Was würdet Ihr mir raten?

[Knuffel]

Hallo!

Mir geht es seit ein paar Tagen wieder mal bescheiden und ich hab riesige Angst, dass die Depressionen wiederkehren.
Seit fast 1 Jahr nehme ich wieder ADs und es ging mir wirklich besser damit. Die Grübelei hat sich stark verringert und ich hatte wieder mehr Antriebskraft. Seit ca. 3 Wochen nehme ich eine etwas höherer Dosis ein.
Nun habe ich – nach vieelen Prüfungen – Semesterferien und plötzlich ist der Antrieb dahin. Ich schlafe seeeehr viel – bis mittags, dann schlafe ich oft noch nachmittags auf dem Sofa und abends kann ich dann wieder schlafen.
Alles erscheint mir grad sinnlos und ich kann mich zu nix aufraffen. Die Hausarbeit schleift, ich hab keine Lust, soziale Kontakte zu verfolgen, keine Lust ins Fitnessstudio zu gehen, keine Lust zu malen, was ich sonst sehr gern mache, und so weiter. Außerdem könnt ich grad nur Süßes in mich rein stopfen, obwohl ich wirklich ne Zeit lang mich gesund ernährt haben…Dies alles macht mir ein schlechtes Gewissen.

Das Schlimmste ist: eigentlich hätte ich überhaupt keinen Grund, deprimiert zu sein! Ich habe gute Noten in den Prüfungen, habe einen tollen Praktikumsplatz fürs Praxissemester, einen Nebenjob, der mir Spaß macht und in meiner Beziehung ist auch alles in Ordnung. Deshalb frage ich mich: WARUM?
Kann es daran liegen, dass der Prüfungsstress jetzt von mir abgefallen ist?
Etwas weiteres, das mich wurmt ist, dass ich morgen eigentlich meinen Eltern versprochen hatte sie zu besuchen – sie wohnen sehr weit weg – und ein paar Tage dort zu bleiben.
Nun überlege ich hin und her ob ich fahren soll oder nicht, denn eigentlich hab ich gar keine Lust, andererseits möchte ich sie nicht enttäuschen. Die Gedanken gehen hin und her.
Soll ich das jetzt einfach so akzeptieren? Ich bin ratlos und habe riesige Angst, dass wieder eine Depression kommt. Doch kann das sein trotz der ADs die ich nehme?
Vielleicht hat ja jemand einen Rat für mich!

Lieben Dank!
Feodora

[Babi]

HI Feodora,
kann schon sein, daß du eine depressive Phase hast trotz der AD, das kann vorkommen.

Es kann gut sein, daß du dich jetzt, nachdem die Prüfungen rum sind und du jetzt Semesterferien hast, unausgefüllt fühlst und das macht dich unzufrieden.
Du hast dich für die Prüfungen zusammengerissen, merkst jetzt erst die Anstrengungen, die du hattest, deswegen bist du viel müde.
Es ist ganz wichtig, daß du akzeptierst, daß du im Moment viel Schlaf brauchst. Ich habe erst in der letzten Sitzung mit meiner Therapeutin darüber gesprochen, weil ich das auch habe und sie hat gemeint, man muß so eine Phase akzeptieren, das ist das wichtigste.

Also mach dir keine Vorwürfe, daß du müde bist, sonst machst du dir dadurch noch zusätzlich Druck. Erlaube dir den Schlaf und die Ruhe, denn du hast ja im Vorfeld viel geleistet und hat alles geschafft.
Irgendwann brauchst du auch mal Ruhe und du holst jetzt meiner Meinung nach das auch nach, was dein Körper durch den Prüfungsstress zu wenig hatte, nämlich Ruhe und Schlaf!

Natürlich macht das alles unzufrieden, das ist bei mir auch so.
Sag dir immer, daß das nur wieder besser werden kann und es nur eine Zeit dauert, denn meist ist das so.
Versuch einfach, dir selbst ein bißchen Mut zu machen.

Ich wünsch dir viel Kraft und alles Gute.
Babi

[FönX]

> eigentlich hätte ich überhaupt keinen Grund, deprimiert zu sein!
Hallo Feodora,

Bei der Depression kann es zwar Auslöser geben. Aber Depressionen können sich auch ohne Auslöser und ohne bekannten Grund einstellen.

Du fragst, was du machen sollst, erwähnst aber nicht, ob deine Eltern potenzielle Auslöser oder gar Mit(ursache) für deine Depressionen sind. Tust du dir etwas Gutes, wenn du machst, wozu du keine Lust hast? Wenn es dir besser geht, wenn du sie nicht besuchst, sagst du einfach ab. Eine Entscheidung zu ändern, ist fast so normal, wie überhaupt eine zu fällen. Wenn deine Eltern über deine Depressionen Bescheid wissen, können sie das einordnen. Wenn nicht, müssen sie es akzeptieren. Tu du das, was dir gut tut.

Liebe Grüße

[Jessi1980]

Hallo, Du schreibst oft davon, dass Du "keine Lust" hast. Denke mal darüber nach, ob das, worauf Du scheinbar keine Lust hast, Dir eventuell "Angst" bereitet
....ein Tipp meines Therapeuten, mit dem ich gestern genau über das Thema "Lustlosigkeit" gesprochen habe...

[elas]

Guten Tag Feodora,

ja, es kann sein, dass Deine momentanen Reaktionen und Gefühle mit dem von Dir abfallenden Prüfungsstress zusammenhängen.

Da hast Du in dieser Prüfungsphase alles aber auch alles gegeben. Bist auch erfolgreich gewesen.
Jetzt bist Du ausgepresst wie eine Zitrone, bis auf den letzten Tropfen.
Erschöpft eben.

Die einen Menschen kriegen dann Grippe oder Bronchitis und sind auch eine Weile schachmatt.
Und die anderen menschlein kriegen vielleicht sowas wie eine Entlastungsdepression oder eine Erschöpfungsdepression.

Das Leben, auch der komplett Gesunden verläuft in Wellen. Nach Höchstleistung ist der Akku leer. Braucht halt Zeit und Geduld.

Jetzt fühlst Du Dich nach dieser "erfolgreichen" Höchstleistung halt einfach leer und lustlos.
Das sollte Dich nicht ängstigen. Das ist meine Meinung.

Und vielleicht ist gar nicht eine anstrengende (Auto?)fahrt von mehreren Stunden zu Deinen Eltern angesagt. Vielleicht wäre das keine Erholung für Dich.??
Du kannst sie doch zu einem späteren Zeitpunkt besuchen gehen, wenn Du wieder mehr Freude und Lust darauf hast.

Alles Gute. Und auf dass Du Dich bald wieder ganz arg an Deinen guten Noten und den anderen Aktivitäten erfreuen kannst.

Herzlich
elas


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www.depressionsliga.de

[Knuffel]

Hallo miteinander!


Vielen vielen vielen Dank für all Eure aufmunternden Worte! Das hat mir wirklich sehr geholfen und ich sehe auch ein, dass ich es einfach zulassen muss, dass ich gerade ein Tief habe - mit allem was dazugehört.

Und ja, meine Eltern wissen dass ich an Depr. leide, liegt quasi in der Familie; meiner Mam leidet auch darunter. Aber leider wird das Thema totgeschwiegen. Deshalb werde ich meinen Eltern auch nicht den wahren Grund sagen, warum ich nicht komme. Ich hab mich nämlich entschieden, nicht zu fahren, weil a) die lange Autofahrt so anstrengend ist und b) mich das zu Hause jetzt auch alles zu sehr anstrengen würde.

Ja, bisher war es auch so, dass die Tiefs vergangen sind, somit will ich mich nicht beklagen, sondern hoffen.
Mh, irgendwie dachte ich wohl, die ADs sind ein Wundermittel, das macht, dass die schlimmen Tage nie wiederkommen. Ein wenig naiv von mir...

Herzliche Grüße an Euch alle und nochmal lieben Dank für Eure Antworten!

LG
Feodora

[wennfrid]

Hi Veodora
Ich vermute, daß du einen Burn-Out hast. Du bist ausgebrannt, erschöpft, die Leistungsfähigkeit und deine Motivation sind abgebaut, du kannst nicht mehr und dein Körper und Seele ziehen die Notbremse. Dadurch gehen die Ereignisse ab, durch die das Selbstvertrauen gestärkt wird und der Teufelskreis beginnt. Die Grübelei kommt zurück, die Angst vor der Angst setzt ein und der Antrieb könnte auch besser ein. Das Vertrauen in deine Leistungsfähigkeit verschwindet. Diese Ereignisse können eine Depression auslösen. Wenn du dich mit Angst, Selbstwert und Burn-Out auskennst, wenn du erkennst, wie das menschliches Gehirn so "tickt," kannst du dagegen einwirken.
Nur meine Meinung, sorry, falls ich danebenliege.

[Minze]

hallo, Feodora, guten Morgen,

herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung!

ich weiß aus meinem Umfeld, dass das garnichtmal so untypisch ist, nach einer Prüfungsphase in ein Loch zu fallen.

Das passiert also auch Nichtdepressiven.

Prüfungszeit ist Ausnahmezustand für Körper, Geist und Seele. Man gibt 200% und fordert sich extrem.

Und danach braucht man einfach eine Regenerationsphase. Vielleicht hilft es dir, dir einfach noch etwas mehr Zeit zu geben, um dich auch selbst erstmal wieder fangen und dann nach der Erholung neu orientieren zu können?

lg Minze

[Knuffel]

Hallo!

Vielen Dank für Eure Antworten!
Ich habe es jetzt akzeptiert, dass ich in einem Loch sitze, und dass es irgendwann wieder besser wird. Eigentlich hab ich auch meistens so gedacht, wenn ich mal in einem Tief war, nur dieses mal nicht.
Ich hatte mir halt viel vorgenommen für die Semesterferien. Und nun wird das alles nix. Aber ich will mir deswegen keine Selbstvorwürfe machen. Ich werde es akzeptieren.
Die Entscheidung, nicht zu meinen Eltern zu fahren, war übrigens die Richtige! Es fühlt sich an, als ob mir ein riesen Stein vom Herzen gefallen ist. Schon traurig, wo ich meine Eltern sonst schon so wenig sehe... Aber auch das muss ich wohl akzeptieren lernen.

Ich frage mich nur, wie das mal werden soll im Berufsleben! Was, wenn ich da auch so Tiefs habe. Da kann ich es mir nicht leisten, das einfach zu akzeptieren.

Wie seht Ihr das? Kann man trotz gelegentlicher Depressiver Phasen einen Beruf ausüben, der einem Spaß macht? Ich fühle mich da irgendwie gehandicapt...


Alles Liebe für Euch!

Feodora

[Kampfgemuese]

Hallo Feodora,

herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung auch von mir!
Du tust das, was Du wirklich willst – das finde ich super!! Ich selbst wäre sicher eingeknickt und doch zu meinen Eltern gefahren, wegen dem berühmten „schlechten Gewissen“. Wirklich: Hut ab!!

Ich glaube, dass man auch mit gelegentlichen „Tief´s“ im Berufsleben erfolgreich sein kann. Es kommt ganz darauf an, welche Ziele man sich steckt und welche Anforderungen man an sich selbst stellt. Es gibt ja durchaus auch positiven Stress.

Ich selbst habe auch so manches Tief bei der Arbeit und ich nehme das so, wie es kommt, da ich sowieso proaktiv nichts dagegen tun kann. An diesen Tagen nehme ich mich zurück, soweit es geht. Dafür bin ich dann an anderen Tagen umso motivierter und es geht mir alles viel leichter von der Hand.

Medikamente sind in der Tat nicht „alles“, und ich hab beim ersten Tief recht erschrocken auf mich selbst geblickt und gedacht, hui, was soll das denn jetzt? Ich nehm doch Medikamente?
Aber hey, sage ich mir dann, ich bin auch nur ein Mensch. Und ich hab schließlich auch das recht, mal richtig mies drauf zu sein *grins*

Ich glaube, wenn Du nicht zu streng mir Dir selbst bist, kann das gut klappen.

Liebe Grüße
Elli

[Knuffel]

Hallo Elli!

Vielen Dank

Vor einiger Zeit wäre ich sicher auch noch zu meinen Eltern gefahren, aus lauter schlechten Gewissen.
Aber in einer Therapie habe ich gelernt, auf mich selbst zu hören und wirklich zu unterscheiden ob ich was für mich selbst tue oder ob ich es nur anderen zuliebe tue. Letzteres war meistens der Fall.
Doch nun ist es anders. Natürlich habe ich meinen Eltern nicht den wahren Grund gesagt, warum ich nicht komme. Habe vorgegeben, dass ich eine Grippe bekomme, und sie waren auch verständnisvoll.

Irgendwie macht es mir trotzdem Angst, dass ich trotz der 3x75 mg Venlafaxin am Tag wieder in ein Loch gefallen bin. Naja, so langsam gehts auch wieder, seit ich mich nicht mehr selbst geißele und ein schlechtes Gewissen habe...

Viele Grüße

Feodora

[Kampfgemuese]

Hallo Feodora,

ist doch positiv-erschreckend, wie viel man doch noch lernen kann ))
Ich wundere mich auch immer wieder, wie sehr ich mich verändert habe.

Du kannst stolz auf Dich sein, dass Du es durchziehst!! Nichts wäre bequemer, als wieder in die alten Verhaltensmuster zurück zu fallen.

Ein Therapeut sagte mir einmal (und ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich fand diesen Menschen so toll, dass ich ihm glaube), dass bei einer Depression ca. 1/3 medikamentös behoben werden kann, 2/3 aber Gespräche und Arbeit bedeuten.
Für mich erklärt das auch, warum die 2/3 das eine Drittel manchmal einfach „überschwappen“ und es mir manchmal eben nicht so gut geht.

Der O-Ton aller fachlichen „Psycho-Menschen“ denen ich im Laufe meiner Krankheit begegnet bin, war: Medikamente unterstützen, lösen aber nicht.

Das Loch, in das Du trotz der Medikamente gefallen bist – fühlt es sich so tief an wie früher, ohne Medikamente? Oder merkst Du einen „Puffer“?

Liebe Grüße
Elli

[Babi]

Hallo Feodora,
also ich arbeite trotz meiner Depri halbtags und ich muß sagen, das tut mir sehr sehr gut und mein Job macht mir Spaß.

Ich würde sogar sagen, daß ohne den Job meine Depri schlimmer wäre.

Alles Liebe Babi

[Knuffel]

Hallo!

@Elli:
Nein, die Durchhänger sind längst nicht so schlimm wie ohne Medikamente.
Ich bin einfach nur lustlos, aber die Grübelein sind bei weitem nicht mehr so extrem wie ohne Medis. Somit federn die schon so einiges ab.
Heute hab ich nochmal den ganzen Tag auf dem Sofa abgehangen und glaube, dass es so langsam bergauf geht.
Gehe heut abend mit meinem Freund und Freunden ins Kino, darauf freu ich mich schon.

@Babi: Das gibt mir Hoffnung. Ich gehe ja auch trotz D's in die Vorlesung und hatte vorher gearbeitet. Es stimmt schon, dass ich da auch abgelenkt bin.
Meine Angst ist nur, dass die D's bei fortschreitendem Alter schlimmer werden und es mir mal so geht wie meiner Mam, sie ist sozusagen arbeitsunfähig geworden. Aber ich muss dazu sagen, sie nimmt ihre Medis und beschäftigt sich nicht weiter mit der Krankheit. Hauptsache heile Welt.
Ich möchte aber nicht so sein, ich möchte dagegen ankämpfen.

Liebe Grüße

Feodora

[wennfrid]

Hi Feodora
In einem von deinem Berichte habe ich gelesen, daß du Bedenken hast, im Berufsleben mal in ein Loch zu fallen. Ich habe im Außendienst oft mit Depris und Burnout leben müssen. Es waren schlimme Zeiten dabei und heute muß ich mich noch wundern, wie ich es trotzdem immer wieder geschafft habe. Ich denke, daß es für jedes Problem eine Lösung gibt, auch wenn ich diese Lösung momentan nicht sehen kann. Ich glaube, daß Andere mit Krankheit und Depression selbst weniger Schwierigkeiten habe, als der Kranke selber. (Spielt doch das Selbstvertrauen eine große Rolle!)Weiterhin denke ich, daß unsere Leistungsgesellschafft einen großen Beitrag für Depri, Existenangst oder Zukunftssorgen hat. Naja, meine Gedanken und sorry, falls ich danebenliege.