Therapie wirken lassen

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headnut
Beiträge: 8
Registriert: 29. Mär 2008, 22:49

Therapie wirken lassen

Beitrag von headnut »

Hallo ich mache eine Psychotherapie und hab das Gefühl eine unfähige Patientin zu sein. Ich weiss nicht was ich sagen soll, was die wichtigen Punkte sind. Ich möchte gerne an mir arbeiten, nur weiss ich nicht wie. Dazu kommt, dass ich Probleme habe über meine Gefühle zu reden. Ich kenne meine Gefühle eigentlich gar nicht. Manchmal frage ich mich ob ich welche habe. So kann ich gutgelaunt sein wenn ich höre, dass jemand gestorben ist. Ich weiss das ist falsch, aber ich schaffe es nicht, das entsprechende Gefühl zu empfinden. Andererseits können mich Bagatellen tieftraurig machen, oder ich kann mich nicht freuen wenns was zu freuen gibt.

Mein Therapeut sagt mir, er könne mir nicht sagen wie ich die Therapie gestalten soll. Er wartet immer ab was ich von mir gebe und sagt selber nichts dazu. Das macht mich nervös und halb wahnsinnig. Woher soll ich wissen was wichtig ist?

Ich kann immer nur sagen, dass es mir schlecht oder gut geht, aber ich weiss ja selber nicht warum.

Ich suche darum irgendsowas wie eine Anleitung für Therapiepatienten.
Bitte macht Euch nicht über mich lustig, ich bin diesbezüglich wirklich etwas unfähig.
thx

headnut
steppenwolf1

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo headnut,

eine generelle anleitung dafür gibt es leider nciht.
Einen guten Ansatz finde ich z.B. Deinem Therapeuten das zu schildern, was Du hier geschrieben hast. Danach wird er vllt. den Faden aufnehmen und mit Dir weitermachen.

Eine weitere Möglichkeit sehe ich, erstmal über alltäglich auftretende Probleme zu sprechen, anstatt gleich mit den Gefühlen anzufangen. Vllt. ergibt sich daraus weiteres.

Vllt. kannst Du Dir auch eine Liste machen, was Du ansprechen möchtest.

Auf jeden Fall solltest Du Dich nicht entmutigen lassen, wenn es sehr viele Schweigeminuten gibt. Wenn Dir das unangenehm ist, dann sag es ihm und versuch zu formulieren warum.

Bei mir hat es sehr sehr lang gedauert, bis ich überhaupt angefangen habe zu reden.
Geholfen hat mir da auch über lange Zeit erstmal im internet anonym zu schreiben. Das war anfänglich einfacher als zu reden.

Ich wünsch Dir viel Erfolg und bloss nicht aufgeben !

Gruss, s.wölfin
UK
Beiträge: 33
Registriert: 5. Aug 2007, 09:23

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von UK »

Hallo headnut,

das was du da beschreibst kenne ich nur zu gut.

Ich habe mich anfangs auch sehr schwer getan, mache mittlerweile 1,5 Jahre TH (Tiefenp.).

Erst bei der letzten Sitzung habe ich geschafft mehr von innen herraus etwas zu erzählen ( sonnst immer nur oberflächliches Alltags Geplänkel).

Nimm dir die Zeit die du brauchst, der TH wird sie dir auf jedenFall geben, auch wenn es schwer ist die schweige Pausen auszuhalten.

Das soll dich jetzt nicht entmutigen, mein Arzt hat zu mir mal gesagt was 40 Jahre gebraucht hat, wird nicht von heute auf morgen mit ein paar Std. TH wieder in Ordnung sein.

Eine Gebrauchsanleitung für TH gibt es nicht, das muss alles von innen kommen, höre auf deine innere Stimme auch wenn dies nicht immer einfach ist. Ich habe auch oft an mir gezweifelt.

Aber du wirst sehen irgendwann spürst du es.
VG Milka
gvk
Beiträge: 17
Registriert: 25. Mär 2008, 19:45

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von gvk »

Hallo headnut,
ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen. Wie lange bist Du schon dabei? Wenn es noch nicht so lange ist, ist völlig klar, dass du nicht "mitarbeiten" kannst, weil du gar nicht weißt, woran. Gerade TH ist eine langwierige Geschichte, bei der es manchmal erst nach der letzten Sitzung soweit ist, und manchmal, auch das kommt vor, auch nicht. Geduld ist ein ganz wichtiger Punkt, und eine Möglichkeit (meine Erfahrung mit mir), mit jemandem drüber zu reden oder die Gedanken aufzuschreiben.

Gruß
Medieval
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von Regenwolke »

Hi Headnut,

es klingt so, als ob Du tiefenpsychologisch fundierte Therapie machst, da sind die Therapeuten oft zurückhaltend und geben wenig Hinweise oder Ratschläge, was für einen Patienten, der das nicht gewöhnt ist, manchmal schwierig sein kann.

Ich kenne selbst dieses Schweigen nicht so (bin eher eine "Labertasche" in der Therapie...), aber ich würde Dir raten, genau das, was Du hier geschrieben hast, zum Thema zu machen, weil es ja offensichtlich etwas ist, was Dich während der Therapiestunden besonders beschäftigt. Du mußt nicht über besonders "tiefe" Gefühle oder Gedanken oder schwerwiegende Probleme sprechen, gerade in tiefenpsychologischer Therapie ist genau das wichtig, was gerade in Dir vorgeht.

Und was meine Vorschreiber geschrieben haben, finde ich auch ganz wichtig: Laß Dir Zeit, Dich an den Therapeuten und die Situation zu gewöhnen, das ist doch wahrscheinlich eine sehr neue und ungewohnte Sache für Dich.

LG, Wolke
headnut
Beiträge: 8
Registriert: 29. Mär 2008, 22:49

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von headnut »

Danke für Eure Antworten,

ich bin schon 1/2 Jahr dabei. Ich habe das Problem schonmal angesprochen, hab aber nur gesagt bekommen dass ich das Thema bestimme. Dann wurde noch gefragt warum ich mich unsicher fühle. Aber darauf habe ich keine Antwort.

In meinem Freundeskreis kenne ich zwei Leute die fast gleichzeitig mit mir angefangen haben und mit leuchtenden Augen von ihren Fortschritten und Erkenntnissen berichten.

Ich WILL weiterkommen, habe aber das Gefühl ich bin in einem Hamsterrad und laufe und laufe, komme aber nicht weiter.

Wie bekommt man denn Zugang zu seinem Inneren? Ich komme mir so unglaubich dumm vor, aber ich weiss es wirklich nicht.

headnut
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von Grenzgängerin »

Vielleicht passt auch die Therapierichtung und/oder der Therapeut einfach nicht so richtig bei Dir.

Wobei ich ein halbes Jahr jetzt nicht besonders lang finde. Ich war etwa 5 Jahre in Therapie, davon insgesamt mehr als ein halbes Jahr stationär (verteilt auf 5 Klinikaufenthalte).

Zu Anfang war es bei mir auch so, dass ich durch die jahrelange Unterdrückung von Gefühlen überhaupt nicht mehr wusste, was ich überhaupt fühle. Geschweigedenn, dass ich das gegenüber einem Therapeuten oder auch nur für mich allein hätte irgendwie beschrieben können. Zu Anfang war ich 12 Wochen stationär und habe da ganz langsam gelernt Gefühle wieder wahrzunehmen und zu benennen. Das hat aber alles sehr lange gedauert (ich denke, mehrere Jahre). Der Klinikaufenthalt hat da einen sehr guten Grundstein gelegt. Die Ausrichtung bei diesem Aufenthalt war eher verhaltenstherapeutisch, d.h. ich habe viel Aufgaben bekommen, Wahrnehmung geübt und Protokolle geschrieben. Das erschien mir oft unendlich schwer und anstrengend, aber im Nachhinein hat es ungemein geholfen, dass ich heute wieder fühle und das ausdrücken und artikulieren kann.

Setz Dich nicht unter Druck und schau mal, ob eventuell ein anderer Therapeut/eine andere Therapierichtung das richtige für Dich wäre.

Als ich aus der Klinik kam, habe ich eine Therapeutin gefunden, die wirklich Gold wert ist und von der ich mich im letzten August mit sehr gutem Gefühl und ohne jedes Problem verabschieden konnte.
Sie hat mit mir sehr viel über meine Gefühle gesprochen und nie locker gelassen mit dem Nachfragen.

LG,

Alex
BeAk

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von BeAk »

Liebe Heatnut,

ja so ein ähnliches Problem hatte ich auch. Allerdings hatte ich noch jede Menge Problem über die ich sprechen konnte. Weshalb ich nicht so verzweifelt war wie Du.

Gefühlt habe ich in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie allerdings, mit Ausnahme der Traumatherapie, auch fast nie was.

Mir hat die KBT, konzentrative Bewegungstherapie geholfen an meine Gefühle zu kommen.

Letzt endlich hat sich herrausgestellt, das die 2 jährige tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie überhaupt keine Wirkung auf meine Depression hat.
Daraufhin angesprochen teilte mir mein Therapeut mit, das eine Wirkung auf meine Depression garnicht möglich ist und das mit einer Tonlage und einem Blick der aussagte, das das doch wohl klar war.

Zu Therapiebeginn hatte er er mir allerdings eine Wirksamkeit zugesagt. Ich habe also 2 Jahre Therapie in den Sand gesetzt, weil mein Therapeut mich zu Therapiebeginn belogen hat.

Deshalb die Frage an Dich,
- Welches Therapieziel hast Du?
- Ist dieses mit dieser Therapiemethode erreichbar?

Eine Therapie
- in der ich nichts fühle,
- die ich nicht verstehe,
- dehren therapeutische Vorgehn mir ein Rätzel ist,
- in der mir auch der Therapeut nicht auf die Sprünge hilft,
- in der ich meine Probleme nicht ansprechen kannst,

KANN NICHT WIRKEN. Das ist meine persönliche Erfahrung.
Aisha68
Beiträge: 1
Registriert: 31. Mär 2008, 12:51

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von Aisha68 »

Hallo Headnut,

Ich kenne dein Problem zu gut. Ich selbst mache seit 4 Jahren eine tiefenpsych. Therapie und auch heute noch fällt es mir oft schwer ein Thema anzusprechen. Manchmal funktioniert es und in anderen Stunden geht gar nichts, da sitze ich da und erzähle überhaupt nichts. Ich habe lange gebraucht um an meine Gefühle heranzukommen. Das hat über ein Jahr gedauert, dann hatte ich das Gefühl es ist ein Schalter um gelegt worden und gespürt es gibt doch Gefühle in mir. Mein Therapeut hat viel Geduld mit mir, auch er ist oft hilflos und weiß dann nicht weiter. In den 4 Jahren habe ich auch schon oft um die Fortsetzung der Therapie kämpfen müssen, aber mein Gefühl hat mir immer wieder gesagt es ist der richtige Therapeut. Geduld ist angesagt, man kann nichts erzwingen.

Wenn du der Meinung bist der Therapeut ist der Richtige, dann habe Geduld, sprich erst mal über Alltagsdinge und verliere nicht den Mut.

LG
Aisha
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von CJ43 »

Hallo Headnut!

Mal abgesehen davon, dass nicht jeder Therapeut zu einem passt, und dass Therapeuten auch nur Menschen sind, die den ganzen Tag dasitzen, zuhören und vielleicht selbst mal ein Leistungstief haben (dies nicht als Entschuldigung, eher als Argument zur Neuorietierung),
in Anbetracht dessen also, dass DU nicht die Fachfrau bist und die Therapie alleine strukturieren musst:

Mir ist immer viel zu den Themen eingefallen:

- was mich an mir stört
- welche Ängste ich habe
- worum ich andere beneide
- wie ich gerne sein möchte,

also alles Gründe, wieso ich eigentlich Therapie mache. Das herauszufinden ist schon einmal viel!
Für mich sind das sehr naheliegende Fragen, vor allem in depressiven Phasen grüble ich ständig und habe daher genügend Stoff.

Wenn du dich für unfähig hältst ausreichend gut mitzuarbeiten, das kann auch ein Depressionssymptom sein. Ich komme mir immer sehr bescheuert vor, in schlechten Phasen. Zu blöd zu allem, eigentlich.
Vielleicht hat dein Therapeut gar nicht diesen Eindruck von dir?

Auf jeden Fall würde ich nicht nur die "Fehler" bei dir selbst suchen, ich glaube nicht, dass Therapeuten als einzige Menschengruppe immer recht haben!

Liebe Grüße, und lass dich nicht entmutigen!
Constanze
BeAk

Re: Therapie wirken lassen

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

zuminstest mir helfen solche Anregungen eigendlich überhaupt nicht, weil ich mir diese Fragen nie stelle/ keiner dieser Empfindungen hege.

Ich kenne eigendlich nur sehr wenige Ängste. Eine davon ist mißbraucht zu werden, ein Trauma.

Während meiner Therapie gab es nur eine einzige Angst, ich hatte Angst vor meinem Therapeuten.
Darüber hatte ich meinen Therapeuten haarklein infomriert. Aber mein Therapeut zog es vor mir gegenüber das Thema nicht offen zu legen, wie so vieles nicht.
Somit war Bearbeitung nicht möglich.

Und damit bin ich wieder bei der therapeutischen Arbeitsweise die zum Patienten passen muß.
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