Hilft uns eine Depression?

Svenja_Berlin
Beiträge: 68
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Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Svenja_Berlin »

Hallo Ihr Lieben,

manchmal lese ich - auch in dem Film "Helen" wurde das so dargestellt - dass jemand rundherum glücklich ist: Beziehung, Familie, Job, soziale Kontakte - alles top. Dann kommt die böse Depression und macht alles kaputt und keiner weiß, warum. In "Helen" gab es keine Gespräche, Therapeuten, Selbstreflexion, nur Elktroschocks und ein bisschen Joggen.

Das erscheint mir sehr fragwürdig.

Ich glaube nicht, dass wirklich glückliche Menschen eine Depression bekommen. Höchstens vermeintlich glückliche.

Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass eine Depression immer auf einen Zustand aufmerksam machen will, der uns nicht (mehr) guttut. Vielleicht war der Job mal der richtige, ist es aber nicht mehr. Gleiches gilt für den Partner.

Die Depression zwingt uns hinzusehen, wo unsere Defizite liegen, was nicht gut läuft in unserem Leben.

Oder wie seht Ihr das? Man wird doch nicht "plötzlich und grundlos" krank. Daran glaube ich nicht.

Ich glaube, dass man schon lange in einer Lebenssituation steckte, die einen belastet und das irgendwie nicht gemerkt hat. Die Depression versucht, uns auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. So gesehen ist sie sogar hilfreich.

Wie sind Eure Meinungen dazu?

Oder gibt es unter Euch tatsächlich einige, die ein wunderbares Leben geführt haben und sich gar nicht erklären konnten, warum sie eine Depression bekamen?

Es heißt ja immer in den Medien, es könne jeden treffen, aber - wie gesagt - ich glaube einfach nicht, dass wirklich glücklichei Menschen eine Depression bekommen. Dann waren sie gar nicht wirklich glücklich, sondern haben sich was vorgemacht.

Oder liege ich da falsch?

Bin gespannt auf Eure Antworten und danke Euch im Voraus!

Liebe Grüße
Svenja
Lilitu1964

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Lilitu1964 »

Hallo Svenja, ich stimme dir da zu. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man von einer Depression einfach so "überfallen" wird. Sie hat einen Grund, einen Ursprung.
Wenn die Depression, wie bei den meisten hier wohl, mit einen "Ereignis" wie Arbeitsverlust, Trennung, Scheidung, Kinder aus dem Haus, Krankheit oder ähnliches zusammenhängt: wunderbar. Dann gibt es einen Grund an dem diejenigen auch arbeiten können.
Es gibt es aber auch, wie bei mir, eine Depression, die sich eigentlich das ganze Leben durchzieht. Der Grund, der Anfang und Anlass liegt am eigenen Beginn, noch vor der Geburt. Wenn man ein mißglückter Abtreibungsversuch ist, kann man nicht viel "machen". Ein Existenzberechtigung kann man sich nicht selbst geben, ein "du bist gewollt" steht am Anfang oder eben nicht. Da hilft auch Achtsamkeit, Tagebuchschreiben oder so nichts. Wenn sich diese das Leben durchzieht und wiederholt, die Zurückweisung und die Gewalt, ist eigentlich klar, dass sich das auch irgendwann in Form von Krankheit zeigt. Der Grund liegt am Anfang und der Auftrag ´existiere nicht´ist klar.
Gruß Christine
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von otterchen »

Hallo Svenja,

Du hegst dieselben Überlegungen wie ich.

Die Depression will uns was sagen; sie ist wie ein Warnlicht am Armaturenbrett, das außerdem noch die Fahrt verlangsamt.

Allerdings gibt es so viele unterschiedliche Menschen... Bei vielen könnte man denken "der/die ist auch depressiv". Da ist jemand stark stimmungsabhängig und oft muffig und mies drauf und hat so starke Verpannungen, dass die Kopfschmerzen es nicht erlauben, zur Arbeit zu gehen etc.
Ich habe - gerade bei dieser Person, an die ich jetzt im Speziellen denke - gedacht, dass ihr eine Therapie wirklich gut tun würde.
ABER: dazu kommt wohl noch der Punkt Leidensdruck.

Mein Leidensdruck war damals, 1999, sehr, sehr groß, und erst dann habe ich mir entsprechende Hilfe geholt.
Ende 2006 ging es schon schneller: als ich da erkannte "ich bin wieder abgerutscht", da habe ich sofort die entsprechenden Schritte eingeleitet.

Was ich damit sagen will?
Ich glaube, ich zäume das Pferd gerade von hinten auf, aber egal...
In MEINER Wahrnehmung könnten einige Menschen aus meinem Umfeld eine VT gut vertragen. Aber wären sie damit auch als depressiv einzustufen? Hm.
Manche arrangieren sich wohl mit ihren Lebensumständen. Es geht ihnen nicht gut, aber sie rutschen nicht wirklich so tief ab, dass es ihnen derbe besch**** geht.

Ich frage aus diesem Gedankenwirrwarr heraus jetzt mal: wer wären denn die, die NICHT von einer Depression betroffen werden können?
Sind es die, die wirklich liebevoll mit sich und anderen umgehen und nicht in irgendwelchen Korsetts aus Ansprüchen, Erwartungshaltungen und blöden Glaubenssätzen, Kapitulation, innerer Verhärtung und Selbstkritik feststecken?

Irgendwie denke ich da sofort an buddhistische Mönche. Und sonst?
Wie wären die Menschen, die KEINE Depression bekommen?
Und ich rede hier nicht von den Depressionen, die statistisch erfasst werden (weil Mensch zu Psychiater/Psychologe geht), sondern auch von denen, mit denen der Mensch womöglich sein Leben lang verbringt, ohne sich jemals in Behandlung zu begeben.

Und wieder komme ich zurück auf das Stichwort Leidensdruck: wenn der nicht groß genug ist, ist es dann schon eine Depression?

Und: ja, meine Depression hat mir geholfen. Aber nur, weil der Leidensdruck so groß war, dass ich mir Hilfe geholt habe, und erst durch diese habe ich umschwenken können.





Interessantes Thema!
Ich habe jetzt nur so vor mich hin gedacht, und wie man merkt, ist vieles noch unsortiert.
Andere Gedanken dazu würden auch mich interessieren.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von otterchen »

Hallo Christine,

Wenn die Depression, wie bei den meisten hier wohl, mit einen "Ereignis" wie Arbeitsverlust, Trennung, Scheidung, Kinder aus dem Haus, Krankheit oder ähnliches zusammenhängt: wunderbar.

Ich wage jetzt mal eine Behauptung:

wer davon eine Depression bekommt, bei dem hängt auch sonst einiges schief.
Natürlich bringen einen derartige Ereignisse aus dem Gleichgewicht und hinterlassen oft bleibende Spuren, keine Frage.
Aber wenn derartige Ereignisse zu einer Depression führen: ist es dann nicht so, als falle der "Samen Depression" auf einen gut vorbereiteten Boden?

Auch hier würden mich Erfahrungen von Betroffenen interessieren. Kann ja sein, dass meine Gedanken dazu falsch sind; fundiert sind sie jedenfalls nicht.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Lilitu1964

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Lilitu1964 »

Hallo Otterchen,
ja, ich stimme dir zu. Wahrscheinlich liegt auch bei solchen Menschen vieles bereits schief...
Ich merke gerade, dass ich damit auch eher meinte, dass die Menschen einerseits diese konkreten Dinge nennen um zu sagen, was sie in die Depression gebracht hat und (das ist eigentlich mein Punkt) die sogenannten Therapien an diesen Ereignissen andocken. Das ist eigentlich nur bei der Analyse anders. Ansonsten wird die Machbarkeitsschiene gefahren: Verhaltenstherapie. So als bräuchte ich nur mein Verhalten ändern und alles wird wieder gut.
Nein. Meine Erfahrung auch mit Therapien ist: es gibt Sachen, die werden nicht wieder gut. Und ein Weiterleben damit wäre nur ein Existieren.
Svenja_Berlin
Beiträge: 68
Registriert: 14. Nov 2009, 16:00

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Svenja_Berlin »

Liebe Christine, ich habe dir an deine Email Adresse geschrieben!
Lilitu1964

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Lilitu1964 »

Danke dir liebe Svenja...Antwort müßte angekommen sein
mumi
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Registriert: 17. Okt 2009, 21:14

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von mumi »

Hallo Svenia,
ich bin ganz deiner Meinung - habe ich auch gerade in dem anderen THREAD geschrieben....

DIE DEPRESSION IST EINE FRAU IN SCHWARZ. WENN SIE AN DEINE TÜR KLOPFT, WEISE SIE NICHT AB, SONDERN FÜHRE SIE AN DEINEN TISCH UND HÖRE, WAS SIE DIR ZU SAGEN HAT!"

Und ich glaub, sie hat immer was zu sagen, "vermeintlich glücklichen" vielleicht weniger, aber grundlos kommt sie meiner Meinung nach nicht auf Besuch!

LG
Mumi
Babi
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Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Babi »

HI Svenja,
ich bin mir ziemlich sicher, daß Depression einen Ursprung hat und uns was sagen will.
Für mich ist eine Depression ein Signal des Körpers und der Seele, die quasi damit sagen: Stop, ich kann nicht mehr!
Man steckt nicht drin, wann eine Depression auftritt, sie kann tatsächlich plötzlich auftreten, aber sie hat immer eine Ursache, bei jedem ist es eine andere.
Ich finde deine Überlegungen sehr sehr gut.
Lieber gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Lilitu1964

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Lilitu1964 »

@Mumi...jaja die Frau in Schwarz...
fragt sich nur, ob es auch einen hilft zu hören was sie sagt.
Was machst du, wenn sie dir sagt: "Geh. Du gehörst hier nicht hin, das war von Anfang an ein Fehler. Du wehrst dich doch schon so lange dagegen zu gehen, das hat dich müde gemacht und ausgelaugt. Wehre dich nicht länger und gib nach."
Was machst du dann?
desertrose

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von desertrose »

Liebe Christine,

ich glaube nicht, dass die Depression Dir sagt, Du bist ein Fehler... Es hört sich für mich so an, als wenn Deine Mutter Dir von Anfang an dieses Gefühl vermittelt hat. Und dieses Gefühl, nicht gewünscht zu sein, kann zu Depressionen führen. Aber trotzdem bist Du ein Mensch, der es wert ist, geliebt zu werden, der seine Stärken und seine Schwächen hat. Auch wenn es wahnsinnig weh tut, was Dich Dein Leben lang begleitet hat, so bist Du heute erwachsen und kannst selbst entscheiden. Und Menschen, die Dir dieses Gefühl vermitteln, solltest Du ratzfatz aus Deinem Leben verbannen. Du gehörst genauso auf diese Welt wie jeder andere hier. Vielleicht ist Deine Depression Ausdruck einer Kränkung, eines Verlustes, eines Schmerzes oder auch einer riesengroßen Wut..... Das fiel mir jetzt spontan dazu ein.

Ganz liebe Grüße,
desertrose
Lilitu1964

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Lilitu1964 »

Liebe Desertrose,
herzlichen Dank für dein feed back, doch da erzählst du mir nichs neues.
Ich bin mir nicht sicher, ob das hier hin gehört...aber meine Mutter hat mir nicht nur das Gefühl gegeben. Das ich ein Fehler war und nicht hätte sein sollen, war und ist eine Tatsache und hat sich ja auch wiederholt durch ihr Verhalten gezeigt. Nicht durch ihre Einstellung mir gegenüber.

Heute bin ich erwachsen. Ja. Und was soll ich da selbst entscheiden? Dass ich nun doch gewollt bin? Das ist nichts, was einer Entscheidung meinerseits zugänglich wäre.
Es ist ja nicht so, dass ich nicht hoffnungsvoll in die Therapien gegangen wäre. Und wem es hilft: wunderbar.
Ich für mich hab aber die Erfahrung gemacht, dass es nicht hilft bei den Dingen, die eben nicht durch eine "jetztkannstdufürdichdieguteMuttersein"-Mentalität gebessert werden können. Es gibt eben Sachen, die wenn sie richtig kaputt sind, nicht mehr repariert werden können.
Ich weiß, die wenigsten können oder wollen das verstehen und nachvollziehen. Es macht ja auch erstmal Angst (aber ich versichere dir: nur am Anfang).
Von daher ist es völlig ok, wenn das nicht sein kann, weil es ja für die meisten nicht sein darf.
Ich bin darüber hinaus.
LG Christine
mystery60
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Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von mystery60 »

Hallo an alle,

erst mal an Svenja_Berlin: finde das ein sehr interessantes Thema.

Und wie otterchen und mumi glaube ich auch, dass sie einem was zu sagen hat - ähnlich wie eine Erklältung (geh nicht mit nassen Haaren ins Kalte) eine Grippe (hättest Dir öfter die Hände waschen, mehr Vitamine essen sollen, deine Abwehr stäkren ...) oder andere Krankheiten. Es ist ein Zustand, der anders ist als vorher und man kann sich immer fragen warum? Was ist Ursache? Aber auch, wozu ist das jetzt gut?

Und Christine,
ich stimme da desertrose ausdrücklich zu.
Klar ist es keine schöne Ausgangssituation, wenn man von seiner Mutter gesagt bekommt, Du warst "ein Unfall" oder du warst nicht erwünscht und schlimm, wenn das Verhältnis zur Mutter oder den Erziehern auch weiter davon geprägt wird.
Aber für mich wird an diesem Beispiel klar, wie viel Gedanken und Interpretationen ausmachen. Stell Dir doch einfach mal vor, Deine Mutter hätte dich damit angelogen, du warst tatsächlich erwünscht und sie freut sich jeden Tag über dich - das würde doch gleich alles ändern.
Oder anders herum: ein ebenso unerwünschtes Kind kommt zur Welt. Die Eltern sagen es ihm aber nie, sondern sagen ihm immer wieder, es sei ein Wunschkind gewesen. Gleiche Grundtatsachen, völlig andere Situation!

Was ich damit sagen will ist, dass natürlich jeder Mensch einen anderen Ausgangspunkt hat. Dass der eine geliebt wird, der andere nicht, dass einer ein ummuttertes Einzelkind, der andere das 8. von 11 Kindern ist, wieder jemand anders zwar ein absolutes Wunschkind, die Mutter aber im Kindbett verstorben ist - es gibt so viele Schicksale.
Aber wie desertrose schon sagte, Du bist ein Mensch - gleich viel Wert wie jeder andere. Dass Du unter ungünstigen Bedingungen herangewachsen bist ist schade, aber das bestimmt nicht deinen Wert. Deinen Wert bestimmst Du alleine für dich. Nur wenn Du den Aussagen glaubst, du seist nicht gewollt (von niemandem) und hättest eigentlich kein Daseinsrecht (darüber haben aber Eltern nur bedingt zu entscheiden und schon gar nicht mehr, wenn man einmal geboren worden ist), schmälerst Du Deinen eigenen Wert.
Also lass Dich nicht kleiner machen und Dir nichts einreden. Schüttel ab, was Dir eingeredet worden ist, finde zu Dir selbst und notfalls trenne Dich von Menschen, die Dir nicht gut tun, auch wenn es die Eltern sind.
Ich weiß, das sagt sich leicht und ist schwer umzusetzten, vor allem wenn man Jahre mit dieser Situation zugebracht hat. Aber die Situation ist ja nicht toll und damit lohnt sich ja jede Anstrengung sie zu verändern, damit es Dir - emotional - besser geht.
Das wünsch ich Dir!
TG
Lilitu1964

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Lilitu1964 »

Hallo TG
ich glaube, jetzt reden wir ein wenig aneinander vorbei.
Also ein wenig deutlicher: Meine Mutter hat versucht mich abzutreiben. Sie hat versucht mich kurz nach der Geburt zu ertränken. Sie hat versucht mich zu ersticken.
Das sind -leider- Tatsachen und keine nur diffusen Eindrücke meinerseits.
Und das sind nur die deutlichsten Momente. Du darfst das gerne als unglückliche Ausgangsposition einstufen
Dieses "Arrangement" zieht sich durch 45 Jahre. Sicher, nun hab ich das ja durchschaut. Geht es mir damit "besser"? Nein.
Sag mir nun aber bitte nicht: na dann hast du das noch nicht verarbeitet. Klar hab ich das nicht. Weil das etwas ist, was nicht zu verarbeiten ist. Was soll denn da verarbeitet werden?
Meister Eckhart sagt: nicht die Dinge an sich sind es, sondern unsere Einstellung dazu.
Eben. Alles wird gut. Ich weiß. Nur eben wohl anders, als die meisten hier mit der Tagebuch-/Achtsamkeits- Wohlfühltherapieeinstellung für sich glauben. Wenn das für sie ok ist, ist mir das Recht. Mein Weg ist das nicht (mehr).
LG Christine
P.S.: Die Wertediskussion ist eherlich gesagt für mich ziemlich unehrheblich, da jeder Mensch den gleichen Wert besitzt. Also ist für meine Frage gar kein Maßstab sein kann.
desertrose

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von desertrose »

Liebe Christine,

ich bin sprachlos und Du hast recht. So eine Geschichte kann man nicht verarbeiten, vergessen oder verzeihen. Da komme ich mir mit meiner: Ich-habe-mich-von-meinem-Dad-ungeliebt-gefühlt-Geschichte ziemlich lächerlich vor.

Das was Deine Mutter Dir angetan hat, kann man nicht wieder gut machen. Sie nicht, ein Therapeut nicht oder sonst jemand. Wundert es Dich da, dass Du an Depressionen erkrankt bist? Mich nicht! Doch wollte ich Dir mit meiner Mail lediglich sagen, dass Deine Depression eine Folge Deiner Lebensgeschichte ist. Diese Krankheit will Dir aber mit Sicherheit NICHT sagen, Du bist ein Fehler, sie ist eine Reaktion auf Geschehenes, würde ich sagen (bin kein Arzt, nur Laie).

Die Vergangenheit kannst Du nicht ändern, Deine Mutter kannst Du nicht ändern, aber ich glaube trotzdem daran, dass man die Zukunft für sich ändern kann. Und ich glaube daran, dass es das wert ist.

Lieben Gruß
desertrose
mystery60
Beiträge: 344
Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von mystery60 »

Hallo Christine,

damit ich nicht falsch verstanden werde ... ich habe nie andeuten wollen, dass es sich nicht um Tatsachen handelt, sondern nur um Eindrücke.
Ich weiß auch nicht, ob die erfahrene Gewalt und Lebensbedrohung kurz nach der Geburt geendet hat und unter welchen Bedingungen Du dann aufgewachsen bist, aber ich stimme nicht überein mit der Aussage
>Ein Existenzberechtigung kann man sich nicht selbst geben

Wer soll einem diese denn sonst geben? Wenn man gläubig ist, wird man sagen, Gott - oder welche Macht auch immer - hat mich gewollt, hat gewollt, dass ich leben, deshalb lebe ich.
Wenn kein Glaube da ist, so bist doch Du da, trotz allem. Ich brauche doch niemanden, der mir sagt, ich habe es verdient zu existieren. Das fände ich eine Anmaßung.

Woher kommt denn der sog. Auftrag "exisitiere nicht"? Das sind doch wohl in erster Linie die Motivationen und Gedanken deiner Mutter. Die muss man sich ja nicht zu eigen machen, auch wenn man natürlich als Kind ggf. über lange Zeit nicht aus ihrem Einfluss-Kreis heraus gekommen ist. Es gibt für mich aber keinen Auftraggeber, der dem einen Menschen sagt: du hast ein Existenzrecht und zum anderen: du hast keines.

Ich habe den Eindruck, dass Du seit frühester Zeit mieseste Erfahrungen gemacht hast und unter unsäglichen familiären Bedingungen aufgewachsen bist. Das ist sicher extrem schwer. Erfahrungen prägen einen, Glaubenssätze werden übernommen und wer ist schon in früher Jugend so stark, dass er auf Bewertungen anderer nichts gibt, das schüttelt man vielleicht sein ganzes Leben nicht ab, selbst wenn man theoretisch erkennt, dass es auf die eigenen Glaubenssätze ankommt und nicht auf die zugeschriebenen oder übernommenen.

Ob es Sachen gibt, die wirklich nie wieder gut werden können, weiß ich nicht. Man kann aber Dinge erleben, das glaube ich schon, dass man fest davon überzeugt ist, dass es nie wieder gut wird. Man kann sein Leben, das man bis heute gelebt hat nicht löschen oder vergessen. Aber man kann immer auch einen Stück weiter gehen, sich professionelle Hilfe holen, nicht aufgeben, dass man in Zukunft doch wieder eine Art zu leben erreicht, die wieder lohnt, ein Leben, dem man etwas abgewinnen kann.

Es gibt hier im Forum sicher viele mit "unschönen Erfahrungen", unterschiedlicher Art und unterschiedlicher eigener Bewertung. Aber es geht hier ja gerade darum, dass man nicht aufgibt, dass man versucht, aus diesem Loch herauszukommen, auch wenn es schon das ganze Leben lang andauert - was sicher bei der Mehrheit hier nicht der Fall ist.

Nein, eine Garantie, dass es besser wird, dass irgendeine Therapie mal helfen wird, dass man über die erlittene Traumatisierung hinwegkommen kann, kann ich nicht geben. Ich weiß nur, dass es immer wieder Menschen gab, die übelste Sachen mitmachen mussten und tief traumatisiert wurden und es dennoch geschafft haben ihr Leben zu leben und nicht nur "zu existieren".

Vielleicht ist es die Hoffmung, um die es dabei geht und ich hoffe, dass Dein Hiersein im Forum ein kleines Zeichen dafür ist, dass Du der Hoffnung zumindest eine kleine, wenn vielleicht auch eine winzig kleine Chance gibst.

Und wenn mir die "schwarze Frau" mal zurufen sollte: >Wehre dich nicht länger und gib nach

dann hoffe ich, dass ich dem widerstehen kann, weil noch etwas Kampfesmut in mir ist und vielleicht wähle ich dann einfach eine der o.g. Notfallnummern.

Mein Geschreibse hilft Dir wahrscheinlich auch nichts, aber wenn es Dich motiviert, zu antworten und mich zu widerlegen, zu widersprechen, zu schimpfen, dann mach es!
TG
desertrose

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von desertrose »

Wow Tiefgrund, das was Du geschrieben hast, finde ich wirklich toll. Und ich bin auch der Meinung, dass man nie aufgeben sollte: NIE!!!!
tomroerich
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Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Christine,

Meister Eckhart sagt: nicht die Dinge an sich sind es, sondern unsere Einstellung dazu.

Es sieht so aus, als wenn es Dinge geben könnte, die ganz vollkommen außerhalb diese von Eckhart beschrieben Prinzips liegen. Z.B. deine Geschichte. Was will man da schon für eine Einstellung finden, die das ungeschehen oder wenigstens unwirksam werden lässt. Doch dann bist du zwangsläufig das Opfer deiner Geschichte.

Eckhardt meint das in einem sehr radikalen Sinn, den viele sich nicht vorsellen können. Er meint eigentlich, dass das Ganze garnichts mit dir zu tun hat. Wie alle bedeutenden Mystiker hat Eckhardt herausgefunden, dass derjenige, der die Geschichte erlebt - egal welche es auch sei- in seinem innersten Wesen unberührt davon bleibt. So wie ein Kinogänger letzten Endes nicht der Film ist, den er betrachtet. Doch kann er sich sehr wohl so stark mit der Geschichte identifizieren, dass er sich völlig davon abhängig glaubt.

Das meinte Eckhardt mit der Einstellung. Letzten Endes ist es unserer eigene Glaube an die "Wahrheit" des Geschehens, der auch nach vielen Jahren noch die Vergangenheit wie Gegenwart erschenen lässt.

Diesen Gedanken verstehen die meisten Menschen so, als würde er aussagen: Du bist eigentlich selbst schuld. Doch das bedeutet er auf keinen Fall. Er bedeutet, dass es immer noch in unserer Macht liegt, welche Macht wir der Vergangenheit zugestehen wollen. Desertrose sagte, dass dies nicht vergeben und vergessen werden könne. Wenn es aber nicht vergeben werden kann, dann wird es auch nie losgelassen. Das ist der Punkt, der die Bindung aufrecht erhält.

Vergebung ist nicht für den "Täter", sie ist für das "Opfer". Sie ist nur Verzicht auf Wiedergutmachung, die ohnehin niemals eintreten kann. Obwohl es unserer aller Vorstellung von Gerechtigkeit wiederspricht, muss das Problem vom Opfer gelöst werden, indem es vergibt. Denn in seinem Geist besteht das Problem und nirgendwo sonst.



Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
bahn

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von bahn »

hallo zusammen,

ich bin auch der Meinung, dass man nie aufgeben sollte. Gut, was du erleben musstest ist wirklich ganz arg hart, so was von unmenschlich und lieblos. Da frage ich mich, wie kann ein Mensch so was machen, in welcher verzweifelten Lage muss ein Mensch sich befinden, der so was tut. Und wo waren die Menschen, die hätten vielleicht helfen können. ...................................
Dass es dir dabei nicht gut ging, und es dir heute noch nachgeht, kann ich gut verstehen. Und dann siehst du andere Menschen, die scheinbar glücklich sind,vielleicht in einer liebevollen Familie aufwuchsen. Und man fragt sich, wo bleibt denn hier die Gerechtigkeit.
Du weisst du was liebe Christine, ich glaube auf dieser Erde gibt es überhaupt keine Gerechtigkeit. Mir bleibt nur noch mit dir mitzuweinen, und dir für dein Leben ganz arg viel Liebe zu wünschen. Vielleicht bist du aber auch da schon enttäuscht worden. Trotzdem, ganz ganz arg viel ehrliche Liebe für dich, und dass es, wenn auch ganz langsam, es wieder wärmer wird in deinem Leben. Du ich glaube, es gibt sehr viel Schlimmes und Böses hier auf dieser Erde, und du musstest es ja auch am eigenen Leibe erleben, aber ich glaube auch, dass es auch trotz allem noch viel Licht und Wärme für dich gibt, unter anderem auch in diesem Forum hier. Es gibt da aber auch die Sache der Vergebung, ja, es ist schwer, aber es kann Wunden heilen. Vielleicht könntest du mit deiner Mutter in Kontakt kommen, oder jemand stellt für dich eine Verbindung her.
Und wenn es geht miteinander reden, vielleicht tut es ja deiner Mutter in Nachhinein irgendwo leid, vielleicht. Du musst es auch nicht gleicht tun...........
vielleicht mal ganz ganz vorsichtig darüber nachdenken. Ich kann mir gut vorstellen, dass in dir da jetzt viele Hassgedanken aufsteigen. Leider ist Hass auf Dauer kaputtmachend und zerstörend. Aber Liebe, trozdem, ganz vorsichtig, langsam rantasten............

ein trauriger und nachdenklicher Seebär.
bahn

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von bahn »

...........tut mir leid, ein dummer Fehler von ''Seebär
Clown
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Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Clown »

Lieber Thomas,

sag mal, haben wir eine telepathische Verbindung zueinander? Als ich heute abend Christines Posting (von 17.11 Uhr) las, wünschte ich mir, du könntest zu ihrem Schicksal etwas schreiben. Ich überlegte sogar schon, ob ich dir eine Mail deswegen schreiben soll ... und wenig später war dein Posting da!

Wenn die Dinge, die mir passieren, nichts mit mir zu tun haben, warum erlebe ich sie dann?
Weil ich sie gar nicht wirklich erlebe, es ist nur eine Art Film in meinem Geist, wirst du sagen, stimmt's?

Warum erlebe ich so einen Film in meinem Geist?
Weil ich aus der Verbindung zum Göttlichen gefallen bin, stimmt's?

Liebe Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Rudi-Reiter
Beiträge: 448
Registriert: 5. Jul 2009, 00:18

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Rudi-Reiter »

Hallo Christine

Warum willst Du Dich selber nicht, glaubst Du ein besonders
schlechter Mensch zu sein, oder irgendwelche besonderen Makel
zu haben, die Dir Deine Existenzberechtigung nehmen?

Deine Mutter wollte Dich nicht, aber Du musst Dich
doch nicht selbst wegschmeißen und Ihr böses Tun vollenden.

Zeige Ihr doch, dass Du es wert bist, auf der Welt zu sein.

Denn trotz allem, Du hast überlebt, allen Wiedernissen
zum Trotz.
Du bist eine starke und kluge Frau

Gibt es keine Menschen, die Dich mögen, oder kannst Du
das nicht zulassen?

Wie geht es Dir dabei, wenn Du hier von vielen
Menschen Zuspruch bekommst?
Wir Alle wollen Dich, wollen, dass Du bei uns bleibst
und Dein Leben lebenswert gestalten kannst.

Bleib einfach bei uns, schlechter kann’s Ja nicht mehr werden
aber besser.

Liebe Grüße
Rudi
_______________________________________

Die Welt und das Leben können schön sein,

wenn ich es wirklich will!
ego57
Beiträge: 500
Registriert: 15. Sep 2009, 21:56

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von ego57 »

Hallo an Alle,
es gibt sehr schlimme Ereignisse die dazu führen depressiv zu werden.
Entweder hat man sie am eigenen Leib erlebt oder man hat sie als Helfer
erlebt, die Ohnmacht einem Menschen nicht schnell genug helfen zu
können und dieser dann stirbt. Bei Autounfällen z.B. müssen Sanitäter
und Feuerwehrleute mit ansehen wie Menschen (Kinder) sterben
nur weil es die äußeren Umstände verhindern und nicht weil die
Leute nicht die volle Leistung bringen. Bei großen Unfällen sind
Notfallseelsorger vor Ort, nicht nur für Opfer sondern auch für die
Retter. Wenn sich einer der Retter jetzt sagt ich hätte sie retten können
wird er nie wieder zu einem Unfall fahren, weil er es beim ersten Mal
"hätte" schaffen können. So gibt er sich indirekt die Schuld.
Nur wenn er sich eingesteht ich konnte es nicht verhindern, wird er immer
noch schreckliche Bilder verarbeiten müssen, aber er gibt sich nicht
die Schuld und wird wieder mitfahren.
Die Retter reden mit Kollegen und Seelsorgern über das Ereignis und
können so Abstand gewinnen. Man hilft sich gegenseitig.
Hat man selber etwas erlebt, braucht man auch Hilfe um das Ereignis
zu verarbeiten. Sonst kommt man bis zu einem bestimmten Punkt
und dann kreisen die Gedanken. Jemand hat einem Leid zugefügt und
was passiert Rachegefühle, man wird das nie verzeihen. Und was macht
man, sagt man es dem anderen, schlägt man ihn, erniedrigt ihn oder
malt man sich in gedanken aus was man alles machen kann.
Passiert es nur in Gedanken schaden wir ihm damit? Oder eher uns?
Was ist wenn der andere tot ist, macht man dann weiter? Kann man
ihn dann noch bestrafen?
Sagen wir wirklich zu einem Toten das verzeihe ich dir nie und malen uns
weiter aus was er mit uns gemacht hat? Da kann man niemanden mehr
bestrafen außer sich selbst.
Da ist es dann wirklich wichtig sich kompetente Hilfe zu holen, denn
mit seiner eigenen Logik kommt man da nicht weiter.

http://www.palverlag.de/Verzeihen.html

Weiß man wirklich genau was die andere Person dazu veranlasst hat
einen so zu verletzen. War sie kerngesund und wollte einen nicht?
Oder war es eine depressive Frau die Angst hatte ihren Partner zu
verlieren und ihn dann trotzdem verlor. Oder eine alleinstehende
Frau die Angst hatte ihren Arbeitsplatz zu verlieren und in die Armut
abzurutschen. Es gibt bestimmt noch mehr Gründe aber welcher ist
der, der auf einen selbst zutrifft?
Je nachdem welchen Punkt man für sich raussucht wird man anders
mit dem Ereignis umgehen.
Weiß man wirklich genau, daß nur das der richtige Punkt ist.
erblich
http://www.special-depression.de/depres ... 58962.html

Und anders herum,
man ist depressiv und gesteht sich die Krankheit nicht ein,
man hat keine Gefühle, Freude, Trauer, Anteilnahme.
Alles kommt durch dichten Nebel. Dann wird die Tochter
schwanger und verliert ihr Kind in der 6. Woche und
man empfindet nichts. Die Trauer die man ausspricht kommt
nicht wirklich rüber und es hilft der Tochter nicht. Also
bin ich ein schlechter Mensch weil ich meiner Tochter nicht
wirklich beistehen kann in ihrem großen Kummer.
Oder denk ich ich bin krank und sag ihr das auch noch.
VLG ego57

„Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.“ Charlie Chaplin

הַלְּלוּיָהּ

tomroerich
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von tomroerich »

Liebe Clown,

Wenn die Dinge, die mir passieren, nichts mit mir zu tun haben, warum erlebe ich sie dann?

Vielleicht kann man sagen, dass diese Dinge wie die Kleidung sind, die du trägst. Du hast sie dir einmal ausgesucht und irgendwann magst du auf die Idee kommen, dass es eigentlich nicht deine Kleider sind, sondern deine Haut. So hast du dich an sie gewöhnt. Und dann wirst du sehr auf sie aufpassen, dass ihnen ja nichts passiert anstatt sie auszuziehen, wenn sie dir zu eng werden.



Weil ich sie gar nicht wirklich erlebe, es ist nur eine Art Film in meinem Geist, wirst du sagen, stimmt's?

Natürlich erlebst du es. Aber erlebst du nicht auch jede Nacht deine Träume? Und sind nicht, solange du träumst, alle Dinge darin ernst und verbindlich und ohne Zweifel wahr?
Doch dann wachst du auf und bemerkst, dass sich das alles in deinem Geist abgespielt hat, aber nicht wirklich war.
So ist es auch mit dem Leben. Es schein eine unumstößliche Realität zu sein, doch wenn wir versuchen, darüber hinauszugehen, können wir feststellen, dass nur wir selbst die Dinge festgezurrt haben und ihnen ihre Bedeutung geben. Dann werden auch diese Dinge unwirklich und wie ein Traum. Das nennt man Befreiung.



Warum erlebe ich so einen Film in meinem Geist?

Warum träumst du? Weil du schläfst. So träumen wir auch unsere Vergangenheit immer wieder und vermischen sie mit der Gegenwart. Es ist nur in unseren Gedanken so, durch sie bildet sich die Welt für uns.

Weil ich aus der Verbindung zum Göttlichen gefallen bin, stimmt's?

Was ist das Göttliche? Das, was wir ursprünglich sind und wir sind es auch jetzt. Nur beschäftigt sich unsere Geist permanent und wie unter Zwang mit lauter illusionären Dingen, die es garnicht gibt. Wünsche, Erinnerungen, Sorgen, befürchtungen, Verletzungen etc. Darum spüren wir nicht, wer wir sind, weil wir immer neue Bilder darüber entwerfen, wer wir sein könnten.



Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: Hilft uns eine Depression?

Beitrag von Grenzgängerin »

Um noch mal auf die Ausgangsfrage (bzw. eine der Fragen) zurück zu kommen:

Auch wenn ich damit hier wohl so ziemlich alleine dastehe, ich glaube, dass Depressionen zum einen aus ungesunden Lebensumständen resultieren können und einem "etwas zu sagen haben", dass es aber zum anderen auch eine "grundlose" Depression geben kann.

Ich habe beides erlebt und ordne das auch rückblickend noch so ein.

Letztendlich war die "grundlose" Depression der Wendepunkt für mich, weil ich da endlich loslassen konnte und die Depression als eine Krankheit akzeptieren, die ich nicht zu 100% beeinflussen kann.
Vorher, als es in anderen Episoden durchaus nachvollziehbare Auslöser und Lebensumstände gab, habe ich immer Psychotherapie gemacht und gekämpft (mich von Menschen getrennt, meine Lebensumstände geändert, ...) und mich dabei völlig zerrieben und auch immer irgendwie große Verantwortung für die Depression bei mir gesehen.
Ich will damit nicht sagen, dass die Psychotherapie falsch gewesen wäre oder nichts gebracht hätte. Nur habe ich viel zu lange gekämpft ohne Ende.
Die Änderungen, die ich in meinem Leben und in meiner Einstellung zum Leben und mir selbst mitgenommen habe, bieten sicher eine gute Grundlage, mit dieser Krankheit leben zu können.

Trotzdem werde ich mir auch unter noch so perfekten Lebensumständen nie sicher sein, dass ich keine Depression bekomme.
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