musste das jetzt sein?

elas
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von elas »

@brittka,
Dein Beitraf von 14.33h

Mir imponiert Deine Sichtweise, dass auch "diese Mutter " ein Mensch mit eigenen Schmerzen, Schicksalsschlägen, Schwächen und Stärken ist. Es ist ihr Leben.

Seit ich meine Mutter nicht mehr hassen muss, kann ich sie viel differenzierter sehen, und tatsächlich auch einige Stärken an ihr feststellen.

Sogar manche Eigenschaften habe ich von ihr.

Und mittlerweile können wir sogar manchmal herzhaft miteinander über irgendetwas lachen.

Dies schließt nicht das Erlittene aus. Die Decke zum Erlittenen ist immer noch dünn.
Und die Erinnerungen tauchen schnell, vorallem nachts auf. Wenn es mal wieder so einen schwierigen Kontakt mit ihr gab.

In der Haut meiner Mutter möchte ich nicht stecken.

Da stecke ich doch lieber in meiner Haut, auch wenn ich meine Defizite und Macken habe.

Ich möchte mit meiner Mutter alles noch bis an ihr Ende einigermaßen über die Bühne bekommen.
Denn ich möchte nicht nach ihrem Ableben auf einmal Schuldgefühle bekommen, sie dann als sie so hilfsbedürftig war, doch so derart vernachlässigt zu haben.

Das habe ich nämlich bei einer Verwandten erlebt. Diese Schuldgefühle gegenüber deren verst. Mutter hatten dann neben Überarbeitung nämlich auch in eine Depression geführt.

Ich danke für diesen hoch-interessanten Thread und für die guten Beiträge.

Ach, was mir noch einfällt. Je älter frau wird, umso milder wird mit den alten Eltern umgesprungen. Egal, welchen Bockmist sie angerichtet haben.
So erlebe ichs auch im Umfeld.

elas
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Elly50
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Elly50 »

Hallo Brittka,

ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich diesen Artikel kritiklos sehe, das mit der "Tragik meines Lebens" empfinde ich auch als überspitzt, es wäre sicher nicht richtig, den Eltern alle Schuld zuzuweisen und fertig, wenn man den gesamten Text liest, finde ich, geht es darum auch nicht.

Aber zum Streit/Kontaktabbruch wie zur Beziehung gehören immer zwei...und auf der einen Seiten die Verantwortung der Tochter zu fordern, so dass man schon ein schlechtes Gewissen hat, wenn man einen Anruf nicht beantwortet..und auf der Gegenseite steht eine Mutter, die ihr eigenes Kind abwerten muss, um die eigenen Fehler nicht erkennen zu müssen, das ist eine sehr einseitige Beziehung, finde ich...trotz der Bezüge zur Kindheit behaupte ich auch gar nicht, dass meine Eltern meine Krankheit verursacht haben, da kam verschiedenes zusammen und dass die Vergangenheit/Kindheit nicht mehr zu ändern ist, weder für mich noch für meine Mutter, ist auch klar, das kann ich ihr auch nicht verübeln, aber dass sie mich zugunsten Ihrer psychischen Stabilität mit knapp 50 J. immer noch wie ein Kind behandeln will, mir bei banalen Dingen wie Erzählungen von der Arbeit gar nicht zuhört, bis heute nicht richtig weiß was ich mache, einfach nicht glaubt, dass ich krank bin, ihren Enkel mitbestraft für mein vermeintliches Fehlverhalten, das könnte ich doch wohl von einer Mutter/Oma anders erwarten - und wie soll man sich versöhnen, wenns so einseitig läuft??? Meine Mutter weist weit von sich, dass sie oder mein Vater irgendwelche Fehler gemacht haben könnten und mir verzeihen? Wozu? Ich soll ja lernen wie man "richtig" lebt und zwar genauso wie sie.
Da kann ich mir auch ruhig Gedanken über mein eigenes Kind machen, diese Erwartung und dieses Verhalten als Mutter hab ich einfach nicht, ich mache natürlich auch Fehler, aber ich reflektiere sie und kann mich bei meinem Sohn entschuldigen und ich erwarte vor allem nicht, dass er mein Leben lebt.
Da kommt mir im übertragenen Sinne auch das Sprichwort "Der Bravste kann nicht in Frieden leben, wenn es dem "lieben" Nachbarn nicht gefällt" (oder so ähnlich) in den Sinn, da hilft manchmal nur umziehen und bzgl. der Familie hilft vielleicht manchmal auch nur Kontaktabbruch.

Natürlich gibt es aber verschiedene Meinungen dazu, denn jeder muss -logo- für sich selbst entscheiden, womit er sich in diesem Fall gerade am Wohlsten fühlt.
Ich merke nur immer mehr, dass das "schlechte Gewissen" und auch der vermeintliche "Verstand" hier nicht die Ratgeber sein können, Familie ist Emotion und nicht Verstand, oder?
E.
otterchen
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von otterchen »

Hallo,

mein ureigenes Problem bei dieser Sache ist folgendes:

wenn man sich mit "Otto Normalverbraucher" austauscht über seine Schwierigkeiten mit den Eltern, kommen oft genug nur Aussagen, die in meinen Augen FÜR die Eltern sprechen (und damit gegen mich).

Hier ein paar Beispiele:
freue dich doch, dass du überhaupt noch Eltern hast
sie haben dir doch das Leben geschenkt
sie haben dir doch das Abitur ermöglicht
aber es sind doch deine Eltern und sie lieben dich
sie konnten doch selbst nicht anders und haben selber früher keine Liebe bekommen
auch wenn es ihnen finanziell schlecht ging, haben sie dich großgezogen
du warst zwar nicht geplant, aber es gab halt keine Pille, und was hätten sie sonst tun können?
du bist aber ganz schön undankbar
wie kann man nur so kalt sein

usw. usw.

Ich empfinde das immer so, dass den Eltern irgendwie automatisch Rückendeckung gegeben wird; wie bei mildernden Umständen für einen Täter: der Arme, der konnte doch gar nicht anders...
Wer (verfl**t nochmal) ergreift denn Partei für MICH?
Stärken kann nur ich mich selbst - und ich hole mir dazu die Therapie und das KND.
Mich stört so unendlich, dass kaum jemand das verstörte und verletzte Kind unterstützt, seinen Schmerz wahrnimmt und ihm Kraft gibt.

Und erst wenn ich diese Unterstützung erfahren habe (entweder auf dem schnelleren / leichteren Weg durch andere oder auf dem langsameren und schwereren Weg durch mich selbst), kann ich in die Position kommen, indem ich wirklich loslassen kann.

Meine heutige, momentane Einstellung zu diesem Thema ist:
weg von dem Verständnis für die Eltern, hin zum Verständnis für das Kind.
Das Kind stärken, ihm Rechte geben, ihm Größe geben, ihm Kraft geben, es unterstützen, ihm verzeihen, ihm vergeben.

Und erst dann, wenn das innere Kind stark genug geworden ist und nicht mehr so verletzlich ist... dann kommt vielleicht eine Annäherung ganz langsam und behutsam wieder zustande.
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feuerfisch
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von feuerfisch »

Danke Otterchen

genau da möchte ich auch hinkommen: dem (nie gewesenen) Kind die Existensberechtigung zu geben.

Und auch diese ganzen Sprüche finde ich sehr belastend, denn sie nehmen - wie du ja sagst - nur die eine Seite in Schutz, nämlich genau die, die sich selbst schützen kann.

wink

feuerfisch
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Liber
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Liber »

Hallo Ellendur,

ja, Familie löst größtenteils Emotionen aus, das stimmt auf jeden Fall.

Und das was ich meine, geht auch gar nicht in erster Linie über den Verstand.

Ich stimme Otterchen und Feuerfisch auch unbedingt zu, dass als erstes und wichtigstes die Kleine in uns alles Mitgefühl und Verständnis und Zuwendung für den erlittenen Schmerz erhalten muss, damit sie ihren Gefühlen vertrauen und leben kann.

Aber schließt das denn aus, irgendwann dann auch für andere Verständnis und Mitgefühl zu entwickeln - und vielleicht sogar auch für die Eltern, deren innere Kinder vielleicht ebenfalls nie leben durften?

Das soll nicht heißen, dass ich "Partei" für die Eltern ergreife. Es klingt hier schnell so, als ob es nur entweder - oder gäbe: ENTWEDER halte ich zum verletzten Kind ODER zu den misshandelnden Eltern.

Warum nicht SOWOHL - ALS AUCH ?

Warum nicht meinen Schmerz anerkennen - und gleichzeitig auch den Eltern ihren Schmerz zugestehen?

Natürlich braucht das viel Zeit! Und der erste und wichtigste Schritt ist der zu mir selbst. Erst dann und von da aus kann ich auch den Schmerz der anderen sehen.

Und auch nicht immer - dann, wenn alte Wunden angerührt werden, geht es bei mir zum Beispiel nicht.

Aber auf lange Sicht wünsche ich mir schon das "Sowohl - Als Auch".

Ich habe auch versucht, mit meinen Kindern anders umzugehen, als meine Eltern mit mir. Ich habe versucht, Verständnis für sie zu zeigen und habe mich entschuldigt, wenn ich wahrgenommen habe, dass ich sie verletzt habe. Dennoch habe ich aufgrund meiner eigenen Grenzen meinen Kindern in vielen Situationen auch nicht das geben könnnen, was sie gebraucht hätten. Ich wusste es nicht oder ich konnte es nicht.

Deshalb wünsche ich mir, dass mein Mitgefühl nicht nur der Kleinen in mir, sondern auch der unvollkommenen Mutter in mir (und eben auch meiner eigenen unvollkommenen Mutter) gelten darf.


Viele Grüße
Brittka

@Elas: danke für deine Rückmeldung und die authentische Schilderung deiner heutigen Beziehung zu deiner Mutter
Harry_Haller
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Harry_Haller »

Hallo feuerfisch!

Zu Deinem Dilemma "Anrufen / Nicht anrufen": Wie wäre es denn, wenn Du ihr einen Brief schreibst? Dadurch wird Deine Anspannung aufgefangen (Du hast Dich ja gemeldet), gleichzeitig vermeidest Du aber das Telefonieren.

Liebe Grüße
Der Steppenwolf
feuerfisch
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Steppenwolf

guter Tip, funkt nur leider nicht, denn der Kontakt wäre ja dadurch auch wieder da.

Ich denke es ist doch besser wenn ich mich gar nicht mehr melde.
Den Rest(?) muss ich mit meinem Gewissen ausmachen, aber ich glaube es ist tatsächlich besser für mich gar keinen Kontakt mehr zu haben, da muss die Mutter dann vielleicht doch mal hinter meinen Bedürfnissen zurückstehen.

Danke aber an euch alle!

Aber klar kann hier auch gerne weiter diskutiert werden, denn es sieht so aus als wäre das ein Thema das viele tangiert.

*wink*

feuerfisch

.
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Harry_Haller
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Harry_Haller »

Ja, ich hätte nicht gedacht, dass SO viele Depressionen bereits im Elternhaus entstanden sind.

Ich drücke Dir die Daumen, dass Dein Gewissen Dich in Ruhe lässt! Und falls es doch mal "zwacken" sollte, dann denk dran, dass Du wahrscheinlich auf diese Art Gewissensbisse von Deiner Mutter dressiert worden bist (so war/ist es bei mir).

Guten Rutsch in ein besseres Jahr 2010!
Der Steppenwolf
Caroline1
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Brittka,

Deine Postings in diesem Thread sprechen mir zu 100% aus der Seele. Besonders dein Satz "Deshalb wünsche ich mir, dass mein Mitgefühl nicht nur der Kleinen in mir, sondern auch der unvollkommenen Mutter in mir (und eben auch meiner eigenen unvollkommenen Mutter) gelten darf.".

Ich glaube, wenn man selbst Kinder hat, also auch selbst eine zwangsläufig unvollkommene Mutter (wo kämen wir hin, wenn es die vollkommene Mutter gäbe?) ist, spätestens dann hat man den Wunsch bzw. das Ziel, dass man an den Punkt "sowohl als auch" kommen möchte. Gerade depressive Mütter "sündigen" ja viel ihren Kindern gegenüber. Und ich habe schon oft gedacht, sollen meine Kinder später mal auch so hart über mich und meine Fehler urteilen, wie in manchen Postings hier im Forum immer wieder zu lesen ist.

Hallo Feuerfisch,

Von deiner Geschichte weiß ich viel zu wenig, um nicht zu sagen nichts, als dass ich dir konkret einen Ratschlag geben möchte, wie du dich verhalten sollst.

LG von

Caroline
feuerfisch
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von feuerfisch »

Hai Caroline

irgendwie verletzt mich dein Posting....

ich bin auch Mutter und natürlich habe ich Fehler gemacht. Aber trotzdem stand bei mir meine Tochter im Vordergrund und IHR Wohl.

Und klar, du kennst meine Geschichte nicht, aber dennoch kann ich dir sagen das es Gründe gibt weshalb ein Kind auch seiner Mutter, seinem Vater nicht vertrauen darf und sie auch ablehnen darf. Für so ein Kind halte ich mich. Meine Mutter hat mich als Haßobjekt zur Welt gebracht, sie hat den Haß auf meinen Vater auf mich projeziert. Und so gab es für mich nur Ablehnnung, die sich z.B. in täglichen Sprüchen wie: "Du gehörst Vergast", "Du bist unwertes Leben" usw. manifestierte. Und das ganze geschah nicht erst als ich ein wenig älter war, sondern gleich von Anfang an, ich wuchs mit dieser Überzeugung auf.
Das war nur ein kurzer Ausschnitt.

Bitte lasse mir die Überzeugung das sie falsch an mir gehandelt hat, denn wäre es anders und ich würde nur so auf ihr herumhacken, so hätte sie Recht....

feuerfisch
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Caroline1
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Caroline1 »

Huch feuerfisch, mir ist nicht bewusst, dass mein Posting dich verletzen könnte. Und deine Überzeugung streite ich dir ja überhaupt nicht ab. Ich habe lediglich einen Gedanken, den ich hatte, wiedergegeben. Dass du dich darin nicht wiederfindest, ist ja völlig in Ordnung, das braucht ja auch keiner, ich habe ihn trotzdem geschrieben, ich denke, auch das ist in Ordnung.

LG von

Caroline
feuerfisch
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von feuerfisch »

bin vielleicht gerade zu überempfindlich
sorry Caroline
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Harry_Haller
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Harry_Haller »

Äh... lieber feuerfisch,

dass Du durch Deine Mutter Ablehnung erfahren hast, hattest Du ja schon geschrieben. Aber das...

Hast Du wirklich überlegt bzw. mit Dir gerungen, ob Du sie anrufen sollst? Ist das Dein Ernst? Nach solchen Sprüchen, die ja nur ein kleiner Ausschnitt sind, hast Du jedes Recht, Dich vor ihr zu schützen. So ein Verhalten von einer Mutter ist absolut unverzeihlich, insofern brauchst Du Dir nicht die Frage zu stellen, ob Du ihr verzeihen musst. Die Tatsache, dass sie 86 ist, macht sie nicht zu einem besseren Menschen! Ihr Verhalten Dir gegenüber hat nichts mit Ablehnung zu tun, das ist Hass und bewußter Psychoterror, das bewußte Zerstören eines Kindes. So etwas ist nur Verachtung wert, nicht einmal mehr Gefühle wie Hass.

Meine Güte, was gibt es für eine Sch**** auf der Welt?!

Fassungslose Grüße
Der Steppenwolf
sinus
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von sinus »

Lieber Feuerfisch,

ich habe oben gar nicht geschrieben welches Ergebnis die Hilfe durch die Meditation für mich hatte.

Ich habe mich mit einem Brief, der keinerlei Vorwürfe enthielt, sondern lediglich die Mitteilung, dass ich meine Aufmerksamkeit und meine Lebenskraft nur noch auf Menschen und Dinge richten kann, die ich wirklich in meinem Leben haben möchte, weil sonst meine Lebenskraft verbrennt, von einem ähnlich bösen nahen Verwandten wie Deine Mutter verabschiedet.
Ich habe den Brief auch abeschickt. Geschrieben habe ich ihn aber nicht für den Empfänger, sondern für mich.
Seitdem habe ich die Kraft, jede Mitteilung auf Anrufbeantworter sofort ungehört zu löschen und jeden Brief sofort ungelesen in den Aktenvernichter zu stecken.

Ich wünsche Dir die Kraft, Dich von den Schatten Deiner Vergangenheit zu lösen.

Liebe Grüsse von uni-liebe
elas
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von elas »

Hi feuerfisch,

jetzt hast Du diesen wertvollen Thread eröffnet, und natürlich geht dieses Thema ans Eingemachte.

Bitte sei doch nicht verletzt, nur weil jemand eine etwas andere Sichtweise hat, oder anders versucht mit diesen Verwundungen umzugehen.

Ich konnte in den letzten Antworten keine Verletzung herauslesen.
Niemand will Dich angreifen.

Ich bin Dir dankbar für dieses Thema. So konnte ich erkennen, dass ich seit ca 10 Jahren nicht mehr "hasse".

elas
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FönX
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von FönX »

uni-liebe:
> Seitdem habe ich die Kraft, jede Mitteilung auf Anrufbeantworter sofort ungehört zu löschen und jeden Brief sofort ungelesen in den Aktenvernichter zu stecken.
Starke Worte. DAS will ich nicht. Ich glaube auch nach zahllosen Enttäuschungen an das Gute im Menschen. Auch dass mein ärgster Feind zu einer Ein- und Umkehr fähig ist. Diese Chance hat m.E. JEDER verdient.
FönX

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otterchen
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von otterchen »

Lieber FönX,

wenn Du die Kraft hast, jemanden zum "Guten zu bekehren", dann kann ich Dir nur gratulieren (das klingt jetzt bitter...).
Ich habe bereits große Mühe damit, gut und liebevoll mit mir selbst umzugehen, so dass es mir anderen gegenüber entsprechend schwer fällt.
Wenn ich dann die Menschen betrachte, mit denen ich so viele Jahre verbracht habe und die ich dementsprechend kenne und einschätzen kann, dann weiß ich, dass alles, was ich sagen würde, sie nicht erreicht.
Es wäre ein vergeblicher Kraftaufwand.
Diese Mühen investiere ich lieber in mich selbst.
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FönX
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von FönX »

Hallo otterchen,

das habe ich nicht gesagt. Dazu hätte auch ich nicht die Power. Meine Bedenken gehen nur dahin: "Was wäre wenn....?" Da muss ich ja nicht unbedingt meine Finger drin gehabt haben. Dann läge ein ungelesener aber geschredderter Brief im Müll. Mit diesem Gedanken könnte ICH nicht leben. Du darfst das gern anders sehen.
FönX

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otterchen
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von otterchen »

Das hatte ich aus Deinem Posting zunächst nicht so verstanden.

Aber das ist für mich auch nur theoretisch. Es kamen weder Briefe noch Telefonate - zum Glück für mich.
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spiritlight
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von spiritlight »

Hi Feuerfisch!
Kannst du imaginär auf den Ab reagieren, eine Antwort schreiben, sie danach verbrennen? Vielleicht baut sich dann keine Spannung auf wegen unterlassener tatsächlicher Antwort.
Seufz..nee du...keinen Kontakt mehr, das reicht mir schon vom lesen her.

Meine Mutter war immer Heiligabend zu Besuch, dieses Jahr nicht, ohne Grund, ich habe mich nicht dazu geäußert, sie einfach nicht eingeladen, sie war auch nirgentwo anders...nein...alleine. Am 27. ist sie gekommen, hat mich bis auf die Knochen blamiert (sie ist wärend dem Kuchenessen in die Küche gegangen und hat mit den Fingern Pizza vom Blech gepult, über das angeknabberte Stück den Pfannenwender gelegt und so getan als wäre nichts geschehn, jeder hat es gesehen, ich war fassungslos, habe gesagt, etwas lauter, damit sie es verstehn kann, daß ich nicht möchte das sie mit den Fingern heimlich vom Blech ißt, das sie gerne ein Stück haben kann. Sie schaute mich unschuldig an und fragte mich, mit blick auf das Blech, was das dort sei...ich hätte ausrasten können, ich sagte ganz ruhig: Mutter, das ist Pizza, die du gerade gegessen hast. Sie wollte dann nach Hause. Seit dem bin ich mir sehr bewußt das ich sie nicht mehr dabei haben will, wenn noch anderer Besuch da ist, es geht nicht...ich schäme mich zu sehr für ihr Verhalten, für ihr Äußeres, sie wäscht sich kaum, ihre Kleidung auch nicht. Ich will das nicht mehr, obwohl sie mich grade im letzten halben Jahr sehr unterstützt hat.
Und der Rest meiner Familie erwartet von mir, dasich sie quasi "heile" wo ich doch jetzt vom "Fach" bin, ich arbeite mit dementen Menschen. Es geht nicht...soll die Familie mich weiterhin für das schwarze Schaf halten...
Oh..sorry, das ich hier so abgegangen bin, aber nee, ich bin überhaupt nicht für meine Mutter verantwortlich, für einen Kontakt, egal wie distanziert müssen beide Seiten klar sein, auch was daran tun...ein Kranker kann sich Hilfe holen, das tun wir auch alle.
Und ich habe trotz all meiner Sch...ein super Verhältnis zu meinen Kindern, das geht alles.

Seufz...Feuerfisch...dicke Umarmung...du kennst mich , nicht wahr?

Allen Anderen liebe Grüße
Spirit
Guinevere
Beiträge: 4779
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Guinevere »

Hai liebe Feuerfisch ,

wollte Dir nur kurze die besten Wünsche dalassen! Denk ab und an an Dich, wenn ich meine Speckstein Aschenbecher betrachte .

Meine ist auch ganz kurzfristig angemeldet seit gestern da, und, wir haben noch nicht gestritten. Auch schon was!

Mit uns zwei klappts eigentlich "ganz gut", seit ich besser auf meine Bedürfnisse achte, und diese ihr gegenüber auch zum Ausdruck bringe, ist für sie zwar manchmal schwer zu schlucken, aber...

Zitat Du:
Und nun ruft sie an - und dieselben blöden, alten Gedanken sind auf Schnippsen wieder da. Ich will keinen Kontakt, er schadet mir!

Doch - habe ich das Recht?
Sie ist eine alte Frau, inzwischen 86 Jahre alt. Sie ist sicher einsam, gerade jetzt zu Weihnachten. sie ist meine Mutter, auch wenn sie sich nie so verhalten hat.
Muss ich sie nicht anrufen? Anrufen und meinen Mund halten, sie nicht weiter aufregen (wie mein Bruder sagen würde)?
Muss ich ihr die Illusion lassen das sie eine Familie hätte?
Ist das nicht meine Pflicht als Tochter?

Oder darf ihc an mich denken, mich vor ihr schützen? Egoistisch sein?

Recht oder nicht, egoistisch oder nicht ich würde meinen, Du hast ein Bedürfnis nach Schutz vor ihr, und, dem solltest Du auch nachgehen...
Ihr ihre Illusion (Lüge ) lassen, nein, würde ich nicht...

Ich sprech ja ab und an mit meinen Schwestern über das Thema, und eine meinte neulich. "Nicht mal den Nagel vom kleinen Finger darf man ihr reichen" . Aber, ich weiß über Deine Familienverhältnisse nicht so gut Bescheid!
Sowas, was Du erwähntest hat aber meine zu mir nie gesagt, ich war lediglich wie der verhasste Vater für sie...

Gute Nacht mit liebem Gruß allen!
manu

P.S: an Spirit , wegen dem Dich blamieren...also, ich hab mich für meine auch schon oft geschämt (z.B. wenn sie mal wieder in der Firma ne *autsch*Szene ablies). Naja, abgrenzen, nicht damit identifizieren tut da ganz gut "Meine Mutter, und, diese hat nun mal ein derartiges Verhalten, aber, das ist nicht alles, was sie ausmacht".
Weiß net , meine nächste Schwester sieht das auch noch anders, ist dann immer zutiefst getroffen, beschämt...
Guinevere
Beiträge: 4779
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Guinevere »

1.Dieser Anruf auf den AB hat alles wieder durcheinander geworfen.

2.Antworte ich ihr, so werde ich öfters mit ihr telefonieren müssen.

3.Antworte ich ihr nicht, so steigt die Anspannung in meinem Inneren immer mehr.

4.So oder so - ich habe das Gefühl das ich schon von vorneherein verloren habe.

Hmmm, wie wäre es, wenn Du sie anrufst, und ihr mitteilst, dass Du Deine Kindheit noch nicht ganz verarbeitet hast.

Zu 2. (hab nummeriert) , und, das von mir oben schon erwähnte von Schwester gesagte "Nicht mal den Nagel vom kleinen Finger reichen".

Sie hat mir ihr ne fixe Regelung bezügl. Besuchszeiten der Enkelkinder, welches Thema geht, und welches nicht, welche ihrer Verhaltensweisen gehn, und welche nicht...

kurz ihr ihre von ihr sehr konsequent einzuhaltenden Grenzen (ohne Ausnahmen) aufgezeigt.

Meine Schwester ist sicherlich nicht nachtragend , und, ich denk mal, das hat auch nix mit Vergebung (die immer mit Schuld, Beschuldigungen einhergeht) zu tun.
Guinevere
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Guinevere »

Muss ich sie nicht anrufen? Anrufen und meinen Mund halten, sie nicht weiter aufregen (wie mein Bruder sagen würde)?

Bin ja die ältere von vier Schwestern, aber das kommt mir z.B. von vor gut 10 Jahren auch noch sehr bekannt vor, wo sie durch ihre Opferrolle (die arme Mama, sie hatte es ja immer sooo schlecht, man muss da schon Mitleid mit ihr haben, und alles tun, damit sie glücklich ist, was leider unmöglich ist ) stehts alle manipuliert, gegeneinander aufgebracht/-wiegelt hat. Aber, eben, da weiß ich nicht, wie das bei Dir ist!

Gute Nacht *hoffentlich*
manu
flyingangel
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Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von flyingangel »

Guten Morgen feuerfisch,

zu deinem Satz:4.So oder so - ich habe das Gefühl das ich schon von vorneherein verloren habe.
Ich glaube nicht, dass du in jedem Fall verlierst. Wenn du nicht anrufst, (so wie ich das bisher verstanden habe, ist das wohl dein momentaner Wunsch, wenn da nicht die Folgen wären)wirst du wahrscheinlich ziemlich aufgewühlt sein, aber wenn du das durchhältst und zu deiner Entscheidung stehst, kannst du doch hinerher stolz auf dich sein, weil du für dich gesorgt hast und weil das deine vorrangige Aufgabe ist. Das könntest du doch auch moralisch gut vertreten (Nächstenliebe setzt Selbstliebe voraus). Ich wünsche dir, dass du die für dich richtige Entscheidung treffen kannst.
Alles Gute wünscht
blackbird
Speranza
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Registriert: 9. Apr 2005, 13:58

Re: musste das jetzt sein?

Beitrag von Speranza »

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