu klauen! und wenn deine mutter dich lieben würde, dann würde sie alles dran setzen, um dir das leben zu erleichtern......

wünsche dir viel klar erkenntnisse und eine tüchtige portion gesunden egoismus
liebe grüße und viel kraft - brrr
Dendrit
Beiträge: 4965
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Kontaktdaten:

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von Dendrit »

Hallo ellibis,

ich kann nicht direkt mitreden, aber ähnliches lief bei meinen Schwiegereltern auch ab.

Beim Durchlesen kam mir in den Sinn: gar nicht lang rumfackeln, Du hast schon lang genug gelitten. Deine Mutter ist geistig fit, also kann man erwarten, dass Grenzen, die gezogen werden, versteht - zumindest akzeptiert. Nach einer Fristsetzung (die man ja insgeheim "verlängern" kann) gibt es für sie nur zwei Möglichkeiten: entweder sie ändert sich radikal und lässt Dich leben oder Du sorgst dafür, indem sie in Pflege kommt. In Absprache mit ihrem Arzt könnte entschieden werden, welche Art von Pflege-/Wohnheim für sie am passendsten ist.

Da musste ich grinsen:

Sie ist heute 76 Jahre alt. ... Gehmäßig jedoch sehr wackelig. Aber mit einem Rollator geht man ja nicht.

Meine Schwiegereltern sind auch 76. Vor ca. 2 y sollte meine Schwiegermutter einen bekommen, den sie mit der Begründung ablehnte, dass sowas nur für alte Leute ist.

Ich wünsch Dir auch eine große Portion Egoismus und Verständnis Deiner Geschwister!

LG, Manuela
Clown
Beiträge: 4327
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von Clown »

Hallo Ellibis,

du selbst bist (noch) nicht depressiv?

Willst du es werden?



Ganz schön verwickelt scheinst du mit deiner Mutter zu sein. Sie hat dich an ihren Fäden, lässt dich tanzen wie eine Marionette, nicht wahr?

Ich denke, am gründlichsten kannst du mit dieser unheilvollen Bindung aufräumen, wenn du dir eine/n Profi suchst um dich zu ent-wickeln.

Falls du in der Nähe von HH wohnst, könnte ich dir eine klasse Therapeutin empfehlen.

Viele Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
ellibis
Beiträge: 6
Registriert: 29. Jun 2010, 12:04

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von ellibis »

Hallo, alle, die mir geschrieben haben.

Ich bin ein wenig überwältigt über diese Resonanz. Von Menschen, die nicht involviert sind - so wie mein Mann oder meine Kinder, die glücklicherweise meine Situation wahrnehmen und mir versuchen zu helfen - soviel Input zu bekommen.

Sicher sind viele Dinge mir klar, aber sie klar formuliert zu bekommen, ist eine ganz andere Sache.

Ich werde versuchen, mit diesen Infos zu arbeiten und danke allen ganz doll dafür.

Ganz liebe Grüße an alle

Ellibis
Sister-Act

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von Sister-Act »

Vielleicht ein kleiner Tipp:

Du kannst für eine gewisse Zeit die Tabletteneinnahme durch einen Pflegedienst verabreichen lassen. Da es dabei um Behandlungspflege geht gibt es keine Abzüge beim Pflegegeld.
Wichtig ist, den Hausarzt zu informieren und ihm mitzuteilen, dass die Angehörige uneinsichtig ist und ihre Tabletten „verschwinden“ lässt.
Teile deiner Mutter ruhig mit, dass sie es selber in der Hand hat, ob sie ihre Medikamente nun regelmäßig nimmt oder der Pflegedienst für immer kommen muss.

Womöglich reicht auch schon ein klärendes Gespräch zusammen mit dem Hausarzt, deiner Mutter und dir. Vor dem Arzt möchte sich doch keiner eine Blöße geben.
Mach deiner Mutter klar, dass sie den Bogen überspannt hat. Sei konsequent.

Von einer Androhung, „dann musst du ins Pflegeheim“, halte ich persönlich nicht viel.
Es macht nur Angst und im Ernstfall ist es dann besonders schwer, wenn es nur noch diese Möglichkeit gibt.

Wenn man mal die Pflege übernommen hat, ist es in der Regel schwierig die Geschwister vernünftig miteinzubeziehen. Es besteht dann die Gefahr, dass alle gegeneinander ausgespielt werden.

Oder:
Wie wäre es, wenn du deiner Mutter einen Brief schreibst und ihr mitteilst, wie du fühlst?
Was verletzt dich am meisten? Teile ihr mit, dass Pflege nicht selbstverständlich ist (Geschwister haben es einfacher). Dir steht Respekt und Anerkennung zu. Dankt sie dir?

Warte nicht zu lange und hole dir Hilfe (Pflegedienst unterstützt enorm). Pass auf dich auf, dass du und deine Familie nicht unter die Räder geraten.

LG
ellibis
Beiträge: 6
Registriert: 29. Jun 2010, 12:04

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von ellibis »

Hallo Sisteract!
Danke, da sind super gute Anregungen bei. Vor allem das mit der Medikamenten. Das habe ich nicht gewusst. Vielleicht sollte ich mich langsam doch noch mal um eine Pflegestufe bemühen. Aber bisher bin ich immer abgeschmettert worden.

Auf deine Frage hin, ob sie es mir dankt kann ich nur die Antwort geben:

Weil sie oft so depressiv ist habe ich sie mal gefragt, ob es sie nicht wenigstens freue, dass wir zu ihr gezogen seien. Das sei doch was...(Schließlich haben wir etwa 1 km entfernt ein eigenes Haus). Die Antwort war: Das sei ja wohl selbstverständlich. -

Ich versuche öfter ihr zu zeigen, dass es doch auch in ihrem Leben schöne Dinge gegeben hat und auch noch gibt. Bei mir ist sie dann trotzdem leidend.
Fremde Menschen erklären mir immer, wieviel Spaß sie mit meiner Mutter haben und sie anscheinend auch mit ihnen.

Wenn ich Sie zuhause danach frage und in ihr vom Unglück verzerrten Gesicht sehe, ist das kaum zu glauben.

Jetzt vereinnahmt sie auch noch meinen 17jährigen Sohn, der mit ihr Mitleid hat. Er macht ihr zur Zeit die Tabletten. Ich weiß echt nicht, ob ich es ihm verbieten soll. Ich versuche im zu erklären, dass er diese Verantwortung nicht tragen darf und auch nicht soll. Aber er denkt, er habe seine Oma ja nicht mehr lange. Aber das ist der Punkt, das vermittelt sie mir schon seit mehr als 10 Jahren.

Bitte nicht falsch verstehen, ich bin froh, dass sie noch da ist, weil ich meinen Vater wirklich sehr vermisse.

Irgendwie habe ich das Gefühl, ich habe eine ganze Menge Baustellen und die drehen sich alle nur um meine Mutter.

Darum ist auch jede Anregung und jede Idee von einer weiteren Seite mehr als hilfrei für mich.

DANKE dafür

eure Ellibis
uli2705
Beiträge: 179
Registriert: 12. Aug 2007, 19:20

Re: Mutter und Tochter - Wie kann ich mich emotional schützen

Beitrag von uli2705 »

Hallo elibis.

Vielleicht nur kurz:
sie ist Deine Mutter und weiß ganz genau wo Deine Schwächen liegen. Immerhin hat sie dich groß gezogen.
Deswegen weiß sie (leider) auch, wie sie Dich immer wieder "fangen" kann. Das Phänomen gibt es denke ich relativ häufig.

Das nur einmal zur Anregung.

Lieber Gruß

Ikarus
Antworten