Höhere Macht

Antworten
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Höhere Macht

Beitrag von wennfrid »

Hi an Alle
In den letzten Jahren bin ich sehr demütig geworden. Außerdem bin ich für die Kleinigkeiten des Lebens sehr dankbar. Dazu ist mir das Verhältnis zu meiner höheren Macht sehr wichtig. Ich trenne mein Verhältnis zu meiner höheren Macht von der Kirche, die ja aus Menschen besteht. Diese Menschen versuchen die Religion nach ihrer Denkweise in den Alltag umzusetzen. Oft mit positiven Werken, oft aber auch mit negativen Werken. Ich habe in diesem Forum noch nichts über die höhere Macht gelesen und schaun ma mal, ob andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Höhere Macht

Beitrag von otterchen »

Hallo Fridolin,

wie definierst Du denn die höhere Macht?

Mich würde vor allem interessieren, ob sie eher extern oder intern für Dich ist.

Bei einer inneren Institution könnte ich mir vage vorstellen, was sie für Dich bedeuten kann (mir schwebt da was vor mit innere Stimme, Vertrauen in die eigenen Instinkte, die Grundeinstellung "alles hat seinen Sinn" etc.)

Bei einer externen höheren Macht würde ich skeptisch, denn oft genug nimmt man dies als Anlass, der höheren Macht vieles zu überlassen. Dies geht zu Lasten der eigenen Initiative, der Verantwortung für einen selbst, dem positiven, voranbringenden Handeln.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Höhere Macht

Beitrag von wennfrid »

Hi Otterchen
Religion usw. ist ein schwieriges Thema und es ist und bleibt für mich ein Mysterium. Wie oft hat gerade die Religion Not und Leid für Menschen gebracht.
Ich habe vor Jahren den Begriff "höhere Macht" gehört und dieser Begriff gefällt mir sehr. Da die verschiedensten Religionen glauben, daß nur ihre Denk- und Sichtweise die Richtige ist, ob traditioneller Gott, Buddhismus, Islam oder Naturanbetungen. (Sonne, Mond, best. Berge, best. Felsen, usw.) Jede Gruppe wird ihre praktizierende Religion als die Richtige betrachten. Für mich ist die interne Beziehung wichtig. Alles hat einen Sinn, auch wenn ich diesen Sinn momentan nicht begreife. Ich kann mich immer frei für oder gegen ein Sache entscheiden, muß aber mein Verhalten verantworten und das gilt für Andere auch. Die Nächstenliebe ist mir sehr wichtig. Gerade die Nächstenliebe scheint in unserer Gesellschaft abzunehmen. Dazu die Einstellung; Ich nehme jeden Menschen so, wie er ist, nicht wie ihn haben will. Das sind nur einige Eigenschaften, die mir wichtig sind und von denen ich überzeugt bin. Außerdem sehe ich die Religion als Lebenseinstellung und nicht auf Gottesdienste beschränkt. Ich denke, es sind interne Einstellungen. Ob du damit was anfangen kannst, weiß ich nicht. Falls nicht, bitte schreiben!
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Höhere Macht

Beitrag von Liber »

Hallo Fridolin,

Glaube, Gott, Höhere Macht ... das war, soweit ich mich erinnere, schon ab und an Thema im Forum.

Aber ich finde es gut, dass du es jetzt neu ansprichst. Für mich gehören solche Fragen nämlich zu den ganz grundlegenden Fragen, die eng mit Depression und auch mit Süchten zu tun haben.

Ich selbst hatte in der Kindheit Glaubenbilder verinnerlicht, die mir sehr geschadet haben. Die vermittelten Vorstellungen von "Sünde" und "Gericht" und "Strafe", von von "ich bin der Liebe Gottes nicht wert" - haben meine Depressionen teilweise mit ausgelöst, auf jeden Fall gefördert.

Es hat lange gedauert, bis ich irgendwann erkennen durfte, dass das alles Vorstellungen sind, dass nichts davon der Realität entspricht. Es gibt diesen Gott "da draußen irgendwo" nicht. Auch ist er nicht an Kirchen oder irgendwelche Personen gebunden. Als mir das mal klar geworden war, war es eine riesige Erleichterung und gleichzeitig löste es Angst in mir aus.

Wo ist er dann? Gibt es ihn gar nicht oder wie?

Folgender Satz hat bei mir dann eine Art Kehrtwendung ausgelöst, ich habe ihn hier schon öfter zitiert:

"Halt an, wo läufst du hin? Der Himmel ist in dir! Suchst du ihn anderswo, du fehlst ihn für und für" (Angelus Silesius)

Und auf einmal wusste ich: das stimmt! Diese Erkenntnis war eine Befreiung von den alten Gottes- und Glaubensbildern.

Das heißt aber leider noch nicht, dass ich in ständiger Verbindung zu dem "Himmel in mir", der Höheren Macht, der inneren Stimme, wie auch immer wir sagen wollen, bin. Ich bin nach wie vor häufig abgetrennt von ihr.

Und es geht darum, immer wieder die Verbindung zu suchen und herzustellen - meintest du deinen Beitrag in diesem Sinn, in dieser Art?


Liebe Grüße
Brittka
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Höhere Macht

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen,

hm, ich bin irgendwie nicht sehr spirituell.
Aber ein wenig habe ich mir wohl sowas in der Richtung zusammengereimt:

Haben die Wörter "Gott" und "gut" vielleicht denselben Ursprung?
Dann tragen wir ja alle Gott = das Gute in uns.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Clown
Beiträge: 4328
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Höhere Macht

Beitrag von Clown »

>Dann tragen wir ja alle Gott = das Gute in uns.

JA GENAU! Nichts anderes.



Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Höhere Macht

Beitrag von kormoran »

hallo otterchen,

das hat mich neugierig gemacht und ich hab im herkunftswörterbuch nachgeschlagen. also die wissenschaft sieht da keinen gemeinsamen ursprung: der "kluge" (so heißt das wörterbuch) vermutet die wortherkunft von gott in einem wort für opfern ...


und on topic - die von fridolin erwähnte dankbarkeit empfinde ich auch seit der auseinandersetzung mit der depression, seit ich, dem zähen tief entkommen, zu weiterer entwicklung ansetzen konnte.
ein bild von gott oder sonst einer höheren macht außerhalb von mir hab ich schon lang nicht mehr, auch jetzt nicht. am ehesten einen sehr, sehr umfassenden begriff vom sein und dem leben, das außerhalb unserer kontrolle liegt. nicht aber eine außerhalb von mir liegende "macht" (!), die irgendwas über mich bestimmt oder etwas für mich tut.

es ist einfach, was ist. es geschieht, was geschieht.

nur in manchen verzweifelten oder einsamen momenten ertappe ich mich bei einem ganz uralten muster, spontan sozusagen den "lieben gott" anzusprechen. daraus spricht ganz einfach diese sehnsucht, dass man sich in so einem moment an irgendwen stärkere/n wenden könnte, der/die einer das abnimmt, womit man sich gerade überfordert fühlt.

diese momente gehen aber dann nach und nach nicht in ein "gott hat es jetzt gefügt" über, sondern eher in ein vertrauen ins leben - in dieses große ganze, von dem ich teil bin.

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Clown
Beiträge: 4328
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Höhere Macht

Beitrag von Clown »

Und für Fridolin:

>Ich habe in diesem Forum noch nichts über die höhere Macht gelesen
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1197544161

Es gab auch noch einen Teil II ...



Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Höhere Macht

Beitrag von wennfrid »

Hi Brittka
Ich habe von meinen Eltern eher die Existenz eines strafenden Gott vermittelt bekommen.
Heute ist es umgekehrt. Gott verzeiht, ist für mich eine liebende Macht, vielleicht sogar die Liebe selber. Gott als alter Mann mit grauem Haar, das ist eine bildliche Vorstellung, ich sehe es nicht so. Außerdem glaube ich nicht, daß eine göttliche Macht, egal wie jeder einzelne es sich vorstellen mag, auf wiederholende Gebete angewiesen ist. Im großen und ganzen ein sehr schwieriges Thema und jeder einzelne wird durch sein bisher gelebtes Leben, eine individuelle Sicht haben. Daß durch die Existenz einer strafenden Gottheit, Süchte, Ängste und Depression ausgelöst wird, kann ich mir gut vorstellen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Höhere Macht

Beitrag von otterchen »

"Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach..."


*augenroll*


und dann immer diese "erzwungenen" Beichten!
Ich wusste oft nie, was ich sagen sollte - mir wurde aber dadurch vermittelt, dass ich ganz, ganz bestimmt gegen die Gebote verstoßen hätte, und ich müsse nur genug überlegen, damit es mir einfiele.

Eine Schande, dass die Kirche kleinen Kindern so etwas vermittelt!



Wie war das? Gott ist ok, aber mit dem Bodenpersonal hab ich so meine Probleme...
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Babi
Beiträge: 1963
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Höhere Macht

Beitrag von Babi »

Hallo ihr lieben,
ich finde das Thema gut.
Ich bin gläubig, Katholik, finde aber dennoch, daß jeder sowieso seinen eigenen Glauben hat.
Mir hilft es immer und gibt mir Kraft, wenn ich in einer depressiven Phase in die Kirche gehe, ein Licht anzünde und mich still hinsetze und das auf mich wirken lasse und vielleicht auch um Kraft bitte.
Das tut mir wirklich gut.

Ich habe auch in meiner Kindheit viel negatives im Zusammenhang mit Kirche kennengelernt, bekam z.B. Sonntags kein MIttagessen, wenn ich nicht mit in die Kirche bin.
Deswegen bin ich auch erst mal von der Kirche abgekommen, bis ich dann in meinem Job, in dem ich heute noch arbeite, eine Frau kennenlernte, die wirklich Nächstenliebe und Kirche lebte und das hat mich dann zur Kirche zurückgebracht.

Ich finde Nächstenliebe auch sehr wichtig. Sie kommt wirklich viel zu kurz in dieser Gesellschaft, das ist richtig.

Das Wort "höhere Macht" finde ich dennoch übertrieben, ich sage rede dann immer von dem da oben im Himmel, was ich passender finde.
Daß er alles auf der Erde lenkt, daran glaube ich, das geb ich auch zu.

Abschließend möchte ich sagen, daß ich sehr froh bin, meinen Glauben zu haben, denn ohne ihn hätte ich weniger Kraft, mit meiner Krankheit umzugehen.

Liebe Grüße
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
karlkraus
Beiträge: 86
Registriert: 12. Nov 2009, 18:48

Re: Höhere Macht

Beitrag von karlkraus »

Hallo, zusammen,

der Ausdruck "höhere Macht" erinnert mich sehr an die französische Revolution, in der man dem Menschen ein (das) "höhere Wesen" als Ersatz für den Christengott aufzwingen wollte.

Ob "höhere Macht" oder "höheres Wesen", wenn etwas "höher" ist, muss normalerweise auch etwas "hohes" geben, wobei die "höhere Macht" im einfachtsen Fall gleichzeitig auch die "höchste Macht" ist.
Und es muss natürlich auch die "Macht" geben (die nicht "hoch" ist).
Eine Ausnahme bestand nur im deutschen Kaiserreich, zu dessen Zeiten sich die "Allerhöchsten" in die Kirche begaben, um dem "Höchsten" zu danken.

Mit dem Begriff, der lediglich hilft, das Wort "Gott" (Götter) zu vermeiden, lässt sich alles erklären und deuten. Gleichzeitig wird damit auch ausgedrück, dass Erklärung und Deutung richig und unabänderlich sind. Diesen Machtanspruch weise ich zurück!
Er führt nämlich geradewegs in Unmündigkeit, Denkfaulheit und Verantwortungslosigkeit.
Wenn mir meine Erkrankung von "höherer Macht" gegeben ist, darf ich mich dann dagegen wehren? Darf ich versuchen, mit ihr klar zu kommen und Auswege zu suchen und gar zu finden?

Hier in diesem Forum gibt's eine (höhere) Macht: Die Moderatoren. Mit der - freiwilligen - Anerkennung der Regeln habe ich mich ihnen unterworfen, aber nur hier in diesem Forum!

Das Konstrukt der "höheren Macht" führt zu undemokratischen Strukturen mit Menschen, die meinen, über dem Gesetz stehen zu können.
Die Berufung auf eine "höhere Macht" dient lediglich eigener Machtausübung und damit der Ausbeutung seines Mitmenschen.

Wir brauchen also über "das Bodenpersonal" nicht zu reden.
Gruß



Tucho
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Höhere Macht

Beitrag von Liber »

Hallo Tucho,

ich glaube, hier handelt es sich um ein Missverständis des Begriffs "Höhere Macht".

Ich verstehe ihn rein spirituell, er hat für mich nichts mit menschlicher "Machtausübung" zu tun.

Vielleicht sollten wir den Begriff erst mal klären?


Viele Grüße
Brittka
mystery60
Beiträge: 344
Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Höhere Macht

Beitrag von mystery60 »

Hallo an alle,

ja, spannendes Thema - weil es hier um die Sinn- und um die Seins-Frage geht und man dabei letztlich ganz bei sich ankommt, bei den innersten "Glaubenssätzen" und Eigen-Strukturen. Also sicher ein Thema, wo schnell ein paar Bücher voll werden können...

Für mich ist die Kirche heute ein Macht-Aparat, ähnlich einer politischen Organisation und eine Art e.V. - aus der Kirche kommt viel Gutes und viel weniger Gutes.... es handeln eben Menschen.

Glaubensfragen in diesem Zusammenhang sind für mich auch solche, wie - seit wann besteht das Universum, wie ist es entstanden, war es Zufall, gab es den Urknall und wenn ja, wie lange dehnt sich das Universium aus, bis es sich - dem Gesetz der Masse (wenn dies Bestand haben sollte) folgend - wieder zusammenzieht. Was ist um das Universum herum - nur Leere? Wenn ja, wie weit? Was kommt dann?
Aber auch Fragen wie: woher kommt das Leben, wie ist es entstanden, wie der Mensch, alles nur Zufall, Fügung, schöpferische Tat, von wem?

Und etwas kleiner :
Warum gibt es mich? Zufall oder Bestimmung? Was ist mein Leben, wie erfahre ich mich, seit wann weiß ich von mir und wozu bin ich da, wie lange lebe ich noch, habe ich noch eine Aufgabe, was kommt nach dem Tod, gibt es eine Seele unabhängig vom Körper, was passiert dann mit ihr, Wiedergeburt oder Einswerden dieser "Energie" mit anderen, um irgendwann wieder als "Energie" eine Materie anzutreiben?

Hier gibt es seit jeher immer x.10³³³ mehr Fragen als Antworten und daher auch viele Vermutungen und somit auch viele "Glauben" - und keine Beweise oder letzte Wahrheiten, auch wenn die Hirnforschung schon 1000 Jahre weiter wäre.
Also besteht eine Alternative darin, dass man sagt, alles ist Wurscht, weil es eh nichts gibt und wenn es was gibt, dann kommts darauf auch nicht an. Also träume ich vielleicht mein Leben nur oder glaube zu träumen oder ich lebe es, aber als reinen Zufall und Sinn hat es keinen, nie gehabt und vorbestimmt ist auch nichts und das eine tun und das andere lassen ist genauso sinnvoll als ander herum. Was bringt mir das?

Die andere Alternative ist, dass alles einen Sinn hat, auch wenn ich ihn nicht begreife (n kann), dass es keine Zufälle gibt, dass auch mein Leben einen Sinn hat - aber was bringt mir das?

Mal ausgehend von der Prämisse, dass ich mein Leben nicht nur zu träumen glaube, sondern es lebe und dass ich - zweite Prämisse - existiere, weil ich mich spüre, wahrnehmen kann, auch in Interaktionen, selbst wenn das Sein nur ein Zufall war, dann kann ich mein Leben so oder anders leben, kann Aufgaben suchen oder finden, kann mich meiner Umwelt gegenüber so oder anders verhalten. Wenn ich nicht akzeptiere, dass jemand anders schon einen Sinn für mein Dasein bestimmt hat (Vorbestimmung), muss ich den selbst finden oder geben. Wozu soll das Leben also da sein und vor allem meins?

Verschiedene Regeligionen und Glaubensrichtungen und Millionen von Menschen und alle fragen sich - ab und an - was der Sinn von allem ist. Und so wenig Einigkeit! - wirklich? Aus meiner Sicht ist das nicht so ganz diffus. So wenig die Menschen über solche Fragen nachdenken und automatisch funktionieren, so wenig man in sich geht und zu ergründen versucht, was einen antreibt, wer man ist und wohin "die Reise" gehen soll, so wenig wird man auch die Gemeinsamkeiten entdecken, umso mehr werden die Unterschiede zu Tage treten, der Wille seinen Weg zu gehen, sich durchzusetzen, Macht zu erreichen, Ansehen anderer zu erreichen, gelobt werden, geliebt werden, etc.
Aber abgesehen von den gesellschaftlichen Werten und dem Automatismus dem wohl mehr als 99% unseres Handelns unterliegt stellt sich die Frage, was sind die wichtigen Entscheidungen im Leben, worauf kommt es mir an? Was zählt z.B. am Ende meines Lebens, wie bewerte ich mein Leben wenn es so gut wie vorbei ist? Ich weiß nicht, ob Multimillionäre in so einer Lage wichtig finden, dass sie so viel Geld haben und über Jahre damit auch viel Macht hatten und viele Menschen beeinflussen konnten und Schicksale "besiegelt" haben oder ob nich ihnen genau so wie armen Leuten andere Dinge durch den Kopf gehen, wie Familie, den Verlust von geliebten Menschen, von Dingen, die man eigentlich noch ins Reine bringen wollte, von verpassten Chancen von eigener Mutlosigkeit und Bedauern darüber, von erfahrener Liebe, von Glück das man hatte und Unglück, vom Kommen und Gehen, Gewinnen und Verlieren .... - also vom Leben mit allem was dazu gehört, aber letztlich reduziert um das "Beiwerk" von Gesellschaft, Politik, Religion und aller Bewertungen von außen - sondern zentriert auf das eigene Sehen und Denken und Fühlen.

Also höhere Macht? Für mich nicht im Sinne von höher als .... höher als ich, höher als andere Mächte, etc. Vielleicht eher die Vorstellung davon, dass es mich gibt und dass es auf mich alleine ankommt, auf das was ich gelebt habe sowie darauf, dass es nicht nur auf mich ankommt, dass ich nur Teil eines Ganzen bin, Teil des Lebens, Teil des Universiums (wie groß es auch letztendlich sein mag) und damit zusammenhänge mit den anderen, die ihrerseits ihr Leben leben und ihre Fragen haben und ihre Antworten finden müssen.

Sein Leben für jemanden geben, jemanden lieben, sich lieben, an Gott als Schöpfer glauben, an eine Energie des Lebens (helles Licht iSv Nahtoderfahrungen, vgl. Kübler-Ross), an sein Karma, an das Wiedergeborenwordensein, an die Unsterblichkeit der Seele ..... sind das reale Dimensionen oder nur Wunschglaube oder Funktionen in bestimmten Gehirnarealen, Energieflüsse und Funkenschläge unserer Synapsen? Und wenn es so ist, was dann? Und wenn es anders ist, was dann?

Was für mich bleibt, ist sein Leben zu leben und es so zu leben, dass andere das ihre leben können und das wir es gemeinsam leben können und unsere Kinder und deren Kinder auch noch. Das wär´ schon was....

Liebe Grüße ins Orbit
mögen alle die mich hören mir Antworten auf meine Fragen schicken, auch wenn es ein paar tausend Lichtjahre dauert
TG
karlkraus
Beiträge: 86
Registriert: 12. Nov 2009, 18:48

Re: Höhere Macht

Beitrag von karlkraus »

Hallo, Brittka,

Begriffe zu klären ist wichtig. Denn Macht (also die Fähigkeit, anderen Wesen seinen Willen aufzuzwingen) hat immer etwas mit ihrer Ausübung zu tun - bereits bloßes Zeigen heißt bereits, sie auszuüben.
Wenn sie nicht "menschlisch" ausgübt wird, heißt das demnach, sie wird unmenschlisch ausgeübt. Das ist auch meist so. Deshalb verwahre ich mich gegen jeden Machtanspruch.
Und was verstehst Du unter "spirituell"? Geistig? Gibt es "höhere" geistige Wesen, können wir Sie nicht verstehen und jede Interpretation ist Wunschdenken (oder Projektion).
Lass' uns versuchen, mit beiden Beinen auf der Erde zu bleiben, das verschafft festen Halt, in höheren Sphären weht meist ein kräftiger kalter Wind und Du wirst herumgeschleudert.
Gruß



Tucho
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Höhere Macht

Beitrag von wennfrid »

Hi Tucho
Der Begriff "Höhere Macht" hat für mich nicht's irdisches. Eine irdische höhere Macht wird versuchen, durch Machtspielchen andere Menschen zu manipulieren. In der Menschheitsgeschichte wurde diese Machtausübung so oft eingesetzt. Es ist ja viel einfacher, durch Machtspielchen seine Ziele zu erreichen. Für mich ist es wichtig, jeden Menschen so sein zu lassen, wie er halt ist, ihn mit seinen guten und weniger guten Eigenschaften, zu akzeptieren. Jede Änderung bezieht sich auf mein eigenes tun und denken. Jeder Mensch möchte sich auf seine Weise entfalten, so wie er halt glaubt, daß es zu diesem Zeitpunkt für ihn richtig und wichtig ist. So möchte ich auf keinen Fall auf einen anderen Menschen Einfluß nehmen und das Gleiche wünsche ich für mich auch. Der individuelle Mensch ist für mich das Höchste und ich wünsche mir eine Menschheit, wo jeder einzelne auf seine Art und Weise, seinen Platz hat. Die Spirituelle "höhere Macht" ist für mich wichtig.
Ich wünsche Allen einen schönen Sonntag und eine gute Woche.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
karlkraus
Beiträge: 86
Registriert: 12. Nov 2009, 18:48

Re: Höhere Macht

Beitrag von karlkraus »

Hallo, Fridolin,

villeicht verstehst Du jetzt, warum ich mit dem Begriff der "höheren Macht" so meine Schwierigkeiten habe:

Du schreibst: "Der individuelle Mensch ist für mich das Höchste". Im nächsten Satz heißt es, "(die) Spirituelle 'höhere Macht' (sei) für mich wichtig."

Ja, wat denn nu?

Ist der Mensch das Höchste, kann es keine höhere Macht geben; gibt es sie dennoch, kann der Mensch nicht das Höchste sein, denn es gibt ja noch etwas Höheres.

Kannst Du mir weiter helfen?
Gruß



Tucho
niederländer

Re: Höhere Macht

Beitrag von niederländer »

Hallo Fridolin,

Ich glaube an eine höhere Macht. Ich zweifele aber oft an diese Macht.
Vor allem wenn ich im Tief bin.
Dann kommen sie Sinnfragen wie warum, weshalb ich ?

Der "Moderne Mensch" möchte alles wissenschaftlich erklären, doch diese höhere Macht kann er nicht definieren.
Das macht es nicht einfach daran zu glauben.
Trotzdem bewegt es millionen von Menschen und es bewegt auch mich.
Immer wieder.



Gruss,

Dutchy
HCAS
Beiträge: 37
Registriert: 4. Aug 2003, 08:28

Re: Höhere Macht

Beitrag von HCAS »

Hallo ihr Lieben,

ganz viele unterschiedliche Aspekte lese ich hier. Und jede(r) hat vermutlich für sich recht. Ich möchte meine Erfahrung anfügen, ohne den Anspruch zu erwecken, so und nicht anders muss es sein.

Rückblickend habe ich das Gefühl, stets geborgen (gewesen) zu sein. Gerade in den Phasen tiefsten Leides. Da war es mir nur nicht deutlich, weil zuviel blockiert war. Geborgen - bei oder durch wen? Ich wage keine Definition, bin nur davon überzeugt, es gibt einen Lebenssinn trotz aller Sinnlosigkeit. Nenn es Gott, Allah, Buddah, Jahwe - wie auch immer, der Name spielt keine Rolle. Keine Person.

Ich bin meine Depri auch nach vielen Jahren nicht los. Falle immer wieder. Aber ich habe in all den Jahren gelernt, wieder vertrauen zu dürfen (und manchmal auch zu können...).
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Höhere Macht

Beitrag von 912318798 »

Schönen Abend zusammen!

Ich glaube, viele Menschen, und vor allem Christen, erleben durch die aktuellen, kirchenbezüglichen, aber auch wissenschaftlichen Ereignisse und Erkenntnisse eine Art Befreiung,
manche aber auch eine schwere Ernüchterung.
Es kommt einem Verlassenwerden gleich,
jemand, oder etwas, zu dem man immer gehen konnte, wenn die irdischen Institutionen nicht mehr ausreichten,
ist plötzlich weg.

Den Begriff "Höhere Macht" verbinde ich nicht zwangsläufig oder automatisch mit einer negativen Autoritätsgröße,
eher mit „höheren Wirkens mächtig“.

Ich kann jeden Menschen, dem von jeher eingetrichtert wurde, dass Gott böse sei und „er“ einem sofort Hände und Füße abfaulen lässt, wenn man nur an Schlimmes dachte, nachempfinden, dass er über die aktuelle Aufklärung glücklich ist.
Ich stamme selber aus einer sehr konservativen, katholischen Struktur, und kenne „Himmel“ und „Hölle“ recht gut. Diese Ordnung hat mir jedoch niemand in böser Absicht eingetrichtert, der Stand der Dinge war damals und hierorts einfach so.

Aber ich hatte vor dieser „Höheren Macht“, dem „Himmel“ oder „Gott“ niemals Angst,
auch wenn mir seinerzeit der Pfarrer mit erhobenem Zeigefinger und bösestem Blick das Messe-Schwänzen vergolten hat, etc. ppt.
Im Gegenteil, diese Begriffe waren stets Orte der Zuflucht und des Guten.

Das „Höhere“ ist und wirkt in mir selber, aber es einfach auf meine singuläre Existenz zu reduzieren, auf meine eigene Spiritualität und das, was mein Gehirn an Gedanken produziert,
das ist mir zu endlich und zu wenig Sinn gebend.

Ich glaube schon, auch wenn es einem heutzutage sehr schwer gemacht wird und sich deshalb dieser Glauben häufig in „Hoffnung“ verwandelt,
ich „hoffe“ also schon, dass es „da draußen“ etwas gibt, das uns „hat“,
in der Art, wie wir unsere Kinder haben…,
und diesen Glauben, oder diese Hoffnung setze ich gar nicht in Verbindung mit Entmündigung oder autoritärer Machtausübung,
eher mit der Aufgabe, mit unserem freien Willen etwas Sinnvolles, Gutes zu bewirken.


Diese ganzen Versuche,
eine Instanz zu erklären (und dadurch ihre Nicht-Existenz nachzuweisen), von der wir der Ansicht sein müssen, dass sie so hoch sei, das Universum schaffen zu können,
halte ich für nicht sehr gescheit.
Man kann höchstens an sie glauben,
oder eben nicht.

Wie auch oben Babi schon schreibt:
„…Abschließend möchte ich sagen, daß ich sehr froh bin, meinen Glauben zu haben, denn ohne ihn hätte ich weniger Kraft, mit meiner Krankheit umzugehen….“



Liebe Grüße
Jojo
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Höhere Macht

Beitrag von wennfrid »

Hi an Alle.
Ich versuche, meine Denkart über eine "höhere Macht" zu beschreiben.
Zu den Begriff "höhere Macht" fallen mir spontan noch folgende Begriffe ein.
Höhere Macht bedeutet für mich, Gott, so wie ich ihn verstehe, Spiritualität für Körper und Geist, Seele, Meditation, Gelassenheit, innere Fülle, Freiheit, Toleranz, Seinsmentalität, Habensmentalität. Es ist sehr umfangreich und daher nicht unmöglich, auf Alles einzugehen. Leider Gottes gab es und gibt es immer noch Menschen, die glauben, sie deuten die Religion richtig und wirken dadurch negativ auf andere Personen ein. Missionierung, Druckausübung statt Liebe, Verachtung von bestimmten Personen und Anders-Denkenden, ist die Folge.
Im Matthäus Evangelium taucht die Frage nach dem wichtigsten Gebot auf. Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.
Für mich heißt dies, Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Ein weiterer Gedanke.
Viele Menschen besitzen Telefon, Fax, Handy, Internet, Radio, TV mit zig Programmen, Kaffemaschine, CD-Player, Infos durch Internetsuchmaschinen, Chatten im Internet, usw. Es wäre töricht, diese Techniken zu verachten. Ich nutze es sehr gerne und diese Techniken sind für mich sehr interessant. Es wäre keinesfalls klug, alles zu verschenken und in Sack und Asche ins Obdachlosenheim zu ziehen. Aber macht es uns glücklich?
Depressionen sind im Vormarsch, Kriminalität nimmt zu, Drogenkonsum steigt. Der Gedanke kommt auf, die technischen Errungeschaften haben nichts mit Glück, Zufriedenheit und Gelassenheit zu tun. Wird unter Glück Falsches verstanden?
Nur ein paar Denkanstöße.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Höhere Macht

Beitrag von tomroerich »

Hallo Fridolin,

"Höhere Macht" ist sicherlich ein bessere Begriff wie "Gott". Letzterer ist ein Begriff, der sehr besetzt ist mit allen möglichen Vorstellungen, die eher hinderlich als nützlich sind.

Für mich bedeutet die Höhere Macht auf jeden Fall ein inneres Potenzial, dem ich mich durch Entwicklung annähern kann. "Sich durch Entwicklung annähren" wiederum heißt, die eigenen Irrtümer über sich selbst zu erkennen - dann entfaltet sich dieses Potenzial von selbst.

Für mich heißt dies, Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Ja, dieser Gedanke ist in der Tat ein Schlüssel, vor allem ein Schlüssel zur Heilung. Lass mich kurz erläutern, warum ich das denke.

Andere Menschen sind eigentlich Projektionen deiner selbst. Was du in ihnen anblehnst, lehnst du in dir selbst ab. Wie du sie siehst, so siehst du dich selbst. Deine Wut auf sie ist Wut auf dich selbst und deine Liebe für sie ist Liebe für dich selbst.
Wenn man entscheidet, ihnen ihre Fehler nachzusehen, vergibt man sich selbst. Diese Entscheidung zwischen Verurteilung oder Toleranz und Akzepztanz ist stets eine Entscheidung für sich selbst und für die eigene Akzeptanz sich selbst gegenüber.

Daher sind unsere Beziehungen unser wichtigstes Übungsfeld und daher sagte der gleiche Mensch: "Was du den geringsten meiner Brüder getan hast, das hast du mir getan" - soll heißen: Was du dem anderen tust, tust du dir selbst.

Viele Menschen besitzen Telefon, Fax, Handy, Internet, Radio, TV mit zig Programmen, Kaffemaschine, CD-Player, Infos durch Internetsuchmaschinen, Chatten im Internet, usw. Es wäre töricht, diese Techniken zu verachten. Ich nutze es sehr gerne und diese Techniken sind für mich sehr interessant. Es wäre keinesfalls klug, alles zu verschenken und in Sack und Asche ins Obdachlosenheim zu ziehen. Aber macht es uns glücklich?
Depressionen sind im Vormarsch, Kriminalität nimmt zu, Drogenkonsum steigt. Der Gedanke kommt auf, die technischen Errungeschaften haben nichts mit Glück, Zufriedenheit und Gelassenheit zu tun. Wird unter Glück Falsches verstanden?

Es sprich für mich nichts dagegen, all das zu benutzen. Sehr häufig sind die Verhältnisse allerdings umgekehrt - die Dingen benutzen uns. Sie werden missbraucht, um einen inneren Mangel zu bewältigen, der in einer materiell orientierten Gesellschaft ganz automatisch entsteht. Dann wird vergessen, dass das einzige, was man tatsächlich je wirklich haben kann, nur man selbst ist und dass es keinen anderen Weg gibt, um glücklich zu sein. Nichts anderes wird jemals auf Dauer befriedigen.

Viele Grüße

Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
eligeo71
Beiträge: 270
Registriert: 25. Aug 2006, 01:01

Re: Höhere Macht

Beitrag von eligeo71 »

Hallo,

meine Höhere Macht ist die Kraft, welche beispielsweise aus einem winzigen Samen einen riesigen Baum werden lässt. Die Kraft des Wachsens und Werdens und Vergehens, welche in jedem Menschen (und in allem Lebendigen) angelegt ist. Es ist diese Lebenskraft, welche immer einen Weg findet. Daraus schöpfe ich die Gewissheit, dass es, egal wie schlecht es mir gerade geht, ein Danach, ein Weitergehen im Leben gibt. Nichts Überirdisches, nichts Ausgelagertes - diese Kraft wirkt in mir und es liegt allein in meiner Verantwortung, wie ich damit umgehe. Kein barmherziger, verzeihender, "abfedernder" Gott, keine Aussicht auf eine Leben nach dem Tod. Nein, Sterben ist der letzte Akt des Theaterstücks "Menschenleben". Aber, das eilt nicht und überhaupt, was zählt, ist das Hier und Jetzt und sei es noch so bescheiden. Wie gesagt, es geht weiter...

LG, Rainer
Ich bin der Mensch, welcher mein Leben entscheidet!
Antworten