Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

912318798
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Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von 912318798 »

Ihr Lieben!

Flora, Sonja, Otti und viele andere haben es ja schon angesprochen,
das überwinden Müssen (wie schreibt man'n das jetzt eigentlich richtig, nach der reformierten Rechtschreibreform, hä?
Wo sinnen nu die Deutschlehrer unter Euch?), sich zu zeigen;

ich ergänze hierzu,
dass Exposition nicht nur dem schwer fällt,
wer im Zustand des Übergewichts joggen oder baden geht,
'nen Minirock trägt,
obwohl er auf den Waden die Landkarten sämtlicher Flüsse des brasilianischen Urwaldes gut sichtbar verzeichnet hat,

...

Der Rückzug aufgrund von derart Phobien,
respektive der Kampf dagegen
ist ebenso Gegenstand der Stigmatisierung wegen öffentlich bekannter Blödheit, Versagertums und weiterer Elemente in dieser Spur.

Ja,
also WIE kämpfen wir dagegen an?

Flora ist schnellen Mundwerks,
Ida darf Selbstbewußtsein ins Rennen schicken,
viele andere sind Meister des Ignorierens (eine der besten Eigenschaften überhaupt!),

und dann gibt es noch die, die zurückschlagen (können, dürfen...)!

Wir nähern uns dem Kern dieses Anliegens.

Horst erzählt uns von der Freundin,
die ihr T-Shirt wie folgt bedruckte:

Vorne stand:
"Guck doch weg"

Hinten stand:
"Halt's Maul"


Oh, ich wüßte noch viele Sprüche,
die meinen Widersachern die Iris zu verbiegen fähig wären.

Doch:
Der Fokus der allgemeinen Attacken auf meine Familie,
aufgrund MEINER Initiativen,
wird langsam beängstigend.

Soll heißen:
Darf ich mir anmaßen,
solch ein T-Shirt zu tragen (oh wie gern würde ich es tun!!!),
die Angriffe zu parieren,
und dadurch eine neue Aggressionswelle gegen meine Geliebten zu riskieren,

oder bin ich verpflichtet,
zu dulden,
zu ignorieren,
was mich so aufwühlt, dass ich mich sofort wieder in meinen vier Wänden verkriechen wollte,
ebenso mit der Gefahr,
des immer mehr zum leichten Opfer Werdens?

Stünde ich als Single im Leben,
ich wäre nicht so leicht angreifbar.

Tja,
was meint Ihr dazu?



Mit nachdenklichem, aber äußerst aktionswilligem Unwillen (!!Z?)

sowie speziellen Grüßen an dieser Stelle an Nina Hagen


Jojo
Schnarchi
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von Schnarchi »

Moin Jojo

>>>.........das überwinden Müssen (wie schreibt man'n das jetzt eigentlich richtig, nach der reformierten Rechtschreibreform, hä?Wo sinnen nu die Deutschlehrer unter Euch?), sich zu zeigen;>>>>
Vorwech, ...'n Deutschlehrer bin ich nicht, und ich hab' leider auch grad' keinen dabei.
Dennoch kann ich der Reform etwas abgewinnen.
Seit dem Seitdem ist es mir frontal egal, wie man etwas genau schreiben tut, weil ja sowieso kaum noch mehr einer wirklich Ahnung hat, geschweige denn 'nen Durchblick. ...Is' das nich' irgendwie befreiend ?

>>>viele andere sind Meister des Ignorierens (eine der besten Eigenschaften überhaupt!),...<<<<<
Ohja, ...mit den Augen zu, sieht die Welt viel besser aus. Und wenn es einem dann auch noch gelingt, das restliche Hintergrundrauschen wenigstens annähernd herauszufiltern, dann kann man sich wohl in der Tat viel besser konzentrieren, auf das, was man "sein Leben" nennt.
Gerade dann, wenn man dem Pflegeheim näher ist als dem ersten Schultag, ist die Zeit zu kostbar, und das in zunehmendem Maße, als das man sich von annern noch in die emotionale Schnabeltasse spucken lassen sollte.


>>>>Horst erzählt uns von der Freundin,die ihr T-Shirt wie folgt bedruckte:Vorne stand:"Guck doch weg"Hinten stand:"Halt's Maul". Oh, ich wüßte noch viele Sprüche,die meinen Widersachern die Iris zu verbiegen fähig wären.>>>>
Heute hatte auf Arbeit jemand ein braunes T-Shirt an. Vorne groß, und hinten in klein, stand in blau/weiß DIXI, ...und darunter, "...wenns um die Wurst geht"

>>>Doch:Der Fokus der allgemeinen Attacken auf meine Familie,aufgrund MEINER Initiativen, wird langsam beängstigend.<<<<<
Und die Leute kannste nicht abschalten ? ......Zur Rede stellen, ....oder einfach umlegen....lassen ?

>>>Soll heißen:Darf ich mir anmaßen,solch ein T-Shirt zu tragen (oh wie gern würde ich es tun!!!), die Angriffe zu parieren, und dadurch eine neue Aggressionswelle gegen meine Geliebten zu riskieren<<<<
Hm.....ich kenne Deine Geschichte nicht, und gottlob auch nicht sone Leute, wo einem nur das Leben schwer machen wollen.
.........Deine Lieben, ...ich denke mal einfach so drauf los, dass es sich dabei um Deine Familie handelt, ...können die sich nicht selbst verteidigen, oder mit solchen Leuten umgehen ...lernen ? Ich mein', ...es ist Euer Leben.
Was ist mit Umzug, wenns echt so krass ist ? ...Lieber ein saurer Apfel als gar keiner, oder so.
Wenn man sich nicht wehren kann, dann muss man wech. .......Eigentlich.

Wennde drauf wartest, bis sich niemand mehr das Maul zerreißt, dann bleibt Dir wohl oder übel auch nur noch'n T-Shirt mit dem Aufdruck "DECKEL ZU !!!"

>>>>...ebenso mit der Gefahr,des immer mehr zum leichten Opfer Werdens?<<<<
Das war nicht unerwähnenswert ! Es wird sozusagen und wahrscheinlich nicht besser, wenn Du versuchst, das Beste draus zu machen.

>>>Stünde ich als Single im Leben,ich wäre nicht so leicht angreifbar.<<<
Ich denke, man hat dann eben andere Sorgen. Aber ich gebe Dir natürlich Recht. Sich um seine Familie zu sorgen, das is' nich' gut.

...Was befürchtest Du denn ? Kann mir schwer vorstellen, dass es schlimme Auswirkungen haben könnte, wenn man anzieht, was man will.

>>>Tja,was meint Ihr dazu?<<<
Hab' ich doch gerade geschrieben ! ... :P

>>>>Mit nachdenklichem, aber äußerst aktionswilligem Unwillen (!!Z?)<<<<


N9
912318798
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von 912318798 »

Tja, Mich!
Es ist richtig, wenn man mit dem Piloten was anfangen können soll,
muß man Zusammenhänge kennen.

Aus 4 Tausend Gründen ist wegziehen nicht möglich,
Wegziehen ist nach meinem Ermessen nicht die Lösung, weil wenn Du Pech hast,
nimmst Du all den Schrott nur mit,
wo anders hin.

Mein Umfeld ist eine Dorf"gemeinde",
da nennt man jeden F... bei eigenem Namen.

Was Du morgens Nachbar links sagst,
zirkuliert bis am Abend via Nachbar rechts wieder zu Dir zurück.
Nur eben in sehr veränderter Form,
nicht immer in Deinem Interesse.

"... umlegen lassen...",
tja, das hat schon was !

"... zur Rede stellen..."
das ist ja das Problem!
Offizielle Stellungnahme gibt es nicht viel.


Wie oft hab ich mir schon eine ordentliche Konfrontation gewünscht,
anlässlich derer man sich mal ordentlich zu Wort melden könnte.

Sich selbst verteidigen zu müssen,
bedeutet ja schon, im Vorfeld stigmatisiert worden zu sein.

Ob ich das meiner Familie zumuten darf,
ist eben die Frage hier.

Ja, schon schwierig, alles zusammen.

Lieben Gruß

Jojo, mit N9 leider nix anzufangen wissend
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen Jojo,

hm, der erste Gedanke, den ich beim Lesen bekam, war "Du bist NUR FÜR DICH verantwortlich".
Anders gesagt: wenn Deine Lieben blöde Sprüche abbekommen wegen etwas, was Du tust, dann ist es DEREN Sache, wie sie damit umgehen.

Aber ist dieser Gedanke ok????

Gerade bei Deinem Beispiel sehe ich doch eindeutig die Schwierigkeiten, die dabei auftreten können. Machst Du, was gut ist für Dich, triffts die, die Dir am Herzen liegen, und das wiederum belastet Dich.


Aber nun mal ganz konkret gefragt: was genau passiert im Einzelnen? Ist das wirklich "schlimm", oder wird das von Dir nur so bewertet?
Ist da übersteigertes Interesse bzw. geäußertes Unverständnis - was Du zunächst einfach nicht haben magst? Will damit sagen: Dir wär's lieber, wenn die Nachbarn sich einfach GAR NICHT kümmern??

Aber es scheint auf dem Dorf wohl einfach so zu sein. Punkt. Die Welt ist nicht so, wie wir sie gerne hätten.

Wie kann man das also einbauen? Akzeptieren, vielleicht sogar zu seinen Gunsten manipulieren?

Zunächst: denk bitte an die Ärzte
in solchen Momenten könnte eine Runde youtube helfen mit /watch?v=Y7uyAl2rU7s

Dann natürlich: die lieben Mitmenschen dürfen alles denken, sagen, bewerten wie sie wollen.

Gezielt die Familie befragen: wie sehen die das? Was ist ihnen lieber? Dass es Dir gut geht oder dass die Leute aufhören zu reden?

Und vor allem: aufhören, sich dagegen anzustemmen, das kostet unnötig Kraft.
Wie wär's z.B. mit einer Tafel in der Küche? Trag Deine "Aktionen" ein (z.B. das T-Shirt *kicher*) und dann sammelt Reaktionen, tragt sie dort ein.
Und vielleicht ist das "halt's Maul" ja wirklich ein bißchen hart? Der Text vorne kann ja so bleiben, aber hinten würde ich was anderes nehmen....

Nächster Gedanke: wer sich anpasst, den kann jeder gut leiden - außer man sich selbst...
Wer also aneckt, ist vielleicht auf dem besten Weg zu sich selbst.
Natürlich nicht provokativ... nicht irgendwas tun, nur damit die Leute reden... aber das versteht sich von selbst, und ich glaube, davon bist Du auch meilenweit entfernt.

Irgendwie kommt mir aber auch gerade der Gedanke, dass man ja nicht nur sich selbst lieben "soll", sondern dass man da automatisch auch den Mitmenschen mit mehr Liebe begegnet. Hm. Diese Geschwätzigkeit ist also wohl etwas, was Du Dir selbst nicht zugestehst?? (*rum-psychologisier*).
Wie wär's mal mit einer Woche Tratschen lernen? Bewusst die Nachbarn beobachten und bewerten und das Ganze dann irgendwohin tragen?

Nee, auch keine gute Idee. Oder?

WARUM reden die Leute eigentlich? Ist ja meistens nur Unverständnis, oder? Ich meine... ich habe eine durchaus nette Arbeitskollegin, wir kennen uns seit Urzeiten, aber wenn ich höre, was die sich manchmal zusammenspinnt, wenn's um das Thema geht, geht echt auf keine Kuhhaut (z.B. psychosomatische Störungen sind nicht anderes als eingebildet)!
Solchen Leuten fehlt wirklich der Zugang zum Thema - und, wenn wir's mal richtig bedenken, das ist für Außenstehende oft mehr als schwierig, oder?


So, zum Schluss noch eine ganz blöde Idee: lad doch mal welche zum Kaffeeklatsch ein und frag sie dann, was sie zu solch einem T-Shirt sagen würden. Mach den Feind zum Verbündeten! Gib zu verstehen, dass Dir viele Blicke und Kommentare weh tun und dass so ein T-Shirt dies mal deutlich machen soll. Und frag mal gezielt nach, was deren Schwachpunkte wären. Vielleicht kommen dann auch so Sachen wie "ich mag nicht, wenn man auf meine Krampfadern starrt" oder "ich verstecke meine Segelohren" oder sonstwas.
Vielleicht wünschen sich die "lieben NachbarInnen" ja auch einfach Deinen Mut?!


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cybolon
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von cybolon »



Otterchen, sicher ist es die richtige Methode, seine eigenen Reaktionen auf all' das zu überarbeiten. Aber ignorieren lässt sich das nicht.

"Vielleicht wünschen sich die "lieben NachbarInnen" ja auch einfach Deinen Mut?!
"

Doller noch, Sie NEIDEN ihr den Mut sogar!!!
(Missgunst)

Wer sich mit der steuerkräftigsten, ach so engagierten und meist in den Arsch gekrochen bekommenden Sippe im Dorf anlegt, erhält die Häme und Schmach der Speichellecker, Aasgeier und Hyänen des ganzen Dorfes.

Selbst, wenn diese degenerierte Brut das Bullying ihres debilen Sprösslings wahrnimmt, wird sie stets dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit glaubt, der Kläger habe dem ahnungslosen Hund seinen Arsch ins Maul gedrückt und nicht umgekehrt.

Die Machtlosigkeit und Verbitterung angesichts solchem Herdentriebs des dörflichen Stimm-Viehs, kann ich nur vage nachempfinden.

Auf meiner Einkaufstasche stünde:

Seite 1:
"Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt."

Seite 2:
"Vor 70 Jahren waren auch alle still."

Liebe Grüße
vom
cybolon
otterchen
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von otterchen »

Horst,

woher auf einmal soviel Wut und Verbitterung und wer weiß was noch alles?

Warum immer nur dagegen sein?

Warum kein T-Shirt machen mit dem Spruch "ich trau mich!"
???

Warum Fronten verhärten statt sie aufzuweichen? Mit "halt's Maul" können auch wohlgesonnene T-Shirt-Leser sich abgewatscht fühlen.
Warum nicht das Gemeinsame suchen, statt weiter Mauern hochzuziehen?

Ich glaube, der Konfrontationskurs wird im Endeffekt niemandem helfen. Hier und da mal sein Territorium behaupten, seine Grenze ziehen, ist ja ok und legitim, aber sich direkt mit einem ganzen Dorf anlegen? Wer will schon diesen nervenaufreibenden Nachbarschaftskampf am Gartenzaun, der doch höchstens vor dem Gericht endet und Nerven kostet? Das wollen wir doch wohl nicht guten Gewissens einem Depressiven anraten, oder?

"das andere anders sein lassen" sollten wir wohl zu leben versuchen. Und VORleben. Ich will Liebe, Interesse, Zuwendung in meinem Leben haben? Das kann ich nicht von anderen einfordern, das muss ich selbst leben.

Und das mit "vor 70 Jahren..." ist nun wirklich etwas zu weit gegriffen. In welche Ecke drängst Du da die Leute?
Naja, vielleicht kennst Du mehr Hintergründe von Jojo als ich, aber ich finde diese Aussage schon ein starkes Stück.

Ja, es ist Dorf, es ist eingefahrene Gemeinschaft, aber dieses gibt den Leuten halt auch Sicherheit. Eingefahrene Gedanken- und Verhaltens-Wege, die Stabilität gewährleisten.
Die Leute haben wohl einfach auch Angst vor Veränderungen?
Warum nicht mal vorleben, dass Anders-Sein nichts ist, wovor man Angst haben muss?
Liebevolle Lektionen erteilen, quasi.
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Xayide1
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von Xayide1 »

Ich möchte gerne Otterchens Frage aufnehmen:
"WARUM reden die Leute eigentlich?"

Ich denke, viel reden/tratschen/lästern aus Neid und Mißgunst über andere Menschen.

Aber auch aus Unwissenheit.
Wieviel wußte ich über Depressionen bevor ich selbst daran erkrankte? So gut wie nichts.

In so einem Dörfchen spielt aber auch Langeweile und Unzufriedenheit ein große Rolle.
In meinem Dorf weiß jeder, welches fremde Auto mit welchem Kennzeichen wann und wie lange vor meiner Tür stand und es wird daraus geschlußfolgert ob ich nun gerade Single bin oder nicht und das wird dann auch "freudestrahlend" meiner Familie kund getan...

Ich versuche darüber zu Lächeln und das ist weiß Gott nicht einfach.
Manchmal bemitleide ich diese Menschen sogar ein bißchen, diese Menschen die scheinbar so ein langweiliges Leben haben, daß sie andere mit ihrem Tratsch in den Schmutz ziehen und/oder belästigen müssen.

Liebes Jojo, bitte verstehe mich nicht falsch, ich möchte Die Anfeindungen gegen Dich und Deine Familie keineswegs herunter spielen.
Ich denke nur, es ist schwer abzuwägen, wann sollte man sich wehren und wann ist es "einfach nur" die Dummheit der Mitmenschen, die einen sehr verletzen und das Leben schwer machen können. Und wann macht man sich vielleicht unnötig das Leben schwer, wenn man z.B. mit einem T-Shirt seinen Unmut über eben diese Menschen öffentlich kund tut.

Liebe Grüße
Sonja
912318798
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch!

Ich freu mich riesig, dass Ihr dieses Thema so engagiert aufgreift und dank' Euch dafür!

Otti, das Letzte, das ich in meinem Leben riskieren möchte,
ist, die Meinen mit in den Abgrund zu ziehen.

Ich kann ihnen den Kampf gegen den Pöbel nicht zumuten,
und wie Du richtig erkennst, kehrt dieses meinige Problem immer wieder zu mir zurück;
muß es ja wohl, denn sonst hätte ich mir diese lieben Menschen nicht verdient.

Deine Ansätze wären allemal überlegenswert,
jedoch ist da nicht irgendwer Konkretes,
den ich ansprechen könnte,
denn die, die ich in diversen beruflichen oder politischen Auseinandersetzungen direkt gegenüber stehen habe,
die wissen schon, dass sie vorsichtig sein müssen.
Lieber einer, der mir den Gruß verweigert,
weil er damit dokumentiert:
"Ich kann Dich nicht riechen!",
als die, die hinter mir den Vogel zeigen,
jedoch zu keiner Stellungnahme die Hose haben.

Dramatisch bei allem:
Sie haben ja sogar Recht,
denn wenn ich mir manchmal selber zuhöre,
würde ich vielleicht das selbe denken,
wie sie.

Manchmal, den Nachhall des von mir Gegebenen behirnend,
würde ich mir am Liebsten selbst kräftigst in die Fresse hauen.

Es tut halt unglaublich weh, wenn es von anderen kommt.

Ich mach es doch auch nicht!

Es handelt sich übrigens um keine Paranoia,
wie Du in den Raum stellst;
Gesten und vieldeutige Aussagen wahrzunehmen und entsprechend zu bewerten,
halte ich mich für ausreichend wief,
sind sie doch nur zu deutlich, oft genug.

"Wer also aneckt, ist vielleicht auf dem besten Weg zu sich selbst.", sagst Du.
Ja, (mit etwas Heiterkeit bemerkt),
deshalb fahre ich auch einen Volvo der alten Generation,
seit ich lebe!

Den Tratsch lernen,
entschuldige,
aber es ist mir in der Seele zuwider,
mir über andere das Maul zu zerreissen,
wohl wissend,
wie wenig Wahrheitswert doch Beobachtungen von außen besitzen!

Und,
ich glaube,
mein Haus würde vor Unmut in sich zusammenstürzen,
hätte ich je die Stirn,
dies Pack unter sein Dach zu laden!

Es hätte auch keine Sekunde Verständnis oder Mitgefühl für unsereins,
auch nicht im Falle der gutwilligen Ansprache.

Das weiß ich.



Ich habe ja auch wirklich immer etwas zu entgegnen, gell?

Aber so ist's halt,
ich wäre für die lösbare Version der ganzen Angelegenheit unendlich dankbar!

So glaub' ich beinah,
ich werd' montags zum Copy-Center gehen,
um mir das gegenständliche T-Shirt anfertigen zu lassen.


Horst!

Ich zitier' Dich:
"Selbst, wenn diese degenerierte Brut das Bullying ihres debilen Sprösslings wahrnimmt, wird sie stets dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit glaubt, der Kläger habe dem ahnungslosen Hund seinen Arsch ins Maul gedrückt und nicht umgekehrt."

Sic.



Oh Jegerl,
jetzt seh' ich grad' Ottis und Sonjas Folgeposts!

Da gibt es jetzt womöglich einige Auffassungskollisionen,
die nicht nötig sind,
aber ich habe diesen Beitrag jetzt schon eine Stunde in Schwebe
(dazw. immer weg muß),
und jetzt hau' ich ihn einfach mal so ins Netz.





Aber ist schon richtig auch,
dass man vielleicht den Weg des guten Willens suchen soll,
nur wie?

Ich tu doch niemandem etwas!
otterchen
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von otterchen »

Hallo Jojo,

hehe, Paranoia hab ich nicht gesagt. Ich weiß allerdings nur wenig Stichhaltiges, weswegen ich nur vorsichtig argumentiert habe.

Und nun zu dieser Passage hier:
Den Tratsch lernen,
entschuldige,
aber es ist mir in der Seele zuwider,
mir über andere das Maul zu zerreissen,
wohl wissend,
wie wenig Wahrheitswert doch Beobachtungen von außen besitzen!

Eben! Du erlaubst es Dir nicht, Du magst diese Eigenschaft an Dir nicht. Du lehnst es komplett an Dir und auch an anderen Menschen ab.
(bei mir sind dies z.B. Lügen - damit kann ich gar nicht leben)

Meine Thera hat dieses Thema mal aufgreifen wollen.
Chefs sind willkürlich.
Nachbarn tratschen.
Menschen lügen.

So ist es nun einmal.

Aber an diesem Punkt kommen wir nicht weiter. Ich kenne auch solche Menschen, da ist jedes Wort zuviel an Energieverbrauch. Das kann man sich sparen.


Nur: welchen Weg willst Du gehen?
Welche Möglichkeiten sehen wir denn im Moment?

Du ziehst den Kopf ein -> Deine Familie wird nicht mehr so belastet -> Dir geht's schlechter -> Deiner Familie geht's damit auch wieder schlechter

Du zeigst allen den Stinkefinger in mannigfacher Form -> die Fronten verhärten sich -> Deine Familie bekommt mehr ab -> Du fühlst Dich schlechter ...

Ihr zieht in einen anderen Ort -> geht nicht

Na, war's das denn schon??? Das kann irgendwie nicht sein. Das will ich nicht glauben.
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912318798
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von 912318798 »

...ich weiß's nicht...
Liber
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von Liber »

Hallo,


@Horst: deine Aussagen über die Bewohner dieses Dorfes finde auch ich - bei allem Verständnis für deine Solidarität mit Jojo - weit überzogen. Und: es hilft doch nicht zur Problemlösung, diese Leute derart zu verteufeln und in Schubladen zu stecken. Tust du damit nicht genau das gleiche, was du den Leuten vorwirfst !?


@Otterchen: gute Postings!



@Jojo: eine verfahrene Situation! Und eine Patentlösung gibt es ganz sicher nicht. Aber mir fällt stark auf, wie verhärtet beide Seiten in ihren Meinungen über die jeweils andere Seite mittlerweile sind.

Zwei Aspekte sind mir dazu noch eingefallen:

Du deutest an, dass du die Leute in ihrer Ablehnung sogar manchmal verstehen kannst - geschieht das dadurch, dass du dich in diesen Momenten in ihre Lage, in ihr Empfinden reinversetzen kannst? Das wäre ein erster Schritt aus dieser Haltung heraus.

Was mir dazu noch einfällt: Mediation wäre eine gute Möglichkeit!
Ist das denkbar? Sei es über die Vermittlung des Pfarrers oder eine sonstige Mittelsperson?

Und der zweite Aspekte: auch wenn das Dorf nicht groß ist, gibt es ganz bestimmt auch darin Menschen, die NICHT der Meinung der Mehrheit anhängen. Viele werden neutral eingestellt sein, andere werden Sympathie mit und für euch empfinden. Ganz bestimmt ist das so! Vielleicht sind hierfür sogar Anzeichen, die du in deiner jetzigen Verfassung nur übersiehst?

Und noch ein letzter Vorschlag: ein Smiley als freundliches Signal aufs T-Shirt - wie wäre das?


Viele Grüße
Brittka
otterchen
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von otterchen »

@ Brittka

Ich hab zuerst Meditation gelesen; erst dann fiel mir auf, dass Mediation ja was ganz anderes ist.
Ja - es mag eine Möglichkeit sein. Wenn ich auch glaube, dass das nur auf einen kleinen Kreis begrenzt ist; Jojo gegen "das ganze Dorf" dürfte wohl den Rahmen sprengen.

Und der zweite Aspekte: auch wenn das Dorf nicht groß ist, gibt es ganz bestimmt auch darin Menschen, die NICHT der Meinung der Mehrheit anhängen. Viele werden neutral eingestellt sein, andere werden Sympathie mit und für euch empfinden. Ganz bestimmt ist das so! Vielleicht sind hierfür sogar Anzeichen, die du in deiner jetzigen Verfassung nur übersiehst?

Find ich gut! Daumen hoch!

Und noch ein letzter Vorschlag: ein Smiley als freundliches Signal aufs T-Shirt - wie wäre das?

Genau! POSITIVE T-Shirts.
Was hätten wir denn da noch für Möglichkeiten?
• ich trau mich
• Smiley
• anlächeln erlaubt
• (auf die Rückseite) bitte nicht hinter meinem Rücken lästern (mit einem dazu)
• (auf die Rückseite) Beschwerdestelle (dann ein Pfeil nach vorne)
• (vorne drauf) bitte HIER beschweren
(naja...)
• ich bin eigentlich ganz nett, wenn man mich kennenlernt
• ich bin anders - aber liebenswert
• ich gehe MEINEN Weg - kommt jemand mit?

na, ein paar Ideen dabei?
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Liber
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von Liber »

Hallo Otterchen,

ja, Mediation ohne das "t" habe ich gemeint .

Es wird heutzutage zur Konfliktlösung schon in so vielen Bereichen eingesetzt, dass es vielleicht ja auch hier möglich ist - genaueres weiß ich aber leider nicht.

Voraussetzung ist natürlich, dass beide Seiten bereit sind, sich darauf einzulassen, vor einem Dritten miteinander über ihren Konflikt zu sprechen.


Lieben Gruß
Brittka

Wenn ich jemandem begegnen würde, der/die "anlächeln erlaubt" auf dem T-Shirt stehen hat, würde ich ganz bestimmt lächeln !
cybolon
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von cybolon »

Hallo Jojo,

findest Du meine Äußerungen über das "Pack" (Zitat Jojo) auch überzogen?

Liebe Grüße
vom
cybolon
cybolon
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von cybolon »

Hallo Otterchen und Brittka,

sicher habt Ihr Recht.
Dienlicher ist bestimmt der positive Weg, allein um der Familie Willen.

Aber auch ich hätte massive Probleme, mit solchen korrupten Leuten umzugehen.
Das ist was für meine Thera, in Sachen "Konfliktbewältigung", denke ich.

Liebe Grüße
vom
cybolon
912318798
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch nochmal!

Vorweg an Horst:

Es erinnert daran, wenn man möchte;
aber wir müssen es hier nicht strapazieren.
Dieses Thema würde wohl die ganze Sache in die falsche Richtung ausweiten.
Überdies meine ich, dass die betreffende Angelegenheit wohl von weitaus anderen Dimmensionen war.

Mit dem Begriff "Mobbing" (wenn auch im weiteren Sinn) können wir sicher gut weiterdiskutieren.

Ja, bis zur "Konfliktbewältigung" habe ich es noch nicht gebracht.
Vielleicht kann ich - wenn endlich mal eine Thera anfängt - aus solch einer Unterweisung etwas ernten.

In diesem Zusammenhang freue ich mich über Deine impulsive Stellungnahme,
zeigt sie doch, dass ich nicht so ganz subjektiv in einer Art Märtyrer-Rolle brate,
sondern es eine legitime Basis für meine Beschwerdeführung gibt.

Brittka sagte:
"Du deutest an, dass du die Leute in ihrer Ablehnung sogar manchmal verstehen kannst - geschieht das dadurch, dass du dich in diesen Momenten in ihre Lage, in ihr Empfinden reinversetzen kannst?"

Ja, aber
"...Manchmal, den Nachhall des von mir Gegebenen behirnend,
würde ich mir am Liebsten selbst kräftigst in die Fresse hauen.

Es tut halt unglaublich weh, wenn es von anderen kommt.

Ich mach es doch auch nicht!"

beteuerte ich oben.

Das ist ein wesentlicher Unterschied,
wie ich meine.

Ich bin nicht der Aggressor!

Außerdem hiezu,
wenn Du es nicht ohnehin schon kennst:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1215811830

Es hat sich selbst in diesem wirklich konservativen und bislang streng gläubigen Dorf eine Art High-Society gebildet,
welcher der Pfarrer bis ins Letzte ausgeliefert ist.

Er ist ein toller Mensch, wie ich meine,
allein,
verscherzte er es sich mit dieser neuen Art Kirchenbesucher,
würde er alsbald mit nur noch ganz wenigen Gläubigen seine Messen feiern.

Seine Predigten sind unglaublich authentisch und lebensnah,
mit vorsichtiger Stimme wagt er oft zu mahnen
und wird auch dabei deutlicher, als es sich so mancher Zuhörer wünscht.

Jedoch ist es vergebliche Mühe,
die Strohsäcke sind eher damit beschäftigt,
die Klamotten ihres Gegenübers zu begutachten
oder ihre Fingernägel auf eventuelle Kratzer zu untersuchen,
als sich die Vorträge ordentlich einzuprägen.

Es ist um diese sehr schade,
der Pfarrer merkt das auch und sein anfängliches Engagement hat sich zu einer
zwar gewissenhaften,
doch nur noch gebremsten Aktivität reduziert.

Er wäre dereinst eine Hoffnung für mich gewesen,
es kam jedoch so weit,
dass ich sogar seine Messen nicht mehr besuchen kann,
und würde das aber so gerne!

Weiter schrieb Brittka:
"...gibt es ganz bestimmt auch darin Menschen, die NICHT der Meinung der Mehrheit anhängen. Viele werden neutral eingestellt sein..."

Was meinst Du,
wieviel Courage kann jemand aufbringen, sich mit einem Aussenseiter zu solidarisieren und ihn zu stützen,
wenn er damit riskiert,
dadurch selber gesellschaftlichen Schaden zu nehmen?

Assisianische Franzisci sind dünn gesät,
hierorts gibt es überhaupt sehr wenige.

Den an sich vollkommen richtigen Apell an den guten Willen,
den Brittka im Verlauf erwähnt, und auch Otti vertritt,
bekäme ich lediglich mit der, einen Scheibenwischer symbolisierenden Handbewegung quittiert.

Es geht so nicht,
unfassbarer Weise, wie ich Euch durchaus verstehe!
(Glaubt bitte nicht, ich würde hier des Krieges willig
alle Eure guten Ratschläge kategorisch vom Tische wischen!)


"Wenn ich jemandem begegnen würde, der/die "anlächeln erlaubt" auf dem T-Shirt stehen hat, würde ich ganz bestimmt lächeln... "

Das weiß ich von Dir und allen anderen hier, ich würde es auch.

Jedoch sind sie nicht WIR!

Liebe Grüße und danke für Eure Ohren!


Jojo
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von rm »

Guten Morgen liebe Jojo,

eigentlich wollte ich nach meinem letzten Post schon wieder in's Bett gehen, aber es hat wohl der Zufall (?) gewollt, daß ich noch ein wenig aufblieb und ich sah in das Zimmer meiner Tochter (Tür stand etwas offen) und sie war noch nicht vom 'freitäglichen' Weggang mit ihren Freunden zurück (obwohl sie mir sagte, sie komme heut nicht so spät).

Deshalb machte ich mir ein wenig Sorgen um sie und wollte nun aufbleiben, bis sie zurückkehrte und dachte mir: ich geh noch mal in Jojo's Thema hier, zudem ich am Abend vorher schon einmal etwas schreiben wollte, aber wieder vor'm Abschicken gelöscht hatte, weil ich thematisch den Faden verlor.....
Das könnte mir zwar jetzt auch passieren, aber ich will's trotzdem versuchen:

<<....die "Unwissenden" könnten Ihre Eindrücke von uns viel besser modellieren,
nähmen sie solche Botschaften nur wirklich an... ...>>

dies schriebst Du u.a. in dem Text, den Du oben eingeklinkt hast. Wenn ich das richtig verstehe, meintest Du dort mit modellieren evtl. 'wahrheitsnaher', eher unserer Person und unserer 'Geschichte'/ unserem Lebenslauf entsprechend näher, zutreffender?

Ich persönlich habe oft den Eindruck, daß diese 'Unwissenden' garnicht wissend werden WOLLEN, weil: dann müßten sie sich ja die Mühe machen, viel ZEIT und Einfühlungsvermögen und Energie zu investieren und diese Zeit haben die meisten nicht, oder es ist bequemer, sie nicht für solche 'Fälle' zu verwenden.

Viel leichter ist es doch, wenn man sich VORSCHNELL (in unserer schnellebigen Zeit erst recht) eine 'Meinung' über einen anderen gebildet hat,diese in eine der geistigen Schubladen tut, die man sich im Laufe seines Lebens eingerichtet hat, um sie blitzschnell öffnen zu können, wenn man mal wieder eine Bestätigung des eigenen Ziels(?) braucht.

Je materialistischer(weiß momentan keinen besseren Ausdruck) dieses Ziel ist, desto weniger ist man m.E. bereit, offen zu sein für den anderen, Zeit zu investieren für das 'lebensspendende' Miteinander, sondern das Augenmerk liegt nur darauf, das eigene 'Haben' zu festigen, koste es, was es wolle...hoffentlich nur nicht ein Stück seines eigenen 'Wohlstands' aufgeben müssen (im Gegenteil: man will ihn vermehren).

Und da spielt dann auch das SICHERHEITSDENKEN (in unserer Gesellschaft besonders) eine nicht unbedeutende Rolle, ob angemessen oder nicht. MITEINANDER ist ein Fremdwort geworden. Übervorteilen ist 'IN', heißt aber nur eleganter: 'sich behaupten können'. Mißtrauen ist angesagt, viele trauen dem anderen nicht mehr über den Weg, bzw. vermuten oft, daß es ja recht selten geworden ist, daß es einer auch mal ehrlich meinen könnte und wirkliches Interesse an dem Mitmenschen hat.

Und da kommt m.E. der Pfarrer in's Spiel:
(nun versuch ich mal, auch noch den Absatz zu kopieren, bin mir aber nicht sicher, ob ich das zu der Stunde schaffe .Deshalb schließe ich jetzt erst mal mein Post und übertrage....)

<<...Er ist ein toller Mensch, wie ich meine,
allein,
verscherzte er es sich mit dieser neuen Art Kirchenbesucher,
würde er alsbald mit nur noch ganz wenigen Gläubigen seine Messen feiern....>>

Ich denke, das Wort NÄCHSTENLIEBE sollte auch für den Pfarrer ein wichtiges Thema sein und 'Nächster' bist m.E. GERADE DU und Deine kleine Familie im Angesicht dieser Clique. Könntest Du nicht nocheinmal ein Gespräch mit dem Pfarrer führen, allerdings MIT dem Wissen, daß dieser auch 'nur' ein Mensch ist mit allen Fehlern , aber auch Stärken...

...wie wär's, wenn Du IHM mal diesen Deinen Beitrag hier kopierst und als Diskussionsbasis mit ihm nimmst (nicht zu vergessen DEINEN authentischen Link/Post
hier) ?

Liebe Jojo, werde jetzt wieder in mein Bett gehen, oder soll ich evtl. lieber duschen und aufstehen... so eine Art Schlafentzug soll ja ganz gut sein, wenn's nicht übertrieben wird ?

Auf jeden Fall erst einmal wünsch ich Dir, daß Deine kleine Familie wieder Bodenhaftung bekommt! Meiner Ansicht nach seid ihr in Zukunft eine Bereicherung für das Miteinander innerhalb des Dorfes, wenn es denn eine Vermittlung des Pfarrers geben könnte. Vielleicht ist doch noch Hoffnung für ein wirkliches Miteinander?

Ganz liebe Grüße von mir, der gespannt ist, wie der Tag wird.
Reinhart

PS: Großes Sorry für die Länge meines Posts! Werde mich bemühen, nächstens solche wieder sehr viel kürze zu fassen.
Majuha10
Beiträge: 464
Registriert: 2. Nov 2005, 16:32

Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von Majuha10 »

@ Jojo,

es gibt Momente im Leben da ist es oder es erscheint einem nicht möglich die Perspektive zu wechseln und ich vermute einfach mal, dass du gerade an so einem Punkt bist.

Mögen dir die Postings heute auch nicht hilfreich erscheinen, aber eventuell ist es in einigen Tagen ja ganz anders.


Mich haben die Postings von Otterchen und Brittka heute in der Frühe "anlächeln erlaubt" regelrecht zum Schmunzeln gebracht.



@ Otterchen,

wie Brittka bereits kund tat tolle Postings !


Liebe Brittka,

immer wieder faszinieren mich Deine Beiträge. Sie sind so klar, so zugewandt, immer differenziert auf die Person eingehend. Mir tun sie, auch wenn es gerade nicht mein Thema ist, immer gut und auch wenn ich kein T-Shirt trage, so fühle ich mich angelächelt.



Reinhart
schön dich hier zu treffen, da kann ich gleich fragen, reicht dir die friedrische Auslegung meiner plattdüütschen Ausführungen?


Allen ein schönes Wochenende.


LG Maruschka
rm
Beiträge: 2209
Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von rm »

Liebe Jojo, hatte hier Maruschka auf ihre Frage an mich geantwortet, ist aber besser im Schöntalthr. aufgehoben! LG R.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von otterchen »

Hallo,

hm, mir kommt gerade der Gedanke "die sollen das RICHTIGE von mir denken, die sollen mich RICHTIG behandeln".

Das ist mir laaaange im Kopf herumgegeistert, und es war eine große Belastung.

Welche Macht haben diese Leute über Dich und Deine Familie?
Welche Macht gestehst Du ihnen zu?

Ja, Reden kann sehr verletzend sein. Worte und Blicke... das kann ganz schön tief weh tun. Ablehnendes Verhalten. Dir zeigen, dass sie was Besseres sind, dass Du nicht dazu gehörst. *

Mein Idealbild wäre, dass Du darüber nur milde und wissend lächeln kannst. Nachsichtig. Im Bewusstsein, dass all deren Abwertung mit DIR nichts zu tun hat.
Sie schmeißen Steine, aber Du fängst sie nicht auf.
Bleibst ruhig, bleibst bei Dir, und erkennst: sie können Dir gar nichts anhaben. Du räumst ihnen keinen Platz in Deinem Leben ein, außer dem, für heiteren Gesprächsstoff an Deinem Frühstückstisch zu sorgen.

Bitte mach Dir bewusst, dass sie die Agierenden sind, dass sie Dich in die Reaktion treiben. Warum nicht etwas überlegen, was das Verhältnis rumdreht? Wenn Du Deinen Weg kennst, den Du gehen willst, dann geh ihn unbeirrt. Dann bist Du die Agierende. Und überlässt das Reagieren den anderen.



- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
* Schon seltsam... man will nicht dazugehören, aber wenn man so schroff ausgeschlossen wird, gefällt's einem auch nicht.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von chrigu »

Liebe Jojo,

ich gestehe, ich habe nicht alle Deine Postings verfolgt, wohl aber diesen Thread.

Es macht mich ganz traurig zu lesen, was bei Euch im Dorf los ist. Das ganze liest sich tatsächlich wie eine Hexenverfolgung. Wenn ich es mir vorstelle, dann habe ich eine düstere Vorstellung in meinem Kopf, so ein beklemmendes Fernsehspiel aus den 50-er Jahren, in dem eine Familie wegen vermeintlichem Anderssein ausgegrenzt wird. Und weil eine Dorfgemeinschaft bei solchen Dingen wie ein lebendiger Organismus reagiert, werden auch Kleinigkeiten immer weiter hochgeschaukelt und gegen die Familie verwendet.

Aber das ist natürlich nur meine Phantasie dieses Fernsehspiels.

Ein T-Shirt würde sicherlich zu diesen Kleinigkeiten gehören, die die Stimmung zusätzlich anheizen, weil: es trägt die Botschaft, den anderen zwar ins Gesicht zu sagen, was man von ihnen denkt, gleichzeitig tut man aber eben genau das nicht, denn es ist ja nur ein T-Shirt.

Musst Du Dich denn mit den anderen solidarisieren oder Krieg gegen sie führen (um mal die beiden polarisierenden Enden der Skala zu nennen)? Mir scheint, dass Du sehr viel Energie mit diesen Möglichkeiten auf der Skala verbrauchst.

Könnt Ihr nebeneinander herleben, ein wenig zurückgezogen, aber stark gegen vermeintlich schräge Blicke?
Mir ist noch nicht so recht klar, was Dein Wunsch bezüglich der Dorfgemeinschaft ist. Ich vermute, Du willst vor allem Deine Familie schützen? Das ist verständlich und ich kann mir vorstellen, dass Du eine wütende Löwenmutter werden kannst, die bis aufs Blut die Ihren verteidigt (und das finde ich toll). Aber ist das denn notwendig, sprich: muss Deine Familie verteidigt werden? Oder kann sie das auch selbst?
Und wogegen muss sie eigentlich verteidigt werden?

Vielleicht magst Du das nicht alles detailliert erzählen, auch dafür habe ich Verständnis. Vielleicht hast Du es aber auch anderer Stelle schon getan.
Ich versuche mir vorzustellen, was da bei Euch passiert und das Kopffernsehspiel ist düster, aber auch ziemlich neblig.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Energie, die Du nicht auf die anderen Bewohner verschwenden musst, sondern für Dich nutzen kannst.

Viele Grüße
Chrigu
Schnarchi
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Registriert: 24. Jan 2004, 18:05
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von Schnarchi »

Hey Jojo

Wenn ich Dich einmal zitieren darf...

<<<<Was ich sagen will,
die Dich einst ohne Wissen verurteilt haben,
die Gelegenheit, Dich zu zertreten beim Schopfe gepackt haben,
denen kannst Du erzählen und vorexerzieren,
was Du willst.<<<<<

Ja, so siehts aus.
Von daher bedarf es meiner Meinung nach auch keines meterlangen Threads, der sich hauptsächlich damit beschäftigt, wie Du Dich bei diesen Armleuchtern einschleimen kannst.

Dazu fällt mir gerade 'ne Passage eines Stückes von Strom & Wasser ein.....

.....................Immer wieder immer weiter immer wieder GUT GUT.
Fehlt euch denn der Mut ?
Habt ihr keine Wut ?
Spürt ihr nicht, dass immer wieder immer weiter GUT GUT
euch doch gar nicht gut tut..............

Viel wichtiger, als sich damit zu beschäftigen, wie Du diese Meute für Dich gewinnen könntest, wäre für mich die Frage, wie Deine Familie damit umgehen kann, ...bzw. Deine Kinder. Dein Mann wird sich sicherlich selbst zu helfen wissen.

Wenn wirklich alles so schlimm ist wie Du's beschreibst (und ich zweifle nicht dran), dann gäbe es für mich nur eines zu tun, und das wäre, dieses Gomorrha so schnell als möglich zu verlassen.

Du schreibst, dass das nicht ginge.

Hm....was kostet es Euch, wenn ihr geht ? .....Und was kostet es Euch, wenn ihr bleibt ???

Existiert in Dir nicht vielleicht doch ein kleines Bild von einem zufriedenen, halbwegs freien Leben mit glücklichen Kindern, an einem Ort, wo die Menschen vielleicht seltener zur Kirche laufen, aber dafür menschlicher sind und Euch mögen ?

Ich glaube nicht, dass ihr jemals Ruhe und Zufriedenheit in Eurem Dorf finden werdet.

Eigentlich ist alles ganz einfach Jojo. Leben oder leiden halt. Ihr habt es in der Hand.

Für mich gäbe es nur einen Grund, mir und meinen Kindern so etwas anzutun, und der wäre, wenn ich pflegebedürftige Eltern/-teile versorgen müsste.
Ansonsten wäre ich dort wohl schneller wech, als der Pastor Amen sagen kann.

Tut mir leid, Dir keine Weichspüllösung anbieten zu können, aber einen Tumor schneidet man nun mal am besten aus dem Leben heraus.

Diese Möglichkeit habt Ihr, ob Du es Dir gerade vorstellen kannst oder nicht.
Von daher gibt es letztendlich auch keinen Grund zur Verzweiflung oder Mutlosigkeit.

Es muss nicht so bleiben.

Alles Gute wünsch' ich Euch
Liber
Beiträge: 1491
Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von Liber »

Hallo Michael,

es geht hier meiner Meinung nach nicht um Tipps zum "Einschleimen", sondern zum Deeskalieren einer für Jojo unerträglichen Situation.


Natürlich ist Wegziehen DIE Lösung der Wahl!

Zu Bedenken ist natürlich, dass es woanders auch kein "Paradies" gibt. In den Städten leiden wiederum viele Menschen unter der Anonymisierung und Veinsamung. Und wo man auch hingeht, man nimmt sich selbst ja erst mal mit und es ist so und so nötig, die eigenen Muster, die zur Depression geführt haben in einer Therapie zu hinterfragen und zu bearbeiten.


Jojo sagt nun, dass Wegziehen nicht möglich sei.

Auf dieser Grundlage ist die Frage, wie wir ihr hier überhaupt helfen können.

Wir können sie einmal darin bestärken, dass es keine Chance gibt, an dieser Situation in dem Dorf auch nur irgendetwas zu verändern, weil diese Leute entweder "Pack" und "Monster" ohne Mitgefühl und Verständnis oder aber Feiglinge sind. Die Bestätigung tut Jojo im Moment sicherlich gut, aber hilft es ihr wirklich dabei, dort weiterhin zu leben?


Oder aber wir können versuchen, sie darauf hinzuweisen, dass es auch von IHRER Seite her Möglichkeiten gibt, diese Situation zu ändern, indem sie selbst etwas ändert.

Freilich sind das nur Versuche - mehr ist in dieser Form hier, ohne Kennntis der realen Situation, auch nicht möglich.


Viele Grüße
Brittka
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von otterchen »

Hallo Brittka,

gute Antwort. Also ich wundere mich schon, dass das hier als "Einschleimen" gesehen wurde...

Man kann nun einmal nicht immer wegziehen oder den Job kündigen oder sonstwas. Zum einen, weil man seine Probleme immer mitnimmt, zum anderen aber auch, weil nicht immer nur der "Unterlegene" weichen kann. Ich werde gemobbt und kündige? Ich komme mit meinen Nachbarn nicht klar und ziehe um?
Das kann's irgendwie nicht sein. Und wie Brittka schon richtig sagte: was, wenn der neue Wohnort auch wieder solche Nachbarn hat bzw. ähnliche Probleme mit sich bringt? WIEDER umziehen?

Klar, sollte man einen Umzug auch in Erwägung ziehen, aber ich denke, Jojo wird das schon gemacht haben.

Ja, es geht hier um Deeskalation. "Halt's Maul" trägt wohl nicht dazu bei... auch wenn ich den Wunsch danach durchaus verstehen kann! Auch Wut muss man mal rauslassen - aber man sollte auch mal hinter die Wut schauen.

Nachdenkliche Grüße (bin froh, dass ich mit meinen Nachbarn nix zu tun habe)
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Schnarchi
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Re: Stigma, "halt's Maul!" und die Familie

Beitrag von Schnarchi »

Hi Brittka

Nich' so erst nehmen mit dem Einschleimen

>>>Zu Bedenken ist natürlich, dass es woanders auch kein "Paradies" gibt.<<<<

Man KANN alles bedenken. Kreuz und quer und hoch und wieder runter. Man kann aber auch einfach beginnen zu leben.
Die Steine, die einem im Wege zu liegen scheinen, die bestehen dummerweise ganz oft aus eben diesen Bedenken.

Man muss sich "NUR" darüber im Klaren werden, was man denn nun will.

>>>>...und es ist so und so nötig, die eigenen Muster, die zur Depression geführt haben in einer Therapie zu hinterfragen und zu bearbeiten.<<<

Sehe ich etwas anders. Allein schon, weil es lange nicht immer die eigenen Muster sind, die einen in den Genuss der Depression haben kommen lassen.
Mir scheint es wesentlich gescheiter zu sein, erst einmal sein Umfeld zu betrachten, bevor man sich selbst durchleuchtet.....womöglich, ohne das einem je ein Licht aufgeht.
Manche brauchen das aber wohl in der Tat (Therapie). Dennoch, ein Großteil wird sich seine Fragen auch selbst beantworten können. Zumal einen i.d.R. niemand besser kennt, als man sich selbst. ...Man glaubts nur manchmal nicht.

>>>Jojo sagt nun, dass Wegziehen nicht möglich sei.
Auf dieser Grundlage ist die Frage, wie wir ihr hier überhaupt helfen können.<<<<

Wechziehen ist eigentlich immer möglich. Viele Menschen werden heutzutage nicht einmal mehr gefragt, ob sie können oder wollen.
Die müssens einfach.
Um wieviel leichter sollte die Entscheidung fallen, einen Ort zu verlassen, an dem man sich weder wohl fühlt, noch gewollt ist.

Helfen können wir ihr im Übrigen wohl gar nicht. Wir können nur unsere Meinungen kundtun.
Jojo muss wissen, was sie will und was nicht.
Helfen muss sie sich selbst.

>>>Oder aber wir können versuchen, sie darauf hinzuweisen, dass es auch von IHRER Seite her Möglichkeiten gibt, diese Situation zu ändern, indem sie selbst etwas ändert.<<<<
Meinste nicht, dass Jojo da schon einiges versucht haben wird ? Die Frau is' janunich auf'n Kopp gefallen.

Im Übrigen geht es meiner Ansicht nach nicht um das Ändern einer Situation. Sie müsste die Leute ändern, und das könnte, so denke ich, zur Lebensaufgabe ohne annähernde Garantie auf Erfolg werden.
Schließlich hat sie's mit Maden zu tun, die nicht einmal davor zurückschrecken, Kindern das Leben schwer zu machen und 'n Pfarrer zu mobben, wenn ich das richtig verstanden habe.

'Ne Antilope versucht auch nicht, die Situation nahe eines Löwenrudels zu deeskalieren. Die tut instinktiv das einzig Richtige, ...sie läuft wech, solange sie es noch kann.

@Jojo

Übrigens, ...das N9 bedeutetete N8

Bis denne
Antworten