das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Grenzgängerin
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das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Hm, das wird sicher schwierig, was dazu zu sagen, ohne mich näher zu kennen. Ich versuchs aber trotzdem, weil ich andere Meinungen hören möchte.

Zu mir: ich bin um die 30, seit früher Pubertät rezidivierend schwer depressiv, erster Klinikaufenthalt mit 22, danach folgten noch 4 weitere in den folgenden 5 Jahren. Dazwischen ambulante Therapie und Begleitung durch meine Psychiaterin (Therapeutin und Psychiaterin waren zwei verschiedene Personen).
Ende der ambulanten Therapie vor gut 2 Jahren.
Ich habe ein Medikament, mit dem es mir inzwischen schon längere Zeit stabil gut geht/ging.

Im Rahmen der langen Psychotherapie habe ich viele Dinge und auch traumatische Erlebnisse aufarbeiten können. Ich fühle mich diesbezüglich auf einer stabilen Grundlage und habe keine Psychotherapiebedarf mehr.

Es gibt allerdings ein Thema, das bisher mehr oder weniger außen vor war.
Ich bin lesbisch und lebte bis zu meinem ersten Klinikaufenthalt 3 1/2 Jahre in einer Beziehung. Die Tennung liegt also inzwischen 7 Jahre zurück und es hat seitdem auch keine neue Beziehung gegeben. Ich bin wie gelähmt, wenn es darum geht, neue Kontakte in dieser Richtung aufzubauen.
Unsere Beziehung verlief vor allem in den letzten 2 Jahren nicht so gut.

Meine Psychiaterin und ich haben in den letzten Monaten/Wochen immer mal wieder über das Thema Beziehung gesprochen. Ich schaffe es einfach nicht, da etwas zu wagen und meine Psychiaterin wollte mich ermutigen, endlich etwas zu unternehmen. Weil da einfach was in meinem Leben fehlt.

Als das aber einfach nicht funktionierte,
schlug sie vor, dass wir uns mal eine Stunde Zeit nehmen, und ich ihr etwas von der Beziehung damals erzähle.
Das taten wir. Die Stunde war von meiner Seite relativ emotionslos, da es ein paar Ereignisse vorher gab, die dazu führten, dass ich alle verfügbaren Schutzmauern um mich hochzog. Da wir in der Stunde nicht fertig wurden, hatten wir für diese Woche noch mal einen einstündigen Termin eingeplant.

Der verlief ganz anders. Als es weiterhin um die Beziehung ging, bin ich total weggedriftet (dissoziiert). Sehr heftig für meine Verhältnisse. Ich konnte den Kontakt zu ihr kaum halten, alles was sie sagte, plätscherte so an mir vorbei, mein Herz klopfte, ich hatte Schweißausrüche, mir war schwindelig, der Blick war starr oder die Augen geschlossen und ich konnte stellenweise gar nicht mehr reden (auch wenn in meinem Kopf Antworten auf Fragen waren). Ich war total in mir gefangen und hatte mich gleichzeitig total verloren.

Nun ja, lange Rede kurzer Sinn: meine Psychiaterin ist auch tiefenpsychologische Therapeutin.
Sie ist der Ansicht, dass die Ereignisse rund um diese Beziehung und die Beziehung selbst bisher null verarbeitet sind (sie deutet die Dissoziation so, dass das Thema unendlich bedrohlich für mich ist) und dass ich so vieles so falsch bewertet habe, dass es mich daran hindert, eine neue Beziehung einzugehen, bzw. mich auch nur daran zu versuchen.

Sie hat vorgeschlagen/angeboten, dass wir zu diesem Beziehungsthema eine Therapie machen. Also mit in jedem Fall wöchentlichen Terminen und über eine längere Zeit (aber "keine 50 Stunden").

Mir ging es während des letzten Termins und auch danach sehr schlecht.
Ich weiß, dass wenn ich mich darauf einlassen würde, es eine sehr, sehr harte Zeit werden würde (zudem ich Vollzeit berufstätig in einem anspruchsvollen Beruf bin und noch einiges nebenher mache) und ich weiß eben nicht, ob es letztendlich zu etwas führt.
Und ich bin auch nicht sicher, wie ich überhaupt mit ihr daran arbeiten soll, ohne ständig aus dem Gespräch "auszusteigen" (das mache ich ja nicht mit Absicht).

Ich bin unsicher, ob es was bringt, dieses letzte Fass aufzumachen. Es könnte mir auch vollends den Boden unter den Füßen wegziehen. Andererseits ahne ich, dass ich sonst nie die Chance haben werde, mich je wieder auf eine Beziehung einzulassen und eine "gesunde" Konstellation in einer Beziehung zu leben. Und ich weiß, dass eine Beziehung eigentlich genau das ist, was mir noch fehlt. Ich bin einsam. Ich sehne mich nicht nur nach Feunden (die ich in begrenztem Umfang habe), sondern auch nach einer Partnerin mit allem, was dazugehört.
Ohne das werde ich auf Dauer auch depressiv.

Ich vertraue meiner Psychiaterin. Aber sie war nie meine Therapeutin, sondern meine Ärztin. Ich fand das auch grundsätzlich immer gut, dass das zwei Dinge waren, die parallel bei verschiedenen Personen abliefen.

Ich habe in den letzten 6 Jahren unzählige Gespräche mit ihr geführt, aber ich weiß letztendlich nicht, wie sie therapeutisch arbeitet.

Montag Abend haben wir wieder einen Termin und ich sollte mir bis dahin überlegt haben, ob ich diesen Schritt mit ihr gehen will oder nicht.

ich weiß es einfach nicht so recht.

Ich weiß nur, dass es sich anfühlt, als würde mein Leben in dieser Beziehungshinsicht stillstehen.
Und ich spüre, dass es immer mehr und mehr drängt und runterzieht und ich das Leben zunehmend weniger lebenswert finde. Weil mir was fehlt und ich das Gefühl habe, ich werde es nie wieder schaffen, da was aufzubauen.
kleineGroße
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von kleineGroße »

Hallo du,

zu der frage, ob du das bei deiner psychiaterin machen sollst, da kann ich dir nicht wirklich zu was raten. Das muß dein gefühl entscheiden wie weit du dieser frau vertrauen kannst. Da du ein trauma aufarbeiten willst und du dabei auch dissoziierst ist vertrauen zu ihr sehr wichtig.

Zu der frage, ob du diesen schritt überhaupt machen möchtest, möchte ich dir gerne meine erfahrung beschreiben. Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter.

Ich habe in meinem leben auch einigen traumen erlebt. Bei mir ist sexueller missbrauch, aber was für ein trauma denke ich ist jetzt nicht wirklich relevant.
Ich habe ähnlich wie du schon in meiner Pubertät schwere depressionen gehabt und bin seit meinem 23. lebensjahr in therapie. Bin nun fast 27 Jahre und habe einige stationäre und teilstationäre aufenthalte hinter mir und befinde mich immer noch in ambulanter therapie, die aber ausläuft.
Ich habe in meiner therapie sehr viel stabilität bekommen, habe sehr viel gelernt und mir geht es gut.
Im Januar 2009 fanden meine thera und ich beide, dass es mir sehr gut geht und vieles auch richtig gut läuft. Die folgen meines traumas waren aber immer mal wieder vorhanden. Alpträume waren immer mal wieder da, probleme mit nähe und vor allem das problem sexualität. Das waren alles keine akuten probleme für mich zu dem zeitpunkt, aber ich wollte das dennoch weg haben bzw. es war nicht so, wie ich es mir vorstelle damit ich damit mein leben leben kann. Ich habe einen tollen partner mit viel verständnis, aber ich hätte gerne mehr, als bei mir ging.

Meine thera und ich haben besprochen wie diese ziele zu erreichen sind und da wir vieles in meiner therapie gemacht wodurch auch viel erfolg war, blieb nun im prinzip nur noch eine traumaverarbeitung übrig.
Ich hatte große angst davor. Es bedeutete die traumatische situation bis ins kleinste detail zu wiederholen. Es immer und immer wieder durchzusprechen. (das genaue verfahren lasse ich mal weg, das würde den rahmen sprengen).
Zuerst sagte ich, das ich das möchte. Bekam aber immer mehr angst. Es war alles so sehr bedrohlich. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden. Ich bin auch immer wieder abgedriftet und alles ging an mir vorbei, aber mit hilfe meiner thera habe ich es geschafft. Ich habe ihr vertraut und ich fühlte mich bei ihr sicher.
Mir hat es trotzdem den boden von den füßen weggerissen. Trotz ständigem telefonkontakt mit meiner thera zusätzlich und auch 3 terminen pro woche haben wir mich nicht halten können. Ich bin schließlich für 3 wochen stationär.

Das hört sich zwar nun nicht gut an, aber ich habe mich dennoch die ganze zeit nicht verlassen gefühlt. Meine thera war da und hat mich sogar auch während des stationären aufenthalts begleitet. Wir haben das auch besprochen wieso wir es nicht halten konnten. Die 3 wochen stationär waren auf der station wo ich schon war. daher fühlte ich mich dort gut und konnte diese zeit sehr gut nutzen.

Diese zeit war nicht leicht. Aber ich bin so froh, dass ich es gemacht habe. Man kann dinge aus der vergangenheit nicht auslöschen und sie werden auch nicht schöner durch eine aufarbeitung, aber sie können abgelegt werden. Es beschäftigt mich so gut wie nie. Es fühlt sich so an als wenn da etwas heile in mir geworden ist. Ein unheimlich erleichterndes, zufriedeneres Gefühl. Damit irgendwie mehr im reine zu sein. Und meine sexualtität gestaltet sich immer mehr zu etwas schönem. Natürlich sind meine probleme nun nicht einfach weg, aber es wird besser.

Ich habe es dir so beschrieben wie es war. Möchte dir mit dem stationären aufenthalt aber keine angst machen. Ich kenne viele die eine ambulante traumatherapie machen und es auch so können. Andere entscheiden sich bewusst gleich dafür es stationär zu machen.
Ich bin froh dadrüber so wie ich es gemacht habe. Ich bereue es auch nicht, dass ich es ambulant gemacht habe und dann doch stationär war. Denn ich fühlte mich in keinem moment damit allein oder überfordert, da ich kompetent umsingelt war. Ich würde es wieder ambulant machen, da ich meiner thera vertraue und ich mit keinem so gut über solche schwierigen dinge sprechen kann wie mit ihr.

Versuch auf dein gefühl zu hören. Frag deine psychaterin doch erstmal wie sie es sich genau vorstellt. Bevor ich mich dafür entschieden hatte, haben wir jeden einzelnen schritt durchgesprochen.

Ich wünsche dir viel kraft

Liebe Grüße
Francy
Ich bin eine von Vielen, aber doch anders!
Speranza
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Speranza »

Liebe unknown,

es kann eine große Chance für dich sein, deine Erlebnisse aufzuarbeiten, das Bedrohliche neu zu bewerten um allmählich vielleicht neue Muster zu entwickeln.
Ich sage das, weil du noch jung bist und weil es sich lohnt, um ein glücklicheres Leben zu kämpfen.

Manchmal wünschte ich mir, dass es mir vor zwanzig Jahren möglich gewesen wäre, meine Symptome zu verstehen und eher Hilfe zu bekommen. Im Forum mitzuerleben, das es tiefes Verständnis für unser Leid gibt (nicht immer) berührt mich sehr.


So möchte ich mich Fancys Gedanken anschließen:
>>>Versuch auf dein Gefühl zu hören. Frag deine Psychiaterin doch erstmal wie sie es sich genau vorstellt. Bevor ich mich dafür entschieden hatte, haben wir jeden einzelnen schritt durchgesprochen<<<.

Pass gut auf dich auf und vertraue dir selbst!

LG Ursula
Liber
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Liber »

Liebe Grenzgängerin,

"wo die Angst ist, ist der Weg" ... daran habe ich mich erinnert, als ich von deiner Reaktion in der zweiten Therapiestunde gelesen habe.

Auch ich vermute, dass es für dich sehr wichtig wäre, diesen Weg noch zu gehen, um dem Thema Partnerbeziehung in deinem Leben wieder näherkommen zu können.

Aber für solch einen Weg muss man gut gerüstet sein. Deshalb ist es gut, dir folgende Fragen zu stellen: Traue ich mir diesen Weg jetzt gerade zu? Und: habe ich genügend Unterstützung, vor allem habe ich ein gutes Gefühl, meine Begleitung betreffend?

Sicherlich, das lässt sich nicht alles vorher abschätzen, denn der Weg wird in unbekanntes Gebiet führen. Und der erste Schritt wird immer ein Risiko sein.

Und deshalb ist es wichtig, dass du dich nicht "hineinstürzt", sondern vorher abschätzt, ob es für dich jetzt und mit dieser Therapeutin, auch passt.

Alles Gute!
Brittka
flora80
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von flora80 »

Liebe Alex,

es ist immer schwer, einer anderen etwas zu raten. Aber ich kann dir von mir erzählen:

Auch ich bin Anfang des Jahres auf ein Thema gestoßen, das ich vorher immer sehr weit von mir weg gehalten habe und von dem ich jahrelang überzeugt war, dass es mich nicht so sehr beeinflusst. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe dann im Sommer "das Fass aufgemacht". Seit dem ist es turbulent. Natürlich war es erst mal sehr schmerzhaft, da hinzuschauen. Auch ich brauchte sehr engen Kontakt mit meiner Therapeutin, teilweise haben wir noch abends spät telefoniert und ich hatte einige Notfalltermine. Aber wir haben es gemeinsam geschafft, dass ich stabil genug geblieben bin, nicht in die Klinik zu müssen. Ich bin die ganze Zeit arbeiten gegangen, weil das auch abgelenkt hat. Wenn es gar nicht ging, bin ich nmal zwei Tage zu Hause geblieben, aber sonst habe ich gearbeitet. Alles in allem war die Zeit nach den Sommerferien extrem hart. ABER: Ich fühle mich tatsächlich mittlerweile besser. Irgendwie erleichtert, da nichts mehr in mir herumzutragen, das unter der Oberfläche weiterbrodelt. Ich bin immernoch in der Verarbeitungsphase. Ich stoße an die "letzten" Themen, die wirklich ganz, ganz nah an des Pudels Kern liegen und deshalb auch immer wieder verursachen, dass es mir zwischendurch eher nicht so gut geht. Ich bin teilweise in alte Bewältigungsmuster geflohen bzw. im Zusammenhang mit den Themen, haben sich vorher nur unterschwellig vorhandene ungesunde Verhaltensmuster verstärkt. Ich sehe das aber als eine Phase, als Chance, den letzten Rest jetzt auch noch zu schaffen. Die Alternative, das Ganze bis an mein Lebensende unter Verschluss zu halten und mich davon unbewusst steuern zu lassen, kam für mich persönlich nie in Frage. Für mich war klar, dass ich den Weg gehe, nachdem meine Psyche mir ganz deutlich gezeigt hat, dass sie das JETZT rauslassen und verarbeiten will. Es gab einfach innerlich keinen Aufschub mehr. Und letztlich ist der Zeitpunkt für sowas IMMER ungünstig.

Ich weiß nicht, ob dir das hilft. Aber ich wollte dir gern von meinen Erfahrungen berichten. Ob du das mit deiner Ärztin bearbeiten willst oder nicht, das kannst nur du entscheiden. Aber vielleicht wäre auch eine ALternative, eine neue Therapeutin zu suchen und noch einmal eine Therapie zu beantragen? Mein persönliches Gefühl ist, dass es gut wäre, die Geschichte jetzt mal anzuschauen, denn sie scheint ja auch mehr BEdeutung zu haben, als du je gedacht hättest. Aber da musst du wirklich nach DEINEM Gefühl gehen!

Liebe Grüße, Flora
Grenzgängerin
Beiträge: 618
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Wow, vielen, vielen Dank für Eure Antworten. Mir erschien mein Beitrag gestern so lang und konfus, dass ich schon dachte, dss mir darauf eh keiner antworten könnet / wollte...

Vielen Dank, dass für Eure Rückmeldungen und die Schilderungen Eurer eigenen Erfahrungen!

Ich vertraue meiner Psychiaterin sehr und wir haben ein sehr offenes und ehrliches Verhältnis. Ich schätze es sehr, dass ich sie als sehr ehrlich und direkt mir gegenüber erlebe. Auch in Bezug auf die Dissoziation haben wir kurz noch darüber gesprochen, wie das bisher bei meiner Therapeutin gehandhabt wurde und meine Psychiaterin hat mir erklärt, wie sie es inzwischen bei ihren Patienten handhabt. Ihre Vorgehensweise macht mir allerdings etwas Angst bzw. ich bin wenig überzeugt davon, dass das für mich persönlich hilfreich wäre. Aber das käme wohl auf unsere Absprache und letztendlich einen Versuch an. Meine Therapeutin hat es so gemacht, dass wir einzelne Schritte abgesprochen hatten. Wie dass sie immer erst nachfragt, bevor sie etwas tut und zwei Schritte waren dann, dass sie mit ihrem Stuhl näher an mich heranrückte und im "schlimmsten Fall" meine Hand nahm. Aber zwischen meiner Therapeutin und mir war Körperkontakt auch nicht so ganz fremd, wie zwischen meiner Psychiaterin und mir. Meine Therapeutin und ich haben uns (sehr selten, aber es kam vor) umarmt beim Abschied. Also vor allem vor längeren Zeiten der "Trennung" (Klinikaufenthalt, Therapieende).
Zwischen meiner Psychiaterin und mir gibt es das nicht. Manchmal habe ich es mir schon gewünscht, wenn ich mich mal wieder sehr verloren gefühlt habe, aber irgendwie erscheint es mir mit ihr dann auch wieder nicht so passend. Schwer zu erklären.
Da ist trotz aller Innigkeit unserer Beziehung und der ganzen Jahre, in denen sich gegenseitig großes Vertrauen aufgebaut hat noch eine gewisse Distanz.
Wo ich das so schreibe merke ich, dass ich bei ihr doch immer ein klein wenig mehr "auf der Hut" bin als ich das bei meiner Therapeutin war.

Meine Therapeutin ist eine sehr, sehr sanfte und ruhige Person, meine Pychiaterin hingegen kann auch schon mal etwas "lospoltern". Also sie empfindet z.B. manchmal meine Wut und zeigt das auch deutlich.
Das ist im ersten Moment oft befremdlich für mich, aber es kann auch sehr gut sein, um eine eigentlich gesunde Reaktion auf Dinge gespiegelt zu bekommen.

Ich überlege, ob es nicht gerade weil es so ein heikles Thema für mich ist und meine Psychiaterin manchmal etwas pragmatischer ist als meine (ehemalige) Therapeutin, es Sinn machen könnte, dieses Thema bei ihr anzugehen. Also ich könnte mir vorstellen, dass ich mich bei meiner ehemaligen Therapeutin (diese Option gäbe es auch in jedem Fall) noch mehr in das ganze hinein verlieren und den Realitätsbezug stärker verlieren könnte, als bei meiner Psychiaterin.
Andererseits macht es mir halt auch Angst, dass sie einfach anders ist. Meine Therapeutin kenne ich sehr genau in ihren Reaktionen und Vorgehensweisen, da wäre das "Risiko" kleiner und ich würde mich im Grunde auf nichts wirklich Neues einlassen.

Zu jemand ganz anderem hinzugehen, kann ich mir gar nicht vorstellen.
Das hängt zum einen damit zusammen, dass es noch so viele Dinge drum herum gibt, die ich auch erklären und der andere verstehen müsste und zum anderen damit, dass eine lesbische Beziehung bzw. ein lesbischer Lebensweg auch nicht immer auf Verständnis stößt (meine ehemalige Therapeutin ist selber lesbisch, meine Psychiaterin zwar hetero, aber sie hat einen absolut selbstverständlichen Umgang mit dem Thema). Außerdem braucht es dafür schon sehr viel Vertrauen und das nun wieder neu mühsam aufzubauen, das kann ich mir nicht vorstellen, dann habe ich in einem Jahr noch nicht damit angefangen, wirklich was Therapeutisches zu machen...

Also gibt es nur zwei grundsätzliche Fragen:

gehe ich das Thema überhaupt (jetzt) an und bei wem (meiner Therapeutin oder meiner Psychiaterin).

@Fancy

>Es beschäftigt mich so gut wie nie. Es fühlt sich so an als wenn da etwas heile in mir geworden ist.

Das kenne ich von anderen Dingen, die ich in der Therapie bearbeitet habe (ebenfalls Missbrauch und noch ein Überfall).
Bei diesem Thema Beziehung fehlt das Gefühl, "heile" zu sein total.
Es ist nach über sieen Jahren noch eine klaffende Wunde, die ich nie verschließen konnte. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wie das jezt weitergehen soll. Ich habe meiner Psychiaterin in den letzten beiden Stunden das meiste erzählt, was so vorgefallen ist. Und nun? Worüber sollen wir jetzt noch reden?

>Versuch auf dein gefühl zu hören. Frag deine psychaterin doch erstmal wie sie es sich genau vorstellt.

Ja, das werde ich am Montag tun. Danke!
Ich glaube, mir ist es auch wichtig, genauer zu wissen, wie das jetzt in ihren Augen weitergehen könnte.

@Ursula

Danke Dir für die Ermutigung. Mir erscheint 30 immer schon eher alt... Aber stimmt schon. Nur manchmal stelle ich eben alles so sehr in Frage und sehe so schwarz.
Meine Psychiaterin und meine Therapeutin, die mich seit Ende 2002 bzw. Anfang 2003 begleiten, die sehen und rückmelden mir, dass ich mich so sehr verändert habe und so viel erreicht in den letzten Jahren. Manchmal übersehe ich das total zw. kann es einfach nicht so empfinden.

Ich habe mit ihrer Hilfe sehr viele Dinge geschafft, die ich lange nicht für möglich gehalten habe und ich habe in vielen Lebensbereichen inzwischen wirklich ganz solide Grundlagen. Ich habe einen Beruf, der mir gefällt und der nach anderthalb Jahren noch immer Spaß macht und herausfordernd ist. Ich habe größtenteils nette Kollegen, mein Chef schätzt meine Arbeit. Klar es ist auch stressig, aber das gehört wohl dazu.
Ich war in diesen anderthalb Jahren nur mal ein paar wenige Tage wegen der Psyche krankgeschrieben und ansonsten nicht. Ich war in der Zeit so stabil wie davor wohl noch nie. Ich habe (noch nicht sehr lange) einige Menschen, die ich meine Freunde nenne und mit denen ich regelmäßig Zeit verbringe. Ich mache Sport, was mir gut tut.
Ich habe eine schöne Wohnung, in der ich mich sehr wohlfühle und ich kann mir Dinge gönnen. Ich kann Dinge genießen.
Das ist sehr viel, was ich habe und was ich nicht geglaubt hatte, erreichen zu können.

Ich lade gerade Freunde zu einer Feier ein und das erste Mal in meinem Leben höre ich von allen, dass sie kommen wollen und dass sie sich sehr freuen, mit mir zu feiern. Das rührt mich total.
Ich habe das Gefühl, da sind Menschen, die größtenteils nicht mal meine Abgründe so genau kennen, auf die ich mich aber trotzdem verlassen kann.

Es bleibt einfach "nur" noch dieses Beziehungsloch. Alle anderen Löcher in meinem Leben sind gefüllt.

@Brittka

>Aber für solch einen Weg muss man gut gerüstet sein. Deshalb ist es gut, dir folgende Fragen zu stellen: Traue ich mir diesen Weg jetzt gerade zu? Und: habe ich genügend Unterstützung, vor allem habe ich ein gutes Gefühl, meine Begleitung betreffend?

Ob ich mir diesen Weg jetzt gerade zutraue ist auch eine Frage, die ich mir stelle. Mir ging es die letzten Wochen nicht so gut (also depressionsmäßig). Da hat sicher vieles zu beigetragen (ich hatte eine OP und kann seitdem (gut 4 Wochen) nicht mehr so richtig meinem Sport nachgehen (vorher war ich 3-5mal die Woche im Studio und vor allem der Ausdauer-Sport zum Kopf-Freiekommen fehlt), ich laufe auf Krücken, was (körperlich) sehr schlaucht, ich bin ständig auf Hilfe Anderer angewisen, was mich auch sehr anstrengt und ich war natürlich krankgeschrieben (für 10 Tage) und bin derzeit im Büro nur beschränkt einsatzfähig, was meinem Chef sehr schlechte Laune macht (wir arbeiten sehr eng zusammen), außerdem mache ich gerade noch eine Fortbildung, wo Anfang Dezember Prüfung ist und noch sehr viel zu lernen und habe jede Menge mit meinem Ehrenamt in einem Verein zu tun; na ja und schlussendlich klafft da auch noch das Beziehungsloch, wenn ich heimkomme und mir wünschte, es wäre jemand da, der mich mal in den Arm nimmt und neben mir einschläft).

Meine Psychiaterin sieht aber schon einen nicht unbeträchtlichen Teil der Ursache für mein Tief in der Beziehungsfrage.
Und ich glaube inzwischen auch, dass sie damit richtig liegt.
Ich bin mir nicht zu 100% sicher, ob sie die richtige Begleitung dafür ist, aber das werde ich wohl bei niemandem sein können. Das wird sich erst im Laufe der Zeit herausstellen, wenn wir es angehen sollten.
Unterstützung habe ich in jedem Fall durch meine Psychiaterin, meine ehemalige Therapeutin wird auch jederzeit ansprechbar sein. Meine Freunde könnte ich vielleicht zum Teil mit einbeziehen. Aber da weiß ich nicht, wie weit ich das wirklich will. Viele derjenigen, die erst im letzten Jahr dazugekommen sind, wissen nichts oder nur wenig über meine jahrelangen psychischen Probleme. Ich bin im Grunde auch froh, dass diese Freundschaften eine andere Ebene haben. Ich glaube, viele frühere Freundschaften sind daran gescheitert, dass ich zu viel Psychozeugs da reingetragen habe. Aber ich weiß, dass meinen Freunde da sind und dass sie bereit sind, mich in den Arm zu nehmen und dass sie auch zuhören würden, wenn ich reden müsste.

Und ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist?

Ich bin schon jemand, der sich konfrontiert und den Dingen stellt. Ich kann sowas schlecht aufschieben.
In zwei Wochen habe ich hoffentlich die Krücken weg, dann wird vieles einfacher und kurz darauf ist zumindest die schriftliche Prüfung zu meiner Fortbildung rum, vorher nehme ich noch eine Woche Urlaub, um in Ruhe lernen zu können.

Also zumindest ab Anfang Dezember kann ich es mir vorstellen, wobei ich da mit ihr sprechen sollte, ob wir das ganze nicht (je nachdem, wie sie Urlaub macht über Weihnachten) ins neue Jahr legen und bis dahin eher so grundlegende Dinge besprechen (wie das aussehen soll, wie wir /sie mit Dissoziation umgehen, wie das derzeit medikamentenmäßig aussieht, usw.).

@Flora

>Ich bin teilweise in alte Bewältigungsmuster geflohen bzw. im Zusammenhang mit den Themen, haben sich vorher nur unterschwellig vorhandene ungesunde Verhaltensmuster verstärkt. Ich sehe das aber als eine Phase, als Chance, den letzten Rest jetzt auch noch zu schaffen. Die Alternative, das Ganze bis an mein Lebensende unter Verschluss zu halten und mich davon unbewusst steuern zu lassen, kam für mich persönlich nie in Frage. Für mich war klar, dass ich den Weg gehe, nachdem meine Psyche mir ganz deutlich gezeigt hat, dass sie das JETZT rauslassen und verarbeiten will. Es gab einfach innerlich keinen Aufschub mehr. Und letztlich ist der Zeitpunkt für sowas IMMER ungünstig.

Ja, ein altes Bewätigungsmuster musste nach meinem letzten Gespräch mit meiner Psychiaterin auch herhalten. Das macht mir Sorge. Das will ich absolut nicht mehr und trotzdem gab es an dem Abend keine Alternative.
Ich glaube, das ganze nie anzugehen ist auch keine Alternative für mich. Entweder es klappt ohne diese Therapie wieder eine normale Beziehung aufzubauen oder mit ihr oder gar nicht. Und das gar nicht gibt es nicht. Das ist für mich nicht vorstellbar und nicht lebenswert, ich glaube, daran würde ich schließlich kaputtgehen.

>Mein persönliches Gefühl ist, dass es gut wäre, die Geschichte jetzt mal anzuschauen, denn sie scheint ja auch mehr BEdeutung zu haben, als du je gedacht hättest.

Diese Beziehung war meine einzige "richtige" und längere Beziehung. Diese Frau war meine große Liebe.
Und noch heute, wo wir uns 7 Jahre nicht gesehen und gesprochen haben, träume ich jedes Jahr von ihr. Ich kann mir sogar vorstellen, dass wenn sie vor mir stünde, meine Knie weich werden und sie nur mit dem Finger schnipsen muss und ich bin wieder bei ihr.
Ich wusste, dass vieles in den letzten Jahren der Beziehung schief gelaufen ist, dass wir uns gegenseitig sehr verletzt haben und ich weiß auch, dass es richtig (und viel zus spät) war, dass wir uns getrennt haben. Trotzdem wäre ich wohl bereit all das weg zu wischen, wenn sie vor mir stünde und das schockiert mich nach wie vor.

Ich wusste, dass dies Beziehung und diese Frau eine große Bedeutung für mich und mein Leben haben, aber ich habe es nie so richtig sehen wollen, dass sie es ist, die mich auch nach 7 Jahren noch davon abhält eine neue Beziehung einzugehen.
Ich habe nur immer wieder gemerkt, dass ich Punkte hatte, wo ich dachte, "jetzt bin ich darüber hinweg" und es vesucht habe und es nicht funktioniert hat. Dann habe ich resigniert und mein restliches Leben weitergelebt und an allem anderen gearbeitet, wo ich vorwärts gekommen bin. Nun bleibt erst mal nur noch diese Baustelle. Alles andere ist vorerst geschafft.

Ich fühl mich mies und albern, dass ich das nicht schaffe.
Ich hab so vieles andere auch geschafft, aber über diese Beziehung komme ich nicht weg und sie blockiert alles. Es ist schwer, mir das einzugestehen.

Danke noch mal an Euch alle! Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende!
Speranza
Beiträge: 385
Registriert: 9. Apr 2005, 13:58

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Speranza »

Liebe Alex,

Wie schön du beschreibst, was du alles erreicht hast – deine Worte strahlen Stolz, Freude und Zuversicht aus!

Dich mies zu fühlen, weil du es bis jetzt noch nicht „geschafft“ hast, deine Beziehung aufzuarbeiten, verstehe ich schon.

Doch STOPP: werte dich nicht ab – das Thema war bisher halt noch nicht dran – so du hast dich gut vor der völligen Selbst-Überforderung geschützt!

Jetzt kann die Unzufriedenheit dein Motor für Veränderung sein – so sehe ich es zumindest, wenn ich mit mir im Unreinen bin oder mich unruhig fühle.
Und Angst kann mich warnen und schützen, wenn ich unvorsichtig werde und mehr Hilfe oder Rückhalt brauche.

LG Ursula
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von flora80 »

Hallo Alex,

ich glaube kaum, dass man sich mies fühlen muss, weil man etwas noch nicht bearbeiten konnte. Alles zu seiner Zeit. Ich bin überzeugt davon, dass man sehr deutlich spürt, wenn die Zeit für etwas gekommen ist. Meistens zweifelt man dann noch eine Weile, aber letztlich wirst du es schaffen! Das DAS ist ja schon klar, es geht ja "nur noch" um das WIE, wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe.

Flora
Grenzgängerin
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo Ihr beiden,

ja, Unzufriedenheit oder die tiefste Depression, das waren bei mir immer die Motoren, einzelne Lebensbereiche umzukrempeln.

Meist habe ich aber damit sehr lange gewartet.

Ich denke, ich werde morgen noch mal mit meiner Psychiaterin besprechen, wie sie sich das nun vorstellt.
Ich weiß nicht, wie das gehen soll (also die konkrete Bearbeitung des ganzen Beziehungsthemas), da brauche ich glaube ich jemanden, der so ein wenig die "Führung" übernimmt.

Wahrscheinlich wird sie eine Therapie beantragen. Das sollte aber kein Problem sein, da meine Therapie bei meiner Therapeutin nicht über die KK lief. Die haben "nur" meine stationären Aufenthalte gezahlt und (ich glaube im Jahr 2004) ein paar Stunden ambulante Verhaltenstherapie, die ich vor der 20. Stunde abgebrochen habe (der Therapeut hat für mich nichts getaugt und unterstellte mir Dinge, die nicht wahr waren).

Vorgestern und gestern die Tage waren ganz ok. Heute geht es mir nicht gut. Ich habe schon wieder Kopfschmerzen. Die sind seit dem ersten Gespräch über die Beziehung vor 18 Tagen fast nonstop mein Begleiter (immerhin an 12 von den 18 Tagen). Ich war diese Woche deswegen auch beim Hausarzt, der mich 2 Tage krankgeschrieben und zur Neurologin überwiesen hat, wo ich aber erst für Ende des Monats einen Termin bekommen habe.

Ich bin unruhig, seit Tagen stolpert und pocht mein Herz so vor sich hin.
Gerade sieht wieder alles so schwarz und sinnlos aus.
Ich bin auch gereizt und ziemlich empfindlich.

Die alten Bewältigungsstrategien spuken wieder in meinem Kopf herum.

Ich habe Angst, dass mir die Kraft ausgeht.

Grüße,

unknown
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Irgendwann heut Nachmittag haben die Kopfschmerzen nach ner Kopfschmerztablette nachgelassen. Gott sei Dank.

Ich habe in stundenlanger Arbeit eine Ausarbeitung für die Fortbildung halbwegs fertig bekommen, meine Wäsche weggebügelt und jetzt noch etwas saubergemacht.

Ich bin so froh, wenn ich wieder auf zwei Beinen laufen kann. Auf einem Bein hüpfend staubzusaugen ist nicht so der Hit und mein rechter Fuß nimmt mir diese sonntäglichen Aktionen auch immer ziemlich übel.

Aber ich fühle mich jetzt wo das Teil für die Fortbildung fertig ist, besser.

Ich denke, ich werde mich jetzt mit einem Badezusatz, den mir eine Freundin letzte Woche geschenkt hat, in die frisch geputzte Badewanne legen und geh danach gemütlich ins Bett.

Morgen wird ein langer Tag. Erst Physiotherapie, dann Arbeit (mit hohem Besuch) und danach noch der Termin bei meiner Psychiaterin.

Morgen Abend bin ich sicher platt.

Ich wünsche Euch noch einen schönen Restsonntag!
Speranza
Beiträge: 385
Registriert: 9. Apr 2005, 13:58

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Speranza »

Liebe Alex,

Welche alten Bewältigungsstrategien spukten dir im Kopf herum?
Da ist es ja nur gut, dass du heute der Angst, dass dir die Kraft ausgeht, entgegensteuern konntest – und das sogar auf zwei (jetzt gesunden?) Beinen!

So hast du unglaublich viel geschafft und dich noch dazu intensiv auf den morgigen Tag vorbereitet. Ich weiß wie anstrengend die Arbeit am Schreibtisch ist (habe auch div. Zusatzausbildungen gemacht – keine Ahnung, wie ich das damals geschafft habe), aber es ist einfach ein beruhigendes und schönes Gefühl zu sehen, was man kann!!

Ich wünsche dir einen guten Schlaf (auch morgen Abend!)und eine große Portion Gelassenheit, Mut und Energie für dein morgiges Mammut-Programm!

LG Ursula
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo Ursula,

danke für die guten Wünsche .

Die alten Bewältigungsstrategien sind hier im Forum nicht gern gelesen von der Moderation und damit werde ich auch gleich wieder ein eine Ecke gestellt, in die ich diagnostisch nicht hingehöre, sowas kann nämlich sehr wohl Teil einer Depression sein, das wird hier aber anders gesehen.

Vielleicht weißt Du jetzt schon, was ich meine .

Mittwoch ist das jedenfalls das erste Mal seit knapp 2 Jahren wieder passiert. Und so ganz weg sind die Gedanken daran noch nicht wieder.

Das Bad hat jedenfalls sehr gut getan und jetzt rieche ich lecker.

Gute Nacht!
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

So, heute war also der Termin mit meiner Psychiaterin und ich habe alles erzählt, was ich so an Überlegungen zu dem Them angstellt habe.

Danke für Eure Fragen und Rückmeldungen. Sie haben mir sehr geholfen, in relativ kurzer Zeit alles zu sortieren und für mich klar zu bekommen.

Ich denke, sie hatte von mir nichts anderes erwartet, als eine ausführliche Analyse der Situation und dass ich für mich zu einem Ergebnis gekommen bin .
Ich glaube, sie war ziemlich überrascht über die Aussage, dass ich bei diesem Thema schlussendlich doch eher zu ihr als zu meiner Therapeutin tendiere, konnte aber denke ich meine Argumentation nachvollziehen.

Wir gehen das jetzt langsam an. Sie sagt, sie muss sich wohl mehr zurücknehmen und war auch ziemlich erschrocken darüber, was da am Mittwoch passiert ist (wir hatten so eine Situation miteinander vorher noch nie). Sie hat sich genau wie ich auch Gedanken darüber gemacht, wie eine Arbeit an dem Thema überhaupt gehen kann, wenn ich Gefahr laufe so auszusteigen, wie ich das am Mittwoch getan habe (was so genau dabei herumgekommen ist bei ihr, weiß ich noch nicht).

Wir sehen uns in 3 Wochen wieder, dann sind die Prüfungen zu meiner Fortbildung rum.
Danach haben wir erst im Januar wieder einen Termin.
Sie sieht es auch so, dass wir uns Zeit nehmen müssen, das vorzubereiten. Also über ihre Regeln und meine Bedürfnisse sprechen, besprechen, wie wir mit Dissoziationen umgehen, einen Zeitrahmen für das ganze ins Auge fassen (sie schätzt 10-15 Stunden) usw..

Ich habe ihr auch klar gesagt, dass ich da jetzt auch nicht so recht wüsste, wie ich an dem Thema weitermachen sollte und dass ich wohl schon sie brauche, die das "leitet".

Ansonsten hat sie noch gemeint, dass wir darüber nachdenken sollten, ob die Wintermonate so passend für diese Sache sind...

Ich versuche jetzt erst mal das Thema für die nächsten 3 Wochen weg zu packen, damit ich mich auf alles andere konzentrieren kann, was gerade ansteht und wichtig ist.

Allem voran darauf, dass ich am Donnerstag einen schönen und glücklichen Tag verleben will.

Grüße an alle!
kleineGroße
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von kleineGroße »

Hey Alex,

ich finde, das hört sich sehr gut an. Dein Posting wirkt sher erleichternd und guten mutes, dass mit genauer vorheriger planung durchzustehen.

Es wirk alles sehr überlegt und hört sich nach einem guten plan an, den ihr zusammen schrittweise gehen könnt.
Ich wünsche dir auch viel erfolg bei deinen prüfungen.

Liebe Grüße
Francy
Ich bin eine von Vielen, aber doch anders!
Grenzgängerin
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Hm, ich weiß nicht, ob es wirklich gut ist, das Thema anzugehen.

Seit dem ersten Gespräch Ende Oktober geht es mir einigermaßen schlecht. Nicht vorwiegend psychisch (aber auch immer mal wieder ein kurzer Einbruch), sondern vor allem körperlich. Nach dem ersten Gespräch hatte ich 12 Tage Dauerkopfschmerz und Schlafstörungen, so dass ich mich zum Hausarzt geschleppt und mich für 2 Tage habe krankschreiben lassen (und das soll was heißen). Erst wollte ich partout nicht glauben, dass es etwas damit zu tun hat, dass die Gefahr besteht, dass ich dieses letzte Fass aufmache.

Meine Psychiaterin hat allerdings gleich auf eine psychosomatische Reaktion getippt.

Nächsten Montag habe ich den nächsten Termin mit meiner Psychiaterin. Nächsten Montag ist auch der Tag, an dem die (entscheidende und abschließende) mündliche Prüfung meiner Weiterbildung ist. Ich hatte mir vorgenommen, das Thema Beziehungstherapie bis dahin weg zu schieben.

Tagsüber hat das auch einigermaßen funktioniert. Nachts nicht. Ich schlafe seit Wochen nicht mehr durch und das macht mich fertig. Mein Zyklus ist durcheinander, ich habe ständig Kopfschmerzen/Migräne. Und zwar so extrem, dass es mich tageweise komplett außer Gefecht setzt, so wie am Montag dieser Woche.

Freitag war ich bei einer Neurologin, die mir zumindest verdachtsmäßig mal die Diagnose Migräne gegeben hat und da das Triptan, das sie mir gab, eine gewisse Wirkung zeigte, wird es wohl stimmen. Abgesehen von der Migräne hat sie mich die ganze Zeit total kritisch angesehen und zweimal gefragt, ob ich genug esse und trinke und ob ich immer so schmal bin und warum so blass. Außerdem hat sie mir dann noch an den Kopf geworfen, dass ich senisbel und wenig belastbar wirken würde und nahegelegt, doch ein Entspannungsverfahren zu lernen... Na herzlichen Dank. Sie weiß allerdings nichts von meinen diversen Klinikaufenthalten, in denen ich ja schon ausreichend Gelegenheit hatte, mit PMR, Autogenem Training, QiGong und Yoga Bekanntschaft zu machen. Ich persönlich habe im Moment auch nicht das Gefühl, dass es das ist, was ich brauche oder das was bringen könnte.

Vor drei Tagen habe ich mich zum Schlafen an meinem "Standardbenzo" versucht, von dem ich weiß, dass es einigermaßen zuverlässig 5 Stunden wirkt. Ich wollte einfach mal wieder eine Nacht durchschlafen. Nach 4 durchschlafenen Stunden war ich wieder wach und habe den Rest der Nacht wie in den letzten Wochen üblich mit ständigem Aufwachen zugebracht. Vorgestern habe ich dann eine Chloraldurat genommen (eine hat früher immer gereicht, auch im dicksten Prüfungsstress). Die Einnahme diese Woche hatte null Effekt. Also habe ich gestern 2 genommen und das erste Mal wieder eine Nacht durchgeschlafen.

Aber das kann es doch auch nicht sein.

Ich müsste schon seit zwei Stunden hier sitzen und mein Konzept für die Prüfung am Montag überarbeiten, da ich das morgen noch mal mit dem Dozenten durchsprechen kann, aber ich sabotiere mich selbst und finde keinen Anfang.

Ich schaffs gerade einfach nicht.

Unterschwellig ist dieses ganze Therapie- und Beziehungsding die ganze Zeit da und raubt mir die Kraft und Konzentration für anderes. Schon bevor wir überhaupt angefangen haben!
Ich stehe total neben mir und erkenne mich manchmal gar nicht wieder.

Ein guter Freund hat mir vor ein paar Tagen mitgeteilt, dass er Mitte Februar weit weg ziehen wird. Er hat eine neue Liebe gefunden. Ich freue mich sehr für ihn und ich wusste, dass das kommen würde, aber in mir ist was zusammengebrochen, als ich seine Nachricht las. Und gleichzeitig war wieder der Gedanke an das ganze Beziehungsthema da und ihr Gesicht, ihre Stimme, ihre Nähe und Wärme und ich hatte das Gefühl, ich kann das einfach nicht loslassen, weil es mich vollkommen zerstören würde, die letzte innerliche Verbindung zu kappen. Ich habe das Gefühl, dass alle, die mir etwas bedeuten, mich früher oder später verlassen und ich wieder alleine dastehe. Ich habe aber nicht den Mut und nicht die Kraft, immer wieder was neues aufzubauen.

Ich will Konstanz in meinem Leben.

Ich habe Angst, dass das alles nichts bringt, dass ich es nicht aushalte. Dass ich zusammenklappe, zudem wir unsere Therapiestunden wohl auch nur montags oder mittwochs abends machen können, also Anfang oder Mitte der Woche, ich kann mit gar nicht vorstellen, wie ich dann jeweils den Rest der Woche arbeiten soll.
Und ich liebe meinen Job, ich mache ihn gerne und ich will ihn gut machen.

Und wozu das alles? Ich glaube nicht, dass ich es noch mal schaffe, mich auf so eine Beziehung einzulassen. Auch wenn ich es mir einerseits wünsche, weiß ich doch andererseits, was für ein Risiko das ist.

Ich fühle mich schon kraftlos ohne Ende und von Gefühlen erschlagen, wenn ich nur daran denke.

Mein Körper spielt total verrückt, das macht mich fertig.

Das kann doch so nicht weitergehen. Das ganze Ding stellt jetzt schon mein Leben auf den Kopf.

Ich wünschte, ich könnte das Thema irgendwo ganz tief vergraben und über die Stelle hinwegwandern, als wäre da nie was gewesen.

Ich weiß nicht wirklich, was ich machen soll. Ich will das Thema einfach nur noch loswerden und vergessen.

Ich mache jetzt mal besser Schluss und versuche zu schlafen und morgen vor der Arbeit oder im Büro noch was an dem Konzept zu schreiben. Heute geht da wohl eh nichts mehr.
maki

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von maki »

Hallo unknown,

Dein Bericht berührt mich, würde dir gerne Rat geben, weiss aber nicht wie. Trotzdem will ich dir kurz schreiben, einfach nur so.

Dieses Thema ist eigentlich nicht meins, da ich keine verschlossenen Fässer habe. Trotzdem denke ich, wenn dem so wäre, würde ich es im offenen Meer versenken, mit anständig viel Ballast behangen.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen was das bringen soll. Die Vergangenheit ist passé, ändern können wir nichts mehr, und es raubt die Kraft uns auf die Gegenwart und auf die Zukunft zu konzentrieren, oder?

Naja, hoffe du bekommst hier angemessene Hilfe, wollte dir nur kurz mein Mitgefühl ausdrücken, kann ja vielleicht schon helfen.

Alles Liebe

Milly
kaitain
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Registriert: 13. Jan 2007, 23:31

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von kaitain »

Liber
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Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Liber »

Liebe Grenzgängerin,

ich habe den Eindruck, dein vergrabenes Thema macht sich zur Zeit sehr mächtig bemerkbar!

Das ist sehr belastend, aber andererseits zeigen all die Symptome vielleicht auch, dass es an der Zeit ist, dies Thema hervorzuholen.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass du es wieder loswerden kannst, indem du es wieder vergräbst. Jetzt ist da und alle Versuche, es wieder loszuwerden, werden dazu führen, dass es sich nur immer hartnäckiger bemerkbar macht. Handhabbar wird es erst dadurch, dass man es ans Licht holt.

Ich stimme auch Milly nicht zu, dass es grundsätzlich keinen Sinn hätte, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Aus meiner Sicht hat es dann Sinn, wenn die Folgen in die Gegenwart hineinreichen, wenn die heutigen Gefühle, Verhaltensweisen und Reaktionen immer noch negativ von Erlebnissen aus der Vergangenheit bestimmt werden. Da - meine ich - hat es durchaus Sinn, noch einmal an die Wurzel heranzugehen.

Und immerhin geht es ja um das Thema Partner-Beziehung und damit jetzt schon für den Rest des Lebens abzuschließen, wäre ja sicher auch keine befriedigende Lösung.


WIE du das Thema dann aber angehst, dafür gibt es ja verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel dir nicht zu viel auf einmal zumuten, genau auf dein Tempo achten, auch pausieren, wenn es nötig ist usw.

Und alles in enger Begleitung mit deiner Therapeutin.

Liebe Grüße
Brittka
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Danke für Eure Antworten.

Es tut einfach schon so gut zu sehen, dass ich gelesen werde.

Ich habs irgendwie geschafft, heute vor und in der Arbeit (neben all dem anderen Stress, der heute war) meinen Prüfungsentwurf so weit zu überarbeiten, dass ich ihn heute Abend besprechen konnte und habe mir ein Lob des Dozenten eingefangen, das hat gutgetan.

Ich denke, ich werde bis Montag auf jeden Fall dabei bleiben, die Schlaftabletten zu nehmen, denn ich merke, dass mir das Durchschlafen schon unheimlich gut tut. Schlechter Schlaf ist bei mir auch immer ein Risiko für die Depression.
Ich werde das alles am Montag Abend mit meiner Psychiaterin besprechen, vielleicht hat sie ja noch einen anderen Vorschlag.

Heute bin ich auch endlich mal ohne Kopfschmerzen aufgewacht und habe kein Schmerzmittel gebraucht.

Vielleicht drucke ich meinen Text von gestern aus und bringe ihn am Montag meiner Psychiaterin mit.

Ich fürchte auch, jetzt, wo das Thema so nach oben drängt mit aller Macht, da werde ich es nicht mehr unterbuttern können. Auch wenn ich alle Freiräume stopfe und neue Projekte anleiere, nur, um bloß nicht damit konfrontiert zu werden.

Es lässt sich nicht mehr wegschieben.

Trotzdem ich weiß, dass es nun wohl an der Zeit ist, mich zu stellen, bin ich unsicher. Die Angst ist groß. Am allergrößten ist die Angst, dass es nichts ändern wird.

Manchmal macht mich dieses Beziehungsthema sehr verzweifelt.
Dann zweifele ich daran, ob alles überhaupt noch einen Sinn hat. Denn alles andere habe ich, was ich haben wollte. Relative Normalität und psychische Stabilität, ein gemütliches zu Hause, ein paar Freunde, einen guten Job, ein gutes Auskommen, meinen Sport.

Und am Beziehungsthema scheitert es dann.

Wenn es da scheitert, dann scheitert es auch mit dem Traum von einer kleinen Familie.

Und das wiegt ganz schön schwer auf der Negativ-Waagschale des Lebens.

Gute Nacht,

unknown
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

So, der Montag ist überstanden.

Die Prüfung habe ich bestanden (und gar nicht so schlecht). Das Kapitel wäre also abgeschlossen.
So richtig freuen konnte ich mich gestern anschließend nicht, da ich von der inneren Anspannung, die sich vor und in der Prüfung aufgebaut hatte, überhaupt nicht mehr runterkam.

Abends folgte dann das Gespräch mit meiner Psychiaterin, das ganz gut war. Sie wollte mich überzeugen, dass ich noch mal Amitriptylin nehme (das würde ja theoretisch gegen die Kopfschmerzen und gegen die Schlafstörungen helfen).
Aber ich kann nicht. Zum einen könnte ich gerade nicht mit einer Gewichtszunahme umgehen (das letzte Mal habe ich etwas zugenommen, als ich das Ami nahm) und zum anderen hat es mich am Anfang auch tagsüber extrem müde gemacht. Da mein Chef ja derzeit eh etwas angefressen ist, muss ich zusehen, dass ich ranklotze und das geht schlecht, wenn ich den Eindruck erwecke, dass ich am Schreibtisch einschlafe...

Also hat sie mir leicht zähneknischend noch mal etwas Chloraldurat aufgeschrieben und an ein pflanzliches Präparat erinnert, das ich vor zwei Jahren schon mal genommen hatte.

Ich habs heut morgen wieder angefangen zu nehmen (auch wenn ich gestern noch sehr skeptisch war, ob das noch hilft) und werde ausprobieren, ob es was bringt. Schaden wird es sicher nichts.

Die Nacht zu gestern habe ich trotz der Chloraldurat unglaublich schlecht geschlafen. Zu heute dachte ich dann, nachdem die Anspannung vor der Prüfung weg war, würde es endlich wieder gehen. Das war leider eine Fehlannahme. Ich konnte nicht einschlafen, bin ständig aufgewacht und konnte dann auch lange nicht weiterschlafen. Heut morgen was ich total fertig.

Heute Abend werde ich auf jeden Fall noch mal was nehmen, ich muss dringend schlafen.

Wie gesagt war das Gespräch mit meiner Psychiaterin ganz gut. Es hat aber auch wieder einiges aufgewühlt und jetzt sind erst mal 5 Wochen Pause.

Ich habe ihr ein klein weng was zur Beziehung gesagt, weil das Thema einfach so existentiell für mich ist und sie das nicht einordnen/verstehen konnte. Ich glaube, jetzt kann sie es besser verstehen, zumindest hat sie das gesagt.

Ansonsten werden wir wohl sicher 2 Stunden damit verbringen, dass ich ihr erst mal meinen Lebenslauf erzähle, denn systematisch hat sie den ja noch nie gehört. Immer nur so Schlaglichter und so ohne "roten Faden" fühlt sie sich unsicher und hat Bedenken, in irgendwelche Fettnäpfchen zu treten.

Das ist auch ok und ich denke, das macht Sinn.

Aber so tauchen natürlich auch wieder neue Fragen auf, da gibt es ungeklärte Dinge in meiner frühen Kindheit und ich muss einen Weg finden, mit meiner Mutter darüber zu reden, was damals passiert ist. Das könnte ein wichtiges Puzzleteil auch für mein Beziehungsthema sein.

Ich wünsche allen einen schönen Abend!
Speranza
Beiträge: 385
Registriert: 9. Apr 2005, 13:58

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Speranza »

Liebe Alex,

ich will ja ganz wenig hier schreiben, um das Forum zu entlasten, aber:

ganz, ganz herzlichen Glückwunsch zu deiner bestandenen Prüfung!!!!!!!
Ich freue mich, dass du gepostet hast und deinen großen Erfolg mit uns teilst!
Die Freude darüber wird sich sicher bei dir bald einstellen, eben, wenn die Zeit für dich dazu gekommen ist.

Ich finde es gut, dass du dein Thema mit deiner Psychiaterin aufarbeiten willst - halt so wie es gut für dich ist.
Alles langsam und in kleinen Schritten, ich drück dir alle Daumen, dass das angedachte Gespräch mit deiner Mutter dich weiter bringt und gut verläuft!

Sicher spannst du deine Sicherheitsnetze und kannst, trotz 6 wöchiger Pause, bei Bedarf deine Ärztin erreichen?

Ich persönlich halte die Möglichkeit bei Schlafstörung Ami zu nehmen, eigentlich für gut. Ich nehme seit Jahren zum Schlafen Trimipramin (habe anfangs wegen Schmerzen auch Amitr. bekommen).
Zwar ärgere ich mich über die Kilos mehr, aber die sind für mich besser zu ertragen als die Unruhe und das Aufgewühltsein.

Pass gut auf dich auf! Und feiere oder belohne dich tüchtig!!!

LG Ursula
maki

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von maki »

Hallo unknown,

Auch von mir herzlichen Glückwunsch zu der bestandenen Prüfung!

Vielleicht dauert es ein wenig, bis du wieder ruhiger wirst, war ja trotzdem eine aufregende Zeit, und da brauch dein Körper vielleicht etwas länger sich zu beruhigen. Trotzdem solltest du kleine Ruhepausen zwischendurch einlegen, seien es auch nur 5 Minuten.

Ich wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung für dich triffst, nimm dir Zeit.

Alles Gute

Milly
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Danke für die Glückwünsche!

Ich bin schon erleichtert, dass es nun vorbei ist und ich nach der Arbeit nicht mehr ständig das Gefühl habe, noch lernen zu müssen.

Ich habe mir eine Konzertkarte für den Sommer gegönnt und am Freitag wird eines meiner Geburtstagegeschenke fällig, ein toller Zirkusbesuch. Da freue ich mich schon sehr drauf, genauso wie auf ein relativ freies und frei gestaltbares Wochenende.

Die letzte Nacht war mal wieder eine Katastrophe. Trotz der Chloraldurat.

Ich hoffe, heute wird es besser. Vielleicht wirkt auch bald das pflanzliche Präparat ein wenig, das wäre gut.

Auf das Ami möchte ich wirklich nicht zurückgreifen. Das wäre nur die allerletzte Lösung, wenn mich die Schlafprobleme hartnäckig weiter plagen und runterziehen.

Neben dem Gewicht, was gerade psychisch schwer zu verkraften wäre für mich, spielt aber eben wie gesagt auch die krasse Tagesmüdigkeit eine große Rolle bei meiner Entscheidung gegen das Ami.
Es ist einfach schwer mit meinem Job zu vereinbaren.

Das Beziehungsthema lässt mich nach wie vor nicht los.

Genauso wie die Fragen, die ich an meine Mutter habe, die aber nicht einfach zu stellen sein werden und ich weiß nicht, ob ich ehrliche Antworten bekommen werde.

Nun gut, ich mus dringend ins Bett. Morgen gehts gleich recht früh mit einer Besprechung los.

Gute Nacht!
maki

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von maki »

Hallo Unbekannte,

Werde dir mal das gleiche raten, was ich dem FönX geraten habe.

Versuch ein Gespräch mit deiner Mutter, vielleicht liegt auch ihr etwas auf dem Herzen, weiss aber nicht wie sie anfangen soll. Es wäre doch durchaus möglich dass du nicht die einzige bist, die Probleme damit hat, die Vergangenheit zu bewältigen.

In meinen Augen wär es immerhin einen Versuch wert.

Viel Glück, schönen Tag noch

Milly
Grenzgängerin
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Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: das letzte Fass aufmachen? alles auf Anfang?

Beitrag von Grenzgängerin »

Ja, danke.

Ich will versuchen, ob ich an den Weihnachtstagen einen passenden Moment mit meiner Mutter alleine erwische.

Als ich das erste Mal in der Klinik war, hat mein Vater mal angedeutet, dass meine Mutter eine postnatale Depression bei mir gehabt hätte. Später hat er davon nichts mehr wissen wollen (was eigentlich so gar nicht seine Art ist).

Vor 3 Monaten, als meine Mutter selber auch eine sehr schwere Zeit wegen ihrer Mutter hatte, da hat sie mir auf einer Autofahrt Andeutungen gemacht, dass es ihr nach meiner Geburt jahrelang sehr schlecht gegangen sei und sie und mein Vater weit über unsere Stadt hinaus Ärzte aufgesucht hätten.

Es war aber nicht der passende Moment, um nachzufragen.

Meine Psychiaterin denkt, wenn es so war, dass meine Mutter nach meiner Geburt Proleme hatte, die unsere Bindung gestört haben, dann könnte das ein Erklärungsansatz für meine Beziehungsprobkematik sein.

Die letzte Nacht habe ich einen sehr ausgedehnten Traum von meiner Exfreundin gehabt. Sehr real und lang. Geschlafen habe ich mal wieder schlecht. Es lässt mich einfach nicht los.

Ich bin sooooo müde und erschöpft.

Ich sehne mich nach dem Wochenende.
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