Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

rm
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Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von rm »

<<...und würde dich gerne fragen, ob du nicht einen Fortsetzungsthread eröffnen möchtest,
in der Hoffnung,es mögen noch weitere Facetten dieses Themas beleuchtet, weitere Tiefen - oder Untiefen - ausgelotet werden.<<

Liebe Clown,
gern komme ich Deinem Vorschlag nach. Hier also der 2. Teil. Übrigens: Dank für u.a. Deine und Maruschkas Zeilen. Tun gut.

Hier geht's zu Teil I:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1204723159

Liebe Grüße,
Reinhart
danideng
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von danideng »

Lieber Reinhart,

du hast alles richtig gemacht

Ich finde dieses Thema hochinteressant und lese sehr interessiert mit, da ich mich in sehr vielem wiederfinde.

Besonders das posting von Virginia zeigt mir fast meinen ganz persönlichen Weg auf. Wie ich nach der Klinik erst mal in ein tiefes Loch fiel, es anschließend jedoch langsam, aber stetig nach oben ging, wie wichtig der richtige Moment für den Wiedereinstieg in das Berufsleben war, wie schwer dies fiel, um im Nachhinein aber sagen zu können, es WAR der richtige Moment.

Ich war ein wenig betroffen, weil eben etliche dies nicht schaffen, so wie von Virginia beschrieben. Unser Weg ist lang, und wann das nächste Tief kommt, ist leider nicht absehbar. Doch die Versuchung, anhand der Krankheit aus der Realität zu fliehen, war bei mir tatsächlich verstärkt vorhanden!

Liebe Grüße
Dani1112
rm
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von rm »

"du hast alles richtig gemacht "

Wow, das freut mich liebe Dani, auch, daß Du anscheinend den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg geschafft hast.

Ich für meinen Teil weiß zwar nicht, ob ich jemals wieder den Einstieg schaffe, aber den richtigen Weg könnte ich finden und das auch Dank diesen Diskussionen hier (auch wenn ich manches im Moment nur bruchstückhaft erfasse, doch ich will mir Zeit geben..).

Sei lieb gegrüßt, ebenfalls Max
Reinhart.

P.S. Gehe jetzt 'turnen'
triste
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von triste »

Hallo Lt. Cable,

natürlich macht die Depression keinen Spass, das hat auch niemand behauptet. Im Gegenteil - je härter, desto wirkungsvoller (im Sinne von Veränderungsbereitschaft). Das ist ja der Sinn der Depression (meiner Meinung nach): dass wir gezwungen sind, zu verändern.

Du äusserst in Deinen postings genau die Ansichten, die es meiner Meinung nach unmöglich machen, für sich etwas zum Besseren zu verändern. Du kritisierst die Gesellschaft. Ich möchte entgegensetzen: Aber wir haben doch so viele Freiheiten in unserer Gesellschaft! Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern können wir doch (fast) alles tun und frei entscheiden!

Du kritisierst die leider weit verbreitete Behandlungspraxis in den Facharztpraxen. Ja, das ist leider so und ist schlimm. Und doch - Du hast die Möglichkeit, Dir einen anderen Arzt zu suchen, einen, der sich mehr Zeit nimmt. Es gibt sie...ich musste auch erst 4 Ärzte durchmachen, bis ich auf einen guten traf! Immerhin gibt es in Deutschland eine gute Versorgung mit Ärzten... man muss nicht erst hunderte von Kilometern reisen, um zu einem zu kommen! Man bekommt übrigens auch teure Medikamente fast für umsonst, wo andernorts eine Depression so lange ausgehalten werden muss, bis sie allein vorbei geht.

Du schreibt da etwas, das mich wütend macht:
"Verantwortung zu übernehmen heißt für mich zudem auch, in Form menschenwürdiger Rahmenbedingungen Anreize zum Verlassen der Kiste zu bieten."

Meinst Du das denn wirklich im Ernst, wenn Du mal Deine Wut wegstreichst? Meinst Du wirklich, die Gesellschaft müsste Dich aus der Krankheit holen und die Welt für Dich verbessern?

Ich habe hier im Forum schon öfter diese Diskussion geführt und bin immer wieder aufs Neue schockiert, wie viele Menschen tatsächlich diese Anspruchshaltung haben.
Mein Argument ist immer dasselbe:
Schaut Euch mal um in der Welt, wie es anderswo aussieht, wo Frauen und Kinder nichts wert sind, Menschen ihre Meinung nicht öffentlich sagen und schreiben dürfen, wo Menschen 7 Tage die Woche hart schuften müssen und kaum sich und die Familie durchbringen können, wo man Hunger leidet, oder durch eine Naturkatastrophe allen Besitz verloren hat und nichts davon ersetzt bekommt, wo Menschen an ihrem Arbeitsplatz vergiftet werden und keine Entschädigung bekommen, wenn sie daraufhin erkranken, wo Kinder von 8, 9, 10 Jahren den ganzen Tag arbeiten müssen und Schläge bekommen, wenn sie nicht schnell genug sind, wo wieder andere Kinder nichts sehnlicher wollen, als zu lernen und in die Schule zu gehen - nur könnnen sie es nicht, weil es keine Schule gibt oder sie Geld verdienen müssen für die Familie... .
ich könnte noch endlos weiter aufzählen und ich bin fassungslos darüber, wie man das nicht sehen kann.

In der Krise ist der Depressive nicht fähig, zu handeln, das ist klar und jeder akut Kranke hat bei mir diesen Bonus.
Aber irgendwann, wenn es besser geht, muss man wieder Verantwortung für sich übernehmen, denn so läuft das Leben, denn es ist ein Über-leben und dafür muss man was tun. Alles andere bedeutet, dass man - wie ein Kind - von anderen versorgt werden will.... Versorgungsanspruch nennt man das.

Ich will Dich nicht fertig machen und bin bei diesem Thema sehr emotional, wie man vielleicht merkt.
Ich gestehe auch jedem eine andere Auffassung zu, nur eines dürfte sich von selbst verstehen: Mit einer Haltung, wie Du sie äusserst, wird man es niemals schaffen, aus der Depression herauszukommen.
Denk´mal drüber nach.

Gruß
Virginia
tomroerich
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von tomroerich »

Hallo Jojo,

da bin ich froh und erleichtert, dass du so klar sehen kannst, dass es deine Gedanken sind und nicht meine, die du zum Ausdruck gebracht hast
Ich habe den Tag mit Gartenarbeit verbracht und schon komme ich kaum noch hinterher. Mach ich also den Quereinsteiger. Nein, Thomas und Co finde ich nicht gut. Ich will kein Wortführer mit Anhängsel sein, so klingt es etwas für mich. Und ich mag Fraktionen nicht besonders. Sone Art Thomas-Partei, ne! *schüttel* Ich habe in diesem Forum schon viel darunter gelitten, dass man mir sowas wie Gurutum vorgehalten hat, davon möchte ich nix mehr wissen. Ich habe lediglich bisweilen die Fähigkeit, Dinge gut auszudrücken und auf den Punkt zu bringen und andere nehmen dann gerne Bezug darauf. Nur so kommt das zustande. Du kannst ja von den "Anängern der Theorie des Krankheitsgewinns" reden, kurz ADTK



Thomas

P.S. wolltest du mir eigentlich nicht ne mail schreiben oder verwechsele ich da jetzt was?
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tomroerich
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von tomroerich »

Hallo Cable,

da muss ich der Virginia verdammt recht geben. Wenn du darauf wartest, dass man dir das Glück bereitet und gute Konditionen unter denen du dich wohlfühlen könntest, dann wartest du vergeblich und ewig. Und es stimmt, was Virginia sagt, dass wir geradezu traumhafte Bedingungen haben. Zwar meine auch ich, dass der ganze Materialismus den wir derzeit erleben, ziemlich gute Bedingungen für Depressionen schafft, aber für mich ist das Leben kein Badeurlaub wo man meckern kann, wenn die Dusche tropft. Dies sind die Bedingungen deines Lebens und die sind wirklich nicht schlecht, verglichen mit vielen anderen. Nimm sie an und entfalte dich in ihnen und bring deine Individualität gegen diesen Widerstand hervor, denn Widerstand ist Bedingung für Individualität und persönliches Glück. Niemand würde ohne diesen Gegenwind jemals etwas anders finden als seichte Zufriedenheit. Daran z.B., eine Depression zu überwinden, kann man unglaublich wachsen. Wer sich gegen diesen Widerstand durchgesetzt hat, der weiß, was Leben ist

Grüße

Thomas
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Liber
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von Liber »

Hallo Thomas,

deinem Einwand gegen "T. und Co" stimme ich zu .


Hallo Jojo,

obwohl ich es selbst mal verwendet habe, fühle ich mich unter "Co" weder recht wohl noch stimmt es, denn jeder und jede kann ja immer nur sich selbst hier einbringen. Wenn Übereinstimmungen zu erkennen sind, ist das sehr schön und bereichernd, aber nur auf der Grundlage, das Eigene in sich wahrnehmen und entfalten zu können.


Lieben Gruß

Brittka
kormoran
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von kormoran »

lieber reinhart
liebe diskutantInnen

ich werde mir dieses schnürchen samt teil I ausdrucken und irgendwann nachlesen. es ist einfach zu viel aber es ist verdammt viel sehr nützliches und kluges und unbequemes und gefährliches drin. danke.

diesmal keine textflut von mir

gute nacht
kormoranin
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*** zurück ins leben!
Ada
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Registriert: 27. Okt 2007, 23:35

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von Ada »

Ihr Lieben,
ich komme nicht umhin mich auch mal zu Wort zu melden ;:)
ich verfolge dieses Thema mit großem Interesse...und ja, die Erkenntnisse sind teilweise schwer zu verdauen...
In meiner Therapie komme ich momentan zu ähnlichen Erkenntnissen, die nicht weniger schmerzhaft sind...Krankheitsgewinn...ja auch ich muß mir eingestehen, dass ich einen habe...oder eher gesagt, dass es mir Angst macht, ohne meine Krankheit zu sein...

Wer bin ich dann, was mache ich dann? auch das fällt für mich irgendwie unter Krankheitsgewinn, denn ich scheine mich in gewisserweise ( unterbewußt) darüber zu definieren...und auch in meiner Krankheit zeigt sich mein Perfektionismus, denn wenn es mir schlecht geht, dann soll es mir schon außergewöhnlich schlecht gehen, ich bin so besonders, das ich nur das allerschlechteste verdient habe...und auch sonst, mein strenger Maßstab gilt nur für mich, bei anderen kann ich locker mal drei gerade sein lassen, nur bei mir, da waltet Strenge, ich habe es ja nicht anders verdient...
das tue ich nicht bewußt...aber es ist mir nun in der Therapie bewußt gewworden und das hat mich schon sehr erschreckt...
es ist schwer in worte zu fassen, ich scheine mich ( unterbewußt) irgendwie durch das außergwöhnliche Leiden
wertvoller zu fühlen, denn dann bin ich ja was besonderes oder etwas ganz außergewöhnliches und daran mache ich meine Wertigkeit fest...daraus resultiert auch die Angst, ohne meine krankheit ein NIchts zu sein...ich schreibe ds jetz ganz schonunglos und ehrlich und es fällt mir nicht einfach und tut weh, aber allein dieses schonungslose Ansehen bringt Heilung, denke ich....ich bin auch so etwas wert, weil ich bin... das will ich lernen...und so weh es auch tut, ich habe wohl einen Krankheitsgewinn, ob es das füllen von Leere, etwas sein und wenn es nur Krankheit ist oder das sich entziehen ist...wie schon jemand geschrieben hat, die Depression kann auch ein Mittel sein, sich zu entziehen wenn einem alles zuviel wird, weil man es nicht schafft sich gerecht zu werden, nein zu sagen...man macht so lange weiter bis nichts mehr geht...ich habe lange die Meinung vertreten, meine Depression, die Ängste und Zwänge die ich habe, beruhen auf einer Störung in meinem Gehrinstoffwechsel...ich muß nun erkennen, das das nicht nur so ist, ich viele Muster und Stimmen in mir trage, die mich krank machen...meine Seele wehrt sich und ich habe sie über Jahre ignoriert, weitergemacht, trotz VT
...erst seit dem ich meine Analyse mache ist es mir möglich das zu sehen...und ich versuche es zu ändern...es ist schmerzhaft sich all dessen bewußt zu werden, aber ich denke es ist "not -wendig", für mich zumindest...
Ich finde es schön, dass es hier Menschen gibt, die es schaffen, der Wahrheit so offen ins Gesicht zu blicken, nicht um sich oder anderen zu schaden, sondern um einen Weg heraus zu finden...
Alles LIebe wünscht Euch
Ada
Liber
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Registriert: 4. Jun 2006, 18:09

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von Liber »

Hallo Virginia,

ich habe jetzt eine Weile über dein Posting nachgedacht - und obwohl es natürlich stimmt, was du sagst, störte mich etwas daran.

Ja, es ist dieser Vergleich: "schau mal, wie schlecht es den Leuten dort und dort geht, wie gut geht es uns dagegen... " usw usw.

Natürlich stimmt das rein sachlich gesehen absolut - aber trotzdem ist es gerade diese Einstellung, die es mir z.B. lange Zeit furchtbar schwer gemacht hat, mein eigenes Leid als solches wahrzunehmen und anzuerkennen.

Und dies Wahrnehmen und Anerkennen des eigenen Leides (das weniger in äußeren als vielmehr in inneren Bedingungen lag) war unbedingt nötig, um überhaupt einen Ausweg daraus finden zu können.

Deshalb ist so eine Aussage wie oben in meinen Augen "zweischneidig" - sie relativiert das Leid, aber sie trägt auch zu der Einstellung bei "ich habe doch keinen Grund, dass es mir schlecht geht", was zur weiteren Verdrängung und zu Schuldgefühlen beiträgt.



Liebe Ada,

danke für dein ehrliches und offenes Posting! Ich erkenne mich darin sehr wieder: genau diese Identifikation mit dem Schmerz ist es, die es so schwer macht, ihn loszulassen. Die Erkenntnis, DASS diese Identifikation da ist, ist ein ganz wichtiger Schritt!


Liebe Grüße
Brittka
Guinevere
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von Guinevere »

Hallo Brittka,

>Deshalb ist so eine Aussage wie oben in meinen Augen "zweischneidig" - sie relativiert das Leid, aber sie trägt auch zu der Einstellung bei "ich habe doch keinen Grund, dass es mir schlecht geht", was zur weiteren Verdrängung und zu Schuldgefühlen beiträgt.

Jo, das ist ziemlich "zweischneidig". Da ging es mir eigentlich jahrelang genauso. Das: ich kann mich eigentlich nicht "beschweren", ich hab zu Essen, ein Dach übern Kopf...

Das - ich sag mal aus meiner Sicht - "blöde" daran ist, dass man zudem - ich weiß nicht, ob das jetzt "verständlich" ist - im Bewusstsein eine Trennung (die Anderen) schafft, seinen Blick vermehrt nach Außen richtet und zusätzlich vermehrt auch die "Negativas" in sein Denken integriert, diese dadurch ständig neu erschafft...

Sehr lieben Gruß Dir!
manu
rm
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Registriert: 5. Nov 2006, 15:46

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von rm »

<<die Depression kann auch ein Mittel sein, sich zu entziehen wenn einem alles zuviel wird, weil man es nicht schafft sich gerecht zu werden<<

Liebe Ada,

Einfach nur Hochachtung für Deinen Beitrag! Auch ich finde mich hier in großen Teilen wieder.

Gute Nacht,
Reinhart
912318798
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch, Ihr Lieben!

An Clown:
Ich weiß nicht, wie ich Dich verstehen soll…
Wenn ich Dir in irgendeiner Weise geholfen haben sollte, gerne und wieder, wann immer ich kann!

An manu:
Willkommen im Club der selbst und ständig Arbeitenden!
Im steuerlichen Zusammenhang habe ich offensichtlich vergessen, zwei wichtige Gänsefüßchen zu setzen. Aber viel geht ja heutzutage wirklich nicht mehr. (Außer in der „Gastrozone“ [?])
Nachsatz zur Brau: Wer den Besitzer einer Diskette feuert, ist selber schuld…
Das System musst nicht erst Du mir vermiesen, das schaffte es vor langer Zeit selbst!
Sage mir, warum Du gesund werden willst, wo doch ebenfalls ohnehin nur dieses Kränkeln…?
Und für später: Was, Du kannst Dir einen Grabstein leisten?

An Virginia:
Von der kontroversiellen Ebene in dieser Diskussion klinke ich mich aus.
Ich bin dazu nicht in der Verfassung, im Ganzen nicht gerade sehr streitfähig.
Die Sache mit dem Annehmen der Depression verkrafte ich nicht.
Da gab es schon einmal dieses Thema; ich konnte da nichts ernten.
Momentan arrangiere ich mich, Annehmen hat mir zu viel mit Resignation zu tun.
Vielleicht ist das ein Fehler.
Bea und auch meine Thera stoßen mir immer wieder die Nase drauf, aber…

An Brittka und Thomas:
Ich löse also Eure Seilschaft auf und werde hinfort das Kürzel nicht mehr verwenden.
Meine Nachricht an Thomas ist noch ausständig, sie wird kommen!
Ich wünsche, viel Freude bei der Gartenarbeit gehabt zu haben!

Viele liebe Grüße Euch und Allen

Jojo
steppenwolf1

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von steppenwolf1 »

Ich danke Euch, mit Eurer (schonungslosen) und doch schonungsvollen Darstellung der Sachlage. Nur weiss ich nicht, wie ich es in mein Denken integrieren soll. Mir geht es teilweise wie Jojo, möchte es mir aber nicht eingestehen, dass es so ist, wie Ihr beschreibt, denke ich bin ein schlechter Mensch. IN dem Sinne fand ich Virginias Posting einfach gut und auch entlastent. Danke Dir dafür, wenngleich ich immer noch nicht weiss, was richtig ist und was nicht. Auch dank an Dich Thomas, auch wenn Du als teilweise abgehobener Philosoph dargestellt wirst. Ich finde Deine Beiträge hier sehr sehr gut und nachdenklich, weise und schlau. Ich lese sie gerne udn habe schon viel herausgezogen !
Ada, auch Diene Worte stimmen mich nachdenklich, aber man muss wohl über das Nachdenken und Grübeln hinauskommen und Tatsachen ins Auge sehen und v.a für sich akzeptieren. Aber wie macht man das ? Noch heute hätte ich gern nicht die Akzeptanz von mir sondern von meinem Therapeuten, dem es mit 100% Wahrscheinlichkeit egal ist.
Ich wünsch euch was !

Gruss, s.wölfin
BeAk

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

mache ich wirklich eine resignierten Eindruck auf Dich?
Andere Leuten habe ein chronisches Herzleiden oder, oder, oder.

Wir müssen alle mit unseren Leiden leben.
Ich finde nichts schlimmes daran.
Nur möchte ich nicht mein Leben von meinem Leid bestimmen lassen.
RoadToNowhere
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von RoadToNowhere »

ich hatte Virginias Posting über unsere vergleichsweise gute Situation hier eher als Hinweis der Art: Wir haben hier günstige Rahmenbedingungen überhaupt wieder aus unseren Problemen rauszukommen, würden wir in einem einzigen Drittweltstaat mit Kinderarbeit und mit einem Allgemeinmediziner pro 200.000 Menschen leben würden wir an unseren Depressionen kaputtgehen weil wir gar keine Chance hätten eine -zugegebenermaßen immer noch nicht perfekte - Versorgung zu kriegen wie es sie hier gibt.
imagine
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von imagine »


weiter unten geht es los
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
912318798
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von 912318798 »

Nicht doch, Bea!
Meine Sage ist, dass Du, und auch meine Thera, mich des Öfteren eben zur Annahme motivieren wolltet!

Meine Sicht, Annahme gliche der Resignation, sehe ich als möglichen Fehler!

Irgendwie gewinne ich langsam den Eindruck, dass ich an meinem Ausdruck etwas verändern werde müssen.
Ich verstreue hier haufenweise Missverständnisse!
Und dann habe ich die ganze Arbeit, die Wogen wieder zu glätten.
Dabei war ich früher in Deutsch immer so gut....
Offensichtlich ist meine Angst, die Helligkeit zu verlieren, nicht so ganz unbegründet!

Entschuldige, wenn ich mich schlecht verfasst habe, ich habe nichts an Deinen Ratschlägen, die Du an mich gerichtet hast, auszusetzen!
Das weißt Du!

Lieben Gruß und bleib stark!

Jojo
steppenwolf1

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von steppenwolf1 »

Liebe Jojo,

ich habe Deine Beiträge mit INteresse verfolgt und gelesen auch wenn mir lesen schwer fällt. Dennoch, finde ich Deine Beiträge sehr wertvoll und kann mich mit Ihnen identifizieren.
Ich weiss, dass es schwer ist, nach einem BurnOut zu sagen, ich will nicht. Denn man hat ja nach langem tun und immer wieder tun, einen Zusanmenbruch erlebt. Aber dennoch war es eine Notfallreaktion des Körpers oder der Seele, erstmal Ruhe zu erfahren und das ist ja auch legitim. Das BurnOut und die Depri haben Ihre Berechtigung, jojo und ich hoffe, dass Du Dir auch was positives aus den Beiträgen nehmen kannst.
Ich kann Dich verstehen.

Gruss, s.wölfin
BeAk

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

ja, ich weiß das und ich habe Dich auch vollkommen richtig verstanden im Posting oben.

Ich wollte Dir einfach nur nochmal meine Sichtweise deutlich machen.

Übrigens fällt mir noch ein schönes Beispiel aus dem Psychologieunterricht ein.

Stelle Dir eine lange Linie vor. An das eine Ende schreibst Du gesund und ans andere Ende krank.

Wir alle bewegen uns ständig auf dieser Linie, sowohl was unsere körperliche wie seelische Gesundheit angeht.

Nie erreichen wir wirklich das eine oder andere Ende.
imagine
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von imagine »


irgendwie ging die Hälfte meines Beitags verloren, hier also nochmal der Anfang

ich möchte noch mal auf Virginis Posting eingehen, ich sehe das etwas anders, als du

Vergleichen und die Frage nach dem Warum führen in die Irre, fürchte ich
Ich war mal in einer antroph. Klinik für innere Medizin, in der fast auschließlich an Krebs erkrankte Menschen waren, die von anderen kliniken kamen, weil sie dort ais austherapiert galten.
Meine Diagnose lautete Migräne und reaktive Depression.
Nach zwei Tagen fühlte ich mich völlig gesund, blieb dann aber noch 10 tage in der Klinik.

Am Entlasstag sagte der Chefarzt, der mich auch die ganze Zeit behandelt hatte:

"vergessen sie nicht, dass sie schwer krank sind und diese Krankheit annehmen sollten, ihr Körper braucht seine Zeit"

Er gibt mir heute noch Kraft, dieser Satz

Er erlaubt mir, gut zu mir und zu meinen Krankheiten zu sein und damit zu mir
In dieser Klinik erlebte ich noch etwas, was ich seit einiger Zeit für mich entdecke:
Ich lege großen Wert auf Manieren, bes. aber auf Tischmanieren.
In diesem Traum fraß ich, wie ein Schwein.
Der Thera meinte, es wäre mein Unbewußtsein, was mich diesen für mich so absurden Traum träumen ließ
Immer mehr entdecke ich inzwischen mein lautes, stürmisches Wesen, passe mich weniger an, ducke mich nicht mehr so schnell, werde ANGEMESSEN aggressiv und nicht depressiv...

Manchmal schieße ich auch über das Ziel hinaus, bin hypersensibel, aber das bin ich, ich habe mich Jahre lang unterdrückt (nicht unterdrücken lassen!)

@ Reinhart das mit der Zyste war schon okay, die hatte sich an diesem Tag gestielt, oder sowas, sie war also vorher völlig ungefährlich


schlaft alle gut
imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
Bernd2

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von Bernd2 »

"Übrigens fällt mir noch ein schönes Beispiel aus dem Psychologieunterricht ein." Zitat Bea


Hallo Bea,

an welcher Schule wird denn das Fach "Psychologie" unterrichtet?

Gruß ins Münsterland
Bernd
BeAk

Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von BeAk »

Lieber Bernd,

Du bist aber garnicht neugierig.

Ich vermute an allen Schulen, die Schüler in Gesundheitsberufen ausbilden.

Nicht nur an unserer.
imagine
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von imagine »

Hallo Bernd
einen schönen Satz hast du da am Schluss, so ist es wohl..
Liebe Grüße
imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
triste
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Re: Krankheitsgewinn Depression: Flucht aus der Realität?`Teil II

Beitrag von triste »

Hallo road,

ja, genau so meinte ich es !


Hallo Brittka,

ich dachte, in meinem ersten Posting wäre klar geworden, dass ich zuallererst natürlich für eine Sensibilität gegenüber den eigenen Gefühlen bin sowie natürlich auch dafür, dass man seine Erkrankung ernst nimmt und zwar so ernst, dass man dadurch erkennt, dass sie nicht ohne Grund gekommen ist. Ich glaube, jeder, der länger an Depressionen erkrankt, kennt diese Schuldgefühle....dass man sich vielleicht nur alles einbildet oder es doch anderen Leuten angeblich viel schlechter geht, etc., auch ich hatte solche Gedanken.

Natürlich meinte ich mit obigem posting nicht, dass man sein eigenes Leid in Anbetracht des Leidens in der Welt kleiner machen soll. Im Gegenteil, es geht beim Gesundwerden ja gerade darum, sich selbst und seine Gefühle endlich ernst zu nehmen!!

Aber für das eigene Leid die Gesellschaft verantwortlich zu machen, das halte ich dann doch für den komplett falschen Weg und nur in diesem Kontext ist mein obiges posting zu verstehen..

Hallo Jojo,

tut mir Leid, wenn es Dir zu kontrovers hier ist. Annehmen, dass man wegen irgendetwas krank geworden ist, bedeutet aber nicht zwangsläufig Resignation, es kann auch der Anfang zur Selbstheilung sein, wenn man sich endlich erlaubt, krank zu sein! Mach´Dir doch nicht so viel Druck!

Gruß
Virginia

Hallo imagine,
gerade erst deinen 2. Teil gesehen:
Du hast mein posting missverstanden, s.o.!
Gruß
Virginia
Antworten